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Liebesgrüße aus Wien

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11.11.2006
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Liebesgrüße aus Wien

Liebesgrüße aus Wien
Die Hölle kennt keine Wut wie die einer verschmähten Frau
Sprichwort aus England
von Astragalus

Diabolisch grinsend steht sie vor ihm. Ihre Kleidungsstücke liegen wirr im ganzen Raum verstreut und ihre nackte Haut bedeckt nichts weiter als seidene Spitzenunterwäsche. Ihr wallendes rotes Haar, das sich wie ein Lavastrom über ihren Schultern ergießt blendet ihn beinahe. Sie liebt es mit ihm zu spielen, ihn zu quälen, denn genau danach trachtet sie mit jeder Faser ihres Körpers. Auffordernd streichelt sie mit ihren weißen, kalten Händen ihre üppigen Brüste und spielt mit ihren Brustwarzen bis sie steif sind. Er kann seinen Blick nicht von ihr wenden, er kann sich nicht bewegen, er ist an einen Stuhl gefesselt und ihrem kranken Spiel hilflos ausgeliefert. Die Fesseln scheuern bei jeder Bewegung sein Handgelenk mehr und mehr auf und ein rötlicher Ring zeichnet sich an diesen Stellen ab. Mit übertrieben lasziven Bewegungen nähert sie sich ihm, umschmeichelt und liebkost sein Gesicht. Die fleischgewordene Sünde. „Ich will dich unter mir“ stöhnt sie ihm ins Ohr und reißt ihm mit einem animalischen Schrei sein Hemd vom Oberkörper. Ihre kalten Hände gleiten seinem nackten Oberkörper hinab und nähern sich seinen Genitalien. Er empfindet nichts als Abscheu für diese Ausgeburt der Hölle. Mit letzten Kräften zerreißt er seine Fesseln, greift hinter sich, zieht ein Messer und rammt es mit voller Wucht in ihren Körper. Mit einem ächzenden Laut taumelt sie rückwärts und bricht zusammen. Enorme Befriedigung und ein Gefühl der Freiheit durchfluten ihn und er betrachtet mit Genugtuung wie die Frau ihre letzten Atemzüge macht. Blut, so rot wie ein Rubin, breitet sich auf ihrem weißen Körper aus und ergibt eine pervers-schöne Mischung. Er tritt an sie heran und zieht das Messer langsam aus ihrer Brust. Verächtlich wischt er das daran haftende Blut an ihrem Körper ab und wendet sich der Tür zu. Er hat die Tür fast erreicht, als sich ihr Körper hinter ihm bewegt…

Schweißgebadet und vollkommen erschöpft erwachte er wie schon so viele Male davor aus einem erschreckend echt wirkenden Alptraum. Der Wecker zeigte 3:00 Uhr Morgens an, doch er wusste genau, dass er nicht mehr einschlafen würde. Er fühlte sich schuldig, schlecht, schmutzig. Verwirrt hielt er sich seine Hände vor Augen, als ob er erwarten würde, dass Blut an ihnen hafte. Wie konnte jemand wie er solch grausame Träume haben? Er fuhr sich durch sein schütter gewordenes Haar und stierte ausdruckslos die Zimmerdecke an. Er hatte in seinem ganzen Leben noch nie die Hand gegen ein menschliches Wesen erhoben oder jemanden ein Leid angetan, aber er war auch nur ein Mensch. Auch seine Toleranz hatte Grenzen. Würde er ihr ein Leid antun wenn er könnte? Wenn Gott und alle anderen Menschen dieser Erde einige Stunden wegsehen würden, würde er sie zur Rechenschaft ziehen und sie leiden lassen? Schnell verwarf er den absurden Gedanken. Er war ein Diener Gottes, ein Mann der für seine Mitmenschen eintrat, ihnen Hoffnung und Glauben schenkte und der Gottes Wort auf Erden verbreitete. Ein feiner Diener war er, der sich die Frage stellte ob er jemanden töten würde, wenn er die Gelegenheit bekäme. Langsam schob er sich aus dem Bett und kniete sich vor dem Kruzifix, das in seinem knapp 12 Quadratmeter großen Zimmer an der Wand hing, nieder um sein morgendliches Gebet zu halten. Wieder bemerkte er die Veränderung die er durchlaufen hatte. Es war nicht mehr so wie früher.

