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Männertag

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22.05.2023
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Männertag

Es ist ein bildschöner Donnerstag, Mitte Mai und die Sonne lässt den ersten Tag des Jahres die Temperatur auf angenehme 21 Grad steigen. Über dem Horizont erstreckt sich ein strahlend blauer Himmel, der mit weißen Wölkchen gescheckt ist. Die weiten flachen Felder sind in grünen und gelben Tönen gefärbt. Zwischen den einzelnen Flächen sind Wege, auf denen Familien und Freundesgruppen zu Fuß oder mit Fahrrädern unterwegs sind. Auf den frisch gemähten Wiesen sitzen hier und da kleine Grüppchen, die Picknicken. Es ist, ohne es beschönigen zu wollen, der schönste Tag auf Erden.

Nun begibt es sich an ebendiesen Tag, dass auch ich selbst mich auf mein Rad geschwungen habe und entlang der Menschenmengen durch das wunderschöne frühsommerliche Thüringen fahre. Alte und junge Leute sind unterwegs in großen und kleinen Gruppen. Mal hören sie Musik, mal plaudern sie in einem ruhigen Ton miteinander. Doch dann sehe ich in der ferne diese eine Truppe. Sie stehen zu etwa 20 auf einem kleinen Berg oder eher Hügel. Dort sitzen viele von ihnen in einem Planwagen, einer Art Anhänger, auf dem Sitzgarnituren stehen. Vor diesem Wagen ist ein roter Traktor gespannt, der gerade anläuft. Soweit so normal für dieses ländliche Gefilde. Doch je näher ich komme, desto klarer werden mir die Gestalten, die dieses Schauspiel veranstalten. Schwarze T-Shirts mit weißen und roten Aufdrucken, kurze schwarze Hosen und schwarze Sonnenbrillen verdecken die weiße oder in manchen Fällen auch rote Haut. Aus dem Berg von, schon muffig aussehenden Klamotten, ragen Köpfe ohne Haare raus. Es sind Skinheads und zwar die von der ganz dummen Sorte.

Es bleibt mir nichts anderes übrig, ich muss über den Hügel, den Weg entlang, der zu zwei Dritteln von dem Planwagen versperrt ist. Gerade an der Stelle, an der es am steilsten bergauf geht. Ich werde also langsam sein, pöbeln scheint keine Option. Dazu legt sich der Geruch von Alkohol auch schon aus 20 Metern Entfernung auf meine Nasenschleimhaut. Die Reaktionen scheinen daher unberechenbar. Langsam steuere ich auf die Menge zu und bereite mich innerlich schon mal auf einen blöden Spruch vor. Schlimmer kann es eigentlich nicht werden, denke ich mir in meinem vor Privilegien strotzenden Körper. Weiß, blond, groß, sportlich – am Ende halten sie mich noch einen von ihnen. Wobei bei ihnen doch meistens eher rot, Glatze, gekrümmt, Bierbauch passen würde.

Als ich gerade auf Höhe des Wagens bin und bisher nur ein paar argwöhne Blicke erhaschen konnte, springt der Traktorfahrer aus dem Führerhaus direkt vor mein Vorderrad. Ich erschrecke mich und höre sofort auf, in die Pedale zu treten. Durch das langsame Tempo, das ich davor hatte, stehe ich sofort still und drohe umzufallen. Gerade noch rechtzeitig setze ich einen Fuß auf den Boden des Waldwegs. „Sport am Männertag, Junge, was stimmt denn mit dir nicht?“, wirft mir der Fahrer sichtlich angeschlagen entgegen. „Von nichts kommt nichts!“, entgegne ich leicht überfordert aber in einem versucht netten Ton, um möglichst nicht anzuecken. „Naja aber so richtig ist das doch nichts. Du brauchst doch ein Bier.“, bellt er mich mit bereits deutlich rauer Stimme an. Dabei greift er von unten zur Tür des Traktors hoch und streckt mir eine Flasche „Deutsches Reichsbräu“ entgegen. Wie versteinert blicke ich auf die braune Flasche und dann auf das Bier. Das Etikett ist in altdeutscher Schrift bedruckt. „Ähm danke sehr nett, aber ich muss weiter.“, versuche ich mich noch rauszureden, doch der Entschluss des Traktorfahrers ist bereits in Stein gemeißelt. „Du schlägst doch jetzt kein Freibier aus? Was bist du denn für ein Mann. Am Herrentag nicht saufen ist die eine Sache aber dann auch noch so was ausschlagen. Da kannst du vergessen. Trink mit uns das Bier und dann schauen wir mal, ob du wirklich Radfahren willst.“ Spucketröpfchen fliegen aus seinem Mund, als er mit mir redet und gleichzeitig mit einem Feuerzeug, auf dem straight up ein Harkenkreuz ist, die Flasche öffnet.

