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Lavazza

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21.04.2014
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Lavazza

Büttmann denkt manchmal, dass er damit aufhören sollte, dass das eine Spinnerei ist – so von außen betrachtet. Also er fragt sich das zumindest. Ist ja nicht so einfach: von außen betrachtet. Da fehlt ihm eben der Spiegel, dann denkt er an Dolores. Vor Jahren gestorben: Lunge – Morphium und Ende.

Seit Stunden folgt Büttmann den Zeigern auf der Küchenuhr. Schaut durchs Fenster. Halb elf, der DHL-Mann kommt spät. Der andere war schneller.
Büttmann rührt in der Tasse, der Kaffee ist schwarz, kein Zucker, nichts. Eine Tasse, die mal weiß gewesen ist. Vierzig und Bosch kann man noch entziffern. Auf dem Tisch ein Platzdeckchen, das Dolores mal gefilzt hat.
Endlich! Büttmann springt auf, würde er zumindest gerne – die Knie machen da nicht mit –, also steht er auf, drückt den Türöffner und wartet.
Das Päckchen auf dem Küchentisch. Daneben die Tasse mit dem kaltgerührten Kaffee. Die Morgenzeitung, der Löffel, braune Flecken auf der Titelseite.
Spy-Shop steht auf dem Absender. Büttmann lächelt, grinst breit, als er den Inhalt auf der Fingerspitze balanciert. So klein, denkt er. Viel kleiner als die letzten.
Die Technik bringt er rasch zum Laufen. Büttmann sieht auf die Armbanduhr, vergleicht sie mit der Küchenuhr. Um drei, denkt er, lieber vier, dann wird kaum noch gegessen und weniger geklappert.

Gab 'ne Zeit, da ging das nur per Funk. Büttmann in der Nähe – Kopfhörer auf und Empfänger eingestellt. Was fehlte, war ein Bild. Büttmann in der Nähe und Feldstecher vor Augen. Das wurde dann bemerkt, klar. Da wurde nachgefragt, gedroht.
Später die kleinen Kameras. Mieses Bild, der Ton zu schlecht, und ihm, dem Büttmann, fehlte der Bezug. Er weiß nicht, ob man das so sagen kann: Bezug.
Am liebsten sitzt er unweit entfernt. Das Lokal ist schön, Kräutertöpfchen auf jedem Tisch.
Büttmann beim Basilikum, versteckt die Wanze ausgefuchst im Kraut. Er riecht daran und muss an Dolores denken – an Italien.
Ob das gehe, sich umzusetzen, da hinten hin, zum Rosmarin, unter die Linde, wo es schattiger sei.
Aber bitte, natürlich.
Büttmann zupft eines der Blätter vom Gewürz, quetscht es zwischen den Nägeln und hält es sich unter die Nase. Italien wieder, Dolores – und Kartoffeln.

Zwei junge Damen sind die ersten; Lavazzakaffee, Lavazzacappuccino. Büttmann lächelt, sieht, wie sich ihre Lippen bewegen, verstehen kann er nur die Spatzen, die von Tisch zu Tisch hüpfen und Krümel picken. Das Lachen kann er hören, das ja, manchmal auch ein bisschen mehr. Büttmann freut sich auf zu Hause.
Die Damen räumen das Feld und die nächste füllt die Lücke. Eine echtere irgendwie, eine, zu der die Bezeichnung besser passt. Die Frisur, der Ring, das Alter vielleicht. Büttmann kennt die Dame. Hat sie auf dem Friedhof gesehen, gleich neben dem Thujabäumchen. Und im Lokal. Des Öftern sogar.
Sie stellt den Rollator neben den Tisch, darunterschieben geht ja nicht, er ist zu groß und sperrig. Aber ganz nahe ruckelt sie ihn hin – vor und zurück, vor und zurück –, selbst wenn ihr das schwerzufallen scheint. Keine Hand passt mehr dazwischen.
Sie bestellt wohl ein Kännchen Lavazzakaffee, denn wenig später steht eins auf dem Tisch, gleich neben dem Basilikum.
Büttmann zerbröselt den Keks, den es immer als Beilage gibt, und wirft Stückchen davon auf den kiesgesäumten Boden. Beobachtet die Frechdachse, die alles genau im Blick behalten, wie sie angeflogen kommen, das Köpfchen hin und her – zack, nach links, und zack, nach rechts.
Büttmann hebt die Hand und zeigt auf die leere Tasse. Ob er noch ...?
Aber natürlich.
Er lobt den Kellner für den guten Kaffee.
Sehr nett, Verbeugung obendrauf, sehr, sehr freundlich.
Eine Frau gesellt sich hinzu; die Tochter, denkt Büttmann. Die Frau sieht er nur von hinten, ihr Pferdeschwanz pendelt, wenn sie was zu sagen hat. Die Dame hört zu, nimmt einen Schluck, erwidert was und tupft sich mit der Serviette den Mund. Büttman hängt an ihren Lippen, aber er versteht ja nichts. Fragt sich, ob da Lippenstift am Mundtuch klebt und zerbröselt den nächsten Kaffeekeks.
Als er wieder hinsieht, erwidert sie den Blick, ganz kurz nur, und Büttmann glaubt, dass sich ihr Mund für ihn gekräuselt hat.

Die Tasse in die Spüle, Zeitung in den Müll, den Tisch noch flink gereinigt, dann den Laptop obendrauf. Ein Fläschchen Wein darf da nicht fehlen.
Büttmann mit Kopfhörern und die falschen Damen plappern los. Plappern mag er einfach. Da geht es nicht um Inhalt: die Kleine schläft nicht, das zweite unterwegs, der Chef mit Anastasia ... Wie sie das sagt: Anastasia.
Nach dem Stühle rücken, das Ciao vom netten Kellner ertönt und ein Seufzen zu hören ist, gefolgt von: »Für mich ein Kännchen Kaffee, bitte«, öffnet Büttmann die Augen, stellt auf Pause, schenkt ein Gläschen ein und fragt sich, ob das eine ernstzunehmende Spinnerei von ihm ist. So von außen betrachtet. Das fragt er sich wieder. Und meint sein Hobby. So nennt Büttmann das nämlich: Hobby.

Büttmann macht es sich bequem, ein Kissen unterm Hintern, legt wieder Kopfhörer an, trinkt einen Schluck und klickt aufs Pfeilsymbol.
Mutter und Tochter – wusste er's doch. Es geht um den Vater, beziehungsweise den Mann, also den verstorbenen. Ums Grab vielmehr, darum, dass die Dame es nicht mehr so gut pflegen könne, wegen der Beine, der fehlenden Kraft und der Hände erst. Vorwürfe dann, weil die Tochter – Stefanie – sich nie sehen lasse. Eben auch nicht an Vaters Grab, das sei noch mit das Schlimmste. Der arme Alfred, der Vater, der alles für sie getan habe. Ob sie das vergessen hätte. Natürlich nicht! Wenigstens hin und wieder ein paar Blumen? Die Zeit, die Kinder, die Arbeit und so weiter. Friedhofsgärtner käme unter gar keinen Umständen in Frage! Lieber Unkraut sprießen lassen, dass jeder sehen könne, dass die Tochter sich einen Kehricht ...
Büttmann reißt sich die Hörer vom Kopf, ein Knall, irgendwas war passiert. Pause. Vorsichtig drückt er sich wieder eine Hörmuschel ans Ohr, klickt auf Start, sobald das Piepen im Kopf abgeklungen ist. Dann: Tack-tack, Tschirpen. Tack, Tschirpen.
Ein Spatz! Und im Anschluss nur noch Rauschen.
Büttmann flucht, nimmt die Wanze in Augenschein, aber nichts, er wird sie testen müssen.
Das Mikrophon ist hin, das weiß er jetzt, das Werkzeug bringt da nichts. Er denkt ans Geld, dann an die Vögel, an die Köpfchen – zack und zack.

Der Wecker klingelt pünktlich um halb sechs. Büttmann ist schon wach. Wie immer. Er stellt ihn aus und schaut aufs Foto gleich daneben. Dolores wirft ihm eine Kusshand zu, im weißen Käfer, in Rimini war das. Italien, denkt er, sie war so gerne da.
Brot und Butter, Konfitüre. So wie immer. Dann zum Friedhof, auch wie immer. Zuvor noch auf den Markt und eine Rose, das ist neu.
Büttmann nimmt eine der Steckvasen vom Regal beim Brunnen. In der anderen Hand trägt er einen Beutel. Am Thujabäumchen biegt er ab – einen Alfred gibt's nur einmal.
Bisschen Unkraut dürfte weg, die Einfassung gehört mal aufpoliert, aber sonst, so schlecht sieht's gar nicht aus. Büttmann stellt die Rose ins Gefäß und steckt es in die weiche Erde. Nickt dem Grabstein zu, dann weiter zu Dolores.
Dort packt er alle Töpfchen aus, Basilikum, Rosmarin und Thymian. Wie das duftet! Die ollen Nelken: Weg damit! Er pflanzt die feinen Kräuter ein. Auf allen Vieren ist er ihr ganz nahe.

Radio mag er gerne. Deutschlandfunk. Die Stimmen immer, denkt Büttmann, die Stimmen sind's.
Büttmann hat sich fein gemacht, Polohemd mit Krokodil, blaue Hose, Cognac-Slipper. Wie in Italien, denkt er, wie damals in Rimini.
Büttmann bröckelt Kekse und füttert Spatzen, ignoriert die schiefen Blicke.
Der Kaffee schmecke gut. Der Kellner lächelt.
Keine Dame. Schade, denkt er so für sich, dann steht er auf, hat schon bezahlt, und schlendert durch die kleine Stadt.
Als Büttmann aus dem Fahrstuhl steigt, kann er es sehen, ein Päckchen vor der Tür. Er klemmt es sich unter den Arm und betritt sein Reich – Zimmer, Küche, Bad.
Anschließend schneidet er das Paketband durch, das Klebeband, und riecht schon, was da ist. Lavazza, beste Sorte, frisch gemahlen, zwei Pakete. Büttmann lächelt erst, dann friert es ein, die Brauen ziehen sich zusammen.

Der Rollator wieder, akkurat in Stellung gebracht. Er stört nicht, ist nicht im Weg, man merkt nicht gleich, dass es sich um einen handelt. Könnte ein Stuhl sein, der da am Tisch steht. Die Lehne etwas höher. Man muss schon genau hinsehen – und das macht der Büttmann jetzt. Hinsehen. Und gesehen werden. Die Blicke treffen sich, länger diesmal, und der Büttmann gibt sich einen Ruck, springt nicht auf, steht auf, stellt sich vor die Dame hin und zeigt nicht auf den Rollator, sondern den Stuhl, gleich daneben, und die Dame – das ist sie, ganz gewiss –, die Dame lächelt und sagt: »Aber natürlich.«

 

Hallo @hell ,
Fangen wir gleich mit ein paar Stellen an:

Büttmann lächelt, dann breiter, als er den Inhalt auf der Fingerspitze balanciert.
Bei diesem "dann breiter" fehlt mir irgendwie die Referenz. Den Einschub kann man meine Meinung nach auch einfach weglassen.
Erfahrene Hände bringen die Technik rasch zum Laufen. Büttmann sieht auf die Armbanduhr, vergleicht sie mit der Küchenuhr. Um drei, denkt er, lieber vier, dann wird kaum noch gegessen und weniger geklappert.
Hier dachte ich kurz, er hätte eine Armbanduhr bekommen. So mit der Technik und dann die Armbanduhr stellen. Ist wahrscheinlich sehr subjektiv, aber mir war der Spy-Shop Hinweis nicht genug.
Das Päckchen auf dem Küchentisch. Daneben die Tasse mit dem kaltgerührten Kaffee. Die Morgenzeitung, der Löffel, braune Flecken auf der Titelseite.
Spy-Shop steht auf dem Absender.
Warum fängst du mit dem Päkchen an, gehst dann zu Kaffee und Zeitung und dann ohne überleitung wieder zum Päkchen. Ich bin da kurz gestolpert, was wahrscheinlich nicht passiert wäre, wenn du die Reihenfolge umgedreht hättest: Erst Zeitung und Kaffee, dann Päkchen und Absender.
So nennt Büttmann das nämlich: Hobby.
Das kommt mir sehr auktorial und distanziert vor, was von der sonstigen Erzählweise abweicht. Du nennst es davor schon Hobby. Es dann so distanziert, ich möchte fast sagen abwertend, zu betrachten passt nicht wirklich.
Büttman hängt an ihren Lippen, aber er versteht ja nichts.
Würde "obwohl" nicht besser passen als "aber"?
Die Tasse in die Spüle, Zeitung in den Müll, den Tisch noch flink gereinigt, dann den Laptop obendrauf
Ich mag das Bild vom alten einsamen Mann. Das hast du wirklich gut umgesetzt, aber irgendwie passt die moderne Technik nicht ganz rein. Wie wäre es zumindest mit einem alten Laptop. So in die Richtung "Er leistet mir schon seit zehn Jahren gute Dienste." Kann sein dass mein Vorschlag etwas zu sehr in die Stereotyp richtung geht. Ich persönlich fände es passend, aber ich bekomme auch oft zu hören, dass Klischees blöd sind. Bin da noch recht unerfahren.
»Für mich ein Kännchen Kaffe, bitte«, öffnet Büttmann die Augen, stellt auf Pause,
Ich glaube, die korrekte Schreibweise ist "Kaffee".

