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Kleine Seele sagt

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10.02.2010
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Kleine Seele sagt

Da funkelt etwas. Oh, wie schön, die Sonne. Durch das Fenster, wie schön. Ich freu mich, so schöne Sonnenstrahlen. Meine Hände leuchten ganz rot. Ich halt sie vor die Augen. So rot, wie mit der Taschenlampe.
- Mama, schau mal, Mama. Ich brauch Papier und einen Stift. Mama.
Er wackelte fröhlich durch sein Zimmer, heute musste er nicht in den Kindergarten, seine Mutter war zu Hause geblieben, Teamweiterbildung der Kindertagesstätte, das heißt, ein Urlaubstag weniger für ein Elternteil. Er hatte noch seinen Schlafanzug an, mit Spiderman darauf, der sich gerade in die Höhe schwang. Den mochte er gerne, Batman aber auch. Nicht mehr so Teddybären und Kuscheltiere, nein, am liebsten wäre ihm ein Pokemon Schlafanzug gewesen, aber daran dachte er gerade überhaupt nicht.
- Mama, ich will malen!
- Schatz, geh Dich bitte erst anziehen, ich hab Dir Deine Sachen hier ins Bad gelegt, komm doch rüber, ja?
- Okidok!
Durch den Flur ging er auf das Badezimmer zu, seine Mama konnte er schon durch den Spalt der Türe dahinter sehen, sie malte sich das Gesicht an. Als er nach oben zum Türgriff langte und hindurchschlüpfte, fuhr ihm seine Mama durch die Haare, die ihm wild von Kopf standen, sie glänzte im Schein der Badezimmerlampe. Wie ein Engel. Er hätte das aber nie zu ihr gesagt, das sagten nur Mädchen. Mädchen, bah.
- Mama, ich will malen!
- Komm, Zieh Dich erst einmal an, dann frühstücken wir und dann, wenn der Küchentisch leergeräumt ist, dann kannst Du da malen, ja?
- Okidok!
Er schlüpfte aus seinem Schlafanzug und nahm den Waschlappen, der zu kalt war, von seiner Mama entgegen.
- Der ist kalt!
- Och, stell Dich nicht so an, komm, wasch Dich, aber gründlich, ich schau gleich nach, ja?
- Och, Menno!
- Komm, mach schon, wir müssen gleich los, und wenn Du noch malen willst?
Er wusch sich weiter, auch unter den Armen und auch den Penis und rubbelte sich trocken, mit dem Handtuch. Mama zupfte ständig an ihm rum, erst das Unterhemd in die Hose, dann diese doofe Strumpfhose, es ist kalt geworden, und dann kam Sie auch schon mit der Bürste. Sie hatte sie unter den Wasserstrahl gehalten und nun tropfte sie ihm auf den Kopf, während Mama ihm die Haare bürstete.
- Und, was möchtest Du frühstücken? Ein Brot, oder Müsli?
- Müsli! Schokomüsli!
- Oh, ich hab aber kein Schokomüsli mehr, nur noch das mit den Früchten, mein Schatz.
- Dann lieber ein Nutellabrötchen!
- Ach, Du weißt doch, erst etwas Herzhaftes.
- Och, Menno, dann Müsli.
Mama stand mit dem Rücken zu ihm an der Arbeitsplatte und goss Milch über sein Müsli. Das Küchenfenster war auf Kipp. Kalte Luft strömte hinein. Hier konnte er die Sonnenstrahlen nicht sehen, er drehte sich herum und starrte in sein Zimmer, wo es ganz hell war.
- Aber bitte nicht kleckern, immer schön mit dem Kopf über der Schüssel essen, ja?
- Okidok!


