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Lunch mit Angel

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13.01.2011
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Lunch mit Angel

Autofahren - und sie sitzt neben mir.
Sehen, wie sie den Rocksaum mit den Fingerspitzen ihrer linken Hand ergreift, ihn mit weiss hervortretenden Knöcheln umklammert. Ihre rechte Hand wandert über ihr Knie nach unten. In meinem Mund sammelt sich Spucke. Atme ein, atme aus und überlass alles dem Über-Ich...
"Soll ich dir was zeigen?" sagt sie da.
Ich werd verrückt. Danke Über-Ich, ich liebe dich.
"Ja, zeig mir was."
Blinker rechts; nichts deutet auf den Lavastrom hin, der sich in meinen Bauch ergiesst.
Ein kleiner Blick auf ihren Schoss und ich sehe den gespannten Stoff zwischen ihren Fäusten, ihre Knie unter schwarzen Wollstrümpfen fast geschlossen.
Was auch immer noch kommen mag: diese Beine gehören einfach auseinander!
So eine Handlung erzielt eine beachtliche Steigerungswirkung: man beschert sich einen Kick ob der eigenen Verruchtheit. Das wiederum formiert sich zu positiv-aggressiver sexueller Energie. Wird jene Spannung von deinem Gegenpol erfasst und ins Unvorstellbare potenziert, bist du zu Bestleistungen fähig.
Warme weiche Schönheit und triefende schmatzende Obszönität - vereint in jedem perfekten Handgriff deines Rituals.

Noch Jahre später werden dich diese glasklaren Bilder mit Adrenalin versorgen, oh möge die Quelle nie versiegen. Du bist die Priesterin, die Queen, die dem farblosen Parkett der geiergesichtigen ausgetrockneten Herren nicht die Ehre zu geben gedenkt.
Du hast die Macht mit deinem unergründlichen Geheimnis, nach dem mehr als die halbe Erde lechzt.
Und ich gehöre dazu, my lovely, my darling. Ich brauche eine wie dich für mein hungriges Ich.
Sei mein Spiegel, und mein Bild wird mit deinem verschmelzen, wir können unsere Körper tauschen, wir können unseren Geist zum erhabenen Beobachter machen, wir werden zelebrieren und penetrieren.
Alles, was ich über Jahrtausende gehütet habe, mein dunkelstes Geheimnis, das Ich, offenbart sich in dir und in deinem Licht erstrahlt es wie Myriaden von Prismen in Regenbogenfarben.
Schon gut, schon gut. Ich gebe es zu, es war ein Gebet, eine Liebeserklärung, eine Beschwörung.
Aber so muss es kommen.
Ich höre den Blinker, ich sehe ihr gerötetes Gesicht, ihre Kiefermuskeln spielen mit sich selbst. Ich liebe die Verzweiflung in ihren Augen und ich wünschte, ihre Lippen wären nicht so rot.
Tausend graue Gesichter bilden den Hintergrund. Sie starren dich an, sie warten.
Zeig ihnen, wer du sein kannst, und zeig ihnen vor allem endlich, wie du bist!
Nimm eine deiner tausend mal tausend Masken, Baby. Nutze alle Freiheiten aus, bis sie schreien, bis sie jammern.
Die Bahn der Scheibenwischer brennt wie eine Laserpistole surrealistische Fotografien in mein Gehirn, Planeten und Motten umkreisen das Licht, dein Licht, dein rosa Licht durchdringt und zerreisst den Schleier zwischen uns und allem dort draussen.
Teil des Ganzen bist du. Seelenvereinigung in grossem Stil.

