Was ist neu

Lebewohl

Seniors
Beitritt
08.11.2001
Beiträge
2.833
Zuletzt bearbeitet:

Lebewohl

Lebewohl

Nach und nach verloschen die Lichter auf der anderen Seite des Fjords. Auf der Straße unter dem Fenster zog dann und wann noch ein Wagen vorbei. Die Hufe klapperten auf dem unebenem Pflaster und es wirkte, als wollten nicht einmal die Pferde hier länger verweilen. Hätte er eine Wahl gehabt, wäre auch er nicht hier. Aber nach dem, was geschehen war, musste er fort.

Celeste hatte das gute Leben beendet, das nur Monate zuvor durch den Sommer und ihre Ankunft begann. Hatte dafür gesorgt, dass er Opfer seiner selbst wurde. Erst in dem Moment, als er herkam, konnte er wieder atmen. Atmen trotz des Geruchs nach altem Fisch und nassen Tauen. Es würde noch viele Nächte dauern, bis er sich an sein neues Ich gewöhnt hätte. Aber der Anfang war gemacht, und von jetzt an führte der Weg in ein neues Leben.

Versonnen strich er über den Flaum, der sein Kinn bedeckte. In ein paar Wochen wäre er dichter und dann konnte er wieder hinaus. Bis dahin würde er sich an das Gefühl gewöhnt haben und nicht mehr ständig irritiert mit der Hand darüber fahren. Damit könnte er sich verraten. Er musste daran arbeiten, aber noch war es ungewohnt. Einen Teil von ihm war mit ihr gegangen. Seit sie fort war und der Flaum spross, erkannte er sich selbst nicht mehr. Seine Linien wurden härter und männlicher. Arne nannte sich jetzt Tjore. Der Abschied von Celeste hatte das mit sich gebracht wie der Herbst den Nebel. Unausweichlich, kalt und unerbittlich. Wenn das Zwitschern der Vögel verstummte, blieb nur der Schrei der Krähen, die den Winter beherrschten.

Stolz warf er sich vor der Dunkelheit in die Brust. Er war jetzt ein Mann. In mehr als einem Sinne über sich selbst hinausgewachsen. Aber nur einen Moment später, als er die Spur einer Reflexion in der kleinen Scheibe sah, dachte er an das Verlorene. An das, was bei ihr geblieben war. Unschuld hatte ihm gut gestanden, aber sie hatte ihn schwach gemacht. Er biss die Zähne aufeinander. Er war jetzt auf sich allein gestellt und nichts würde ihn aufhalten.

Das zaghafte Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken. Ertappt maß er die wenigen Schritte bis zur Tür und ließ eine der kleinen Annehmlichkeiten herein, die sein neues Leben zu bieten hatte. Amelie hatte langes, blondes Haar, beinahe wie Celeste. Vielleicht duftete auch Amelies Haar nach Kräutern und Sommer, aber der Geruch des Zimmers übertünchte es. Amelie stand am anderen Ende einer Reise, die Tjore gerade erst begann, aber noch war es ihr nicht bewusst.

Sie trug das Tablett, wie an jedem Abend. Die Kerze, die neben dem Teller stand, brachte das erste Licht in das Zimmer. Jetzt würde er sich vom Fenster fernhalten. Amelie hielt den Kopf gesenkt, wie immer. Bereits seit mehr als einer Woche brachte sie ihm die Mahlzeiten, die er verschlang, ohne ein Wort mit ihr zu wechseln. Während er aß, ließ sie sich auf dem kleinen Schemel nieder und sah ihn an. Dann nahm sie das Tablett und verschwand. Es würde ihm leid tun, auch sie zurückzulassen, wenn er fort ging, aber immer wieder ertappte er sich bei dem Gedanken an fließendes, blondes Haar und mühte sich, in solchen Momenten nicht zu ihr hinüber zu blicken. Er würde gezwungen sein, fort zu gehen. Dieses Mal aber würde es anders sein.

