Was ist neu

Landmann

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28.11.2005
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Landmann

Tom Baron hockte zwischen verdorrenden Getreidestauden und strich sanft über den trockenen Erdpanzer, der bereits erste Risse bekam.
Der Anblick des wolkenfreien Himmels über ihm, wo an diesem Tag nicht einmal die ewighungrigen Raubvögel ihre Kreise zogen, versprach Tom wenig Besserung.
Ungefähr ein Drittel der Ernte war bereits verloren und wenn es in den nächsten ein, zwei Tagen nicht regnete, könnte er auch den Rest vergessen.
Er hatte einige gute Jahre hinter sich, weswegen er einen Totalausfall finanziell verkraften konnte.
Im nächsten Frühjahr wäre er jedoch gezwungen, einen Kredit aufzunehmen, um sich Samen und Arbeiter leisten zu können und genau das hatte er vermeiden wollen.

Die meisten Farmer in der Gegend hatten früher oder später Geld von der Bank leihen müssen. Zu Wucherzinsen.
Irgendwann waren sie dann so hoch verschuldet, dass die Bank Haus und Grund pfändete und sie von ihrem Land vertrieb.
Mittlerweile bewirtschaftete die Bank so viel Ackerland, dass es ihr möglich war die Preise zu bestimmen.

Tom Baron hatte vor einigen Jahren sein Feld mit denen seiner beiden Nachbarn Charlie Fields und Billy Petersen zusammengelegt.
Zur gleichen Zeit hatte er begonnen, sich mit wirtschaftlichen Prozessen auseinander zusetzen und Freundschaften in der Farmervereinigung, der Gemeinde und der Bank zu knüpfen.
Bevor er Saatgut kaufte, analysierte er den Markt und versuchte Bedürfnisse herauszufiltern, die in zu geringem Maße erfüllt waren.
Im ersten Jahr gab es viele Skeptiker.
„Man kann nicht auf einem Acker, auf dem immer Weizen angebaut wurde, Roggen anbauen. Der Boden verträgt das nicht.“
„Warum willst du Roggen anbauen? Dein Großvater hat schon Weizen angebaut und verkauft und hat seine Familie damit immer anständig ernähren können.“
Auch seine beiden Freunde und Geschäftspartner waren misstrauisch.
Letztendlich setzte Tom sich durch und als Charlie Fields und Billy Petersen nach dem Verkauf der Ernte mehr Geld in Händen hielten, als je zuvor, hatten sie es schon immer gewusst.
Andere wiederum blieben skeptisch.
„Du hattest Glück, Junge. Der Boden ist sehr gut. Er kann ein Jahr verkraften, aber nächstes Jahr musst du wieder Weizen anbauen.“
Tom blieb auch in den folgenden Jahren erfolgreich, während die Anderen den Grund ihrer Großväter an die Bank verloren.

Jemand rief nach ihm.
Er stand auf, blickte um sich und sah seine Tochter Jeannie auf sich zulaufen.
Tom ging ihr gemächlich entgegen und beobachtete dabei ihren eigenwilligen Laufstil.
Ihre Arme und Beine arbeiteten so gleichmäßig und kraftvoll wie Kolben, ihr Rücken war stramm wie der eines Soldaten in Habacht-Stellung und ihr Gesichtsausdruck so konzentriert, wie der eines Runningbacks auf dem Weg zur Goalline.
Als sie ihn erreicht hatte, blickte sie ihn mit grimmiger Miene an und sagte: „Das Essen ist fertig.“
Tom biss die Zähne zusammen, um ein Schmunzeln zu unterdrücken, dann antwortete er: „Gut.“
Nach einer kurzen Pause: „Was gibt’s denn?“
Jeannie wollte antworten, stockte, senkte den Blick und überlegte. Sie hatte vergessen zu fragen.
„Du wirst schon sehen“, murmelte sie, drehte sich um und ging zurück zum Haus.
Tom folgte ihr mit einem leichten Grinsen und als er sie eingeholt hatte, packte er sie und setzte sie auf seine kräftigen Schultern, wobei ihm sein Strohhut vom Kopf fiel.
„Jetzt hast du deinen Hut verloren“, stellte Jeannie trotzig fest.
Er ging in die Knie, hob die Kopfbedeckung auf und setzte sie seiner Tochter auf.
„Ich brauch’ keinen Hut. Ich mag die Sonne“, sagte sie, behielt ihn aber auf.
„Aber du brauchst Schuhe, deine Füße sind ganz dreckig.“
„Ich brauch’ keine Schuhe.“
„Deine Mutter mag es nicht, wenn du den Dreck mit deinen Füßen ins Haus trägst.“
„Du hast doch auch keine Schuhe an!“
„Das ist etwas anderes.“
„Ist es nicht! Außerdem sind meine Füße nicht dreckig. Das ist nur Erdstaub.“
„Den deine Mutter dann vom Boden aufwischen muss“, erwiderte Tom in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.

Als Tom und Jeannie die Küche betraten, stellte Rose, Toms Ehefrau, gerade das Essen auf den Tisch.
„Setzt euch, das Essen kühlt schnell aus“, forderte sie die Beiden freundlich auf.
Rose Baron war mit ihrem pausbäckigen Gesicht und dem kleinen Mund keine Schönheit, doch strahlte sie eine Herzlichkeit und Wärme aus, mit der sie selbst die Gehässigsten für sich einnahm.
Bevor sich Tom an seinen Ehrenplatz am Kopfende des Tisches begab, ging er zum anderen Ende, an dem seine Mutter saß.
Seit dem Tod des Großvaters vor einigen Monaten redete sie kaum noch und kam nur zum Essen aus ihrem Zimmer im Anbau des Hauses.
Ihr Blick, ihr ganzes Wesen verriet die Sehnsucht nach ihrem Mann.
Tom streichelte sanft ihren Oberarm und küsste sie auf die Wange.
„Wie geht es dir, Mutter?“, fragte er zärtlich.
Seine Mutter antwortete nicht, sondern starrte nur, die Hände im Schoß, in den Teller.
Tom wechselte mit Rose einen besorgten Blick, streichelte dann noch ein Mal den Arm seiner Mutter und begab sich an das gegenüberliegende Tischende.
Jeannie aß lustlos ihr Mahl, während Rose versuchte die Mutter zu füttern.
Tom versuchte seine Frauen zu erheitern: „Habt ihr schon gehört? Charlie Fields war letzte Nacht so betrunken, dass er sich an einem seiner Hunde vergangen hat, weil er dachte, es wäre seine Frau.“
Rose warf ihm einen vorwurfsvollen, ärgerlichen Blick zu, woraufhin er beschämt seinen Kopf senkte.

Nachdem alle gegessen hatten, befahl Tom: „Jeannie, bring’ deine Großmutter in ihr Zimmer und kümmere dich um sie.“
Jeannie verzog das Gesicht.
Sie wusste, dass ihre Eltern ungestört miteinander reden wollten und anstatt ihr das zu sagen, die Großmutter vorschoben.
Da sie an den ernsten Gesichtern ihrer Eltern sah, dass diese keinen Widerspruch duldeten und sie ihrer Großmutter nicht das Gefühl geben wollte, eine Last zu sein, nahm sie die alte Frau an der Hand und führte sie in ihr Zimmer.
Als Tom und Rose allein waren, fragte diese ihn: „Wie sieht’s mit dem Getreide aus, Tom?“
Der erwiderte mit gesenkter Stimme: „Ein Drittel ist verloren, der Rest kurz davor. Morgen, spätestens übermorgen muss es regnen.“
„Hast du schon mit Charlie und Billy geredet?“
„Nein, heute noch nicht. Ich wollte abends eine Versammlung einberufen.“
„Wir Frauen werden auch daran teilnehmen“, sagte Rose bestimmt.
„Natürlich“, stimmte Tom zu.
„Wir werden Jeannie und Mutter zu den Petersens bringen, die Versammlung machen wir bei uns.“
Tom nickte und machte sich auf den Weg zu seinen Nachbarn.
„Tom?“
Er blieb stehen und drehte sich halb in ihre Richtung.
„Stimmt das, was du über Charlie erzählt hast?“
Tom murmelte ein Nein und verließ das Haus.

