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Lebensmelodie

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18.11.2008
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Lebensmelodie

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Keiner Lacht. Das dachte ich zumindest. Doch irgendwie war etwas anders geworden. Die Sonne konnte es nicht sein, denn die schien schon lange nicht mehr auf die Erde herab. Und da der Himmel fast jeden Tag zu weinen schien, wunderte es mich, dass die Menschen die unter ihn wandelten, plötzlich so anders waren. Jeder schien ein Lächeln auf den Lippen zu haben. Jeder. Und ich, ich verstand es nicht.

So ging ich durch die Straßen. Die Tränen des Himmels perlten an meinen Wangen, sammelten sich an meinem Kinn und fielen trostlos zu Boden. Ich sah wahrscheinlich tierisch deprimiert aus. Doch war ich es nicht. Ich war nur der Einzige, den die letzte Nacht nicht verändert hatte. Waren es doch alle anderen um mich herum, die von nun auf jetzt eine Maske aufsetzten und nett zueinander waren, lächelten und manchmal sogar lachten.

Oder war es gar keine Maske? Aber wenn es keine Maske war, was war dann in der letzten Nacht, der Nacht, in der es mir zum ersten Mal seit Monaten wieder gelang ruhig durchzuschlafen, geschehen?

Normalerweise hatte ich nie ein Problem damit Fremde anzusprechen, doch heute war etwas anders geworden. Irgendetwas hatte sich verändert. Und es schien alle Menschen zu betreffen, nur mich nicht. Aus welchem Grund auch immer. Vielleicht hatte ich Angst, mich zu blamieren, denn jeder andere schien ja von der Veränderung zu wissen. Ob es nun bewusst oder unbewusst war, sie wussten etwas. Etwas das ich nicht sehen, hören oder gar fühlen konnte. Unweigerlich kam mir der Gedanke, dass die Welt sich freute eine Nacht ohne mich verbracht zu haben.

So ging ich durch die Straßen Berlins, meiner Heimatstadt. Ich ging durch den Regen, durch die großen Täler zwischen den steinernen und gläsernen Bergen dieses Gebirges.

Und alles was ich sah, war in Freude und Glück getaucht. Alles was ich sah, hatte sich verändert. Es war anders geworden. Das Leben zog Fratzen, die ich nicht verstand. Denn alles was ich sah, waren unglückliche Menschen, die nun glücklich waren, böse Menschen die nun gut waren und dreckige Fassaden, die nun trotz des Regens vor Reinheit glänzten.

Die Polizisten vor den Botschaften waren nicht mehr da, die Quadriga lächelte mich an. Berlin, gestern noch eine der dreckigsten Städte die ich kenne, war nun sauber.

Natürlich hatte ich Angst mich zu blamieren, wenn ich das nicht eh schon tat. Immerhin war ich der einzige, der sich vor den Regen schützte. Oder war es etwa so, dass ich der einzige war, der den Regen bemerkte?

Ich ging zum Holocaust-Mahnmal. Zum ersten Mal, sah ich keine Jugendlichen auf den Stelen umherspringen. Die Bäume blühten mitten im Winter. Die Wache, die sonst aufpasst, dass niemand auf die Stelen klettert, war zum Fremdenführer mit Sonnenbrille geworden.

Eine Sonnenbrille. Sie war dem Regen trotzend trocken geblieben.

Niemand außer mir schien des Himmels Tränen zu bemerken. Oder waren es gar meine Tränen?

Ich nahm den Regenschirm herunter, ließ die Tropfen meine Haut umspielen. Und sie spielten. Eine bittersüße Melodie erklang auf meinen Wangen, lief an ihnen herunter, ehe sie nach einer kurzen Pause mit Becken und Pauken auf dem Boden zerschellte, ihren Höhepunkt und Tod fand. Eine tote Melodie der Befreiung umspülte mein Gesicht, umspülte meinen Körper, erweckte kleine Haare zum Leben und überdeckte sie dann mit einem leichten Hauch der Freiheit, ehe sie sie zudeckte und in den Schlaf wog.

