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Kleine Kugeln

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15.04.2005
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Kleine Kugeln

Kleine Kugeln

„Heilix Blechle! Bub! Zappel doch net so rum!“
Man schrieb das Jahr achtzehnhundertachtundachtzig. Albert, gerade neun Jahre alt und Kaufmannssohn aus Ulm, trat aufgeregt von einem Fuß auf den anderen. Mit den Brüderles, dem alten Nachbarsehepaar, sollte es heute nach Augsburg gehen. Der alte Felix Brüderle hatte ihn, Albert ganz allein, zu der Fahrt eingeladen. Mußte doch Alberts Vater Hermann geschäftlich nach München für ein paar Tage. Und seine Mutter Pauline fühlte sich überfordert durch den nervösen Jungen, der seine Umgebung durch hartnäckige und seltsame Fragen zu nerven pflegte.
Der Bahnhof Ulms faszinierte Albert. Der Strom der Reisenden, die hektische Betriebsamkeit, aber vor allem die Lokomotiven, die wartend auf den Gleisen standen, zogen ihn in ihren Bann.
„Schau Bub, die große Dampflok da, die fährt am Nachmittag nach Konstantinopel. Da wird grad der Kessel beheizt.“ Albert folgte der ausgestreckten Rechten des alten Felix. Das mächtige Stahlroß, das unablässig Dampf aus den Ventilen abließ, beeindruckte ihn über alle Maßen.
„Wenn der Dampf nicht abgelassen wird, und man den Kessel immer weiter heizt, was passiert dann?“, wollte er wissen.
Der alte Felix lachte. „Ja, Bub, was fragst so saudumm?! Dann fliegt er dir irgendwann um die Ohre’.“
Adele Brüderle, das treue Weib Felix’, nahm kopfschüttelnd ein Paket mit Wurststullen aus dem Korb, den sie über dem linken Arm trug.
„Das solltest aber wisse’ in deinem Alter, Albert.“ Damit reichte sie ihm eine dick mit Fleischwurst belegte Stulle, die obendrein noch mit Kräutern aus dem eigenen Garten verfeinert war.
„Iß, Bub. Siehscht so mager aus. Und nervös bischt auch.“
Albert nahm die dargebotene Stulle, ohne hineinzubeißen. Das angeschlagene Thema ließ ihn nicht los.
„Was ist denn“, wollte er wissen, „wenn man die Wände des Kessels ganz dick macht? Einen Meter dick?! Dann kann er nicht explodieren?“
„Was glaubst, was des koscht, Albert?“, wandte Felix ein. „Da würd’ soviel Stahl verbraucht werden, des könnt kein Mensch zahle’. Und außerdem, irgendwann fliegt der auch in die Luft. Man muß nur lang genug heize’…“
Er lachte.
„Was is’ mit dem Bub?“, wollte Adele wissen. „Des is net gut, dass er soviel fragt. Mit dem nimmt’s ein schlimmes End. – Iß jetzt, Bub. Und sei ruhig.“
Diese letzte Bemerkung galt Albert, der gerade zu einer neuen Frage ansetzte. Folgsam biß er in seine Stulle.
„Gell, es schmeckt, Albert“, ließ sich Felix vernehmen und tätschelte Alberts Arm. „Da muß man sich kei’ Gedanke mache’, der Albert is scho’ ganz gesund. Das Nervöse, das wächst sich aus.“

