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Lange Gerade und kurze Kurve

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19.04.2005
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Lange Gerade und kurze Kurve

Blendend weiß waren seine Gedanken bis zu diesem Tag. Es war einer von den Tagen, die unaufgeregt, fast langweilig beginnen und auch so aufhören. Er hatte mal in einem Buch gelesen oder in einem Film gesehen oder gehört, er wusste es nicht mehr, dass diese Tage am nächsten morgen komplett vergessen sind. Mag sein, seiner endete anders. Und vergessen hatte er ihn nie nicht.

Nie nicht? Das klingt falsch. Hatte da jemand was übersehen? Egal, ich legte das Buch beiseite.

„ Wie sieht’s mit Bier aus. Gib mal eins rüber. Das Buch, das mir Sabine empfohlen hat, ist beschissen. Ich gucke jetzt Fernsehen. Kommt was Gutes? Sag mal. Und was ist denn jetzt mit dem Bier? “

Jurek, der in der Küche saß und wie immer die Zeitung las, hörte mich offenbar nicht.

„Es gibt kein Bier. Und wenn du welches willst, musst du zur Tankstelle fahren. Und bring genug mit. Ich will auch eins oder zwei, vielleicht drei.“

Er hörte offenbar doch. Jetzt, da ich plötzlich sehr starken Bierdurst verspürte, wollte ich gleich los. Aber so leicht sollte er es nicht haben. Ich wollte schließlich nicht der Idiot sein.

„ Du bist, soweit ich mich erinnere mit dem Einkauf dran. Ich sehe nicht ein, warum ich gehen soll.“

„ Dann lässt du es. Ich kann auch Wasser trinken.“

Der Arsch. Er wusste ganz genau, daß ich aufstehe, meine Jacke anziehe, nach leeren Flaschen suche, ihn mit heruntergezogenem Mundwinkel ansehe, er zurückgrinst, ich die Wohnung mit einer klingelnden Plastiktüte verlasse und losfahre.

Tankstellen haben was Trostloses und mir kommt immer leichter Ekel, wenn ich den Verkaufsraum betrete. Johlend bunte Auslagen sollen wohl den Benzingeruch überdecken. Plastikblumen neben Plüschtieren. Banales neben Bier und Butter. Dosenfleisch und Gummibärchen.
Einmal sah ich einen Mann nachts den letzten verblieben Blumenstrauß aus einem Wassereimer nehmen. Er kam sicher spät aus dem Job –langes Meeting – so ein Typ und wollte seiner Frau oder Freundin damit seine Entschuldigung und sein Bedauern zeigen. In Wirklichkeit, stellte ich mir vor, kam er von seiner Geliebten, die er gerade mit heruntergelassener Hose gevögelt hatte. Dabei sah er nicht so aus, als ob er jemals gevögelt hätte. Also war der Strauß doch für die Mama, sein dümmliches lächeln zeigte eher in diese Richtung.
Der Mann an der Kasse wünschte mir noch einen schönen Abend. Ich schleppte, leicht zur Seite geneigt, die Tüte mit ihrem schweren Inhalt, innerlich fluchend zum Wagen. Ein dämliches Buch, ein Freund, der mich auszunutzen scheint und eine Ehemalige, die, Gott sei Dank, ehemalig ist, hatten mich hierhin getrieben. Ich trat leicht gegen den Reifen vor ebenso leichter Wut, doch, dass es so aussah, als überprüfe ich den Reifendruck. Manchmal muss man seinen Zorn herauslassen.
Fast hätte mir ein Idiot die Tür abgefahren, als ich in den Wagen stieg. Mit erhobenen Händen und Schultern, die Handflächen nach außen weisend, zeigte er seine Entschuldigung und gleichzeitig, dass es meine Sache sei, wenn ich so doof bin. Ich konterte mit einem mundschiefen, ironischen Grinsen und einem zuckersüßen für die Frau auf dem Beifahrersitz, die nicht unhübsch war und zurücklächelte. Ich knallt die Tür zu und fuhr zum Flaschen öffnen.

Seltsamer Weise mag ich es nicht, wenn eine aufgeschlagene Zeitung auf dem Tisch liegt. Wahrscheinlich weil es nach abbrechen, nicht zu Ende bringen aussieht. In diesem Fall war es die Faulheit von Jurek, die mich nervte.

