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Kugelblitz
Heisser Spätsommer, August 2005, halb acht Uhr abends. Ich sitze mit Monika auf unserem weinroten Sofa. Monika liest ihren Krimi von Mankell und ich knabbere gelangweilt an einigen Kartoffelchips herum. Heute fühle ich mich sehr müde und abgespannt, da ich einen anstrengenden Arbeitstag im Architektenbüro hinter mir habe. „Diese schwüle Luft ist ja kaum auszuhalten. Kannst du nicht mal unseren Ventilator vom Boden `runterholen, Martin ?“, fragt mich Monika genervt.
Das kann sie doch auch selber machen oder ist der für eine Frau zu schwer zu tragen, denke ich, sage aber brav zu ihr:„ O. K. Aber viel Frischluft wird der auch nicht bringen. Wir sollten uns lieber mal ein richtiges Klimagerät zulegen, so einen wie die Schneiders haben.“ „Ach, das verbraucht doch viel zu viel Strom.“ meckert Monika zurück.
Nachdem ich mit durchgeschwitztem Oberhemd unseren Standventilator in die Ecke neben unserem Fernseher gestemmt habe, kommt Monika schon mit ihrer nächsten Forderung: „Hast Du Bernd eigentlich schon unsere Schlüssel gegeben ?“ Bernie ist unser nette Nachbar, der nächste Woche auf unsere Wohnung aufpaßt, weil wir dann endlich in Urlaub nach Norwegen fahren werden. „Hab` ihn schon gestern...“ urplötzlich unterbrach mich ein lauter dumpfer Knall. Monika zuckte zusammen. Kurz darauf sahen wir durch unser grosses Wohnzimmerfenster zwei schnell aufeinanderfolgende megagrelle Blitze aufleuchten. Wir waren wie geblendet. Die Luft wurde zum Schneiden dick. Das Atmen fiel mir schwer. Der Himmel verdunkelte sich schnell in ein hässliches Aschgrau. Schwere Gewitterwolken flogen geradezu im Eiltempo auf uns zu, verfinsterten unsere Wohnung in ein seltsam graugrünes Licht. Geradezu gespentisch wirkten unsere Möbel in diesem Weltuntergangs-Schein, verwandelten alles in ein Gruselkabinett.„ Rrrrums“ mit einem gewaltigen Donnerhall schien die Erde unter unseren Füßen zu erbeben. Es hörte sich an, als wenn eine Granate explodieren würde. Dann wieder ein Donnergroll, noch lauter als der vorherige. Entsetzt starrten Monika und ich uns an. Was dann geschah, lässt sich mit Worten kaum ausdrücken:
Wie zu Salzsäulen erstarrt, beobachteten wir, daß auf einmal ein orangefarbenes kugelrundes Objekt, so groß wie ein Tennisball, leise zischend knapp über unseren Teppich auf den Fernseher zuschwebte. Wir wichen ängstlich drei Schritte zurück.
„ Was ist das, Martin?“ flüsterte Monika und hielt verschreckt meinen Arm fest. Leise sagte ich zu ihr: „Keine Ahnung. Vielleicht kriegen wir Besuch von Ausserirdischen."
Wie konnte dieses seltsame Ding einfach so in unsere Wohnung eindringen. Alle Türen und Fenster waren verschlossen. Dieses Etwas tauchte jetzt unser Wohnzimmer in ein rot-orange-gelbes Licht. Es kullerte über unseren Fernseher, rollte dann langsam auf unseren Sessel zu.
Mir fiel ein, daß ich meine Digitalkamera auf meinem Schreibtisch nebenan liegen hatte. „ So was sollte ich fotografieren .“ sagte ich ,und wollte gerade gehen, als Monika mich am Ärmel festhielt. „ Du kannst mich doch jetzt hier nicht alleine lassen.“ sagte sie. „Dann komm` eben schnell mit.“, antwortete ich.
Als wir wieder im Wohnzimmer waren, stand diese Leuchtkugel direkt auf der rechten Sessellehne und sprühte weiß-blaue Funken von sich. Ein schwefeliger Geruch, so als wenn mehrere bengalische Lichter verglühen würden, lag in der Luft. Immer noch donnerte, krachte und blitzte dieses unheimliche Gewitter. Es kam mir alles wie eine Ewigkeit vor. Dabei lag dieser unerwartete Besuch dieses Ufo-Balls gerade mal 3 Sekunden zurück.
Ich wollte gerade auf den Auslöser meiner Kamera drücken, als die Kugel plötzlich sich in Luft auflöste, so als wäre sie wie von Geisterhand absorbiert.
Monika und ich starrten erschrocken auf die Sessellehne. Keine Brandspuren, kein Fleck war zu sehen. Nur ein schwerer Schwefel-Geruch lag noch im Zimmer. Und das Gewitter zog endlich fort.