Er mochte eigentlich keine Obststücke im Müsli, die fühlten sich ekelig an, in seinem Mund. Früher hatte er sie ausgespuckt, aber heute ging das nicht mehr, er wusste ja, Mama würde schimpfen. Und das mochte er nicht. Aber er aß seine Schüssel nicht leer. Mama trank eine Tasse Kaffee, im Stehen, und blickte aus dem Fenster. Im Radio lief das Lied mit der Welle, wo die immer Welle, Welle, Welle, Welle singen.
- Kann ich jetzt malen?
Da fiel ihm die Schüssel vom Tisch, ganz ohne Absicht. Sie verkleckerte den Müslirest auf den Boden und ging auch noch kaputt.
- Oh nein, hast Du mal wieder nicht aufgepasst? Immer das Gleiche mit Dir, kannst Du nicht aufpassen? Was ist los mit Dir?
- ´Schuldigung
- Da kann ich mir jetzt auch keine neue Schüssel von kaufen.
- ´Schuldigung
- Na, geh jetzt in Dein Zimmer, ich muss hier die Schweinerei wegmachen und pass bitte auf, dass Du nicht in die Scherben trittst, ja?
- Kann ich jetzt malen?
- Nein.
- Warum?
- Geh jetzt in Dein Zimmer, sofort!
Traurig setzte er sich auf den Sack, der neben seinem Bett lag. Er hielt sich die Hände vor die Augen, aber der Sonnenschein war fort, kein rotes Leuchten mehr, er war, wie hieß das noch, voll Kummer. Da spürte er, wie es in ihm drückte und zerrte und wie seine Beine ganz hart wurden und sein Bauch auch und er rannte auch schon los, durch die Küche, an seiner Mama vorbei, durch den Flur, er griff zur Tür, aber da war es schon passiert, er fühlte die Wärme seine Beine hinunter laufen. Mama hatte sofort begriffen, was da los war und kam ihm hinterher. Lieber sofort zugeben.
- Ich war nicht schnell genug, Mama!
- Oh nein, nicht auch noch das! Du machst mir ja nur Ärger, ständig muss ich Deine Sachen waschen, Alles was Du kaputt machst und dann noch in die Hose pinkeln.
Mamas Lippen bebten. Sie waren grell bunt angemalt und die Worte wurden immer lauter. Und böser.
- Los, zieh das sofort aus. Oh nein, ich hab keine saubere Strumpfhose mehr für Dich, die anderen hängen auf der Leine, Nein, Nein, Nein.
- ´Schuldigung, Mama
- Das will ich jetzt gar nicht hören! Warum gehst Du nicht früher aufs Klo, warum? Immer muss ich alles waschen, immer. Los, jetzt zieh Dich endlich aus, ganz aus, ich muss Dich abduschen.
Das war schlimm, er fühlte sich sehr traurig und hätte Mama gerne in den Arm genommen, aber… Schon stand er in der Badewanne und Mama drehte den Wasserhahn an. Sie wartete nicht, bis das Wasser warm war, es war kalt, sehr kalt, er fing an zu weinen.
- Das ist kalt Mama, Mama.
- Das ist die Strafe, weil Du mir soviel Arbeit machst. Ich krieg immer Ärger, wenn ich bei Dir bleiben muss, von meinem Chef. Meine Arbeit macht sich nicht von selbst und Du machst es mir dann immer so schwer. Los komm, hier ist die Seife, wasch Dich überall, wo die Pipi war. Und hör doch auf zu weinen, so schlimm ist das doch gar nicht, siehst Du, das Wasser wird schon wärmer. Komm, kleiner Mann! Ein Indianer kennt keinen Schmerz!