Celeste hatte ihn verspottet. Sie hatte versprochen und gelächelt, aber als er einfordern wollte, was ihm zustand, stieß sie ihn fort. Sie wollte ihn verlassen und sprach von dem Schiff, das sie und ihren Vater nach Hause bringen würde, schon morgen, von dem Leben, das zuhause auf sie wartete und nach dem sie sich sehnte. Er konnte es nicht zulassen. Sie würde nicht ohne ihn fortgehen. Zumindest aber wollte er Lebewohl sagen. Das dunkle Wasser hatte ihr Leben zu ihm heraufgespiegelt. Ihre Haare waren nach und nach wie ein Schleier vor ihr Gesicht getrieben. Ohne einen Laut war sie in die Unendlichkeit versunken und der kalte Spiegel hatte sich über ihr geschlossen.

Tjore atmete schwer, als er an den Duft der Haare dachte, an das Lächeln dieses Sommers, in dem er zum Mann geworden war. Als sie mit der Suche begannen, wurde ihm bewusst, dass er nicht bleiben konnte, weil sie fort war. Also nahm auch er ein Schiff und überquerte den Fjord. Von hier aus konnte er beobachten, wie sie tage- und nächtelang umherliefen, den Strand und den Berg nach ihr durchkämmten und mit Booten hinausfuhren. Seit einigen Tagen aber gaben sie auf und die Lichter verloschen eins um das andere. Während die Dunkelheit zunahm, stand er am Fenster und warf einen letzten Blick auf Arnes Leben. Jetzt, da ihr Vater allein die Heimreise antrat, war es auch für Tjore Zeit, aufzubrechen.

Tjore schnürte die wenigen Dinge, die er besaß, in das Bündel, darunter auch ihren weißen Schal. Er hatte sich von ihrem Hals gelöst, als sie fortging. Jetzt blieb er die einzige Erinnerung. Sie hatte einen Teil von ihm genommen, als sie ging. Er hatte einen Teil von ihr behalten.

Amelie klopfte zaghaft wie immer. Auf dem Weg zur Tür strich sich Tjore ein letztes Mal über den dichter werdenden Bart, dann ließ er sie herein. Nach dem Essen glitt seine Hand vorsichtig über Amelies Haar. Sie hatte Arne das Zimmer über der Scheune gegeben, nun würde Tjore ihr auf seine Weise Lebewohl sagen. Es würde ihm leid tun, aber er musste weiterziehen. Still ging er mit ihr in der Dunkelheit zum Wasser hinunter und verabschiedete sich. Als sie langsam in der Dunkelheit verschwand, sah er ihr nach, dann wandte er sich dem Hafen zu. Ein Lächeln spielte um seinen Mund und er suchte den Nordstern am Firmament.

 

Hallo arc en ciel!

Außer, dass es meiner Ansicht nach die falsche Kategorie ist, finde ich die Geschichte recht gut. Sprachlich schön, inhaltlich auch, nur dass sie eben nicht Spannung erzeugt und daher - meiner Meinung nach - in der falschen Kategorie steht.

Ich würde deine Geschichte als eher "ruhig" einstufen, trotz der "mörderischen" Andeutungen zum Ende der Geschichte hin. Die man acuh durchaus anders interpretieren kann.

Aber ich laber mal wieder. Mir hat die Geschichte durchaus gefallen.

Beste Grüße

Nothlia

 

Hallo Nothilia!

Ich habe die Geschichte nicht unter Spannung gepostet, sondern unter Krimi ;) Ich kann nix dafür, dass das eine einzige Kathegorie ist. Alltag paßt wohl kaum. R/E auch nicht. Horror, Humor, Mundart... nöööö. Ich mag das Kathegorien-Denken ohnehin nicht so... naja, es hilft, aber nur solange man reinpaßt.

Danke für die Kritik.

Frauke

 

Ich würde mich - ganz ehrlich - über ein wenig feedback freuen. Die Geschichte soll zu einer Art Wettbewerb - aber nur, wenn sie gut genug ist. ;)

Danke,
Frauke

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Frauke,

eine nette Geschichte. Ein junger Mann, der ohne richtige Skrupel ist. Eine Spannung vermisse ich nicht, denn es reicht mir, mit Tjores Gedanken mit zu gehen. Mir gefällt es.

