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Leibwache und drei, zwei exaltierte erogene Zonen

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28.07.2005
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Leibwache und drei, zwei exaltierte erogene Zonen

Leibwache und drei, zwei exaltierte erogene Zonen

Finanzkrise. Wirtschaftskrise. Jobverlust. Armut. Hartz IV. Ich lese das mit einem Zucken meines Herzens, durch das sich mein Alkoholpegel automatisch erhöht. Meine Lunge und meine Bronchien lassen mich schwach atmen, keuchen, krächzen. Markieren den Schleim, um ihn soweit wie möglich herauszuspucken, was bedeutet, dass er von dem Rauch meiner Zigarette eingefangen wird, und langsam wie eine Schnecke und träge wie das Leben selbst nach unten läuft. Die Perspektive verschwitzt sich in schlaflosen Nächten in eigenen oder fremden Betten.

Der Schmerz ist groß, und ich spüre wie er mich langsam auffrisst. Der Herr der Krankheiten, der Schmerzen. Was bin ich nun? Ein Mensch, der sich selber auffressen kann, oder das Opfer einer Krankheit, der Versuchung zu sterben, der Versuchung, sich aus der Klemme des Lebens zu befreien. Ich keuche, huste. Blutiger Schleim dringt in meine Suppe ein. Spargelcreme-Suppe. Oh, wie lecker. Ich trinke meinen Kaffee, blicke auf die leckere Spargelcreme-Suppe, die sich mittlerweile dunkel verfärbt hat, und benutze meine angerauchte Zigarette, um sie nicht ganz so krank aussehen zu lassen. Die stinkende Asche scheint ihr gut zu bekommen. Es macht sie irgendwie gesund. Und wenn ich meinen Kaffee zu Ende getrunken habe, und der Bedienung zukrächze, dass ich zahlen will, wird sie die Verfärbung nicht auf meine blutverschleimten Bronchien zurückführen.

Es ist ein Leichtes von Gott und Hexen zu sprechen, wenn man keine „wirkliche Vorstellung“ hat, die auf wissenschaftlichen empirischen Daten beruht. Gott ist ein schwarzer Mann in einer weißen Robe. Sein gütiger Gesichtsausdruck bringt einen zu Fall. Hexen benutzen immer noch diesen alten Besen aus dem Mittelalter und fegen damit durch die Luft. Ab und zu ziehen sie die Stimme zu verquälten, altersbehäbigen Lauten zusammen, und schon hat man ein Bild gemalt, wenn man einen großen unförmigen Klecks auf der Nase nicht außer Acht lässt. Den Pinsel der Fantasie bis zum Äußersten der menschlichen Vorstellungskraft gebogen, bis zu einem Gefühl, von dem man glaubt, es noch zu verstehen. Das Gefühl noch „drin“ zu stecken.

In einer dieser kalten Nächte sitze ich in meinem Bett, und möchte am liebsten hüpfen. Von einem Bett auf das Nächste. Ich fühle mich wie in Trance. Leidenschaft, Lust und Gier ergreift meinen Oberkörper und unten lüftet sich das Geheimnis wie aus zwei drei werden kann. Ich betrachte es und giere danach, es in einen Akt der Nächstenliebe zu verstricken. Ich ziehe mir Kleidung über. Es ist Nacht und kalt. Aber Kleidung ist Anstand. Und ich bin anständig. Ich bin ein braver, netter, freundlicher Junge und anständig. Ich liebe Anstand. Ich möchte meine Lust mit dem Duft der Nächstenliebe besprenkeln. Mir bleibt nichts anderes übrig. Ich muss in den Puff.

Jetzt ist es soweit. Ich sehe sie. Gespenster. Flüchtige Erscheinungen. Kleine versteckte Hinweise. Große sphärenförmige Erscheinungen am Himmel. Es ist ein flinker Hase, eine kleine Ratte und ein wild um sich schlagendes Monster. Es drückt mich zu Boden. Ich ziehe meinen Mantel aus. Ich fasse mich an und spüre wie Hitze mich in Wallung bringt.

Wir blicken uns beide an. Der Tod hat ein so schönes Gesicht, wenn man ihn respektiert. Ich lasse einfach die Klappe fallen. Sie ist so schwer, dass ich erdrückt werde. Und ich spritze...... Blut, viel Blut

 
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hallo rueganerin,

vielen Dank für deine Anregungen.

Ich weiß ja nicht, ob ich da so durchgestiegen bin.

vll. jetzt.