Er entschied sich, zuerst die Fields aufzusuchen.
Vielleicht wegen seines schlechten Gewissens über seinen misslungenen Scherz.
Als er seinen nackten Fuß auf den Erdboden setzte, zuckte er zusammen.
Er überlegte einen Moment, sich aus dem Haus seine Schuhe zu holen, verwarf aber den Gedanken gleich wieder.
Wenn sein Boden litt, dann auch er.
Sein Vater hatte ihm, solange er lebte, immer wieder eingetrichtert: „Um zu wissen, wie es deinem Boden geht, musst du ihn fühlen, Tommy. Wenn du Schuhe trägst, geht das nicht.“
Der kleine Tommy gehorchte seinem Vater und war irgendwann auch davon überzeugt, dass er in diesem Punkt der gleichen Meinung war.
Wie auch in einem anderen: „Tommy, du musst den Boden wie ein Familienmitglied behandeln, dann wird er dich immer gut ernähren. Tust du das nicht, wirst du verhungern.“

Letztes Jahr, kurz vor Wintereinbruch, war der alte Tom gestorben.
Es blieb nicht viel Zeit für die Trauer, denn um dem Wintereinbruch zuvorzukommen, musste man den alten Baron schnell beerdigen.
Dadurch konnten nur die Leute zum Begräbnis kommen, die in der Umgebung wohnten.
Um den Trauergästen zu zeigen, wie viel ihm sein Vater bedeutet hatte, ließ er ihn im teuersten Sarg beerdigen und einen Marmorgrabstein aufstellen.
Zu seiner Überraschung mischte sich unter die Beileidsbekundungen auch Kritik.
Das teure Begräbnis sei ordinär, sein bescheidener Vater würde im Grab rotieren. Es sei taktlos den Tod des Vaters mit solchem Pomp zu zelebrieren.
Erst der Priester, ein enger Freund seines Vaters, klärte ihn über den Unmut der Leute auf: „Es war nicht sehr klug von dir, deinen Vater auf diese Weise zu beerdigen, Tommy. Du weißt, wie schlecht es vielen Leuten geht. Die Meisten sind schwer verschuldet, viele sogar kurz davor ihr Land zu verlieren. Und du lässt deinen Vater bestatten wie einen König! Sieh dir doch den Friedhof an! Nur Holz- oder Steinkreuze, gewöhnliche Grabmale aus einfachem Stein. Jeder weiß, dass du deinen Vater geliebt hast. Du hättest es nicht beweisen müssen, schon gar nicht auf diese Weise.“
Einige Tage später musste Tom den Grabstein ersetzen, denn der marmorne war gestohlen worden.

Tom war über sein sterbendes Land geeilt und klopfte nun an die Tür des heruntergekommenen Fields Hauses.
Geöffnet wurde sie von einer Frau mit blassem Teint und strähnigem Haar, das ihr ins Gesicht hing.
„Hallo, Tom“, grüßte sie ihn überrascht.
„Hallo, Irene. Ist Charlie da?“, erwiderte Tom freundlich.
Irene senkte ihren Blick: „Nein, im Moment nicht.“
Tom nickte wissend: „Kann ich kurz reinkommen?“
Sie ging wortlos und leicht gebeugt zur Seite, woraufhin Tom sie mit leichtem Unwohlsein passierte.
Gemeinsam begaben die Beiden sich in die Küche, wo sie ihm etwas zu trinken anbot.
„Ja, gern. Danke, Irene.“
Sie stellte ihm sein Getränk hin und entschuldigte sich für einen Augenblick.
Als sie zurückkam, hatte sie ihren Dutt neu geknotet, sodass ihr Haar nicht mehr in ihr Gesicht hing, das sie scheinbar gewaschen hatte, da der Fettglanz verschwunden war.
„Wo sind eure Hunde?“, fragte Tom, um das Gespräch zu beginnen.
„Ich weiß nicht. Wahrscheinlich irgendwo im Schatten“, antwortete sie, wobei sie unwillkürlich aus dem Fenster sah.
Tom nickte leicht: „Warum ich eigentlich hergekommen bin . . .“, er stockte, senkte den Blick.
„Wegen dem Feld“, stellte Irene tonlos fest.
„Ja“, er unterbrach wieder. „Wir werden die gesamte Ernte verlieren, wahrscheinlich. Rose und ich wollen deshalb heute Abend eine Versammlung abhalten.“
„Wir kommen.“
Tom versuchte in ihre melancholischen Augen zu blicken.
Er setzte zum Sprechen an, zögerte, überwand sich: „Habt ihr noch Geld?“
„Nein“, kam umgehend die Antwort, in einem Tonfall, den Tom nicht recht interpretieren konnte.
War es Wut? Resignation? Oder einfach nur eine Feststellung?
Tom nickte.
Er überlegte, ob er ihr finanzielle Hilfe anbieten sollte, aber er wusste, dass das nicht viel helfen würde und er das zuerst mit Rose besprechen müsste.
Plötzlich stand er auf: „Wir sehen uns dann heute Abend bei der Versammlung.“
Und ging.

Die Petersens waren ziemlich verblüfft gewesen, als Tom mit Jeannie und seiner Mutter am späten Nachmittag vor ihrer Tür stand.
Er hatte sie nach dem Besuch bei Irene vergessen, war gedankenversunken durch den trockenen Acker geschlendert.
Tom entschuldigte sich bei ihnen, woraufhin Billy großzügig abwinkte und die Drei hereinbat.
Nach einem kurzen, oberflächlichen Gespräch wurde Jeannie , wie auch die beiden Petersen-Kinder, in die Obhut von Ma und Pa Petersen übergeben.
Bevor sie sich auf den Weg machten, streichelte Tom liebevoll den Arm seiner Mutter, sagte mit einer Mischung aus Sorge und bemühter Heiterkeit: „Mach’ dir einen schönen Abend mit den Petersens, Mutter“, und küsste sie zum Abschied auf die Wange.
Als er sich zu Jeannie wandte, machte die ein grimmiges Gesicht und sprach gebieterisch: „Du kannst gehen.“
Tom hob überrascht die Augenbrauen, setzte zu einer Erwiderung an, überlegte es sich anders und verließ kopfschüttelnd das Petersen-Haus.
Einige Meter vom Haus entfernt meinte Ruth Petersen: „Deine Tochter wird immer seltsamer, Tom Baron.“
Woraufhin Tom mit den Schultern zuckte und etwas vor sich hin murmelte.
Um Ruth zu unterbrechen, die gerade zu einer Erwiderung ansetzte, in der es mit größter Wahrscheinlichkeit um Jeannies falsche Erziehung gehen würde, sagte Billy: „Kommt Charlie auch? Ich meine . . .“
„Ja“, antwortete Tom abweisend.
Den Rest des Weges legten die Drei schweigend zurück.

Nachdem alle Parteien im Baron-Haus versammelt waren, freundliche Worte ausgetauscht und ein von Rose zubereitetes Abendmahl verzehrt hatten, begann die Diskussion.
Tom Baron war der Gesprächsführer und saß an seinem Ehrenplatz, ihm gegenüber seine Frau Rose, zu deren linker Seite die Petersens, rechter Hand die Fields’.
Tom wollte die Sitzung mit einer kurzen Zusammenfassung der Situation beginnen, wurde aber von einem kräftigen, dumpfen Schlag auf den Tisch unterbrochen.
Charlie Fields war mit seinem Kopf auf die Tischplatte geknallt, bewegte ihn nun darauf umher wie ein Stein, der einen Abhang hinabrollt und vom Gegenhang retourniert wird.
Irene umfasste ihn, mehr verzweifelt als besorgt, an den Schultern und versuchte ihn vergebens kräftigrüttelnd zur Besinnung zu bringen.
„Warum hast du den mitgenommen, Irene? Der hat doch sowieso nie etwas zu unserem Unternehmen beigetragen, sondern immer nur die Hand aufgehalten“, pikierte sich Ruth.
„Ruth . . .“, setzte Tom zu einer Beschwichtigung an.
„Was! Wir wissen doch alle, dass Charlie ohne deine Hilfe längst sein Land verloren hätte und um Almosen bettelnd durch die Stadt vagabundieren würde. Ich habe kaum einen Bissen von Roses Essen runterbekommen, beim Anblick dieses . . . dieses . . .“
„Ruthie“, Rose legte besänftigend ihre Hand auf Ruths Handgelenk.
„Aber . . .“, setzte Ruth erneut an.
Billy legte seinen Arm um die Schultern seiner Frau und sagte beruhigend: „Ruthie, Charlie war doch immer so. Du kennst ihn doch schon dein ganzes Leben, genau wie wir alle.“
„Das ist es ja!“, echauffierte sie sich.
Dann bemerkte sie den traurigen Blick Irenes und senkte ihren: „Tut mir leid, Irene.“
Irene erwiderte nichts, sah nur fragend ihren Ehemann an, der mittlerweile eingeschlafen war und aus dessen leicht geöffnetem Mund ein wenig Speichel rann.
Eine Zeit lang saßen die Fünf schweigend in der Küche und betrachteten Charlie bedauernd, zum Teil verachtend.
Tom durchbrach schließlich die Stille: „Bringen wir ihn nach Hause“, sagte er zu Billy gewandt, der zustimmend nickte.
„Und was ist mit der Versammlung?“, fragte Ruth.
„Die können wir morgen auch noch abhalten. An der Situation wird sich nichts ändern“, erwiderte Tom tonlos.