Nachdem Mama ihm geholfen hatte, sich wieder anzuziehen und ihn in den Arm genommen hatte und ihm gesagt hatte, dass sie ihn doch lieb habe, ging es ihm ein bisschen besser. Er lag im Kinderzimmer auf dem Boden und hörte eine Kassette. Mama telefonierte in der Küche. Sie kam zu ihm ins Zimmer.
- Ich muss eben mal kurz nach draußen, etwas erledigen, ja? Kann ich Dich hier alleine lassen? Ich bin in wenigen Minuten wieder da, ja?
- Wie viel Minuten?
Er wollte nicht alleine sein.
- Na, so zehn bis zwanzig, nur mal schnell zum Plus und etwas zur Post bringen, ja?
- Bis wie viel zählen ist das?
- Bis tausend, vielleicht etwas mehr, ja?
- Bis Tausend?
- Ja.
- Kann ich nicht mitkommen?
- Nein, es geht schneller, wenn ich das jetzt alleine mache, außerdem kannst Du dann die Kassette weiter hören, und wenn die zu Ende ist, bin ich auch schon wieder da, ja?
Er sagte ein trauriges Okidok und nickte.
Kurz darauf hatte Mama ihre Jacke an und gab ihm einen Kuss.
- Bis gleich, mein Großer, sei tapfer, ja?
- Okidok.
Als die Kassette klickte, war Mama noch nicht wieder da. Er ging aus dem Kinderzimmer, durch den Flur, am Bad vorbei und zur Wohnungstüre. Keine Schritte waren zu hören. Er ging wieder zurück ins sein Zimmer und nahm sich ein Buch, Peterchens Mondfahrt. Er blätterte es durch und stand wieder auf, ging zurück zur Wohnungstüre, immer noch keine Schritte. Er fing an zu zählen, er konnte schon gut zählen, war ja auch schon fünf und kam nächstes Jahr in die Schule. Aber bis tausend konnte er nicht zählen, das konnte keiner. Tausend kam ihm furchtbar lang vor. Er ging wieder zurück ins Kinderzimmer und trat aus Versehen auf das Buch, das er auf dem Boden hatte liegen lassen. Die Seiten rissen entzwei, das schöne Bild, wo Peter und Anneliese mit Herrn Sumsemann dem Mondmann das Beinchen abnehmen. Schnell verstecken. Er klappte das Buch zu und schob es unter sein Kopfkissen. Da war auf einmal dieses böse Wort, Frau Hasencamp aus seinem Kindergarten hatte mal gesagt, das sei ein ganz, ganz, ganz, ganz böses Wort und Kinder dürften es nicht benutzen, aber Mama hatte es zu ihm gesagt, als sie sauer war. Trottel. Trottel, das war das böse Wort, und es tat ihm weh. Obwohl er ´Schuldigung gesagt hatte. Es tat ihm auch weh, wenn die anderen Kinder im Kindergarten, in der Pause, draußen beim Spielen, hinter den Bäumen es zu ihm riefen, aber Mama hatte es auch gesagt und da hatte es ihm richtig weh getan.
Er ging noch einmal zur Wohnungstüre, da hörte er Geräusche, das musste Mama sein. Da strahlte er aber. Er wollte ihr entgegen gehen und zog die Türe auf. Sein Herz klopfte, er hatte Mama so lieb und wollte nicht, dass sie sauer auf ihn war. Er wollte sie drücken und küssen und ihr sagen, dass sie wie ein Engel aussah.
Unten ging die Eingangstüre zu, die knallt immer so ein bisschen, Mama sagt, der Herr Carsten muss sich mal darum kümmern. Auf seinen Socken stand er am Treppengeländer und schaute zwischen den Stangen hinunter, da musste Mama gleich kommen. Doch sie kam nicht. Wo blieb sie denn.
- Mama?
Keine Antwort.
- Mama?
Etwas lauter, aber trotzdem, keine Antwort.


Traurig dachte er, dass Mama wohl noch nicht wieder da sei. Er drehte sich herum und sah, dass die Wohnungstüre zu war. Sofort bekam er riesige Angst. Keine Drachengeschichte-Angst, keine Mumiengeschichte-Angst, nein. Sein Herz schlug ganz schnell, es klingelte und klopfte immer wieder ganz laut in seinem Kopf, er zog an der Türe, aber die ging nicht auf. Hätte er doch einen Schlüssel, manchmal durfte er aufschließen, wenn Mama die schweren Einkaufstaschen trug, er konnte schon aufschließen. Aber er hatte keinen Schlüssel und Mama war nicht da. Er schluchzte.
Langsam ging er die Treppe hinunter, er hielt sich am Geländer gut fest, so wie Mama immer sagte. Es war ganz schön rutschig auf Socken, und kalt. Er ging nach ganz unten und guckte, ob Mama da wäre. War sie aber nicht. Er tat sich an den Briefkästen, die an der Wand hingen ein bisschen weh, als er mit dem Kopf dagegen kam. Es war ganz still, im Treppenhaus.
Dritter Stock, wir wohnen im dritten Stock. Er war sich nicht mehr sicher, bis wo er hinaufgehen sollte, aber er konnte doch schon Buchstaben lesen und seinen Nachnamen kannte er auch, der fing mit G an.
Als er wieder an der Wohnungstüre ankam, hörte er das Telefon klingeln, hinter der Tür, im Flur, in der Wohnung. Er hörte die Stimme seiner Mutter; vom Anrufbeantworter sagte sie, bitte hinterlassen sie eine Nachricht. Ihre Stimme klang so lustig darauf, sie mussten immer zusammen lachen, wenn sie zu Hause und nicht schnell genug am Anrufbeantworter waren. Doch es sprach niemand etwas darauf. Er setzte sich auf die Fußmatte und zog die Beine ganz dicht an seinen Körper, umschlang sie mit seinen kurzen Armen und wartete auf seine Mama.
Noch einmal rief er:
- Mama?
Dann dachte er an seine rot leuchtenden Hände, die so magisch ausgesehen hatten, im Kinderzimmer, im Sonnenschein, heute morgen.