Hier ein paar Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind:

Das dunkle Wassers hatte ihr Leben

das Lächeln dieses Sommers, in dem er zum Mann geworden war -
... hier habe ich gelacht, weil es mich spontan an das Lied von Peter Maffey erinnerte. Hat eine Weile gedauert, bis ich den Faden wieder hatte.

wurde ihm bewusst, dass es nicht bleiben konnte

Am Strand sah er ihr nach, dann wandte er
... begreife ich jetzt nicht so ganz. Wem schaut er denn da nach?

*

Ohne einen Laut war sie in die Unendlichkeit versunken und der kalte Spiegel hatte sich über ihr geschlossen.
Bei diesem Satz ging mir das Herz auf. Den finde ich absolut gut.

*
Wie gesagt: ist eine nette Geschichte.

Lieben Grüß,
Korinthe

 

Aloha!

Natürlich nicht reißerisch aber mit einer schönen, melancholischen Grundstimmung, die die Geschichte trägt. An einigen Stellen vielleicht - auf Grund der Formulierung - auf den ersten Blick ein wenig undurchsichtig. Mir gefällt sie, so wie sie da steht, mein Gemäkel folgt gleich ... ;) Viel Glück beim Wettbewerb!

Dinge, die mir auffielen:

arc en ciel schrieb:
Unter ihm auf der Straße zog dann und wann noch ein Wagen vorbei, die Hufe klapperten auf dem ungleichen Pflaster und es wirkte, als wollten nicht einmal die Pferde länger hier verweilen.
vorbei. Die (Es handelt sich ja schon um zwei völlig eigenständige Sätze, alternativ steht als Trennung auch der Strichpunkt zur Verfügung, wenn Du sie deutlich miteinander verbinden möchtest.

arc en ciel schrieb:
Es würde noch viele Nächte dauern, bis er darüber hinweg kommen würde.
Widerholung: würde
hinwegkommen

arc en ciel schrieb:
Bis dahin würde er sich an das Gefühl gewöhnt haben und nicht mehr ständig mit der Hand darüber fahren. Damit würde er sich verraten.
Widerholung: würde

arc en ciel schrieb:
An das was bei ihr geblieben war.
das, was

arc en ciel schrieb:
Vielleicht duftete auch Amelies Haar nach Kräutern und Sommer, aber der Geruch des Zimmers übertönte es.
überlagerte

arc en ciel schrieb:
Amelie stand am anderen Ende einer Reise, die Tjore gerade erst begann.

Amelie trug das Tablett, wie an jedem Abend.

Widerholung: Amelie
Kannst Du beim zweiten Mal durch ‚sie’ ersetzen, da wir nur diesen einen weiteren Charakter im Raum haben ...

arc en ciel schrieb:
Bereits seit einer Woche verfolgten sie die gleiche Routine von Mahlzeiten, die sie hereintrug und er verschlang, während sie auf dem Schemel saß.
Ich kann mir nicht helfen, aber der Satz klingt irgendwie seltsam, auch wenn es so sicher nicht falsch ist. (Wie wäre es mit „Bereits seit einer Woche praktizierten sie die gleiche Routine bei den Mahlzeiten, ...? Oder so ähnlich.)

arc en ciel schrieb:
... , aber immer wieder ertappte er sich bei dem Gedanken an fließendes blondes Haar und mühte sich, sich in solchen Momenten abzuwenden. Er würde gezwungen sein, fort zu gehen.
mühte sich, den Blick in (Erspart Dir das doppelte ‚sich’.)
fortzugehen

arc en ciel schrieb:
Sie hatte versprochen und gelächelt und als er einfordern wollte, was ihm zustand, hatte sie ihn fortgestoßen.
gelächelt, und

arc en ciel schrieb:
Tjore atmete schwer als er an den Duft der Haare dachte, an das Lächeln dieses Sommers, in dem er zum Mann geworden war. Als sie mit der Suche begannen, wurde ihm bewusst, dass es nicht bleiben konnte, weil sie fort war.
dass es (das Lächeln?) nicht bleiben konnte oder doch eher dass er nicht bleiben konnte?