Tom und Billy spannten im Stall die Pferde vor den Wagen, trugen dann Charlie aus dem Haus und legten ihn auf die Tragfläche.
Irene setzte sich neben Tom, Billy nahm hinten bei seinem bewusstlosen Kindheitsfreund Platz.
Daraufhin gab Tom seinen Pferden den Befehl loszugehen, welchen diese lustlos befolgten.
Tom überlegte, wie er Irene aufheitern könnte, ihm fiel aber nichts ein, außer, dass er selber ein wenig guten Zuspruch brauchte.
Seine Miene schien seine Gedanken offenbart zu haben, denn Irene hakte sich nun bei ihm ein, woraufhin Tom die Zügel in die linke Hand nahm und seinen rechten Arm um ihre Schultern legte.
„Ich glaube, es wird regnen“, durchbrach Billy das Schweigen.
„Wie kommst du drauf?“, fragte Tom verwundert.
„Ich kann es riechen“, antwortete Billy und inhalierte die Abendluft.
„Man kann Regen nicht riechen. Das geht nicht“, mischte sich Irene ein.
„Doch, das geht, riecht ihr es denn nicht?“, erwiderte Billy leicht euphorisch, „Es wird regnen, noch heute Nacht, spätestens morgen früh!“
Tom und Irene hoben synchron ihre Nasen und atmeten tief ein.
„Und, riecht ihr es?“
„Nein“, kam es einstimmig von vorne.
„Ihr werdet sehen. Ihr werdet es riechen, schmecken und fühlen.“
Tom nickte leicht und murmelte eine Antwort.
Beim Fields-Haus angelangt, hielten sie an und trugen Charlie hinein.
Als sie sich voneinander verabschiedeten, sagte Tom zu Irene, sich ständig unterbrechend: „Weißt du Irene, wenn ihr wollt, können du und Charlie den Winter bei uns verbringen. Wir schaffen das schon irgendwie.“
Irene antwortete mit einem sanften Nicken und einem geflüsterten: „Gute Nacht“, und schloss die Tür.

Auf der Rückfahrt versuchte Billy ein Gespräch zu beginnen, wurde aber von Tom ignoriert, der während des ganzen Weges einen Punkt zwischen den Köpfen der Pferde fixierte.
Beim Baron-Haus nahmen sie Ruth auf und fuhren zum Petersen-Haus, wo Tom die Beiden absetzte.
Er wollte Jeannie und seine Mutter mitnehmen, als er sie jedoch schlafend vorfand, einigte er sich mit den Petersens, dass die Beiden bei ihnen übernachteten und er sie am nächsten Morgen abholen würde.
Tom verabschiedete sich und fuhr nach Hause, wo er die Pferde in ihre verdiente Nachtruhe entließ.

„Wo sind Jeannie und Mutter?“, fragte ihn Rose, die auf der Veranda saß.
„Die übernachten heute bei Ruth und Billy“, antwortete Tom und setzte sich neben seine Frau.
„Warum?“
„Ich wollte heute Nacht mit dir allein sein“, entgegnete Tom, legte einen Arm um ihre Schulter und küsste sie auf die Wange.

Am nächsten Morgen regnete es.
Tom und Rose waren auf der Veranda eingeschlafen und von einigen Regentropfen, die ihnen der Wind ins Gesicht geblasen hatte, aufgeweckt worden.
„Es regnet, Tom, es regnet!“, stellte Rose euphorisch fest.
Tom nickte zustimmend.
„Freust du dich nicht?“, fragte sie überrascht.
„Doch, aber wer weiß, wie lange es regnet?“, entgegnete Tom skeptisch.
Rose schüttelte lachend ihren Kopf, umarmte ihren Mann und sagte: „Sei nicht immer so ernst, Tom. Freu dich doch.“
Tom ließ sich von der Begeisterung seiner Frau anstecken und erwiderte lächelnd: „ Ja, du hast Recht, Rosie.“

Einige Zeit später brachte Billy Jeannie und die alte Mrs. Baron nach Hause. Als er Tom sah, sprang er vom Wagen, rief: „Ich hab’s dir gesagt, Tom Baron, ich hab’s dir gesagt“, und stieß einen Jubelschrei aus.
Tom ging zum Wagen und half Jeannie und seiner Mutter beim Absteigen.
„Und, freust du dich auch, dass es regnet?“, fragte er seine Tochter.
„Meine Haare sind nass und mir ist kalt“, ärgerte sich Jeannie und lief ins Haus.
Tom warf seiner Frau einen fragenden Blick zu, den sie, ihn nachahmend, mit einem leichten Nicken und ernster Miene beantwortete, woraufhin beide schmunzeln mussten.
Nachdem Tom seine Mutter ins Haus gebracht hatte, machte Billy den Vorschlag, ein wenig zu feiern.
Die Barons stimmten zu.
Billy holte seine Familie, Tom die Fields.

Es regnete den ganzen Tag und die drei Familien feierten das ersehnte Nass bis in den Abend hinein. Sogar Jeannie.

Auch am nächsten Morgen regnete es. Ebenso am darauffolgenden und den Tag danach. Schließlich stoppte der Regen, die Wolken waren entleert und lösten sich auf.

Tom Baron hockte zwischen den ertränkten Getreidestauden und fuhr immer wieder mit der Hand über den schlammigen Boden.

 

Hallo Miller,

grundsätzlich gefällt mir deine Geschichte vor allem atmosphärisch, auch wenn ich mich gerade in dieser Rubrik frage, warum sie irgendwo in den USA spielen muss, als ob die Bauern in diesem Land keine Probleme hätten.
Natürlich kannst du argumentieren, Wetter und vor allem räuberische Unternehmenspolitik von Banken sind global, da gebe ich dir sogar Recht, trotzdem ist das als gesellschaftlicher Kritikpunkt allein natürlich eher ein bisschen dürftig.
Das aber ist, wie gesagt, keine Kritik an der Geschichte selbst, sondern eher an der Tendenz ktitisches Potential an der Gesellschaft, in der man lebt, zu verschenken, in dem Irrglauben, dass ein vertrocknetes Getreideacker in Wanne Eickel den Besitzer wengier schmerzt als eines in Texas.
Im übrigen scheinst du noch auf etwas anderes hinaus gewollt zu haben, wenn du das Getreide zum Schluss ersaufen lässt. Die Ernte ist also trotzdem vernichtet. Passt auf auf eure Wünsche?
Oder wäre dir sonst dein Ende nur zu positiv gewesen? Denn nach drei Tagen Regen ersäuft Ernte auch auf ausgetrocknetem Boden nciht so schnell. Es kann, weil das Wasser nicht schnell genug ablaufen kann, zur Verfaulung der Wurzeln oder der Halme kommen. Dem kann man aber durch eine rechtzeitige Ernte zuvorkommen.
Auch ließe sich fragen, warum denn nicht künstlich bewässert wurde? So weit ist der Stand der Technik in den USA (einem Land, das sogar Zierrasen grün anmalt, wenn es zu wenig Regen gab) durchaus.
Bei der gelungenen Atmosphäre machen sich also Unstimmigkeiten breit, die vermuten lassen, dass du nicht genau oder gar nicht recherchiert hast. Das finde ich gerade bei in der Lesbarkeit gelungenen Geschichte immer besonders schade.

dass die Bank ihr Haus und ihren Grund pfändete und sie von ihrem Land vertrieb.
um die dreifache Widerholung von "ihr" zu vermeiden.
„Man kann nicht auf einem Acker, auf dem immer Getreide angebaut wurde, Roggen anbauen.
Ist Roggen den kein Getreide? Oder geht es nicht, gerade, weil es auch Getreide ist (Monokultur)?
„Warum willst du Roggen anbauen? Dein Großvater hat schon Getreide angebaut und verkauft und hat seine Familie damit immer anständig ernähren können.“
Du scheint wirklichzu glauben, dass Roggen kein Getreide ist.
Er stand auf, blickte um sich und sah seine Tochter Jeannie auf ihn zulaufen.
Er sah seine Tochter auf sich zulaufen
Jeannie, bring’ deine Großmutter in ihr Zimmer und kümmere dich um sie.
Das mögliche Alter von Jeannie wird mir immer unklarer.

Lieben Gruß, sim

 

TAg her Miller

Es wird doch! Allein von der Thematik her, hast du ein Thema getroffen, das selten behandelt wird. und die Atmosphäre ist echt gut wiedergegeben.
und @sim, ich glaube, dass die KG nicht in der Gegenwart spielt. ich könnte mir auch gut vorstellen, dass es zur Zeit der Besiedelung in den Staaten spielen sollte. aber dann hättest du in Historik gepostet, was eine Überlegung wert wäre, da gesellschaftlich nicht viel rüberkommt.

Gruß

 

Hallo Miller
Ich wusste erst nicht was ich von deiner Geschichten halten soll. Agrarwirtschaft als Kurzgeschichten Thema?
Grade habe ich mir deine Geschichte ein zweites Mal durchlesen und kann mir jetzt ein Bild davon machen.
Die Atmosphäre ist super, der Stil genial zu lesen.
Die Story plätschert erst so vor sich hin, bis die Problematik zunimmt. Was mich ein wenig stört, sind die anderen beiden Familien. Was ist los mit diesem Charlie? Die Szene beim gemeinsamen Essen verstehe ich nicht ganz, ebenso wenig wie die harten Diskussionen. Auch die Tochter des Protagonisten finde ich ein wenig seltsa, beziehungsweise die Reaktionen auf sie. Wenn mir jemand sagt, dass mein Kind immer komischer würde, wär ich eher verletzt.
Wie Sim schon gesagt hat, ist die Intention deiner Geschichte frei nach dem Motto "Pass auf was du dir wünscht, es könnte wahr werden"?
MFG
Yulivee

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo sim, Aris und yulivee,

Danke für das Lesen und Kommentieren der Geschichte.

