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Kreuzfahrt

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16.07.2009
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Kreuzfahrt

„Sie machen zum ersten Mal eine Kreuzfahrt, oder?“
Ich antworte nicht. Ich schaue sie solange an, bis ich merke, dass nicht nur ihr Lächeln, sondern auch der Rest ihres Gesichts künstlich und gestrafft ist. Dann starre ich ihr nur noch in den Ausschnitt und denke: „Das ist das einzige, was mich interessiert.“
Sie ist über vierzig. Glatte, gestraffte Haut mit Fäden hinter den Ohren zusammengezogen; unnatürliche Bräune; unnatürlich lange Wimpern und pralle, dem Platzen nahe Lippen, in fettigen Lippenstift getaucht. Das ist Josephine. Josephine steht darauf, wenn man ihr in den Ausschnitt starrt, deswegen ist das Kleid, das sie heute trägt auch so schief geschnitten.
„Oh, nein, meine Liebste..." sage ich äußerlich höflich, innerlich durch und durch angewidert, "Ich mache Kreuzfahrten seit ich denken kann. Jedesmal, wenn die Geschäfte schlecht laufen, gehe ich an Bord und lass mich einfach so an die entlegensten Orte dieser Welt treiben. Das gehört zu meinem Leben dazu."
Josephine kichert peinlich und redet weiter, redet sich die Zunge faul. Sie würde sicherlich darauf stehen, wenn ich dahin fassen würde, wo ihr schon jeder hingefasst hat, und dann würde sie mir ganz sanft die Hand wegschlagen und mir wenige Sekunden später Anträge machen. Immerhin bin ich jünger. Immerhin ist sie eine Hure. Immerhin sind wir reich und sorgenlos.
„Oh Thomas“, sagt die Hure, „Nur zu gerne, wäre ich bei Ihren Weltreisen dabei gewesen. Sie sind so ein interessanter Mensch.“
„Und sie eine interessante Frau.“
Ich würde ihr auch mit dem Messer in die Fleischkugeln reinstechen und dann das ganze Blut über ihre gestraffte Haut verteilen. So wie bei einem fantastischen, expressionistischen Kunstwerk, irgendeines Kokainsüchtigen Künstlers. Dann würde ich Josephine im Louvre ausstellen und die größten Virtuosen dieser Welt könnten sie händeklatschend bestaunen. Ich sage ihr ganz langsam und mit tiefstem britischen Akzent: „Heute wird etwas Wunderbares passieren.“ und sie sagt noch immer dämlich kichernd und von meinem perfekten Aussehen aufgegeilt: „Mit Ihnen doch immer, Thomas!“

