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Lauras Opa ist sehr krank

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Lauras Opa ist sehr krank

Lauras Opa ist sehr krank

Laura ist heute im Kindergarten besonders fröhlich. Sie hüpft in einem fort um den Tisch herum und singt:
"Ich freu’ mich so, ich freu’ michso!“
"Warum freust du dich denn so, Laura?“ fragt Frau Schneider von der Mondgruppe.
"Heute kommt mein Opa nach Hause“, antwortet Laura.
"War dein Opa verreist?“ erkundigt sich Frau Schneider.
"Nein, er war lange im Krankenhaus“, erklärt Laura. "Er musste operiert werden, weil er immer solche Schmerzen hatte. Aber jetzt ist er wohl wieder gesund.“
"Wohnt dein Opa bei euch?“ will Frau Schneider wissen.
Laura nickt.
"Du hast es gut“, sagt Aysche. "Mein Opa wohnt ganz weit weg von hier, in der Türkei. Ich sehe ihn höchstens einmal im Jahr, in den Ferien.“
"Ich habe gar keinen Opa mehr“, sagt Kai. „Schade! Ich hätte auch gern einen.“
"Mein Opa ist unheimlich lieb“, erzählt Laura. "Er liest mir oft Geschichten vor, oder wir spielen was, meistens Mensch-ärgere-dich nicht. Und im Schrank hat er immer Schokoladenplätzchen für mich.“

Am nächsten Tag fragt Frau Schneider: "Na, Laura, wie geht es deinem Opa?“
"Nicht so gut“, antwortet Laura. "Ich durfte ihm gestern nur kurz guten Tag sagen, und dann hat Mama ihn sofort ins Bett gebracht. Er ist sehr schwach, sagt sie.“

Ein paar Tage später ist es immer noch nicht besser geworden.
"Mein Opa kann gar nicht mehr aufstehen“, sagt Laura traurig zu Frau Schneider. "Und er will auch nichts essen. Heute Nacht ist sogar der Arzt gekommen, weil es ihm so schlecht ging. Glaubst du auch, dass er sterben muss?“
"Hat deine Mama das gesagt?“ fragt Frau Schneider.
"Mama hat gesagt, es könnte sein, und dabei hat sie geweint.“
Jetzt muss Laura auch weinen.
"Es ist sehr schlimm, wenn jemand so schwer krank ist“, sagt Frau Schneider.
"Warum kann er denn nicht einfach eine Medizin nehmen oder eine Spritze kriegen und wieder gesund werden?“ fragt Laura.
"Manchmal wird ein kranker Mensch nicht wieder gesund“, erklärt Frau Schneider, "zum Beispiel wenn er sehr alt ist oder wenn seine Krankheit zu schlimm ist.“
"Und kann wirklich niemand meinem Opa helfen?“ fragt Laura noch einmal.
"Doch!“ antwortet Frau Schneider. "Der Arzt kann ihm eine Medizin gegen die Schmerzen geben. Und du und deine Eltern, ihr helft dem Opa ja auch.“
Da hört Laura plötzlich auf zu weinen und sieht Frau Schneider an.
"Denkst du, es hilft dem Opa, wenn ich ihn besuche, wenn er im Bett liegt?“ fragt sie.
"Vielleicht“, sagt Frau Schneider.
"Aber gestern durfte ich nicht zu ihm“, sagt Laura. "Und eigentlich wollte ich auch gar nicht. Ich hatte irgendwie Angst. Aber Mama hat fast die ganze Zeit bei ihm gesessen.“
"Denk mal nach“, rät Frau Schneider, "vielleicht fällt dir noch etwas anderes ein, was du für deinen Opa tun kannst.“
"Ich könnte ihm vielleicht ein Bild malen“, überlegt Laura. "Er findet meine Bilder mit dem bunten Regenbogen immer so schön.“
"Eine gute Idee!“ meint Frau Schneider und holt extra für Laura die Wachsmalstifte aus dem Schrank.

"Du, Frau Schneider“, erzählt Laura am nächsten Morgen, "ich durfte gestern auch nicht zu Opa. Aber Mama hat ihm mein Bild gegeben. Sie hat gesagt, dass der Opa sich sehr über den Regenbogen gefreut hat. Und da habe ich mich auch gefreut.“

Am nächsten Tag fehlt Laura im Kindergarten. Frau Schneider sagt den anderen Kindern in der Sternengruppe Bescheid, dass Laura für eine Weile bei ihrer Tante bleiben soll, weil ihr Opa so krank ist.