„Kannst du die Zeitung nicht wegräumen? Jetzt liegt sie die ganze Nacht auf dem Tisch und morgen früh liegen die veralteten Nachrichten in der Küche. So fängt ein beschissener Tag an.“

„Reg´ dich nicht auf. Später lege ich sie weg. Bring´ mir mal ein Bier mit.“

Er saß in unserem Gemeinschaftszimmer, indem der Fernseher stand und zappte wild durch die Gegend. Von der Küche aus konnte ich Ihn, quer über den Flur, mit dem Rücken zu mir, sehen. Er hatte es sich auf meinem Sessel bequem gemacht. Also nicht meiner, sondern mein Stammplatz, der in diesen Monaten aufgrund von Gewohnheiten dazu wurde. Er suchte also Streit. Meine Laune war nicht die beste und hätte gleich loslegen können. Aber ich wollte nur Bier und fernsehen, setzte mich zu ihm, gab ihm sein Bier und sagte prost.
An einem Mittwochabend ist es besonders schwierig im Fernsehen etwas zu finden, das halbwegs die Möglichkeit bietet, den Abend ohne Mord, Todschlag und Brandstiftung in der eigenen Wohnung zu beenden. Wir einigten uns schließlich auf einen Fernsehfilm, zum Glück kein amerikanischer, der auf einem privaten Programm lief. Da wir den Anfang nicht mitbekommen hatten, mussten wir uns zunächst in die Geschichte reinfinden, was aber nicht sehr schwierig war, da die Story sich im üblichen Rahmen bewegte. Eine Frau, Mitte dreißig , zwei Kinder allein erziehend. Sie hat einen stressigen Job mit viel Verantwortung. Ein Typ, mit dem sie beruflich zu tun hat, stellt sich als Arschloch und Kinderhasser dar. Man ahnt was kommt. Solche Filme sehen wir uns ganz gern zusammen an, weil wir gehässige Kommentare zu bestimmten Situationen abliefern können und dadurch der Unterhaltungswert für uns gesteigert wird.

„Gleich haut sie ihm eine.“

Jurek nahm einen großen Schluck aus der Flasche und rülpste laut.

„Spinnst du? Was soll denn dieses rumgeprolle? Man, bist du beschissen drauf. Ich will den Film sehen. Klar?“

Sie knallte ihm wirklich eine. Aber er knallte ihr eine zurück. Womit wir nicht gerechnet hatten und deshalb lachten. Wir pfiffen und grölten sogar halblaut, so nach dem Motto: endlich. Die meisten Typen, die ich kenne, würden kostenlos seine Verteidigung übernehmen, sollte er in den Knast kommen. Einer für Alle, Alle für Einen. Der Idiot küsst sie aber, stammelte Entschuldigungen, dass er sie liebe und so weiter und sie zeigte ihn natürlich nicht an.

„Man ist der blöd. Es gibt nur Weicheier in diesen Filmen. Er hätte ihr noch ne´ Ohrfeige geben sollen.“

Jurek und ich waren uns in diesem Fall mal wieder einig. Nicht, dass wir Frauenschlagen gut finden, aber für die Handlung wäre es besser gewesen. Und auch lustiger, alles in Allem.
Da im Film geheiratet wurde, drückte ich die Fernbedienung auf politische Diskussion. Irgendwas mit Arbeit oder Arbeitslosigkeit. Der Moderator glaubte schlaue Fragen zu stellen und die Teilnehmer glaubten schlau zu antworten.

„Ey, mach´ den Scheiß weg. Das ist doch superlangweilig. Dieser Mist, den die zusammenreden.“

„Mich interessiert es aber. Ich will nur mal wissen, um was es zurzeit geht. Diese Scheiße, wohin wir steuern… unser Land und unsere Gesellschaft. Weißt schon.“

„Mich interessiert es aber nicht. Los schalt weiter. Ich hole auch noch Bier. Los, bitte.“

