der wind strich um ihre wangen: sie war rot vor verlangen - fleischlich rot: sie verachtete alle regeln des allgemeinen: sie sah nur die natur und ihre wehrlosigkeit: sie wollte mehr von der schwere des körpers: sie vermisste körper: die feuchtigkeit, die war es, die sie reizte: die feuchtigkeit, wenn sie die beine spreizte: wenn sie sich verlor im kreis der verfahrenheit, der einheit im geiste und im feuchten morast des fleisches: gut: sagte sie sich: ich möchte es in mir: alles dieser welt, das hart und spitz, dass feucht und weich: alles soll sich an mir reiben, seine lust auf meiner haut niederschreiben: vielfach in minuskeln, majuskeln und mit anspannung aller inneren muskeln, die nur dafür sind - für die liebe, für das spiel der glieder: in maßen, in maßen, versprach sie sich, denk in maßen, beweg in maßen, auf allen straßen mit leichter distanz: denn da fängt das spiel an: das fliegen ohne fall: die sprache im lallen der glossolalien: der zungen der engel: zungenspiel mit engeln - verboten und dennoch süß, süßer, denn vorstellungskraft: wieviel muss ein engel in sich tragen, das uns vergessen lässt? sie auch könnte sich daran laben, mit engelsgeduld, statt in einem lüstefest des irdischen, des beschwerlichen in der schwerkraft des vergehens:
ein schaukeln, ein taumeln, ein seelenfall, die zeit, die gerinnt im schaume der baumkronentrauben: die menschen - rauben das leben aus ihren brüsten, ja! sie sah es nie, doch heut, da im traum, da erschien es ihr feucht im spalt, so alt wie unsere zeit: und sie immer breit und bereit schlief tief mit bildern ungeboren im trächtigen leib: mächtig war der schmerz, grausam die lust, schön das weib: ein weib des menschgeschlecht, hure und gott am dunklen himmel des hades - haderte gott gegen sie: doch sie wusste: ich bin sie, die: die: die: die: die: die:::verschachtelung der lust
Berlin, den 4. Dezember 2002
(c) by Edda Hofmann
