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Kurze Begegnung

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10.03.2005
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Kurze Begegnung

Der staubige Boden der weiten, gleichförmigen Wüste ist seit seiner Entstehung vor etlichen Jahrmillionen zahlreichen Änderungen unterworfen. Seismische Aktivitäten aus dem Inneren des Planeten und zahlreiche staubkornkleine oder gigantische Steine, die, ebenso ziellos wie der Himmelskörper für ewige Zeiten durch die Leere driftend, letztendlich das unwahrscheinliche Schicksal ereilt hatte, sich mit eben diesem Planeten zu vereinigen, bloß um auf diese Weise ihre vorherige Existenz fortzusetzen, haben das äußere Erscheinungsbild der Felskugel geprägt. Eine kalte Wüste ist es; der Stern, den der Planet im Jahrhunderttakt umkreist, erscheint bloß als etwas größerer Lichtfleck unter vielen. Allein der Lage im Zentrum der Galaxis ist es zu verdanken, dass zumindest das fahle Dämmerlicht anderer Sterne schemenhafte Umrisse erahnen lässt. Es ist eine Welt ohne Tag und ohne Nacht, sie befindet sich in ewiger Stille und ewiger Kälte. Heute jedoch, 6011.655.960, geschieht etwas außergewöhnliches. Ein verirrtes Lebewesen erreicht das Sonnensystem. Es reist durch die schwarze Einsamkeit, ab und an innehaltend, forschend, auch nach Jahrtausenden unverändert neugierig. Doch das Wesen ist rastlos, es sucht. Es sucht nach Antworten, es sucht nach einer Bestimmung; es sucht nach Artgenossen. Natürlich weiß es, dass es sie hier nicht finden wird. Aber es hat Zeit.

Der Augenblick ist gekommen. Ein lächerlich kurzer Augenblick im Leben des Planeten, aber ein Höhepunkt, zweifelsohne. Die winzige Kapsel gibt eine kleine Öffnung frei und das Wesen tritt nach außen. Kleine Staubwolken schweben unendlich langsam nach oben, als die Pfoten sanft auf den flachen Grund auftreten. Das Wesen schaut sich um, erklettert einen kleinen Hügel, setzt sich hin. Das düstere Licht ist angenehm und beruhigend. Wenn es die Augen schließt, vergisst es die ohnehin sehr niedrige Schwerkraft fast und kommt sich vor wie im Traum. Dann öffnet es sie wieder und sieht einen weiten Teppich aus weißen Punkten. Es ist erstaunlich, aber obwohl es diesen Anblick schon tausende Male gesehen haben muss, füllt er das Wesen abermals mit Lebenslust. Es lässt sich den sanften Hügel wieder hinunterkullern - es dauert lange, eine Minute, zwei - läuft so schnell es kann auf den gigantischen Krater am Horizont zu. Es erreicht den Rand, setzt zum Sprung an und überquert den mit Dunkelheit gefüllten Talkessel in einem Satz. Mit einem Felsen, fast so groß wie es selbst, spielt es wie auf seiner Heimatwelt mit einem Ball. Es lässt sich alle Zeit der Welt - nur ein Augenblick für den einsamen Ort - bis es erschöpft ist. Dann kehrt es zu seiner Landekapsel zurück. Diese steigt auf und hinterlässt einen kleinen, kreisförmigen Abdruck auf der Oberfläche des Planeten. Der Abdruck bleibt einige Jahrhunderte unverändert. Dann schlägt ein paar Meter entfernt ein Felsbrocken ein und gestaltet den Fleck neu, in Details einzigartig, im Gesamtbild gleichförmig. Zu diesem Zeitpunkt trennen das Wesen und den Planeten bereits tausende Lichtjahre.

 

Zunächst einmal mein Hallo an alle Mitglieder. Ich hoffe, die Geschichte ist nicht zu kurz. Sie basiert lose auf der Hintergrundgeschichte einer Weltraumsimulation (Copyright-Probleme, wie in den Regeln befürchtet, gibt es keine; das Programm ist open-source und bis auf die Zeitrechnung gibt es keine wirkliche Verbindung zur Spielwelt). Ich habe versucht, die ruhige, traumartige Atmosphäre des Programms einzufangen.

 

Hallo Andrej,

auch nur ein Schlaglicht, aber gut die Atmosphäre eingefangen. :) Wie heißt diese Simulation, denke, ich hab sie schon einmal gesehen - man reist von Planet zu Stern auf der Suche nach Leben, macht Schnappschüsse von der Umgebung, gibt dem Planet einen Namen. Richtig? :shy:

Input, Input!

Liebe Grüße

Dante

 

Hallo Dante,

freut mich sehr, dass Dir der Text gefallen hat. Demnächst gibt's auch mal etwas längeres von mir.
Du hast recht mit Deiner Vermutung. Ich hätte nicht gedacht, dass jemand hier das Programm kennt. Es heißt Noctis und kann auf http://www.anywherebb.com gefunden werden. Eigentlich hatte ich nicht vor, den Namen anzugeben, weil mir das zu sehr nach Werbung ausgesehen hätte, aber wenn dann schon gefragt wird, bitte sehr ;)


mfg, Andrej

 

Hallo Andrej,

Wie heißt diese Simulation, denke, ich hab sie schon einmal gesehen
Der Dante kennt jedes Game. Man merkt es immer wieder :).