Ich mag deine Geschichte. Die Wendung am Ende kam für mich unerwartet, obwohl du davor schon einige Andeutungen gemacht hast. Hab ich gern gelesen.

Liebe Grüße,
Träumerle

 

Hey @Träumerle,

freut mich, dich kennenzulernen :).

Büttmann lächelt, dann breiter, als er den Inhalt auf der Fingerspitze balanciert.
Bei diesem "dann breiter" fehlt mir irgendwie die Referenz.
Für mich erst mal die Vorfreude, dass die bestellte Ware geliefert wurde (Paket, Spy Shop), dann keine Enttäuschung, sondern erfüllte (übertroffene) Erwartung. So nach dem Motto: Mensch, ist echt so wie beschrieben! Deswegen das breitere Grinsen ... äh ... Lächeln.
Ist ja immer so eine Sache, beim Onlinekauf, man hat den Kram nicht in der Hand, muss sich auf Bilder, Rezensionen und so verlassen.
Also ich sehe schon, was du meinst, mal sehen, vielleicht kick ich das auch wieder.

Erfahrene Hände bringen die Technik rasch zum Laufen. Büttmann sieht auf die Armbanduhr, vergleicht sie mit der Küchenuhr. Um drei, denkt er, lieber vier, dann wird kaum noch gegessen und weniger geklappert.
Hier dachte ich kurz, er hätte eine Armbanduhr bekommen. So mit der Technik und dann die Armbanduhr stellen. Ist wahrscheinlich sehr subjektiv, aber mir war der Spy-Shop Hinweis nicht genug.
Ja, kann ich jetzt nachvollziehen, wenngleich ich schon gehofft habe, dass der Shop da reicht. Wenn noch jemand stolpert, werde ich hier wohl deutlicher werden.

Das Päckchen auf dem Küchentisch. Daneben die Tasse mit dem kaltgerührten Kaffee. Die Morgenzeitung, der Löffel, braune Flecken auf der Titelseite.
Spy-Shop steht auf dem Absender.
Warum fängst du mit dem Päkchen an, gehst dann zu Kaffee und Zeitung und dann ohne überleitung wieder zum Päkchen.
Ich glaube, man macht das so - vorm Auspacken. Das Dingens auf den Tisch, kurzer Überblick/ "Rundumblick" (Ist was im Weg? Irgendwo 'ne Kaffelache?), dann wieder zurück zum Objekt der Begierde :).

Die Tasse in die Spüle, Zeitung in den Müll, den Tisch noch flink gereinigt, dann den Laptop obendrauf
Ich mag das Bild vom alten einsamen Mann. Das hast du wirklich gut umgesetzt, aber irgendwie passt die moderne Technik nicht ganz rein.
Ich meine, der Typ kauft sich schließlich (moderne) Spyware! Alter Mann = Wählscheibentelefon? Mir wäre das zu klischeebeladen. Das würde hier nicht passen, finde ich.

Büttman hängt an ihren Lippen, aber er versteht ja nichts.
Würde "obwohl" nicht besser passen als "aber"?
Hm, überdenke ich, Träumerle.

»Für mich ein Kännchen Kaffe, bitte«, öffnet Büttmann die Augen, stellt auf Pause,
Ich glaube, die korrekte Schreibweise ist "Kaffee".
Ups, danke.

Und jetzt der für mich spannendste Punkt:

So nennt Büttmann das nämlich: Hobby.
Das kommt mir sehr auktorial und distanziert vor, was von der sonstigen Erzählweise abweicht. Du nennst es davor schon Hobby. Es dann so distanziert, ich möchte fast sagen abwertend, zu betrachten passt nicht wirklich.
Das finde ich gut, nicht missverstehen jetzt, also ist natürlich blöd, wenn dir das negativ aufstößt. Aber die Frage, die sich daraus ableiten lässt:
Leser: Wer erzählt das eigentlich alles?
Autor: Na, der Büttmann - so von außen betrachtet. Und das funktioniert eben nicht sonderlich gut.
Also damit will der Text auch ein bisschen spielen, das ist dann ja auch Thema irgendwie, subjektiv-objektiv, aktiv-passiv, mitten drin - außen vor, beobachtend. Das sollte auch in den Erzähler fließen. Das zwangsläufige Scheitern am Versuch, sich von außen zu betrachten. Da vermischt sich manchmal alles. Dem fehlt halt wirklich der Spiegel, dem Büttmann, da kann er sich anstrengen wie er will, den braucht man eben zuweilen. Oder natürlich man pfeift was drauf :).

Na ja, vielleicht geht meine Rechnung auch nicht auf, mir reicht es schon, wenn du unter meine kleine Geschichte schreibst: Ich mag das Bild vom alten einsamen Mann. Ich mag deine Geschichte. Und: Hab ich gern gelesen.
Und wie mir das reicht :D!


Lieben Dank für deine Gedanken, Träumerle. Hab' mich sehr über deinen Besuch gefreut.

Gruß

hell

 

Hallo @hell,

ist das ein Zufall, dass wir beide gleichzeitig mit alten Protas am Start sind? :lol:
Ich habe gerade deine Antwort an Träumerle gelesen, und mit dem Wissen - aber das habe ich nun eben - passt das richtig gut - also deine Idee mit dem von außen und innen Betrachten. Das kommt schon so rüber, finde ich.

Büttmann denkt manchmal, dass er damit aufhören sollte, dass das eine Spinnerei ist – so von außen betrachtet.
Ja, hier lenkst du den Blick ja auch bewusst auf diesen Punkt.
Da fehlt ihm eben der Spiegel, dann denkt er an Dolores.
Und hier auch wieder. Und mir fallen natürlich gleich wieder "Die Beine von Dolores" ein. :lol:
Vor Jahren gestorben: Lunge – Morphium und Ende.
Den Strich finde ich an der Stelle nicht so passend, würde einen Punkt nach Lunge besser finden.
Halb elf, der DHL-Mann kommt spät. Der andere war schneller.
Schön, dieses genau Getaktete. Das ist echt so, glaube ich.
Büttmann springt auf, würde er zumindest gerne – die Knie machen da nicht mit –, also steht er auf, drückt den Türöffner und wartet.
Ich denke, der Leser versteht von selbst, dass es an den Knien (oder ähnlichem) liegt, das braucht es mMn nicht.
Erfahrene Hände bringen die Technik rasch zum Laufen. Büttmann sieht auf die Armbanduhr, vergleicht sie mit der Küchenuhr.
Hätte hier auch eher an eine Uhr gedacht, aber ist nicht schlimm.
Büttmann beim Basilikum, versteckt die Wanze ausgefuchst im Kraut.
Das finde ich richtig gut, wie er sich wirklich von außen betrachtet und an seiner eigenen Ausgefuchstheit ergötzt.
Büttmann hebt die Hand und zeigt auf die leere Tasse. Ob er noch ...?
Aber natürlich.
Schön!
und Büttmann glaubt, dass sich ihr Mund für ihn gekräuselt hat.
Bestimmt! :herz:
Tack-tack, Tschripen.
Eher Tschilpen, oder? Tschirpen klingt (für mich) wie abgebrochene Kreide, die schrill an der Tafel entlantschirpt ...
Am Thujabäumchen biegt er ab – einen Alfred gibt's nur einen
Ist das Absicht, zweimal einen? Kann ja sein, dass du damit Büttmanns Redeweise zeigst, aber mich hat es jedenfalls kurz rausgehauen. Alfred gibt es hier nur einen würde auch gehen.
Er pflanzt die feinen Kräuter ein. Auf allen Vieren ist er ihr ganz nahe.
Ach, Mensch ...
und das macht der Büttmann jetzt. Hinsehen. Und gesehen werden.
Ja, hier schließt sich der Kreis dann wieder. Jetzt wird er gesehen.
und die Dame – das ist sie, ganz gewiss –, die Dame lächelt und sagt: »Aber natürlich.«
Super letzter Satz und eine runde Geschichte, ganz nah dran am alten Akustikspanner Büttmann! Hat mir sehr gut gefallen.

Viele Grüße von Raindog

 
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Hey hell,

nur kurz, weil ich auch dem zigga noch schreiben will und der war vor Dir da :D. Ich mag den Sound der Geschichte. Der ist mir direkt ins Ohr gegangen. So ein Judith Hermann Sound irgendwie. Allerdings lässt die auch alte Menschen echt schrullig sein und am Ende sterben, während wir Wortkrieger derzeitig sehr liebevoll mit ihnen umgehen. Ja, bisschen kitschig zum Ende hin, schätze aber, es wird gefallen, also, why not.
Ich hatte auch keine Ahnung, was ein Spy Shop ist, aber das ergab sich später aus dem Text. Schadet aber auch nicht, an der Stelle gleich Abhilfe zu schaffen. Überhaupt fand ich das Hobby sehr cool. So als Gegenpol zur Einsamkeit. Kommt keiner, der mit mir redet/der mir was erzählt, höre ich halt den anderen zu. Ja, ich glaub, Herr Büttmann ist sehr, sehr einsam. Und er hat ja auch Glück, immer setzen sich schwatzhafte Ladies an den Tisch, nie ein einsamer alter Mann wie er. Ach, gönnen wir es ihm doch!
Ja, also sprachlich-melodisch mochte ich den Text sehr, sehr, sehr. Und das der Spatz ihm die Show kaputt macht und das Kräuterbeet auf dem Grab auch :D.
Und Herr je, ist Flash fiktion lang! Ich wollt doch eigentlich nur ganz schnell...

Beste Grüße, Fliege

 

Hallo hell ,

ich bin richtig verblüfft, dass derzeit Geschichten um alte Leute hier zu lesen sind. Nicht dass ich etwas dagegen hätte ;), es ist nur so, dass ich gespannt bin, ob auch die ganz Jungen es wagen, den Blick auf eine Zukunft zu werfen, die für sie noch ganz, ganz weit entfernt ist.
Herr Büttmann hat also ein Hobby, das ihn nur indirekt am Leben teilnehmen lässt, sozusagen ein Leben aus zweiter Hand. Es ist natürlich etwas grenzwertig, eine Spinnerei, wie er selbst findet, nicht ganz korrekt. Schaden fügt er allerdings niemandem zu. Also ich kann durchaus Sympathie mit dem alten Herrn empfinden, vielleicht auch etwas Mitleid, obwohl er sich dabei anscheinend ganz behaglich fühlt.

Büttmann freut sich auf zu Hause.

Die Tasse in die Spüle, Zeitung in den Müll, den Tisch noch flink gereinigt, dann den Laptop obendrauf. Ein Fläschchen Wein darf da nicht fehlen.

Büttmann macht es sich bequem, ein Kissen unterm Hintern, legt wieder Kopfhörer an, trinkt einen Schluck und klickt aufs Pfeilsymbol.

Aber dann kriegt er doch noch die Kurve. Wie gut, dass die Natur über die Technik siegt, Basilikum, Rosmarin und Thymian, Kräuter, die sich neben einen Grabstein ganz wunderbar lebendig und tröstlich ausnehmen, ganz anders als sterile Nelken und Thujabäumchen. Rosen gehen immer.


Man muss schon genau hinsehen – und das macht der Büttmann jetzt. Hinsehen. Und gesehen werden.

Sehr schön, diese Erkenntnis und schön, dass du deinem Protagonisten diese Erkenntnis zutraust.