Und ich sah auf die Stelen, sah die Jugendlichen auf ihnen klettern, sah den Wachmann meckern, sah die betrübten Mienen der Menschen, sah dem Himmel zu, wie er wieder zu Leben erwuchs und fragte ihn vorsichtig „geht es meinem Papa gut bei dir?“

Und die Sonne spielte eine Melodie des Lebens auf meinen Wangen…

 

Hallo ZaeRoe,

eine sehr beeindruckene Geschichte. Du hast sehr schön geschrieben, wie jemand (nach dem Tod seines Vaters?) in ein tiefes Loch fällt und das Gefühl hat, die anderen seien alle glücklich, nur er nicht. Er nimmt das Licht nicht mehr wahr, kann die Sonne nicht spüren, sondern nur den Regen.
Finde ich echt stark!

Ehrlich gesagt fällt mir momentan nicht viel Kritik ein, außer dass nicht ganz klar wird, was wirklich um den Protagonisten passiert ist. Aber gerade das hat auch was für sich.

es grüßt

Eine wie Alaska

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo ZaeRoe und willkommen auf kg.de.

Du präsentierst mir ein kurzes Schlaglicht auf einen Mann/Jungen, der um seinen Vater trauert und dabei kurz die Welt sprichwörtlich "in einem anderen Licht" sieht. Eigentlich steigst du für eine KG richtig ein, trittst dann aber das "etwas ist anders, alle lachen, nur ich nicht" ziemlich breit, so dass es mir dann schnell langweilig wird, da ich nichts über deinen Protagonisten erfahre.
Deine Geschichte wirkt leider leblos.

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Braucht es die?

Keiner Lacht.
Keiner lachte.
Du schreibts ja im Präteritum, allerdings wäre die ganze Geschichte in Gegenwartsform auch hübsch zu lesen.

Das dachte ich zumindest.
Und da der Himmel fast jeden Tag zu weinen schien, wunderte es mich, dass die Menschen die unter ihn wandelten, plötzlich so anders waren.
ihm

Jeder schien ein Lächeln auf den Lippen zu haben. Jeder. Und ich, ich verstand es nicht.
Jeder schien ein Lächeln auf den Lippen zu haben. Wirklich jeder, und ich verstand es nicht.

Ich sah wahrscheinlich tierisch deprimiert aus.
'ziemlich' fände ich besser, ''tierisch wirkt zum Rest des Textes etwas befremdlich.

Waren es doch alle anderen um mich herum, die von nun auf jetzt eine Maske aufsetzten und nett zueinander waren, lächelten und manchmal sogar lachten.
Da rumpelts im Stil. Vorschlag:
Alle anderen um mich herum hatten Masken aufgesetzt, waren plötzlich nett zueinander, scherzten und lachten laut.

Oder waren es gar keine Masken? Aber wenn es keine Masken waren,

was war dann in der letzten Nacht, der Nacht, in der es mir zum ersten Mal seit Monaten wieder gelang ruhig durchzuschlafen, geschehen?
Einen Einschub weglassen, dann harkt es weniger:
"was war dann in der letzten Nacht geschehen, in der es mir zum ersten Mal seit Monaten wieder gelungen war, ruhig durchzuschlafen?"

Vielleicht hatte ich Angst, mich zu blamieren, denn jeder andere schien ja von der Veränderung zu wissen.
Hier fände ich es sogar stilistisch schöner, wenn er wirklich Angst vor dem Blamieren hätte:
"Ich hatte Angst mich zu blamieren, denn ..."

Unweigerlich kam mir der Gedanke, dass die Welt sich freute[,] eine Nacht ohne mich verbracht zu haben.

Und alles was ich sah, war in Freude und Glück getaucht. Alles was ich sah, hatte sich verändert. Es war anders geworden. Das Leben zog Fratzen, die ich nicht verstand. Denn alles was ich sah, waren unglückliche Menschen, die nun glücklich waren, böse Menschen die nun gut waren und dreckige Fassaden, die nun trotz des Regens vor Reinheit glänzten.
Blanker Füllstoff, der nur wiederholt, was du bereits erzählt hast. Ab hier wird's langweilig.