 

Na!

Ohne jetzt was zur Geschichte zu sagen: Was ist das für eine Sache mit den Bindestrichen? Sind das die Dialoge? Schreibt man die nicht immer in Gänsefüßen? Steinigt mich, wenn das nicht kapiere, aber ich habe das so noch nie gesehen! Bitte um Aufklärung!

Gruß,
Satyricon

 

ich antworte jetzt mal: ich denke, das steht für wörtliche Rede, findet man biseeilen auch in Romanen in der Form, LG

 

Hallo tierwater,

und herzlich Willkommen hier auf kg.de :).

Diese Geschichte hat eine ganz eigentümliche Wirkung auf mich.
In diesem Erzählstil zieht sich eine ungute Stimmung durch den ganzen Text, den ich aber nicht einmal richtig an Beispielen festmachen kann, der ist einfach so da.

So recht weiß ich als Leser auch nicht, worauf du eigentlich abzielen willst. Ein Tag im Leben eines unverstandenen Kindes?

Anfangs dachte ich erst, es handelt sich um einen Behinderten, der von der Mutter wie ein Kind behandelt wird. Die Auflösung, dass er fünf ist, kommt für mich etwas spät. Dafür denkt mir das Kind aber zu wenig mit. Mit Fünf kann man schon etwas pfiffiger sein.

Ganz durchdacht in Bezug auf den Handlungsstrang ist die Situation auch nicht, denn:

Teamweiterbildung der Kindertagesstätte, das heißt, ein Urlaubstag weniger für ein Elternteil.

- Komm, Zieh Dich erst einmal an, dann frühstücken wir und dann, wenn der Küchentisch leergeräumt ist, dann kannst Du da malen, ja?
- Komm, mach schon, wir müssen gleich los, und wenn Du noch malen willst?
- Kann ich nicht mitkommen?
- Nein, es geht schneller, wenn ich das jetzt alleine mache, außerdem kannst Du dann die Kassette weiter hören, und wenn die zu Ende ist, bin ich auch schon wieder da, ja?

Da hat sie doch einen Tag Urlaub genommen, weil eben der Kindi ausgefallen ist: Sie könnte sich also in Ruhe um das Kind kümmern, sich Zeit beim Frühstück lassen, mit ihm zusammen einkaufen gehen ... wieso dann diese unbegründete Hektik?

Der Schluss ist mir zu offen. Die Mutter ist wohl alleinerziehend und hat einigen Stress an der Backe, so wie es scheint. Jedenfalls hat sie keine Nerven mehr und blafft das Kind an, davon wird die Hosenpisserei natürlich auch nicht besser. Aber wo ist der Fokus bei dir? Was willst du mir erzählen?

Noch nebenbei: Die Sie und Du bitte alle klein.

Mit dem Titel habe ich auch etwas Mühe.


Viele Grüße
bernadette

 

Hallo Bernadette,

vielen dank für Deine Antwort, ich habe sie gestern gelesen und möchte Dir heute Deine Fragen beantworten und Stellung beziehen.

In diesem Erzählstil zieht sich eine ungute Stimmung durch den ganzen Text, den ich aber nicht einmal richtig an Beispielen festmachen kann, der ist einfach so da.