„Es gibt doch nichts Vernünftiges. Egal wo. Also gut. Hier, wenn du Bier holst“

Ich gab ihm die Fernbedienung und dachte daran, wie es wohl wäre, wenn ich eine Bierflasche in den Fernseher werfe. Wenn ich’s recht betrachtete, hatte ich schon öfter diesen Gedanken gehabt. Die Vorstellung war eher schon so etwas wie ein Zwang, Und ich fragte mich, ob das nicht gefährlich werden könnte mit eindeutigem pathologischem Charakter. Na ja, ich hörte lieber auf, mich zu fragen. Es gab ein frisches Bier und ich starrte stattdessen auf den Bildschirm oder besser durch ihn hindurch. Die Bilder wurden unscharf und Konturen verliefen wie Wasserfarben und ergaben ganz schöne Muster in Bewegung. Da ich das nicht das erste Mal gemacht hatte, war ich schon geübt und musste mich nicht angestrengt konzentrieren. Den Ton nahm ich nicht mehr war. Wie Amöben bewegten sich die Farben, flossen aufeinander zu, vereinigten sich aber nicht, blieben dicht beisammen und strebten schließlich wieder auseinander. Ein Spiel, das mir gefiel und nur durch das ansetzen der Bierflasche kurz unterbrochen wurde. Sabine, der ich das mal beibringen wollte, sagte damals, dass sie nicht fernsehen würde um Farben zu sehen. Es war zu der Zeit, als unsere Beziehung noch frisch war, und meine inneren Glocken hätten Alarm schlagen müssen: Hallo, etwas Grundsätzliches, das uns trennt. Die Glocken läuteten aber nicht. Mein neuer innerer Hausmeister, der Verliebsein hieß, hatte ordentlich in meinem Kopf aufgeräumt und alles was nicht nützlich erschien in schwer zugängliche Bereiche abgelegt. Als ich ihn rausgeschmissen habe, schwor ich mir, ihn nie wieder in meinen Kopf zu lassen.

„Hallo, alles klar? Träumst du? Hörst du mich? Ich habe dich was gefragt? Hallo.“

Jurek fuchtelte mit seinen Händen vor meinem Gesicht herum. In diesem Moment wusste ich wirklich nicht so rech, wo ich war. Als hätte ich geschlafen und wäre gerade inmitten eines Traumes aufgewacht. Aber ich tat so, als hätte ich über etwas nachgedacht und wäre in die Tiefen der Gedanken eingetaucht.

„Du, ich war gerade gedanklich woanders. Hat was mit dem Job zu tun. Aber nichts Berauschendes. Äh, was hast du gefragt?“
„Wann du das letzte Mal mit einer Frau geschlafen hast.“

Das Alter wird Sichtbar an den Fragen, wie sie gestellt werden. Zu Zeiten, als dieses unbekannte Land noch vor mir lag: Hast du schon mal mit einer Frau geschlafen? Später, als das Land erobert, vermessen und mit einer gewissen Routine bestellt wurde: Was, du hast nicht mit ihr geschlafen? Cool. Und jetzt werden die Fragen so gestellt: Wann hast du das letzte Mal mit einer Frau geschlafen? Allein aus dem Grund mochte ich die Frage nicht. Über den Zenit hinaus zu sein, mit den Erinnerungen zu leben, die nun einen größeren Raum einnehmen, mehr als ich es mir jemals vorstellt hatte.

„Wie meinst du das? Was ist denn das jetzt für eine Frage? Willst du mich fertig machen?“

Ich lachte und fürchtete gleichzeitig, dass es ein wenig nervös klang. Ich beeilte mich, ironisch zu grinsen.

„Diese Geschichte mit deiner Kollegin zähle ich nicht. Und ein anderer Ansatz ist doch schon ein Weilchen her, nicht wahr? Das war doch mit dieser Frau, die Blumenbilder oder so was gemalt hat, dauernd davon erzählt hat, und du der Einzige warst, der ihr mit scheinbarem Interesse zugehörte?“

Er sah zum Fernseher und grinste.
Ja, es stimmte. Fast. Jurek und ich waren zu einem größeren Essen bei Uschi und Bernd eingeladen. Sie hieß Maggi oder Margi. Da sie auch solo dort war, dachte ich, na ja, warum nicht. Wir sprachen über Kunst oder besser, was sie dafür hielt. Da ich mir Chancen ausmalte, hielt ich mich mit meiner Meinung zurück und zwang mich, ihr erlerntes Volkshochschulwissen, ohne Bissigkeit zu kommentieren. Wir landeten schließlich bei ihr, nicht ohne vorher die Blicke von Uschi und Bernd und natürlich Jurek beim Verabschieden über mich ergehen lassen zu müssen.
Bis zu einem Punkt oder sagen wir mal Punkten bin ich Vorurteilsfrei. Doch ich habe irgendwann einmal festgestellt, dass es Grenzen gibt, die es einzuhalten gilt. Ich kann nicht alles ertragen, das tun nur Idioten. Jedenfalls, während Maggi oder Margi und ich in ihrem Bett einwenig vor uns hinfummelten, sah ich diesen Spruch, der sauber Eingerahmt über ihrem Bett hing.
„Such mich nicht in den Räumen deiner Illusionen, auf den Treppen deiner Taktiken, in den Windungen deiner Unsicherheit. Komm direkt in mein Reich der Ehrlichkeit, dort wirst du mich finden:“
Klar, der war von ihr. Mein Gott, sie dichtet also auch, dachte ich. Nun, ich gehöre nicht zu den Typen, die glauben das Worte physisch wirken. Doch in diesem Fall taten sie es. Ich rollte zur Seite. Nein, ihre Schuld sei es nicht. Es hätte nichts mit ihr zu tun. Ja, es läge an meiner letzten Beziehung, und ich sei noch nicht bereit und sie müsse entschuldigen und es täte mir leid. Ich hatte erfahren, dass Frauen am wenigsten verletzt sind und sogar Verständnis aufbringen, wenn Wunden durch eine vergangene Liebe noch nicht verheilt sind und die Schmerzen ihnen wie einer Krankenschwester geschildert werden. Ich wollte aber nicht, dass sie richtig loslegt in ihrer Rolle. Also sagte ich, dass mich das alles sehr aufgewühlt habe und ich allein sein müsse. Sie hatte natürlich Verständnis und ich konnte den Spruch an ihrer Wand vergessen, der, wie bemerkt, was Tödliches hatte.
Jurek und ich haben so was wie einen kleinen Wettbewerb. Wer hat die meisten Frauen. Reinstecken, nur das zählt, hatte Jurek gesagt und nur fummeln reicht nicht aus. Und ich finde, das stimmt. Ich bin ein diskreter Mensch und ich hatte mich damals nicht weiter zum Verlauf der Nacht geäußert.