Nunja was bleibt mir anderes übrig, ich gehe den Weg des geringsten Widerstands. Ein Bier mit Nazis wird mich nicht ruinieren und wenigstens haben sie dann eins weniger. „Was solls“, sage ich dem Traktormann und nehme das Bier entgegen, „Cheers!“ „Das heißt PROOOOST“ ruft er. Wie im Chor antworten die anderen Faschos: „PROOOOOOOOOOOST!“.

Direkt danach ist es still, alle trinken. Scheinbar war auch gerade ein Lied vorbei, welches aus einer riesigen Box, die mit einer Autobatterie betrieben wird, geschallt hat. Bis es zu Ende war, habe ich es gar nicht richtig wahrgenommen. Doch als die Klänge des nächsten Lieds zu hören sind, wird es mir bewusst, dass schon die ganze Zeit diese Rockmusik gelaufen ist, die sich dadurch auszeichnet, dass Männer mit rauen Stimmen über Bruderschaft, Familie und Löwen singen. Komisch, eigentlich sind ja Löwen aus Afrika. Aber der deutsche Marder ist eben doch nur bis zu einem begrenzen Grad männlich, stark und rechts.

Das hervorgeschriene Prost scheint etwas bei den Glatzenmännern ausgelöst zu haben. Mit dem neuen Lied fangen sie an zu jolen und zu grölen: „TREU, VEREINT UND HAND IN HAND KÄMPFEN WIR FÜRS VATERLAND. MUT UND STOLZ IN JEDEM MANN. BLUT UND EHRE FÜR DEIN HEIMATLAND.“ Weder textlich noch rhythmisch spricht mich dieses Werk an. Doch auf dem Planwagen beginnt es zu springen. Arm in Arm schreien die Männer, dass der Wagen wackelt. Der Traktorfahrer und fünf weitere Faschos hüpfen mit auf den Anhänger, sie springen und tanzen. Wobei es wohl falsch ist, es tanzen zu nennen. Ich glaube auch nicht, dass Nazis selbst von sich behaupten würden, dass sie tanzen. Vielleicht stampfen? Oder trampeln? So richtig ist es nicht einordenbar, es wirkt aber auf jeden Fall unkoordiniert und doch schon Tausende Male so praktiziert.

Ich stehe mittlerweile neben meinem Fahrrad, aber immer noch an derselben Stelle des Hügels und nippe am Bier. Es ist warm und schmeckt nach Bier, was habe ich auch erwartet. Eigentlich suchen diese Männer doch auch nur Liebe, denke ich und verwerfe den Gedanken gleich wieder. „Schrei nach Liebe“ ist bestimmt 70 Jahre alt und hat auch noch niemanden konvertiert. Was einen Nazi zum Nazi macht, bleibt für mich unklar. Vielleicht hat es ja doch frei nach Sarrazin etwa mit der DNA zu tun. Quatsch. Mit Rassenlehre kann ich mir das Verhalten des Lehrpersonals wohl kaum herleiten. Vielleicht sollte ich es auch gar nicht so verurteilen. Es sind ja doch nur ein paar gewaltbereite Männer, die verfassungsfeindliche Symbole mit sich herumtragen.