Ich schalte die Zündung aus und blicke haarscharf an ihr vorbei.
"Was ist so wichtig? Was wolltest du mir zeigen?"
Ich sehe zu, wie der Thron unter ihr zu zerbröckeln droht, wie ich sie verwunde und verhöhne, wie sie ihre Bahn verliert. Doch mit einem festen Griff um ihre Handgelenke gebiete ich ihr Halt.
"Ich weiss sehr wohl, was du mir gleich zeigen wirst!"
Ich blicke in ihre Augen und es gibt kein Entrinnen. Ich presse ihre Gelenke zusammen, bis sich die Fäuste lockern und die Finger entfalten. Wie zwei einsame weisse Schmetterlinge auf nachtschwarzem Samt. Wie zwei heimatlose Spinnen führe ich ihre Hände unter ihren Rock.
Meine Augen fixieren die ihren bis zur Bewegungsunfähigkeit. Sie ist gut - sie baut kleine Mauern, ihre Augen sind weisse glatte Steine mit blauem Schimmer.
Wie Monde im Silberlicht lässt sie sie vorbeiziehen und mich ins Universum blicken.
Alle Achtung, Schwester!
Ich möchte in deinen Kosmos abtauchen, ihn zu meinem machen, ich möchte in dir sein und durch dich sehen, denn du hast mir die Ewigkeit gezeigt.
Und bring mir bitte den Trick mit den Mondsteinen bei.
Mit raupenartigen Bewegungen schiebt sie ihren Unterleib zwischen den wulstigen Falten der Umhüllung heraus. Gebannt wohne ich der Geburt von etwas Ausserirdischem bei. Altmodische Strumpfhalter auf weissen Schenkeln werden zu Tentakeln, ihr Schoss wird zu Medusas Haupt. Der Blick in ihr Antlitz trifft mich wie Amors Pfeil. Von Blut tropfende Lefzen, Fleischfetzen kleben an den Fangzähnen, ihre Augen glühen vor unerfüllter Sehnsucht.
Ruhig, meine Schwester, ruhig. Wirst alles bekommen.
Zeig mir alles, schreie ich sie lautlos an.
"Zeig mir mehr." sage ich leise und bestimmt.
Mach mir die Schüchterne, die all ihre Grenzen zu überschreiten lernt. Folge meiner Fährte, Prinzessin. Lass dich in den dunklen Wald locken.
Ihre Gesichtszüge regenerieren sich. Ohne weitere Verzögerung wendet sie sich zu mir, öffnet ihre Beine, und meine Augen werden gefangengenommen von einer rostrotschattierten dunkelschillernden Blutblume, die sich in ihrem blütenweissen Schlüpfer ausgebreitet hat.
Damit konnte keiner rechnen. Soviel hatte ich nie zu hoffen gewagt.
Ich....ich vergehe vor der Schönheit des Bildes und des Wortes. Blut.
Wie jungfräulich rein sie vor mir liegt. Eine Engelin.

So sei es, Fremde. Wir sind unserer würdig. Du brauchst deine Könnerschaft nicht zu verleugnen, aber lass dich von mir Prinzessin rufen.
Ich schiebe ihren Schlüpfer wie einen purpurnen Puppenhausvorhang zur Seite, die Zeit steht still aber der Raum dahinter beginnt zu atmen und zu pulsieren. Wehrlos lasse ich mich hineinsaugen in das Meer des grossen Anfangs.
Du Zauberin. Du Göttliche. Du Krishna.
Krishna sitzt in meinem Auto, springt es mir in den Kopf. Und ich spüre Krishnas warme Hand unter meinem Kinn auf dass ich zu ihm aufblicke.
"Hast du mal einen Tampon?"
Ok, ok. Krishna war schon immer gern Mensch. Aber trotzdem.
Mit einem Fingerschnippen ändert sich das Gefüge. Meine Muskeln straffen sich langsam beim Aufrichten.
"Erst dann, wenn ich es für richtig halte." Weiche Stimme mit warnendem Unterton.

Hallo Prinzessin, hier spricht Kali.
Lass mich etwas Sahne und Puderzucker auftragen: ich war eine der Ersten. Ich habe Kriege geführt, Recht und Unrecht getan. Ich brannte als Joan of Arc, ich brannte mit den Hexen, und jetzt brenne ich immer noch. Ich brenne meinen Weg frei.
Hinterlasse Asche, aus der Neues entsteht.
Ich brandmarke die Herde, die meiner Wache nicht mehr bedarf.
Manchen tue ich niemals weh; dann schreibe ich nur alte geheime Zeichen in ihren Schweiss. Manchen begegne ich in den trockenen und warmen Rinnen ihrer Gedanken; doch dann fluten sie ihr Gehirn und versuchen vergebens, das Brennen zu vertreiben.
"Edle Prinzessin, ich werde Ihnen den Tampon nahtlos einpassen. Sie werden zufrieden sein."
Ich übertreffe mich selber in Livree und weissen Handschuhen. Niemals wirst du den Aufstand der kleinen Menschin erleben. Wir waren uns schliesslich schon damals einig als die Frauen noch...
Zeig mir, wie du schwelen und brennen kannst!
Aber sie jammert in meine Welt hinein:
"Ich laufe aus. Siehst du das nicht!"
Schnauze Krishna, ich bin doch nicht blind.
Warum nimmt kein extraterrestrischer Geheimdienst endlich Fotos und blutige Fingerabdrücke als unanfechtbaren Beweis für meine Machenschaften damit ich meiner zahllosen Vergehen überführt werden kann?
Und meine Prinzessin hier neben mir. Mehr als Realität. Zarah Leander und Mary Poppins vereint in einem grauen Kostüm der Heilsarmee.
Langsam streift sie das Blindenabzeichen vom Ärmel. Ich habe ihr sowieso zu keiner Sekunde geglaubt.
Liefert sie jetzt etwa wieder eine Augen-Vorstellung ab? Wie ermüdend.