Eine Viertelstunde später saßen Albert und das alte Ehepaar in einem Abteil dritter Klasse nach Augsburg. Noch stand der Zug auf dem Gleis.
„Wann fahren wir denn ab?“, wollte Albert wissen.
Felix zog eine Uhr aus der Westentasche, die an einer Kette hing. „Noch zeh’ Minute’, Albert“, sagte er. Und zu Adele: „Des dauert zu lang für so ein Kind.“
Auf dem Nachbargleis fuhr der Zug aus München ein. Albert verfolgte gebannt die vorbeigleitenden Waggons, duckte sich gar unter das Fenster, dass er nur die obere Hälfte der Wagen zu sehen vermochte.
„Von hier sieht es so aus, als würden wir fahren“ sagte er.
Adele stieß ein Seufzer aus. „Der Bub macht mich au’ scho’ ganz nervös“, sagte sie. „Er hat eine kapriziöse Art.“
Das schwierige Wort wollte kaum über ihre schwäbischen Sprechwerkzeuge. Desto mehr drückte es ihre Gereiztheit aus.
„Laß doch mal den Bub in Ruh’“ sagte nun Felix. „In dem Alter muß ma’ halt viel frage’, des isch einfach so. – Hast scho’ recht, Albert. Von da unte’ sieht des ganz so aus, als würde’ mir fahre’. Aber es sieht halt nur so aus, des weißt doch, gell?!“
Die plötzlich aufkeimende Besorgnis Felix’ um die geistige Gesundheit Alberts animierte Adele, sich nach der Zurechtweisung durch ihren Ehemann wieder zu Wort zu melden.
„I’ weiß net, ob er des weiß“, sagte sie.
„Spielt das überhaupt eine Rolle“, fragte Albert, „ob wir fahren oder der andere Zug. Wir bewegen uns aneinander vorbei.“
„Bist net ganz gescheit“, polterte nun Felix, dem die Fragerei Alberts auch zuviel wurde. „Des spielt schon eine Rolle. Du willst doch auch nach Augsburg, oder vielleicht net?! – Siehst, da isch des schon wichtig.“
Der Zug ruckte an. Albert vertiefte sich in die vorbeiziehende Landschaft. Felix lehnte seinen Kopf an die Waggonwand, zog seine Schildmütze über die Augen und nickte ein. So war er vor den Fragen Alberts sicher.

Ein paar Jahre später begann Albert, inzwischen ein junger Mann, ein mathematisch-physikalisches Fachlehrerstudium an der Technischen Hochschule in Zürich. Weihnachten achtzehnhundertachtundneunzig kam er zu Besuch zu seinen Eltern. Wie es der Anstand erforderte, besuchte er am Heiligen Abend auch die alten Brüderles, um sich nach ihrem Wohlergehen zu erkundigen und ihnen ein frohes Weihnachtsfest zu wünschen.
„Bischt ein stattlicher, junger Mann geworde’, Albert“ sagte Adele Brüderle. Sie hatte ihn bei den Schultern gefasst, hielt ihn mit ausgestreckten Armen und betrachtete ihn. „Die Mädele in Zürich habe’ das bestimmt au’ scho’ festgestellt.“
Lächelnd begrüßte Albert Felix. Der schlug ihm nach Männerart auf die Schulter und setzte ihm ein Glas Kirschwasser vor. Eine halbe Stunde unterhielt man sich fröhlich und angeregt, dann jedoch wurde Albert immer stiller. Nachdenklich saß er da, hörte kaum noch auf die Fragen der Brüderles.
Adele gab ihrem Ehemann ein Zeichen. Beide erhoben sich, um in die Küche zu gehen. „Wir müsse’ nach dem Brate’ schaue, gell, Albert“, gab der alte Felix zur Erklärung.
„I’ hab’s scho’ immer g’wußt”, sagte Adele in der Küche. „Der Bub is’ net g’sund.“
„Vielleicht hat er Liebeskummer“, sagte Felix. „Wir werde’ ganz behutsam vorgehe’“.
Zurück bei Albert fragte Adele: „Weihnachte’ isch ein besinnliches Fest, gell, Albert?! Da wird man manchmal ganz traurig…“
Albert lächelte. „Ach nein. Ich denke nur nach.“
Adele tauschte mit Felix einen Blick. „Worüber denkst nach, Bub?“
„Über ein wissenschaftliches Problem.“
Wieder ein Blick. „Laß doch mal höre’, Albert“, sagte Felix dann. „I’ würd’ scho’ gern wisse’, was dir im Kopf rumgeht.“
Albert räusperte sich und sah Felix konzentriert an. „Wenn man eine Zinkplatte mit einem besonderen Licht bestrahlt, dann treten aus dieser Platte Elektronen heraus. Wir wissen nicht, warum.“
„Des macht dir jetz’ Sorge’?“ begehrte Felix zu wissen, während Adele fragte: „Wie heißt des?!“
„Elektronen“, sagte Albert mit Blick auf Adele, „das sind kleine, elektrisch geladene Kugeln.“
„Elektrisch geladene Kugele“, echote Felix und warf seiner Frau einen vielsagenden Blick zu. „Und was macht dir da jetz’ Sorge'?“
„Daß wir nicht wissen, wie das vor sich geht“, erklärte Albert geduldig. „Licht ist eine Welle, die Elektronen sind Teilchen, das kann eigentlich nicht funktionieren.“
„Wieso ist Licht eine Welle?“ Felix sah Albert konsterniert an. „Wenn ich die Donau entlanggeh’, dann seh’ ich Welle’. Aber das isch doch kei’ Licht. Licht isch einfach hell.“
Albert sah so bekümmert aus, dass Felix nicht weiter in ihn drang. Nach einer Weile sagte er: „Hano, Welle könne’ scho’ Kugele bewege’. Die Welle’ von der Donau bewege den Sand am Ufer, und Sand besteht aus kleine’ Kugele.“
Prüfend sah er Albert an, ob dieser Rat den Betrübten in irgendeiner Weise aufhellte. Doch Albert schüttelte den Kopf.
„Das geht bei diesem Problem nicht. Die Elektronen können nur durch andere Teilchen bewegt werden.“
Felix rückte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Es schien ungemein schwierig, Albert die Flausen aus dem Kopf zu treiben. Er räusperte sich.
„Also die Elektrone’ sind kleine Kugele, des stimmt doch?“
Er sah erst Albert und dann seine Frau an, die sich inzwischen erhoben hatte und sich am Weihnachtsbaum zu schaffen machte.
Albert nickte. „Die Elektronen sind kleine Kugeln.“
„Und des Licht bewegt die Kugele?“ bohrte Felix weiter.
Albert nickte wieder.
„Und nur andere Kugele könne die Kugele bewege’?“
„Ja, aber…“, setzte Albert an, doch Felix schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. „Dann besteht Licht ebe’ aus kleine Kugele.“
Als Albert immer noch skeptisch dreinsah, ergänzte er: „Wenn’s eine Welle sein kann, dann kann’s au’ eine Kugel sein.“
Plötzlich hatte Albert es sehr eilig, sich zu verabschieden. Kaum hörte er den Gruß der Brüderles.
Wieder allein mit ihrem Ehemann, sagte Adele mit missbilligendem Blick: „Mußt den Bub net völlig verrückt mache’. ‚Licht besteht aus kleine Kugele’ , wenn i’ des scho’ hör! Du bist schuld dran, wenn der Bub no’ völlig durchdreht.“