Die See ist ziemlich ruhig, mein Anzug sitzt perfekt und mein Parfum riecht nach den Palmen der marokkanischen Küste. Le Maroc. Ich rauche eine Zigarette nach der anderen, rauche dann Zigarren ohne beim Ziehen meinen Rhythmus zu finden und ohne auf die Atmung zu achten. Meine Hände zittern und Schweiß läuft mir in den Hosenbund. Ich rauche die Zigarren nicht auf, sondern nur bis zu einem Drittel und werfe sie dann ins Meer. Das machen alle so. Viele nehmen sogar nur einen Zug und stecken die noch qualmende Stangen dann in die Westentasche eines vorbeigehenden Kellners. Sozusagen als Trinkgeld. Und erst wenn der Kellner um die Ecke gegangen ist, traut er sich die Zigarre auszudrücken.
Ich bin reich aber gelangweilt. Sehen Sie mich ruhig an! Thomas Gringe. Ich trage eine Armbanduhr aus Sterlingssilber, echte Lederschuhe aus Gazellenleder, einen zweireihigen Smoking, mit Schalkragen, und darunter ein Baumwollhemd. Ich verdiene mein Geld mit Immobilien und wahlweise auch mit Aktien. Ich bin Liebhaber, Milliardär, Weinkenner, Börsenspekulant. Ich habe schon mit allen wichtigen Frauen dieser Erde geschlafen und auch mit allen wichtigen mächtigen Männern. Ich habe alle Drogen ausprobiert, alle Länder gesehen und bin trotzdem der einsamste Mensch der Welt. Einsam, Blutleer, antriebslos und voller Hass. Voller Hass auf alles Lebende. Ich hoffe dieser Zustand wird sich heute endlich ändern. Endlich.
Männer mit Fotoapparaten in der Hand laufen vorbei und fotografieren mich und ich lächle ihnen mit der Zigarre im Mundwinkel entgegen. Ich könnte etwas Nettes sagen, doch ich flüstere nur „Fickt euch, ihr Hurensöhne.“ und sie fragen mich, weil sie mich offensichtlich nicht richtig verstanden haben, irgendwelche belanglosen Dinge wie z.Bsp: „Wie geht es Ihnen, Mister Gringe? Amüsieren Sie sich? Sagen sie uns doch etwas über sich. Ist das Ihre erste Kreuzfahrt?“
Hurensöhne.
Ich puste ihnen den grellen weißen Rauch ins Gesicht und gebe ihnen zu verstehen, dass ich meine Ruhe haben möchte. Ich verschenke keine Interviews. Thomas Gringes Meinung kann man sich nicht erschleimen, höchstens erkaufen. Die Fotografen schleichen noch eine Weile umher, verschwinden dann aber wie die Fliegen, die einen neuen Scheißhaufen gewittert haben, in den sie ihre Ärsche drücken können.
„Möchten Sie ein Glas Champagner.“, frage ich die Frau mit dem falschen Gesicht und lächle dabei so verkrampft, dass mir die Mundwinkel faul werden, „Ich lasse jemanden rufen, wenn Sie wollen...“
Ein Kellner kommt vorbei, ich nehme ein Glas vom Teller und stelle ihm ein Bein, dass er zu stolpern anfängt, sich jedoch im Fallen an der Reling festhalten kann, und ohne zurückzublicken weiter geht. Timothy steht auf seinem Namensschild und über dem Namensschild bloß ein Negerkopf, dem ich „Hurensohn“ hinterrufe. Bloß ein Hurensohn. Mein Adrenalinpegel steigt.

Heute ist der 14. April 1912. 21:40. Ich befinde mich an Bord der Titanic, dem größten Passagierschiff aller Zeiten, auf dem Weg nach New York, Big Apple. Es herrscht ein leichter Wind aus Nordwesten. Die Luft schmeckt salzig. Kaum Wellengang.
Was wahrscheinlich die wenigsten Leute wissen ist, dass dieses Schiff in exakt zwei Stunden untergehen wird, in dem es mit einem Eisberg kollidiert, der nur wenige Kilometer vor der Küste Grönlands liegt. Die eine Hälfte des Schiffs wird voll Wasser laufen, die andere nicht, dadurch bricht es auseinander wie ein Baguette. Fantastisch oder? Die Matrosen ertrinken, die Gäste geraten in Panik, Rettungsboote werden ins Wasser gelassen, Leute springen von Bord. Vielleicht brechen Brände aus, vielleicht explodiert etwas. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Sie werden sich nun sicherlich fragen, warum ich das so genau weiß und die Antwort auf diese Frage ist ganz einfach. Der Reiseleiter hat es so geplant. Ich und ein paar andere Anzugträger haben jeweils fünfzig Millionen Dollar dafür bezahlt, dass dieses Schiff untergeht. Das nennt man Extremtourismus, hören Sie? Nehmen Sie die Finger aus den Ohren! Extremtourismus. Der Kapitän und ein Teil der Crew sind eingeweiht. Sie werden das Schiff in den Eisberg steuern. Das Schiff schlitzt den Bug auf und die Rettungsboote werden zu Wasser gelassen. Rettungsboote für nur 10% der Besatzung. Alle anderen werden sterben und wir werden ihnen dabei zusehen. Wir werden auch nachhelfen und unseren Spaß haben. Wir werden unser sinn- und inhaltloses Dasein mit Leben füllen und mit Blut. Kennen Sie dieses Gefühl? Macht? Macht über Leben? Macht zu entscheiden, wer abgesehen von Ihnen überleben darf und wer nicht? Können Sie sich dieses Gefühl vorstellen? Ganz abgesehen von dem Nervenkitzel. Können Sie? Nein? Nein?....

