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Koma

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18.09.2005
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Koma

Immer wieder. Immer wieder spielte sich das gleiche vor meinem inneren Auge ab.
Ich schwebte durch Wolken, Berge aus Wolken, unendlich erstreckten sie sich vor mir, sie nahmen kein Ende. Nichts unterbrach dieses öde Bild, kein angenehmes Geräusch oder Gefühl vermischte sich damit. Kein Vogelzwitschern, keine warmen Sonnenstrahlen, die mich an der Nase kitzelten – nicht einmal das Rauschen eines Flugzeuges war zu hören.
Die Zeit zog sich dahin wie ein Kaugummifaden, doch sie riss einfach nicht ab, dehnte sich immer weiter.
Ich war müde, hoffte, dass es endlich zu Ende sein möge, dass ich schlafen konnte.
Von Zeit zu Zeit kam ich mir näher und trieb dann wieder etwas weg.
Es war wie verhext, je mehr ich gegen diese Trägheit ankämpfte und versuchte wieder in meinen eigenen Körper zurückzukehren, desto schlimmer wurde es.
Ich konnte nichts tun – und diese Machtlosigkeit fesselte mich mit ihrem unsichtbaren Band, nahm mir den Raum zum Atmen.
Es schien mir unerträglich bis endlich etwas geschah.
Ich weiß nicht wie lange ich nun darauf gewartet hatte – vielleicht Tage, Wochen oder sogar Monate.
Ein eigentümlicher Geruch stahl sich in meine Nase, ich sog ihn tief ein, glücklich, endlich wieder lebendig zu sein. Es war der scharfe, alkoholische Gestank von Desinfektionsmittel, er vermischte sich mit einem leisen Geräusch, eine Reihe kurzer Pieptöne in unterschiedlichen Tonlagen, die sich wie kochendheiße Wassertropfen in mein Trommelfell zu bohren schienen.
Ich war so glücklich, nach so langer Zeit schien ich wieder in meinen eigenen Körper zu gleiten, ich spürte mein Herz langsam in der Brust schlagen, sah wie sich das Wolkenbild vor meinen Augen in einen langen Tunnel verwandelte. Am Ende flackerte ein Licht auf, ich musste dorthin, ich wusste es, dort wartete etwas auf mich, es war so wunderschön. Ich spürte mein Herz immer langsamer und schwächer schlagen, spürte, wie ich durch jeden Herzschlag näher an das wunderschöne Licht heranrückte.
Jäh schrillte eine Alarmglocke, ich fühlte meinen Körper wieder, ich merkte jeden einzelnen Teil von mir, um mich herum war Bewegung, doch ich konnte nicht ausmachen was vor sich ging. Ich spürte eine klamme Angst in mir auflodern, die mich von hinten packte und versuchte mich zurückzuzerren. Ich sträubte mich, ich wollte zu dem Licht, das mich warm und einladend anstrahlte, ich musste dorthin, ich musste einfach.
Ich kämpfte gegen die Kraft, die mich zurückhielt, die mich würgte und schüttelte.
Ich gewann, endlich konnte ich frei auf das weiße, freundliche Licht zulaufen, weg von diesem öden Wolkenbild, das mich immer noch verfolgte und weg von diesem stinkenden, lauten Bild, das seine Fangarme nach mir auswarf.
Ich spürte die Wärme, als ich in das Licht eintauchte und schloss die Augen, ließ mich treiben, merkte wie mein Körper leicht wurde, sehr leicht und ich ihn wieder verließ…

 

Hey Mystery-Girl (ist auch der Titel eines Ärzte-Songs :Pfeif: ),

das war für mich eine gelungene, einfühlsame und in gutem Stil verfasste Beschreibung eines Nahtoderlebnisses. Bei der Zimt-Weihnachtsgeschichte merkte man, obwohl schön geschrieben, dass Du erst vierzehn bist, bei dieser Geschichte überhaupt nicht mehr! Am Ende stirbst "Du", lieg ich da richtig? Ist mal was anderes, denn sonst liest man so etwas höchstens von Menschen, die am Ende überlebt haben...hmm irgendwie auch logisch, Tote können ja nicht schreiben.
Wenn der Ich-Prot am Ende nicht gestorben wäre, hätte ich Dich gefragt, ob Du selbst schon einmal so etwas ähnliches erlebt hast, so gut wie es beschrieben ist! Und schöne bildliche Vergleiche sind Dir gelungen!

