Kommentare eines Geistes
Kommentare eines Geistes
Es ist schon ein komisches Gefühl seiner eigenen Trauerfeier beizuwohnen.
Ich bin jetzt eine Woche tot und all meine Freunde haben sich hier versammelt um mir das letzte Geleit zu geben.
Ja, mit diesen Menschen habe ich mein Leben verbracht.
Und jetzt bin ich hinüber und verbringe wohl auch noch den Tod mit ihnen. Sonst wär ich doch schon längst von einem weißen Licht abgeholt worden, oder?
Ich lausche den Worten meiner Frau (oder besser Ex-Frau?) Sibylle:
„Er war ein sehr guter Mensch. Er war auch ein sehr guter Vater.
Die Zeit mit ihm, (Pause) wird mir immer in Erinnerung bleiben.
Mein Leben wird Trist und Öde sein, ohne (Pause) meinen geliebten Mann. (Heul)“
Diese verlogene Schlampe. Betrogen hat sie mich. Nachbar Willi wird die Erinnerung an mich schon wegficken.
Ausgenommen hat sie mich auch. Ich geh jeden Tag arbeiten und sie kauft sich Schuhe. Hunderte, Tausende, ach was, Millionen. Hinterhältiges Stück.
Juckt dich doch gar nicht, das ich unter die Erde komme.
Bin ich froh, das die noch am Leben ist. Die Vorstellung an die Ewigkeit mit der macht mich krank. Da würde ich doch am liebsten direkt noch mal sterben wollen.
So habe ich wenigstens noch eine Schonfrist.
Wer redet denn jetzt gerade über mich? Oh, mein geliebter Bruder Rolf:
„Lieber Hubert, wo auch immer du jetzt sein magst, (dramatisch lange Pause) ich hoffe du weißt,(noch’n Päuschen) wie sehr du uns fehlst. Du warst so ein gutmütiger Mensch und dies ist eine so(oooooo) große Tragödie!“ (schnief, schnief)
Oh, ja mein lieber Bruder. Ich weiß das ich dir Fehle und dass das alles hier eine himmelschreiende Ungerechtigkeit ist und eine Tragödie und der Untergang aller Hoffnung und überhaupt das Ende der Welt bedeutet.
Wer wird dir jetzt helfen dein Haus weiterzubauen? Und dir Geld für alle möglichen Dinge leihen?
Es ist ja so schade das ein so gutmütiger Mensch wie ich „davongeschieden“ ist, das er den Löffel abgegeben hat und endgültig ausgecheckt hat.
Zu schade das ich nichts zu vererben hatte.
Aber es trifft ja immer nur die Besten. Ne?
Gequirlte Scheiße. Hm, ich hoffe ich komm dafür jetzt nicht in die Hölle?!?! Und wenn schon!
Kann nicht schlimmer sein, als es im Leben war.
Meine kleine Tochter Sahra, mein Sonnenschein:
„Papa, warum hast du mich allein gelassen? Warum musstest du gehen? Es gibt doch so viele Dinge die wir noch zusammen machen wollten. Ich bin doch erst sieben und du fehlst mir.
Papa, wer geht jetzt mit mir Fahrrad fahren und wer zeigt mir das Drachenbauen?
Du hast mich alleine gelassen. Warum?
War die Welt so schlimm das du dich umbringen musstest?“