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Lasst euch nicht verarschen!
Der Einfluss der Werbung auf die Psyche des Menschen oder Lasst euch nicht verarschen!
Ist es ihnen auch schon einmal so ergangen? Haben Sie sich auch total zugedröhnt gefühlt? Als würden alle Menschen auf einmal etwas von Ihnen wollen und Sie lautstark beschwatzen? So geht es mir im Moment...
Obwohl ich mir alle Mühe gebe einen halbwegs anständigen Text zu verfassen, werde ich jetzt bereits zum fünften Mal von einem Elektroanbieter aufgefordert mich nicht verarschen zu lassen und sofort bei ihm einzukaufen. Schrecklich! Bin ich wirklich „out“, weil ich nicht geizig bin?
Ist es vielleicht sogar Ziel der Werbung uns nieder zu machen?
Meine Frau beispielsweise versuchte vor circa einer Woche eine Dose „Ist Mama wieder da?“-Suppe unbemerkt in unserem Einkaufswagen verschwinden zu lassen, um unseren zwei Knirpsen bei Gelegenheit ihre Anwesenheit vorzugaukeln. Das Ganze finde ich nimmt allmählich unvorstellbare Ausmaße an!
Können Sie sich noch eine Suppe ohne das überall bekannte und beliebte dunkelbraune Würzwässerchen vorstellen? Werden wir nicht systematisch von der Lebensmittelindustrie auf Fertigprodukte umprogrammiert und von ihnen zum KAUFEN! KAUFEN! KAUFEN! versklavt?
Wer hat zuletzt einmal selbsthergestellte Nudeln gegessen? Mit ruhigem Gewissen kann ich jetzt zugeben, dass ich erst letzte Woche bei meiner Schwiegermutter vorzügliche „Käsnudeln“ verspeist habe, die sie selbstverständlich von Hand zubereitet hat! Abgesehen natürlich vom bereits geraspelten Gouda. AAAHHH! Schon wieder! Sehen Sie, wozu uns die Werbung bringt? Käse, Wurst, Joghurt gibt es heutzutage nicht nur in verschiedenen Sorten, nein, sondern auch in – sagen wir mal tausend – unterschiedlichen Variationen: Geschnitten, gehobelt, geraspelt, in Bärchenform, mit und ohne Gesicht, geräuchert, gespickt, ökologisch, dioxinverseucht, probiotisch, mit linksdrehenden Kulturen, mit rechtsdrehenden Strudeln, mit „der Süße aus Früchten (was wiederum FruchtZUCKER ist), püriert, extra cremig, extra zart, mit nur 0,1 % Fett, lockerleicht, himmmmmlisch lecker und so weiter.
Vielleicht bin ich auch einfach nur altmodisch, wenn ich behaupte, dass mir tatsächlich stinknormaler Fruchtjoghurt ohne irgendwelche Kalorienreduzierungen oder spezielle schonende Zubereitungsmethoden am Besten schmeckt.
Sogar dem Weihnachtsmann – äh Verzeihung – NIKOLAUS geht es an den Kragen. Nein, es reicht noch nicht, dass er von seinem dicken amerikanischen Vettern (der ebenfalls ein Produkt der Werbung ist) nahezu ausgerottet wird (in dieser Hinsicht geht es unserem guten alten Christkind übrigens auch nicht viel besser), er wird auch noch von Veronika Ferres im Abendkleid betüdelt und anschließend von Franz Beckenbauer beklaut! Tz, tz, tz... bei soviel schlechtem Benehmen im Fernsehen kann man nur den Kopf schütteln.
Wie soll man Kindern Höflichkeit beibringen, wenn ihnen ständig vorgeführt wird, wie geil und cool sie sind, wenn sie einen Pups- oder Rülps-Klingelton auf ihrem Handy haben. Ganz zu schweigen von computertechnisch vermurksten gelben, singenden Federbällen, die – man muss es sagen – eigentlich zwar total süüüüß sind, aber dennoch einen völlig falschen Eindruck von Küken vorgaukeln. Wahrscheinlich erschrecken Kinder, wenn sie zum ersten Mal in ihrem Leben ein echtes „Singal“ ohne Glubschaugen und zu großem Kopf sehen, das noch nicht einmal singen kann!!