Das kann jeder so sehen, wie er will, bzw. da kann ich gar nichts für, ist rein subjektives Empfinden. Aber gut finde ich, dass ich eine Stimmung, welcher Art sie auch sein mag, erzeugt habe.

So recht weiß ich als Leser auch nicht, worauf du eigentlich abzielen willst. Ein Tag im Leben eines unverstandenen Kindes?

ja, vielleicht, ist es deshalb weniger spannend?
Mal ein Beispiel:
Die frischzugezogenen Nachbarn von gegenüber lassen ihre Vorhänge offen und man kann ihnen beim Essen, beim Streiten, beim Schmusen, whatever zusehen. Dadurch erfährt man nichts Genaueres über sie, nur kleine Details, erhascht etwas vom Leben des anderen, ohne vor und nach zu kennen.

Das mit der Behinderung fand ich interessant.

deute ich das so richtig, dass Dir der kleine Junge
1. nicht pfiffig genug ist
2. dies dem Alter nicht entsprechend ist und
3. er dadurch behindert wirkt.

Auch mal ein Ansatz...

Im Handlungsstang sind keine Lücken, Deine Zitate treffen schlichtweg nicht zu. Meiner Erfahrung nach gibt es nicht den perfekten Elternteil, der seinem Kind immer die richtigen Antworten gibt. Da sind oft Widersprüchlichkeiten dabei. Zumal malen hier nicht zeitlich festgelegt ist, sondern, wie in jeder Realität zwischen "nur mal kurz krikkeln" und ""stundenlang vertieft versunken" bedeuten kann.

wieso dann diese unbegründete Hektik?

Weil das ein Einblick in einen Moment, in einen Tag, in eine bestimmte Gemütsverfassung ist. Wer weiß, wieviel Stress sie dadurch hat, dass sie Zuhause bleiben muss? Wieder ist jemand nicht perfekt. Liegt es an der Tagesform? An dem Anruf, den sie bekommt? Die Erklärung liegt doch auf der Hand, nur gebietet der gewählte Erzählstil da halt Phantasie und Hinnahme.

Aber wo ist der Fokus bei dir? Was willst du mir erzählen?

Genau das, was da steht. Oder gibt es da Regeln, die ich nicht eingehalten habe? Muss ich die W-Fragen alle beantworten, wie in einem Zeitungsartikel?
Der Erzähler taucht auf und verschwindet wieder. Es bleibt der Blick auf die Welt, die er beschreibt. Ob und wie man dann etwas für sich daraus macht, bleibt jedem selbst überlassen.

Du und Sie natürlich klein, klaro.
Selbiges gilt auch für die Anführungszeichen statt der Bindestriche.
war aber bewusst so geschrieben...

Dieser Titel erklärt nichts und entspricht auch nicht ganz dem Satzbau S P O, ist mir aber wurscht. Da steh ich zu.

Viel Erklärung ist das hier jetzt nicht, ich weiss.
Aber das muss ja auch nicht unbedingt so sein.

Ich wünsche noch einen schönen Tag,
tierwater

 

Hallo tierwater,

auf deine Fragen möchte ich gerne antworten:

ja, vielleicht, ist es deshalb weniger spannend?
Du gibst mir eine Momentaufnahme, die ich als Leser natürlich so annehmen kann. Die Handlung(spannungs)kurve zieht sich für mich recht linear durch die Geschichte. Mir fehlt da aber eine Wendung oder eine Zuspitzung, damit die Geschichte für mich interessant wird und aus der Beschreibung eines Zustandes heraus ein eigenes Gesicht bekommt. Aber das mag jeder anders empfinden.

Die frischzugezogenen Nachbarn von gegenüber lassen ihre Vorhänge offen und man kann ihnen beim Essen, beim Streiten, beim Schmusen, whatever zusehen. Dadurch erfährt man nichts Genaueres über sie, nur kleine Details, erhascht etwas vom Leben des anderen, ohne vor und nach zu kennen.
Ja und was soll mich dann daran reizen? Ich möchte - nun kommen alles nur Beispiele - wissen, worüber sie sich streiten, ob sie liebevolle Worte finden, was sie kocht, er arbeitet, ob er Bartstoppeln hat und die Zahnpastatube nicht richtig zuschraubt, ach, so kleine Details interessieren mich.

