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Kopie und Original
Du willst also mit mir schlafen?"
Ich versank im Abgrund ihrer Augen, unfähig eine Antwort zu geben. "Ja, zum Teufel, ja!", wollte ich ausrufen, während ich den Mund nicht aufbrachte und das Restaurant begann, sich um mich zu drehen. Einziger Fixpunkt des Strudels waren zwei dunkelbraune Augen, die mich anlächelten.
"Helena, ...", stammelte ich, den Tisch und die Welt festhaltend.
"Du kannst mich haben, wenn ..."
"Helena, ich würde alles für dich tun."
"Nicht alles. Nur eine Kleinigkeit."
Sie streckte die Hand aus und berührte mich für einen Moment. Ich bildete mir ein, ihre schlanken Finger fühlten sich kalt an, doch als ich nach ihnen greifen wollte, fasste ich ins Leere.
"Ich muss weg. Wir sehen uns", waren ihre letzen Worte, bevor sie aufstand und ging. Unfähig, ihr mehr als ein "bis bald" mit auf dem Weg zu geben, sah ich sie im Dunkel verschwinden und hörte den gleichmäßigen Takt ihrer Absätze noch, als das Schwarz ihres Kleides längst mit der Nacht verschmolzen war.
Ich leerte mein Weinglas und ging zur Toilette. Ein trauriger Zombie glotzte mich aus dem Spiegel heraus an. Sah ich wirklich schon so alt aus? Ich wusch mein Gesicht mit kaltem Wasser ab, was mich nur unwesentlich frischer werden ließ. Zum Tisch zurückgekehrt, verlangte ich die Rechnung. Der Kellner erhielt ein ordentliches Trinkgeld, vielleicht aus Dankbarkeit dafür, dass er meinen Zustand offensichtlicher Verwüstung geflissentlich ignoriert hatte.
Ich musste darauf warten, dass sie sich wieder meldete, um mich wissen zu lassen, welchen Gefallen ich ihr tun sollte. Helena war in mein Leben geschneit, aber ich nicht in ihres. Ich besaß keine Telefonnummer, keine Postanschrift von ihr. Während ich diese Unsymmetrie unserer Beziehung verfluchte, und dumpf nachgrübelte, womit mich diese rätselhafte Frau so nachhaltig in ihren Bann gezogen hatte, saugte mich eine gleichgültig rumpelnde Rolltreppe in die Gedärme der Stadt hinab.
Noch bevor der letzte Akkord verklungen war, brauste Beifall hoch. Ein fiebriges Festspielpublikum überschüttete den weltberühmten Countertenor mit Lob. Als Mitläufer auf der Woge kollektiver Begeisterung applaudierte auch ich nach Kräften.
"Es ist erbärmlich. Diese Musik ist für Kastraten geschrieben. Wie kann man nur so eine Stümperei bejubeln?"
Ich erschrak und hielt inne. Meine Sitznachbarin hatte mir ins Ohr geflüstert, nein, gesprochen. Ich drehte mich erstaunt zur Seite und sah jene junge Frau, die ich einen ganzen Akt lang übersehen hatte. Wie alt mochte sie sein? Im Dämmerlicht war sie schwer zu taxieren: Die Haare mit einem bordeauxfarbenen Haargummi zusammengesteckt, trug sie ein eng anliegendes rosafarbenes Oberteil, etwas Modeschmuck und eine nicht übertrieben vornehme Jacke, dazu einen kurzen Rock und Sandalen. Anfang zwanzig vielleicht?
Das Publikum floss des Applauses müde in Richtung des Buffets. Ich folgte auf der verzweifelten Suche nach einer angemessenen Erwiderung dem dunklen Schopf, der es geschafft hatte, mich mit zwei Sätzen in Verwirrung zu stürzen.
"Sie scheinen etwas von Musik zu verstehen?"
"Ungefähr soviel, wie Sie von Chemie."
"Kennen wir uns?"
Eine leise Ahnung dämmerte in mir hoch und ich verfluchte sowohl mein schlechtes Personengedächtnis, als auch den leidigen Massenbetrieb an deutschen Universitäten.