„Nein!“
„Wie bitte? Entschuldigung. Ich war in Gedanken, Madame.“
„Ich sagte, ich möchte keinen Champagner. Ich trinke keinen Alkohol.“ Der Kellner ist weg und kommt wohl nicht wieder.
„Aber, Madame, Champagner ist kein Alkohol, Champagner ist wie..... Wasser, wie Luft. Den brauchen Sie zum atmen.“
Die Frau, die mir gegenüber steht, heißt Josephine Lorange, lebt an der Cote Azur und wurde schon von jedem Immobilienhändler gefickt, den ich kenne, der mindestens fünfzig ist, und ebenfalls schon jede andere gefickt hat. Josephine ist Französin. Sie trägt ein Kleid aus muschelweißem Tüll, echte Pelzkragen, hohe Absatzschuhe und gravierte Armbänder und ihr Parfum riecht nach Rosmarin, obwohl sie ihre Fotze wahrscheinlich mit Moschus eingerieben hat. Josephin weiß nichts von der Sache mit dem Extremtourismus und ich überlege noch hin und her, ob ich sie vielleicht auf eines der Rettungsboote mitnehme, oder gleich über die Reling schubse. Diese Gedanken begleiten mich wie Gewitterwolken und ich versuche abzuschalten, das Wetter zu genießen,...oder einfach zu entspannen.
Ein paar Arbeitskollegen/Konkurenten kommen vorbei, zwinkern mir zu und stoßen mit mir an. Es wird geredet, über die Börse, über europäische Märkte, über amerikansiche Märkte, über Hungertote in Afrika, über die neuste Mode, über Hosenträger für den Herrn, ob sie gut aussehen, oder eher nicht. Josephine dreht sich kurz weg, doch ich bekomme noch zufällig mit, wie sie über den Witz eines bekannten, mir verhassten Bankiers aus Liverpool lacht, und entscheide mich kurzfristig dafür, sie doch über Bord zu werfen.
„Du stirbst!“, flüstere ich, den Mund voller Flüche, die ausgesprochen werden wollen und in meinem Rachen zerplatzen. Josephines Tod schließt jedoch nicht aus, dass ich sie in den nächsten Minuten nicht nocheinmal ficken werde. Ein Abschiedsfick. Ein Minutenfick, nicht länger. Allerdings müsste ich dabei dringend an etwas jüngeres denken, etwas 12-14 Jähriges, bei dem alles noch etwas straffer, fester und haarloser ist. An etwas, das nicht ständig redet und sich vielleicht noch etwas härter wehrt, wenn ich ihm etwas härter wehtue.
„Entschuldigen sie mich, Miss Lorange...“
Ich schaue angestrengt auf die Uhr. 22:15. Die Spannung steigt in mir, dehnt sich aus, wie ein dünner Eisendraht, von Kopf bis Fuß und, steht dabei kurz vorm Zerreißen. Aus der Lounge kommt angenehm warme Luft und eine Negerband spielt ruhigen und langatmigen Blues, der einige Gäste auf die Tanzfläche und an die Spieltische zu locken scheint. Erst spiele ich ein wenig Black-Jack, dann Roulette, dann rauche ich Wassermelonen-Tabak an den Wasserpfeifen, trinke mehrere Gläser Scotch und esse Lachs-Schnittchen. Perserteppiche hängen an der Wand, ägyptische Musikinstrumente hängen daneben und ein Typ mit einem Turban füllt grinsend die Pfeife nach, die ich gerade leer gemacht habe und nickt mir zu. Die Tanzfläche füllt sich mehr und mehr, selbst Josephine tanzt jetzt, fordert mich auf mitzutanzen und ich willige ein, obwohl mir sofort schlecht wird als ich ihre alte Haut berühre. Absichtlich trete ich ihr auf die Füße, drücke sie von mir weg und kratze ihr den Rücken auf, bis ich endlich die Milliardärstochter Cynthia Davis erspähe, die mit einem Großstadbörsianer tanzt, den ich sofort wegschiebe. Cynthia ist eine ziemlich miese Tänzerin, die vor zwei Jahren Ihren Geburtstag auf einem anderen Kreufahrtschiff im Mittelmeer gefeiert hat. Sie nimmt wegen ihrer psychischen und seelischen Labilität täglich mehrere Gramm ärztlich verschriebenes Kokain zu sich, sowie auch Marihuana, wodurch sie ständig high ist und von mir eher über die Tanzfläche gezogen werden muss, anstelle selber zu tanzen. Ja, selbst in diesem Moment ist ihre Nase noch ganz weiß und sie kichert vor sich hin, als würde ihr ein Fremder ganz langsam die Schamhaare abrasieren. „Cynthia!“, sage ich nüchtern und extrem cool und warte dabei auf ihre etwas verzögerte Reaktion.
„Oh, Thomas, Thomas Jefferson? Wollen Sie nicht, Herr Präsident?“, Sie ist so benebelt wie ein Brauereipferd und ihre Zunge scheint noch die letzten Streifen Koks aus der Luft zu lecken, ohne zu merken, dass es kein Koks mehr gibt, also presse ich satt dessen meinen Mund auf ihren Offenen und tanze mit ihr. Cynthia trägt ein purpurnes Kleid aus Muschelseide. Wir tanzen und treten dabei anderen Tanzenden in die Hacken. Ich bewege meinen Schwanz, der ganz steif ist, dicht an sie heran, bis er ihr vorkommen muss, wie eine gewaltige Dampfturbine die mächtig pulsiert und tuckert; und dann signalisiere ich ihr eindeutig mein Begehren, in dem ich ihr noch an die Muschi fasse und zudrücke.
„Möchtest du weiterleben, Cynthia? Oder möchtest du heute ums Leben kommen?“
Sie sieht mich aus azurblauen Augen an, und als ich ihr im Gegenzug in die Augen blicke, sehe ich schon den Eisberg, der auf mich zukommt, sehe das Verlangen; das Verlangen, das Gestalt angenommen hat, und das mich zwingt sie kräftig durchzuficken, bis mein ganzer Treibstoff verbraucht ist. Ich ziehe mir den Smoking aus, lockere den Kragen und schreie sie an: „Komm schnell mit, sonst ist es zu spät!“ Jetzt geht alles ganz schnell.

