- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 3
Leibwache und drei, zwei exaltierte erogene Zonen
Leibwache und drei, zwei exaltierte erogene Zonen
Finanzkrise. Wirtschaftskrise. Jobverlust. Armut. Hartz IV. Ich lese das mit einem Zucken meines Herzens, durch das sich mein Alkoholpegel automatisch erhöht. Meine Lunge und meine Bronchien lassen mich schwach atmen, keuchen, krächzen. Markieren den Schleim, um ihn soweit wie möglich herauszuspucken, was bedeutet, dass er von dem Rauch meiner Zigarette eingefangen wird, und langsam wie eine Schnecke und träge wie das Leben selbst nach unten läuft. Die Perspektive verschwitzt sich in schlaflosen Nächten in eigenen oder fremden Betten.
Der Schmerz ist groß, und ich spüre wie er mich langsam auffrisst. Der Herr der Krankheiten, der Schmerzen. Was bin ich nun? Ein Mensch, der sich selber auffressen kann, oder das Opfer einer Krankheit, der Versuchung zu sterben, der Versuchung, sich aus der Klemme des Lebens zu befreien. Ich keuche, huste. Blutiger Schleim dringt in meine Suppe ein. Spargelcreme-Suppe. Oh, wie lecker. Ich trinke meinen Kaffee, blicke auf die leckere Spargelcreme-Suppe, die sich mittlerweile dunkel verfärbt hat, und benutze meine angerauchte Zigarette, um sie nicht ganz so krank aussehen zu lassen. Die stinkende Asche scheint ihr gut zu bekommen. Es macht sie irgendwie gesund. Und wenn ich meinen Kaffee zu Ende getrunken habe, und der Bedienung zukrächze, dass ich zahlen will, wird sie die Verfärbung nicht auf meine blutverschleimten Bronchien zurückführen.
Es ist ein Leichtes von Gott und Hexen zu sprechen, wenn man keine „wirkliche Vorstellung“ hat, die auf wissenschaftlichen empirischen Daten beruht. Gott ist ein schwarzer Mann in einer weißen Robe. Sein gütiger Gesichtsausdruck bringt einen zu Fall. Hexen benutzen immer noch diesen alten Besen aus dem Mittelalter und fegen damit durch die Luft. Ab und zu ziehen sie die Stimme zu verquälten, altersbehäbigen Lauten zusammen, und schon hat man ein Bild gemalt, wenn man einen großen unförmigen Klecks auf der Nase nicht außer Acht lässt. Den Pinsel der Fantasie bis zum Äußersten der menschlichen Vorstellungskraft gebogen, bis zu einem Gefühl, von dem man glaubt, es noch zu verstehen. Das Gefühl noch „drin“ zu stecken.
In einer dieser kalten Nächte sitze ich in meinem Bett, und möchte am liebsten hüpfen. Von einem Bett auf das Nächste. Ich fühle mich wie in Trance. Leidenschaft, Lust und Gier ergreift meinen Oberkörper und unten lüftet sich das Geheimnis wie aus zwei drei werden kann. Ich betrachte es und giere danach, es in einen Akt der Nächstenliebe zu verstricken. Ich ziehe mir Kleidung über. Es ist Nacht und kalt. Aber Kleidung ist Anstand. Und ich bin anständig. Ich bin ein braver, netter, freundlicher Junge und anständig. Ich liebe Anstand. Ich möchte meine Lust mit dem Duft der Nächstenliebe besprenkeln. Mir bleibt nichts anderes übrig. Ich muss in den Puff.
Jetzt ist es soweit. Ich sehe sie. Gespenster. Flüchtige Erscheinungen. Kleine versteckte Hinweise. Große sphärenförmige Erscheinungen am Himmel. Es ist ein flinker Hase, eine kleine Ratte und ein wild um sich schlagendes Monster. Es drückt mich zu Boden. Ich ziehe meinen Mantel aus. Ich fasse mich an und spüre wie Hitze mich in Wallung bringt.
Wir blicken uns beide an. Der Tod hat ein so schönes Gesicht, wenn man ihn respektiert. Ich lasse einfach die Klappe fallen. Sie ist so schwer, dass ich erdrückt werde. Und ich spritze...... Blut, viel Blut