Berlin, gestern noch eine der dreckigsten Städte die ich kenne, war nun sauber.
hatten wir doch schon!

Natürlich hatte ich Angst mich zu blamieren, wenn ich das nicht eh schon tat.
das Blamieren war auch schon mal da.;)

Ich ging zum Holocaust-Mahnmal. Zum ersten Mal, sah
Unschöne Wortwiederholung.

dass niemand auf die Stelen klettert,
Was meinst du mit Stelen? Ich glaube da hat's Beton-Klötze und Holzbalken oder so.

wie er wieder zu Leben erwuchs
zum Leben erwachte


Fazit: Die Idee finde ich gut. Aber ausser einigen schönen Sätzen ist der Rest eher plakativ, wiederholend und ohne Hintergrund umgesetzt, und das reicht mir leider nicht für eine tragende Geschichte.

Gruss.dot

 

hey... danke für eure kritiken..

also grundsätzlich schon richtig erkannt: es geht um die gefühlswelt eines jungen, der seinen vater verloren hat.

dann zu den kritiken von dotslash:
ich bin jemand der selten in den hintergrund rückt. ich beobachte beim schreiben eine situation, ein gefühl ect. wenn man sich aber nicht mit den protagonisten "unterhält", dann erfährt man auch keinen hintergrund, dementsprechend schreibe ich ihn auch nicht auf.
das ist eine stilsache, die jeder anders sehen kann.
in die gleiche kerbe hauen eigentlich alle deine kritiken, deswegen gehe ich darauf nicht ein.

zu den "......." => die waren so noch in der datei drinne, ist also zufall.

und das "keiner lacht" ist ein gedanke. daher ist die zeitform absolut richtig.


noch eine schöne nacht und danke für die kritiken

lg Ben

 

Hi ZaeRoe

wenn man sich aber nicht mit den protagonisten "unterhält", dann erfährt man auch keinen hintergrund, dementsprechend schreibe ich ihn auch nicht auf.
Soll das eine Ausrede sein, dass du deiner Phantasie keinen Raum gelassen hast?
-> "es geht um die gefühlswelt eines jungen, der seinen vater verloren hat."
Sorry, hier widersprichst du dir selber. Die Gefühlswelt einer Person kann man nicht aus der Distanz "beobachten".
Du kannst (als Beispiel) höchstens die Begegnung mit einer realen Person mit verheulten Augen interpretieren und dann für deine Geschichte fiktiv in ihn hineinschlüpfen. Denn du erzählst uns ja aus der Perspektive deines Prots. (Ich-Erzähler)

und das "keiner lacht" ist ein gedanke. daher ist die zeitform absolut richtig.
Nicht ganz.
Das er es womöglich dachte, erwähnt er erst im zweiten Satz. So aber stellte er im ersten Satz nur fest, das niemand lachte.
Ansonsten müsstes du es mit Hochkomma in direkte (Denk-)Rede stellen:
'Keiner lacht', dachte ich. Zumindest sah ich es so.

in die gleiche kerbe hauen eigentlich alle deine kritiken, deswegen gehe ich darauf nicht ein.
Wieder so eine Pauschalisierung. Was ist nun mit den Stelen, was ist nun mit der Wortwiederholung? Da hätte ich mir die Arbeit ja auch sparen können.
Schade, aber wenn du dich nicht mit Kritik auseinandersetzen willst, was erwartest du dann eigentlich von mir als Kritiker?

"Hallo ZaeRoe, war nicht so mein Ding, tschüss.dot" oder so?