„Ach so, die. Nee, wir haben denn doch nicht zusammen… Äh, so ein bisschen rumgemacht, ja. Aber dann hatte ich plötzlich keinen Bock mehr. Und bin abgehauen. Soweit wollte ich mich denn doch nicht erniedrigen. Ich meine, du hast sie ja mitbekommen. Du weist schon. Ihre Wohnung war voll mit ihren Bildern und so esoterischem Zeug. Das ging mir auf den Zeiger, und der zeigte nach unten.“

„Hm, verstehe. Aber du würdest doch mal wieder ganz gerne, oder? Du solltest auch mal was anderes tun, als permanent in die Kiste zu gucken. Und diese etwas mit der Dings ab und zu. Das ist nicht gesund auf Dauer. Verstehst du? Am Ende bist du auch in einer Kiste, ohne jemals wieder das gute alte Rein – Raus - Spiel vollzogen zu haben. Und du könntest endlich mal deine Vergangenheit überwinden. Du weist schon. Und, ja. Ich hätte da was für dich.“

So etwas hatte er schon einmal gesagt. Mir war damals die Organisation der Betriebsfeier angetragen worden. Na ja angetragen stimmt nicht ganz. Keiner hatte Lust und nach einigem hin und her, sagte ich: also gut, ich mach´s. Ich weiß noch wie Fräulein Aigner aus der Personalabteilung mir immer wieder sagte, wie toll sie das doch fände, und wie gespannt sie schon sei und mir mit Augenblinzeln die Gunst eines Tanzes versprach. Sie kicherte immer, wenn ich sie mit Fräulein ansprach, Sie korrigierte mich regelmäßig, da sie ja nun mal seit längerer Zeit verheiratet sei und auf die Bezeichnung Frau bestehen müsse. Ich entschuldigte das jedes Mal damit, dass ihr Anblick mich immer an Fräuleinwunder denken ließe. Ach Sie, sagte sie dann. Und ich: doch, doch.
Betriebsfeiern bergen Katastrophen. Bei Einer war Baumgartner, unser Mann, für die Reinheit der Zahlen, wie er sich bis dahin selbst gern nannte, total besoffen auf den Geschäftsführer losgegangen. Er boxte ihm auf die Schulterund trat gegen seine Stuhl. Bier plätscherte auf das Revers unseres lieben Führers und eine Ohrfeige gab es obendrein. Warum fickst du sie? brüllte er mit rotem Kopf, Los, sag´ schon, warum du sie fickst? Alle waren natürlich peinlich berührt, besonders der Vertreter der Holding, der extra angereist war und es dauerte eine Weile, bis schließlich Jungs aus dem Versandlager Baumgartner wegzerrten. Du mieses, dreckiges Schwein, brüllte er noch. Überzeug davon, dass das Herz eines Menschen niemals so rein sein kann wie das einer Zahl. Dass es Baumgartner immer noch gibt, wundert mich heute nicht mehr. Er hat gute Kontakte zum Betriebsrat. Er ist ruhiger geworden, spricht kaum noch mit Jemanden, aber manchmal lächelt er still in sich hinein. Der Geschäftsführer, ein gewisser Klemm, hatte wenig später gekündigt. Es hieß, er habe ein Angebot für einen Sitz im Vorstand eines bekannten Autozulieferers bekommen.
Was meine Vorbereitungen betraf lief alles bestens. Catering und Tanzmusik lagen wunderbar im Budget und ich hatte sogar noch etwas Geld übrig. Also angagierte ich einen Alleinunterhalter, der nebenbei noch zaubern würde. Sie hätten mich Pfingsten im Altenheim sehen sollen, wie lebendig die alle wieder waren, sagte er als guter Verkäufer seiner selbst.
Das wird der Hammer, sagte ich zu Fräulein, pardon Frau Aigner. Dann trinken wir aber was zusammen, versprochen, Herrlein, sagte sie mit hoher Stimme. Klare Sache. Ich bin schon richtig aufgeregt. Ich zwinkerte ihr mit dem linken Auge zu, weil ich es mit dem rechten nicht kann.
