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Konstruktion Herz

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26.12.2001
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Konstruktion Herz

Konstruktion: Herz!
Eine Wundermuskulatur! Ich dachte der Schmerz würde es töten. Als er sagte: "Gestern habe ich mit einer anderen Frau geschlafen! Geh bitte!". Es zog sich zusammen und verkümmerte in Sekundenschnelle zu einem Wurm den gerade eine Schaufel zweigeteilt hatte. Ich dachte der plötzliche seelische Schmerz würde nicht nur Herz sondern in Verbindung damit auch gleich meinen Körper töten und gleichzeitig wünschte ich mit aller Gewissheit das ich genau das wollte, das es aber nicht eintreffen würde. Der Schmerz würde nicht durch einen einfachen Seelen/Körper/Herztot vorbeigehen sondern er würde quälend anhalten und dann abwechselnd in Fieber/Schüttelfrostatacken hochschaubahnähnlich meine Psyche durchrütteln: einmal stärker, einmal weniger stark, höher und tiefer aber er würde bleiben, und das lange.
Jetzt bin ich tot, denk ich zumindestens. Es tut nicht weh, gar nicht, ich spür überhaupt nichts mehr. Ich Höre auch mein Herz nicht mehr schlagen und meine Seele redet nicht mehr mit mir. Ich zweifelte schon ob sie überhaupt noch da waren, die Beiden, die mir in letzter Zeit so an die Nieren gewachsen waren. Mein grosses kleines Herzchen ist ja schliesslich alles was ich habe. Mein in meinem Körper herumflatterndes Seelenungetüm das von den überschwenglichen Herzrythmusstörungstänzen immer wieder jubelhoch jauchzend herumgewirbelt und zu tode betrübt zu Grabe getragen wird ist so wertvoll. Ich hab sie richtig lieben gelernt, die zwei. Ich musste lernen sie zu akzeptiern, respektieren, mit ihnen zu leben. Meinem Herzen hab ich eine Leine gebastelt weil es so oft ausgerissen ist, meine immer vor sich hinquasselnde Seele habe einige Mal die Türe weisen müssen weil sie immer auf mein Herz eingeredet hat. Und Mist haben die zwei gebaut, unglaublich! Wie eine Mutter über frühreife Küken war ich hinter ihnen her. Und jetzt ist es so still in mir drinnen das ich richtig Angst vor mir selber habe. Erst dachte ich ein Herz bricht doch nicht so schnell, schon gar nicht wenn es so gross ist wie meins. Und jetzt ist es hin. "Es wird schon wieder!" quaselt die Seele, "das braucht Zeit!" ruft der Verstand in die elend langen einsamen Hallen meines Kopfes. Und dann kommen die tausenden Stimmen von draussen. Menschengewirr. Leute die denken sie würden tatsächlich mit mir reden. Nur weil da zwei Augen sind und ein Mund der versucht irgendetwas passendes zu artikulieren, wenn schon nicht wahrheitsgetreu dann doch wenigstens passend, wenn schon völlig gefühllos, dann doch zumindestens passend. Aber sie können ja auch nicht wissen das sie gar nicht zu meinem Herzen oder meiner Seele reden, die da draussen, ich hab ihnen ja früher auch nie gesagt ob die zwei zu Hause waren oder nicht wenn sie angeklopft haben, wenn sie tatsächlich dachten sie sprächen mit MIR, die da draussen, die Menschen, und nciht mit einer leeren Körperhülle.
Es fehlt mir, mein Herz, ich vermisse es fürchterlich. "Es tut mir leid, was passiert ist, ich konnte das aber vorher doch nicht wissen!" sage ich immer wieder "ich konnte vorher doch nicht wissen in was ich Dich da mit reinzog und ich konnte ja auch nicht wissen das Du Dich gleich so reinsteigerst! Hast Du doch auch sonst nicht gemacht! Du hast hier und da ein Stück von Dir abgeschnitten und hergeschenkt, ok, Selbstverstümmelung ist ja bekanntlich eine durchaus übliche Krankheitserscheinung bei Herzen und ich mochte Dich so rampuniert und unförmig, aber das Du gleich "als a Ganza" von meinem Körper in einen anderen wandern musstest um dort einen grossen Teil Deiner Zeit zu verbringen, woher hätt ich denn das wissen sollen?" so sag ich immer, aber es antwortet nicht, ich hör es nicht einmal atmen.
Ob es tot ist? Ob es einfach in der Mitte durchgebrochen ist? Oder ob es nur nicht reden will? Vielleicht will es ja auch nur einfach nichts sagen, einfach nicht reden, einfach nicht atmen und einfach nicht fühlen. Ich frage mich nur wie lange ein Herz leben kann ohne zu fühlen! Mein Herz! Leben eigentlich wenigstens tote Herzen nach ihrem Gesterbnis weiter? Wohin gehen die dann? Ich will nicht das mein Herz zu Staub wird.
Ruhig ist es, schrecklich ruhig. Ich dachte eigentlich nicht das der Schmerz überhaupt vergehen würde, aber er kam, sah, siegte und verschwand wieder. Irgendwie befürchte ich ja das er sich lediglich versteckt hält, das er hinter einer Verstandblokade mit Schwert und Sebel und Atombombe wartet, aber ich geh ihn nicht suchen, wenn er zurückkommt kommt er sicherlich von selbst und hinterlässt sein Zorrozeichen und seine Brandmarken, wenn er beim nächsten Mal überhaupt noch irgendetwas hinterlässt. Wunderkonstruktion: Herzwurm! Wenn ich es wieder atmen höre sag ich Bescheid! Vielleicht sinds dann ja zwei!

Katharina

 

Oh ja, sag uns unbedingt bescheid wie es mit Deinem Herz weitergeht.

Einfach wunderschön geschrieben :)

 

Das Innenleben des Menschen mal aus einem ganz anderen Blickwinkel:


Meinem Herzen hab ich eine Leine gebastelt weil es so oft ausgerissen ist, meine immer vor sich hinquasselnde Seele habe einige Mal die Türe weisen müssen weil sie immer auf mein Herz eingeredet hat. Und Mist haben die zwei gebaut, unglaublich!

Ah, schau mal wie niedlich die Kleinen sind ;)
Du verwendest schöne Metaphern für Vorgänge im menschlichen Bewusstsein.

Ein paar Rechtschreibfehler, die du noch entfernen könntest, sind in dem Text drin, aber da sag ich besser nicht so viel, da dies auch meine Spezialität ist.

Gruß, Gin

[Beitrag editiert von: Gina am 19.01.2002 um 00:10]

 

Vielen Dank für eure Kritiken! Tatsächlich bin ich furchtbar schlampig was meine Rechtschreibung und die Beistrichsetzung anbelangt, muss aber zu meiner Entschuldigung sagen das ich sehr sehr beschäftigt bin und unter grossem Zeitdruck arbeite, daher entschuldigt bitte diese (sicherlich wiederkehrenden) Unsauberkeiten. Was meine eigenen Wortschöpfungen betrifft: Gedanken sind frei und Gefühle in Worte zu fassen ist eines der schwersten Dinge dieser Welt. Daher gebrauche ich zumeist genau das Wort das mir von meinem Herzen einfach in den Kopf springt, ob es nun existiert oder nicht. Genau das zeichnet mich aus. Manche Worte sind natürlich passender als andere, aber solange der Leser weiss was gemeint ist, wie zum Beispiel beim Wort "Gesterbnis", gebrauche ich diese Wörter.
Danke für euer Lob!

Katharina

 

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