Als Flash Fiction finde ich die Geschichte gut gelungen. Sie hat einen veritablen Plot, eine einprägsame Charaktererisierung des Protas und auch die losen Fäden, die der Leser weiterstricken oder vernähen kann. Wenn man den Text nicht nur überfliegt, sondern langsam bzw. mehrmals liest, entdeckt man trotz des knappen Stils viele versteckte, aber aufschlussreiche Botschaften.
Hier zum Beispiel:


Keine Dame. Schade, denkt er so bei sich, dann steht er auf, hat schon bezahlt, und schlendert durch die kleine Stadt. Unten im Park die Enten, die mag er auch, das Schnattern immer.

Büttmann lächelt erst, dann friert es ein, die Brauen ziehen sich zusammen.

Ja, Büttmann ist auf einem guten Weg. Ich habe ihn gern begleitet.

Gruß von wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @Raindog,

ist das ein Zufall, dass wir beide gleichzeitig mit alten Protas am Start sind? :lol:
Und dann auch noch Dolores! Deine Texte inspirieren einfach :D.

Ich habe gerade deine Antwort an Träumerle gelesen, und mit dem Wissen - aber das habe ich nun eben - passt das richtig gut - also deine Idee mit dem von außen und innen Betrachten. Das kommt schon so rüber, finde ich.
Ja, prima, andererseits: Das Wissen hast du eben aus dem Beipackzettel - hätte ich das nicht geschrieben u. o. du nicht gelesen ...
Aber du hast ja recht, deswegen (auch) die Einleitung:
Büttmann denkt manchmal, dass er damit aufhören sollte, dass das eine Spinnerei ist – so von außen betrachtet.
Ja, hier lenkst du den Blick ja auch bewusst auf diesen Punkt.
hell schrieb:
Da fehlt ihm eben der Spiegel, dann denkt er an Dolores.
Und hier auch wieder.
So der Plan, ja.

Tack-tack
, Tschripen.
Eher Tschilpen, oder? Tschirpen klingt (für mich) wie abgebrochene Kreide, die schrill an der Tafel entlantschirpt ...
Ich finde eigentlich beides grausam, also die Wörter an sich, aber irgendwie passt es halt für mich bzw. dem Büttmann. Blöd nur, dass ich Tschripen geschrieben hab' :).

Am Thujabäumchen biegt er ab – einen Alfred gibt's nur einen
Ist das Absicht, zweimal einen? Kann ja sein, dass du damit Büttmanns Redeweise zeigst, aber mich hat es jedenfalls kurz rausgehauen. Alfred gibt es hier nur einen würde auch gehen.
Hab's geändert,

und das macht der Büttmann jetzt. Hinsehen. Und gesehen werden.
Ja, hier schließt sich der Kreis dann wieder. Jetzt wird er gesehen.
Ja, genau. Schön.

Super letzter Satz und eine runde Geschichte, ganz nah dran am alten Akustikspanner Büttmann! Hat mir sehr gut gefallen.
Das freut mich Raindog!

Dass du mir einen Besuch abgestattet hast natürlich auch - also in erster Linie sogar.
Lieben Dank für ... ach, du weißt wofür :). Lieben Dank jedenfalls!

Gruß

hell


Hey @AWM,

Büttmann rührt in der Tasse, der Kaffee ist schwarz, kein Zucker, nichts. Eine Tasse, die mal weiß gewesen ist. Vierzig und Bosch kann man noch entziffern
Finde ich nicht so geschickt mir der Tasse, die mal weiß gewesen ist. Ich dachte noch an den Kaffee aus dem Satz davor und nicht an die Tasse als Gefäß. Da habe ich kurz gestockt.
Darüber musste ich nachdenken ... und muss es noch. Sind halt so die Beobachtungen von dem Kerl, also irgendwie ... Ich kann das gar nicht so auf den Punkt bringen, den Text will ich einfach nicht allzu clean, auch perspektivisch nicht, der darf auch Ecken und Kanten haben - soll er auch.
Vom Gefühle her geht das hier schon so, Aber wie eben geschrieben, ich denke darüber nach.

also steht er auf, drückt den Türöffner und wartet.
Hier fände ich ein stärkeres Wort als "aufstehen" besser. Eines, das etwas mehr Mühe ausdrückt. Er hievt sich hoch oder sowas.
Ja, verstehe dich, klingt jetzt auch irgendwie billig, aber auch hier passt das für mich aus ähnlichen Gründen wie weiter oben erwähnt. Vermutlich hievt er sich hoch, ja, aber der Erzähler erzählt das halt anders, weil er eben ein etwas merkwürdiger Erzähler ist. Klingt vermutlich nicht so einleuchtend, ich weiß. Das sind halt so Stellen, wenn ich da anfange zu bügeln, will ich vermutlich auch alles andere glattbügeln, und noch fühlen sich die Falten richtig an, noch passen sie einfach zum Bild (das ich habe). Vielleicht brauche ich noch etwas mehr Abstand. Der ist ja frisch aus dem Ofen, der Text.

Büttmann lächelt, dann breiter, als er den Inhalt auf der Fingerspitze balanciert.
Würde die Steigerung mit grinsen ausdrücken und das breiter streichen. Büttmann lächelt. Als er den Inhalt auf der Fingerspitze balanciert, fängt er an zu grinsen/ grinst er. Irgendwie so.
Hab' das mal etwas abgeändert. Den Satz will ich schon aufs Balancieren zuschneiden, aber das Grinsen hab' ich mal verbaut. Danke.

Mieses Bild, der Ton zu schlecht, und ihm, dem Büttmann, fehlte der Bezug.
dem Büttmann. Du hast ein paar Stellen drin, an denen du eine sehr distanzierte Perspektive einnimmst. Das würde ich nicht machen. Ich finde der Text lebt davon, dass wir nahe am Prota sind.
Ja, das war eben Absicht, ich hab' das Träumerle und Raindog schon geschrieben.
Ist natürlich möglich, dass das jetzt völlig in die Hose geht, aber hey!, der Text spielt ja damit, mit Perspektive und so, und wenn man spielt, kann man auch mal verlieren - oder auch gewinnen.
Ich finde, die Seite hier lädt ja auch geradezu dazu ein, mal was auszuprobieren. Wenn nicht hier, wo dann? Aber der Punkt ist natürlich gut, gerade deswegen, der ist wertvoll für mich und wird mich weiter beschäftigen. Danke, AWM.

Büttmann zupft eines der stoischen Blätter vom Gewürz
würde stoischen streichen
Weg damit.

wie sich ihre lackierten Lippen bewegen
bei lackiert denke ich an Nägel. Es gibt aber lackierte Lippen. Nur handelt es sich dabei meiner Meinung nach um einen relativ neuen Trend und der Prota ist ja ein alter Mann, dem ich nicht zutraue, dass er diesen Beautytrend kennt.
Wusste ich gar nicht, dass es diesen Trend gibt. Ich meine, dann passt es umso besser :). Nein, ich wollte die Lippen wie lackiert haben, dann dachte ich mir, das wie kann ich auch streichen, und das Ergebnis hat mir dann gefallen. Irgendwie schräg.

und kleine Krümel picken
kleine kann weg
Danke.

Die Damen räumen das Feld und die nächste füllt die Lücke
Das hört sich komisch an, weil es ja zwei Damen sind. Da dachte ich kurz die neue Dame ist besonders dick, dass sie die "Lücke" füllen kann.
Hm, ja, verstehe, bin ich auch noch nicht so glücklich mit. Hab's auf jeden Fall notiert.

Sie bestellt wohl ein Kännchen Lavazzakaffee, denn wenig später steht eins auf dem Tisch,
Hier merkt man, dass du ein bisschen Probleme hast, weil du davor gesagt hast, er kann nichts verstehen.
Ne, Probleme hat mir das nicht bereitet. Ich wollte die Aussage einfach noch etwas plastischer, wollte sie noch mal unterstreichen, ja, eigentlich geraderücken, weil man das Verstehen weiter oben auch anders deuten könnte - was ich übrigens gut fände.
Und gleichzeitig steckt ja auch etwas mehr im Satz, dass der eben genau beobachtet, der Büttmann, der Dame an den Lippen hängt, wie später dann erwähnt. Aber vielleicht braucht's das auch nicht, kann schon sein.

Lavazzakaffee, Lavazzacappuccino
Um auf das Hören zurückzukommen. Für mich hat sich das so gelesen, als verstehe er in dem Moment, was die Damen bestellen, was ein Widerspruch wäre.
Das war mal etwas deutlicher, da war mal ein Milchhäubchen auf dem einen, dass ihn auf Cappuccino tippen ließ. Dachte mir aber, das braucht's nicht, und denke das noch immer.

den es immer als Beilage gibt
immer kann weg
Da steckt für mich schon auch 'ne Aussage dahinter. Stammllocation.

kiesgesäumten Boden
kiesgesäumter Boden. Darunter kann ich mir schwer was vorstellen.
Na, so kleine Kieselsteine halt :). Ich überlege mir vielleicht was anderes.

Eine Frau gesellt sich zur Dame; die Tochter, denkt Büttmann.
Ich würde Büttmann nur die alte Dame Dame nennen lassen. So finde ich es merkwürdig. Warum sind die jungen Damen zuvor Damen, die Tochter der Dame aber eine Frau?
Letztendlich sind es alle Töchter, klar, aber 'ne Tochter kann ja keine Dame sein - für den Büttmann zumindest. Da fehlt dann was, da hatten die beiden zuvor schon mehr davon, aber auch nicht ausreichend irgendwie. Ergibt das Sinn :silly::D?
Spaß beiseite. Ich mag den einfach noch zu sehr, den Büttmann, die Wahrnehmung, das nicht immer Logische, Schrullige, etwas Eigenbrödlerische. Mit etwas Abstand sehe ich das vielleicht auch etwas anders.

Und meint sein Hobby. So nennt Büttmann das nämlich: Hobby.
Würde ich komplett streichen. Dem Leser ist klar, was er meint. Zudem ist da wieder diese für mich unpassende Distanz.
Ich hab' dazu schon was geschrieben. Das will ich (vorerst) so. Der Versuch zu reflektieren steckt da drin, das alles von außen zu betrachten, diese komische (gewollte) Perspektive auch.

ben auch nicht an Vaters Grab, das sei noch mit das Schlimmste. Der arme Alfred, der Vater, der alles für sie getan habe. Ob sie das vergessen hätte. Natürlich nicht! Wenigstens hin und wieder ein paar Blumen? Die Zeit, die Kinder, die Arbeit und so weiter. Friedhofsgärtner käme unter gar keinen Umständen in Frage! Lieber Unkraut sprießen lassen, dass jeder sehen könne, dass die Tochter sich einen Kehricht ...
Ich verstehe, dass du es nicht gemacht hast, weil es schwer spannend und glaubhaft umzusetzen wäre. Aber fändest du es nicht auch cool, wenn du den Inhalt nicht zusammenfassen, sondern uns ganz audiomäßig als Dialog präsentieren würdest?
Da gebe ich dir recht, hab' da auch länger darüber nachgedacht, allerdings wollte ich eben das Passive im Text, das Indirekte. Das war der Hauptgrund.

Am Thujabäumchen biegt er ab – einen Alfred gibt's nur einen.
einen Alfred gibt´s nur einmal.
Danke.

Edit: Habe gerade deine Antwort an Träumerle gesehen, was die Außen/innen-Perspektive angeht. Ich finde das grundsätzlich gut. Glaube aber, es würde dem Verständnis guttun, wenn du dieses Motiv im Text noch einmal wiederholst. Das hast du ja bisher nur am Anfang drin.
Ah, okay, lese das jetzt erst. Eigentlich zieht sich das Motiv durch den ganzen Text, aber vielleicht muss ich das deutlicher machen. Guter Hinweis jedenfalls.

Lieben Dank für deinen sehr ausführlichen und konstruktiven Kommentar, der mich weiter beschäftigen wird, AWM. Sehr hilfreich alles!

Gruß

hell


Hey @ragu,

nachdem sich bereits "alte Hasen" dran gemacht haben, werde ich nicht weiter ins Detail gehen
...
Für mich steht der Unterhaltungswert beim ersten und zweiten Lesen im Vordergrund. Büttmann? Cooler Typ. Sehr gut erzählt.
Na, da muss ich ja auch nicht weiter ins Detail :).
Freue mich einfach nur.

Lieben Dank fürs Lesen und das Feedback, ragu! Schön, dass die Text gefallen hat.