Zwei Tage vor dem großen Tag rief mich die Ehefrau einer der Musiker an und sagte, es täte ihr leid, aber die Herren, sie sagte tatsächlich Herren, lägen mit einer Fischvergiftung im Bett und mit einer baldigen Genesung sei nicht zu rechnen. Höhere Gewalt, da könne man nichts machen. Ob sie mir eine Vertretung nennen könnte, war meine erste Frage, noch bevor ich mit geschlossenem Mund, die besten Wünsche an den Gatten und seine Kameraden wünschen konnte. Nein, davon verstehe sie überhaupt nichts, als berufstätige Mutter habe sie schließlich andere Aufgaben. Gerade als Chefsekretärin müsse sie oft, ich wüsste schon. Und das Hobby ihres Mannes, na ja sie würde es dulden. Mehr aber nicht. Und ansonsten nein, wie gesagt, ich wisse ja. Auch ihren Chefs, denen würde sie ohne Umschweife. Also da kenne sie nichts. Ich bedankte mich artig, das sie trotzdem angerufen habe und nannte sie Fräulein, mich dieses mal damit entschuldigend, dass ihre Stimme so jung klänge und ich aus einer konservativ, ländlich Umgebung käme.
Es gab nichts anderes mehr. Alle Bands waren ausgebucht. Es war nichts zu machen. Jurek kennt Gott und die Welt. Ich rief Ihn an. Er sagte Moment, ich denke, da ist was möglich. Ich melde mich gleich wieder. Und tatsächlich: Ich hätte da was für dich, grinste er durchs Telefon. Und ich: Alter, dafür gibt´s `n Bier.
Am Tag X schnappte ich mir einige Jungs aus dem Versandlager für die nötigen Umbauten im Casino und begrüßte die schon anwesenden Frauen, die ich extra aus der Abteilung von Breitenbach rekrutierte, da ich bei ihm noch was gut hatte, mit einem hallo, das sieht ja schon gut aus.
Der Alleinunterhalter war wirklich witzig und Catering und Service machten was her. Der Abend kann beginnen, dachte ich zufrieden. Gegen Mittag kam die Band. Schon aus beruflichen Gründen, muss ich die Dinge immer positive sehen. Sie hatten lange Haare dort, wo noch welche waren. Und trugen zerrissene Jeans und Lederhosen mit Speckigen Shirts und Kutten. Hey, wie ist denn so euer Bühnenoutfit, wollte ich wissen. Das is`es, sagten sie. Die Haare wurden auch nicht zusammengebunden. Sie seien nicht schwul. Die Musik: ACDC, was anderes könnten sie nicht.
Beim Soundcheck kamen einige Mitarbeiter ins Casino gerannt und Breitenbachs Frauen sahen mich mitleidsvoll an.
Ich rief Jurek an und sagte verzweifelt: Du Arschloch, du blöde Sau. Wegen dir werde ich gefeuert. Ich haue dir eins aufs Maul.
Als die Jungs auf die Bühne kamen, war kein Wort zu hören. Die Lobenden Worte für das Essen waren vergessen. Das Lachen und anerkennendes Kopfnicken beim Auftritt des Alleinunterhalters war Staub geworden.
Der Typ vom Vorstand aus der Holding sagte was zu Strömer, dem Geschäftsführer der zeigte auf mich, die Jungs auf der Bühne schrieen: Rock`n Roll und legten los, der Typ vom Vorstand griff sich das Fräulein Aigner machte mir rock und haedbanging und hast nicht gesehen und dann alle mit. Mit zitteriger Hand griff ich das Glas mit Grappa, stürzte das Zeug in mich rein und knallte das Glas auf den Tisch. Als Jurek mich am nächsten Tag fragte, nachdem Lisa Aigner schon lange weg war, wie es denn gewesen sei, sagte ich: Das kannst du dir ja denken.
Ich hatte ihm nie die volle Wahrheit gesagt, deshalb tat ich vorsichtig.