arc en ciel schrieb:
Von hier aus konnte er beobachten, wie sie tage- und nächtelang umherliefen, den Strand und den Berg durchsuchten und mit Booten hinausfuhren.
absuchten

arc en ciel schrieb:
Tjore schnürte die wenigen Dinge, die er besaß in das Bündel, darunter auch ihr weißer Schal.
besaß, in
darunter befand sich auch ihr weißer Schal/darunter auch ihren weißen Schal

LG
x

 

Hallo ciel

leider muss ich sagen, dass mich die Geshcichte nicht zu begeistern vermochte. Geschrieben finde ich sie ansich ganz gut, aber die Spannung ist mir hier eindeutig zu dünn ausgelegt. Irgendwie habe ich die ganze Zeit über erwartet, es würde noch etwas passieren, aber da kam nichts. Wenn man von einer Pointe sprechen kann, so finde ich sie sehr lahm. Und keineswegs überraschend, da ja von vorn herein klar war, worauf das Ganze hinausläuft.

Fazit: handwerklich gut, aber zu spannungsarm

ein Fehlerchen noch:

Das dunkle Wassers hatte ihr Leben zu ihm heraufgespiegelt

wünsch dir trotzdem Glück für die Ausschreibung

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Ihr 3!

ich danke Euch für Eure Mithilfe! ich habe offenbar ein paar echt peinliche Schreibfehler übersehen. Das macht die Betriebsblindheit. ;) Ich werde fleißig korrigieren!

Was die Geschichte an sich angeht: ich freue mich, dass die Geschichte - zumindest bei der Mehrheit - ankommt ;)

Was ich mich bei der Geschichte grundsätzlich frage:

ich gehe davon aus, dass man mitbekommt, dass das erste Mädchen stirbt - und wohl auch wie und warum? Da fängt meine Frage schon an...

Was ich mich aber dann vor allem Frage - und das hier hat mich bestätigt:

Und keineswegs überraschend, da ja von vorn herein klar war, worauf das Ganze hinausläuft.

Erkennt man, was mit Amelie passiert? Und warum?

Für mich ist das klar. Aber habe ich das auch Euch klar gemacht?

Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr - oder andere - mir hierzu eine Auskunft geben könnt. Diese Fragen sind einer der Hauptgründe, warum ich die Geschichte vor dem Wettbewerb gepostet habe... Wenn ich zu viel verrate, ist das Silbertablett zu aufdringlich und wenn ich zu wenig sage, ist alles lahm, weil die Wahrheit höchstens eine Ahnung bleibt.

Lieben Dank an Euch drei und wegen der Bestätigung meiner kritischen Ahnungen vor allem an Dich, weltenläufer. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich über "schlechte Kritiken mit guten Gründen" immer sehr freue.

Während Du mir die Schwächen der Darstellung des Inhalts zeigst, hat mir xadoom die Sprach-Blubs alle rausgesucht ;)

Frauke

 

hallo noch mal
hierzu:

Erkennt man, was mit Amelie passiert? Und warum?

Nun ja, ich habe die Kg so gelesen, dass er auch Amelie umbringt
Indizien findet man hier:
Amelie hatte langes blondes Haar, so ähnlich wie Celest. Vielleicht duftete auch Amelies Haar nach Kräutern und Sommer, aber der Geruch des Zimmers übertönte es. Amelie stand am anderen Ende einer Reise, die Tjore gerade erst begann.
Parallele zur ersten Frau, die er umgebracht hat und eine ziemlich offensichtliche Absicht - Ende ihrer Reise

dann wie du vom Abschied sprichst, das kam häufiger vor:

Seit sie fort war und der Flaum spross
hier beziehst du dich auf Celest
hier auf die Amelie:
Es würde ihm leid tun, auch sie zurückzulassen
und hier:
nun würde Tjore auf seine Weise Lebewohl sagen
klingt ähnlich und der Verdacht erhärtet sich, was dein Prot wohl unter Abschied versteht.

kann natürlich auch falsch liegen, aber so habe ich den Text interpretiert.