 

Hallo marquee,

Eine herzliche, warme Geschichte hast du da geschrieben. Schön, wie du die Brüderles hast agieren lassen in ihrer Sorge, aber auch Genervtheit :).
Besonders gefallen hat mir der Dialekt :D.

Das ist ein gelungener Beitrag zum Einsteinjahr!

Physik ist alles andere als mein Steckenpferd, aber den fachlichen Ausführungen konnte ich doch noch folgen, da sie ja immer wieder auf Brüderles Niveau führten ;).

Lieber Gruß
ber

 

Hi ber,
vielen Dank für die Lorbeeren. Freut mich, daß dir die Geschichte gefällt. :)

Lieben Gruß
marc

 

Hallo marquee,

Erst einmal möchte ich mich für deinen gelungenen Beitrag zur Rubrik '2005 - Einsteinjahr' bedanken. Die Geschichte ist im Großen und Ganzen flott geschrieben und gewinnt durch den schwäbischen Dialekt des Ehepaares Brüderle an Leichtigkeit und Humor. Der junge Albert wird in den Gesprächen mit den beiden gezwungen, komplizierte physikalische Fragestellungen verständlich und pointiert, gemäß seines aufmüpfigen Charakters, auszudrücken. Der Laienhaftigkeit des Herrn Brüderle verdankt er schließlich eine bahnbrechende Erkenntnis auf dem Gebiet der Quantenphysik (photoelektrischer Effekt). Von inhaltlicher Seite habe ich nichts an dem Text auszusetzen.

Mich würde interessieren, woher du die biografischen Hintergrundinformationen gesammelt hast. Verstehe mich nicht falsch, Texte, die in dieser Rubrik veröffentlicht werden, dürfen jeglichem biografischen Gehalt entbehren. Im Vordergrund soll lediglich die Person Einsteins, sein Wirken und Schaffen und die Qualität der Wissenschaft zu der damaligen Zeit stehen.