Die Folgen sind verheerend: Kühe sind ab jetzt nur noch lila-weiß gefleckt, Affen tragen Brille, Hemd und Krawatte, Katzen würden nur noch bestimmtes Futter kaufen (wenn sie könnten!), BÄREN benutzen Klopapier oder haben ihre eigene MARKE und geben hierbei Milch, Tiger und Alligatoren saufen fein-herbe, bzw. bittere Erfrischungsgetränke, Pferde sind Sinnbild für Autos, Löwen haben Flügel und stellen eine Art Versicherungsvertreter dar... (???!!!) und das Beste: Kamele rauchen und Hirsche, die eigentlich ausgestopft an der Wand hängen, unterhalten sich mit Gästen in einer Kneipe und ergötzen sich an Kräuterschnaps!
Da wird doch das zerhäckselte, panierte Fischfilet in Stäbchenform in der Pfanne verrückt!!
Apropos Essen! Haben sie sich auch schon einmal über diese ganzen Fitnessgeräte-Spots gewundert? Schon saublöd, dass diese Menschen ja sowieso immer total durchtrainiert sind und irgendwie mit der Wirklichkeit so gar nichts zu tun haben. Will uns da jemand etwa vorgaukeln, dass wir auch so aussehen können? JAAA! TSCHAKA! DU SCHAFFST ES! Aber wir wollen ja nicht gleich pessimistisch sein. Schließlich bringen ja diese Wundergerätschaften und –pillen wirklich etwas... – das erklärt zumindest der Hersteller mit zahlreichen „geprüften“ Studien und Statistiken, Aufzählungen, Testpersonen die alles bestätigen können, etc. Dass diese Testperson vielleicht – na ja – 3000 € auf ihr Konto überwiesen bekommen hat ist ja total belanglos.
Wie wäre es denn mit Dingen die glücklich machen? Und ich denke hierbei nicht an Antidepressiva oder Marihuana! Dingen, wie... hm...
Da weiß dann die Werbung anscheinend auch nicht weiter. Es sieht fast so aus, als könne man Glück nicht kaufen,... oder doch?
Heute geht ja schließlich alles!
Diese Hausfrau und Mutter auf dem Klassentreffen mit ihrem neuen Marken-Staubsauger ist ja so fröhlich und entspannt und das, obwohl sie ja ein kleines „Familienunternehmen“ führt! Der Opa mit seinem Oliven-Brotaufstrich – total fit und junggeblieben! Ein anscheinend alleinerziehender Vater beruhigt seine zwei kleinen Racker-Räuber sofort mit einer schnellzubereiteten Räuberpfanne und zwar ganz alleine!! Ist es nicht wunderschön, wie glücklich und zufrieden all diese Menschen sind? Obwohl ich ja sagen muss, dass ich das auch wäre, wenn ich deren Gagen kassieren würde.
Neulich erst kam einer meiner beiden Bengel mit einer Tasse Kaffee „mit dem Feuer und der Würze Brasiliens und dem Temperament Mittelamerikas“ zu mir um seine fünf in Mathe zu beichten.
Da flackerte für kurze Zeit der Gedanke auf: Vielleicht ist Werbung ja gar nicht so schlimm?
Als jedoch kurz darauf mein Jüngster mit dem Schafpelz seiner Großmutter aus der Kloschüssel schlabberte... – darauf denke ich will ich jetzt nicht näher eingehen.
Um Himmels Willen! Nichts gegen Tierschutz, wirklich nicht, aber eine mords Sauerei war es trotzdem!
Gott sei Dank konnte ich meine Schwiegermutter mit einer Tasse sogenanntem Harmoniekaffee das Malheur beibringen, bevor sie mir ihre extra robuste und teflonbeschichtete (damit nichts mehr anbrennt!) Bratpfanne... den Rest können Sie sich ja vorstellen.
Das Einzige, was mich ein wenig Hoffnung schöpfen lässt, ist dass meine Frau es immer wieder schafft, die ganze Familie mit etwas gaaanz Besonderem an den Tisch zu bringen – Fertigsoße: Tomate-Basilikum aus der TV-Werbung.
ENDE
Zum Text:
Hallo! So, das war dann wohl eben meine erste Satire. Zumindest hoffe ich, dass es eine war! Über die Textsortenzugehörigkeit war ich mir eigentlich bis zum Schluss nicht ganz schlüssig (welch schönes Wortspiel ). Aber den Rest soll nun der Leser beurteilen...
Viel Spaß beim Lesen! (Auch bekloppt sowas an das Ende eines Textes zu schreiben, aber was solls.)
ante portas