Ladenbauer
Ein kleiner Ausschnitt aus dem Arbeitsalltag eines Ladenbauers…
Nur weil die netten alten Damen, die tagtäglich ihr Gemüse und Obst in der Filiale in Borghorst kaufen, zu kurz geratene Arme haben um an die hintersten Salatköpfe im Gemüseregal ranzukommen, wurden mein Kollege und ich gerufen um Abhilfe zu leisten!
Also rasten wir heran mit unserem 7,5tonnen LKW, vollbeladen bis unters Dach mit einem gebrauchten, um 20cm schmaleren, Obst und Gemüseregal aus einer anderen Filiale! Wir kämpften uns durch daumendicke Spinnenfäden, wichen eiligen Kunden aus, ertrugen das nölige Gequatsche der Verkäuferinnen, tranken den viel zu schwachen Kaffee im Aufenthaltsraum und beantworteten die schwierigen Fragen des Filialleiters!
Nach 8 Stunden war unsere gute Tat vollbracht. Wir waren erschöpft, der Buckel war krumm, der Atem ging schneller und die Klamotten verschwitzt, aber wir waren glücklich!
Als das Regal prall gefüllt mit den frischen Vitaminbomben in vollem Glanz erstrahlte, musste ich mir eine Träne verdrücken:-)...Jeder von Gott um ein paar cm beschissene Kunde wird jetzt jedes Grünzeug in Reichweite finden, ich war stolz!
Als ich nun das zuletzt gebrauchte Werkzeug in die Kiste zurücklegte, drehte sich ebenfalls eine kleine ergraute Kundin zu mir um und stellte mit vorwurfsvoller und krächzender Stimme die Frage "Junger Mann, röchel/hust, warum haben Sie denn das Regal so hoch gebaut? Ich komm garnet, krächz, an die hintersten Salatköppe!“
Ich brach zusammen und schlug mir fast mit dem Deckel der Kiste den Daumen zu Mus! Mit einem mal brach mein Kundenheld-Kartenhaus in sich zusammen und begrub mein neu gewonnenes Ego gleich mit! Ich war enttäuscht und spielte mit dem Gedanken die Oma von der Schwerkraft zu befreien und Sie in den Weißbergsalat zu heben! Als ich sah wie klein wie die Oma wirklich war, wusste ich sie würde froh sein wenn sie überhaupt den vordersten Kopf greifen könnte, geschweige denn an der Wursttheke oder an der Kasse endlich mal bemerkt zu werden, ohne springen zu müssen! Sie schob tatsächlich einen von diesen Kinder-Einkaufswagen vor sich her und muss hochgreifen um an den Griff zu kommen:-) Mir wurde klar das ich sie stehen lassen müsse, obwohl sie sich auf der Fensterbank echt gut machen würde, ich beruhigte mich und wechselte kurz den Beruf des Schreiners in den eines Wirklich-zu-kurz-geratene-Kunden-des-Supermarkts-Begleitservice, ging mit Klein-Omi zum Gemüseregal und gab ihr den frischesten und am weitwegliegensten Salat von allen, ich sah sie an und tausend Falten lächelten zurück! Sie bedankte sich und ich freute mich mehr denn je auf den Feierabend.....!!!!!!!!!!!!!!!!!!!