@sim: Der Grund, warum die KG in den USA spielt, ist, dass sie von den Romanen eines meiner (früheren) Lieblingsautoren, John Steinbeck, inspiriert wurde.
Deswegen findet das Geschehen nicht im Hier und Jetzt, sondern in der Zeit zwischen Weltwirtschaftskrise und WKII-Ausbruch statt, daher gibt es auch keine künstliche Bewässerung.
Die Mängel in der Recherche (Getreide-Roggen), sind ärgerlich und auch nicht entschuldbar.

Da dies die erste Geschichte ist, die ich geschrieben habe, in der es Handlung und Interaktion zwischen diversen Charakteren gibt, sind auch einige Unstimmigkeiten vorhanden, was auch daran liegt, dass ich es noch nicht gewohnt bin, mich an eine ausgearbeitete Struktur zu halten und die Geschichte während des Schreibens ihren eigenen Weg gegangen ist.

Die Intention der KG war, einen Mann zu zeigen, der seinen eigenen Weg geht, damit erfolgreich ist und letztendlich an äußeren Umständen scheitert.
In einer KG ist dies leider nur komprimiert darstellbar.

Abschließend eine Frage zum Erzählstil: Ich habe viel mit meinem Schreibstil herumexperimentiert, versucht einen einfachen, prägnanten und atmosphärischen zu entwickeln und bin weiter am probieren.
Deswegen würde mich deine Meinung zum Erzählstil dieser KG interessieren, etwaige Mängel etwa in der Beschreibung, im Szenen- oder Perspektivenwechsel, im Dialog.
Ich versuche zwar immer meine Texte so objektiv wie möglich zu lesen, merke aber immer wieder, dass ich mir gegenüber nachsichtig bin.

@Aris: Danke für das Lob. Du hattest Recht damit, als du gemeint hast, dass man sich hier auf kg.de, dank der konstruktiven Kritiken, schnell verbessern kann.

@yulivee: Wie bereits angemerkt, ist in einer KG zu wenig Raum, um alle Themen und Charaktere angemessen zu behandeln.

Charlie zum Beispiel ist Alkoholiker. Stell' dir einfach vor, wie es ist, jemandem, mit dem du aufgewachsen bist, den du gern hast, dabei zuzusehen, wie er sich ständig selbst entwürdigt und den du seit Jahren immer "mitschleppen" musst, weil er nicht fähig ist, sich um sich selbst zu kümmern.

Die geringe Reaktion Toms auf Ruths Bemerkung über seine Tochter, ist darauf zurückzuführen, dass sich seine Gedanken nur um das Feld drehen und die damit verbundenen Konsequenzen.
Zudem bereiten ihm seine Mutter und auch Irene Sorgen.

Das dir der Schreibstil gefallen hat freut mich, da es zeigt, dass ich auf einem guten Weg bin.

Ich hoffe, ich habe all eure Fragen zu eurer Zufriedenheit beantwortet.

MfG

Miller

PS:@sim: Falls du der Meinung bist, dass die KG in der falschen Rubrik gepostet wurde, kannst du sie gerne in eine andere verschieben.

 

Hi Miller,

„Du hattest Glück, Junge. Der Boden ist sehr gut. Er kann ein Jahr verkraften, aber nächstes Jahr musst du wieder Weizen anbauen.“
Das spricht gegen meine Kenntnisse der Bodenbewirtschaftung. Ein Feld sollte immer im Wechsel bebaut werden. Jedes Getreide entzieht dem Boden bestimmte Nährstoffe, die eine andere Pflanze nicht so intensiv braucht. Mit dem Kunstdünger ist das Gleichgewicht von Menschenseite aus wieder herstellbar, aber wenn doch deine Geschichte schon in früheren Zeiten spielt, ist der Wechsel meines Erachtens noch wichtiger.

wie der eines Runningbacks auf dem Weg zur Goalline.
Damit kann ich überhaupt nichts anfangen.

Tom folgte ihr mit einem leichten Grinsen und als er sie eingeholt hatte, packte er sie und setzte sie auf seine kräftigen Schultern, wobei ihm sein Strohhut vom Kopf fiel.
In meiner Vorstellung ist die Tochter durch die vorderen Sätze viel älter als dass man sie noch auf die Schultern nehmen könnte. Zwar spricht nichts direkt dagegen, dass sie noch so klein ist, aber zur Orientierung des Lesers könntest du mit einem Nebensatz irgendwie andeuten, dass sie wohl noch unter zehn Jahren sein muss.

„Deine Mutter mag es nicht, wenn du den Dreck mit deinen Füßen ins Haus trägst.“
„Du hast doch auch keine Schuhe an!“
„Das ist etwas anderes.“
„Ist es nicht! Außerdem sind meine Füße nicht dreckig. Das ist nur Erdstaub.“
Das wird mir - wie der Tochter - überhaupt nicht klar, wieso das was anderes sein soll. Sein Staubdreck ist doch der gleiche wie der von der Tochter.
Die Erklärung viel später mit dem Bodenfühlen ist in Kinderaugen kein Argument. Für mich auch nicht.

[Jeannie aß lustlos ihr Mahl, während Rose versuchte die Mutter zu füttern.
Zu füttern? Hat sie gelähmte Hände/Arme? Da wäre ein erklärender Satz dazu sinnvoll, sonst hat man das Gefühl, die alte Dame wird wie eine Gans gestopft.

Tom versuchte seine Frauen zu erheitern: „Habt ihr schon gehört? Charlie Fields war letzte Nacht so betrunken, dass er sich an einem seiner Hunde vergangen hat, weil er dachte, es wäre seine Frau.“
Na, der ist aber weit unter der Gürtellinie...erst ist er so besorgt um seine Mutter und dann mutet er ihr solch einen billigen Witz zu?


„Wir werden Jeannie und Mutter zu den Petersens bringen, die Versammlung machen wir bei uns.“
Ich frage mich: Warum? Ist ein Aufruhr zu erwarten, dass die Zwei in Gefahr kommen könnten?

Der kleine Tommy gehorchte seinem Vater und war irgendwann auch davon überzeugt, dass er in diesem Punkt der gleichen Meinung war.
Wie auch in einem anderen: „Tommy, du musst den Boden wie ein Familienmitglied behandeln, dann wird er dich immer gut ernähren. Tust du das nicht, wirst du verhungern.“
Wieso will er denn diese Weisheit nicht auch an die Tochter weitergeben?


Sie stellte ihm sein Getränk hin und entschuldigte sich für einen Augenblick.
Als sie zurückkam, hatte sie ihren Dutt neu geknotet, sodass ihr Haar nicht mehr in ihr Gesicht hing, das sie scheinbar gewaschen hatte, da der Fettglanz verschwunden war.
Einen Augenblick zum Haarewaschen? Hattest du schon mal lange Haare und weißt, wie lange das dauert, bis sie gewaschen sind? Überhaupt: Wieso dieser Absatz. Der bringt die Handlung nicht voran und wirkt für mich deplaziert. Zudem wären die Haare dann noch naß und somit ist nicht zu erkennen, dass der Fettglanz weg ist ;).

Die Petersens waren ziemlich verblüfft gewesen, als Tom mit Jeannie und seiner Mutter am späten Nachmittag vor ihrer Tür stand.
Er hatte sie nach dem Besuch bei Irene vergessen, war gedankenversunken durch den trockenen Acker geschlendert.
Wen hatte er vergessen? Die Petersens oder Jeannie mitsamt der Großmutter?

Tom entschuldigte sich bei ihnen, woraufhin Billy großzügig abwinkte und die Beiden hereinbat.
Die Beiden? Ich dachte, es wären drei.

Nach einem kurzen, oberflächlichen Gespräch wurde Jeannie , wie auch die beiden Petersen-Kinder, in die Obhut von Ma und Pa Petersen übergeben.
Die Mutter aber nicht? Ich finde das sehr verwirrend. Ich verstehe auch nicht, wieso das Unterbringen der einzelnen Personen soviel Raum in der Geschichte einnimmt.

Tom Baron war der Gesprächsführer und saß an seinem Ehrenplatz, ihm gegenüber seine Frau Rose, zu deren linker Seite die Petersens, rechter Hand die Fields’.
Was meinst du mit Ehrenplatz? Sein Stammplatz? Das wirkt etwas unpassend für den Platz am Küchentisch.

Tom Baron hockte zwischen den ertränkten Getreidestauden und fuhr immer wieder mit der Hand über den schlammigen Boden
sim hat schon angesprochen, dass die nicht ersaufen.