Vor einigen Jahren noch, hatte er aus seinem Glauben seine Kraft bezogen, war unerschütterlich gewesen, ein heiliger Mann der seine Tätigkeit liebte. Als sie vor 4 Jahren in sein Leben getreten war, dachte er, dass sein Glaube ihn durch diese „kleine“ Lebenskrise leiten würde, und dass diese Bastion niemals erstürmt werden könnte. Wie sehr er sich doch getäuscht hatte. Wie naiv er doch war. In diesen 4 Jahren hatte sie ihm alles genommen was ihn ausmachte. Es ging ihr nicht darum ihn bloßzustellen oder zu verletzen, sie wollte ihn ganz und gar vernichten und seiner Existenz jegliche Bedeutung nehmen. Hatte sie ihm auch seinen Glauben genommen? Alle Gefühle die sich in den letzten Jahren angesammelt hatten, kamen wieder hervor und trafen ihn immer in Situationen wie diesen. In stillen Momenten wo er über sein Leben und seinen Glauben nachdachte, wo sein ganzes Sein auf die Größe einer Fingerkuppe zusammenzuschrumpfen drohte. Die Hilflosigkeit, die Ohnmacht, das Gefühl völlig dieser Wahnsinnigen ausgeliefert zu sein. Wie leicht es doch für sie war in seine Privatsphäre einzudringen, sein Leben zu infiltrieren und ihm zu schaden. Nicht einmal auf geheiligtem Boden war er vor ihr sicher. Sie saß jeden Sonntag in der ersten Reihe und blickte ihn mit diesen hasserfüllten Augen an. Beschimpfte ihn vor der gesamten Gemeinde. „Hurenbock, Sauhund, Ministrantenficker“. Er würde diese Szenen der Demütigung nie vergessen. Sie fand seine Telefonnummer heraus, terrorisierte ihn Tag und Nacht. Als ihr das nicht genug war, kamen die Anzeigen. Sexuelle Belästigung, Unzucht, sogar Kinderschändung war dabei. Beinahe jede Woche musste er sich wegen etwas anderem verantworten und seine Unschuld beteuern. Die leichtgläubigeren Menschen wandten sich von ihm ab, es wurde über ihn getuschelt, man steckte die Köpfe zusammen, munkelte über neue Gerüchte.

Er beendete sein heruntergeleiertes Gebet, kleidete sich an und begann an seiner heutigen Predigt zu schreiben. Er wollte krampfhaft zu schreiben beginnen, aber seine Gedanken kreisten immer wieder um sein verpfuschtes Leben.

Gott konnte ihm damals nicht helfen, und so musste er sich an die Polizei wenden und sein Problem den irdischen Organen der Justiz überlassen. Alles was er erreicht hatte war ein Erlass, dass sich sein „größter Fan“ nicht näher als 100 Meter an ihn heranwagen durfte. Tja, sie kümmerte das wenig und der Terror nahm seinen Lauf. Depressionen, Schlaflosigkeit, Angstzustände und Resignation waren die Folge und er wäre sicher daran zu Grunde gegangen, hätte er nicht seine Sachen gepackt und wäre von einem Tag auf den Anderen nach Mistelbach aufgebrochen um endlich Frieden zu finden.
Ein Pfarrer der vor einer wahnsinnigen Stalkerin geflohen war, das ist also aus ihm geworden. So etwas gab es sicher nicht oft. Hier in Mistelbach wollte er ein neues Kapitel anfangen und seine Vergangenheit zurücklassen. Wie konnte diese Frau so viel Hass für ihn empfinden? Er hatte doch nichts Falsches getan.
Schlimm genug, dass er am Anfang von ihren Annäherungsversuchen geschmeichelt gewesen war und sie teilweise sogar genossen hatte, aber er musste ihr doch zu verstehen geben, dass er ein Gelübde geschworen hatte und dass er niemals eine Beziehung zu einer Frau eingehen konnte. Wieso musste sie sich ausgerechnet in einen Pfarrer verlieben? Obwohl er vom Alter her ihr Vater sein könnte, sie störte das nicht. Er sah die Szene lebhaft vor sich. Wie sie ihn voller Hass und Zorn anschrie „Dich mach ich fertig du scheiß Pfaffe“ und ihm ihre Faust mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen hatte.