"Keine Angst, ich war nur - wie nennt man das? - Gasthörerin."
In ihrer Stimme schwang der Hauch eines fremdländischen Akzentes mit. Bei voller Beleuchtung hatte ich nun endlich Gelegenheit, mein Bild zu vervollständigen: Große braune Augen; dunkles glattes Haar, eine markante, schlanke Nase. Wir waren vom Strom der Erfrischungsbedürftigen an die Theke mitgerissen worden, so dass mir nichts Besseres einfiel, als zwei Gläser Sekt zu bestellen. Auf ihrer linken Wange entdeckte ich einen Leberfleck. Der Tiefblick auf ihre schlanken Fesseln und Zehen ließ mir das Blut in Wallung kommen.
"Darf ich Sie fragen, woher Sie kommen?", raffte ich mich schließlich auf zu fragen.
"Das ist eine lange Geschichte."
Mit dem üblichen Verdruss war Frau Nötherborg von der Poststelle zurückgekehrt und hatte mir ihre Beute auf den Schreibtisch geworfen, darunter ein gepolstertes gelbes Kuvert: Kein Absender, das Schreiben war mit einer eindeutig weiblichen Handschrift an mich persönlich addressiert.
Eine dunkle Ahnung überkam mich, als ich in ihm eine leere Phiole vorfand. Lediglich einige wenige Tropfen einer bräunlichen Flüssigkeit waren verblieben. Meine Vermutung wurde konkreter, als ich des Abends das Institut verlassen hatte.
"Ist mein kleines Rätsel bei dir angekommen?"
"Helena! Hast du etwa hier auf mich gewartet? Es ist fast schon dunkel, du wirst dich erkälten."
Auf der Parkbank saß das Objekt meiner Begierde und verspottete mit dem ärmellosen Oberteil die Kühle der heraufdämmernden Herbstnacht.
"Kalt? Na und? Komm setz' dich doch einen Moment zu mir!"
"Helena, nicht hier, direkt vor dem Institut, wollen wir nicht ..."
"Nein. Es dauert nicht lange."
Ich stellte die Aktentasche ab und nahm widerstrebend neben ihr Platz, nicht ohne die noch erleuchteten Fenster meiner Assistenten im Auge zu behalten. Helenas Spitzenwäsche zeichnete sich durch den dünnen Stoff ihres Oberteils ab. Mir fiel das kleine Silberkreuz auf, das sich anschickte, zwischen ihren Brüsten zu verschwinden, als wäre die zugehörige Kette etwas zu lange. Ich hatte ihr das Schmuckstück vor einigen Wochen geschenkt. Trug sie es zufällig oder mit Absicht?
"Ich brauche genau diese Flüssigkeit, einen halben Liter ungefähr."
Ich nickte und meine Ahnung wurde zur Gewissheit. Das gelbe Kuvert hatte ich samt Inhalt in den Tiefen meines Schreibtisches versteckt.
„Wozu?“
„Das würdest du nicht begreifen. Ich brauche sie. Stell dir vor, es wäre ein Medikament. Und es ist eilig, mir bleibt nicht mehr viel Zeit.“
"Du sprichst in Rätseln, Helena. Zuerst muss ich sie analysieren."
"Ich würde dir nichts aufgeben, was du nicht schaffen kannst. Das wäre unmenschlich."
Ich verdrängte die kurz aufblitzende Frage, welche anderen Männer es wohl in Helenas Leben geben mochte, die ebenfalls menschliche "Aufgaben" erhielten.
"Wollen wir nicht essen, uns einen schönen Abend machen, vielleicht ins Theater gehen?"
"Wilhelm, nein. Nicht heute, ich muss weg."
"Helena, verstehst du denn nicht, ich halte das nicht mehr aus. Wie soll das mit uns weitergehen?"
"So, wie solche Geschichten auszugehen zu pflegen. Ich wünsche dir eine gute Nacht."
Sie hatte flüchtig meine Schläfe geküsst, war aufgestanden und fast gleichzeitig erlosch das Licht im Eckzimmer des Instituts.