Gelegentlich vergreifst du dich aber in der Wortwahl. Die Zeichensetzung handhabst du insbesondere in den wörtlichen Reden missverständlich. Comichafte "!?" bzw. "?!" solltest du streichen und durch einfache Schlusszeichen ersetzen. Ein Apostroph wird nicht durch den Akut-Akzent korrekt angezeigt, sondern durch die Kombination aus Shift und der Raute-Teaste. Neue und alte Rechtschreibung bringst du manchmal durcheinander.

Hier eine kleine Liste von Korrekturvorschlägen:

»Der alte Felix Brüderle hatte ihn, Albert ganz allein, zu der Fahrt eingeladen.«
- Komma nach ‚Albert’
- Komma nach ‚allein’ streichen

»Mußte doch Alberts Vater Hermann geschäftlich nach München für ein paar Tage.«
- ‚Musste’ statt ‚Mußte’

»Und seine Mutter Pauline fühlte sich überfordert durch den nervösen Jungen, der seine Umgebung durch hartnäckige und seltsame Fragen zu nerven pflegte.«
- Vorschlag: ‚Und’ als Satzbeginn streichen
- Wortwiederholung: ‚durch’

»Der alte Felix lachte. „Ja, Bub, was fragst so saudumm?! Dann fliegt er dir irgendwann um die Ohre’.“«
- ‚?!’ durch einfaches Fragezeichen ersetzen

»Albert nahm die dargebotene Stulle, ohne hineinzubeißen.«
- Anmerkung: Schauspielstücke werden dargeboten, aber keine Butterstullen

»„Was ist denn“, wollte er wissen, „wenn man die Wände des Kessels ganz dick macht? Einen Meter dick?! Dann kann er nicht explodieren?“«
- Besser: ‚Was wäre’ statt ‚Was ist denn’
- ‚?!’ durch einfaches Fragezeichen ersetzen
- Punkt statt Fragezeichen nach ‚explodieren’

»„Da würd’ soviel Stahl verbraucht werden, des könnt kein Mensch zahle’. Und außerdem, irgendwann fliegt der auch in die Luft. Man muß nur lang genug heize’…“«
- ‚so viel’ statt ‚soviel’
- ‚muss’ statt ‚muß’

»Eine Viertelstunde später saßen Albert und das alte Ehepaar in einem Abteil dritter Klasse nach Augsburg. Noch stand der Zug auf dem Gleis.«
- Vorschlag: ‚nach Augsburg’ in den zweiten Satz einbauen – ‚Noch stand der Zug nach Augsburg auf dem Gleis.’

»„Von hier sieht es so aus, als würden wir fahren“ sagte er.«
- Komma vor ‚sagte’

»Das schwierige Wort wollte kaum über ihre schwäbischen Sprechwerkzeuge. Desto mehr drückte es ihre Gereiztheit aus.«
- Anmerkung: ‚schwäbischen Sprechwerkzeuge’ klingt unverständlich
- ‚Umso’ statt ‚Desto’

»„Laß doch mal den Bub in Ruh’“ sagte nun Felix.«
- ‚Lass’ statt ‚Laß’
- Komma vor ‚sagte’

»„Bist net ganz gescheit“, polterte nun Felix, dem die Fragerei Alberts auch zuviel wurde.«
- ‚zu viel’ statt ‚zuviel’

»„Des spielt schon eine Rolle. Du willst doch auch nach Augsburg, oder vielleicht net?! – Siehst, da isch des schon wichtig.“«
- ‚?!’ durch einfaches Fragezeichen ersetzen

»„Bischt ein stattlicher, junger Mann geworde’, Albert“ sagte Adele Brüderle.«
- Komma vor ‚sagte’

»„Vielleicht hat er Liebeskummer“, sagte Felix. „Wir werde’ ganz behutsam vorgehe’“.«
- Punkt innerhalb der doppelten Anführungszeichen setzen

»Zurück bei Albert fragte Adele: „Weihnachte’ isch ein besinnliches Fest, gell, Albert?! Da wird man manchmal ganz traurig…“«
- ‚?!’ durch einfaches Fragezeichen ersetzen

»„Des macht dir jetz’ Sorge’?“ begehrte Felix zu wissen, während Adele fragte: „Wie heißt des?!“«
- Komma vor ‚begehrte’
- ‚?!’ durch einfaches Fragezeichen ersetzen