Gruß

hell


Hey @Fliege,

Ich mag den Sound der Geschichte. Der ist mir direkt ins Ohr gegangen.
:)

So ein Judith Hermann Sound irgendwie. Allerdings lässt die auch alte Menschen echt schrullig sein und am Ende sterben
Ganz ehrlich, hab' nie was von ihr gelesen. Hole ich nach.

... während wir Wortkrieger derzeitig sehr liebevoll mit ihnen umgehen. Ja, bisschen kitschig zum Ende hin, schätze aber, es wird gefallen, also, why not.
Ja, ach, irgendwie war ich so in Stimmung, mal was "Positives" ans Ende zu pappen. Vielleicht lag das an @Raindog s Geschichte, dann noch der Film von dem Hundertjährigen (weiß auch nicht, warum ich mich so lange dagegen gewehrt hab', mir den mal reinzuziehen; das Buch hab' ich auch nie gelesen).
Ob das jetzt kitschig ist, weiß ich auch nicht. Ist halt 'ne Entwicklung, vielleicht reflektiert er sich mal irgendwie, vielleicht gelingt ihm das mal :). Ich weiß nicht, ob das gut ist, ich meine, das müsste sich noch zeigen, tut es ja aber nicht. Er begibt sich da auf ein Terrain, das ihm sicher fremd geworden ist, bei dem man von außen jetzt sagt: Endlich macht er das mal (wieder). Also ich mag ihn auch schrullig distanziert und fürchte so ein bisschen, dass er sein Hobby aufgeben könnte :D.
Na ja, fühlt sich schon gut an, das Ende. Ich gönne dem Büttmann jedenfalls ein hoffnungsfrohes.

Ich hatte auch keine Ahnung, was ein Spy Shop ist, aber das ergab sich später aus dem Text. Schadet aber auch nicht, an der Stelle gleich Abhilfe zu schaffen.
Lass ich mir durch den Kopf gehen, ist schon notiert, danke.

Überhaupt fand ich das Hobby sehr cool. So als Gegenpol zur Einsamkeit. Kommt keiner, der mit mir redet/der mir was erzählt, höre ich halt den anderen zu. Ja, ich glaub, Herr Büttmann ist sehr, sehr einsam.
Geht mir auch so, cooles Hobby, definitiv. Und einsam wird er auch sein, klar.

Und er hat ja auch Glück, immer setzen sich schwatzhafte Ladies an den Tisch, nie ein einsamer alter Mann wie er. Ach, gönnen wir es ihm doch!
Das stimmt natürlich, tatsächlich saß da auch mal was Kauziges am Tisch. Was ähnliches wie er, das ihm dann so einen Blick auf sich selbst verschafft hat, das ihn quasi gespiegelt hat. Mir wars dann aber too much und - wie du so schön schreibst: Ach, gönnen wir es ihm doch!

Ja, also sprachlich-melodisch mochte ich den Text sehr, sehr, sehr.
:)

Und das der Spatz ihm die Show kaputt macht und das Kräuterbeet auf dem Grab auch :D.
Sind Darlings von mir und die kille ich auch nicht :D.

Liebe Fliege, freut mich total, dass dir der Taxt gefallen konnte; sehr!
Hat mich riesig gefreut, dass du reingeschaut hast.

Gruß

hell

 

Hallo @hell

haha, ich dachte schon die ganze Zeit: »Jetzt passiert gleich was hell-mäßiges, gleich kommt der Horrortwist!«, aber so ist es einfach eine sehr schöne, sanfte und schrullige (im positiven Sinne) Geschichte geblieben. Eine Erzählung über einen alten Mann mit einem schrägen Hobby, dass er sich aus Einsamkeit zugelegt hat. Und ich find's richtig gut! :bounce:

Eins noch vorweg: Ich hab kaum was zu kritisieren, was vielleicht daran liegt, das mir die Sprache richtig gut gefällt! Die kurzen Sätze, die Gedankenschnüre, die schönen kleinen Wörter wie Kehrricht oder Tschirpen, das passt einfach alles in die gewählte Atmosphäre und vor allem zu deinem Protagonisten. Tja, ich wär gern mal hilfreicher irgendwie, aber ich will auch nicht unnötig rumpicken, wo für mich eben nicht viel zu picken ist. :lol: Konnte es auch sehr flüssig lesen und bin voller Erwartung drangeblieben, demnach liegt mir deine Art zu schreiben wohl auch einfach.

Vor Jahren gestorben: Lunge – Morphium und Ende.

In seiner Einfachheit fast schon rührender, als lange, dramatische Absätze.

Büttmann rührt in der Tasse, der Kaffee ist schwarz, kein Zucker, nichts. Eine Tasse, die mal weiß gewesen ist. Vierzig und Bosch kann man noch entziffern.

Sowas mag ich persönlich sehr gern. Nicht nur, dass es die Welt lebendig macht, es sagt auch viel über den Charakter des Protagonisten aus. Lange bei Bosch gearbeitet? Kann sich nicht von Dingen trennen? Es haucht den Gegenständen in der Geschichte leben ein. Diese Tasse kann ich mir super vorstellen und witzigerweise daher auch den Protagonisten. :)

Spy-Shop steht auf dem Absender. Büttmann lächelt, dann breiter, als er den Inhalt auf der Fingerspitze balanciert.

Habe die anderen Kommentare kurz überflogen und kann verstehen, wenn jemand ein Problem mit der Stelle hat, aber ich mag es. :)

Büttmann in der Nähe und Feldstecher vor Augen. Das wurde dann bemerkt, klar. Da wurde nachgefragt, gedroht.

Finde ich auch super, die Umwege, die er gegangen ist, die Dinge, die er ausprobiert hat, um so nahe wie möglich an die Damen heranzukommen.

Ob das gehe, sich umzusetzen, da hinten hin, zum Rosmarin, unter die Linde, wo es schattiger sei.
Aber bitte, natürlich.

Mega! Mir gefallen seine Gedanken, wie hingeworfen, als wäre es ganz natürlich, dass es so läuft.

Lavazzakaffee, Lavazzacappuccino.

So ganz erschließt sich mir noch nicht die Wichtigkeit des sogar titelgebenden Lavazza-Kaffees. Meine Vermutung ist, dass der Lavazza-Kaffee für ihn ein Symbol für Remini und seine Frau darstellt? Der echte italienische Kaffee, quasi?

Die Frau sieht er nur von hinten, ihr Pferdeschwanz pendelt, wenn sie was zu sagen hat.

Super, mehr kann ich da nicht sagen.

Als er wieder hinsieht, erwidert sie den Blick, ganz kurz nur, und Büttmann glaubt, dass sich ihr Mund für ihn gekräuselt hat.

Hier bin ich etwas verwirrt, das liegt aber warscheinlich eher an mir. @Raindog hat diese Stelle ja auch positiv verstanden, so ist sie ja warscheinlich auch gemeint. Ich habe aber beim Lesen sofort eine negative Reaktion im Kopf gehabt, das sie quasi die Lippen pikiert schürzt oder das sie eher angewiedert die Lippen kräuselt. In meinem Kopf ist das total negativ belegt, vielleicht aber auch nur wegen Der Teufel trägt Prada, denn im Film ist es das allerschlimmste Zeichen, wenn Miranda Priestly die Lippen kräuselt. :rotfl:

Plappern mag er einfach. Da geht es nicht um Inhalt:

Das finde ich das allerschönste. Hier war ich echt ein wenig gerührt von deinem alten Kauz, denn genau das ist ein Symptom der Einsameit. Irgendwann sehnt man sich nach Gesprächen, nach menschlicher Nähe, und sei sie noch so distanziert wie ein Gespräch zwischen Fremden oder die Stimmen aus dem Radio. :shy:

Die Stimmen immer, denkt Büttmann, die Stimmen sind's.

:herz:

Anschließend schneidet er das Paketband durch, das Klebeband, und riecht schon, was da ist. Lavazza, beste Sorte, frisch gemahlen, zwei Pakete. Büttmann lächelt erst, dann friert es ein, die Brauen ziehen sich zusammen.

Hier bestätigt sich eigentlich mein Verdacht, dass es die Lavazza-Bohnen sind, die ihn am allermeisten an die Zeit in Remini denken lassen, oder? Ich check dann zwar immer noch nicht so ganz, warum alle Damen im Café auch zufälligerweise Lavazza-Kaffee trinken, aber ist nicht schlimm.

Die Blicke treffen sich, länger diesmal, und der Büttmann gibt sich einen Ruck, springt nicht auf, steht auf, stellt sich vor die Dame hin, und zeigt nicht auf den Rollator, sondern den Stuhl, gleich daneben, und die Dame – das ist sie, ganz gewiss –, die Dame lächelt und sagt: »Aber natürlich.«

Das Ende ist mega. Ich finde auch toll, wie du mit Auslassungen arbeitest. Man hört nicht, was er fragt, aber man weiß es automatisch durch ihre Antwort. Richtig gut! ;)

Fazit: Supergut! Das Thema liegt mir ohnehin, aber du hast es wirklich charmant und locker verpackt, auf eine fast schon leichte und humorvolle Weise, die so garnicht schwer und dramatisch wirkt. Trotz allem wurde mir am Ende echt ein wenig klamm, schon allein, weil sich der alte Lauz einen Ruck gibt und sich der eigenen Einsamkeit endlich stellt. Sehr schön.

Viel mehr als Lob gibt's nicht ... irgendwann komm ich auch mal mit was Brauchbarem um die Ecke, ich versprech's! :sick:

Viele liebe Grüße, PP

 

Hey @wieselmaus,

ich bin richtig verblüfft, dass derzeit Geschichten um alte Leute hier zu lesen sind. Nicht dass ich etwas dagegen hätte ;), es ist nur so, dass ich gespannt bin, ob auch die ganz Jungen es wagen, den Blick auf eine Zukunft zu werfen, die für sie noch ganz, ganz weit entfernt ist.
Ja, das ist halt die Schwierigkeit, ist auch ein Minenfeld, denke ich. Da muss man ganz schön aufpassen, dass man nicht despektierlich, kitschig, niedlich, anmaßend, whatever wird. Über alte Menschen zu schreiben - bzw. sie zum Prota zu machen - ist vielleicht am schwersten, weil man da auf keine Erinnerungen oder Erfahrungen zurückgreifen kann. Da ist alles mal so richtig Fiktion, bestenfalls auf Beobachtungen gestützt, meist sind es Annahmen und das geht, finde ich, oft ziemlich in die Hose. Wer guckt denn so genau hin? Was für einen Stellenwert haben alte Menschen denn hier (nicht im Forum, gesellschaftlich, meine ich)?
Und viele Stereotype im Kopf, weil viele einfach keinen Kontakt haben (wollen) oder er beschränkt sich dann auf die Oma, den Opa oder die Eltern. Das wars dann oft auch schon. Einmal an Weihnachten, vielleicht noch zum runden Geburtstag oder so. Angst vorm Altern spielt sicher auch 'ne Rolle. Der eigenen Vergänglichkeit. Sich thematisch damit auseinanderzusetzen fällt doch vielen schwer, denke ich. Also ich hab' da großen Respekt vor, wenn es Autoren gelingt, gute betagte Figuren zu schaffen, ohne auf Stereotype zurückzugreifen.

Aber dann kriegt er doch noch die Kurve. Wie gut, dass die Natur über die Technik siegt, Basilikum, Rosmarin und Thymian, Kräuter, die sich neben einen Grabstein ganz wunderbar lebendig und tröstlich ausnehmen, ganz anders als sterile Nelken und Thujabäumchen. Rosen gehen immer.
Ha ha, ja, das hast du schön geschrieben.

Man muss schon genau hinsehen – und das macht der Büttmann jetzt. Hinsehen. Und gesehen werden.
Sehr schön, diese Erkenntnis und schön, dass du deinem Protagonisten diese Erkenntnis zutraust.
Ja, ich gönne ihm die auch. Ich denke, er ist noch nicht allzu festgefahren, immerhin macht er ja 'ne ganze Menge dafür, teilzuhaben, wenn auch passiv, indirekt. Da fehlt noch nicht allzu viel, um einen Schritt nach vorne zu gehen. Und (für mich) begreift er das dann auch auf einer (un)bewussten Ebene.

Als Flash Fiction finde ich die Geschichte gut gelungen. Sie hat einen veritablen Plot, eine einprägsame Charaktererisierung des Protas und auch die losen Fäden, die der Leser weiterstricken oder vernähen kann. Wenn man den Text nicht nur überfliegt, sondern langsam bzw. mehrmals liest, entdeckt man trotz des knappen Stils viele versteckte, aber aufschlussreiche Botschaften.
Das freut mich sehr, auch dass du die kleinen "Botschaften" nicht überlesen hast :).