„ Und? Was hättest du denn für mich? So was mit weiter Blumenhose und Körnern zwischen den Zähnen? Oder noch besser, Eine vierzigjährige, die glaubt wie siebzehn zu sein und dich mit ihren selbstgeschriebenen Gedichten bei Kerzenschein und Rotwein dir die Eier zum verdampfen bringt?“

„Na komm. Beruhige dich. Nee, die ist neu in der Agentur. Kommt aus Hamburg. Keine dreißig. Die kennt hier niemanden. Sie hat mich schon gefragt, wo man hier so hingeht. Ich habe ihr gesagt, dass ich mich momentan nicht so auskenne. Aber ich wüsste da jemanden. Verstehst du? Mann, das ist ne hübsche.“

„Das glaube ich erst, wenn sie vor mir steht.“

„Kein Problem. Freitag um neun. Ich bringe sie direkt vom Job mit. Und sei mal ein bisschen freundlich und zieh nicht dauert so ne Fresse. Ich habe ihr gesagt, dass du witzig bist.“

Nicht, das man mich falsch versteht, Lisa Aigner ist eine Frau, die ich mag und mit der sich gut schlafen lässt. Sie kommt manchmal vorbei. Sie geht dann offiziell zum Sport und der ist immer freitags. Aber ich bin ein neugieriger Mensch.

„Freitag kann ich eigentlich nicht. Es sei denn Lisas Turnen fiele aus. Dann hätte ich Zeit.“

„Dann lass dir was einfallen. Ich bringe sie ganz bestimmt mit. Und zwei Frauen gleichzeitig sind ungünstig, in diesem Fall. Also entscheide dich.“

Also Lisa ist wirklich nett und unkompliziert aber manchmal doch einwenig schwierig. Ich glaube sie freut sich, wenn sie zum Sport gehen darf. Sie jetzt auszuladen kann ich nicht machen. Sie wäre enttäuscht. Auf der anderen Seite, mein Gott, immerhin betrüge ich niemanden im Gegensatz zu ihr. Sicher, ihr Mann scheint den Charakter eines Idioten zu haben, und am Ende ist er selbst schuld, dass seine Frau mit einem Anderen ins Bett geht. Das ist schließlich nicht mein Problem. Aber auf der anderen Seite muss Lisa ja nicht gleich mit jedem vögeln, nur weil ihr Typ einen harten Job hat und sich trotzdem rührend um seine Kinder kümmert. Die armen Kleinen, denen ihre Mutter sagt: So Mama geht jetzt zum Sport, damit Mama gesund bleibt. Mit großen traurigen Augen winken sie ihrer Mutter, wenn sie kalt die Haustür schließt.

„Du musst bei Lisa zu Hause anrufen und sagen, dass die Sportveranstaltung ausfällt. Am besten wäre es, wenn ihr Mann ans Telefon geht. Hey, morgen ist es gut. Ich glaube sie wollte zu ihrer Mutter. Sage am besten, dass die Vorturnerin krank sei bis auf weiteres.“

„Mann, du bist ja richtig aufgeregt. Gut, mache ich. Sie heißt übrigens Marina.“


Am Freitag sah ich, auf dem Weg zum Büro, in schmale hasserfüllte Augen. Lisa lief mir wie zufällig über den Weg. Sie sah richtig süß aus, wütend wie sie war. Sie tat übertrieben freundlich mit giftigem Lächeln. Eine von diesen Zicken aus dem Sekretariat ging vorbei und wir grüßten freundlich lächelnd. Sie grüßte zurück wie ein Mädchen in der fünften Klasse, die als einzige Ballettunterricht bekommt und für eine Hauptrolle vorgeschlagen wurde.

„Frau Aigner. Guten Morgen. Toll sehen sie heute wieder aus. Ehrlich. Und? Heute Abend wieder zur sportlichen Betätigung? Täte mir auch gut.“

„Morgen, Herr Albert. Ja, leider ist unsere Trainerin erkrankt und ich muss heute leider verzichten. Ich überlege mir sowieso, ob ich nicht was anderes mache. Vielleicht etwas mit Psychologie.

„Das sollten sie nicht tun. Sport ist gesund für Körper und Geist.“

Die Sekretariatszicke war endlich im Aufzug verschwunden.