 

xD nein ich bin dir ja dankbar.

eine stele ist eine steinsäule, in dem fall eine betonsäule. gib doch mal bei google holocaust mahnmal berlin ein, spätestens dann wirst du wissen was ich meine.

die wortwiederholungen sind stilfragen, die ich mit voller absicht so geschrieben habe, daher gehe ich darauf nicht ein, weil ich auf stilkritiken grundsätzlich nicht eingehe und damit seit einigen jahren mal mehr mal weniger erfolgreich lebe und schreibe. also nichts gegen deine kritik, ich freu mich darüber, aber ich gehe nicht auf stilfragen ein.


die formfrage ob man gedanken kennzeichnen muss ist eine offene. ich habe mit der zeit für mich herausgefunden (nachdem ich erst alles wie quasi aus dem lehrbuch gekennzeichnet habe und dann später gar nichts), dass dieer mittelweg für mich der beste ist. soll heißen: da, gerade wenn man aus einer subjektiven perspektive schreibt, jedes wort einen gedanken darstellt, kennzeichne ich keine gedanken. und auch wörtliche rede kennzeichne ich nur in texten, in denen es fürs leseverständlich wichtig ist, so wie auch in diesem.

wenn es in diesem konkreten fall, für dich vom leseverständnis so nicht herauszulesen war, tut es mir leid.


Sorry, hier widersprichst du dir selber. Die Gefühlswelt einer Person kann man nicht aus der Distanz "beobachten".
Du kannst (als Beispiel) höchstens die Begegnung mit einer realen Person mit verheulten Augen interpretieren und dann für deine Geschichte fiktiv in ihn hineinschlüpfen. Denn du erzählst uns ja aus der Perspektive deines Prots. (Ich-Erzähler)
ich habe auch nicht behauptet, dass ich aus der distanz beobachte. wäre bei der subjektiven sichtweise auch schwachsinn. von daher kann man auch einen gedanken beobachten.
zudem denke ich, dass wenn ich mehr hintergrundinformationen gegeben hätte, die pointe des textes nicht so wirken würde.


zu den vermeintlichen wiederholungen:

Und alles was ich sah, war in Freude und Glück getaucht. Alles was ich sah, hatte sich verändert. Es war anders geworden. Das Leben zog Fratzen, die ich nicht verstand. Denn alles was ich sah, waren unglückliche Menschen, die nun glücklich waren, böse Menschen die nun gut waren und dreckige Fassaden, die nun trotz des Regens vor Reinheit glänzten.

Die wiederholung des satzanfänges "...alles was ich sah..." ist ein klangliches und rhytmisches instrument.
"verändert sein" und "anders werden" ist für mich keine wiederholung. auch inhaltlich nicht, da etwas das sich verändert nicht unbedingt anders sein muss.
ähnlich sieht es mit glücklichen und guten menschen aus.


danke nochmal für deine kritiken und liebe grüße
Ben

 

Hallo Ben
Obwohl ich Stele in keinem Wörterbuch finde, weiss ich doch nun zumindest, was du darunter verstehst. :D

Ich sehe, wir haben total verschiedene Empfindungen bei diesem Text. Du siehst eher den lyrischen (uh, ganz böses Wort auf kg.de, aber darüber dürfen die Mods urteilen), mit Worten spielenden Ansatz im Vordergrund und ich würde halt gerne mehr Geschichte lesen.

Aber darüber will ich ja auch gar nicht streiten, mir ist einfach etwas sauer aufgestossen, dass du meine Bemerkungen zu Grammatikfehlern und die stilistischen Anmerkungen in einen Topf geschmissen hast.

Schwamm drüber. ;)
Gruss.dot

 

nya die grammatikfehler hab ich einfach übergangen, weil ich weiß, dass ich da nicht so gut bin und gerade ihn und ihm oft vertausche... dass ich ein komma vergessen habe ist mir allerdings selber sauer aufgestoßen...

zu der stele:
http://de.wikipedia.org/wiki/Stele

:P

bevor das mahnmal gebaut wurde wusste wohl auch kein berliner was das sein soll, mitlerweile ist die berliner bevölkerung um ein fremdwort reicher... ;)

dass wir beide das unterschiedlich sehen, liegt wohl an meiner schreib-geschichte: ich hab mit gedichten angefangen, mich dann zu lyrischen texten vorgedrungen (sowas wie das hier, nur noch lyrischer ^^) und dann erst zu fortsetzungsgeschichten, die hier ja leider nicht erlaubt sind...

mitlerweile bin ich sogar beim drehbuchschreiben gelandet, was verglichen mit dem hier wirklich trocken ist... aber es macht spaß, also was solls... ;)

bis zum nächsten mal
Ben

 

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