Gleichmäßig wippt der Wagen auf und ab, als ich plötzlich das Gefühl habe, dass sich neben mir etwas bewegt.

Es ist der Traktor. Scheinbar hat die Fahrerglatze die Handbremse nicht richtig angezogen, als er vor mich gesprungen ist. Nun ist sie losgerüttelt und der Wagen beginnt ganz langsam zu rollen. Ich könnte noch schnell rein springen und sie wahrscheinlich festmachen. Aber eigentlich will ich mich da auch gar nicht reinhängen. Ist ja deren Sache, vielleicht gehört das auch irgendwie dazu. Bevor ich was Falsches mache, mache ich lieber nichts. Allmählich wird der Traktor schneller, gerade war es nur Schrittgeschwindigkeit, doch da er nun mal am steilsten Stück steht, ist es schon längst zu spät, als der erste Nazi die Situation begriffen hat. Über die Lautstärke der Rockmusik kann er nur schwer zu den anderen durchdringen, doch ein paar Sekunden später wissen es dann alle. Sie sausen mit Wagen und Traktor den Hügel hinunter. Mittlerweile sind sie bestimmt 20 Meter von mir entfernt.

Als der erste vom Hänger abspringt, nehme ich noch einen Schluck vom Bier und stelle die noch fast volle Flasche auf einen Baumstumpf. Sachte schiebe ich mein Rad die letzten Meter den Hügel hinauf. Als ich oben bin, blicke ich zurück und sehe die schwarz-weiß-roten Figuren auf der Wiese kullern. Der Wagen hat sich ein ganzes Stück weiter den Berg hinunter quer gestellt und der Traktor ist nach hinten umgefallen. Die Figürchen wissen augenscheinlich noch immer nicht ganz, was gerade passiert ist.

Ich mache noch schnell ein Bild mit meinem Handy und schwinge mich wieder auf mein Fahrrad. Die Abfahrt auf der anderen Seite des Hügels bringt mich ohne Anstrengung in das nächste grüne Tal. Es ist, ohne es beschönigen zu wollen, der schönste Tag auf Erden.

 

Hallo!

Dein Text wirkt auf mich durch und durch propagandistisch. Er lässt kein Klischee aus, um es denen so richtig zu geben. Du beginnst, wie (zu) viele Geschichten beginnen, mit einer Wetterbeschreibung, schwadronierst dann über die Schönheit der Landschaft, doch mittendrin, wie ein hässlicher Klecks auf Leinwand, erscheint plötzlich ein Haufen brauner Gesellen. Wie kann es anders sein, glatzköpfig, versoffen, grölend, primitiv, anmaßend, Rechtsextreme wie aus dem Lehrbuch der Antifa. Nachdem du dich gründlich darüber ausgelassen hast, kommt die Korrektur des störenden Kleckses, frei nach Wilhelm Busch:
Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe.
Ach das war ein schlimmes Ding, wie's den braunen Buben ging.
Drum ist hier, was sie getrieben, aufgemalt und abgeschrieben.

Ich hab mit brauner Ideologie absolut nichts zu tun, kaum etwas liegt mir politisch ferner, aber in dieser Holzhammertechnik vorgetragen, mag ich keine Geschichte lesen. Egal zu welchem Thema. Das ginge subtiler, tiefgründiger, nachhaltiger. Abgesehen davon finden sich viele Fehlerlein in deinem Text.

LG, Manuela

 

Liebe Manuela,

schade das dir mein Text nicht gefallen hat. Vielleicht findest du ja den nächsten besser :)

Nur eine kurze Einordnung, da mich das sonst nicht loslässt. Dieser hässliche Klecks auf der Leinwand wie du ihn nennst, existiert und begegnet gerade Menschen im ländlichen Mitteldeutschland regelmäßig. So schön ich es fände, dass ich mir hier nur Klischees aneinandergereiht habe, so schade ist es doch, dass diese Begegnung tatsächlich nicht ausgedacht ist (bis auf den Ausgang ;)).

