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Liloë Eiskristall

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27.08.2001
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Liloë Eiskristall

Die Geschichte von Liloë Eiskristall

Eiskalt wehte der Wind über die schneebedeckte Landschaft der Brecheis Bucht. Die Sonne war längst wieder verschwunden, schaffte es auch heute wiedereinmal nicht echte Wärme zu verbreiten. Irgendwo dort in dem ewigen Eis befand sich eine kleine Ansiedlung von Elfen, Firnelfen um genau zu sein.
Es war schwer hier in dieser Einsamkeit zu überleben, oftmals gab es nicht genug zu Essen und man mußte sich jede Kraft im Körper aufbewahren um durch die so häufigen, harten Zeiten zu kommen. Selbst sprechen konnte man nur recht wenig, entweder war es verschwendete Kraft oder der Wind blies einem so kalt in den Mund, dass man Mühe hatte ihn wieder zu schließen und die Zunge vom Gaumen abzubekommen. Dennoch liebten die Elfen ihre Heimat, kannten sie doch nichts anderes.
Liloë, die Heldin unserer Geschichte, saß stumm vor einem Loch im Eis und wartete darauf, das die ringsherum ausgelegten Fische etwas anlocken würden. Ihr schneeweißes Haar hatte sich locker über ihre Schultern gelegt und schützte den Nacken vor dem eisigen Wind. Ihr Atem ging langsam, fast so als würde sie schlafen, doch sie hatte gelernt ihren Körper zu beruhigen wenn es angebracht war. So konnte sie stundenlang bewegungslos verharren und das war auch bitter nötig, denn die Robbenjagd war eine langwierige, ermüdende Arbeit.
Gerade wollte sie ausatmen, als sich die Wasseroberfläche im Loch kräuselte. Gespannt hielt sie die Luft an, umfaßte den Griff ihres Robbentöters und verharrte lautlos. Eine kleine, schwarze Nase durchstieß die Wasseroberfläche, reckte sich empor und schnupperte. Dann schoß mit einem mal ein etwa Schritt großes Ding aus dem Wasser und ließ sich auf die Eisdecke plumpsen.
Blitzschnell federte Liloë aus ihrem Schneidersitz empor und trieb den Robbentöter tief in das Fell der kleinen, wehrlosen Robbe.
Ein quieken, dann ein Röcheln und schon war alles vorbei. Stille legte sich wieder über die zugefrorene Bucht und nur noch der Blutfleck auf dem Eis deutete auf den kurzen Kampf hin. Liloë, sichtlich zufrieden, steckte ihren Robbentöter wieder ein und wickelte das tote Tier in eine Decke ein.
Mit schnellen Schritten kehrte sie zu ihrem Dorf zurück, ach wie sie sich schon darauf freute ihrem Sohn, Lariel, vom Fang zu erzählen. Sicher würde er stolz auf sie sein.
Plötzlich ertönte eine Stimme in ihrem Kopf:
‚Mama, schnell komm her! Wir werden angegriffen, schnell!’
Liloë verschwendete keine Sekunde, ließ die Robbe zu Boden fallen und rannte los. Im Lauf legte sie die Hände an die Brust, atmete tief ein und sprach dann eine Zauberformel welche sie noch schneller werden lies.
Dann packte sie erneut ihren Robbentöter, doch diesmal würde sie nicht auf Robbenjagd mit ihm gehen.
Schon von weitem sah sie die schwarzen Gestalten, wie sie sich um die kleine Ansiedlung versammelt hatten und immer mehr Häuser in Brand setzten. Entsetzen machte sich in ihr breit, schnürte ihr die Kehle zu und ließ ein flaues Gefühl in ihrem Magen entstehen. Ein Zittern ergriff von ihr Besitz, ließ sie schaudern und hätte sie fast zu Fall auf dem eisglatten Boden gebracht, doch sie fing sich und hastete weiter nur um im gleichen Moment von einem gewaltigen Schmerz überrollt zu werden.
Es war wie ein Stich ins Herz, er riss Liloë auf den Boden und nagelte sie dort förmlich fest. Sie wälzte sich in unerträglichen Qualen, ohne zu wissen warum, als es ihr plötzlich bewußt wurde.
Der Schmerz war vorüber, doch sie lag immer noch am Boden. Die Augen hatten sich mit Tränen gefüllt und nun erst sah sie das ihre Hütte ebenfalls in Flammen stand. Soeben hatte sie einen Teil von sich selbst verloren, war das unzertrennliche Band zwischen ihrem Sohn und ihr selbst gekappt worden. Er war tot, dessen war sie sich gewiß.
Voller Wut, Zorn und Haß stand sie auf und ging weiter auf die Ansiedlung zu. Nun erst erkannte sie genaueres.