Für mich ist das klar. Aber habe ich das auch Euch klar gemacht?
hast du? ;)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hi arc en ciel!

Also mir hat die kleine Geschichte ganz gut gefallen, natürlich kein Meisterwerk, aber gut fand ich sie durchaus.

Allerdings eine Frage: Hast du Korrektur gelesen?
Nö, oder?

Deine Sprache hat gut zur Erzählung gepasst, wobei ich mir die Personen aber nicht vorstellen konnte, die haben einfach kein Leben, ich bekomm kein Bild von ihnen. Und was ist "es" nun?
Immer erwähnst du "es", aber nicht einmal am Schluss weiß man "es" nun.


Ich würde die Rubrik Sonstige empfehlen, wenn diese wirklich nicht passt.

MFG
T2

 

Hallo!

@weltenläufer: Gut, dann muss ich eine Verschärfung der Geschichte überdenken. Du hast den Inhalt erfaßt. Ich dachte, das Spannungsproblem läge an der fehlenden Klarheit des zweiten Mordes. Danke für das Feedback, dann gehe ich noch mal ran.

@thorsten2:

Danke für Dein Feedback. Ich werde am Spannungsbogen noch was tun, klar.

Was ich allerdings nicht verstehe, ist dieser Satz hier:

"Allerdings eine Frage: Hast du Korrektur gelesen?
Nö, oder?"

Hat das eine besondere Bewandnis?

Gruß,
Frauke

 

Äh, ja, ich hab drei, vier (oder warns zwei?) Fehlerchen irgendwo gelesen, aber mich hat deine Story interessiert und da wollte ich sie nicht unterbrechen um die jetzt rauszukopieren.

 

na, wenn's weiter nix ist. Das werden die sein, die schon drunter stehen. Wie Dich das aber dazu bringt, mir zu sagen, ich hätte nicht Korretur gelesen... mit solchen Vorwürfen bin ich jedenfalls immer etwas vorsichtig. Aber wie ich schon an anderer Stelle sagte: Vielleicht bin ich ja noch nicht lange genug hier, um sowas beurteilen zu können :Pfeif:

Zum Thema "Sonstige" - davon halte ich nicht viel, denn da gehören meiner Meinung nach ganz andere Geschichten hin. Aber - auch das ein Wiederholung - Schubladendenken macht keine guten Geschichten.

 

Der erste wie auch der zweite Mord waren klar, wenn natürlich auch wenig schleierhaft nebulös. ;) Aber das war ja offensichtlich auch so beabsichtigt, nehm ich mal an. Ob da mehr Spannung rein muss? Für mich nicht, da die Erzählung trotz 'Schleichfahrt' sehr gut rüberkommt. Bin aber mal gespannt, was Du da noch ändern wirst ...

 

Noch mal der Weltenläufer

(Jippie, ich hatte recht! Und das, wo ich doch so schlecht im Pointenerschnüffeln bin! )

Eine SAche, die nicht so ganz passen will:
also, was mich irritierte, war auf jeden Fall dieser Satz:

Am Strand sah er ihr nach, dann wandte er sich dem Hafen zu
das impliziert für mich Bewegung, und Tote bewegen sich ja bekanntlich nicht.
Finde ich stilistisch nicht sonderlich gelungen.
Aber vielleicht übersehe ich hierbei auch nur eine Metaebene?

grüßlichst
weltenläufer

 

@weltenläufer:

ich hatte schon gemeint, dass sich die Leiche bewegt. Doch, doch. So wie auch die erste Leiche im Wasser heruntersingt und wahrscheinlich wegtreibt, macht es auch die zweite.

Danke für das Feedback!
F.

 

Liebe Frauke!