»Er sah erst Albert und dann seine Frau an, die sich inzwischen erhoben hatte und sich am Weihnachtsbaum zu schaffen machte.«
- Anmerkung: ‚zu schaffen machte’ klingt missverständlich

»„Und des Licht bewegt die Kugele?“ bohrte Felix weiter.«
- Komma vor ‚bohrte’

»Kaum hörte er den Gruß der Brüderles.«
- Besser: ‚Er überhörte […]’ statt ‚Kaum’

Lieben Gruß,
moonaY

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo moonaY. Vielen Dank für die im wesentlichen positive Kritik. Mit dem Chaos bezüglich alter und neuer deutscher Rechtschreibung hast du recht. Ich habe mir nie die Mühe gemacht, diesen neuen Quatsch zu lernen, kann aber gleichzeitig nicht verhindern, daß er (der Quatsch) auf mich abfärbt. Ich kann mich seines Einflusses nicht entziehen (das kann wahrscheinlich niemand).

Zu deiner Kritik im einzelnen:

Gelegentlich vergreifst du dich aber in der Wortwahl.
Wo? Das klingt so, als hätte ich irgendwo eine Zote eingeflochten. Oder meinst du damit das, was dann in deiner Kritik im einzelnen folgt? Also z. Bsp. "umso" statt "desto"? Die biografischen Informationen habe ich übrigens aus dem Internet. Ich war gestern nachmittag in Schreiblaune, habe mich an den Computer gesetzt, "Einstein" in die Suchmaschine eingegeben und angefangen zu schreiben. Zwei Stunden später war das, was hier zu sehen ist, fertig.
Comichafte "!?" bzw. "?!" solltest du streichen und durch einfache Schlusszeichen ersetzen.
Ich kann daran nichts Comichaftes entdeckten. Es gibt Passagen, wo diese Dopplungen durchaus einen Sinn ergeben (und auch nicht zu ersetzen sind).
»Der alte Felix Brüderle hatte ihn, Albert ganz allein, zu der Fahrt eingeladen.«
- Komma nach ‚Albert’
- Komma nach ‚allein’ streichen
Wenn ich deinem Vorschlag folge, dánn bezieht sich das "allein" m. E. auf Brüderle. Gemeint ist aber Albert.
»„Vielleicht hat er Liebeskummer“, sagte Felix. „Wir werde’ ganz behutsam vorgehe’“.«
- Punkt innerhalb der doppelten Anführungszeichen setzen
Das sind keine doppelten Anführungszeichen, sondern ein Apostroph (bzw. das, was ich dafür gehalten habe; es soll die schwäbische Mundart anzeigen) und nachfolgend ein einfaches Anführungszeichen.
»Kaum hörte er den Gruß der Brüderles.«
- Besser: ‚Er überhörte […]’ statt ‚Kaum’
Nein! "Überhören" ist etwas anderes als "kaum hören". Stell dir das so vor, daß Albert, ganz in Gedanken (bei dem photoelektrischen Effekt), zerstreut einen Gruß murmelt (und damit den Brüderles antwortet).

Ok. Ich erspare es mir (und dir), das jetzt im einzelen durchzugehen. Was das Komma nach wörtlicher Rede anbelangt (z. Bsp. "Verdammt", sagte er), da hast du völlig recht. Das ist ein alter Fehler meinerseits, den ich nur ganz schwer wegbekomme. Darauf bin ich schon öfter hingewiesen worden.


Gruß
marquee

 

Hallo marquee,

nachdem ich deine Geschichte "Der Priester" gelesen hatte, war ich gespannt, ob du das Gebiet der Physik auch so glänzend beherrscht.

Aber wie du das Thema "Einstein" bewältigt hast, finde ich toll.
Man erwartet eigentlich einen ziemlich trockenen Text. Physik war für mich immer ein Horror-Fach in der Schule.
Hätten die Lehrer mir früher physikalische Themen so humorvoll beibringen können, würde ich heute wohl auch eine andere Meinung zu diesem Gebiet vertreten.

Besonders lustig fand ich, wie bernadette bereits erwähnt hat, den Dialekt und auch die Leichtigkeit, mit der du die Story erzählst.

Mutig warst du auch, zu diesem Thema eine Geschichte zu schreiben, da der Thread eigentlich schon geschlossen wurde. Mal gespannt, ob jetzt andere nachziehen, wenn sie sehen, dass man das Thema auch von der lustigen Seite her aufziehen kann.