Aus deiner Geschichte liest man heraus, dass du über die Zeit und Lebensumstände viel zu wenig Ahnung hast. Alleinig von Steinbeck inspiriert zu werden, reicht nicht, um eine stimmige Geschichte zusammenschreiben zu können. Auch viele Details sind so unnötig, sagen über die Zeit, die Leute so wenig aus, dass der Text für die Aussage, die du machen wolltest, eindeutig zu lang ist.

Versuch dich doch bei einer neuen Geschichte an einem Plot, das in einem Umfeld spielt, in dem du heimisch bist. Dann kannst du viel besser auf kleine, aber feine Details eingehen, die dann auch Stimmung erzeugen und die Personen glaubwürdiger erscheinen lassen.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo bernadette,

Zitat:
„Du hattest Glück, Junge. Der Boden ist sehr gut. Er kann ein Jahr verkraften, aber nächstes Jahr musst du wieder Weizen anbauen.“
Das spricht gegen meine Kenntnisse der Bodenbewirtschaftung. Ein Feld sollte immer im Wechsel bebaut werden. Jedes Getreide entzieht dem Boden bestimmte Nährstoffe, die eine andere Pflanze nicht so intensiv braucht. Mit dem Kunstdünger ist das Gleichgewicht von Menschenseite aus wieder herstellbar, aber wenn doch deine Geschichte schon in früheren Zeiten spielt, ist der Wechsel meines Erachtens noch wichtiger.

Ich stimme dir zu, nur ist dies die Meinung einer Einzelperson, die vielleicht von Landwirtschaft keine Ahnung hat.
Du wirst sicher in deinem Alltag auch schon Meinungen zu diversen Themen gehört haben, die der Logik widersprechen und die von Leuten abgegeben wurden, die von der Thematik keine Ahnung haben und einfach ihr Statement abgeben wollen.

wie der eines Runningbacks auf dem Weg zur Goalline.
Damit kann ich überhaupt nichts anfangen.

Runningback ist eine Position in einem American Football-Team.
Er muss den Ball über die Goalline tragen, um zu punkten.
Ich dachte mir schon während des Schreibens, dass jemand nichts damit anfangen würde können, leider ist mir keine bessere Metapher eingefallen.
Für Vorschläge bin ich offen.

Zitat:
Tom folgte ihr mit einem leichten Grinsen und als er sie eingeholt hatte, packte er sie und setzte sie auf seine kräftigen Schultern, wobei ihm sein Strohhut vom Kopf fiel.
In meiner Vorstellung ist die Tochter durch die vorderen Sätze viel älter als dass man sie noch auf die Schultern nehmen könnte. Zwar spricht nichts direkt dagegen, dass sie noch so klein ist, aber zur Orientierung des Lesers könntest du mit einem Nebensatz irgendwie andeuten, dass sie wohl noch unter zehn Jahren sein muss.

Es wäre hilfreich, wenn du mir sagen würdest, warum dir die Tochter älter erscheint.

Zitat:
„Deine Mutter mag es nicht, wenn du den Dreck mit deinen Füßen ins Haus trägst.“
„Du hast doch auch keine Schuhe an!“
„Das ist etwas anderes.“
„Ist es nicht! Außerdem sind meine Füße nicht dreckig. Das ist nur Erdstaub.“
Das wird mir - wie der Tochter - überhaupt nicht klar, wieso das was anderes sein soll. Sein Staubdreck ist doch der gleiche wie der von der Tochter.
Die Erklärung viel später mit dem Bodenfühlen ist in Kinderaugen kein Argument. Für mich auch nicht.

Natürlich ist das kein Argument. Nur wirst du selbst schon die Erfahrung gemacht haben, speziell als Kind, dass nicht jedes Argument eines Erwachsenen überlegt ist, sie sich des öfteren in Widersprüche verwickeln bzw. mit zweierlei Maß messen, was hier der Fall ist.

Zitat:
Jeannie aß lustlos ihr Mahl, während Rose versuchte die Mutter zu füttern.
Zu füttern? Hat sie gelähmte Hände/Arme? Da wäre ein erklärender Satz dazu sinnvoll, sonst hat man das Gefühl, die alte Dame wird wie eine Gans gestopft.

Es wird zuvor angesprochen, dass seit dem Tod ihres Ehemanns nur noch zum Essen aus ihrem Zimmer kommt. Zudem wird angemerkt, dass sie nicht auf die Anrede ihres Sohnes reagiert und nur in ihr Essen starrt.
Die mentale Verfassung der alten Frau wird als kurz umrissen und genügt meiner Meinung nach, um sich eine Bild von ihrem Zustand zu machen.
"Füttern" ist vielleicht ein unglücklicher Begriff, falls dir ein alternativer und passender einfällt, werde ich ihn verwenden.

Zitat:
Tom versuchte seine Frauen zu erheitern: „Habt ihr schon gehört? Charlie Fields war letzte Nacht so betrunken, dass er sich an einem seiner Hunde vergangen hat, weil er dachte, es wäre seine Frau.“
Na, der ist aber weit unter der Gürtellinie...erst ist er so besorgt um seine Mutter und dann mutet er ihr solch einen billigen Witz zu?

Ich stimme dir zu. Während des Korrekturlesens ist mir diese Szene ebenfalls unangenehm aufgefallen. Ich habe mir überlegt, sie zu streichen, mich aber dann entschieden, die Reaktionen der Leser abzuwarten.

Zitat:
„Wir werden Jeannie und Mutter zu den Petersens bringen, die Versammlung machen wir bei uns.“
Ich frage mich: Warum? Ist ein Aufruhr zu erwarten, dass die Zwei in Gefahr kommen könnten?

Nein.
Aber stell dir folgendes vor: Drei Familien, von denen mindestens eine ihre Existenz bedroht sieht, versammeln sich und diskutieren über die Situation und die weiteren Handlungen.
Es besteht die Möglichkeit, dass die Stimmen erhoben werden, es eventuell zu unbegründeten Schuldzuweisungen und Streit kommt, da dies eine Extremsituation ist.
Um zu vermeiden das ihre Tochter davon etwas mitbekommt und um die Mutter nicht zusätzlich zu ihrer Trauer zu belasten, bringt man sie woanders unter.

Zitat:
Der kleine Tommy gehorchte seinem Vater und war irgendwann auch davon überzeugt, dass er in diesem Punkt der gleichen Meinung war.
Wie auch in einem anderen: „Tommy, du musst den Boden wie ein Familienmitglied behandeln, dann wird er dich immer gut ernähren. Tust du das nicht, wirst du verhungern.“
Wieso will er denn diese Weisheit nicht auch an die Tochter weitergeben?

Wenn meinst du mit er?
Der alte Tom hat keine Tochter, der junge redet nicht mit ihr über Landwirtschaft, da es, zumindest zur damaligen Zeit, nicht üblich war, dass die Tochter den Betrieb übernimmt.
Tom und Rose können immer noch einen oder mehrere Söhne bekommen.

Zitat:
Sie stellte ihm sein Getränk hin und entschuldigte sich für einen Augenblick.
Als sie zurückkam, hatte sie ihren Dutt neu geknotet, sodass ihr Haar nicht mehr in ihr Gesicht hing, das sie scheinbar gewaschen hatte, da der Fettglanz verschwunden war.
Einen Augenblick zum Haarewaschen? Hattest du schon mal lange Haare und weißt, wie lange das dauert, bis sie gewaschen sind? Überhaupt: Wieso dieser Absatz. Der bringt die Handlung nicht voran und wirkt für mich deplaziert. Zudem wären die Haare dann noch naß und somit ist nicht zu erkennen, dass der Fettglanz weg ist.

Sie hat sich den Dutt neu geknotet und dann ihr Gesicht gewaschen.

Zitat:
Die Petersens waren ziemlich verblüfft gewesen, als Tom mit Jeannie und seiner Mutter am späten Nachmittag vor ihrer Tür stand.
Er hatte sie nach dem Besuch bei Irene vergessen, war gedankenversunken durch den trockenen Acker geschlendert.
Wen hatte er vergessen? Die Petersens oder Jeannie mitsamt der Großmutter?

Er hat vergessen die Petersens aufzusuchen.
Er verlässt sein Haus, um seine Nachbarn aufzusuchen, entscheidet sich, zuerst zu den Fields zu gehen. Nach dem Gespräch mit Irene hat er vergessen die Petersens aufzusuchen.
Ist der Bezug zu unklar?
Wenn ja, hast du einen Verbesserungsvorschlag?

Zitat:
Tom entschuldigte sich bei ihnen, woraufhin Billy großzügig abwinkte und die Beiden hereinbat.
Die Beiden? Ich dachte, es wären drei.

Ja, Gedankenaussetzer.

Zitat:
Nach einem kurzen, oberflächlichen Gespräch wurde Jeannie , wie auch die beiden Petersen-Kinder, in die Obhut von Ma und Pa Petersen übergeben.
Die Mutter aber nicht? Ich finde das sehr verwirrend. Ich verstehe auch nicht, wieso das Unterbringen der einzelnen Personen soviel Raum in der Geschichte einnimmt.