Na hoffentlich begegne ich Deinem Protagonisten nie, wenn er so gern lange blonde Haare beim Ertrinken sieht! – Bei mir ist das jedenfalls rübergekommen, daß er beide Frauen ertränkt und ihm dabei das »Fließen« der Haare gefällt.
Was mir nicht klar ist, ist was es mit dem Bart nun auf sich hat. Einerseits soll er wohl Tarnung sein, weil er vorher keinen hatte, andererseits betonst Du aber auch die gerade erlangte Männlichkeit, und das verwirrt ein bisserl. Was genau willst Du damit nun sagen?
Und warum spricht er mit Amelie nichts, warum sitzt sie auf dem Schemel während er ißt? – Da Du es erwähnst, würde ich es auch nicht so im Raum stehen lassen wie ein Fragezeichen. ;)

Der Rest der Reihe nach:

»Unter ihm auf der Straße zog dann und wann noch ein Wagen vorbei. Die Hufe klapperten auf dem ungleichen Pflaster und es wirkte, als wollten nicht einmal die Pferde länger hier verweilen.«
– Hier muß ich xadhoom widersprechen, ich fände den Satz so, wie er vorher war, also mit Beistrich statt dem Punkt, schöner. Du hast ohnehin viele sehr kurze Sätze in der Geschichte, was ich eher als störend empfinde, da mußt Du nicht noch weiter verkürzen. ;)

»Wenn er eine Wahl gehabt hätte, wäre auch er nicht hier. Aber es war lange her, dass er eine Wahl gehabt hatte.«
– würde den Ausdruck nicht eins zu eins wiederholen, sondern z. B. »dass er wählen konnte« oder »eine Entscheidung treffen konnte«

»dass er Opfer seiner selbst wurde.«
– seiner Selbst

»Aber der Anfang war gemacht, und von jetzt an führte der Weg aufwärts.«
– bereits das zweite von einer ganzen Reihe von Abers (mindestens sieben folgen noch)

»Stolz warf er sich vor der Dunkelheit in die Brust.«
– nicht eher »an die Brust«?

»Während er ass, ließ sie sich auf dem kleinen Schemel nieder und sah ihn an. Dann nahm sie das Tablett und verschwand .«
– aß
– Leertaste zuviel nach »verschwand«

»Selten sprach sie ein Wort.«
– Du sagtest bereits, daß er mit ihr nicht sprach, und ich nehme nicht an, daß sie Selbstgespräche führt. ;)

»und mühte sich, in solchen Momenten nicht zu ihr zu blicken.«
– wäre für »bemühte sich« oder »gab sich Mühe«

»sprach von dem Schiff, das sie und ihren Vater nach Hause brachte.«
– bringen sollte?

»Das dunkle Wassers hatte ihr Leben zu ihm heraufgespiegelt.«
– Wasser (-s)
– schwer vorstellbar, wie Wasser etwas heraufspiegelt, da sie doch unter Wasser ist, er also höchstens sein eigenes Spiegelbild sehen kann, oder?

»Ohne einen Laut war sie in die Unendlichkeit versunken und der kalte Spiegel hatte sich über ihr geschlossen.«
– das kann ich mir besser vorstellen, wenn sie versunken ist und das Wasser wieder ruhig wird, daß dann oben wieder der Spiegel ist, der durch die Wellen vorher zerstört gewesen sein muß.

»Tjore atmete schwer als er an den Duft der Haare dachte,«
– schwer, als


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Manchmal musst Du mich erst im wirklich Leben darauf hinweisen, dass Du ne neue Geschichte gepostet hast, damit ich sie finde ... also:

Ich hätte den Text als Deinen erkannt, wenn Dein Name nicht drüber gestanden hätte. Mehr noch: Ich habe ihn nicht gelesen, sondern Deine Stimme hat ihn mir im Geiste vorgelesen. Will sagen: Ich hab Dich scheinbar verdammt oft bei Lesungen gehört ;)

Jedenfalls habe ich sprachlich nichts auszusetzen.

Dein oft nebulöser Erzählstil geht hier aber für meine Begriffe einen Schritt zu weit und steht im, um im Bild zu bleiben, Nebel und tastet sich hierher und dorthin, ohne freilich gegen eine Straßenlaterne zu rennen.