Zigarren werden im ganzen Raum herumgereicht, beschnüffelt, probiert und weggeworfen. Ich beobachte ein paar Freunde auf Tigerpelzbespannten Sesseln, die mit 100-Doller Scheinen ihre Zigarren anzünden und ab und zu an den orientalischen Wasserpfeifen nippen. Einer dieser Typen, sein Name ist Bernard Springs, erfolgreicher Börsenmakler an der Wallstreet, versucht ständig mit seinen Scheinen den Bart des Turbanträgers anzubrennen, was ihm jedoch nicht gelingt, also stellt er ihm einfach ein Bein, bis der Turbanträger stolpert und in seine Wasserpfeifen klatscht. Ein riesiges Gelächter entsteht, Champagner fließt überall, Rauch quillt aus allen Mündern und die Zerstörungslust erreicht ihren Höhepunkt.

Ich stehe über Cynthia am Waschbecken auf der Herrentoilette. Ich ficke sie zweimal hintereinander, schlage sie dabei, drehe an ihren Nippeln, und sehe sie nicht an. Cynthia ist jung, glatt, rasiert, hat noch kräftige Muskeln und einen guten Widerstand, doch wenn ich sie ficke, dann sieht ihr Gesicht immer so hässlich verzogen aus, außerdem stöhnt sie widerlich, also sehe ich mich stattdessen selbst im Spiegel an und kann auf diese Weise auch viel besser abspritzen. Meine Haut ist noch so jung, wie die eines Sechzehnjährigen, weil ich sie täglich mit einer Art Vanilleöl einreibe und mit einer zweiten Lotion auf Basis von Nierenfett behandle. Ich ficke mich selbst, wenn ich in den Spiegel gucke.
Als wir fertig sind, wische ich mir die Hände mit einem der bedruckten Handtücher ab, die neben den Spiegeln liegen und gehe wieder raus. Jetzt sind es nur noch Minuten. Ich wiederhole in meinem Kopf:....Das Schiff kollidiert mit dem Eisberg, ein riesiges Loch wird in die Außenhülle gerissen. Der eine Teil läuft voll Wasser, der andere nicht. Dadurch bricht es auseinander, wie ein Baguette....“
Die Leute von der Presse belagern mich wieder wie die Heuschrecken. Ich gehe zur Reling, Cynthia an meiner Hand wie einen Reisekoffer. Ich nehme ein paar Champagnergläser von vorbeilaufenden Kellner, nippe professionell daran und werfe sie dann über Bord. Dann flüstere ich wieder: „Fickt euch, ihr Hurensöhne“, diesmal etwas lauter, damit sie es auch gut verstehen, doch sie scheinen mir gar nicht richtig zuzuhören und ich gehe hinter zum Bug, wo ein Rettungsboot auf mich wartet.
Es gibt 20 Rettungsboote. Nur fünf davon werden hinabgelassen, die anderen sind in ihrer Verankerung verkeilt. Ich nicke ein paar Kollegen zu, die ebenfalls einsteigen werden und blicke hinaus aufs Meer. Es ist stockdunkel, die Luft ist salzig und kalt. Ich kann den Eisberg noch nicht sehen, doch die ganze Atmosphäre ist schon jetzt wie elektrisch. Und dann passiert es doch endlich. Bummmm,.... ratschhhhhhh,...... Der Lärm ist ohrenbetäubend und kribbelt auf der