Viele Grüße

bambu

 

Wie du siehst, bambu, bin ich ein Universalgenie. Die Quantentheorie lese ich als Bettlektüre.

Nein, Quatsch, es freut mich, daß dir die Geschichte so gut gefällt - und deine hohe Meinung von meinen Talenten freut mich natürlich auch.

Lieben Gruß
marquee

 

Moin marquee,
eine hübsche Geschichte, ein amüsantes Bild von Einstein, passt schön ins Einsteinjahr.

Physikalisch ist es, naiv gesehen, auch recht stimmig.
Allerdings bereitet mir der äußerst lapidare Satz "Wenn’s eine Welle sein kann, dann kann’s au’ eine Kugel sein." Kopfschmerzen. 1898, da wollte man die Physik schon abschließen und Grundlagenforschung für Null und Nichtig erklären, da nicht mehr notwendig. Mit der Erklärung des Photoelektrischen Effektes wurde ein Grundstein zur modernen Quantenmechanik gelegt, das war eine riesige Gehirnakrobatik und nicht einfach der spinerte Einfall eines greisen Durchschnittmenschen. Die Wissenschaft wusste damals noch nicht, ob Licht Welle ODER Teilchen sein SOLLTE, da wird einem standart Bürger sicher nicht in den Sinn kommen, dass Licht Welle UND Teilchen IST! Das ist nicht so selbstverständlich, wie das bei dir rüber kommt, auch 2005 noch nicht!

Ich habe hier noch nicht viel veröffentlicht, es steht mir nicht an, harsche Kritik zu äußern. Aber als physikalisch Interessierter muss ich den Kopf schütteln, wenn diese Glanzleistungen von Meisterdenkern nicht im korrekten historischen Kontex stehen.

Nimm es dir nicht allzusehr zu Herzen, ich wüsste auch nicht, wie man es besser formulieren könnte, nur wollte ich dies richtig stellen, da sonst ein falscher Eindruck von der historischen Entwicklung entsteht.

Grüsse
Janus2

 

Hallo marquee!

Also ich fand diese Geschichte recht unterhaltsam. Auch ich schließe mich der Meinung meiner Vorredner an, dass der Dialekt das ganze auflockert. Amüsant ist es mE nicht, aber das ist für mich in dieser KG eher zweitrangig und (natürlich) auch Geschmackssache.

Einen Fehler habe ich entdeckt:

Ein paar Jahre später begann Albert, inzwischen ein junger Mann, ein mathematisch-physikalisches Fachlehrerstudium an der Technischen Hochschule in Zürich.
Das ist nicht ganz korrekt. Zu dieser Zeit hieß es noch "Eidgenössische Polytechnische Schule". Einige Jahre später, als er letztendlich Professor an dieser Schule wurde, hieß sie "Eidgenössische Technische Hochschule".

@Janus2

Aber als physikalisch Interessierter muss ich den Kopf schütteln, wenn diese Glanzleistungen von Meisterdenkern nicht im korrekten historischen Kontex stehen.
Es besteht hier keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, geschweige denn Korrektheit der physikalischen Tatsachen bzw. historischen Entwicklung.
Es handelt sich lediglich um eine frei erfundene Geschichte, welche Unterhaltung bieten soll. Ob speziell oder allgemein ist relativ egal. :D

Gruß

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Janus2 und flashbak, zunächst mal vielen Dank für die im Großen und Ganzen positive Kritik.

@Janus2

Allerdings bereitet mir der äußerst lapidare Satz "Wenn’s eine Welle sein kann, dann kann’s au’ eine Kugel sein." Kopfschmerzen. 1898, da wollte man die Physik schon abschließen und Grundlagenforschung für Null und Nichtig erklären, da nicht mehr notwendig. Mit der Erklärung des Photoelektrischen Effektes wurde ein Grundstein zur modernen Quantenmechanik gelegt, das war eine riesige Gehirnakrobatik und nicht einfach der spinerte Einfall eines greisen Durchschnittmenschen.
Hier nehme ich natürlich auch Einstein auf die Schippe. "Albert" ist bewußt überzeichnet, der kann - in dieser Geschichte! - nicht für voll genommen werden. Die Bemerkung von Felix Brüderle, die dich so stört, muß obendrein im Zusammenhang gesehen werden. Wenn du dich erinnerst: "Albert" sagt, daß Licht eine Welle "ist", und das konsterniert Brüderle. Seine Bemerkung "Wenn’s eine Welle sein kann, dann kann’s au’ eine Kugel sein" muß also in einem gewissen Sinne als empörte Erwiderung auf die unerhörte Bemerkung von "Albert" verstanden werden.
Natürlich lege ich - absichtlich - eine bahnbrechende Erkenntnis in den Mund eines Durchschnittsmenschen. Aber das ist das Wesen der Satire! Da pinkelt man eben Denkmäler an.