Anders herum gesagt: Wenn deine Momentaufnahme als solche stehen soll, dass muss sie für mich schreibtechnisch hervorragend sein, das ist bei dir (noch nicht ;) ) der Fall.


Das mit der Behinderung fand ich interessant.

Da funkelt etwas. Oh, wie schön, die Sonne. Durch das Fenster, wie schön. Ich freu mich, so schöne Sonnenstrahlen. Meine Hände leuchten ganz rot. Ich halt sie vor die Augen. So rot, wie mit der Taschenlampe.
Dieser Abschnitt und das dauernde Wiederholen von dem "Okidok" ließen mich darauf schließen. Einem 5-jährigen würde ich einen Spruch wie:

Ich freu mich, so schöne Sonnenstrahlen
nicht zutrauen, denn ein Kind reflektiert die Freude nicht, es genießt nur. Das würde ich einem älteren Behinderten, der sich verbal gut äußern kann, eher zutrauen.


Im Handlungsstang sind keine Lücken, Deine Zitate treffen schlichtweg nicht zu.
Ich habe nicht von Lücken geschrieben, sondern von fehlendem Durchdenken. Mir kommt nicht klar rüber, was die Mutter eigentlich an dem Morgen vorhat und wie der Plan ursprünglich ist. Das erschließt sich durch das, was du mir als Autor zeigst, auch nicht.
Wer weiß, wieviel Stress sie dadurch hat, dass sie Zuhause bleiben muss? Wieder ist jemand nicht perfekt. Liegt es an der Tagesform? An dem Anruf, den sie bekommt? Die Erklärung liegt doch auf der Hand, nur gebietet der gewählte Erzählstil da halt Phantasie und Hinnahme.
Du beschreibst ja selber meine Kritikpunkte mit deinen Fragen. Ich möchte in einer Geschichte eben nicht Phantasie und Hinnahme in diesem Ausmaß aktivieren müssen. Das ist oft die Standardausrede für Schreiberlinge, die sich nicht in ein Detail vertiefen wollen oder nicht können: Der Leser soll die Möglichkeit haben, sich selbst ein Bild zu machen. Ja, aber dazu brauche ich ein paar Initialzündungen, die lieferst du mir in der Geschichte nicht.


Genau das, was da steht. Oder gibt es da Regeln, die ich nicht eingehalten habe? Muss ich die W-Fragen alle beantworten, wie in einem Zeitungsartikel?
Du musst gar nichts. Ich sage dir nur, wie die Geschichte bei mir ankommt.

Viele Grüße
bernadette

 

Hallo tierwater,

und ein nachgereichtes Willkommen.

Für mich plätschert die Geschichte so vor sich in. Es hat irgendwie an Spannung gefehlt. Das liegt für mich am Schema, dass sich durch die Geschichte zieht: Missgeschick - Mama reagiert genervt - Missgeschick - ... Einmal ertappt sich Mutter dabei und hat dann ein schlechtes Gewissen. Man ahnt förmlich, worauf der nächste Absatz hinausläuft. Es gibt keine Wende oder Höhepunkt.
Nun könnte man sagen, dass der Alltag so gestrickt ist, da passiert eben nicht jeden Tag eine Wende oder so was. Aber warum sollte ich das lesen wollen? Ich will auch gar nicht sagen, dass es in jeder Geschichte, irgendwie actionmäßig zugehen muss. Auch leise, feine Töne können bewegen. Aber da muss was in den Figuren passieren. Im Idealfall kann ich sie bei einer Entwicklung beobachten und das fehlt mir hier. Hier entwickelt sich nichts.

Du und Sie natürlich klein, klaro.

Du klein, Sie groß. ;)

Soweit zu meinen Leseempfindungen.
Ich wünsche Dir viel Freude hier. Beim Lesen, Kommentieren und natürlich Schreiben.
Beste Grüße Fliege

 

Hallo!

