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Lachen ist eine gute Art, die Zähne zu zeigen

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08.04.2005
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Lachen ist eine gute Art, die Zähne zu zeigen

Es war Weihnachten zweitausendvier. Georg und ich kamen grade von einem idiotischen Abendessen bei seiner Mutter heim. Wir waren leicht verfroren, schweigsam. Georg war angetrunken.
Ich hatte den Abend über meine Energie darauf verwendet, mich nicht dafür zu rechtfertigen, warum wir denn mit über dreißig noch immer in wilder Ehe lebten.
Der Anrufbeantworter blinkte. „Eine neue Nachricht“ kündigte mir die Konservendosenfrau monoton an.
„Hey Honey, ik bin´s, Arlo. Ik muß dik dringend spreken, bitte ruf mik an. Seeya soon.“

Arlo war vielleicht mein bester Freund. Ich hatte ihn kennengelernt, als ich ein Jahr durch „Downunder“ gereist war. Ich hatte kein Geld mehr und fragte auf seinem Tauchboot nach einem Job. Er ließ mich tatsächlich für einen Hungerlohn bei sich arbeiten. Ich versorgte tagsüber die Tauchgäste, abends füllten wir die leeren Sauerstoffflaschen am Kompressor in seiner Garage auf und tranken dabei Bundaberg Rum auf Eis. Morgens um vier fuhr ich mit ihm wieder raus in den Nachbarhafen, um das Boot aufzutanken, bevor neue Tauchtouristen an Bord kamen.
In dieser Zeit kamen wir uns näher, und einige Zeit wohnte ich bei ihm im sonnigen Queensland in seiner geräumigen Strandwohnung mit offener Veranda. Wir arbeiteten viel, feierten Parties am Strand und haben uns, so glaube ich, sogar ein bißchen geliebt. Seine Wohnung war chaotisch, unsere Beziehung auch.

Aber ich hatte nur ein zeitlich begrenztes Visum und mußte weiterreisen.
Noch Monate, sogar Jahre, nachdem ich nach Deutschland zurückgekehrt war und wieder eine geregelte Arbeit aufgenommen hatte, schickten wir uns Emails und telefonierten sporadisch, wenn grade keine eifersüchtige Freundin bei ihm wohnte.

Georg liebte die Ordnung. Er war Doktor der Mathematik an der Universität Münster. Am Telefon war er Arlo gegenüber freundlich, auch nicht nachträglich eifersüchtig. Trotzdem kam er nie darüber hinweg, daß ich Arlo tausendfünfhundert Euro überwiesen hatte, als sein Tauchboot sabotiert wurde und seine gesamte Ausrüstung gestohlen worden war. Ich mußte Arlo einfach helfen, hatte ich doch damals monatelang kostenlos bei ihm gewohnt und war so manches Mal von ihm ins Restaurant oder in die australischen Cocktailbars ausgeführt worden, ohne daß meine schmale Reisekasse mir das eigentlich erlaubt hätte.

Für Georg waren das sogenannte undurchsichtige Verhältnisse. Wir mieden das Thema, aber an diesem Abend nach Weihnachten, als ich den Anrufbeantworter abhörte, brach alles wieder auf.

„Der will doch bestimmt Geld!“ sagte Georg. "Bestimmt hat er sich auf seiner Europareise verschätzt und ist jetzt pleite. Der möchte sich gerne für den Rest seiner Ferien bei uns einquartieren und du sollst ihn bespaßen.“

„Nein“,sagte ich, er hat Heimweh. Er ist zum erstenmal in Europa. Er weiß nicht, daß Europäer nicht miteinander sprechen, wenn sie sich nicht kennen. Er weiß bestimmt auch nicht, daß sie alle Englisch können, aber es niemals sprechen, wenn sie nicht im Ausland sind. Vielleicht hat er sich auch erkältet. Er kennt doch nur das sonnige Klima in Queensland.
Ich wählte seine Handynummer. „The person you are calling is temporary not available“ teilte mir die Konservendosenfrau mit.