Liebe wieselmaus, ich bedanke mich fürs Lesen, dass du dir die Zeit dazu genommen hast und dass du deine Gedanken mit mir teilst. Hat mich wirklich sehr gefreut.

Gruß

hell


Hey @PlaceboParadise,

haha, ich dachte schon die ganze Zeit: »Jetzt passiert gleich was hell-mäßiges, gleich kommt der Horrortwist!«, aber so ist es einfach eine sehr schöne, sanfte und schrullige (im positiven Sinne) Geschichte geblieben. Eine Erzählung über einen alten Mann mit einem schrägen Hobby, dass er sich aus Einsamkeit zugelegt hat. Und ich find's richtig gut!
Das freut mich, dass ich (positiv) mit deinen Erwartungen gebrochen hab' :). Übrigens ging's meiner Partnerin ganz ähnlich - was die Erwartungen anbelangt :D.

Eins noch vorweg: Ich hab kaum was zu kritisieren, was vielleicht daran liegt, das mir die Sprache richtig gut gefällt! Die kurzen Sätze, die Gedankenschnüre, die schönen kleinen Wörter wie Kehrricht oder Tschirpen, das passt einfach alles in die gewählte Atmosphäre und vor allem zu deinem Protagonisten. Tja, ich wär gern mal hilfreicher irgendwie, aber ich will auch nicht unnötig rumpicken, wo für mich eben nicht viel zu picken ist. :lol: Konnte es auch sehr flüssig lesen und bin voller Erwartung drangeblieben, demnach liegt mir deine Art zu schreiben wohl auch einfach.
Was kann ich dazu schreiben? Dann bist du quasi der ideale Leser für meinen kleinen Text :). Das freut mich einfach nur, klar.

Vor Jahren gestorben: Lunge – Morphium und Ende.
In seiner Einfachheit fast schon rührender, als lange, dramatische Absätze.
Ja, da steckt sehr sehr viel dahinter.

Büttmann rührt in der Tasse, der Kaffee ist schwarz, kein Zucker, nichts. Eine Tasse, die mal weiß gewesen ist. Vierzig und Bosch kann man noch entziffern.
Sowas mag ich persönlich sehr gern. Nicht nur, dass es die Welt lebendig macht, es sagt auch viel über den Charakter des Protagonisten aus. Lange bei Bosch gearbeitet? Kann sich nicht von Dingen trennen? Es haucht den Gegenständen in der Geschichte leben ein. Diese Tasse kann ich mir super vorstellen und witzigerweise daher auch den Protagonisten.
Du bist einfach der ideale Leser für den Text :). Schön, dass das bei dir so funktioniert hat.

Spy-Shop
steht auf dem Absender. Büttmann lächelt, dann breiter, als er den Inhalt auf der Fingerspitze balanciert.
Habe die anderen Kommentare kurz überflogen und kann verstehen, wenn jemand ein Problem mit der Stelle hat, aber ich mag es.
Hab' das schon bisschen abgeändert, ich weiß nicht, vielleicht lasse ich das auch so.

Büttmann in der Nähe und Feldstecher vor Augen. Das wurde dann bemerkt, klar. Da wurde nachgefragt, gedroht.
Finde ich auch super, die Umwege, die er gegangen ist, die Dinge, die er ausprobiert hat, um so nahe wie möglich an die Damen heranzukommen.
:)

Lavazzakaffee, Lavazzacappuccino.
So ganz erschließt sich mir noch nicht die Wichtigkeit des sogar titelgebenden Lavazza-Kaffees. Meine Vermutung ist, dass der Lavazza-Kaffee für ihn ein Symbol für Remini und seine Frau darstellt? Der echte italienische Kaffee, quasi?
Deine Vermutung gefällt mir. Und das Wort "Lavazza" auch :).

Als er wieder hinsieht, erwidert sie den Blick, ganz kurz nur, und Büttmann glaubt, dass sich ihr Mund für ihn gekräuselt hat.
Hier bin ich etwas verwirrt, das liegt aber warscheinlich eher an mir. @Raindog hat diese Stelle ja auch positiv verstanden, so ist sie ja warscheinlich auch gemeint. Ich habe aber beim Lesen sofort eine negative Reaktion im Kopf gehabt, das sie quasi die Lippen pikiert schürzt oder das sie eher angewiedert die Lippen kräuselt. In meinem Kopf ist das total negativ belegt, vielleicht aber auch nur wegen Der Teufel trägt Prada, denn im Film ist es das allerschlimmste Zeichen, wenn Miranda Priestly die Lippen kräuselt.
Ha ha, Miranda Priestly ... Also es kann ja beides sein, finde ich auch okay; gut auch. Man weiß nicht, wie das gemeint ist, nicht mal wie der Büttmann das interpretiert - zumindest in dem Moment, als sich die Lippen kräuseln, ja nicht mal, ob sie sich wirklich für ihn gekräuselt haben.

Plappern mag er einfach. Da geht es nicht um Inhalt:
Das finde ich das allerschönste. Hier war ich echt ein wenig gerührt von deinem alten Kauz, denn genau das ist ein Symptom der Einsameit. Irgendwann sehnt man sich nach Gesprächen, nach menschlicher Nähe, und sei sie noch so distanziert wie ein Gespräch zwischen Fremden oder die Stimmen aus dem Radio.
Sag ich doch: der ideale Leser :).

Die Blicke treffen sich, länger diesmal, und der Büttmann gibt sich einen Ruck, springt nicht auf, steht auf, stellt sich vor die Dame hin, und zeigt nicht auf den Rollator, sondern den Stuhl, gleich daneben, und die Dame – das ist sie, ganz gewiss –, die Dame lächelt und sagt: »Aber natürlich.«
Das Ende ist mega. Ich finde auch toll, wie du mit Auslassungen arbeitest. Man hört nicht, was er fragt, aber man weiß es automatisch durch ihre Antwort. Richtig gut!
Das freut mich, PP.

Fazit: Supergut! Das Thema liegt mir ohnehin, aber du hast es wirklich charmant und locker verpackt, auf eine fast schon leichte und humorvolle Weise, die so garnicht schwer und dramatisch wirkt. Trotz allem wurde mir am Ende echt ein wenig klamm, schon allein, weil sich der alte Lauz einen Ruck gibt und sich der eigenen Einsamkeit endlich stellt. Sehr schön.
Und das erst!

Viel mehr als Lob gibt's nicht ... irgendwann komm ich auch mal mit was Brauchbarem um die Ecke, ich versprech's!
Ich finde das sogar sehr brauchbar! Ist doch sehr gut zu wissen, wenn was funktioniert und was das dann ist, PP. Natürlich ist das auch Balsam, so was zu lesen, klar :).

Hat mich sehr gefreut, den Komm hab' ich mehrmals gelesen und das sehr sehr gerne. Lieben Dank dafür!

Gruß

hell

 

Hi @hell

Hat mir gut gefallen, Deine Geschichte. Ich habe gar nicht viel zu sagen. Die Verknappungen, mit denen Du oft die Zeit überbrückst, Ereignisse überspringst, das klappt gut für mich. Ich muss mich beim Lesen ein bisschen konzentrieren – aber Lesen ohne Konzentration ist ja auch nix.

Anschließend schneidet er das Paketband durch, das Klebeband, und riecht schon, was da ist. Lavazza, beste Sorte, frisch gemahlen, zwei Pakete.

Übrigens, lustig, das einzige, was ich mit "Lavazza" verbinde, ist die Kette, bei der ich in Rom günstig Nudeln bekomme – und mein Freund günstig Kaffee. Dass das was besonders Feines wäre, wäre mir nie in den Sinn gekommen. Interessant!

Ich gehe mal so durch den Text mit den Kleinigkeiten, die ich noch zu sagen hätte:

Büttmann denkt manchmal, dass er damit aufhören sollte, dass das eine Spinnerei ist – so von außen betrachtet. Also er fragt sich das zumindest.

Über den ersten Absatz habe ich mich etwas geärgert, das "damit" und das "das", da weiß ich doch, dass jemand mich veräppeln, mir etwas verheimlichen will. Habe ihn aber noch mehrmals gelesen und bin zu dem Schluss gekommen, dass der Erzähler es anders nicht ausdrücken kann. Also: Ich ärgere mich nicht länger, und ich glaube, der erste Ärger war auch bloß ein WK-Reflex (ich habe halt so meine typischen Kritikpunkte, die aber nicht zu jeder Geschichte passen).

Spy-Shop steht auf dem Absender.

Und spätestens an dieser Stelle weiß ich dann auch, was "das" ist. :thumbsup: Finde ich gut untergebracht.

Erfahrene Hände bringen die Technik rasch zum Laufen.

Das ist mir zu distanziert, dass hier die Hände zum Subjekt werden. Hat mich auch erstmal aus dem Tritt gebracht. Wenn Du vermeiden willst, jeden Satz mit "er" anzufangen (was ich hier eigentlich nicht als Problem sehe), dann vielleicht "Mit erfahrenen Händen bringt er ..."?

Die Damen räumen das Feld und die nächste füllt die Lücke. Eine echtere irgendwie, eine, zu der die Bezeichnung besser passt. Die Frisur, der Ring, das Alter vielleicht.

Das gefällt mir gut.

Eine Frau gesellt hinzu;

Ich habe mal in den Duden geguckt, denn mir fehlt hier das "sich". Ein "gesellen" ohne "sich" gibt es nicht in meinem Wortschatz. Im entsprechenden Duden-Artikel wird auch auf das "sich" hingewiesen.

Und meint sein Hobby. So nennt Büttmann das nämlich: Hobby.

Auch das gefällt mir. Ich finde das schön, Frechheit und Einsamkeit, das geht hier gut zusammen. Ich glaube, der Büttmann hat Humor.

Büttmann bröckelt Kekse und füttert Spatzen reihum, ignoriert die schiefen Blicke.

Stellen sich die Spatzen auch schön in einer Reihe auf, ja? Das glaube ich Dir nicht.

Büttmann lächelt erst, dann friert es ein, die Brauen ziehen sich zusammen.

Das "es" bezieht sich ja auf "das Lächeln", das aber vorher nie vorkam, zumindest nicht als Nomen, deshalb bringt mich das Pronomen erstmal aus dem Tritt, und ich muss nachdenken, um auszutüfteln, dass es sich auf etwas Unausgeschriebenes bezieht. Finde ich ungünstig. Bestimmt fällt Dir etwas Besseres ein.

und der Büttmann gibt sich einen Ruck, springt nicht auf, steht auf, stellt sich vor die Dame hin, und zeigt nicht auf den Rollator, sondern den Stuhl,

Komma weg vor "und". Das ist ja nur eine Aufzählung von Tätigkeiten, kein neuer Hauptsatz nach dem "und". "sondern den Stuhl", das funktioniert für mich nicht ohne "auf", also "sondern auf den Stuhl". Klingt falsch ohne.

So viel oder wenig erstmal von mir. Wie gesagt, hab gar nicht viel zu sagen, vor allem nicht zu meckern. Mir gefällt der Büttmann, wie gesagt, obwohl er keine Scherze macht, ich glaube, er hat Humor – und das ist doch was, wie nahe ich dieser Figur so schnell bin. Auch wie er zu den Damen steht, diese Schwärmerei für die Dame, das ist auf den Punkt gebracht, da bin ich nah bei ihm. Danke für diese Geschichte!

Cheers,
Maria

 

Hallo hell!

Eine der ersten und wichtigsten Lektionen beim Fotografieren-Lernen war für mich, dass das Foto in unserem Kopf nicht unbedingt dem Foto auf dem Papier entspricht. Weil unser Gehirn beim Fotografieren bereits alles ausblendet, was uns nicht interessiert, meinen wir, das fertige Bild würde all die Aspekte des Motives herausstellen, die besonders attraktiv sind. Tatsächlich kommen dann meist Suchbilder heraus, das Auge des Betrachters irrt auf dem Foto hin und her. Man weiß nicht, soll man jetzt die Gießkanne anschauen oder die Vogeltränke oder den Busch im Hintergrund oder den verwitterten Gartenzwerg vorne links.