Wieder einmal stimme ich dir zu. Ich werde das noch kürzen.

Zitat:
Tom Baron war der Gesprächsführer und saß an seinem Ehrenplatz, ihm gegenüber seine Frau Rose, zu deren linker Seite die Petersens, rechter Hand die Fields’.
Was meinst du mit Ehrenplatz? Sein Stammplatz? Das wirkt etwas unpassend für den Platz am Küchentisch.

Ist dir der Begriff unbekannt?
Der Vater hat traditionell den Platz am Kopf des Küchentisches inne, den man Ehrenplatz nennt.

Zitat:
Tom Baron hockte zwischen den ertränkten Getreidestauden und fuhr immer wieder mit der Hand über den schlammigen Boden
sim hat schon angesprochen, dass die nicht ersaufen.

Stimmt, ich wollte einfach noch weitere Kritiken abwarten, bevor ich mich an die Überarbeitung des Textes mache.

Auch viele Details sind so unnötig

Welche? Bitte etwas genauer. Ich kann mich nicht verbessern, wenn ich nicht weiß, was passt und was nicht.

Dann kannst du viel besser auf kleine, aber feine Details eingehen, die dann auch Stimmung erzeugen und die Personen glaubwürdiger erscheinen lassen.

Interessant, die drei Vorkritiker haben die Atmosphäre positiv hervorgehoben.
Welche kleinen, aber feinen Details?
Woran mangelt es dir?
Was macht die Charaktere unglaubwürdig?
Bitte sei nicht nur bei der Fehlersuche, sondern auch bei den Verbesserungsvorschlägen genau. Das würde mir sehr helfen.
Zudem würde mich interessieren, ob du auch Positives gefunden hast oder dir einfach alles, von der Handlung bis zum Erzählstil, missfallen hat.

Jedenfalls danke ich dir für das Lesen und Kommentieren.

MfG

Miller

 

Hi Miller,

Ich stimme dir zu, nur ist dies die Meinung einer Einzelperson, die vielleicht von Landwirtschaft keine Ahnung hat.
Du wirst sicher in deinem Alltag auch schon Meinungen zu diversen Themen gehört haben, die der Logik widersprechen und die von Leuten abgegeben wurden, die von der Thematik keine Ahnung haben und einfach ihr Statement abgeben wollen.

Das kannst du so argumentieren. Für mich ist das nicht stimmig. Deine Geschichte spielt in einer ländlichen Gegend, in der sicher sehr viele Farmer sind. Ich wusste als Kind schon, dass man zB Tomaten nicht mehrere Jahre an den gleichen Platz setzen soll, ohne, dass ich a) erwachsen und b) ein Gärtnerkind oder dergleichen bin.
Das bekommt man aus dem Umfeld einfach mit. Genauso sollten Menschen, die in der Gegend wohnen, in der deine Geschichte spielt, wissen, dass man nicht mehrere Jahre das gleiche Saatgut hintereinander ausbringen soll wie dass "man" auch weiß, dass Kühe immer regelmäßig gemolken werden müssen, wenn man sie als Milchvieh hält. Das ist vielleicht nun I-Düpfle-Scheisserei, aber das macht für mich dann die Gesamtstimmung eines Textes aus.

Runningback ist eine Position in einem American Football-Team.
Er muss den Ball über die Goalline tragen, um zu punkten.
Ich dachte mir schon während des Schreibens, dass jemand nichts damit anfangen würde können, leider ist mir keine bessere Metapher eingefallen.
Für Vorschläge bin ich offen.

Vielleicht in der Art, wobei mir nicht ganz klar war, aus welchem Antrieb heraus sie so konzentriert ist:

Ihre Arme und Beine arbeiteten so gleichmäßig und kraftvoll wie Kolben, ihr Rücken war stramm wie der eines Soldaten in Habacht-Stellung. Ihr Gesichtsausdruck schien so konzentriert, als hätte würde sie sich über einen komplizierten Sachverhalt Gedanken machen.

Es wäre hilfreich, wenn du mir sagen würdest, warum dir die Tochter älter erscheint.

Ihre Arme und Beine arbeiteten so gleichmäßig und kraftvoll wie Kolben, ihr Rücken war stramm wie der eines Soldaten in Habacht-Stellung

Diese Beschreibun ließ mich auf eine ältere Person schließen. Kinder hüpfen doch eher oder gehen ganz verträumt; das kraftvoll bedeutete für mich, dass sie schon fleißig bei der Feldarbeit mithilft.

Es wird zuvor angesprochen, dass seit dem Tod ihres Ehemanns nur noch zum Essen aus ihrem Zimmer kommt. Zudem wird angemerkt, dass sie nicht auf die Anrede ihres Sohnes reagiert und nur in ihr Essen starrt.
Die mentale Verfassung der alten Frau wird als kurz umrissen und genügt meiner Meinung nach, um sich eine Bild von ihrem Zustand zu machen.
"Füttern" ist vielleicht ein unglücklicher Begriff, falls dir ein alternativer und passender einfällt, werde ich ihn verwenden.

Aber Miller, zwischen apathischem Herumsitzen und jemanden Füttern sind Welten. Wenn du jemand fütterst - in der Altenpflege spricht man von Essen reichen, kann die Person das einfach selber nicht. Wenn sie es könnte, aber nicht will, wäre es ja eine Mißhandlung, jemandem das Essen einzutrichtern. Die alte Frau ist kein Kleinkind (die man übrigens auch nicht stopfen sollte ;) ) und hat ihre Würde, die man ihr mit dem gewaltsamen Essenreichen nehmen würde. Ich vermute, du musstest noch nie einer alten Person beim Essen helfen und kannst nicht wissen, wie herabwürdigend diese es finden und sich manchmal sogar dafür schämen, wenn sie es selber nicht mehr tun können.

Aber stell dir folgendes vor: Drei Familien, von denen mindestens eine ihre Existenz bedroht sieht, versammeln sich und diskutieren über die Situation und die weiteren Handlungen.
Es besteht die Möglichkeit, dass die Stimmen erhoben werden, es eventuell zu unbegründeten Schuldzuweisungen und Streit kommt, da dies eine Extremsituation ist.
Um zu vermeiden das ihre Tochter davon etwas mitbekommt und um die Mutter nicht zusätzlich zu ihrer Trauer zu belasten, bringt man sie woanders unter.

Tut mir Leid, das ist für mich nicht nachvollziehbar. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sich Anfang des letzten Jahrhunderts ein Bauer über die psychische Belastung eines lauten Gespräches Gedanken gemacht hat. Auch heutzutage gehört sowas zum Leben: Das ist Streitkultur.

Wenn meinst du mit er?

Eben den jungen Tom. Es geht nicht darum, dass der Vater der Tochter die Landwirtschaft übergeben will. Aber es sollte doch genauso wichtig für die Tochter sein, Achtung vor Mutter Erde zu haben. Darum wäre es doch auch angebracht, dass er ihr die Begebenheit mit den nackten, fühlenden Füssen erzählt. Damit sie auch was fürs Leben lernt, egal, was sie später mal macht.
Er hat vergessen die Petersens aufzusuchen.
Er verlässt sein Haus, um seine Nachbarn aufzusuchen, entscheidet sich, zuerst zu den Fields zu gehen. Nach dem Gespräch mit Irene hat er vergessen die Petersens aufzusuchen.
Ist der Bezug zu unklar?
Wenn ja, hast du einen Verbesserungsvorschlag? Er hatte sie nach dem Besuch bei Irene vergessen, war gedankenversunken durch den trockenen Acker geschlendert.
statt: hatte sie nach dem... -> Er hatte seine Freunde oder: die Familie


Welche? Bitte etwas genauer. Ich kann mich nicht verbessern, wenn ich nicht weiß, was passt und was nicht.

Wie schon angesprochen diese Verfrachtung von Oma und Tochter.

Dann zielt doch die Geschichte auf das Gespräch unter den drei Familien ab. Du gehst dem für meinen Geschmack zu einfach aus dem Weg. Ich wollte wissen, was denn überhaupt besprochen werden sollte - mir kam die Idee der Versammlung zum dem Zeitpunkt sowieso etwas komisch vor.
Es hätte ja gereicht zu warten, bis die Pflänzchen wirklich verdorrt gewesen wären. Vielleicht hast du beim Schreiben selbst gemerkt, dass es nicht viel zum Diskutieren gibt und bist deswegen diesen Weg mit dem besoffenen Charly gegangen.

Dann gibt es für mich noch einen logischen Fehler:

Im nächsten Frühjahr wäre er jedoch gezwungen, einen Kredit aufzunehmen, um sich Samen und Arbeiter leisten zu können und genau das hatte er vermeiden wollen.

Aber er hat doch das Feld mit den anderen zusammengelegt. Dann müsste es den anderen zwei Familien genauso gehen. Wieso kommt ihm dieser Gedanke nicht? Es ist ja scheinbar sowas wie eine Erzeugergemeinschaft.