"Komm, zeig mir endlich was." Ich drehe damit das Zeitrad retour.
Sie macht grosse blaue Augen und ihre helle Lockenstirn runzelt sich unter dem roten Käppchen.
Ich tadle sie spielerisch:
"Wie ich sehe, wagst du dem Wolf ohne Schürzchen zu begegnen."
Was für ein erhabenes Bild bietet sich mir!
Ihre Augen werden zu Wasser, zu all den Wassern, allen Fluten, die die Ozeane je gesehen haben.
Die durchtriebene kleine Gauklerin. Sie ist so gut.
Aber eine andere wäre genauso gut. Ich habe schliesslich schon auf viele verzichten müssen....
"Du beginnst mich zu langweilen." lüge ich lauernd.
Sie lacht mir komplett ins Gesicht:
"Du Abhängige, du Verrückte, du Gefühls-Junky! Was glaubst du, wie lange ich dich schon verfolge? Keinen Gedanken gab es je ohne dich und es wird niemals einen geben."
Ihre Eckzähne verlängern sich gruselig. Machs mir halbstark, Schnepfe.
Das hätte ich mir wirklich denken können. Ein grosser weisser Vogel verkleidet als Indianer fliegt aus, um mich zu reglementieren. Dann lass mich wenigstens in deine ewigen Jagdgründe blicken, rufe ich ihm nach in Blindenschrift.
Dennis Hopper hatte recht. Irgendwann braucht man einfach den perfekten Partner.
Und ich sage:
"Irgendwann setzt man einfach den perfekten Partner voraus. und wenn meine Prinzessin sich so ziert, werde ich eingehen wie eine Primel."
Aha, sie kann lächeln. Sie lächelt, als kenne sie jedes Martyrium; Mutter, der man das Kind entriss, Zigeunerin in Ketten, Maria im Dornbusch, Kriegerin ohne Schlacht, Gestrandete mit Aalen in jeder Körperöffnung.
Es ist wohl an der Zeit, meine Süsse zurückzupfeifen.
"Ich kann dir ja meine Hand reinstecken," brülle ich, "dir meinen Arm bis zum Hals
reinschieben, inklusive deines vermaledeiten Tampons!"
Sie schluckt. Sie verschluckt ihre abscheuliche Grimasse mit einem echsenhaften Kopfnicken.

Also doch. Sie ist die Sorte von Nonne, die für die Hand Gottes mehr als die weissen Beine öffnet. Ich rieche es deutlich. Das feuchtpelzige Tier. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie der Teufel aus Tasmanien unter ihre Röcke gleitet - und ich wie ein blindwütiger Höhlenwurm hinterher.
Ich stelle mich ungeschickt, klopfe und taste mühselig die Wände mit meinem Mittelfinger ab. Auch als ich die blutige Trophäe emporhebe und zur Unform zerquetsche, tue ich ahnungslos.
"Eine Opferstätte also...."
Verträumt verfolge ich, wie es zwischen meinen Klauen rot rinnt.
"Du blutgeiles Ungeheuer!" schreit meine Monsterexpertin.
Ich lege meine Zornesader in Positur und schreie zurück:
"Ich biete dir nur die Stirn."
"Und ich dir meinen Arsch." Spricht`s, rafft das Hemd und schickt sich an, auf die Rückbank zu krabbeln. Wie ein grosser blauschwarz glänzender Käfer. Ich will ihn durch den Engpass schieben, doch meine Hand rutscht zwischen den Chitinplatten hindurch in eine dunkle Masse ohne Widerstand.
Eindeutig auf der Suche nach Yage, denke ich bei mir. Melancholisch ergehe ich mich in der Betrachtung ihrer beiden rosa Hinterbacken so sanft.
Da höre ich sie von hinten kopfüber grunzen.
Durch Schaukeln und Zucken versucht sie, ihren wuchtigen Körper zu befreien.
Was für ein Schauspiel!
"Ultimativer Faustfick." bläst sie mir mit fauligem Atem ins Gesicht.
Ihre mit Schminke verschmierten ausgelaugten Augen und ihr faltiger verhärmter Mund geben mir einen Stich ins Herz.