Er kam wieder zu sich, als er das Blatt Papier auf dem er schrieb von einem Blutfleck bedeckt sah. Schnell griff er sich zur Nase und stoppte die Blutung mit einem Taschentuch. Noch so ein nettes Andenken, das diese Frau ihm hinterlassen hatte. Wenn er sich zu sehr aufregte fing seine Nase immer an zu bluten. Die Ärzte hatten gesagt das wäre psychisch bedingt. Diese Diagnose hätte er sich selber auch stellen können. Er sah auf das Blatt Papier und bemerkte wie stark er den Füller aufgedrückt hatte. Das Papier war so gut wie zerfetzt. Unbrauchbar, so wie er selbst. Nun war es amtlich, er war am absoluten Tiefpunkt seines Lebens angelangt. Alt, ängstlich, nervös, unfähig und unnütz. Das waren seine neuen Charaktereigenschaften.
Resignierend warf er seine angefangene Predigt zu Boden und stand auf um sich einen Tee zu kochen. Die Stille brachte ihn wieder zum Grübeln. Er wusste nicht warum, aber er fühlte sich seit einigen Tagen beobachtet, konnte aber nicht feststellen wer oder was dieses Gefühl auslöste. Wenn er auf der Straße ging, beim Einkaufen, bei seinen täglichen Besuchen bei Gemeindemitgliedern, überall spürte er bohrende Blicke in seinem Rücken. Konnte sie ihm bis hierher gefolgt sein? Machte sie sich ein perverses Vergnügen daraus ihn vorerst zu beobachten und sich ihm noch nicht zu zeigen? Nein, das wollte er nicht glauben. So krank konnte sie nicht sein. So krank durfte sie nicht sein. Das Telefon riss ihn aus seinen Überlegungen und mit einem Schlag überkam ihn unbändige Angst. Es war gerade einmal 5:00 Uhr morgens. Wahrscheinlich konnte diese Irre jetzt auch schon Gedanken lesen. Zitternd nahm er den Hörer ab, nur um sofort wieder aufzulegen. Wieder Stille. Das Telefon meldete sich wieder und das Schrille Geräusch brachte ihn schier um den Verstand. „Hallo?“ Stille auf der anderen Seite der Leitung. „Wer ist denn da? ... Wollen sie sich einen Spaß mit mir erlauben? … Ich finde das nicht witzig!“ Ein Klick ertönte und die Leitung erstarb. Schnell versuchte er den Gedanken, dass sie ihn gefunden haben könnte zur Seite zu schieben. Nicht gerade jetzt dachte er sich, wo er doch gerade einen Neustart versuchte. Trotz seiner Angst musste er kurz schmunzeln, wusste allerdings nicht ob aus Verzweiflung oder wegen der Ironie die in seiner ganzen derzeitigen Lage vorherrschte. Er plante einen Neustart mit 67 Jahren. Irgendwie war es abstrus?
Das flaue Gefühl im Magen verließ ihn nicht, und er hätte schwören können, dass ein weißer Mazda MX 6 mehrmals seinen Weg gekreuzt hat. Sie fuhr so ein Auto. Er schrieb es seinen schwachen Nerven und seiner angeknacksten Psyche zu, die seinem Verstand solche Streiche spielte. Überall sah er Gegenstände die ihn an sie erinnerten.