"Kann ich dich noch irgendwohin begleiten, es ist spät?", fragte ich, ohne eine Antwort zu erwarten noch zu erhalten.
"Sie sind also Studentin?"
"Ach, eigentlich nicht wirklich. Von Zeit zu Zeit schleiche ich mich in einen Hörsaal und versuche, auf dem Laufenden zu bleiben, wie sich die Menschheit so weiterentwickelt. Aber wir wollen uns doch nicht mit Details aufhalten, oder? Übrigens, ich heiße Helena."
Sie schenkte mir das bezaubernde Lächeln einer unerreichbar fernen Jugend. Freundlichkeit verbreiten, charmant sein, einen guten Eindruck hinterlassen. Und in ihrer Nähe sein, bleiben dürfen. Längst hatte der zweite Akt begonnen, wir standen immer noch im Foyer des Theaters, ließen die teuren Plätze verwaisen.
Ich war berauscht, sei es von ihren feenhaften Bewegungen, der perfekten Schlankheit ihres Körpers oder einfach ihrem Charme. Wie sie ihre Hand ausgestreckt und meinen Arm berührt hatte, war ich in einen Rauschzustand verfallen. Hinzu kam eine schier unglaubliche Kenntnis der Musikgeschichte. Was sie mir innerhalb weniger Minuten an Details zu einem vor 300 Jahren geschrieben Stück ganz beiläufig erwähnt hatte, war überwältigend und passte nicht zu einer jungen Frau, die in gemustertem Minirock und einem Oberteil vom Bekleidungsdiscounter neben mir stand.
Ich wagte nicht, diese Widersprüchlichkeiten näher zu erforschen, ging es mir diesem Moment doch nur darum, das Gespräch am Leben zu erhalten und keinen Anlass dafür zu geben, nun auseinander zu gehen.
Bordeaux oder Rioja? Händel oder Monteverdi? Die letzten ungetroffenen Entscheidungen trieben mich in den Wahnsinn. Helena hier, in meiner Wohnung. Zum ersten Mal. Es sollte perfekt sein. Es musste perfekt sein. Aber manche Dinge ließen sich nicht perfektionieren. Der menschliche Körper zum Beispiel. Ich hatte seit dem Tod von Jeanette mit keiner Frau mehr geschlafen. Helena war blutjung und ich selbst ein alter Sack. Ein Gedanke, den ich weit, weit wegschieben musste.
Auf dem Tisch Teller, Rotweingläser, Silberbesteck, Kerzen. Wie lange würde ich warten müssen? Im eigenen Saft schmoren lassen. Ihre bevorzugte Foltermethode. Anzünden. Ich inspizierte den Esstisch: Die Brautgabe in der Mitte des Stilllebens. Ein Glas mit geschliffenem Stöpsel, darin dunkle Flüssigkeit. Musik? Definitiv etwas Altes: Ich entschied mich für "Incoronatione di Poppea" von Monteverdi.
Angst zu versagen. Ihr nicht geben können, was sie erwartete. Im entscheidenden Moment die nötige Härte verlieren. Das Gästeverzeichnis der ungeladenen Gespenster war lang. Ebenso die Zutatenliste. Quecksilber, Schwefel, Kaliumnitrat, jede Menge Kohlenstoff, Alkohol. Spuren von Silber, Zink, Blei und Beryllium. Wollte sie jemanden umbringen? Nein, der Cocktail war ungesund, aber nicht tödlich. Zumindest nicht sofort. So wie unsere Beziehung. Durfte man unsere seltsame Vorgeschichte Beziehung nennen? Immerhin würde ich an diesem Abend mit ihr schlafen. Und dann?
Mit zitternden Knien öffnete ich eine Ewigkeit später die Türe und ließ die unwirkliche Erscheinung im schwarzen Sommerkleid in mein Reich ein. Helena sah bezaubernd aus, wie immer, aber wirkte erregt und gehetzt, hatte leicht gerötete Wangen. Ich führte sie ins Esszimmer. Wer von uns beiden war aufgeregter, verlegener?