Sorry für die Vorrede. Was der Fokus auf einem Foto ist, kann der Höhepunkt in einer Geschichte sein. Beide Aspekte, also Fokus und Höhepunkt, dienen der Gliederung, und Gliederung ist essentiell in eigentlich jeder Kunst. Verzichtet man auf bewusste Gliederung, kann dabei zwar immer noch etwas ästhetisch ansprechendes herauskommen. So, als würde man einen Farbbeutel gegen eine Mauer klatschen. Das kann attraktiv sein. Aber man hat dann eben keine Kontrolle mehr über die Gestaltung.

Der Höhepunkt in Deiner Geschichte fehlt. Oder ich finde ihn nicht. Wo siehst Du ihn? Es gibt eine ansteigende Kurve bis zu dem Punkt, wo klar wird, dass Büttmann fremde Leute/ Damen (im Café) belauscht. Und dann? Meiner Empfindung nach beschränkt sich die Geschichte dann darauf, Büttmanns Verfasstheit zu illustrieren: einsam, etwas schrullig, etwas sentimental.

Das wirft für mich zwei Fragen auf: Reicht das für eine Geschichte? Und: Hast Du das Potenzial der Grundidee ausgeschöpft?

So mancher Leser wird sich mit Deiner Geschichte auch ohne Höhepunkt zufrieden geben, weil sie gut geschrieben (das heißt ohne handwerkliche Mängel im sprachlichen Ausdruck) ist, außerdem anschaulich einen Charakter spiegelt, eine kuriose Idee (der Rentner als Abhörspezialist) illustriert usw. Das liest sich sehr angenehm.

Ich denke trotzdem, dass Geschichten ohne Kulminationspunkt immer etwas Unbefriedigendes haben. Sie fallen dann zurück auf das Anekdotische, auf das Beliebige. Ob wir nun diesen Tag in Büttmanns Leben sehen oder einen anderen, spielt im Grunde keine Rolle. Oder habe ich was übersehen? Eine Geschichte sollte aber den Tag im Leben des Protagonisten herausgreifen, der sich von all den anderen unterscheidet. Wir Leser glauben dann nämlich, im Höhepunkt der Ereignisverläufe die Konsequenz aus allem Vorangegangenem zu erkennen. Erst das macht eine Geschichte denkwürdig. Plätschern die Ereignisse hingegen nur so dahin, fehlt diese wichtige Komponente.

Im Höhepunkt einer Geschichte erblickt der Leser das Wirken universeller Gesetze. Und weil auch der Leser diesen Gesetzen unterworfen ist, lernt er dabei etwas über sich selbst und sein eigenes Schicksal.

Ich weiß nicht, ob diese Überlegungen Dir helfen. Ich habe Deine Geschichte gern gelesen und freu mich auf Deine nächste.

Gruß Achillus

 

Hi @hell

viel sagen kann ich gar nicht mehr, außer: Hat mir sehr gut gefallen, die Story vom kleinen, alten, einsamen Agenten :)

wie sich ihre lackierten Lippen bewegen,
Kenne nur lackierte Nägel, aber keine lackierten Lippen :confused:

Büttmann freut sich auf zu Hause.
Vom Gefühl her würde ich sagen: Zuhause. (Er freut sich auf sein Zuhause.) Geht wahrscheinlich beides.

Die Frau sieht er nur von hinten, ihr Pferdeschwanz pendelt, wenn sie was zu sagen hat.
Klasse!

der Chef mit Anastasia ... Wie sie das sagt: Anastasia.
Auch sehr schön.

Wie du die ganze Zeit den Namen Büttmann verwendest, gefällt mir sehr gut.
Hat mich vom Namen und vom Stil her an den Butenschön von SVG erinnert.

Habe nichts zu kritteln. Hat mir Spaß gemacht.

Schöne Tage und liebe Grüße,
GoMusic

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @TeddyMaria,

Hat mir gut gefallen, Deine Geschichte. Ich habe gar nicht viel zu sagen. Die Verknappungen, mit denen Du oft die Zeit überbrückst, Ereignisse überspringst, das klappt gut für mich. Ich muss mich beim Lesen ein bisschen konzentrieren – aber Lesen ohne Konzentration ist ja auch nix.
Das ist schön, freut mich Maria.
Ich finde, nicht immer, klar, aber gerade kurze Texte verlangen oftmals etwas mehr an Konzentration. Gründe dafür liegen auf der Hand, du nennst ja auch den einen oder anderen. Ich glaube, über mehr als drei, vier, fünf Seiten wird das dann vielen auch zu anstrengend, was sicher mit Lesegewohnheiten zu tun hat. Und der Zeit, in der wir leben. Ich kann mir gut vorstellen, dass eines Tages Kurzgeschichten in Deutschland deutlich mehr Beachtung finden werden. Aber das ist eigentlich alles offtopic gerade, fällt mir eben auf :).

Anschließend schneidet er das Paketband durch, das Klebeband, und riecht schon, was da ist. Lavazza, beste Sorte, frisch gemahlen, zwei Pakete.
Übrigens, lustig, das einzige, was ich mit "Lavazza" verbinde, ist die Kette, bei der ich in Rom günstig Nudeln bekomme – und mein Freund günstig Kaffee. Dass das was besonders Feines wäre, wäre mir nie in den Sinn gekommen. Interessant!
Eigentlich ist es auch egal, ob das jetzt was besonders Feines ist, objektiv gesehen, interessant ist doch, was du (oder dein Freund) mit Lavazza verbindest und genauso geht es dem Büttmann. Er verbindet etwas damit.

Büttmann denkt manchmal, dass er damit aufhören sollte, dass das eine Spinnerei ist – so von außen betrachtet. Also er fragt sich das zumindest.
Über den ersten Absatz habe ich mich etwas geärgert, das "damit" und das "das", da weiß ich doch, dass jemand mich veräppeln, mir etwas verheimlichen will. Habe ihn aber noch mehrmals gelesen und bin zu dem Schluss gekommen, dass der Erzähler es anders nicht ausdrücken kann. Also: Ich ärgere mich nicht länger, und ich glaube, der erste Ärger war auch bloß ein WK-Reflex (ich habe halt so meine typischen Kritikpunkte, die aber nicht zu jeder Geschichte passen).
Das kann ich absolut verstehen, ein Satz, der auch den Kritiker in mir wachruft, aber auch der hat sich abgeregt. Toll, dass es dir da ähnlich geht.

Spy-Shop
steht auf dem Absender.
Und spätestens an dieser Stelle weiß ich dann auch, was "das" ist. :thumbsup: Finde ich gut untergebracht.
Gut, dass du das so siehst. Ist ja auch immer ein kleines Wagnis, wenn man nicht gleich zu Beginn alles offen ausbreitet.

Erfahrene Hände bringen die Technik rasch zum Laufen.
Das ist mir zu distanziert, dass hier die Hände zum Subjekt werden. Hat mich auch erstmal aus dem Tritt gebracht. Wenn Du vermeiden willst, jeden Satz mit "er" anzufangen (was ich hier eigentlich nicht als Problem sehe), dann vielleicht "Mit erfahrenen Händen bringt er ..."?
Ich hab's geändert, danke.

Eine Frau gesellt hinzu;
Ich habe mal in den Duden geguckt, denn mir fehlt hier das "sich". Ein "gesellen" ohne "sich" gibt es nicht in meinem Wortschatz. Im entsprechenden Duden-Artikel wird auch auf das "sich" hingewiesen.
Na klar. Glaube mir, jedesmal wenn ich den Text gelesen habe (weiß nicht wie oft, aber ziemlich oft) hat mein Hirn das gemacht, was es halt gerne macht: Lücken sinnvoll füllen bzw. schließen :D. Ich find's immer wieder spannend, was alles so unbemerkt durchschlüpfen kann bei eigenen Texten.

Und meint sein Hobby. So nennt Büttmann das nämlich: Hobby.
Auch das gefällt mir. Ich finde das schön, Frechheit und Einsamkeit, das geht hier gut zusammen. Ich glaube, der Büttmann hat Humor.
Ja, das finde ich schön, dass du das so siehst. Ich glaube auch, dass der Mann Humor hat, so will ich die Figur auch. Aber was bringt Humor, wenn er nicht geteilt wird? Wer sieht das dann noch? Verändert der sich irgendwann oder verschwindet? Wird vielleicht Zynismus daraus? Gerade Humor verlangt einen Resonanzkörper, denke ich.

Büttmann bröckelt Kekse und füttert Spatzen reihum, ignoriert die schiefen Blicke.
Stellen sich die Spatzen auch schön in einer Reihe auf, ja? Das glaube ich Dir nicht.
Ich hab's gestrichen.

Büttmann lächelt erst, dann friert es ein, die Brauen ziehen sich zusammen.
Das "es" bezieht sich ja auf "das Lächeln", das aber vorher nie vorkam, zumindest nicht als Nomen, deshalb bringt mich das Pronomen erstmal aus dem Tritt, und ich muss nachdenken, um auszutüfteln, dass es sich auf etwas Unausgeschriebenes bezieht. Finde ich ungünstig. Bestimmt fällt Dir etwas Besseres ein.
Darüber denke ich noch nach, danke.

und der Büttmann gibt sich einen Ruck, springt nicht auf, steht auf, stellt sich vor die Dame hin, und zeigt nicht auf den Rollator, sondern den Stuhl,
Komma weg vor "und". Das ist ja nur eine Aufzählung von Tätigkeiten, kein neuer Hauptsatz nach dem "und". "sondern den Stuhl", das funktioniert für mich nicht ohne "auf", also "sondern auf den Stuhl". Klingt falsch ohne.
Jepp.

So viel oder wenig erstmal von mir. Wie gesagt, hab gar nicht viel zu sagen, vor allem nicht zu meckern. Mir gefällt der Büttmann, wie gesagt, obwohl er keine Scherze macht, ich glaube, er hat Humor – und das ist doch was, wie nahe ich dieser Figur so schnell bin. Auch wie er zu den Damen steht, diese Schwärmerei für die Dame, das ist auf den Punkt gebracht, da bin ich nah bei ihm. Danke für diese Geschichte!
Freut mich sehr, schön, dass dir der Text gefällt.

Lieben Dank, Maria, dass du deine Gedanken mit mir teilst und mir deinen konstruktiven Wohlfühlkomm hinterlässt.

Gruß

hell


Hey @Achillus,

ich lese deine Kommentare immer sehr gerne. Teile deine Einschätzungen/ Analysen zwar nicht immer, aber sie regen immer zum Nachdenken an und erzwingen regelrecht, Stellung beziehen zu wollen :). Sehr interessante Gedanken machst du dir, sehr analytisch - wie bereits erwähnt. Ich weiß natürlich auch, denke ich zumindest, wo deine Schwerpunkte liegen, was dir bei Texten (nicht nur den eigenen) immer besonders wichtig ist. Setting, Höhepunkt, Spannungsbogen etc. Ist natürlich universell anwendbar, klar, du leitest mMn aber oftmals zu sehr aus der Spannungsliteratur ab. Kannst, wie du schon oft geschrieben hast, bsp. nichts mit Alltagsgeschichten anfangen. Ich denke, dass andere Genres eben einen anderen Aufbau erzwingen. Grundlegend gebe ich dir schon recht, bestimmte Elemente sollten wohl generell in Texten angelegt sein, wenn sie einen Anspruch haben, aber ich glaube, dass die Gewichtung der einzelnen Elemente - je nach Genre - anders verteilt werden muss, dass man je nachdem anders austarieren sollte. Ich glaube nicht, dass Gewichtung, Fokus, was Spannungsliteratur fordert, eins zu eins auf alles andere anwendbar sind.