Die ersten Töne der Kirchenorgel erklangen mächtig im Gotteshaus das mit einer wunderbaren Akustik gesegnet war und mit langsamen Schritten erklomm er die Kanzel um die Messe zu beginnen. Er sammelte sich einen Moment und sah auf die große Menschenmenge, die vor ihm saß. Sein Blick schweifte ängstlich über die erste Reihe und insgeheim betete er, dass sie dort nicht sitzen würde. Er blickte in lauter fromme Gesichter und Erleichterung machte sich in ihm breit, denn er konnte sie nirgends sehen. Doch nur ein Hirngespinst. „Wie jeden Sonntag freue ich mich so viele wundervolle Menschen in der Kirche zu sehen und …“ er stockte. Was war das? Ein Platz in der ersten Reihe war frei und eine weiße Tasche befand sich auf dem leeren Platz. Ihre Tasche. Sie hatte sie immer dabei. Er würde wohl nie etwas vergessen, das dieser Frau gehörte. Immer noch an Zufall zu denken wäre totale Verblendung. Er merkte wie sich seine Kehle zuschnürte und er keinen Ton mehr herausbekam. Sie war hier und abermals drang sie in sein Leben ein. Er dachte sofort an Flucht, doch irgendetwas hinderte ihn daran. Er wollte sich nicht schon wieder seine Schwäche eingestehen. Diesmal wollte er nicht davonlaufen. Er brachte all seine Willenskraft auf und führte die Messe zu Ende. Danach begab er sich erschöpft in sein Beichtzimmer und empfing die Leute, die ihre Sünden loswerden wollten. „Geht es ihnen wirklich gut Pater? Sie wirkten während der Messe etwas, wie soll ich sagen,… angeschlagen.“ Er winkte ab und redete sich auf seinen Gesundheitszustand aus. Als der letzte „Sünder“ gegangen war setzte er sich an den Schreibtisch und öffnete mit einem Brieföffner die Post die sich in den letzten Tagen angesammelt hatte. Solch monotone Arbeiten hatten ihn schon immer beruhigt. Mit großer Sorgfalt betrachtete er jeden Brief und beinahe erwartete er eine mysteriöse Nachricht oder eine Botschaft von ihr, doch es war nichts Auffälliges dabei. Trotz seiner bleiernen Augenlider, die ihm ständig zuzufallen drohten, blieb seine innere Spannung. Irgendetwas war anders. Während der Messe hatte sich etwas getan, das er sich nicht erklären konnte.
Er vermochte nicht genau zu sagen wann sie gekommen war und wie lange sie schon in der Tür gestanden hatte, aber als er die Augen von seinem Schreibtisch hob sah er sie. Keine 6 Meter entfernt. Ihr feuerrotes Haar umspielte ihr ansehnliches Gesicht. Sie starrte ihn mit ihren grünen Augen herausfordernd an. „Na, hast du mich vermisst? Es waren wirklich lange Wochen ohne dich Norbert. Wie konntest du so einfach verschwinden ohne dich von mir zu verabschieden? Und dann Mistelbach? Willst du mich in den Ruin treiben? Was mich das kostet dich immer wieder zu besuchen! Ich werde wohl einen Umzug von Wien hierher in Erwägung ziehen müssen.“ Sie stolzierte auf ihn zu und warf ihm viele „Kusshändchen“ und andere Obszönitäten zu. Ihm war, als liefe ein Film vor ihm ab, so unreal kam ihm die Szenerie vor. Eine Leichtigkeit erfüllte ihn und er fühlte sich wie in Trance. Eigentlich war es ihm egal, dass sein schlimmster Alptraum, die Frau die ihn zu seiner Flucht getrieben und sein bis dahin gekanntes Leben zerstört hatte, ihn wieder heimgesucht hatte. Langsam erhob er sich aus seinem Sessel und begann sogar zu grinsen. Sein Gesicht verzog sich zu einer diabolischen Fratze. Er überlegte ob Gott wohl gerade wegsehen würde. Der spitze Brieföffner in seiner Hand fühlte sich einfach nur gut an.

 

Hallo

Hallo Leute, dies ist eine meiner ersten Kurzgeschichten. Ich schreibe erst seit ein paar Monaten und würde gerne eure Meinung über die Geschichte wissen.

Vielen Dank im Vorraus.

Mfg Astragalus

 

Hi!

Zunächst was nebenbei: In deiner Geschichte sind auffallend viele Kommafehler, und ein paar Absätze würden auch nicht schaden.

Dein Stil ist ganz Ok. Deine Geschichte ist nicht unbedingt mitreißend. Und auch nicht seltsam. Aber sie hat ein schönes, offenes Ende, und der Einstieg ist meiner Meinung nach auch gelungen. Nur zwischendrin macht sich ein wenig Langeweile breit. Vielleicht hast du ein wenig zu viel "drumherum" erzählt.

Ein wenig Überarbeitung, dann ließt sie sich sicher besser. ;)

Beste Grüße

Nothlia

 

Hi,

I. mir fällt auf, dass du viele Fremdwörte benutzt, die ich eigentlich unnötig finde (Beispiele):

Diabolisch grinsend
lasziven Bewegungen
pervers-schöne Mischung.
diese Bastion niemals
Wie naiv er doch war
infiltrieren und ihm zu schaden
Depressionen, Schlaflosigkeit
psychisch bedingt
seine neuen Charaktereigenschaften.
Resignierend warf

Das ist zu viel des guten - Das kann man besser schreiben - So erkennt man sofort den Laien.

II. Die Geschichte ist schon irgentwie interessant. Allerdings würde ich noch mal kritisch durchdenken, ob man das ganze irgentwie kürzen kann

Gruss Hendrik

 

Hallo,

Danke für die ersten Rückmeldungen. Wie schon gesagt, ist das meine 2te Geschichte die ich jemals geschrieben habe. Naja werde wohl noch einiges lernen müssen, aber aller Anfang ist schwer oder?

Würde mich über weitere Meldungen freuen.

Mfg Astragalus

 

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