Du Betrügerin, das ist nicht die Zukunft!
Weinend drücke ich mich an ihren wogenden Busen. Ihre Orden sollen sich verewigen auf meinen Wangenknochen. Orden für besondere Tapferkeit im Krieg. Four Purple Hearts für die Veteranin, bitte!
Ha! Ich reiss dir gleich deinen ganzen Tand und Plunder und deine goldenen Bordüren ab. Alles werde ich dir runterreissen; bis auf deine blanke Haut werde ich dich entblössen.
"Haben wir schon wieder vergessen, wie es bei mir und dir läuft?" zwitschere ich mit gefletschtem schaumtropfendem Zahnfleisch.
Meine Prinzessin hebt die flaumigen Schultern wie Flügel und blickt an sich herab:
"Bei mir läuft es jedenfalls tierisch."
Ja, vielen Dank. Ja, dankeschön. Jetzt reicht es bald, aber wirklich.
"Schlag mich ruhig." zischelt sie mit gespaltener Zunge.
In einem weiten Strahl spritzt ihr gelbes Schlangengift in meine Augen.
Ihre todbringenden Säbelzähne beschreiben perfekt die Krümmung der Erdachse. Sie erreichen mich wie Koks-Injektionen gleichzeitig in beide Halsschlagadern.
Die will mit Gewalt was in die Fresse. Sehe ich mir die Fresse mal genauer an. Links ausholen, splish, rechts ausholen, splash.
"Und pass schön auf deine Beisserchen auf."
Verschreckt zuckt sie zurück und hebt zum Schutz die Arme, ihre Augen schwarz, zwei tiefe Tümpel des Entsetzens.
Sie kauert auf dem Rücksitz wie ein begossener Pudel. Keine güldene Krone prangt auf deinem prächtigen Haar, kein Windhauch bewegt deine pastellzart bestickten Schleier! Du dreckige kleine Göre mit der befleckten Unterhose.
Splish. Splash.
Feuchte Haarsträhnen hängen wie Perlenschnüre vor ihrem Gesicht, mein rechter Stiefelabsatz wischt mir den Weg frei, den Blick auf ihre verschwollene weinerliche Visage. Ich fessle ihre Hände aussen an die Fussgelenke, ich ziehe ein Seil unter ihren Kniekehlen hindurch und verknote es in ihrem Nacken.
"So kann ich dich aufklappen wie einen lebenden Tabernakel."
Sie kreischt:
"Ich bin keine Hure!"
Meine Handflächen tupfen den feuchten Schweissfilm von ihren Knien und hangeln sich um ihren dummen Gänschenhals.
Ich überlege. Aber auch keine Heilige. Oder doch? Ich drücke zu. Sie wird schlaff in meinen Armen ohne sich zu wehren. Da fährt mir die Angst ins Gebein.
Mein Schneewittchen, solltest du nicht alle rotbackigen Äpfel dieser Erde schon längst aus ihrer Verdammnis befreit haben?