„Kannst du mir mal sagen, was dir einfällt bei uns anzurufen und ihm zu sagen, dass das Training ausfällt? Wenn du nicht mehr willst, dann sag es gleich. Sofort.“

„Was ist los? Ich verstehe nicht? Glaubst du wirklich, ich bin so blöd und rufe bei dir an? Du kennst doch meine Stimme? Äh, heißt das, dass du heute nicht kommst? Das kann nur Jurek gewesen sein. Jetzt hat er es übertrieben. Mir reicht es. Den knöpfe ich mir sofort vor. Kannst du wirklich nicht kommen?“

„Natürlich nicht. Wie soll ich das begründen? Dein Jurek ist ein richtiges Arschloch.
Ich habe so große Lust auf dich.“

„Geht mir doch genau so. Äh, Vorsicht, falls Jemand kommt. Warum tut er so was?
Aber dafür sehen wir uns ja in einer Woche.

„Nein, es kann Wochen dauern, bis sie wieder gesund ist. Man wird allen Teilnehmern telefonisch bescheid geben, wann das Training wieder stattfindet.“

„Äh, wer ist krank?“

„Die Trainerin, die Trainerin, die Trainerin, du Idiot. Wochenlang. Weißt du, was das bedeutet?“

„O Gott, ich bringe ihn um. Ich schwöre es dir. Ich muss jetzt los. Ruf mich an, ja.
Du, das kriegen wir schon hin.“

Ich wollte es mir mit Lisa nicht versauen. Immerhin lief es so ganz gut. Wir schliefen ab und zu zusammen und ich musste mir keine Sorgen machen um die Dinge, die sich durch eine Beziehung ergeben und irgendwann auftauchen. Lisa sprach so gut wie nichts über sich und dankbarer Weise erwartete sie von mir auch nichts. Es gab keinen Grund für Komplikationen. Sicherheitshalber, falls Jurek mit der Beschreibung seiner Mitarbeiterin maßlos übertrieben hätte, sollte Lisa nicht mit Gefühlen gehen, die sich irgendwann gegen mich richten.

„ Du, Lisa. Ich habe Angst, mich in dich zu verlieben und du machst es mir wirklich schwer, es nicht zu tun.“

Sie sah mich ernst an, lächelte dann sanft, trat mir leicht gegen meinen Schuh und ging, immer noch lächelnd, zum Ort ihrer täglichen Routine.
Noch in mich hineinlächelnd, ob meiner raffinierten Strategie, betrat ich mein Büro und machte mich gut gelaunt über mein Konzept her, das ich in der darauf folgenden Woche den wichtigen Leuten unserer Firma vorstellen wollte.
Am späten Vormittag kam Baumgartner in mein Büro. Da das nicht sehr oft passierte, und wenn ich ehrlich bin, noch nie passiert war, guckte ich daher ein wenig erstaunt. Wir hatten eigentlich beruflich nur indirekt miteinander zu tun und tauschten daher wenige, belanglose Sätze aus, wenn wir uns trafen. Seit dem Vorfall auf der Betriebsfeier noch weniger, obwohl er, ich gebe es zu, in meiner Achtung gestiegen war.

 
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Hallo froschpyama!

Ich habe versucht, zu deiner Geschichte eine Kritik zu schreiebn, aber es ist mir nicht so recht gelungen.

Erst mal ein paar Kleinigkeiten:

am nächsten morgen
das sollte mE Morgen geschrieben werden - aber ich bin mir mit dieser neuen Schlechtreibung nicht so sicher.
Jurek, der in der Küche saß und wie immer die Zeitung las, hörte mich offenbar nicht.

„Es gibt kein Bier.

