Liebe
Die Tür öffnet sich mit einem lauten Knall und der Mann tritt schwitzend ein. Sein schneller Atem lässt seine Frau aufschauen. Auch die Kinder sind fasziniert ihren Vater in der Mitte des Raumes so zu sehen, schwer atmend, als wäre er kilometerweit gerannt.
„Was hast du?“ fragt die Frau bekümmert, erhebt sich und geht auf ihn zu. Der Mann fasst sich. Er geht zum Tisch und legt einen kleinen bläulich schimmernden Gegenstand darauf. „Das“, begann er, „ist eine Traube!“. „Aha.“ Antwortete seine Frau. Sie musterte ihn besorgt. „Es ist nicht irgendeine Traube!“. „Natürlich.“ Sie schlendert um den Tisch und befühlt seine Stirn. „Dies ist eine Traube aus dem Paradies!“ Sie dreht sich um und sieht wie leicht ihre Kinder zu verzaubern sind. Diese haben sich an den Tisch gesetzt und stieren nun auf die Traube, ohne ihr jedoch zu nahe zu kommen, geschweige denn sie zu berühren. „Woher weißt du das? Denk doch mal nach: Eine Traube aus dem Paradies! Wie soll so eine Traube denn in der Verdorbenheit dieser Welt bestehen können? Sie würde doch sofort verfaulen, sie ist doch was besseres ...“ Kindergezänk unterbricht sie. Eines der Kinder hat die Traube berührt und nun beklagen sich die anderen über diese Entweihung. „Woher weiß den die Traube“, erwiderte der Mann, „wie sie verfaulen muss? Da sie aus dem Paradies kommt, kann sie nichts negatives an sich haben ...“ - „Und am Ende verwandelt ihre Größe unseren schäbigen Holztisch noch in Gold, oder schenkt dem, der sie isst das ewige Leben? Mach doch endlich die Augen auf!“
Daraufhin geht der Mann wütend zum Tisch, nimmt seine Traube und verlässt das Haus.