- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 30
Linie 52: Endstation Freiheit
"...nie mehr werde ich glauben, was sie sagen oder denken...
nie mehr...vor den Menschen- und nur vor ihnen soll man sich fürchten- immer...
L. F. Celine
Die Sonne war hinter einigen Wolken verschwunden,dabei war es noch füh am Morgen. Ich stand an der Hauptstraße und hielt meinen Daumen raus.
Vielleicht lag es an meinen langen Haaren, an meinen Tattoos-
heute hatte ich kein Glück.
Ich ging die paar Meter bis zur Bushaltestelle zurück.
Meine Blase machte sich bemerkbar.
Hinter mir standen einige Bäume, doch soweit war ich noch nicht.
Ich würde nicht mein Bein heben und meinem Schwanz freien Lauf lassen...
Der Bus hielt, ich stieg ein, und ließ mich auf den erstbesten
freien Platz fallen.
Ich hatte ein paar Freunde in der Nachbarstadt besucht; Bier, Scotch und die alten Zeiten aufleben lassen...
Nun saß ich im Bus Richtung Heimat. Oder wie man das auch nennen sollte, und hatte ein urinales Problem.
Es ging nicht voran. Der Fahrer hielt an jedem Misthaufen.
Nächste Haltestelle.
Vor mir waren noch zwei Plätze frei, und die wurden jetzt besetzt. Sofort hatte ich einen widerlichen Geruch in der Nase.
Er hatte ein buntes Hawaii- Hemd an. Dazu gefleckte Cordhosen. Sie trug ein billiges Blümchenkleid, welches schon in den Siebzigern nicht mehr up to date war.
Beide hatten eine üble Fahne.
Ich lehnte mich zurück. Der Geruch war so einfacher zu ertragen. Was soll`s, dachte ich. Der Mensch macht, was er machen muß...
Ich konnte wieder mal vor mich hin philosophieren, mir Gedanken machen, um den Rest der Menschheit, und wie er langsam zugrunde ging,nicht, daß mir das Sorgen machte, lebende Beispiele hatte ich vor mir...
Er sagte etwas zu seiner Frau.
- Llaaoohhleawierrr...
Das war es. Wirr.
Meine Blase schien gleich zu platzen.
Die Frau redete auf ihren Mann ein.
- Werner, nu´ sei endlich mal still...
Nächste Haltestelle.
Ein paar Schulkinder stiegen ein, zwei schwarze Kids setzten sich uns gegenüber. Ich war kurz davor, unter den Sitz zu pissen. Nur noch eine Haltestelle, lieber Gott, ich glaube nicht an Dich, aber laß mich jetzt nicht allein...
Werner hatte seinen Blick festgefahren. Und Werner wollte nu´ nicht mehr still sein. Werner hatte ein Feindobjekt.
Ich ahnte Schlimmes. Schickte ein Stoßgebet nach oben.
- Herr, tu mir das nicht an, bitte nicht jetzt; Herr, nicht hier, nicht jetzt, und bitte Herr, ich muß doch so dringend pissen...
Der Herr war anderweitig beschäftigt.
Es kam, was kommen mußte.
-PACK ...RAUS HIER...PACK...
Die Frau war den Tränen nahe.
- Werner, hör endlich auf...
- IST DOCH WAHR....FRÜHER HAT ES SOWAS NICHT GEGEBEN...
Sie heulte lautstark.
- Werner, sei still....
- ABER DAS WIRD SICH SCHON NOCH ÄNDERN...HEIL HITLER......
Sprachs, und sackte wieder in sich zusammen
Es war still geworden im Bus. Der Fahrer hatte nichts mitbekommen. Oder es war ihm egal.
Der Rest starrte desinteressiert aus dem Fenster. Ältere Ehepaare, einzelne Hausfrauen, verstreute Studenten.
Ihnen war es egal.
Sie kotzten mich an, die ganze Bande.
Ich drückte den Halteknopf.
Als der Bus hielt, stiegen vor mir die beiden schwarzen Kids aus. Ich wollte hinterher. Ich würde den erstbesten Baum von hinten nehmen. Meine Blase war am Ende ihrer Aufnahmefähigkeit angelangt.
Ich hörte Werner.
-VERDAMMTES PACK...HEIL....
Die Türen schlugen zu.
Ich hielt beide Arme dazwischen, als wollte ich das rote Meer trennen.
Dann stieg ich wieder ein.