Und hier ein paar gefundene Fehlerchen:

An und wann kam ich mir näher und trieb dann wieder etwas weg.
Dann und wann...oder besser fände ich: Von Zeit zu Zeit...oder den Satz ganz umformulieren, z.B.: Bald kam ich mir näher, dann verlor ich mich wieder.

und weg von diesem stinkendem, lautem Bild, dass seine Fangarmen nach mir auswarf.
stinkenden, lauten

Grüße aus Regensburg

 

Hi BacardiFrieser

erst mal danke für deinen Kommentar. Du hast Recht, am Ende sterbe praktisch "ich". Ehrlich gesagt, hätte ich, wenn der Prot am Ende irgendwie wieder zurückgeholt worden wäre, nicht gewusst wie es hätte weitergehen sollen, weil ich am Anfang und in der Mitte des Textes schon versucht habe den Eindruck zu vermitteln, dass der Prot ausbrechen will, es beenden will. Die Person überleben zu lassen schien mir da unpassend.

Grüße Mystery

 

Hi Mystery-Girl,

als ich die Geschichte das erste Mal las, dachte ich "Was ist das?" Dann habe ich sie noch mal gelesen und das Gleiche gedacht.
Dann habe ich mir überlegt "Ok, schreib einfach irgendwas in Richtung, dass es gut beschrieben ist aus der Sicht einer komatösen Person, lob ein wenig den Schreibstil, der ja auch gut ist und einen sehr gut in die Situation hineinversetzt, und dann füll diesn Grundkonses mit Wörtern auf, du schaffst das schon."

Na ja, und so habe ich mich nun also hingesetzt und diesen Kommentar verfasst. Möge er dir wohl bekommen.

Yeahboyyy!

 

Hi Mystery-Girl,

deine Geschichte ging mir ziemlich unter die Haut.
Du hast dieses Narkoserlebnis sehr gut beschrieben. Ich erinnere mich, dass ich dieses 'Licht' sah, diese wunderbare Wärme spürte und auch durch den Tunnel lief, der zu diesem Licht führte. Ich fühlte mich unendlich frei!
Und dann hörte ich Stimmen, undeutlich zuerst, dann deutlicher, immer das gleiche: ...aufwachen, Sie müssen aufwachen! Hören Sie mich? Wenn Sie mich hören, drücken Sie meine Hand....
Und ich kehrte in die Wirklichkeit zurück, das Licht verschwand.
Sehr gut beschrieben und gerne gelesen,
Jurewa

 

Hi ihr, danke für das Lesen meiner Geschichte und die Kritik,

@Pistole:

Ja, vielleicht hast du Recht. Das Bild mit dem Tunnel ist wirklich schon was abgegriffen. Ich werde schauen ob ich nicht noch etwas finde, was das gleich ausdrückt, aber halt neu ist.

@ Tserk:

An deinem Kommentar hatte ich etwas zu knabbern, bevor ich ihn ganz verstanden habe. Ich glaube dir gefällt der Schreibstil, aber die Geschichte (der Text?) sagt für dich nicht richtig was aus?

@ Jurewa:

Dein Kommentar klingt für mich, als hättest du sowas auch schon mal erlebt, stimmt das?

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo du mystisches Girl,

ja, stimmt, ich habe das erlebt.
Ich empfand es so, wie du es beschrieben hast. Die meisten glauben mir aber nicht und halten es für ein 'Klischee'. Die Sache mit dem Tunnel würde ich nicht ändern, auch wenn sie abgegriffen und kitschig erscheinen mag. Aber es trifft es am ehesten.
Ciao,
Jurewa

 

Hi Jurewa,

Es freut mich sehr, dass meine Geschichte dem nahe kommt, was es zeigen soll und was ich in Worte fassen wollte.

LG Mystery

 

An deinem Kommentar hatte ich etwas zu knabbern, bevor ich ihn ganz verstanden habe. Ich glaube dir gefällt der Schreibstil, aber die Geschichte (der Text?) sagt für dich nicht richtig was aus?
so siehts aus. Der Schreibstil ist wirklich gut bis klasse. Nur der Inhalt ... na ja ... langweilig, sozusagen ... also, nicht direkt langweilig, weil der Stil ja gut ist. Aber es geht in die Richtung :)

Yeahboyyy!

 

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