Ehrlich gesagt kann ich auch nicht allzuviel mit deiner KG anfangen. Sie ist mir nicht rund genug - was nicht heißen soll, dass eine KG keine Ecken und Kanten, sogar Bruchstücke haben darf, aber es sollte sich mir als Leser etwas mit-teilen, hinterher möchte ich wissen, warum ich gelesen habe, was ich gelesen habe: um darüber nach zu denken, um zu schmunzeln, zu weinen, wütend zu sein, den Kopf zu schütteln....dazu können durchaus auch Momentaufnahmen dienen, ohne Frage.

Deine "Momentaufnahme" jedoch währt recht lange, ist mehr als ein verstohlener Blick ins Fenster gegenüber, es passiert auch eine Menge:
- die Begegnung mit der Morgensonne
- der Malwunsch
- das Frühstück
- die kaputte Schüssel
- das Malheur
- Mutter geht einkaufen
- das Kind schließt sich aus

Aber so richtig...rund ist dieser Handlungstrang nicht, auch wenn er in sich aufeinander aufbaut. Was ist mit dem Kind: ist es ein bisschen emotional vernachlässigt oder täuscht die KG das nur vor? Wolltest du einfach einen halben Tag aus Sicht eines kl. Kindes schildern? Wozu?

Der Gedanke mit der Behinderung kam mir auch, aber da du den Kindergarten eingangs erwähnst, verwarf ich die Idee.

Natürlich darf jeder schreiben wie und was er möchte, und es gibt so viele unterschiedliche Vorlieben.
Allerdings sollte sich jeder Autor beim Schreiben fragen: für wen schreibe ich, was soll den Leser daran FESSELN, dass er gerade MEINE Geschichte (im Berg der vorhandenen) gerne lesen möchte?

Denn dass du willst, dass sie gelesen wird, davon gehe ich aus - sonst würdest du sie nicht einstellen, oder?

 

jetzt ein Hallo an Alle und vielen Dank für die Diskussion.

ich werde hier jetzt nicht auf alles eingehen, nur noch etwas dazu, dann hab ich auch genug gesagt.

Mir geht es mehr um den Stil, um das wie, um die Atmosphäre, als um Vollständigkeit einer Handlung, als um Detailverliebtheit.

Der von mir gewählte Erzähler ist eindeutig auf der Seite des Kindes. Er ist nicht allwissend, er ist nicht auf dem Niveau eines Erwachsenen, auch wenn er zu erwachseneren Formulierungen in der Lage ist. Ein Kind, oder sein kindlicher Erzähler, erfasst nicht alle Details, aber es/er bleibt in seinem Ding. Die ganze Zeit.

Zum Wozu:
Das ist eine mögliche Welt, eine möglich reale Welt, vielleicht sogar Alltag für einen oder mehrere. Die Welt eines Kindes, für den Erwachsenen aus der Sicht eines Kindes. Jetzt soll dies kein Spiegel sein, aber warum nicht darüber nachdenken, wie man selber zu seinem Kind ist, welche Fragen ein Kind hat, was es nicht versteht, warum man ihm Dinge nicht erklärt, wie man auf ein Kind wirkt, wie die Welt eines Erwachsenen dem Kleinen unverständlich bleibt, welche Bedürfnisse sich gegenüberstehen, welche Zwänge es dem Elternteil nicht erlauben, seinem Kind offen, neugierig und 100% verantwortungsvoll gegenüber zu sein.

mhmmmmm, nun denn...

 

ich werde hier jetzt nicht auf alles eingehen, nur noch etwas dazu, dann hab ich auch genug gesagt.
Na, dann braucht sich ja auch keiner mehr die Mühe machen, dir etwas zur Geschichte zu schreiben :hmm:

 

oh, puhhh, so fatalistisch, wie das jetzt rüberkommt war das gar nicht gemeint!

Ich kann jeden Einwand nachvollziehen und ich bin auch nicht kritikresistent, ich trete halt nur für meinen Ansatz ein, nachdem dieser aus verschiedenen Positionen im Hinblick auf den Leser und die Verständlichkeit in Frage gestellt worden ist...

Und zuviel der Erklärerei verdirbt´s doch auch nur, oder?

Ich gehe selbstverständlich gerne auf Fragen ein.

und ich diskutiere halt gerne :)

 

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