Liebesalptraum
Eigentlich sollte ich nach dem gestrigen Tag glücklich sein, doch ich bin es nicht. Alles hat auf dieser komischen Rückfahrt begonnen. Die Mutter, die uns abholte, war Anfang 40. Als wir uns ins Auto setzten –Stille-, doch dann begannen unsere Gespräche auf so eine komische Weise, dass alles was danach kam, schief gehen musste. Die Mutter fragte:“ Warum nimmt er jetzt doch die Straßenbahn?“ Ihre 14-jährige Tochter antwortete: „ Es ist doch viel schneller wenn man mit der Straßenbahn eine Haltestelle fährt, als mit dem Auto.“ Daraufhin sagte die Mutter: Ja schon, aber was wenn die Straßenbahn erst in 20 min kommt?“
-Stille-
Dann macht die Mutter, das Radio an: -Linkin Park feat. Jay-z Numb/Encore-
Ich frag mich „heute“ oder „warten“? Ich entscheide mich für „Heute“. Neben mir sitzt sie: rotbraunschwarze Haare, ihr langes Tuch als Schal um den Hals gewickelt, ihr roter Mantel passt hervorragend zu den ausgelatschten Chucks, ihre braune Miss Sixty Cordhose und ihre Umhängetasche stimmen farblich überein und ihr Lächeln, so süß, dass ich es nicht ertragen kann.
Wir fahren weiter, durch einen Tunnel, ich denk mir, nach dem Tunnel sagst du es ihr. Wir kommen aus dem Tunnel gefahren
-Stille-
Man hört nur das Lied- Dann nach dem Tunnel fass ich mit meiner linken Hand an ihre Backe und dreh ihren Kopf sanft zu mir. Ich sage leise aber deutlich: „Ich liebe dich“
Sie schaut mich an, schaut weg. Ich denke mir: “Shit, sie wird nichts mehr sagen. Du konntest wieder einmal nicht warten. Ich bete. Mir fällt plötzlich ein, dass ich es mit beten versuchen könnte: „Herr, mach dass sie mich liebt!“
-Stille-
Wir sind schon fast in meinem Wohnort angekommen, da streckt sie mir die Hand hin und legt ihre Hand in meine. „Yippie!“ Sie ist bei mir, sie hält meine Hand, sie liebt mich. Eigentlich bin ich total glücklich, doch irgendetwas in mir, weis dass es wieder so enden wird wie bei Nathalie.
-Stille-
Keiner redet von uns beiden. Die Welt zieht an uns vorbei. Die Zeit steht nicht still, es hat nur den Anschein, dass sie keine Auswirkung auf uns hat. Ich versuche mit meinem linken Daumen ihre Hand zu streicheln. Sie schaut mich kein einziges Mal mehr an. Als wir vor meinem Haus halten, zieht sie plötzlich, als wäre ich der letzte Abschaum, ihre Hand aus meiner. Ich will mich zu ihr beugen und ihre einen Abschiedskuss geben, doch sie schüttelt den Kopf
-Stille-
„Auf Wiedersehen, und danke fürs fahren!““, sag ich zu der Mutter, die mich mit irgendwelchen Themen belatschert. Ich steig aus und dreh mich um und winke, dann schlurf ich den kurzen Weg von der Wendeplatte zu mir nach Hause.
-Totenstille-Ich schau den Himmel an, sehe die Sterne, Ich öffne die Wohnungstür. Der Fernseher läuft. Ich ziehe meine Jacke aus, und werfe sie in mein Zimmer. Dann tappe ich geistesabwesend ins Bad. Putze mir die Zähne
-Stille-
Mein Vater kommt ins Bad und sagt:“ Zieh dich aus und geh ins Bett. Wir reden morgen darüber, dass du so lange gebraucht hast um nach Hause zu kommen.“
Ich frag mich was er sagen würde, wenn ich ihm alles erzählen würde.
Ich geh in mein Zimmer und leg mich aufs Bett, schalte das Licht aus, hole mein Handy aus meiner Tasche und schreibe eine Sms:
Hei alles klar? Willst du eigentlich wirklich mit mir zusammen sein? Oder bist du dir nicht sicher und des vorher war nicht des was du wirklich willst? Mail back I luv u.
Ich warte und hoffe, dass alles nicht so ausgeht wie ich es schon einmal erlebt habe. Beep-Beep. Ihr Namen erscheint auf meinem Display. Ich öffne die Sms und lese:
Überrumpelt, verwirrt. Was soll ich dir nur sagen? Mach dir bitte nicht allzu große Hoffnungen. Ja ich bin mir unsicher. Ich wollte deine Worte nur nicht einfach so im Rum stehen lassen.
„Argh“ es ist passiert. So wie beim letzten Mal. Alles wurde durch meine Ungeduld zerstört. Alles zerstört. Ich Dorfdepp hab mir eine Kleinigkeit erlaubt, die man sich im 21. Jahrhundert nicht erlauben sollte. Ich habe geträumt. Was hat mich dazu veranlasst den tollen Tag so zu zerstören? Wollte ich, dass der Tag dadurch, dass sie und ich zusammen sind, perfekt sein sollte!
Hätte ich die Sms nicht schreiben sollen, und einfach ein einziges Mal naiv sein sollen? Hätte ich einfach so tun sollen als seien sie und ich zusammen?
Ich leg mich ins Bett und heule. Heule weil ich genau wusste wie es ausgehen würde bevor es überhaupt angefangen hatte.
-Stille-
Es wird langsam zur Routine: Ich versteh mich mir einem Mädchen blendend, doch alles wird durch meine Ungeduld zerstört. Ich sitze nachts um 2 Uhr in meinem Bett und schreibe alles so auf wie es passiert ist, als wäre es ein Tagebucheintrag. Ich schreibe mir alles von der Seele, doch besser fühl ich mich keineswegs. Ich habe Angst. Es ist noch nichts entschieden. Sie braucht Zeit zum Nachdenken. Doch ich weis was sie sagen wird, ohne zu wissen ob sie überhaupt noch wach ist. Manche Dinge weiß man ohne dass man weiß woher man sie weiß. Ich der Tellerwäscher und sie die Zerstörerin meines Traumes. Ich kann es ihr gar nicht übel nehmen. Mir fallen die Worte eines bekannten Dichters ein:“ Liebe, bei Liebe ist jeder egoistisch. Niemand ist beim Thema Liebe sozial oder menschlich. Die Liebe, die Ausdrucksform des Egoismus.“ Doch ich weis jetzt schon, wenn sie sagen wird: “Es tut mir leid. Ist das ok für dich?“ werde ich antworten:“ Ja ist es und ich werde immer ein Freund für dich sein, der dich lieben wird, mit dem du über alle Probleme reden kannst. Doch dass ist eine Lüge, ich liebe sie, so sehr, dass ich die Wahrheit, dass ich zerstört am Boden liebe und heule, ihr nie sagen werde. Sie soll glücklich werden und ich will ihr nicht im Weg stehen.
Fin