Haut. Aufeinmal kann man den Berg erkennen, der wie aus dem Nichts, blau majestätisch, glasklar und unnachgiebig mit dem Schiff kollidiert. Leute geraten in Panik, Kellner fallen auf die Schnauze, Champagner wird verschüttet, Zigarren rollen davon. Ich schubse ein paar Schlampen über die Reling und bemerke plötzlich, dass Josephine heulend auf mich zugerannt kommt, Cynthia wegdrückt und sich wie ein Schlosshund an meinen Kragen festklammert, der dabei ziemlich durcheinander gebracht wird.
„Thomas, bitte helfen sie mir!“, schreit die Schlampe und ich schreie zurück: „Du bist zu hässlich für diese Welt. Außerdem kann ich es nicht leiden, wenn du dir von jedem einen Schwanz in den Arsch stecken lässt.“
Ich packe sie an den Schultern und schlage ihr solange ins Gesicht bis ihr die bemalten Lippen zerplatzen, bis sich die straff gezogene Haut abschält und aus den offenen Stellen nur noch Blut schießt. Dickes kirschrotes Blut, wie aus den Springbrunnen am Buckingham Palace. Mein Hemd bekommt leider ein paar Flecken davon ab, doch ich habe zu hause noch genug andere Hemden der selben Sorte, und kann es später, das heißt morgen, auswechseln.
Ich entscheide über Josephines Leben. In meinem Beruf konnte ich nie wirklich über das Leben anderer Menschen bestimmen, höchstens oberflächlich, aber nie über das Leben selbst und nun ist es endlich so weit. Du darfst leben, du nicht. Ich packe sie an den fetten Hinterbeinen, die noch strampeln, und werfe sie in das eiskalte Wasser. Als sie aufschlägt, muss sie sich in dem Kleid verfangen haben, denn ich sehe nur noch ihre strampelnden Beine und wie eine weiße Rose ringsherum das mehrlagige Kleid, das auf den Wellen gleitet, solange, bis sich der Rumpf weiter aus dem Wasser hebt, und Josephine einfach verschluckt.
Ein Arbeitskollege namens Richard Haverbrooke, Immobilienhändler aus London, geht derweilen gelassen zu den Luken der Maschinenräume, um diese zu verbarrikadieren, damit die Matrosen nicht herauskommen können und jämmerlich ersaufen. Ein paar Mitglieder der Negerband purzeln über die sich langsam neigende Tanzfläche und klettern aus Verzweiflung in eines der verkeilten Rettungsboote, um es mit Gewalt aus seiner Verankerung zu lösen, was ihnen jedoch nicht gelingt; und am Ende fallen sie dann doch noch in das eiskalte Wasser, ertrinken, oder werden von Wasser und Rumpf zerquetscht.
Für mich neigt sich der Abend dem Ende. Cynthia ist komplett im Drogenrausch, wodurch sie kaum noch etwas merkt, also verpreche ich meinen Kollegen, die ebenfalls zweireihige Smoking mit Schalkragen tragen, sie auch mal ficken zu dürfen, sobald wir in Sicherheit sind.
Ich kenne jetzt schon die Schlagzeilen der morgigen Zeitung: „Einzige Überlebende des Titanic-Unglücks....Helden?.....Wenn die nur wüssten....“