Für mich geht es um einen notgeilen Lungenkrebspatienten. Kommt das hin?

genau. Ich habe versucht, Sex und Krankheit zu mischen. Glaube, dass ich es einigermaßen hinbekommen habe.

Die stinkende Asche scheint ihr gut zu bekommen. Es macht sie irgendwie gesund.

Ist das Selbstironie? Oder die Autosuggestion eines totkranken Kettenrauchers? ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll.


Es geht um die Suppe. Die Suppe schaut krank aus, weil er reinhustet, wird rot, die Asche verfärbt sie wieder. Es war die Suppe.

Hab nochmal viel verändert. Ein paar missglückte Formulierungen. Den Schluss. Hoffe, dass sie sich jetzt besser liest.

Nochmals vielen Dank für deine Mühe.

MfG Mantox

 

Hallo Mantox,

die Mischung aus Sex und Krankheit finde ich persönlich nicht so reizvoll, auch wenn ich Deine Ausarbeitung zum Thema nicht uninteressant zu lesen finde, zumal es in einem schicken Höhepunkt gipfelt.
Wobei ich den letzten Satz leicht variieren würde :

Blut, viel Blut.
fände ich besser, und es passt klanglich mE besser in das stellenweise sehr sprachverliebten Timbre der Erzählung.

Insgesamt kann mich Deine Geschichte aber nicht begeistern, dafür ist mir das Thema zu oberflächlich bearbeitet und eher zum Rahmen degradiert für die Sprachzuneigung, die in den Sätzen schwingt und klingt und des Lesers Aufmerksamkeit erhaschen will.


Textkram :

Ich lese das mit einem Zucken meines Herzens, durch das sich mein Alkoholpegel automatisch erhöht.
schräges Bild, denn der Alkoholpegel würde sich ja nur durch Zugabe von Alkohol erhöhen und durch die Verstoffwechselung, nicht durch Herztätigkeit - oder hat dem armen Menschen jemand Alkohol ins Herz gespritzt, was jedoch vermutlich schnell tödlich wäre
Meine Lunge atmet schwach, keucht, krächzt.
das Bild ist auch reichlich schief, nicht die Lunge atmet, sondern der Mensch in diese, und Keuchen und Krächzen machen eher die Bronchien
Die Perspektive verschwitzt sich in schlaflosen Nächten in eigenen oder fremden Betten.
auch schräg, aber den mag ich
der Versuchung sich aus der Klemme des Lebens zu befreien.
VersuchungKOMMA
Den Pinsel der Fantasie bis zum Äußersten der Menschlichen Vorstellungskraft gebogen,
menschlichen
In einer dieser kalten Nächte sitze ich in meinem Bett, und möchte am Liebsten hüpfen.
so hüpft er an seinem Liebsten, was keinen Sinn ergibt, also : am liebsten
Von einem Bett auf das nächste.
Nächste
Ich betrachte es und giere danach es in einen Akt der Nächstenliebe zu verstricken.
danachKOMMA
Ich ziehe meinen Mantel aus, weil der Schweiß viele verwunschene Perlen hinterlässt. Ich fasse mich an und spüre wie Hitze mich in Wallung bringt.
diesen Klang der Sätze finde ich persönlich sehr unerfreulich, weil sie ohne Not so pathetisch-pompös daherkommen

Grüße
C. Seltsem

 

Hallo Mantox,

Das Thema deiner Kurzgeschichte finde ich durchaus interessant. Körperliche Liebe und Krankheit zu vermengen, bietet einiges an Potential, man denke nur an die ganzen literarischen Klischees, die man hier pulverisieren könnte.
Die Ausführung ist dir jedoch meiner Meinung nach nicht so gut gelungen. Für meinen Geschmack enthält dein Text viel zu viel (oder unpassende) gezwungene Lyrik, die häufig aufgesetzt wirkt und dadurch die Lesbarkeit verschlechtert. Der Flow fehlt, wie ein Kumpel von mir sagen würde.

Ich lese das mit einem Zucken meines Herzens, durch das sich mein Alkoholpegel automatisch erhöht.

Dieses Bild gefällt mir, wie manches andere in deinem Text, sehr gut:
Ich gehe davon aus, daß er vorher Alkohol getrunken hat, dann pumpt jeder Herzschlag etwas davon umher. Das ist schön derbe, dichte Informationsvermittlung, zack zack. Nur das "automatisch" gefällt mir in diesem Satz vom Klang her nicht. Wie wärs mit "langsam" oder "stoßweise", "unaufhaltsam?"

Also: lyrisch ist weniger manchmal mehr, ansonsten interessantes Stück.

Grüße,
Felix

 

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