Fakt ist Nazis fühlen sich als Nazis pudelwohl bei uns und schrecken nicht davor zurück dir mit einem beiläufigen "Heil Hitler" den Tag zu versauen. Darum habe ich diesen Text geschrieben. Quasi aus aktuellem Anlass.

Das du mich auf meine Fehlerchen aufmerksam machst, spornt mich an sauberer zu arbeiten.

Danke für deine Zeit, ich freue mich über jede*n Leser*in und Kritik :)

LG
Toni

 

Hallo @toniaberanders,

willkommen bei den Wortkriegern! Ich stimme @Manuela K. in ihrer Kritik zu, möchte dennoch sagen, dass ich in der Szene, als das Ich auf ein Bier zwangseingeladen wird, durchaus Potenzial sehe. Wenn du die Figuren echte Menschen sein lassen würdest, nicht nur Pappkameraden, könnte das eine interessante Szene sein und am Ende möglicherweise auch eine (gute) Geschichte. Ich lese aus deinem Text einen gewissen Anfängergeist, darum ist mein Rat: Wenn du es ernst meinst mit dem Schreiben, d.h. dein Schreiben verbessern bzw. einfach dazulernen willst, dann lies dich mal ein bisschen im Netz ein in so Prinzipien wie Show dont't tell oder auch Infos zu Story Structure (es gibt zB ein Video von Dan Wells zu 7-Punkt-Struktur) oder auch, was immer dich eben am Schreiben bzw. beim Lesen fremder Texte interessiert.

Viele Grüße
Katta

 

„Schrei nach Liebe“ ist bestimmt 70 Jahre alt und hat auch noch niemanden konvertiert.

Hm, da spielstu mit den Konfessionen oder mit Dateien,

bester Toniaberanders,

alles schon gesagt von Manuela, die ein gutes Herz hat und Dich mit langweiliger Grammatik verschont und da hapert es gewaltig, wie ich finde bereits hier, ohne dass ich Dear den Spaß rauben will.

Die weiten flachen Felder sind in grünen und gelben Tönen gefärbt.
wo ich dem doppelten Attribut „weiten flachen“ ein Komma gönne oder gar ein „und“ (denn ich kenne auch Felder, die weniger flach als an einer Erhebung angelehnt sind ...)

Zwischen den einzelnen Flächen sind Wege, auf denen Familien und Freundesgruppen zu Fuß oder mit Fahrrädern unterwegs sind. Auf den frisch gemähten Wiesen sitzen hier und da kleine Grüppchen, die Picknicken.
Weil ein „die“ vorm „picknicken“ steht, wird es keineswegs substantiviert, wenn das „die“ sich als Reflexivpronomen der „Familien“ und „...gruppen“ erweist!

Nun begibt es sich an ebendiesen Tag, dass auch ich selbst mich auf mein Rad geschwungen habe …
„an ebendiesem“

… und entlang der Menschenmengen durch das wunderschöne frühsommerliche Thüringen fahre.
Wie weiter oben bereits, Komma zwischen den beiden Attributen.
Mal so als Faustregel: Kannstu ein "und" zwischen die Adjektive anbringen, sind sie idR unabhängig von einander

Soweit so normal für dieses ländliche Gefilde.
Warum die Konjunktion „soweit“, wenn eine unbestimmte Aussage wie das nachfolgende „so normal“ folgt? Besser „so weit“ - und das Komma zwischen so weit und so normal nicht vergessen!

Du brauchst doch ein Bier.“, bellt er mich … an.
Das abschließende Satzzeichen der wörtlichen Rede wird nur aufgezeigt, wenn es jenseits des schlichten Punktes steht. Der Punkt wird hervorragend durch das Komma in Abgrenzung zum „Redebegleitsatz“ ersetzt.