@flashbak

Zu dieser Zeit hieß es noch "Eidgenössische Polytechnische Schule". Einige Jahre später, als er letztendlich Professor an dieser Schule wurde, hieß sie "Eidgenössische Technische Hochschule".
Angekommen.

Gruß
marquee

 

Hi marquee,

deine Geschichte lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: "Köstlich".
Einstein einmal ganz anders. Schon während des Lesens musste ich kräftig schmunzeln.
Man kann sehr gut in die Geschichte eintauchen, und die Brüderles erscheinen einem richtig lebendig vor Augen.
Auch die Idee und die Umsetzung mit den "kleinen Kugeln" finde ich toll.
By the way:
Die ganze Welt feiert den Todestag des großen Denkers, nur ein "kleines Dorf" leistet Widerstand. Gefeiert wird doch eigentlich der Geburtstag, und hier galt es letztes Jahr zum 125sten den Kelch zu erheben. Denn, wie du richtig recherchiert hast, kam Einstein 1879 in Ulm zur Welt. Dies wird vom Rest der Menschheit anscheinend ignoriert. :)
So feierte die Donaustadt schon 2004 ihr "Albertle". Doch Zeit ist ja zum Glück relativ, und Kugeln muss man feiern wie sie fallen.:bounce:
Übrigens hinterlässt Einstein bis heute physikalische Spuren in der Stadt. Angeblich verfügt Ulm, proportional gesehen, über eine höhere Kneipen-"Dichte" als München. :anstoss:
Und vom höchsten Kirchturm der Welt aus (Ulmer Münster), kann man bei Föhn-Lichtwellen die Alpen sehen.

Gruß von F.P.

 

Hi Fugalee. Ich hab' eine Zeitlang in Tübingen gelebt, weiß aber, daß im "Ländle" jedes Dorf seine eigene Mundart hat. Also wußte ich nicht, ob ich die Ulmer Mundart "treffe". Wenn's dir als Ulmer aber gefallen hat, kann's so verkehrt nicht gewesen sein. Daß deiner Ansicht nach die Brüderles richtig lebendig werden, werte ich als großes Kompliment.

Herzlichen Gruß nach Ulm :)
marquee

 

Hej marquee,

mir gefällt Deine kleine Einstein-Exkursion! :thumbsup:
Nette einfälle, lebendige Charaktere und eine gute Schlusspointe - und wer weiß, vielleicht ist er ja wirklich durch die Begriffstuizigkeit seiner Nachbarn auf die Lösung des Problems gekommen? ;)

Zwei Anmerkungen zu MoonaYs Anmerkungen habe ich:

»„Vielleicht hat er Liebeskummer“, sagte Felix. „Wir werde’ ganz behutsam vorgehe’“.«
- Punkt innerhalb der doppelten Anführungszeichen setzen
Das sind keine doppelten Anführungszeichen, sondern ein Apostroph (bzw. das, was ich dafür gehalten habe; es soll die schwäbische Mundart anzeigen) und nachfolgend ein einfaches Anführungszeichen.
Das " ist ein doppeltes Anführungszeichen, das ' ein einfaches. Gemeint war, das der Punkt zwischen das Apostroph und das Anführungszeichen gehört. :)

Und dann:

»Albert nahm die dargebotene Stulle, ohne hineinzubeißen.«
- Anmerkung: Schauspielstücke werden dargeboten, aber keine Butterstullen
Doch!!! In meinem Universum kan man auch Brote darbieten.

Hier und da ist nach wie vor das Problem der alten / neuen Rechtschreibung drin, aber nicht mehr sehr auffällig (sonst hätte ich es jetzt zitiert).
Insgesamt eine liebevoll umgesetzte kleine Geschichte über Albert Einstein. Gern gelesen!

