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Liebe

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03.01.2005
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Liebe

Die Tür öffnet sich mit einem lauten Knall und der Mann tritt schwitzend ein. Sein schneller Atem lässt seine Frau aufschauen. Auch die Kinder sind fasziniert ihren Vater in der Mitte des Raumes so zu sehen, schwer atmend, als wäre er kilometerweit gerannt.
„Was hast du?“ fragt die Frau bekümmert, erhebt sich und geht auf ihn zu. Der Mann fasst sich. Er geht zum Tisch und legt einen kleinen bläulich schimmernden Gegenstand darauf. „Das“, begann er, „ist eine Traube!“. „Aha.“ Antwortete seine Frau. Sie musterte ihn besorgt. „Es ist nicht irgendeine Traube!“. „Natürlich.“ Sie schlendert um den Tisch und befühlt seine Stirn. „Dies ist eine Traube aus dem Paradies!“ Sie dreht sich um und sieht wie leicht ihre Kinder zu verzaubern sind. Diese haben sich an den Tisch gesetzt und stieren nun auf die Traube, ohne ihr jedoch zu nahe zu kommen, geschweige denn sie zu berühren. „Woher weißt du das? Denk doch mal nach: Eine Traube aus dem Paradies! Wie soll so eine Traube denn in der Verdorbenheit dieser Welt bestehen können? Sie würde doch sofort verfaulen, sie ist doch was besseres ...“ Kindergezänk unterbricht sie. Eines der Kinder hat die Traube berührt und nun beklagen sich die anderen über diese Entweihung. „Woher weiß den die Traube“, erwiderte der Mann, „wie sie verfaulen muss? Da sie aus dem Paradies kommt, kann sie nichts negatives an sich haben ...“ - „Und am Ende verwandelt ihre Größe unseren schäbigen Holztisch noch in Gold, oder schenkt dem, der sie isst das ewige Leben? Mach doch endlich die Augen auf!“
Daraufhin geht der Mann wütend zum Tisch, nimmt seine Traube und verlässt das Haus.

 

Hello Tribun,

es will sich mir nicht erschliessen, was diese Geschichte für einen Sinn haben könnte und wie sie zu ihrem Titel kommt. Aber nicht alles, was völlig unverständlich ist, muss gleich philosophisch sein.
Man könnte interpretieren, dass der Mann mit 'Paradies' eine andere Frau, eine Frau ohne materielle Interessen meint, zu der er am Ende zurückkehrt - aber das will mir mühsam erscheinen.

'Sie musterte ihn besorgt' - hier plötzlich Vergangenheit? Du springst öfter in der Zeit.

Viele Grüsse vom gox

 

Deinen Ansatz verstehe ich schon. Er ist wesentlich offensichtlicher als gox ihn zu suchen scheint. Die Idee ist altbekannt und durchaus interessant zu thematisieren. Schade, dass Du nicht deinen Gedankengang dazu äußerst (oder hab ich das jetzt überlesen??). Deine Variante der Lösung dieses Rätsels würde mich ernsthaft interessieren, und schließlich sollen wir uns ja nicht mit unseren Posts dem Ergebnis nähern sondern einen tollen Denkanstoß von Dir bekommen ^^

Blandon

 

Ehrlich gesagt, weiß ich die genaue Antwort selber nicht. Es geht darum, dass die Liebe einerseits ein Wunder und andererseits alltäglich ist. Einerseits kann sie Dinge in Gold verwandeln, andererseits tut sie's nicht.
Jedenfalls ist das paradisische an der Traube nur im Kopf des Mannes, nicht an der Traube selbst. Die Kinder haben in ihrer Unwissenheit zuviel Respekt vor der Idee des Mannes und die Frau hält ihn für übergeschnappt. Sie weiß, dass eine Traube zum essen da ist, so oder so.
Idealism meets pragmatism.

 

Hallo Tribun,

deine Geschichte finde ich interessant: Sie hat skurrile Züge und zeigt, wie nahe beieinander Illusion und Desillusionierung liegen. Außerdem weist sie auf das Problem hin, dass man nicht unbedingt das `Ding an sich´ sondern das sieht, was man sehen will. Im Kontext der Geschichte ist dies aber eher ein psychischer Aspekt als ein philosophischer. Gut finde ich auch, wie du die Atemlosigkeit des Mannes und die abwehrende Haltung (aus ihrer Sicht berechtigt) der Frau darstellst.

Kleiner Tippser:
„Woher weiß den die Traube“

Tschüß... Woltochinon

 

Hallo!

Ich finde die Idee, die dich zu dieser Geschichte bewogen hat, sehr gut. Als Kinder sind wir natürlich und begeisterungsfähig, etwas ohne Vorurteile anzunehmen, an es zu glauben und können deshalb auch intensiver die Schönheiten bestimmter Dinge wahrnehmen. Je älter wir werden, umso mehr bohrt sich doch der "Realismus" (anderes Wort für schlechte Erfahrungen) in unsere Wahrnehmung und wir werden "blind", manche Dinge in ihrer reinen, sie ausmachenden Schönheit zu erkennen. Unter anderem auch die Liebe. Dass die Frau ihn gleich für übergeschnappt hält, zeigt, dass sie selbst die Fähigkeit reiner Gefühle verloren hat oder vielleicht nie besaß. Über sie reagiert die Vernunft. Der Mann ist ein Träumer, ein Sucher, in ihm lodert noch der Glauben. Auch die Kinder in ihrer Naivität sind noch begeisterungsfähig.
Die Reaktion des Mannes ist Enttäuschung und das Unverständnis der Frau zeigt ihm vielleicht ihre Gedankenlosigkeit und vielleicht auch mangelnde Wertschätzung wahrer Gefühle, die es wohl auch erfordern, einige als "allgemein gesellschaftlich als für vernünftig" gehaltene gewachsene Traditionen in Frage zu stellen.

So habe ich deine Geschichte interpretiert :)

Viel Spaß beim Schreiben!

 

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