Hier ebenso

„Ähm danke sehr nett, aber ich muss weiter.“, versuche ich mich noch rauszureden, …

Am Herrentag nicht saufen ist die eine SacheKOMMA aber dann auch noch so was ausschlagen.

Spucketröpfchen fliegen aus seinem Mund, als er mit mir redet und gleichzeitig mit einem Feuerzeug, auf dem straight up ein Harkenkreuz ist, die Flasche öffnet.
Ich glaub nicht, dass Du mit dem Hakenkreuz ein Wortspiel treiben willst … und hier

Das heißt PROOOOST“ ruft er. Wie im Chor antworten die anderen Faschos: „PROOOOOOOOOOOST!“.
hoffe ich, dass Du Dich nicht verzählt hast! Der Punkt am Ende der wörtl. Rede kann weg, das Ausrufezeichen ist ein gutes Abschlusszeichen ...

Der Traktorfahrer und fünf weitere Faschos hüpfen mit auf den Anhänger, sie springen und tanzen.
Wenn sie auf den Anhänger springen, hüpfen sie noch nicht. Springen, hüpfen und tanzen sie darauf herum, ist es auf dem Anhänger

So richtig ist es nicht einordenbar, es wirkt aber auf jeden Fall unkoordiniert …
Ist kein Orden gemeint, sondern Einordnung, ergo „einordnenbar“

Wie dem auch wird, l

lieber @toniaberanders,
kein Grund, den Kopf hängen zu lassen, denn bekanntermaßen ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Was hätte er auch davon - außer einem gebrochenen Genick. Un d damit

herzlich willkommen hierorts!

Friedel

 

Nur eine kurze Einordnung, da mich das sonst nicht loslässt. Dieser hässliche Klecks auf der Leinwand wie du ihn nennst, existiert und begegnet gerade Menschen im ländlichen Mitteldeutschland regelmäßig. So schön ich es fände, dass ich mir hier nur Klischees aneinandergereiht habe, so schade ist es doch, dass diese Begegnung tatsächlich nicht ausgedacht ist (bis auf den Ausgang ;)).

Lieber Toniaberanders,
meine Kritik bezog sich nicht auf fehlenden Realitätsbezug. Ich weiß, was in dieser Szene los ist, wie sie argumentiert, sich präsentiert etc. Auch in Österreich gibt es diverse Burschenschaften, die den deutschen Gruß präferieren. Es geht darum, wie ein Inhalt präsentiert wird. Und daran hapert es in deiner Story. Abgesehen davon wird ein Text nicht dadurch besser, dass er einen realen Hintergrund hat. Die besten Geschichten schreibt (meistens) nicht das Leben, wie oftmals ertönt, sondern sie werden von guten Autoren erschaffen. ;)
Dass du mich auf meine Fehlerchen aufmerksam machst, spornt mich an, sauberer zu arbeiten.
Ein gutes Korrekturprogramm kann diesbezüglich Wunder wirken. :)
Danke für deine Zeit, ich freue mich über jede*n Leser*in und Kritik :)
Gern geschah's! :)

 

Direkt danach ist es still, alle trinken. Scheinbar war auch gerade ein Lied vorbei, welches aus einer riesigen Box, die mit einer Autobatterie betrieben wird, geschallt hat. Bis es zu Ende war, habe ich es gar nicht richtig wahrgenommen. Doch als die Klänge des nächsten Lieds zu hören sind, wird es mir bewusst, dass schon die ganze Zeit diese Rockmusik gelaufen ist, die sich dadurch auszeichnet, dass Männer mit rauen Stimmen über Bruderschaft, Familie und Löwen singen. Komisch, eigentlich sind ja Löwen aus Afrika. Aber der deutsche Marder ist eben doch nur bis zu einem begrenzen Grad männlich, stark und rechts

Hier würde ich beginnen.

So spät wie möglich einsteigen, so früh wie möglich wieder aus der Handlung aussteigen. Ist so einer der Tips vielleicht, die am Anfang helfen.