Wie besessen schütte ich ihre Handtasche aus, meine Finger durchpflügen planlos das Verstreute. Ich spüre mein Herz nahe der Raserei. Ihr Herzblut, ihr Leben, alles verrinnt unaufhaltsam und versickert träge in den speckigen Autositzen.
Verzweifelt zerre ich an der Zellophanhülse. Ich werde dich verbinden, mein gepfähltes Burgfräulein. Ich werde mich gut um deine Wunde kümmern.
Meine entschlossene Hand hält jedoch inne im Angesicht dieser prachtvoll klaffend aufgeschlitzten Öffnung.
Mein Atem stockt vor so viel heroischer Würde und ich nehme ihr den Gummiknebel aus dem Mund.
"Was tust du da unten...." Ihre Quengelstimme trifft mich wie ein nasskalter Waschlappen.
Splish, splash, und schön wieder Maul auf für den Knebel.
"Ich frühstücke."
Gemächlich befeuchte ich meine rasiermesserscharfen Kiefer. Stück für Stück reisse ich Muskelfleisch und sauber durchtrennte Sehnen aus dem hilflos zuckenden Leib.
Ich binde sie los.
Jetzt lässt sie sich bereitwillig ausziehen, als scheine ihr alles sonnenklar. Eine Nymphe im schattigen Seerosenteich, zart wie eine rosa Muschelschale.
Sie entledigt sich einer schlüpfrigen Wasserschlange, schwingt ihre Augenbrauen, schwingt ihren eleganten Hut, schwingt ihre kleinen Titten mit den fingerhutgrossen rotgelackten Beeren. Benimmt sich überhaupt wie ein Dandy, wie ein Pfau.
Billiges Varieté - bis ich ihre schwere Löwinnenpranke auf meinem Bein realisiere.
Heisser Raubtieratem stösst mir ins Genick.
Ich schnalze mit der Peitsche und Sägespäne tanzen im Lichtkegel der Manege wie die Fee Glöckchen um Peter Pan.
Ein tiefes Knurren ruft mich aus der Elfenwelt zurück. Und während meine Prinzessin ansetzt zum Sprung in die Flammen, raunt sie mir zu:
"Lass uns losziehen und Schrecken verbreiten über das alte Königreich."

 

Hey lily of the valley,

- Titel doppelt. Kannst es im text löschen, Thema heißt schon so.

Oh yea, lovin it! - Endlich mal jemand der hier ein Feuerwerk der Skurrilität und viel Blut aufkommen lässt. Natürlich wird die Zielgruppe sehr eng sein, wie immer. Auch ein Kategorien-Streit wird aufkommen. Horror, Erotik, Sonstige aber sicher nicht seltsam. Wie auch immer, aus diesen Diskussionen halte ich mich heraus. Ich liebe Naked Lunch. Ich gebe mich deiner Kreation trotzdem nicht unkritisch hin.

Seelenvereinigung in grossem Stil

...vllt. lieber "im großen Stil" - wenn gewollt dann gemocht.

Du hast die Macht mit deinem unergründlichen Geheimnis, nach dem mehr als die halbe Erde lechzt.
Und ich gehöre dazu, my lovely, my darling. Ich brauche eine wie dich für mein hungriges Ich.

Thumbs up! Grade die englischen Floskeln sind meiner Meinung nach Gold. Man kommt da fast in so einen säuselnden Sing-Sang. Gibt noch viele weitere solcher Stellen die ich jetzt nicht alle listen will.

Konstruktive Kritik:
Gehen wir an die Substanz. Sprachlich meiner Meinung nach treffend und vor allem intensiv. Die dahinter steckende (Denk)Arbeit muss gewürdigt werden. Viele andere KG haben 1-2 außergewöhnliche Sätze drinnen, hier hat sich jemand Mühe gegeben. Natürlich muss man die Sache trotzdem kritisch sehen. Einige Punkte:
- Angst vor Normalität:
Bei meinen ersten Texten haben mir Freunde gesagt, die Sprache sei zu viel, zu komplex, zu gezwungen unnormal. Also hier gehört es selbstverständlich dazu, aber hie und da mal ein Satz der durch seine schlichte Form überzeugt wäre kein Fehler - sonst entsteht schnell ein Übermaß an Bildern was vielen wieder nicht so gefallen könnte - ich finde es gut aber anstrengend. Deine Entscheidung.

- Hektik:
Naked Lunch ist (auch aufgrund der damaligen Filmtechnik) zwar freaky und surreal aber keinesfalls hektisch. Hier hab ich das Gefühl ich bin in einem rückwärts laufenden Burroughs Ultra-Techno-Mix gelandet. Hängt natürlich mit der Sprache zusammen die ich schon angesprochen habe. Was ich damit sagen will ist, dass die Ruhe eines Bildes im Film hier nicht rüberkommt. Eine seltsame Einstellung für 15 Sekunden in der an sich nicht mehr als der kranke Alltag passiert. Muss ja nicht sein, finde ich aber bewundernswert wenn es diese in Schriftform gibt.

- Abstrakter Shit:
Großer Fan. Unterrepräsentiert in der Wortwelt von heute. Die Vorzüge eines gut beschriebenen Settings sind aber trotzdem nicht zu unterschätzen. T.C. Boyle-Watermusic ist teilweise ähnlich dreckig und hat so einen brutalen Charme. Boyle malt diese Bilder mit viel Feingefühl und Liebe zum schmutzigen Detail. Weiß nicht wie man hier so etwas einflechten kann oder ob du überhaupt etwas daran ändern willst aber ich finde so etwas auch sehr beeindruckend.

