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Letzte Reise
Er lauschte seinem Herzschlag. Es schlug schneller als sonst. Kein Wunder. Er war nervös, angespannt. Sein Blick streifte durch den Raum, blieb bei den Zeichnungen an den Wänden hängen. Striche, Sprüche, abstrakte Skizzen. Die Wände waren voll damit. Sein Blick ging weiter, blieb am Bettgestell hängen. Ähnliche Zeichnungen wie an den Wänden.
Auf dem Tisch vor Ihm lag das Buch der Bücher. Er hatte es gelesen. Sogar zweimal. Nur zum Zeitvertreib. Antworten, oder gar Hilfe, hatte er nicht darin finden können.
Jetzt wanderte sein Blick zur Tür. Wie lange dauerte es noch? Die Zeit verging nicht. Er wartete schon eine Ewigkeit, so schien es ihm zumindest. Vielleicht gab es Probleme. Vielleicht verschob sich mal wieder alles. Es wäre nicht das erste Mal.
Er hatte keine Kraft mehr, die Warterei verzehrte ihn. Er sehnte sich einem Ende entgegen. Gestern schon der Priester bei ihm gewesen, auch einen Friseur hatten sie extra herkommen lassen, um ihm die paar verbliebenen Haare zu nehmen.
Er schloss seine Augen, hörte sich atmen. Um Ihn herum war alles still, draußen war niemand unterwegs. Stille, unendliche Stille. Vielleicht sollte er sich schon einmal daran gewöhnen.
Seine Gedanken schweiften weit weg, zu seinen Eltern. Beide schon lange tot. Zu seinen beiden Brüdern, auch bereits tot. Zu seiner Frau, seinem Sohn. Auch tot.
Seine Gedanken kamen zurück zu ihm. Wie lange saß er nun schon hier? Er konnte es nicht sagen.
Zeit war hier unendlich. Eile, ein Begriff der hier nicht bekannt war. Geduld, etwas das man zwangsläufig lernt.
Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen. Ein Geräusch. Näherkommende Schritte. Ein Klicken, die Tür wurde langsam geöffnet. Drei Männer bauten sich vor ihm auf. Niemand sprach, er wusste was zu tun war. Die Zeit war gekommen. sein Wille, sein Widerstand gebrochen. Keine Kraft mehr zu kämpfen.
Ein langer Gang, am Ende nur eine Tür. Die Männer begleiteten ihn. Langsam, aber mit großen Schritten ging er vorwärts, erreichte die Tür. Einer der Männer öffnete Sie.
Ein neuer Raum, ein Stuhl in der Mitte, ein paar Leute darum versammelt. Er sah niemandem in die Augen, setzte sich einfach auf den Stuhl und schloss er die Augen.
Seine Gedanken schweiften wieder weg von ihm, weit weg von den Geschehnissen um Ihn herum, erreichten seine Familie. Seinen Eltern. Seiner Frau. Seinem Sohn.
Irgendwo in der Ferne hörte er eine Stimme.
„Irgendwelche letzten Worte?“
„Ich komme.“