Es ist so: Literatur bzw eine gute Story sollte keine Propaganda enthalten, keine Agenda, keine Ideologie. KANN man machen, aber es wirkt dann so, als ob du am Verstand deines Lesers zweifelst oder daran, dass der Text das leisten könnte, was er sollte. Denn: die Situation, da da ein vollkommen Unbeleckter, Unbeteiligter in so einen Nazi-Suff reingezogen wird, ist schon sehr erzählenswert. Das könnte man aber geschickter aufziehen, ohne direkt mit der Tür ins Haus zu fallen. Ich würde gar nicht erwähnen, dass das Nazis sind. Lass sie doch miteinander reden. Dann sagt der eine: Gut, dass es hier keine Kanaken gibt. Oder so was. Und aus dem Gespräch entwickelt sich die Geschichte, und dann merkt der Leser: Oh Mann, das sind ja Nazis. Und der Protagonist muss sich immer weiter rechtfertigen, verstrickt sich immer tiefer in ein moralisches Dilemma, weil er ja auch nicht unbedingt eins auf die Fresse bekommen will. Das müsste man wirklich ausloten, den das ist ja auch immer so dieses tolle Gefasel von Zivilcourage, aber wenn da zehn Glatzen einen Typen verdreschen, und die wiegen alle 110 Kilo und machen MMA, da will ich aber denjenigen sehen, der da mutig dazwischenprescht und denen sagt: Hier, jetzt ist aber gut, sonst ...!

Das ist erstmal keine Frage der Idee, sondern des Handwerks. Einfach dranbleiben!

Gruss, Jimmy

 

Moinsen,

bin neu hier im Forum und wurde soeben -durch die automatische Begrüßungsnachricht des Webmasters- eingeladen, auch meinen Senf bei anderen Geschichten hinzu zu tun.

Zu der Geschichte selbst, wurde schon vieles gesagt.

So schön ich es fände, dass ich mir hier nur Klischees aneinandergereiht habe, so schade ist es doch, dass diese Begegnung tatsächlich nicht ausgedacht ist

Die Realität schreibt die besten Geschichten.

Wenn diese dann niedergeschrieben werden, sind sie zwar authentisch, aber bei weitem nicht nicht immer glaubhaft. Auch ist die Geschichte nicht unbedingt interessant für Personen, die nicht dabei waren. Das merkt man immer an lustigen Anekdoten, die einem passieren. Für einen selbst, auch in der Nacherzählung, lustig bis zum Augentränen, aber für die Umherstehenden teilweise nicht zu ertragen.

Weniger Klischees, mehr Aktion. Rest wurde gesagt.

Liebe Grüße
MAW

 

Moin @toniaberanders,

danke, dass Du Deine Geschichte mit uns teilst.

Der Plot an sich hat mir zugesagt, der Aufbau der Ausgangssituation, der Konflikt und auch die beinahe slapstickhafte, humoreske Auflösung.

Ein aufgeweckter junger Mann muss notgedrungen eine Gruppe Neonazis passieren, wird dabei von ihnen auf ein Bier eingeladen und erlebt so nebenbei mit, wie die Rechtsradikalen aus Unachtsamkeit mit ihrem Traktor nebst Anhänger in einen Unfall geraten.

Wie die Wortkrieger vor mir bin ich ähnlicher Meinung: Interessante Grundidee, doch da geht noch mehr. Zudem sorgen zahlreiche Rechtschreibfehler, ein an einigen Stellen unstrukturierter Aufbau sowie Wortwiederholungen/unelegante Formulierungen für erschwerten Lesefluss.
Gerne liste ich Dir ein paar Beispiele auf, wobei stets gilt: Ich weiß es nicht besser, ich möchte helfen. Nimm Dir, was Du gebrauchen kannst. Was nicht, lass liegen. Los gehts:

Es ist, ohne es beschönigen zu wollen, der schönste Tag auf Erden.
Erst dachte ich, diese Wortwahl zeichnet ein erstes Bild Deiner Erzählstimme, also dass Du einen Erzähler kreierst, der das Stilmittel der Übertreibung als roter Faden durch die Geschichte zieht. Als das dann im weiteren Verlauf ausblieb, gefiel mir diese Formulierung immer weniger, auch mit Bedacht auf die Klammer am Ende.
»Es ist, ohne es beschönigen zu wollen, der schönste Tag des Jahres, bislang« (oder so ähnlich) fände ich passender, da nicht so künstlich aufgebauscht. Das könntest Du am Ende ebenfalls genauso einbauen.

Doch dann sehe ich in der ferne
Ferne

Sie stehen zu etwa 20 auf einem kleinen Berg oder eher Hügel. Dort sitzen viele von ihnen in einem Planwagen, einer Art Anhänger, auf dem Sitzgarnituren stehen.
Stehen sie oder sitzen sie? ;) Das"stehen" als letztes Wort nach Sitzgarnituren sorgt zudem für unnötige Wiederholungen und liest sich ungelenk.

Es sind Skinheads und zwar die von der ganz dummen Sorte.
Show, don´t tell. Du behauptest, dass es Skins der ganz dummen Sorte sind. Zum einen fragte ich mich, wie/woran Dein Protagonist das aus der Entfernung bereits erkennen kann, zum anderen wäre es eleganter, uns Leser:innen diese Tatsache zu zeigen, indem Du sie (abseits von dem, was sie eh schon sind) richtig dumme Dinge tun lässt. Jetzt könnte man sagen: Beweisstück A: der Vorfall mit dem Planwagen! Doch der ist hier ja noch gar nicht vorgefallen.

Dazu legt sich der Geruch von Alkohol auch schon aus 20 Metern Entfernung auf meine Nasenschleimhaut. Die Reaktionen scheinen daher unberechenbar.
Trau Deiner Leserschaft zu manche Bilder selbst auszumalen, manche Lücken selbst zu füllen. Meistens läuft das zuvor schwarz-weiße Kopfkino dann in Farbe und mit Ton. ;)

Weiß, blond, groß, sportlich – am Ende halten sie mich noch einen von ihnen.
Fehlt da nicht ein "für"?

Als ich gerade auf Höhe des Wagens bin und bisher nur ein paar argwöhne Blicke erhaschen konnte, springt der Traktorfahrer aus dem Führerhaus direkt vor mein Vorderrad.
Argwöhnische

„Sport am Männertag, Junge, was stimmt denn mit dir nicht?“, wirft mir der Fahrer sichtlich angeschlagen entgegen. „Von nichts kommt nichts!“, entgegne ich leicht überfordert aber in einem versucht netten Ton, um möglichst nicht anzuecken. „Naja aber so richtig ist das doch nichts. Du brauchst doch ein Bier.“, bellt er mich mit bereits deutlich rauer Stimme an. Dabei greift er von unten zur Tür des Traktors hoch und streckt mir eine Flasche „Deutsches Reichsbräu“ entgegen. Wie versteinert blicke ich auf die braune Flasche und dann auf das Bier. Das Etikett ist in altdeutscher Schrift bedruckt. „Ähm danke sehr nett, aber ich muss weiter.“, versuche ich mich noch rauszureden, doch der Entschluss des Traktorfahrers ist bereits in Stein gemeißelt. „Du schlägst doch jetzt kein Freibier aus? Was bist du denn für ein Mann. Am Herrentag nicht saufen ist die eine Sache aber dann auch noch so was ausschlagen. Da kannst du vergessen. Trink mit uns das Bier und dann schauen wir mal, ob du wirklich Radfahren willst.“ Spucketröpfchen fliegen aus seinem Mund, als er mit mir redet und gleichzeitig mit einem Feuerzeug, auf dem straight up ein Harkenkreuz ist, die Flasche öffnet.
Hier sorgt die unaufgeräumte Struktur für erschwerten Lesefluss. Mit Zeilenwechsel bei sich ändernden Sprechern/Handlungen liest es sich klarer. Zudem kannst Du an zahlreichen Stellen den Text entschlacken, denn einiges wirkt redundant. Zum Beispiel könnte das dann so aussehen:

„Sport am Männertag, Junge, was stimmt denn mit dir nicht?“, wirft mir der Fahrer sichtlich angeschlagen entgegen.
„Von nichts kommt nichts!“, entgegne ich leicht überfordert aber in einem versucht netten Ton, um möglichst nicht anzuecken.
„Naja aber so richtig ist das doch nichts. Du brauchst doch ein Bier.“, bellt er mich mit bereits deutlich rauer Stimme an. Dabei greift er von unten zur Tür des Traktors hoch und streckt mir eine Flasche „Deutsches Reichsbräu“ entgegen.
Wie versteinert blicke ich auf die braune Flasche und dann auf das Bier. Das Etikett ist in altdeutscher Schrift bedruckt. „Ähm danke sehr nett, aber ich muss weiter.“, versuche ich mich noch rauszureden, doch der Entschluss des Traktorfahrers ist bereits in Stein gemeißelt.
„Du schlägst doch jetzt kein Freibier aus? Was bist du denn für ein Mann. Am Herrentag nicht saufen ist die eine Sache aber dann auch noch so was ausschlagen. Da kannst du vergessen. Trink mit uns das Bier und dann schauen wir mal, ob du wirklich Radfahren willst.“ Spucketröpfchen fliegen aus seinem Mund, als er mit mir redet und gleichzeitig mit einem Feuerzeug, auf dem straight up ein Harkenkreuz ist, die Flasche öffnet.
Was denkst Du?


Wie versteinert blicke ich auf die braune Flasche und dann auf das Bier.
Ein guter Satz, der mich schmunzeln ließ. :thumbsup:

Ich könnte noch schnell rein springen
reinspringen


So weit, fürs Erste. Ansonsten bin ich bei meinen Vorredner:innen: Der Text könnte an Substanz gewinnen, wenn Du die Faschos anstatt wie klischeetriefende Pappkameraden ihre Zeilen grölen zu lassen, ihnen anhand von Dialogen/Interaktion und/oder Szenen Fleisch auf die Rippen schaffst. Müssen ja auch nicht alle sein, der besoffene Rädelsführer reicht da vielleicht schon aus. Zu viele agierende Figuren in Kurzgeschichten sollen es ja eh nicht sein. So wie es jetzt ist, erfahren wir zwar die Sicht Deines Protas auf diese Sorte Mitmensch, mehr aber auch nicht. Vielleicht willst Du aber auch gar nicht mehr erzählen? Denk bitte nicht, dass ich Dir hier die »bessere Geschichte« oder so aufdrängen will.

Ich hoffe, Du konntest mit meinen Anmerkungen etwas anfangen, lass Dich bitte nicht entmutigen und schreib weiter, ich bin gespannt auf zukünftige Texte von Dir.

Beste Grüße
Seth

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo! Auch ich schließe mich den Vormeinungen an, was deine Erzähltechnik betrifft und die Figuren(nicht)zeichnung. Hatte ebenfalls den Eindruck, du stehst am Anfang.
Und gerade deshalb fehlt es, noch zu sagen - die Rechtschreibgrammatikikfehler hat dir ja Friedrich gnädig angemalt - dass du auch ein paar Sachen richtig gut gemacht hast, an manchen Stellen ist das die witzige Ausdrucksweise, an anderen die Zubereitung der Situationskomik. Mit anderen Worten, der Humor passte - und das ist keineswegs leicht.

Vielleicht sollte ich es auch gar nicht so verurteilen. Es sind ja doch nur ein paar gewaltbereite Männer, die verfassungsfeindliche Symbole mit sich herumtragen.
Hier als Beispiel eine der Stellen

 

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