Ohne mich jetzt rechtfertigen oder den FF-Text auf Gedeih und Verderb verteidigen zu wollen, ein paar grundlegende Dinge dazu.
Eine Figur wird vorgestellt (geht jetzt natürlich Richtung Rollenprosa auch), ein (innerer) Konflikt liegt vor, Streben nach Veränderung auch, warum sollte sie sich sonst reflektieren wollen, offenbar hat sie an ihrem Ist-Zustand was auszusetzen, weil ihr da was komisch erscheint - auf einer vielleicht eher unbewussten Ebene, vielleicht will sie sich einfach nicht eingestehen, dass sie in Wahrheit saueinsam ist - und letztendlich führt das auch zu einer Veränderung, Entwicklung, auch wenn das Ende offen bleibt. Irgendwo muss es natürlich auch einen Punkt geben, der den Prota dazu bringt, klar. Da geht jetzt keine Bombe hoch, da ist was im Stillen passiert, der Höhepunkt erfolgt wie ein Gedanke, ein Impuls, eine Idee, der/ die plötzlich aufpoppt, während man auf einer Bank sitzend teilnahmslos in die Landschaft glotzt. Das passiert natürlich nur dann, wenn es eine Vorgeschichte gibt, wenn man sich mit etwas im Vorfeld auseinandergesetzt hat, wenn da etwas im Hintergrund rauscht, auch wenn das nur auf einer unbewussten Ebene geschieht.
Aus dem Text ließe sich auch eine Prämisse ableiten, also ich kann das, ohne sie jetzt formulieren zu wollen. Ich finde, das sollte immer ein wenig Geheimnis des Autors bleiben. Daran kann er auch messen, ob sein Text funktioniert hat oder nicht, oder sogar anders funktioniert, das ist dann immer spannend auch, andere Lesereinschätzungen, das heißt dann ja nicht mal immer zwingend, dass man was falsch gemacht hat als Autor.
Für mich braucht's nicht mehr. Die Elemente, die eine Geschichte zu einer Geschichte machen sind hier verankert, finde ich. Ob man da jetzt was von mitnimmt? Kommt natürlich auf den Leser an. Es muss ja nicht immer was Erhellendes sein, mir reicht auch mal ein Gefühl, ein Bild, mir reicht es, wenn mal ein Leser einen alten Zausel am Nachbartisch sitzen sieht und sich an den Büttmann erinnert, selbst wenn er den Namen vergessen hat. Dass der einsam war vielleicht. Und das ist dann vielleicht ja auch eine Wahrheit dann. Das würde mir nicht nur reichen, mehr kann ich mir doch gar nicht wünschen.

Ich weiß nicht, ob diese Überlegungen Dir helfen. Ich habe Deine Geschichte gern gelesen und freu mich auf Deine nächste.
Ich hab' mich sehr gerne mit ihnen auseinandergesetzt, Achillus, und freue mich natürlich, dass du die Geschichte letztendlich gerne gelesen hast.

Lieben Dank dafür!

Gruß

hell

 

Am liebsten sitzt er unweit entfernt.

Ja, das ist ja was, dass Heidi Kabel im Zeitalter der rasenden technologischen Entwicklung nicht mehr „unweit entfernt“ an der Tür horchen muss und jedermann jeden aushorchen kann, wenn der eine nur will und kann und der andere es mehr oder weniger freiwillig zulässt - und selbst im negativen Fall vieles und zumindest mehr als befürchtet den global operierenden Konzernen durch Nutzung ihrer Technik verrät und jedermann das Zeug zum IM, informellen Mitarbeiter hat. Die Frage (irgendwo in den vorhergehenden Beiträgen)
Was für einen Stellenwert haben alte Menschen denn hier (nicht im Forum, gesellschaftlich, meine ich)?
ist einfach zu beantworten: Vom Heimatminister bis zur Kanzlerschaft bis hinab zum Abstellgleis – alles drin,

hell,

und vor allem Enkel nach Feierabend des Kindergartens hüten, weil Eltern Freiheit und Selbstbestimmung genießen dürfen, die hinter den Verwaltungsmauern und in den Betriebshallen abgegeben wird. Schon Piaget hatte das Erziehungssystem – grob zusammengefasst - als Teil des Wirtschaftssystems erkannt.

Aber ich schweife ab, denn an sich bedeutet ja der Name B.s, dass da einer offen in der Bütt stehe (wie der Büttenredner) oder Vorfahren Küfer waren, die Leute, die Fässer herstellten.

Keine Frage, schön, dass Du uns an Büttmanns (ich les den Namen immer mit hartem p, denn selbst wenn die Pütts – Zechen – nicht mehr fördern, die Schächte müssen noch eine Ewigkeit „bedient“ werden) Leben ausschnitthaft teilhaben lässt.

Was mir vor allem auffällt ist der gelegentliche Wechsel von Konjunktiv und Indikativ, wenn es schwankt zwischen Konj. II

Büttmann denkt manchmal, dass er damit aufhören sollte, dass das eine – so von außen betrachtet.
und
Ob sie das vergessen hätte.

Konj. I
Ob das gehe, sich umzusetzen, da hinten hin, zum Rosmarin, unter die Linde, wo es schattiger sei.

Und Indikativ
… schenkt ein Gläschen ein und fragt sich, ob das eine ernstzunehmende Spinnerei von ihm ist. So von außen betrachtet.
Er weiß nicht, ob man das so sagen kann: Bezug.
Fragt sich, ob da Lippenstift am Mundtuch klebt und zerbröselt

Die Konjunktion ob leitet i. d. R. einen indirekten Fragesatz oder Sätze ein, die Ungewissheit, Zweifel ausdrücken. Da solltestu noch mal schauen. Wobei man sicherlich über alles diskutieren kann, besonderes aber übers vorletzte Zitat, ist doch „können“ von Hause aus (bis hinein in der Juristerei mit den kann-Regelungen) von binärer Schlichtheit – entweder etwas/man kann, oder etwas/man kann es eben nicht.

Und hier wird‘s unfreiwillg seltsam, wenn es heißt

Nachdem
die Stühle rücken, das Ciao ...
denn da verwechselstu die Konjunktion mit den Wörtern (Adverb/Präposition + Artikel), aus denen sie gebildet wurde "nach dem" ...

Und ein Letztes

Schade, denkt er so bei sich, dann steht er auf, …
Ist nicht das (stumme, von einem im stillen Kämmerlein unter der Schädeldecke) Gedachte nicht immer ein „bei“ oder noch eher „für sich“? Erst mit der (Ent-)Äußerung sagt er‘s mehr oder weniger deutlich/laut für sich, was er denkt - oder mindestens einem andern.

Gern gelesen und frohe, vor allem aber schöne Pfingsten vom

Friedel

 

Hallo hell,

Warnung vorweg: Ich habe nicht alle anderen Kritiken gelesen.

Büttmann denkt manchmal, dass er damit aufhören sollte, dass das eine Spinnerei ist – so von außen betrachtet. Also er fragt sich das zumindest. Ist ja nicht so einfach: von außen betrachtet. Da fehlt ihm eben der Spiegel, dann denkt er an Dolores. Vor Jahren gestorben: Lunge – Morphium und Ende.
Gelungene Eröffnung, die neugierig macht. :)

Später die kleinen Kameras. Mieses Bild, der Ton zu schlecht, und ihm, dem Büttmann, fehlte der Bezug. Er weiß nicht, ob man das so sagen kann: Bezug.
Das weiß ich auch nicht. :p Zumindest bin ich mir nicht sicher, ob ich die Stelle verstehe. Es war ihm aufgrund der schlechten Ton- und Bildqualität zu ... indirekt irgendwie?

Am liebsten sitzt er unweit entfernt. Das Lokal ist schön, Kräutertöpfchen auf jedem Tisch.
Da hat es bei mir etwas geholpert, weil ich mir unter Kräutertöpfchen, die in einem Restaurant auf dem Tisch stehen, zunächst nichts vorstellen konnte.

Sie stellt den Rollator neben den Tisch, darunterschieben geht ja nicht, er ist zu groß und sperrig. Aber ganz nahe ruckelt sie ihn hin – vor und zurück, vor und zurück –, selbst wenn ihr das schwerzufallen scheint. Keine Hand passt mehr dazwischen.
Ich folge Büttmanns Beobachtungen gern, aber der teil ließe sich meiner Meinung nach einsparen, das fügt nichts mehr hinzu.

Eine Frau gesellt sich hinzu; die Tochter, denkt Büttmann. Die Frau sieht er nur von hinten, ihr Pferdeschwanz pendelt, wenn sie was zu sagen hat.
Weil dazwischen die Interaktion mit dem Kellner steht, dachte ich hier, die Frau geselle sich zu Büttmann.

Eben auch nicht an Vaters Grab, das sei noch mit das Schlimmste.

Brot und Butter, Konfitüre. So wie immer. Dann zum Friedhof, auch wie immer. Zuvor noch auf den Markt und eine Rose, das ist neu.
Schöne Stelle!

Dort packt er alle Töpfchen aus, Basilikum, Rosmarin und Thymian. Wie das duftet! Die ollen Nelken: Weg damit! Er pflanzt die feinen Kräuter ein. Auf allen Vieren ist er ihr ganz nahe.
Ich mag die Friedhosszene, aber das finde ich irgendwie creepy, weil es da auf einer Bedeutungsebene ja um seine physische Distanz zu ihren Überresten geht. Aber vielleicht sehe nur ich das so.

Unten im Park die Enten, die mag er auch, das Schnattern immer.
Enten - hier geht's mir jetzt aber doch zu sehr ins Alter-Mann-Klischee, die Vögel würde ich rausschmeißen, das mit den Spatzen reicht schon. ;)

Die Blicke treffen sich, länger diesmal, und der Büttmann gibt sich einen Ruck, springt nicht auf, steht auf, stellt sich vor die Dame hin und zeigt nicht auf den Rollator, sondern den Stuhl, gleich daneben, und die Dame – das ist sie, ganz gewiss –, die Dame lächelt und sagt: »Aber natürlich.«
Ach, schön. :herz:


Eine hübsche, kleine Geschichte, die mich mit einem angenehmen gefühl zurücklässt - obwohl Büttmanns Hobby natürlich schon eine etwas dunkle Seite hat. ;) Ich habe das gern gelesen. Der Protagonist ist sympathisch, die Sprache passt zu ihm. Stilistisch ist das schon sehr rund.

Einen Hauptkritikpunkt habe ich aber doch an der insgesamt guten Story: Du verlässt die Fahrbahn ein ums andere Mal in Richtung Klischee/Kitsch - zumindest für meine Begriffe. Das gilt insbesondere für die ganze Dolores-Angelegenheit:

Büttmann denkt manchmal, dass er damit aufhören sollte, dass das eine Spinnerei ist – so von außen betrachtet. Also er fragt sich das zumindest. Ist ja nicht so einfach: von außen betrachtet. Da fehlt ihm eben der Spiegel, dann denkt er an Dolores. Vor Jahren gestorben: Lunge – Morphium und Ende.

Seit Stunden folgt Büttmann den Zeigern auf der Küchenuhr. Schaut durchs Fenster. Halb elf, der DHL-Mann kommt spät. Der andere war schneller.
Büttmann rührt in der Tasse, der Kaffee ist schwarz, kein Zucker, nichts. Eine Tasse, die mal weiß gewesen ist. Vierzig und Bosch kann man noch entziffern. Auf dem Tisch ein Platzdeckchen, das Dolores mal gefilzt hat.

Ich verstehe, was du da machst, aber das ist mir fast zu solides Schriftstellerhandwerk: Die Tasse steht für Alter, unterstreicht, dass da lange nichts Neues angeschafft wurde - alles lange her irgendwie ... Und das Platzdeckchen, weil es nichts Alte-Leute-mäßigeres gibt als Platzdeckchen und weil das zeigt, dass für Büttmann überall diese Dolores-Erinnerungen sind. Aber muss es wirklich ein Platzdeckchen sein? :p

Er stellt ihn aus und schaut aufs Foto gleich daneben. Dolores wirft ihm eine Kusshand zu, im weißen Käfer, in Rimini war das. Italien, denkt er, sie war so gerne da.
Gut möglich, dass hier die Meinungen auseinandergehen, aber auch das ist mir ... too much. Italien, weil das natürlich das Urlaubsland der Nachkriegsgeneration war ... Und Kusshand und Käfer und ich sehe das alles vor mir und vor meinem inneren Auge ist das Foto sepiafarben und mich beschleicht das ungute Gefühl, dass das daran liegt, dass ich mich in einer ZDF-Produktion wähne.:D

Es ist da auch schwer, den richtigen Punkt zu treffen. Einerseits ist Dolores wichtig für Büttmanns Problem, man will nicht einfach in einer Nebenbemerkung feststellen, dass Büttmann Witwer ist. Dolores soll schon ein wenig ausgemalt werden. Andererseits ist es schwer, ihr eine einzigartige Persönlichkeit fern der Klischees zu verleihen, weil man eine dreiseitige Story ja nicht mit einer Seite Italienurlaubsrückblende aufblasen kann.

Um mit einem anderen Vergleich zu unterstreichen, was mein problem ist: Die Geschichte changiert für mich zwischen einer leisen, nachdenklichen, irgendwie herzlich lächelnden Erzählung - und dem Feeling eines Kaffee-Werbespots aus den neunziger Jahren. (Das ist nicht böse gemeint, aber besser kann ich den Eindruck gerade nicht auf den Punkt bringen.) Vielleicht würde es tatsächlich helfen, bei Enten, Platzdeckchen, Italien etc. etwas zu entrümpeln.