Als wir einige Kilometer von der Titanic entfernt sind, sehen wir noch wie die letzten Lichter der oberen Decks und die Schreie der Ertinkenden erlischen und wie das ganze Schiff in den Fluten versinkt. Auch auf den Rettungsbooten gibt es noch Champagner, den wir uns genüsslich einverleiben, als besinnlicher Ausklang für dieses gelungene Event.

 
Zuletzt bearbeitet:

Moikka Akachi,

willkommen auf KG.de!
Dein Einstand konnte mich nicht fesseln, obwohl sich der Text flüssig runterlesen läßt.

Das Ganze präsentiert sich mir so: Die Hauptfigur ist ein blöder Wixer, dann gibt es noch eine ebenso dusselige Schlampe, zwischendrin der Dreh mit der nachgestellten Todesfahrt der Titanic, danach kommt gleiches wie am Anfang, und zum Schluß passiert nichts anderes, als angekündigt wurde.

Ich brauche in einer Geschichte keine Moral, keine superschlaue Aussage, nichtmal sympathische Figuren - aber eines: Spannung, einen guten Grund, am Ende überrascht zu sein. Das habe ich hier nicht, hier dödelt die story einfach so vor sich hin und ist dann vorbei.

Daß Reiche sich alles erlauben, kann man jetzt gutheißen oder auch nicht; und die Idee, aus schierer Langeweile und letztem thrill Leute zu töten, ist uralt. In American Psycho war das Ganze klugerweise als Halluzination dargestellt, und hatte zu seiner Enstehungszeit als Gesellschaftsanalyse seine Berechtigung.

Tut mir leid, daß ich nichts Positives zu Deinem Text sagen konnte. Kann mir aber vorstellen, daß der Stil genauso Absicht war, und sich da Liebhaber für finden werden.
Viele Grüße,
Katla

 

Grüße Katla,
schade, dass es dir net gefällt. Um die Spannung hochzuschrauben hätt ich vielleicht die Erwähnung, dass es untergehen wird, am Anfang weglassen sollen, okay, akzeptiert. Die Idee mit dem Leute aus Langeweile töten, na klar, ist die nicht neu, ich bin auch nicht Bret Esaton Ellis, schön wärs vielleicht, is aba nicht. Ich wollte lediglich eine neue Perspektive aufnehmen und die mit dem Extremtourismus, dem Untergang der Titanic verbinden.... Vielleicht nicht jedermann Geschmack.
Trotzdem danke fürs Komment

Akachi

 

Hallo Akachi,

und herzlich willkommen hier.
Ich frage mich ja in erster Linie, was dich bewogen hat, einen amerikanischen Präsidenten der Jahre 1801 bis 1809 an Bord eines Schiffes zu setzen, das 1912 gesunken ist. Und leider finde ich in deinem Text keine Antwort darauf. Thomas Jefferson war sicherlich eine in sich widersprüchliche Figur, die Freiheit des Einzelnen, der Presse und auch der Rede war ihm wichtig, dennoch hielt er sich Sklaven, die Indianer interessierten ihn, dennoch bat er sie, sich den Siedlern anzupassen, da er sonst ums Überleben ihrer Art fürchtete. Bei dir aber ist er ein gelangweilter und entsprechend dekadenter Reicher ohne Engagement, ich fürchte, da trifft ihn ein Vorwurf, der ihm wirklich nicht zu machen ist.
Bei einer Geschichte in Gesellschaft erwarte ich bei solchen Realitätsverzerrungen, dass sie mir einen realen Kritikpunkt deutlich machen, entweder einen im Heute, oder einen zu Jefferson. Beides finde ich nicht.
Die "Verschwörungsiddee" zum Untergang der Titanic hat ja durchaus ihren Reiz, der Größenwahn, der sich schon hinter dem Projekt "Titanic" verbarg, wird durch den Größenwahn, Gott spielen zu dürfen, wenn man genug dafür bezahlt, ja gut demonstriert. Was aber hat Jefferson damit zu tun?
Oder war er einfach der, der dir einfiel, ohne dass du über seine Präsidentschaft genaueres wusstest?