Zu den feinen Details:

Tom Baron hockte zwischen verdorrenden Getreidestauden und strich sanft über den trockenen Erdpanzer, der bereits erste Risse bekam.
Für mich wäre es stimmiger, wenn Tom eine Roggenähre nähme, die auseinanderpelzt und die Körner betrachtet, den Halm knickt, um zu sehen, wie dürr er schon ist.

Von der Hitze bekomme ich nichts mit, ausser, dass es trocken ist.
Das müsste es doch flirren, den Leuten der Schweiß aus den Poren drücken, die Fliegen lästig in der Gegend rumsurren. Tom immer wieder mit seinem Schneuztuch die Stirn abwischen etc.

Außer einmal, als Tom die Pferde vor den Wagen spannt, liest man nichts von irgendeinem Tier. Kein Hund, der irgendwo in einem Hof herumrennt oder bellt, keine Hühner, keine Kühe... das gehört für mich auf eine Farm, wenn es nur einmal in einem Nebensatz ist.

Interessant, die drei Vorkritiker haben die Atmosphäre positiv hervorgehoben.
Außer den amerikanischen Namen kann ich in der Geschichte textlich wenig Farmer-Atmosphäre finden. Was wird denn bei dir Typisches beschrieben?

Es könnte abends mal eine Kerze angezündet oder ein Petroliumlicht angemacht werden; wie sehen die Häuser aus, quitscht die Terrassentür beim Öffnen? Hat Tom ein wettergegerbtes Gesicht und Schwielen an den Händen?
Braune Haut durch die Arbeit auf dem Feld? Mit was arbeitet er? Hat er Maschinen oder geht noch alles maschinell?

Das alles muss nicht in der Geschichte vorkommen, aber das eine oder andere könnte gestreift werden. Das würde für mich Atmosphäre ausmachen.

Zur gleichen Zeit hatte er begonnen, sich mit wirtschaftlichen Prozessen auseinander zusetzen und Freundschaften in der Farmervereinigung, der Gemeinde und der Bank zu knüpfen.
Das ist für mich zu theoretisch.
Was hat Tom bewogen, Roggen anzubauen? War es ein Bäcker, der lieber mit Roggenmehl backen will? Wo genau ist die Nachfrage? Ich will mich in Toms Lebenssituation hineindenken können, das kann ich mit oben zitiertem Satz nicht.

Zudem würde mich interessieren, ob du auch Positives gefunden hast oder dir einfach alles, von der Handlung bis zum Erzählstil, missfallen hat.

Gell, jetzt habe ich die Geschichte ziemlich verrupft, aber du hast ja nachgefragt.
Positiv war die Idee zum Plot. Die Umsetzung jedoch scheitert bei dir bisher an der Realitätsnähe, weil dir auch die nötigen Infos fehlen, um die Geschichte glaubwürdig auszugestalten. Wenn dann inhaltlich soviel für mich unstimmig ist, kann ich mich auch an einem flüssigen Erzählstil nicht mehr besonders erfreuen.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo bernadette,

Zitat:
Ich stimme dir zu, nur ist dies die Meinung einer Einzelperson, die vielleicht von Landwirtschaft keine Ahnung hat.
Du wirst sicher . . .

Das kannst du so argumentieren. Für mich ist das nicht stimmig. Deine Geschichte spielt in einer ländlichen Gegend,. . .

Über diesen Punkt kann man streiten, ich erlaube es mir es so zu belassen, wie es ist.

Zitat:
Ihre Arme und Beine arbeiteten so gleichmäßig und kraftvoll wie Kolben, ihr Rücken war stramm wie der eines Soldaten in Habacht-Stellung

Diese Beschreibun ließ mich auf eine ältere Person schließen. Kinder hüpfen doch eher oder gehen ganz verträumt; das kraftvoll bedeutete für mich, dass sie schon fleißig bei der Feldarbeit mithilft.

Hmm, hast wohl recht. Werd' ich überarbeiten.

Zitat:
Es wird zuvor angesprochen, dass seit dem Tod ihres Ehemanns nur noch zum Essen aus ihrem Zimmer kommt. Zudem wird angemerkt, . . .

Aber Miller, zwischen apathischem Herumsitzen und jemanden Füttern sind Welten. Wenn du jemand fütterst - in der Altenpflege spricht man von Essen reichen, kann die Person das einfach selber nicht. Wenn sie es könnte, . . .


Auch dieser Satz bedarf der Überarbeitung.
Ausdrücken wollte ich eigentlich, dass die Mutter von Tom ihren Lebenswillen verloren hat, keine Lust mehr hat zu essen und von Rose zu jedem Bissen überredet werden muss.

Zitat:
Aber stell dir folgendes vor: . . .

Tut mir Leid, das ist für mich nicht nachvollziehbar. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sich Anfang des letzten Jahrhunderts ein Bauer über die psychische Belastung eines lauten Gespräches Gedanken gemacht hat. Auch heutzutage gehört sowas zum Leben: Das ist Streitkultur.

Erstens beschließt Rose, dass Jeannie und die Mutter zu den Petersens gehen sollen.
Zweitens: Glaubst du, dass die Leute sich früher nicht Gedanken über sogenannte psychische Belastungen gemacht haben? Sie haben es vielleicht anders oder gar nicht definiert, wenn ich jedoch von mir ausgehe und weiß, dass bei der Versammlung über die Existenz der Familie und ihr Nahestehender diskutiert wird, würde ich nicht wollen, dass mein(e) Kind(er) daran teilhaben.
Du weiß offensichtlich nicht, wie beängstigend es für ein Kind sein kann, zu hören, dass die Existenz der Familie auf dem Spiel steht.

Zitat:
Wenn meinst du mit er?

Eben den jungen Tom. Es geht nicht darum, dass der Vater der Tochter die Landwirtschaft übergeben will. Aber es sollte doch genauso wichtig für die Tochter sein, Achtung vor Mutter Erde zu haben. Darum wäre es doch auch angebracht, . . .

Er könnte ihr davon erzählen. Vielleicht macht er das auch irgendwann einmal, wäre es ihm wichtig, hätte er es wahrscheinlich schon getan.

Zitat:
Welche? Bitte etwas genauer. Ich kann mich nicht verbessern, wenn ich nicht weiß, was passt und was nicht.

Wie schon angesprochen diese Verfrachtung von Oma und Tochter.

Dann zielt doch die Geschichte auf das Gespräch unter den drei Familien ab. Du gehst dem für meinen Geschmack zu einfach aus dem Weg. Ich wollte wissen, was denn überhaupt besprochen werden sollte - mir kam die Idee der Versammlung zum dem Zeitpunkt sowieso etwas komisch vor.
Es hätte ja gereicht zu warten, bis die Pflänzchen wirklich verdorrt gewesen wären. Vielleicht hast du beim Schreiben selbst gemerkt, dass es nicht viel zum Diskutieren gibt und bist deswegen diesen Weg mit dem besoffenen Charlie gegangen.


In der Versammlung sollte, wie angemerkt, die aktuelle Situation zusammengefasst werden, um danach über die Situation der einzelnen Familien zu diskutieren und diverse Möglichkeiten noch etwas Geld zu machen (zB: frühere Ernte).
Sitzungen werden, soweit ich weiß, nicht erst einberufen, wenn ein Unternehmen bankrott ist, sondern wenn sich ein Bankrott abzeichnet.

Dann gibt es für mich noch einen logischen Fehler:

Zitat:
Im nächsten Frühjahr wäre er jedoch gezwungen, einen Kredit aufzunehmen, um sich Samen und Arbeiter leisten zu können und genau das hatte er vermeiden wollen.

Aber er hat doch das Feld mit den anderen zusammengelegt. Dann müsste es den anderen zwei Familien genauso gehen. Wieso kommt ihm dieser Gedanke nicht? Es ist ja scheinbar sowas wie eine Erzeugergemeinschaft.

Deswegen wird die Versammlung einberufen.

Sie legen die Felder zusammen, der Anteils des Gewinns ist so groß, wie der Anteil ihres Feldes am Gesamtfeld.
Was die einzelnen Familien mit ihrem Geld machen ist ihre Sache.
Natürlich wird erwartet, dass sie soviel Geld sparen, um im nächsten Frühjahr wieder ihren Beitrag zu leisten, eine Garantie ist das jedoch nicht.

Zu den feinen Details:

Zitat:
Tom Baron hockte zwischen verdorrenden Getreidestauden und strich sanft über den trockenen Erdpanzer, der bereits erste Risse bekam.

1. Für mich wäre es stimmiger, wenn Tom eine Roggenähre nähme, die auseinanderpelzt und die Körner betrachtet, den Halm knickt, um zu sehen, wie dürr er schon ist.

2. Von der Hitze bekomme ich nichts mit, ausser, dass es trocken ist.
Das müsste es doch flirren, den Leuten der Schweiß aus den Poren drücken, die Fliegen lästig in der Gegend rumsurren. Tom immer wieder mit seinem Schneuztuch die Stirn abwischen etc.