Mutter und Tochter – wusste er's doch. Es geht um den Vater, beziehungsweise den Mann, also den verstorbenen. Ums Grab vielmehr, darum, dass die Dame es nicht mehr so gut pflegen könne, wegen der Beine, der fehlenden Kraft und der Hände erst. Vorwürfe dann, weil die Tochter – Stefanie – sich nie sehen lasse. Eben auch nicht an Vaters Grab, das sei noch mit das Schlimmste. Der arme Alfred, der Vater, der alles für sie getan habe. Ob sie das vergessen hätte. Natürlich nicht! Wenigstens hin und wieder ein paar Blumen? Die Zeit, die Kinder, die Arbeit und so weiter. Friedhofsgärtner käme unter gar keinen Umständen in Frage! Lieber Unkraut sprießen lassen, dass jeder sehen könne, dass die Tochter sich einen Kehricht ...
Auch das hier bleibt für mich auf halber Strecke hängen. Hier haben wir diesen kurzen Einblick, der die beiden Figuren in Bewegung versetzt, aber über das sehr Allgemeine eines leidlich bekannten Konflikts kommt es leider nicht hinaus. Wichtig ist natürlich die Information, dass die Dame Witwe ist. Ich weiß nicht, ob man das löst, indem man hier mehr oder weniger erzählt. Mich hat diese ganze Einschub jedenfalls etwas rausgebracht.


Ich hoffe, du kannst damit was anfangen. Gern gelesen!

Schöne Grüße
Meridian

 

Hey @GoMusic,

viel sagen kann ich gar nicht mehr, außer: Hat mir sehr gut gefallen, die Story vom kleinen, alten, einsamen Agenten :)
:)

wie sich ihre lackierten Lippen bewegen,
Kenne nur lackierte Nägel, aber keine lackierten Lippen :confused:
Jetzt, mit ein wenig Abstand: blöde, manierierte Idee. Ist raus.

Büttmann freut sich auf zu Hause.
Vom Gefühl her würde ich sagen: Zuhause. (Er freut sich auf sein Zuhause.) Geht wahrscheinlich beides.
Ich denke auch, dass beides geht.

Wie du die ganze Zeit den Namen Büttmann verwendest, gefällt mir sehr gut.
Hat mich vom Namen und vom Stil her an den Butenschön von SVG erinnert.

Habe nichts zu kritteln. Hat mir Spaß gemacht.

Das freut mich natürlich.

Lieber @GoMusic, lieben Dank für dein positives Feedback, hat mich sehr gefreut, dass du dir die Zeit dazu genommen hast!

Gruß

hell


Hey @Friedrichard,

wie immer schön, deinen Gedanken folgen zu dürfen, gefällt mir, was der Text bei dir angestoßen hat :).

Schon Piaget hatte das Erziehungssystem – grob zusammengefasst - als Teil des Wirtschaftssystems erkannt.
Ich sehe das übrigens ganz ähnlich. Vor allem auch dann, wenn der Staat Erziehung übernehmen möchte. Ganz unkritisch könnte man sicher sagen, dass es ja funktioniert. Wir leben nun mal in einem System, das, um sich selbst tragen zu können, bestimmte Voraussetzungen gebietet. Systemalternativen sind entweder gescheitert oder unausgereift oder unerprobt - und oder unrealistisch. Oder schlicht unerwünscht.
Spannend finde ich, wie da argumentiert wird, wenn dann auf Kindeswohl oder Karrieremöglichkeiten "der Frau" hingewiesen wird. Der Staat, der sich vordergründig für Entfaltungsmöglichkeiten einsetzt und Kinder zukunftsfähig machen möchte. Die Motive sind mMn andere, da spielen sicherlich weitere Interessen die Hauptrolle, wenn bsp. Einjährige in die Kita abgegeben werden sollen. Ob das, was da dahinter steht und wie es praktiziert wird, Zukunft hat?
Aber jetzt bin ich es, der abschweift.

Nun zu deinem Steckenpferd :):

Was mir vor allem auffällt ist der gelegentliche Wechsel von Konjunktiv und Indikativ, wenn es schwankt zwischen Konj. II
...
Da solltestu noch mal schauen. Wobei man sicherlich über alles diskutieren kann ...
Versprochen. Ich schaue mir das noch mal an.

die Stühle rücken, das Ciao ...
denn da verwechselstu die Konjunktion mit den Wörtern (Adverb/Präposition + Artikel), aus denen sie gebildet wurde "nach dem" ...
Geändert, danke.

Schade, denkt er so bei sich, dann steht er auf, …
Ist nicht das (stumme, von einem im stillen Kämmerlein unter der Schädeldecke) Gedachte nicht immer ein „bei“ oder noch eher „für sich“? Erst mit der (Ent-)Äußerung sagt er‘s mehr oder weniger deutlich/laut für sich, was er denkt - oder mindestens einem andern.
Auch das.

Gern gelesen und frohe, vor allem aber schöne Pfingsten vom
Freut mich, dass du den Text gerne gelesen hast. Pfingsten ist ja schon wieder Geschichte - ich bin spät dran -, aber ich hoffe zumindest, dass du schöne Feiertage verbracht hast.

Lieben Dank, Friedel, hat mich sehr gefreut!

Gruß

hell


Hey @Meridian,

Gelungene Eröffnung, die neugierig macht.
Das ist schon mal gut, verbuche ich gerne auf der Habenseite.

Später die kleinen Kameras. Mieses Bild, der Ton zu schlecht, und ihm, dem Büttmann, fehlte der Bezug. Er weiß nicht, ob man das so sagen kann: Bezug.
Das weiß ich auch nicht. :p Zumindest bin ich mir nicht sicher, ob ich die Stelle verstehe. Es war ihm aufgrund der schlechten Ton- und Bildqualität zu ... indirekt irgendwie?
Ja, verstehe, ist ja als Aufzählung gemeint, aber ich verstehe. Ich überdenke das noch mal.

Am liebsten sitzt er unweit entfernt. Das Lokal ist schön, Kräutertöpfchen auf jedem Tisch.
Da hat es bei mir etwas geholpert, weil ich mir unter Kräutertöpfchen, die in einem Restaurant auf dem Tisch stehen, zunächst nichts vorstellen konnte.
Echt nicht? Spontan fallen mir wenigstens drei Lokale ein, die mit Kräutern im Töpfchen garnieren.

Sie stellt den Rollator neben den Tisch, darunterschieben geht ja nicht, er ist zu groß und sperrig. Aber ganz nahe ruckelt sie ihn hin – vor und zurück, vor und zurück –, selbst wenn ihr das schwerzufallen scheint. Keine Hand passt mehr dazwischen.
Ich folge Büttmanns Beobachtungen gern, aber der teil ließe sich meiner Meinung nach einsparen, das fügt nichts mehr hinzu.
Mit etwas Abstand jetzt sehe ich das auch, warte aber noch ein wenig. Ich behalte das im Hinterkopf und sehe mir das später nochmals an. Danke.

Dort packt er alle Töpfchen aus, Basilikum, Rosmarin und Thymian. Wie das duftet! Die ollen Nelken: Weg damit! Er pflanzt die feinen Kräuter ein. Auf allen Vieren ist er ihr ganz nahe.
Ich mag die Friedhosszene, aber das finde ich irgendwie creepy, weil es da auf einer Bedeutungsebene ja um seine physische Distanz zu ihren Überresten geht. Aber vielleicht sehe nur ich das so.
Ist raus. Kommt mir aktuell over the top vor.

Unten im Park die Enten, die mag er auch, das Schnattern immer.
Enten - hier geht's mir jetzt aber doch zu sehr ins Alter-Mann-Klischee, die Vögel würde ich rausschmeißen, das mit den Spatzen reicht schon.
Stimmt, weg damit.

dann denkt er an Dolores. Vor Jahren gestorben: Lunge – Morphium und Ende.
Seit Stunden folgt Büttmann den Zeigern auf der Küchenuhr. Schaut durchs Fenster. Halb elf, der DHL-Mann kommt spät. Der andere war schneller.
Büttmann rührt in der Tasse, der Kaffee ist schwarz, kein Zucker, nichts. Eine Tasse, die mal weiß gewesen ist. Vierzig und Bosch kann man noch entziffern. Auf dem Tisch ein Platzdeckchen, das Dolores mal gefilzt hat.
Erweitern ...
Ich verstehe, was du da machst, aber das ist mir fast zu solides Schriftstellerhandwerk: Die Tasse steht für Alter, unterstreicht, dass da lange nichts Neues angeschafft wurde - alles lange her irgendwie ... Und das Platzdeckchen, weil es nichts Alte-Leute-mäßigeres gibt als Platzdeckchen und weil das zeigt, dass für Büttmann überall diese Dolores-Erinnerungen sind. Aber muss es wirklich ein Platzdeckchen sein?
Verstehe den Kritikpunkt, ja, aber ich finde schon, dass das passt.

Er stellt ihn aus und schaut aufs Foto gleich daneben. Dolores wirft ihm eine Kusshand zu, im weißen Käfer, in Rimini war das. Italien, denkt er, sie war so gerne da.
Gut möglich, dass hier die Meinungen auseinandergehen, aber auch das ist mir ... too much. Italien, weil das natürlich das Urlaubsland der Nachkriegsgeneration war ... Und Kusshand und Käfer und ich sehe das alles vor mir und vor meinem inneren Auge ist das Foto sepiafarben und mich beschleicht das ungute Gefühl, dass das daran liegt, dass ich mich in einer ZDF-Produktion wähne.
Auch das. Allerdings findet sich das alles ja nicht in ZDF-Produktionen, weil es nur in Drehbüchern fürs ZDF so steht, sondern weil es eben oft so war. Also ich hab' mit dem Klischee-Büttmann für meinen Geschmack schon ausreichend gebrochen. Noch mehr wäre mir dann vermutlich too much. Lasse ich erst mal so. Das ist ja auch ein FF-Text, da ist nicht viel Raum, die Figuren breit anzulegen. Da muss man aber schon aufpassen, dass man nicht allzu sehr in die Klischeeecke abdriftet, ist natürlich klar.

Mutter und Tochter – wusste er's doch. Es geht um den Vater, beziehungsweise den Mann, also den verstorbenen. Ums Grab vielmehr, darum, dass die Dame es nicht mehr so gut pflegen könne, wegen der Beine, der fehlenden Kraft und der Hände erst. Vorwürfe dann, weil die Tochter – Stefanie – sich nie sehen lasse. Eben auch nicht an Vaters Grab, das sei noch mit das Schlimmste. Der arme Alfred, der Vater, der alles für sie getan habe. Ob sie das vergessen hätte. Natürlich nicht! Wenigstens hin und wieder ein paar Blumen? Die Zeit, die Kinder, die Arbeit und so weiter. Friedhofsgärtner käme unter gar keinen Umständen in Frage! Lieber Unkraut sprießen lassen, dass jeder sehen könne, dass die Tochter sich einen Kehricht ...
Auch das hier bleibt für mich auf halber Strecke hängen. Hier haben wir diesen kurzen Einblick, der die beiden Figuren in Bewegung versetzt, aber über das sehr Allgemeine eines leidlich bekannten Konflikts kommt es leider nicht hinaus. Wichtig ist natürlich die Information, dass die Dame Witwe ist. Ich weiß nicht, ob man das löst, indem man hier mehr oder weniger erzählt. Mich hat diese ganze Einschub jedenfalls etwas rausgebracht.
Auch das kann ich verstehen, nehme es aber einfach mal in Kauf. Du schreibst ja selbst: "weil man eine dreiseitige Story ja nicht ... aufblasen kann".

Eine hübsche, kleine Geschichte, die mich mit einem angenehmen gefühl zurücklässt - obwohl Büttmanns Hobby natürlich schon eine etwas dunkle Seite hat. ;) Ich habe das gern gelesen. Der Protagonist ist sympathisch, die Sprache passt zu ihm. Stilistisch ist das schon sehr rund.
Das freut mich natürlich.

Lieben Dank für deinen Kommentar, @Meridian. Klar kann ich mit dem was anfangen, der ist konstruktiv und legt den Finger zielsicher auf Schwachstellen, von denen ich einige allerdings auch in Kauf nehme.
Hab' mich sehr über deinen Besuch gefreut!

Gruß

hell


PS (@GoMusic, @Friedrichard, @Meridian): Bitte entschuldigt die späte Rückmeldung.

 

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