- Riechen.
Fast alle Sinneseindrücke hast du mit eingebracht. Habe beim Lesen auch fast schon etwas gerochen. Aber vielleicht kannst du da dem Leser noch etwas geben um das eitrige Bild zu vervollständigen.

jetzt noch ein paar Sätze die mir so beim Drüberfliegen aufgefallen sind:

Wie zwei einsame weisse Schmetterlinge auf nachtschwarzem Samt. Wie zwei heimatlose Spinnen führe ich ihre Hände unter ihren Rock.

Metapher overkill! Schön aber too much weils beides Mal um Hände geht.

Alles, was ich über Jahrtausende gehütet habe, mein dunkelstes Geheimnis, das Ich, offenbart sich in dir und in deinem Licht erstrahlt es wie Myriaden von Prismen in Regenbogenfarben.

Das dunkle Geheimnis, das Ich des Prot, ist eigentlich ein farbvolles Spektakel? Wenn sie nur die Lichtquelle ist und er der das Licht spaltende Charakter muss er ja ein Diamant sein. Kommt mehr jetzt nicht so schimmernd rüber.

Ein tiefes Knurren ruft mich aus der Elfenwelt zurück. Und während meine Prinzessin ansetzt zum Sprung in die Flammen, raunt sie mir zu:

Finde ich jetzt wieder zu schön aber wiederum nicht satirisch. Also bricht mit der Stimmung von vorher. Weiß nicht, die Elfenwelt... hmm.

So weit so gut. Hoffentlich hilfreich.

Grüße,

nikonotiz

PS: Ich musste mit dem Essen beim lesen der KG aufhören. Deine Geschichte ist hochgradig unattraktiv und verstörend und ich bezweifle das mein Sexualtrieb in den nächsten Tagen zurück kommen wird. Ich wünsche dir einen ausgeglichenen Geist wenn so etwas da raus kommt.

 

Hallo lily

Den Titel fand ich ansprechend, was mich zum lesen deiner Geschichte animierte. Doch dann kollidiert er gleich mit dem Einstiegssatz.

Autofahren - und sie sitzt neben mir.
Spontan hatte ich das Gefühl in einen Schulaufsatz einzusteigen. Wenn man es positiv deuten will, vielleicht ein zaghafter, erster Gehversuch in Semantik.

Sehen, wie sie den Rocksaum mit den Fingerspitzen ihrer linken Hand ergreift, ihn mit weiss hervortretenden Knöcheln umklammert. Ihre rechte Hand wandert über ihr Knie nach unten. In meinem Mund sammelt sich Spucke. Atme ein, atme aus und überlass alles dem Über-Ich....
Auch der nächste Satz beginnt in einer Form, die mit Sehen eine Abweisung impliziert. Der Reiz der nachfolgenden Worte wird dann gedämpft, mit dem Über-Ich, dem später absurderweise gedankt wird. Dies klingt für mich weder fachlich noch literarisch überzeugend. Übrigens nach Über-Ich... fehlt ein Leerschlag vor den Punkten.

Der weitere Text zeigt sich dann, für mein Empfinden als Abgesang einer vor Jahrzehnten vergangenen Subkultur. Burroughs war denn auch mit Kerouac und Ginsberg bekannt. Auch wenn sein Werk von der Popkultur wiederbelebt wurde, ist es ein Fragment früherer Zeit.

Aus dem gesamten Text ist ein gekonntes Sprachgefühl spürbar, doch wird es durch die masslose Überladung an Superlativen und auch unnötigen Anglizismen düpiert. Mich persönlich würde es mehr überzeugen, wenn der Inhalt eine Transkription in die Gegenwart geboten hätte, also sich einer schlanken Sprache bediente, die ganz im Jetzt steht.

Wenn ich es dennoch nicht ungern las, so da ich es annähernd als Artefakt der Hommage an einen eigenständigen und eigenwilligen Schriftsteller wahrnahm. Als Einstiegsgeschichte gewagt, aber ich bin gespannt was noch eigenständiges nachkommt.

Gruss

Anakreon

PS: Übrigens den Titel über dem Text kannst du den gängigen Regeln nach löschen, da der Titelbalken schon fix gegeben ist. Und der Nachsatz

inspiriert von …
muss in einem separaten Kommentar gesetzt werden und nicht auf die Seite der Geschichte.