Laura fehlt eine ganze Woche. Dann kommt sie eines Morgens wieder in die Mondgruppe. Sie geht gleich zu Frau Schneider hin.
"Da bist du ja wieder, Laura!“ begrüßt Frau Schneider sie.
"Mein Opa ist tot“, sagt Laura leise.
"Ich weiß“, sagt Frau Schneider und nimmt sie in den Arm.
"Ich war bei Tante Gabi, als er gestorben ist“, erzählt Laura. "Und bei der Beerdigung durfte ich nicht dabei sein. Als ich dann nach Hause kam, waren Opas Sachen alle noch da. Nur mein Opa war nicht mehr da.“
"Laura, komm doch endlich!“ ruft ihre Freundin Sabine ungeduldig aus der Puppenecke.
Laura dreht sich um.
"Gleich!“ ruft sie zurück. "Ich muß erst noch Frau Schneider was sagen.“
"Ich wollte, dass Mama dem Opa die kleine Wolldecke aus meinem Puppenwagen mit ins Grab legt, weil er doch immer so kalte Füße hat“, erzählt sie weiter. "Aber Mama hat gesagt, der Opa braucht jetzt keine Decke mehr.“
"Da hat sie recht“, sagt Frau Schneider.
"Und er hat jetzt auch wirklich keine Schmerzen mehr?“ fragt Laura.
"Er hat ganz bestimmt keine Schmerzen mehr!“ sagt Frau Schneider.
Laura ist einen Augenblick still.
"Vielleicht ist es ja dann für meinen Opa gut, dass er gestorben ist“, sagt sie.
Dann dreht sie sich um und geht in die Puppenecke, denn sie will mit Sabine Mutter und Kind spielen.

 

Eine Geschichte, die sehr nachdenklich macht. Mich stört einiges an ihr, weniger stilistisch, sondern inhaltlich:
Zum einen verkraftet ein Kind nicht so ohne weiteres den Tod eines geliebten Menschen, schon gar nicht, wenn er mit im gleichen Haus wohnt (einfach so wieder in die Spielecke und damit zur Tagesordnung überzugehen ist meiner Meinung nach keine kindgerechte Reaktion).
Abgeschoben zu werden, anstatt Abschied nehmen zu dürfen, ist meiner Meinung nach das Verkehrteste, was man einem Kind in einem solchen Falle antun kann. Man sollte ihm erklären, was passiert (das tut die Mutter immerhin ein wenig) und es teilhaben lassen, so weit es das Kind verkraftet. Also ihm mitteilen, daß der Opa sterben wird, dem Kind viel Zeit mit dem Opa lassen, damit es Abschied nehmen kann und meiner Meinung nach sollte ein Kind auch mit zur Beerdigung, da diese einen Abschluß darstellt.

Ich finde es gut, daß Du dieses Thema angehst, und ich denke, daß die Geschichte schon kindgerecht ist, ich habe lediglich eine andere Meinung zum Umgang mit dem Tod, was Kinder betrifft.
Lieben Gruß,

chaosqueen :queen:

 

Leider,habe ich eine andere Meinung als die meiner Vorgängerin,ich meine das Kinder sehr unterschiedlich sind und das diese Geschichte für mich, so wie sie niedergeschrieben wurde,in Ordnung ist.
Natürlich, gibt es bestimmt auch Kinder, die eine Beerdigung leicht verkraften,aber wasist,wenn man ein Kind überschätzt?.
Chaosqueen,hat keine Kinder stimmt´s?
Gruß:
Anja!! ;)

 

Hallo Anja!

Nein, ich habe keine Kinder. Aber ich war mal eines, das einen sehr nahestehenden Menschen verloren hat. Mich haben meine Verwandten so sehr von allem ferngehalten, wie es in dieser Geschichte beschrieben wird, und ich habe fast fünfzehn Jahre gebraucht, um zu akzeptieren, was damals geschehen ist.

Natürlich steckt ein Kind eine Beerdigung nicht einfach so weg, aber mir geht es darum, von vornherein ehrlich zu dem Kind zu sein. Was hilft es, wenn es immer heißt "Der Opa wird schon wieder gesund, mach Dir keine Sorgen", wenn das Kind doch spürt, daß es nicht so ist? Ich habe damals keinen mehr zum Reden gehabt, weil alle versucht haben, mir einzureden, daß alles wieder gut wird. Meine Ängste konnte ich mit niemandem teilen, weil niemand sie ernstgenommen hat (in dem Sinne, daß er mit mir darüber geredet hätte).

Der Tod ist für ein Kind schwer zu verkraften, aber wenn man früh genug anfängt, mit ihm darüber zu reden, was passieren wird, dann kann es lernen, damit umzugehen, bevor es passiert ist!

Lieben Gruß,

chaosqueen :queen:

 

Jeder reagiert anders auf Krankheit, Tod und Sterben, auch Kinder, wie man sieht. Aber eines haben sehr kleine Kinder zum Glück gemeinsam: sie leben dem Augenblick. Sie können bitterlich weinen und im nächsten Augenblick schon wieder strahlen. Kinder können Erwachsenen helfen, mit dem Tod eines nahestehenden Menschen fertig zu werden, denn sie hören Gott sei Dank nicht auf zu lachen. Das sind meine Erfahrungen mit diesem Thema.
Jakobe

 

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