Die Eindringlinge waren vermummte Gestalten, anscheinend Menschen, angeführt von einem Mann in ozeanblauer Kutte, bestickt mit seltsamen Ornamenten. Die Menschen waren gut bewaffnet, hatten die Elfen wahrscheinlich völlig überrascht und noch dazu zugeschlagen, als die Männer auf der Jagd waren. Sie zündeten alle Häuser an und zerrten manche Elfen raus aus dem Dorf und in einen großen Käfig auf einem Hundeschlitten. Der Mann indes schleuderte einen Feuerball inmitten einer hilflosen Gruppe alter Elfen. Sie versuchten noch den Zauber abzuwehren, doch schien die Macht des Magiers größer als ihre eigene.
Liloë begann wieder zu rennen, nur noch hundert Schritt trennten sie von dem Mann in der Kutte, gleich würde sie ihn zu fassen bekommen.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen wirbelte der Mann herum, sah ihr direkt in die Augen und stolperte ein paar Schritte rückwärts. Schon oft hatte er in die Augen anderer gesehen, aber soviel Haß und Zorn war ihm noch nie begegnet. Er schloß seine Augen, konzentrierte sich auf die Zauberformel und riss sie wieder auf...
Liloë wollte gerade die Hand heben um selbst einen Zauber auf den Mann zu schleudern, als sich zwei gleißend weiße Kugeln aus dessen Augen lösten. Einen kurzen Moment lang konnte Liloë nichts mehr sehen, warf sich dann aber intuitiv zur Seite.
Eine der Kugeln rauschte haarscharf an ihr vorbei, während die zweite einen Bogen beschrieb und direkt auf sie zukam. Zum letzten mal warf sie einen Blick auf den Fremden, auf dessen Gesicht sich ein Lächeln geformt hatte. Er grinste sie höhnisch an und wendete sich dann ab.
Dies war das letzte was Liloë sah, dann traf sie die Kugel.
Eine Explosion von Schmerzen zog durch ihren Körper, wühlte jedes ihrer Eingeweiden auf und wollte einfach nicht aufhören. Langsam breitete sich Taubheit in Liloës Gliedern aus, ihre Augen schlossen sich und es wurde schwarz um sie herum.
...
Der Schmerz kam mit dem Erwachen zurück. Noch immer schien es so als umtose sie ein Gewitter, jedoch ward es schwächer geworden und verlor stetig ein wenig mehr an Intensität. Liloë lag zusammengerollt auf dem Eis, blickte auf ihren Arm und sah die verbrannte Haut. In ihr war nur noch ein Funken von Leben, ein Hauch von nichts. Sie bewegte den Arm vorsichtig und ließ ihn auf die Brust gleiten. Dann sprach sie die alt bekannte Heilformel und opferte ihre letzte Geistige Kraft um sich selbst zu heilen. Die Verbrennungen verschwanden, die Wunden schlossen sich und langsam aber stetig kehrte wieder Leben in sie zurück. Der Mann muß gedacht haben sie sei tot, aber das war sie nicht!
Nachdem Liloë aufgestanden war taumelte sie weiter auf die Überreste ihres Dorfes zu. Alles war niedergebrannt und überall lagen tote Elfen herum. Nein, es waren nicht nur einfach Elfen, es waren ihre Freunde und Verwandte. Von jedem hätte sie eine eigene Geschichte erzählen können. All dies traf sie so sehr, daß sie sich übergeben musste.
Röchelnd stand sie da, am Boden vor ihr eine Lache aus gelblichem Schleim. Ihr Haar lag nicht mehr locker über die Schultern, sondern hing in Strähnen vom Kopf herab. Ihre Augen hatten nicht mehr den wunderbaren Glanz, sondern waren stumpf und kalt. So kalt wie ihr Herz. Jedes Gefühl in ihr war gestorben, jeder funke von Liebe, Trauer oder einfach nur Entsetzten erstickt unter dem Haß welcher von ihr Besitz ergriffen hatte. Nichts auf dieser Welt würde sie aufhalten können Rache zu verüben. Sie wünschte sich nichts sehnlicher als den Mann in der Robe unter ihren Füßen zu zermalmen und ihm ihren Robbentöter ins Herz zu bohren.
Ihr Blick schweifte weiter über die Trümmer und Leichen, als sie endlich die Leiche ihres Sohnes fand. Eine Träne rollte die Wange hinab, gefror sofort und blieb kleben. Liloë wußte, dies war die letzte vergossene Träne in ihrem Leben.
Vorsichtig hob sie die verbrannte Leiche ihres Sohnes auf, trug ihn hinaus aufs Eis und ließ ihn in das frei gebohrte Loch gleiten. Sie blickte ihm nach als er langsam versank, drehte sich dann um und trug Elf für Elf, Freund für Freund aus den Trümmern zum Loch im Eis. Danach nahm sie ein Stück Holz und schrieb einen Abschiedssatz für ihren Sohn darauf. Wieso sie auf einmal schreiben konnte, wußte sie nicht, es kam einfach so, rein intuitiv aus ihr heraus. Sie nahm das Holzschild und verschloß damit das Loch im Eis, dann packte sie ihre Sachen und ging fort, fort von der Brecheis-Bucht, fort von ihrer Heimat.
Nie wieder hörte man von Liloë, kein Firnelfenstamm weiß wo sie ist. Alles was die ersten Elfen welche zum abgebrannten Dorf kamen fanden, war ein Schild im Eis mit der Aufschrift:

Zwei strahlende Kinderaugen
Für immer geschlossen.
Dein Lachen für immer verklungen.
Dein kleines Herz hat aufgehört zu schlagen.
Ich danke Dir, dass ich Dich
In Deinem kurzen Leben
Begleiten durfte,

Deine Liloë

 

Wow, ich bin einfach nur beeindruckt von deiner Geschichte. Sie ist so schön traurig.
Weis gar nicht was ich sagen soll.

 

San´ya Sala Silver!

Die Geschichte ist dir wirklich gelungen,aber Elfen weinen nicht,die Aventurischen jedenfalls nicht,und diesen Fantasykontinet hast du doch als Quelle benutzt oder?

Aber wirklich eine schöne Story!

 

Hallo zusammen!

Ein mir bekannter Chaot meinte: "Erwartung ist der erste Schritt zur Enttäuschung des Lesers."

Ich finde es nicht schlimm, wenn Silver Elfen weinen läßt. Letztendlich ist es dem Autoren überlassen, wie er Fantasy-Wesen darstellt. Daß sich dabei an bestimmte Richtlinien gehalten werden muß... klar.

Aber das war eine Detail-Kritik, die ich zumindest für völlig unangebracht fand.

Und bitte: Keine endlosen Diskussionen über Art, Beschaffenheit und Verhaltensweisen von Elfen. Es ist Fantasy. Jeder Autor kann Dinge neu erfinden, auch wenn sie manchmal von der Erwartung der Massen abweichen.

Zurück zur Geschichte!

Poncher

 

Hallo Poncher!

Die Sache mit dem weinen hätte ich nicht schrieben sollen war echt
unangebracht!!

Also Sorry noch mal,die Geschichte find ich echt gelungen!! :D :D

 

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