 
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hallo anakreon!
als erstes danke, dass Du trotz der ersten sätze, die Dir als gehversuche in semantik erscheinen, zu ende gelesen hast. als zweites frage ich mich, ob Du diese geschichte auch ohne den nachsatz "inspiriert von..." als grabesrede an eine leider vergangene subkultur, deren endstadium ich noch erleben durfte, erkannt hättest?
mit den "masslosen superlativen" hast Du natürlich eindeutig recht. in diesem zusammenhang möchte ich erklären, dass mich diese bilder quasi überfallen haben und ich sie so straff und konsequent wie möglich zu einem text gefügt und ihn zig-mal überarbeitet habe, um kein überflüssiges wort zu verlieren. Lunch mit Angel existiert seit mind. 7-8 jahren und wurde schon von vielen menschen gelesen, die es zu einem teil als eindrucksvoll mystisch empfanden und zum anderen teil als wirr, düster, unverständlich ablehnten. (darunter auch ein mit mir befreundeter verleger von sm-büchern, der klare, einfache aber nicht minder brutale sätze bevorzugt. mainstream eben!) es wundert und stört mich daher gar nicht, dass es wahrscheinlich vielen missfällt.
zu Deinen ersten beiden zitaten: "Autofahren" und "Sehen,wie...". dies stellt eine grösstmögliche neutralität her, in die sich erst einmal jeder hineinversetzen kann.
und warum wurde dem Über-Ich "absurderweise" gedankt? nun, vielleicht wäre "Danke Schicksal, dass sich meine Erwartungshaltung erfüllt." verständlicher? aber wie analysierend das klänge!
zu den Deiner meinung nach unnötigen anglizismen: wieviele findest Du in diesem text? abgesehen von Lunch, dem namen Angel, my lovely, my darling?
und bei "Nimm eine deiner tausend mal tausend Masken, Baby" könnte ich das baby herausnehmen. stimmt, das wäre überflüssig - wenn es nicht mittlerweile als kosewort auch im deutschen anerkannt wäre. "Dandy" ebenso wie "Four Purple Hearts": wie sollte das denn auf deutsch ausgedrückt werden? das Eiserne Kreuz träfe nämlich nicht genau, da es mehr die standhaftigkeit und nicht so sehr den schmerz impliziert. und statt "Dandy" müsste ich dann das deutsche "Stutzer" verwenden? grauslig, das musst Du doch zugeben.
ich stelle gleich zwei neuere geschichte von mir ein. ich hoffe sehr, dass ich mit "Gesellschaft" und "Romantik/ Erotik" die richtigen sparten treffe...
liebe grüsse von lily

hallo nikonotiz!
"... in grossem Stil" ist mir lieber - und sogar sehr gebräuchlich.
zu hektik und 'überladener' sprache: geschriebenes hat den vorteil gegenüber filmen, dass man an jeder beliebigen stelle einhalten und ein 'standbild' vor seinen augen aufbauen kann.
ich muss aber zugeben, dass in einem schädel geborene bilder für den objektiven leser nicht immer nachzuvollziehen sind. jedoch werden auch -sogar innerhalb eines gesprächs von angesicht zu angesicht- die einfachsten worte womöglich völlig anders interpretiert. missverständnisse wird es immer geben, solange menschen ihren mund aufmachen und telepathie (noch) nicht funktioniert.
nun zu: "Alles, was ich über Jahrtausende gehütet habe, mein dunkelstes Geheimnis, das Ich, offenbart sich in dir und in deinem Licht erstrahlt es wie Myriaden von Prismen in Regenbogenfarben." das soll aussagen, dass durch die begegnung mit dem alter ego jegliche schuld/ scham/ verdrängtes an's licht gezerrt und in etwas helles, buntes und natürliches umgewandelt wurde.
zur "Elfenwelt": dieses wort entstand folgerichtig durch Peter Pan und die Fee Glöckchen. zudem möchte ich mit den letzten süsslichen sätzen aussagen, dass die beiden sich in nichts nachstehen, sich schon immer einig waren ("Du Abhängige, du Verrückte, du Gefühls-Junky! Was glaubst du, wie lange ich dich schon verfolge? Keinen Gedanken gab es je ohne dich und es wird niemals einen geben.")