Also ich bin da nicht so bewandert, obwohl ich natürlich auch mit Simulationsklassikern wie Colonization und die komplette Civ-Reihe aufgewachsen bin. Werde mir dieses "Noctis" vielleicht mal runterladen.
Deshalb kann ich auch nicht sagen, ob du nun die Athmosphäre des Spiels gut eingefangen hast.
Jedenfalls ist sie in der Tat etwas kurz, liest sich wirklich wie ein Schnappschuss von etwas Größerem. Die Story ist einerseits ziemlich handlungsarm, bietet aber für die Länge eine gute Beschreibung der Umgebung. Mehr kann ich dazu leider nicht sagen, denn mehr Stoff zum analysieren gibt die Geschichte nicht her.

Demnächst gibt's auch mal etwas längeres von mir.
Gut so. Das Sci-Fi Forum ist ist immer hungrig ;)

mfg
Prozac

 

Hallo Andrej,

Nett!
Richtig Science Fiction.
Erzeugt bei mir dieses Verloren-im-Weltraum-Gefühl.

Kann man weitgehend so stehen lassen.
Ändern würde ich nur ein paar Kleinigkeiten.

„... die, ebenso ziellos ...“
Hier ist mir nicht ganz klar, auf was sich das „ebenso“ bezieht.
Auf die seismischen Aktivitäten?
Dann würde ich denen auch noch ein zielloses Adjektiv zuordnen.

„... Welt ohne Tag und ohne Nacht ... in ewiger Stille und in ewiger Kälte ...“
Das sind ziemlich viele Wiederholungen auf einmal.
Aber wahrscheinlich willst du das so haben.
Ich würde mindestens das zweite „in“ weglassen.

„... betritt das Sonnensystem.“
Hier finde ich das Verb „betritt“ unangebracht.
Ich finde, ein Sonnensystem ist etwas zu groß, um es zu betreten.
Wie wäre es mit „erreicht“?

„... im Leben eines Planeten, ...“
Hier würde ich sagen „des Planeten“, denn es geht doch nur um den einen.

„Es ist erstaunlich, aber obwohl es diesen Anblick schon tausende Male gesehen haben muss, füllt dieser Anblick das Wesen abermals mit Lebenslust.“
Wiederholung „es“ und „dieser Anblick“
Würde ich umstellen.
„Es ist erstaunlich, aber obwohl das Wesen diesen Anblick schon tausende Male gesehen haben muss, füllt er es abermals mit Lebenslust.“
Hmm, find ich besser, aber noch nicht optimal. Das „er es“ holpert.

„Es steht auf, lässt sich den sanften Hügel hinunterkullern.“
Hier fehlt mir zwischen dem Aufstehen und dem Kullern irgendwie eine Animationsphase.
Ich würde das Aufstehen schlicht weglassen.

„... den mit Dunkelheit gefüllten Talkessel ...“
Gut!

„... den mit Dunkelheit gefüllten Talkessel mit einem Satz.“
Wiederholung „mit“
Nimm doch „in einem Satz“.

„... kullert es herum wie auf seiner Heimatwelt ...“
Wiederholung „kullern“
Fällt mir bei dem ungewöhnlichen Verb schon auf.
Die Alternative „rollt es herum“ ist allerdings etwas billig.
Hm.

„... alle Zeit der Welt ... für eine verschwindend kurze Zeit mit Leben ...“
Das sieht für mich sehr nach einem Widerspruch aus, obwohl du wahrscheinlich einen Gegensatz willst.
Für das Wesen dauert die Rumspring-Aktion lang, für den Planeten nur kurz.
Außerdem wiederholt sich „Zeit“.
Sollte man vielleicht irgendwie anders ausdrücken.
Vielleicht
„Es vergisst die Zeit. Der Planet sprudelt für eine verschwindend kurze Spanne über mit Leben. Bis es erschöpft zu seiner Landekapsel zurückkehrt.“
Vielleicht werden durch die Verwendung des Wesens *und* des Planeten als Subjekt die unterschiedlichen Sichten auf die Zeitspanne klarer.

„... in Details einzigartig, im Gesamtbild gleichförmig ...“
Wieder sehr schöner Gegensatz!

„... und den Planeten bereits viele Lichtjahre.“
Hier würde ich „viele“ durch eine große Zahl ersetzen, wie es auch im übrigen Text weitgehend gemacht wird.
„Tausende“ fände ich durchaus angemessen.

Insgesamt finde ich den Zwischenstopp des Wesens sehr unterhaltsam und - hm - liebevoll ausgestaltet.

viele Grüße
jflipp

 

Hallo jflipp,

vielen Dank für die ausführliche Kritik. Ich habe versucht, die von dir angesprochenen Punkte auszubessern.
Gefreut hat mich besonders, dass du das "Verloren-im-Weltraum-Gefühl" erwähntest. Das war, was ich erreichen wollte :)


mfg, Andrej

 

Hey Andrej,

mir gefällt der Text richtig gut. Meinem Geschmack nach muss er auch gar nicht länger sein, es passt. Finde es toll, wie du Atmosphäre einfängst. Hat bei mir gut gewirkt, auch wenn ich das Spiel nicht kenne!!!

Ich finde, du benutzt eine sehr schöne, geschliffene Sprache, nur manchmal, passt es nach meinem Gefühl im zweiten Absatz nicht ganz, z.B. "Das Wesen schaut sich um, erklettert einen kleinen Hügel, setzt sich hin." Wenn man den Satz jetzt so liest, fällt mir auch nichts auf, aber wenn man ihn zwischen diesen etwas "höher" formulierten Sätzen von dir liest, dann hört er sich etwas hölzern an. Danach kommen da noch so ein, zwei. Vielleicht irre ich mich auch, aber ich würde an deiner Stelle versuchen, diese Sätze, sind immer welche bei denen dieses Wesen etwas tut, genauso geschliffen zu formulieren, wie den Rest. Das passt besser ins Gesamtbild.

Lg

Thomas

 

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