"Ich finde, wir leben in einer ganz schön komplizierten Zeit."
"Wie meinen Sie das?", fragte ich, während wir die Stufen in die beleuchtete Altstadt hinunterstiegen. Im Dämmerlicht sah sie noch bezaubernder aus. Ich konnte mich einfach nicht an ihr satt sehen. Sei es die Anmut, mit der sie sich bewegte, ihr Körper, der sich hinter eng anliegendem Stoff abzeichnete oder einfach nur die Gnade mit ihr in diese Sommernacht hineinlaufen zu dürfen.
"Lohnsteuerkarten, Krankenversicherungsnachweise, private Altersvorsorge, Geburtsurkunden, Daseinsberechtigungen ... wo ist denn hier noch eigentlich Platz zum Leben?"
Ihre Worte nahm ich nur noch halb wahr, weshalb ich ihr auch die Antwort schuldig blieb. Neben ihr sein dürfen. Die Nähe nicht verlieren, wohin auch immer sie mich führen wollte. Es gab keinen dritten Akt, kein Morgen, nur die Kostbarkeit des Momentes. Am liebsten hätte ich ihr die Kleider vom Leib gerissen, hier, in aller Öffentlichkeit, inmitten der flanierenden Menschen.
"Früher lebten, liebten sich die Menschen einfach. Duellierten sich mitunter, starben auf dem Schlachtfeld, an Infektionskrankheiten oder im Kindbett. Und heute? Siechtum, Alter, Verfall, wohin man sieht. Es ist erbärmlich."
Verfall. Das war es. Ich war ihr verfallen. Es mochte der Klang ihrer Stimme sein, dieser glockenreine silbrige Klang oder dieses aufrichtig geschenkte Lachen. Jedenfalls drehte mein Geist nur noch Pirouetten um sie.
Sie hatte das Glas geöffnet und zur Nase gehoben. Ohne mich aus den Augen zu lassen, roch sie. Der Moment der Wahrheit. Dreh- und Angelpunkt von Vergangenheit und Zukunft. Ohne dass ich begriffen hatte, welche Wahrheit dies sein würde, spürte ich dennoch, dass sich die Türe zu unserer Zukunft einen Spalt breit öffnete.
"Du hast offenbar deinen Teil der Abmachung erfüllt."
"Ist es das, was du wolltest?"
Sie nickte, wirkte erleichtert, zog das Gefäß an sich, wie eine Drogensüchtige, die ihren Stoff erhalten hatte und steckte die Flasche in ihre Handtasche.
"Dann ist es nun wohl an mir, mein Versprechen einzulösen."
Ein Bleiklumpen in der Magengegend versuchte mich zu Boden zu ziehen, während sie auf mich zuging und ihre beiden flachen Handflächen auf meine Brust legte.
"Wie wünscht es der Herr? Auf dem Fußboden, im Stehen oder am Esstisch einfach von hinten?"
"Helena, ich dachte, wir machen uns einen gemütlichen Abend. Ein Gläschen Wein, eine Kleinigkeit zu essen ..."
"Der alte Romantiker, ich vergaß", sprach sie mit unüberhörbarer Ironie. "Geschmackvolle Hintergrundmusik hast du ausgewählt. Irre ich, oder ist das nicht die 'Poppea'? Richtig? Eine Hure, die zur römischen Kaiserin gekrönt wird. Mir war, als hättest du hier Absicht walten lassen."
"Ich ... ich liebe dich Helena, bitte sei nicht so ..."
"Grausam? Liebe ist eine grausame Angelegenheit, das solltest du nach 53 Jahren mittlerweile kapiert haben. Also, was ist nun? Für welche Variante hast du dich entschieden?"
Sie war aus den Schuhen geschlüpft und streichelte auf einem Bein stehend mit den Zehen mein rechtes Fußgelenk.
"Werden wir uns wiedersehen?", brach es im letztmöglichen Moment aus mir hervor.
"Warum nicht?"
"Was sollte eine junge, bezaubernde Frau von jemandem wie mir wollen?"