3. Außer einmal, als Tom die Pferde vor den Wagen spannt, liest man nichts von irgendeinem Tier. Kein Hund, der irgendwo in einem Hof herumrennt oder bellt, keine Hühner, keine Kühe... das gehört für mich auf eine Farm, wenn es nur einmal in einem Nebensatz ist.


1. Das Niederhocken und den Boden/die Erde zu überprüfen, ist eine typische Geste von Bauern. Ich fand das eigentlich passend.
Dass Tom den Roggen bereits überprüft hat, geht aus Nebensätzen hervor.

2.

Tom Baron hockte zwischen verdorrenden Getreidestauden und strich sanft über den trockenen Erdpanzer, der bereits erste Risse bekam.
Der Anblick des wolkenfreien Himmels über ihm, wo an diesem Tag nicht einmal die ewighungrigen Raubvögel ihre Kreise zogen, versprach Tom wenig Besserung.

Als er seinen nackten Fuß auf den Erdboden setzte, zuckte er zusammen.

Ich habe dies eigentlich als genug Information über die Hitze empfunden.
Zugegeben, ich habe noch kein richtiges Gefühl für (Umgebungs-)Beschreibungen, aber ich wollte auch keinen Informations-Overkill, also ständig schreiben, wie unglaublich heiß es ist.

3. Ja, in diesem Punkt gebe ich dir recht. Ich habe während des Schreibens zwar in Erwägung gezogen, einen Hühnerstall in der Nähe von Toms Haus zu platzieren, es dann aber gelassen.
Ich bin momentan noch zu sehr darauf fixiert, die Handlung voranzutreiben.
Mir fehlt noch die Ruhe und Geduld.

Zitat:
Interessant, die drei Vorkritiker haben die Atmosphäre positiv hervorgehoben.
Außer den amerikanischen Namen kann ich in der Geschichte textlich wenig Farmer-Atmosphäre finden. Was wird denn bei dir Typisches beschrieben?

Es könnte abends mal eine Kerze angezündet oder ein Petroliumlicht angemacht werden; wie sehen die Häuser aus, quitscht die Terrassentür beim Öffnen? Hat Tom ein wettergegerbtes Gesicht und Schwielen an den Händen?
Braune Haut durch die Arbeit auf dem Feld? Mit was arbeitet er? Hat er Maschinen oder geht noch alles maschinell?

Das alles muss nicht in der Geschichte vorkommen, aber das eine oder andere könnte gestreift werden. Das würde für mich Atmosphäre ausmachen.


Wie bereits angemerkt, bin ich mir bei Umgebungsbeschreibungen immer noch sehr unsicher. Ich will die Handlung nicht mit unnötigen, selbstverständlichen Details überladen, wodurch ich womöglich die Erzeugung von Atmospäre vernachlässige.
Dennoch verwirrt mich, dass die drei Vorkritiker die Atmosphäre, im Gegensatz zu dir, positiv hervorgehoben haben.
Vielleicht liegt das an unterschiedlichen Vorlieben, geringerem Wissen über Landwirtschaft, unkritischeren Personen, die nicht alles hinterfragen.
Ich hoffe, du missverstehst das nicht.
Es freut mich sehr, dass du dir solche Mühe mit meinem Text gibst. Es liegt einfach daran, dass ich erst seit etwas mehr als drei Monaten schreibe, mir meiner Fähigkeiten daher noch sehr unsicher bin und mich bei 99 positiven Kritiken 1 negative völlig irritieren kann.

Zitat:
Zur gleichen Zeit hatte er begonnen, sich mit wirtschaftlichen Prozessen auseinander zusetzen und Freundschaften in der Farmervereinigung, der Gemeinde und der Bank zu knüpfen.

Das ist für mich zu theoretisch.
Was hat Tom bewogen, Roggen anzubauen? War es ein Bäcker, der lieber mit Roggenmehl backen will? Wo genau ist die Nachfrage? Ich will mich in Toms Lebenssituation hineindenken können, das kann ich mit oben zitiertem Satz nicht.

Das ich das nur in einem Nebensatz erwähnt habe, liegt schlicht und einfach daran, dass es den Rahmen der KG sprengen würde.
Ich denke man könnte aus dieser Geschichte einen Roman machen, da dies aber nur eine KG ist, musste ich die Handlung komprimieren und konnte nicht auf alles genauer eingehen.
Nebenbei: Wäre dies ein Roman, hätte ich sicher auch genau recherchiert und mir wären nicht so viele, teils blamable, Fehler unterlaufen.

Ich hoffe, ich habe alle deine Fragen zu deiner Zufriedenheit beantwortet.
Ich danke dir jedenfalls für die Mühe, die du dir gemacht hast.

MfG

Miller

 

Miller schrieb:
Abschließend eine Frage zum Erzählstil: Ich habe viel mit meinem Schreibstil herumexperimentiert, versucht einen einfachen, prägnanten und atmosphärischen zu entwickeln und bin weiter am probieren.
Deswegen würde mich deine Meinung zum Erzählstil dieser KG interessieren, etwaige Mängel etwa in der Beschreibung, im Szenen- oder Perspektivenwechsel, im Dialog.
Ich habe es daraufhin noch mal gelesen und dir hier noch mal detailiert hinterlegt.
Grundlegend fällt mir auf, dass du etwas zu wenig variabel im Satzaufbau bist, erst recht im Zusammenhang mit wötlicher Rede. Dadurch wird es leicht nölig oder leiernd in der Erzählweise und beginnt, zu langweilen.

Lieben Gruß, sim

 

Hi Miller!

Dauert lange, ich weiß; ist auch schon einige Täge her, dass ich deine Story gelesen habe. Ich kam einfach nicht dazu, ein Feedback dazu zu schreiben.
Aber jetzt! Allerdings in Detailfragen muss ich mich auf meine Notizen stützen.

Die Geschichte hat mir gefallen; das ist erstmal der Grundtenor, sicherlich gibt es immer was zu deuteln. Wie du sie unaufgeregt und interessiert für den einzelnen Charakter angelegt hast, war schön, finde ich. Ich habe immer wieder mit dir zusammen interessiert den Kopf gewandt, hier hin, dann dorthin. Das het gefallen!

Der dritte Abschnitt wimmelt vor Erklärungen, ist eine einzige Erklärung, das lässt sich besser machen, indem man...zeigt, genau. Es lassen sich diese Art Erklärungen sicherlich in die Handlung einbauen oder in Dialoge. Liest sich besser.

Das Alter der Tochter wäre schön zu wissen - das habe ich mir auch notiert.

Als Tom und Jeannie die Küche betraten, stellte Rose, Toms Ehefrau

Das, zum Beispiel, ist solch eine Erklärung, die überflüssig und störend ist. Der Leser kriegt das Verhältnis aufgrund der Handlung mit.

Die Rückblende, die du dir gestattest, ist ebenso störend, das ließe sich gewiss in einen Dialog verpacken.

sodass ihr Haar nicht mehr in ihr Gesicht hing, das sie scheinbar gewaschen hatte, da der Fettglanz verschwunden war.

Das sind so die Formulierungen, die mir nicht gefallen. Ich weiß aber aus eigener Erfahrung, dass es schwer ist, davon zu lassen.


Aber, wie gesagt, in der Grundstimmung, im Aufbau sicherlich und in der Atmosphäre hat mir das Teil hier sehr gut gefallen!

Danke, weiter so!

Viele Grüße von meiner Seite!

 

Hallo Hanniball,

Aber, wie gesagt, in der Grundstimmung, im Aufbau sicherlich und in der Atmosphäre hat mir das Teil hier sehr gut gefallen!

Dein Lob für diese Geschichte freut mich sehr, wurde sie doch zuvor schon schwer in die Mangel genommen.

Der dritte Abschnitt wimmelt vor Erklärungen, ist eine einzige Erklärung, das lässt sich besser machen, indem man...zeigt, genau. Es lassen sich diese Art Erklärungen sicherlich in die Handlung einbauen oder in Dialoge. Liest sich besser.

Das Problem dieser Kg ist, dass ich eine Geschichte, die eigentlich den doppelten Umfang benötigen würde, sehr komprimiert habe, um die Leser nicht zu verschrecken.
Ich habe mich entschieden, die Informationen in einem Absatz kurz zusammenzufassen, auch wenn es sicher nicht der eleganteste Weg ist, sie zu vermitteln.

Das Alter der Tochter wäre schön zu wissen - das habe ich mir auch notiert.

Ja, dieser Punkt wurde schon mehrfach kritisiert.

Bei den von dir angeführten überflüssigen Erklärungen gebe ich dir auch recht.

Ich nehme mir seit einigen Wochen vor die Geschichte zu überarbeiten, ihr den Platz zu geben, den sie benötigt und die viele konstruktive Kritik, die ich erhalten habe umzusetzen, aber irgendwie fehlt mir momentan dazu die Motivation.
Dazu kommt, dass auch neue Ideen nachdrängen und nach erzähltwerden verlangen.

Jedenfalls bin ich dir sehr dankbar für deinen unerwarteten Kommentar, Hanniball.

MfG

Miller

 

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