Ich dachte an Arlos Lachen. An seine ewig gebräunte Haut, seine dunklen Locken, seine tiefe Stimme. An unsere Abende am Strand mit Joints und Gitarren, mit Feuerjonglage und Trommeln. Als ich weiterreisen musste, fragte ich ihn, ob er mich vermissen werde. Er sagte, er kenne nur ein berühmtes Zitat auf Deutsch. „I´ll be back – Ich komme wieder“, und spielte damit auf die Terminator-Filme mit Schwarzenegger an.
Ich versprach ihm also, wiederzukommen und als ich Monate später wirklich nach Queensland zurückkam, war er weg, weil er bei einer Marineforschungsstation angeheuert hatte und grade die Ursachen für das Korallensterben am Great Barrier Reef auf hoher See erforschte.

Ich wählte wieder seine Handynummer. Abgeschaltet.
„Meine Güte, der wird sich schon nochmal melden“ sagte Georg und zappte durch die Fernsehkanäle. Wenig später schnarchte er mit offenem Mund auf der Couch, während ich Arlos Nummer zum drittenmal wählte.

„Hey Honey, da bist du ja“ hörte ich plötzlich Arlos unsagbar tiefe Stimme. „Ihr Deutschen seit ja wirklich schräg drauf – ich bin grade in Amsterdam gelandet und frage mich, wie weit das von Münster ist? Kann ja nikt viel weiter sein als von Cairns bis Airlie Beach, was meinst du?"

Er kam aus einem Land, in dem man abends mit dem Auto zweieinhalb Stunden fährt, um seine Nachbarn zu besuchen. Ich mußte lachen, und an diesem Abend lachte ich Georg auf der Couch vor dem Fernseher aus und setzte mich mit meiner Kreditkarte ins Auto, um nach Amsterdam zu fahren.

 

Hallo Wortstudio!

Willkommen auf kg.de.

"Es war Weihnachten zweitausendvier" - Eigentlich bin ich auch dafür, Zahlen auszuschreiben, aber bei Jahreszahlen würde ich es lassen.

"Ich mußte Arlo einfach helfen, hatte ich doch damals monatelang kostenlos bei ihm gewohnt" - Vorher hast du gesagt: "Er ließ mich tatsächlich für einen Hungerlohn bei sich arbeiten." - Das ist doch ein erheblicher Widerspruch.

„Nein",sagte ich, er hat Heimweh. - Da fehlen die Anführungszeichen ( und ein Leerzeichen).

Inhaltlich: Ein Australier kommt zu Besuch. Und?
Ich glaube, das mit dem Lachen habe ich nicht verstanden.
Übrigens: So einen abgedroschenen Satz als Titel zu verwenden, schreckt die Leser eher ab.

Naja, nicht sonderlich konstruktiv.

Grüße
Chris

 

Hallo Wortstudio,

auch von mir ein herzliches Willkommen auf KG.de.

Leider hat mich deine Geschichte nicht wirklich erreicht. Ich weiß nicht, was du dem Leser sagen willst, vielleicht, dass eine Freundschaft hält, obwohl so viele Kilometer zwischen den Freunden stehen.
Oder, wenn der eine in der Patsche sitzt, sprich kein Geld oder Job hat, der andere für ihn einspringt und ihm hilft?
Auch ist mir nicht klar, weshalb dein Prot am Ende Georg auslacht.
Ich kann es wirklich nicht sagen.

Eines ist mir noch aufgefallen. Du läßt Arlo am Anfang mit einem Akzent sprechen, am Ende aber spricht er die Wort wieder vollkommen richtig aus. Hier würde ich auch auf den Akzent zurückkommen. Da es nur zwei Sätze sind, stören die komisch ausgesprochenen Wort hier nicht.

Bis bald
bambu

 

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