"Abenteuerlust ist das Privileg der Jugend. Also gib mir schon deine Handynummer."
Ich hatte die Türe geschlossen und kurz den Kopf gegen das Holz gelehnt. Aus dem Treppenhaus herauf verklang das leise Stakkato von Helenas Absätzen. Es war das Letzte, was ich von ihr hören sollte. Im Wohnzimmer warteten zwei unberührte Teller und herunter gebrannte Kerzen auf mich. Auch ein eilig herunter gekipptes Glas teuren Rotweins änderte nichts an der Misere. Ein verschobener Perserteppich symbolisierte die Unglaublichkeit des Geschehens und das Ende einer Liebschaft, die nie eine gewesen war. Ich musste an Helena denken, wie sie nun durch die dunkle Stadt lief, einer Bleibe entgegen, in der ich sie niemals aufspüren würde können.
"Und bekomme ich die deine Nummer?"
"Wenn ich keines besitze?"
"Festnetz?"
"Ebenfalls Fehlanzeige."
"Das gibt es nicht, würde ich sagen"
"Vielleicht bin ich ja nicht so ganz echt."
Sie hatte erhalten, was sie wollte, einen Sklaven herangezüchtet, der ihr verschaffte, was sie brauchte. Auf den ersten Blick zumindest. Der Wein tat seine Wirkung, während ich mechanisch die Kerzen löschte und den Teppich an seinen angestammten Platz schob. In meinem Kopf begannen sich Wahrheit und Erträumtes zu vermischen, und ich versuchte, eine Präferenz zwischen mich besaufen oder vom Balkon stürzen, herauszuarbeiten.
"Es ist das Elixier, das meinen Vater das Leben kostete."
Ich hatte sie angestarrt, mit dem Blick eines Mannes, der auf ganzer Linie versagt hatte. Als kleine Dreingabe hatte sie offensichtlich beschlossen, mich wenigstens mit der Wahrheit zu beglücken.
"Er wurde hingerichtet, weil er seine Tochter vergiftet hatte. Sie machten kurzen Prozess mit ihm. Zu kurzen Prozess im Nachhineinen, denn das Mädchen war nicht tot und wachte nach drei Tagen wieder auf."
"Hingerichtet? Kurzer Prozess"
"Andere Zeiten, andere Sitten, mein Schatz. Heute würde man es künstliches Koma nennen, was mit der kleinen Helena passierte. Und was das Elixier betrifft, stünde auf der Packungsbeilage wohl 'Anti-Aging-Präparat: Komplette Unterdrückung des Alterungsprozesses'. Zu Risiken und Nebenwirkungen uns so weiter ...“
Ich war ihr eine sinnvolle Erwiderung schuldig geblieben, während sie sich das Kleidchen zurecht zupfte, die Schuhe angezogen hatte und mit einem mitleidigen Grinsen das Verfallsdatum inspiziert hatte, das auf der ungeöffneten Kondompackung aufgedruckt war.
"Früher nannte man die Kunst, Medikamente zusammenzurühren noch Alchemie und hatte Respekt vor den Meistern dieses Faches. Aber ich erwarte nicht, dass du das alles verstehst. Wie solltest du auch gerade mal einem halben Jahhundert Lebenserfahrung?"
Sie war zur Türe gegangen, hatte mir ein lapidares "mach's gut" hingeworfen. Ich war ihr wie in Trance gefolgt. Nein, wir würden uns nicht mehr wieder sehen. Sie habe ihr Versprechen eingehalten, es zumindest versucht.
Was sein Bestes geben, aber nicht das Ziel erreichen betraf, so war es bei meinem Teil des Abenteuers ähnlich. Schließlich war mein Fachgebiet anorganische Chemie. Von den organischen Anteilen hatte ich zwar einige Pilzgifte bestimmt, aber die Vielzahl beigemischter Pflanzenbestandteile hatte ich nicht synthetisieren können. Sie kannte wohl nur der Erfinder des magischen Tränkchens. Und jener war vor vierhundert Jahren am Hofe Kaiser Rudolph des Zweiten in Prag seines Hauptes beraubt worden.