um deinen appetit und dein sexualleben zu "retten" (smile): ich bin eine frau, der prot ist eine frau und Angel ist eine frau... wir drei sind eine einzige person. ich weiss, das kommt nirgends 'rüber, habe aber auch nicht das bedürfnis, dieses innerhalb des textes aufzuklären. das ist wie bei Picasso und seiner 'blauen phase': viele interpretierten sich halb bewusstlos, dabei befand er sich zu jener zeit auf einer abgelegenen insel und es waren ihm ganz einfach die anderen farben ausgegangen...
jedenfalls danke ich Dir vielmals für die positive aufnahme meiner geschichte und werde mit viel interesse Deine stories lesen, zu denen deine Freunde gesagt haben "die Sprache sei zu viel, zu komplex, zu gezwungen unnormal."
normales gibt es schliesslich mehr als verträglich ist.
liebe und dankbare grüsse von lily

 

Hallo lily

Du hast Recht, wahrscheinlich hätte ich den Bezug nicht so gesetzt, zumindest nicht auf eine Subkultur früherer Zeit. Das Gleichgewicht meiner Lesermeinung wäre wohl etwas verschoben, von dem inkriminierten Aspekt abgesehen, in der Wertung mit andern Worten aber wohl ähnlich ausgefallen. Ich bin mir bewusst, dass eine Meinungsäusserung zum Werk eines Autors heikel sein kann, weshalb ich mich um Ausgewogenheit bemühe.

Von einzelnen Sätzen, oder wie hier Worte, lasse ich mich in der Regel nicht abschrecken, wenn der Gesamttenor mein Interesse weckt, und das tat die Geschichte. Semantik ist mir übrigens nichts herabwürdigendes, nur in Geschichten eingesetzt schwer vorstellbar. Aber damit beginnt auch meine subjektive Sichtweise. Danke für deine Ausführungen zu meinen kritischen Hinweisen, die ich mit Interesse las. Es zwar nicht so von Bedeutung, doch beim Über-Ich habe ich die klassisch-fachliche Vorstellung, dass es den Schattenwurf einer dominanten Person darstellt, die die betroffene Figur beherrscht. Die müsste meiner Meinung nach immer benennbar sein.

Auf deine weiteren Geschichten bin ich gespannt. Ja die Rubriken sind so eine Sache, wenn man daneben greift, schlägt ein Moderator dann aber eine Verschiebung vor.

Gruss

Anakreon

 

Hallo lily of the valey!

Das Spannende an dem Text ist: Ich traue ihm nicht. Jedes Wort ist Ausdruck einer Stimmung, ich weiß nicht, wer diese Frau ist, die auf dem Beifahrersitz. Ist sie alt? Ist sie jung? Ich glaube eher: Mal ist sie alt, mal ist sie jung. Mal ist sie blind, mal ist sie freiwillig da, mal wird sie dazu gezwungen.

Wie im Rausch, und sucht sich eben die Realität aus, die man gerade haben möchte.

Das ist, wie gesagt, das Spannende daran. Und auch die vielen Bilder, die direkt ins Hirn gehen und meine Nervenenden braten. Das krallt sich richtig fest, irgendwie, und bleibt da. Das machen Texte in der Regel nicht bei mir, oder nur manche, und dann auch nur selten.

Leider verstehe ich damit den Text nicht. Ich bekomme ein reizvolles Bild vorgesetzt vom Erzähler. Und hab auch mal angefangen, bisschen daraum rumzudeuten. Und das ist spannend, keine Frage. Aber es ist so aussichtslos. Ich kann nur in der Gedankenwelt des Erzählers herumstochern, in seinen Seelenbildern.

Aber ich traue ihm nicht. Er ist wie auf Drogen.

Einen Drogenrausch kann man nicht interpretieren. Das hat mir mal jemand erzählt, der das oft genug versucht hat.

Insofern ... ich habe den Text sehr genossen, es war schön, mich für eine Weile in den Bildern zu verlieren.

Bis bald!

yours

 

Hallo Lily,

"...du Abhängige, du Verrückte...", also zwei Frauen, die den Gleichgeschlechterkampf so brutal wie lustvoll, so mächtig und demütig ausfechten. Die Abgründe sollen nicht durch Erklärungsversuche sturzsicher gemacht werden, finde ich. Die Absurdität ist gewollt? Herrjeh Göttin, ein Tampon..., es rettet mich vor der Dauerdissoziation!
LG,
Jutta

 

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