Das ist so iritierend. Du sagst, Jurek hörte offenbar nicht, und dann spricht jemand. Wer? Jurek kann es ja nicht sein. ich würde das offenbar abschwächen - anscheinend z.B.
Der Arsch. Er wusste ganz genau, daß ich aufstehe, meine Jacke anziehe,
Vieleicht kann man diese Satzteile im Idikativ Präsens schreiben - aber es klingt zumindest grausig.
Tankstellen haben was Trostloses und mir kommt immer leichter Ekel, wenn ich den Verkaufsraum betrete. Johlend bunte Auslagen sollen wohl den Benzingeruch überdecken.
Was? Sicher, aber warum nicht etwas? (Ich hab heute anscheinend meinen altmodischen Tag) Und johlend? Schreiend bunt kenne ich, aber johlend? Klingt ungewohnt und ich weiß nicht, ob die Bilder, die mir da kommen, der borgesehene Humor sind.
sein dümmliches Lächeln zeigte
Dieser Absatz ist geradezu symptomatisch für deine Geschichte. Eine für den Fortgang eher belanglose Erinnerung stellst du so umständlich dar, dass sich der Leser beinahe die Zähne ausbeißt (wenn er die Gewohnheit hat, in den Schreibtisch zu beißen).
Ein dämliches Buch, ein Freund, der mich auszunutzen scheint und eine Ehemalige, die, Gott sei Dank, ehemalig ist, hatten mich hierhin getrieben
Wohin? In die Tankstelle - in den Bierkonsum - ind die Stadt (welche denn?)
Ich knallte die Tür zu
Er saß in unserem Gemeinschaftszimmer, indem der Fernseher stand und
indem sollte getrennt geschrieben werden, sonst gibt es einen unmöglichen Sinn.
Von der Küche aus konnte ich ihn, quer über den Flur, mit dem Rücken zu mir, sehen. Er hatte es sich auf meinem Sessel bequem gemacht. Also nicht meiner, sondern mein Stammplatz, der in diesen Monaten aufgrund von Gewohnheiten dazu wurde. Er suchte also Streit.
Das ist so umständlich geschrieben, dass ich zwei Anläufe benötige, um ein passendes Bild zu bekommen.
Meine Laune war nicht die beste und hätte gleich loslegen können.
Eine Laune, die von alleine loslegt - das kann ja wirklich heiter werden.
Aber ich wollte nur Bier und fernsehen
- ein trinken zum Bier wäre vielleicht besser, denn immer nur Bier sehen, macht durstig.
gab ihm sein Bier und sagte Prost
Der Idiot küsste sie aber, stammelte Entschuldigungen, dass er sie liebe und so weiter und sie zeigte ihn natürlich nicht an.

„Mann ist der blöd.

- nur mal zwei Fehler - es gibt noch eine Reihe weiterer Fehler. Vor allem Groß-/Kleinschreibung stimmt nicht immer, aber es wurde mir zu viel.
Ich habe michr dann aber doch durch die Geschichte durchgekämpft und mach am Ende gefragt, ob du hier Schnipsel aus einem Roman zusammengeklebt hast. Deine Geschichte plätschert nicht dahin - dazu ist sie zu schwerfällig - sie quält sich durch unzusammenhängende Episoden ohne Höhepunkte und ohne Spannung. Der Leser wünscht sich ein Ende, das ihm nicht gegönnt wird. Jedenfalls hatte ich den Eindruck, dass du einfach aufgehöt hast zu schreiben. Man könnte sogar aus dem Stoff, den du darbietest, etwas machen (Miller oder Bukowski und andere gehen mir da durch den Sinn)
Aber bei dir sind es leider nur belanglose Alltagserlebnisse eines belanglosen Menschen, die nicht einmal eine Atmosphäre entstehen lassen. Und was das nun mit Humor zu tun hat - das habe ich nicht verstanden.

Liebe Grüße

Jo

Die restlichen Dreckfühler lasse ich jetzt stehen.

 

„Kannst du mir mal sagen, was dir einfällt bei uns anzurufen und ihm zu sagen, dass das Training ausfällt? Wenn du nicht mehr willst, dann sag es gleich. Sofort.“

„Was ist los? Ich verstehe nicht? Glaubst du wirklich, ich bin so blöd und rufe bei dir an? Du kennst doch meine Stimme? Äh, heißt das, dass du heute nicht kommst? Das kann nur Jurek gewesen sein. Jetzt hat er es übertrieben. Mir reicht es. Den knöpfe ich mir sofort vor. Kannst du wirklich nicht kommen?“

„Natürlich nicht. Wie soll ich das begründen? Dein Jurek ist ein richtiges Arschloch.
Ich habe so große Lust auf dich.“

„Geht mir doch genau so. Äh, Vorsicht, falls Jemand kommt. Warum tut er so was?
Aber dafür sehen wir uns ja in einer Woche.

„Nein, es kann Wochen dauern, bis sie wieder gesund ist. Man wird allen Teilnehmern telefonisch bescheid geben, wann das Training wieder stattfindet.“

„Äh, wer ist krank?“

„Die Trainerin, die Trainerin, die Trainerin, du Idiot. Wochenlang. Weißt du, was das bedeutet?“

„O Gott, ich bringe ihn um. Ich schwöre es dir. Ich muss jetzt los. Ruf mich an, ja.
Du, das kriegen wir schon hin.“

Was? Viel zu abgehackt und auch ziemlich sinnfrei.
Ich konnte deiner Geschichte leider gar nichts abgewinnen und finde sie auch nicht lustig. Sorry.

 

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