Liebe Grüße
chaosqueen

 
Zuletzt bearbeitet:

hi queen.

Doch!!! In meinem Universum kan man auch Brote darbieten.
In meinem auch. moonaY hat mich da ein wenig verunsichert, aber ich glaube, es ist korrekt.
Das " ist ein doppeltes Anführungszeichen, das ' ein einfaches. Gemeint war, das der Punkt zwischen das Apostroph und das Anführungszeichen gehört
Angekommen.
mir gefällt Deine kleine Einstein-Exkursion!
Nette einfälle, lebendige Charaktere und eine gute Schlusspointe - und wer weiß, vielleicht ist er ja wirklich durch die Begriffstuizigkeit seiner Nachbarn auf die Lösung des Problems gekommen?
Insgesamt eine liebevoll umgesetzte kleine Geschichte über Albert Einstein. Gern gelesen!
Freut mich. Umso mehr, als du dein Lob begründest. Ich hätte nie erwartet, daß die Geschichte soviel Anklang findet. Ich habe sie damals (vor ein paar Wochen) innerhalb von zwei, drei Stunden heruntergeschrieben. Vielleicht bin ich ja doch genial. :cool:

Lieben Gruß :)
marc

 

Hallo Marquee,

na glücklicherweise ist Einstein nicht völlig durchgedreht. Ein Wunder bei den Flausen, die ihm die Brüderles ins Ohr gesetzt haben.

Das mit den Weihnachtsbaumkugeln ist eine hübsche Idee.
Der Einstieg in die Geschichte ist gut gelungen und der Dialekt gibt der Geschichte Farbe.

Der Nachteil der Story – vor allem in den ersten beiden Abschnitten – nur für Insider ist verständlich ist, dass es um Schlüsselprobleme in den späteren Theorien Einsteins geht.
Und genau das ist ja der Plot der Story. Lässt man das weg, bleiben nur einige nette Gespräche.

Vielleicht könntest du an den entsprechenden Stellen deshalb sogar kurz in kursiv einfügen, welche Rolle dieses Problem in welcher Theorie Einsteins gespielt hat.

Grüße
Sturek

 

Hi Sturek. Vielen Dank für´s Kompliment.

Ich befürchte, daß durch das Einflechten von "Lehrtext" die KG erheblich an Unterhaltungswert verliert. Das war ja meine Absicht beim Schreiben: den Leser dadurch zu unterhalten, daß ich "Albert" ein wenig auf die Schippe nehme.

Gruß
marquee

 

Der Nachteil der Story – vor allem in den ersten beiden Abschnitten – nur für Insider ist verständlich ist, dass es um Schlüsselprobleme in den späteren Theorien Einsteins geht.
Und genau das ist ja der Plot der Story. Lässt man das weg, bleiben nur einige nette Gespräche.

Vielleicht könntest du an den entsprechenden Stellen deshalb sogar kurz in kursiv einfügen, welche Rolle dieses Problem in welcher Theorie Einsteins gespielt hat.


Nö, :dagegen: ! Immerhin geht es um Einstein. Da darf man erwarten, dass der Leser ein Mindestmaß an Grundwissen mitbringt, finde ich. Wäre das hier das "Wo hab ich nur mein Gehirn vergessen"-Jahr, wäre es etwas anderes.

Abgesehen davon finde ich Anmerkungen in Geschichten eh immer schwierig, weil sie oft den eindruck machen, der Autor traue seinen Lesern nicht wenigstens die gleiche Intelligenz zu, die er selber besitzt.

 

@ Chaosqueen:

Immerhin geht es um Einstein. Da darf man erwarten, dass der Leser ein Mindestmaß an Grundwissen mitbringt, finde ich.
Entschuldigung, aber was hat denn das Thema der Story mit dem potentiellen Wissen des Lesers zu tun?
Oder meinst du, die Story wird sowieso nur von Lesern gelesen, die physikalisch interessiert sind und nach dem Einstein-Jahr kommt sie in die Tonne?

Mit meinem Vorschlag bin ich aber selber nicht ganz glücklich.
Es müsste eben noch einen erzählerischen Trick geben, die Informationen unaufdringlich an den Leser zu bringen.

Grüße
Sturek

 

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