Es sind einige groß geschriebene Adjektive im Text, einige Wörter zusammengeschrieben, die nicht zusammen gehören, die findest du aber sicher selbst.

Lieben Gruß
sim

 

Das mit Jefferson ist ein Missverständnis, auf das schon viele reingefallen sind. Vielleicht sollte ich den Gag rausnehmen, und das ist es auch, ein Gag. Ein Gag von Cynthia. Sie nennt ihn nur so, weil er Thomas heißt, weil sie dicht ist, und weil er so ähnlich aussieht. Eigentlich heißt er Thomas Gringe, wie ich es auch im Text erwähnt habe.

Trotzdem Danke fürs Lesen Sim,
Akachi

 

Auf Thomas Jefferson bin ich nicht reingefallen und auch sonst finde ich die Geschichte ganz passabel. Als erstes überrascht die direkte Sprache und Betrachtungen, die ich so noch nicht beschrieben sah – so z.B. hier: „pralle, dem Platzen nahe Lippen, in fettigen Lippenstift getaucht“, „und redet weiter, redet sich die Zunge faul“, „Ich gehe zur Reling, Cynthia an meiner Hand wie einen Reisekoffer.“.

Als zweites finde ich die Diskrepanz zwischen dem inneren Monolog, den Umgangsformen („Möchten Sie ein Glas Champagner.“) und nicht zuletzt den kleineren und größeren Taten (stellt Kellner ein Bein, lässt den Schiff gegen einen Eisberg fahren) des Protagonisten gut beschrieben.

Und als drittes sind da treffende und knappe Beobachtungen der Personen und deren Gespräche (z.B.: „Es wird geredet, über die Börse, über europäische Märkte, über amerikansiche Märkte, über Hungertote in Afrika, über die neuste Mode, über Hosenträger* für den Herrn, ob sie gut aussehen, oder eher nicht.“) wie des Schiffsinterieurs. Gewiss, das sind lauter Einzelheiten, die manchmal nur wie im Vorbeigehen hingeworfen werden, aber in der Summe ergeben sie ein stimmiges Bild der Zustände auf dem Schiff, will sagen: Alles könnte genauso gewesen sein, obwohl diese Geschichte reine Fantasie ist.

Okay, das mit der fehlenden Spannung kann für manche Leser zutreffen, aber ich fand es spannend genug, dem Protagonisten nur zu folgen und ihm bei seinen Untaten über Schulter zu schauen – die Krimis, bei denen man schon am Anfang weiß, wie sie ausgehen, sind nicht die schlechtesten.

Dion

* das Thema Großverdiener und Hosenträger ist auch in diesen Tagen wieder interessant geworden – siehe Wendelin Wiedeking.

 

Oh Akachi,

wo hatte ich da nur meine Gedanken? Natürlich hast du auch den richtigen Namen erwähnt. Den Gag würde ich nicht zwingend rausnehmen, vielleicht etwas dezenter einsetzen, denn reagieren darf dein Protagonist darauf natürlich nicht, denn darüber ist er gerade in dieser Situation ja viel zu erhaben.

Liebe Grüße und sorry
sim

 

Hey Sim,

ist doch kein ding, so was passiert jedem mal. Mit der Anrede "Herr Präsident" ist es zwar net dezenter, also eher das Gegenteil, aba wenigstens passiert das dann keinem mehr

und Dion,

schön, dass es die gefällt. Übrigens Danke für den herrlichen Link :D. Scheint mir, als sei diese Modeerscheinung wieder im Aufkommen. Sollte ich öfters mal benutzen.

Grüße,
Akachi

 

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