Anders ausgedrückt: Die Story ist zwar dicht und intensiv erzählt, aber sie verursacht bei mir keinerlei Spannung. Zwar kann man sich am Ende zusammenreimen, dass Morde geschehen sind. Aber Spannung entsteht so nicht. Dazu dürfte der Leser nicht so lange im Unklaren gelassen werden. Um mit einer Hauptfigur zu fiebern, muss ich zumindest eine grobe Ahnung haben, was ihr droht, was ihr Problem ist oder was ihr Ziel. Wir erfahren nur eines:

Wenn er eine Wahl gehabt hätte, wäre auch er nicht hier.
Das ist eine sehr vage Formulierung. Warum will er weg? Hat er keinen Bock mehr auf seinen Chef, hat ihn seine Frau betrogen, oder hat er gerade einen Mord begangen? Die Angst wird nicht greifbar, der Druck auch nicht; dabei weiß die Figur es aber ganz genau, nur die Autorin lässt den Leser im Unklaren. Manchmal schafft eine unbekannte Bedrohung Neugier, hier bleibt sie für meine Begriffe zu vage.

Ein weiterer Kritikpunkt ist der Lokalkolorit. Der bleibt meiner Ansicht nach im Ansatz stecken, denn die Handlung erscheint mir beliebig, was Ort und Zeit angeht, abgesehen von der Tatsache, dass es Meer, See oder Fluss geben muss, um eine Leiche reinzuschmeißen und ihre Haare dabei zu beobachten ;) Mir scheint aber, Du hast Dir durchaus was dabei gedacht, die Story ins Norwegen der Vergangenheit zu verlegen; aber was, das fehlt mir.

Fazit: gut geschrieben, aber nicht spannend (jaa, ich weiß, es steht hier, weil's ein Krimi ist - aber auch ein solcher darf gerne bitte spannend sein!)

Uwe
:cool:

 

Hallo Frauke,
ich mag ja diese Psychopaten. :) ... und deshalb hat mit die Geschichte auch gefallen. Ein Grund dafür ist auch dein abstrakter Schreibstil. Kann man das so nennen?

Allerdings habe ich auch eine Meckerei:
Wo befindet er sich? Erst dachte ich, er würde mit einem Fuhrwerk an der Steilküste entlang fahren, dann muss er einige Schritte zur Tür gehen.
Ich mein, da solltest Du etwas deutlicher werden.
.........
Bis dahin würde er sich an das Gefühl gewöhnt haben und nicht mehr ständig mit der Hand darüber fahren. Damit könnte er sich verraten. Er musste daran arbeiten, aber noch war es ungewohnt.
.........
Ha, eine Frau kann das nicht wissen: Man macht es auch noch nach 30 Jahren. Man verrät sich dadurch nicht :)

.......
Sie hatte einen Teil von ihm mit sich genommen.
.......
Sie hatte ihm den Bart geklaut? :)

Gruß 3

 

@all!

Ich danke Euch für die Hilfe. Die Geschichte hat durch Euer Feedback durchaus einiges Gewonnen, vor allem Klarheit. Ich habe die Motive ein wenig genauer dargestellt.

@Uwe: Mehr Schemen im Nebel und jetzt auch echter Nebel.

Die Angst der Figur habe ich mit Absicht nich deutlich dargestellt, denn eigentlich hat er keine, spürt sie nicht. Er trifft - in seiner Welt - logische, wenn auch endgültige Entscheidungen, denen er dann folgt, koste es, was es wolle. Hätte er Angst, würde er in wilder Panik rennen, ausser Reichweite sein wollen, nicht überlegt ein Zwischen-Leben im Kokon vorziehen, bis dem neuen Leben nichts mehr im Wege steht.

@Dreimeier: Ich weiß, dass Männer mit ihrem Bart spielen, darüber streichen, etc. Aber ist es denn nicht so (wie ich immer wieder sehe), dass man das bei einem frischen Bart anders und häufiger tut? Verwundert, dass er da ist, ...? Also habe ich ein "irritiert" eingebaut, dass das vielleicht klarstellt. Hilft es?

@Susi: Danke für die fleißige Fehlersuche!

Lieben Gruß,
Frauke

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom