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Mögliche Zukunft

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09.10.2003
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Mögliche Zukunft

Langsam steigt der Rauch meiner Zigarette im Schein meiner Schreibtischlampe aufwärts. Es ist bis auf das wenige Licht, dass mir die Lampe liefert absolut dunkel in meiner kleinen Mansardenwohnung im 4. Bezirk. Draußen regnet es. Da mein Schreibtisch gleich neben dem Fenster steht, habe ich ständig das Geräusch der auf eben jenes klatschenden Tropfen im Ohr, werfe den einen oder anderen Blick nach draußen, sehe auf die Straße hinunter, zwei Menschen gehen gemeinsam unter einem Schirm, ein Liebespaar, denke ich, wobei ich mir natürlich nicht sicher sein kann, was meine Eifersucht den beiden gegenüber trotzdem nicht einschränkt. Ich blicke auf meinen Nachttisch, wo das kleine Foto meiner großen Liebe steht, denn auch wenn sie mir schon vor zwei Jahren, nach sechs Jahren Beziehung und obwohl wir schon verlobt waren, den Laufpass gab, warte ich immer noch auf den Moment der sie mir wiederbringt. Das Surren meines Laptops erfüllt den Raum, der Cursor blinkt mitten in einem angefangenen Satz, ich selbst sitze zurückgelehnt auf meinem Stuhl, ein sehr schlichter Stuhl, rein aus Holz, ohne irgendeinen Polster oder etwas, das es gemütlicher machen würde auf ihm zu sitzen. Seit einigen Tagen hing ich mitten in jenem Satz fest, unmöglich die Worte zu finden, die es wert wären, ihn zu beenden. Neben dem Laptop liegen die fälligen Rechnungen, Miete, Strom, Unterhalt. Es ist jeden Monat das gleiche, außer im Juli und im Dezember, Geburtstag und Weihnachten ermöglichen mir doch zumindest zweimal im Jahr pünktlich zu zahlen. Doch mein Geburtstag ist schon vorbei, ich habe heuer sämtliches erhaltenes Geld in Spirituosen und eine Party investiert, man feiert nur einmal seinen 30. Geburtstag und da ich zu eben jenem wieder am Land war, hielt ich es für angebracht Familie und Freunde einmal so richtig einzuladen. Inzwischen kommen schon die dritten Mahnungen an, mein Vermieter droht mir mit dem Exekutor, die Strombehörde hat ihn schon auf mich angesetzt und laut der Mutter meiner Tochter und des Bezirksgerichts ist er nur mehr wenige Meter vor meiner Tür.

Immer noch Regen. Da ich im Dachstock wohne, tropft es herein, aber die Eimer, die ich mir an meinem Geburtstag von meiner Mutter ausgeliehen hatte, stehen an den wichtigsten Stellen und somit beschäftigt mich das nicht mehr. Im Stock unter mir scheint Verwandtschaft zu Besuch zu sein, ich höre immer wieder lachen und das Haus ist vom Duft von selbstgebackenem und frischem Kaffee erfüllt. Ich setze die Bierdose an meine Lippen und trinke den letzten Rest der sich darin befindet auf einen Zug. Viel war es nicht mehr. Gut, dass August ist, bald sind Nachprüfungen und ich habe im Momente viel mehr Arbeit als sonst, gerade jetzt ist Nachhilfe gefragt. Nur: es reicht gerade mal zum nicht – Verhungern und – Verdursten und für eine Rechnung, aber eben nur im August. Die Zeitung liegt aufgeschlagen auf meinem Bett, Markus hat wieder einmal den Aufmacher geschrieben. Letztens bekam ich eine Karte von ihm, aus New York, wo er an einer Weltpressetagung teilgenommen und eine Rede gehalten hatte. Tja, Journalist müsste man sein, nicht Schriftsteller. Seit zwei Jahren beschäftige ich mich nun mit der Arbeit an meinem neuesten Roman, seit einem halben Jahr hänge ich bei diesem Satz. Mein erster Roman verkaufte sich nicht schlecht, wurde auch von der Kritik für nicht schlecht befunden, aber um davon zu leben, nein.

Ich habe zwei Selbstmordversuche hinter mir, nachdem sich meine Verlobte von mir getrennt hatte, schnitt ich mir einmal die Pulsadern auf und versuchte einmal mich zu ertränken, doch, ich und mein verdammtes Glück, wurde ich beide Male gerettet. Ich habe beschlossen nicht mehr dem Tod entgegenzulaufen sondern darauf zu warten, dass er kommt, ihm lediglich einen kürzeren Weg zu bieten, indem ich zwei Packungen Zigaretten am Tag rauchte (dafür habe ich kurioser- und unvernünftigerweise immer Geld) und mich Hauptsächlich von billigem Fast food, Bier und Absinth ernähre.

Meine kleine Tochter ist jetzt zwei Jahre alt, sie hat mir zum Vatertag heuer ein Bild gemalt, dass jetzt an meiner Tür hängt, so dass ich es immer sehen kann. Es ist kaum wirklich etwas zu erkennen aber sie hat gemeint, da wären sie und ich zu sehen, wie wir mit dem Hund ihrer Mutter spielen. Ich besuche sie einmal im Monat, spiele aber nie mit dem Hund, ein Schäfer, weil ich noch immer Angst vor den Dingern habe. Dann sitze ich zumeist mit ihrer Mutter, also meiner Ex-Verlobten, an einem Tisch ,trinke Kaffee, habe die Kleine auf dem Schoß und unterhalte mich mit ihrer Mutter. Sie habe noch keinen neuen Freund, meint sie, in den letzten zwei Jahren habe sie ein zwei kennen gelernt, aber keiner habe sich als wirklich toll herausgestellt. Ich lerne auch noch immer Frauen kennen, nehme manche mit in meine Wohnung, nur um sie am nächsten morgen wiedr fortzuschicken ohne nach ihren Telefonnummern zu fragen, was ich dann eine Stunde nachdem sie gegangen sind wieder bereue. Aber das erzähle ich ihr nicht. Ich erzähle ihr, das ich noch immer an der Stelle hänge, dass ich den Unterhalt gerne zahlen würde, aber eben noch nicht kann und wie schön es wäre, wenn ich die Kleine öfter sehen könnte.

Heute zum Beispiel. Inzwischen habe ich mich in mein Bett gelegt und starre ihre Zeichnung an. Ich habe sie mit einem roten Holzrahmen versehen, denn rot ist die einzige Farbe die sie in ihrem Bild nicht verwendet hat. Sehr viele dunkle Farben, was mich hin und wieder traurig macht, aber nie so richtig. Ich hätte mir etwas bunteres für meine triste Wohnung gewunschen. Aber Traurigkeit liegt mir genauso fern wie Freude. Es ist eine gewisse Nihilismusform die mich erfüllt, es ist mir egal. Früher, in den ersten eineinhalb Jahren der Trennung war ich oft traurig, doch hat das nach meinem zweiten Selbstmordversuch aufgehört. Kaum war unsere Tochter auf der Welt hat sie mich verlassen, weil ich nicht zurechnungsfähig war. Der Roman forderte all meine Aufmerksamkeit, ich wurde schrullig, hätte mich ihrer Meinung nach nicht um das Kind kümmern können, außerdem stritten wir sehr viel, vor allem wegen Geld. Unter Tränen schickte sie mich fort. Eigentlich der einzige Grund für mich, traurig zu sein.

Es klopft an der Tür, sehr heftig, das Bild wackelt wie wild und droht herunterzufallen, was es schließlich auch tut. Ich frage, wer da sei, aber niemand antwortet mir, das Klopfen bleibt konstant und stark, ich stehe auf, ziehe mir eine Hose an, fahre mir kurz mit der Hand durch die Haare und gehe zur Tür. Als ich sie öffne steht vor mir eine dunkle Gestalt, ganz in Schwarz gekleidet, die Kapuze ihres Mantels tief ins Gesicht gezogen. Sie tritt herein, dreht sich nach mir um und deutet mir, die Tür zu schließen, nur um mir wieder den Rücken zuzudrehen und sich mein Diplom in Philosophie, das an der gegenüberliegenden Wand hängt anzusehen. Die Figur schüttelt den Kopf. Ich bin noch keinen Meter von der Tür weggegangen, als sich die Gestalt umdreht und die Kapuze aus dem Gesicht nimmt. Meine Ex – Verlobte! Sie ist total durchnässt vom Regen, scheint geweint zu haben, denn ihre Augen sind ganz glasig. Ich will sie begrüßen, umarmen, erwache aus meiner Starrheit, doch sie sagt etwas, dass es der Kleinen nicht gut ginge, sie sei im Krankenhaus, die Großeltern, auch meine Mutter wären schon dort, ich sei nicht erreichbar gewesen, da beschloss sie herzukommen. Sie beginnt zu weinen, ich nehme sie in den Arm. Ich bin traurig, wirklich traurig. Ich lasse sie los, hebe das Bild auf und sehe es mir an: „Lass uns gehen!“ sage ich, einfach so, ohne sie direkt anzusehen, sondern weiterhin das Bild betrachtend. Auf der Taxifahrt ins Krankenhaus hält sie meine Hand, ich müsse mir keine Sorgen machen, die Taxirechnung bezahle sie, sie küsst mich auf die Wange.

Der Arzt meint, das Schlimmste wäre überstanden.

 

hallo naim,

der barde mag ja happy ends, und das happy end war auch das schönste an deiner geschichte. die idee des inhalts ist durchaus solide, nicht neu, aber mit einem guten erzählstil kann das durchaus klasse herübergebracht werden. bleiben wir beim inhalt. er wurde von ihr verlassen, nicht ohne grund, wie es sich am ende der geschichte deutlich abzeichnet. er ist ein verlierer. er hat keine beständigkeit im leben, und die sorge um seine familie ist nicht stark genug, dass er sich ändert. also zieht sie die konsequenz und verlässt ihn. sie schafft es nicht, sich in eine anderen beziehung einzubinden. auch er sucht und findet keine solide beziehung, vielmehr hängt er an seiner vergangenheit fest. die situation ist für ihn so sehr unerträglich, dass er 2 selbstmordversuche hinter sich hat, und das zeigt, dass er nicht viel vatergefühl für seine tochter hat. dieser selbstmordversuch bestätigt die entscheidung der frau.
er erzählt aus seiner vergangenheit mit ihr und von der gegenwart. er geht so sehr ins detail, dass das ende dem leser wie ein galopp erscheint. es klopft an der tür, die tochter ist in gefahr, sie hält sein hand. also, das war ziemlich schnell, und es fehlt eine klare linie und eine auseinandersetzung, die dieses ende rechtfertigt. die gründe, warum sie ihn verlassen hat, sind mehr als denn je vorhanden. hätte er eine gewisse stabilität erreicht, dann wäre eine basis gegeben, denn ihre liebe zu ihm muss durch irgendetwas gefördert werden. ausserdem finde ich nicht, dass menschen, die sich nicht verbessern wollen und auch keine einsicht zeigen, gewinnen sollten.
auch fehlt hier die dramatik und die angst um das kind. der mann scheint sich nur für die hand der frau zu interessieren. ein vater sollte zumindest allgemein literarisch angst um sein kind haben. und diese angst ist so riesig (immerhin kommt die frau zu ihm deswegen), dass du es dir nicht einfach machen darfst mit diesem letzten satz:

Der Arzt meint, das Schlimmste wäre überstanden.
das ende ist schlecht. besser ist es, wenn die gefahr noch miterlebt wird. aus tiefster angst um ihr kind, könnte sie die nähe zu dem mann suchen lassen. aber dazwischen sind noch viele ernste gesichter von doktoren notwendig, die leicht den kopf schütteln. die frau muss verzweifelt sein, er eigentlich auch. in der aktionspause könnte die frau und der mann erste worte der vergangenheit wechseln. "weisst du noch ..." - sie könnte sich im krankenhaus neu in ihn verlieben. aber dein ende ist wie ein filmriss!

der erzählstil. ich kann erkennen, dass du es besonders gut machen wolltest. zu gut - zu viel von dem guten. deine langen sätze sind zu lang. sie klingen nicht gut, zu überlagert. der leser muss sehr aufmerksam lesen, um sie richtig zu verstehen. erst zum ende hin wird es besser.

folgendes im einzelnen:

Es ist bis auf das wenige Licht, dass mir die Lampe liefert absolut dunkel in meiner kleinen Mansardenwohnung im 4. Bezirk.

hinter "ist" und hinter "liefert" fehlt jeweils ein komma
"4." schreibe zahlen weitmöglichst aus
"dass" >> "das"

Da mein Schreibtisch gleich neben dem Fenster steht, habe ich ständig das Geräusch der auf eben jenes klatschenden Tropfen im Ohr, werfe den einen oder anderen Blick nach draußen, sehe auf die Straße hinunter, zwei Menschen gehen gemeinsam unter einem Schirm, ein Liebespaar, denke ich, wobei ich mir natürlich nicht sicher sein kann, was meine Eifersucht den beiden gegenüber trotzdem nicht einschränkt.

das ist ein sehr misslungener satz. besser mache mehrere sätze daraus: Ich sitze an meinem Schreibtisch, der am Fenster steht. Ich sehe hinaus und lausche dem ungleichen Takt der Tropfen gegen die Scheibe. Ich sehe ein Liebespaar unten auf der Straße unter einem Schirm. Ob es ein Liebespaar ist, kann ich nur vermuten, trotzdem war mein Neid mir gegenwärtig.
auf jeden fall solltest du "Neid" anstatt "Eifersucht" verwenden. da "Eifersucht" subjektbezogen ist.

Ich blicke auf meinen Nachttisch, wo das kleine Foto meiner großen Liebe steht, denn auch wenn sie mir schon vor zwei Jahren, nach sechs Jahren Beziehung und obwohl wir schon verlobt waren, den Laufpass gab, warte ich immer noch auf den Moment der sie mir wiederbringt.

auch dieser satz ist vollgestopft mit infos. er klingt nicht mehr gut: Auf dem Nachttisch weiß ich das Foto von Yvonne, meiner großen Liebe, die mich nach seche Jahren gemeinsamer Zeit verlassen hatte. Sie war damals meine große Liebe, und sie ist jetzt, nach zwei Jahren, immer noch meine große Liebe
auf "Laufpass" würde ich verzichten, das klingt ja furchtbar
das "verlobt sein" hat keine wirklich bedeutung. ein versprechen, das heute nichts mehr wert ist. ich würde es rauslassen.
hinter "denn" ein komma

Das Surren meines Laptops erfüllt den Raum, der Cursor blinkt mitten in einem angefangenen Satz, ich selbst sitze zurückgelehnt auf meinem Stuhl, ein sehr schlichter Stuhl, rein aus Holz, ohne irgendeinen Polster oder etwas, das es gemütlicher machen würde auf ihm zu sitzen.

hinter "Satz" sollte ein neuer satz beginnen
"ohne irgendeinen Polster ..." lasse das weg, der leser weiss von sich aus die wirkung auf einem reinen holzstuhl zu sitzen.

Es ist jeden Monat das gleiche, außer im Juli und im Dezember, Geburtstag und Weihnachten ermöglichen mir doch zumindest zweimal im Jahr pünktlich zu zahlen.

unterhalt? jetzt, an dieser stelle, ist klärungsbedarf bezüglich der grossen liebe.

Doch mein Geburtstag ist schon vorbei, ich habe heuer sämtliches erhaltenes Geld in Spirituosen und eine Party investiert, man feiert nur einmal seinen 30. Geburtstag und da ich zu eben jenem wieder am Land war, hielt ich es für angebracht Familie und Freunde einmal so richtig einzuladen.

warum so komplizierte satzkonstruktionen?
"heuer"? warum nicht "heute"?
logik? der geburtstag ist vorbei, aber er feiert heute seinen geburtstag?
"30" schreibe zahlen besser aus
hinter "30. Geburtstag" nindestens ein semikolon, noch besser satzende.
vor "Familie" besser ein komma

Inzwischen kommen schon die dritten Mahnungen an, mein Vermieter droht mir mit dem Exekutor, die Strombehörde hat ihn schon auf mich angesetzt und laut der Mutter meiner Tochter und des Bezirksgerichts ist er nur mehr wenige Meter vor meiner Tür.

vor "nur" würde sich ein "sogar" sehr gut machen

Immer noch Regen. Da ich im Dachstock wohne, tropft es herein, aber die Eimer, die ich mir an meinem Geburtstag von meiner Mutter ausgeliehen hatte, stehen an den wichtigsten Stellen und somit beschäftigt mich das nicht mehr.

"Dachstock" ist nachgeworfen und sollte in der einleitung abgehandelt werden. statt fenster kann man z.b. "Dachstuhlfenster" schreiben.

bald sind Nachprüfungen und ich habe im Momente viel mehr Arbeit als sonst, gerade jetzt ist Nachhilfe gefragt.

"Momente" >> "Moment"

Seit zwei Jahren beschäftige ich mich nun mit der Arbeit an meinem neuesten Roman, seit einem halben Jahr hänge ich bei diesem Satz

vor "seit" würde sich ein "und" sehr gut machen

Ich habe zwei Selbstmordversuche hinter mir, nachdem sich meine Verlobte von mir getrennt hatte, schnitt ich mir einmal die Pulsadern auf und versuchte einmal mich zu ertränken, doch, ich und mein verdammtes Glück, wurde ich beide Male gerettet. Ich habe beschlossen nicht mehr dem Tod entgegenzulaufen sondern darauf zu warten, dass er kommt, ihm lediglich einen kürzeren Weg zu bieten, indem ich zwei Packungen Zigaretten am Tag rauchte (dafür habe ich kurioser- und unvernünftigerweise immer Geld) und mich Hauptsächlich von billigem Fast food, Bier und Absinth ernähre.

also, dieser satz ist völlig daneben. VIEL zu lang. eine aneinanderreihung von infos.
"doch, ich und mein verdammtes Glück, wurde ich gerettet", was glaubst du, wie oft ich darüber lesen musste, um das zu verstehen? besser doch mein verdammtes Glück hat mich wieder einmal gerettet

du sprichst hier von selbstmordversuchen wie vom pellen von eiern. welchen grund gibt es denn für die selbstmordversuche? wo ist der vaterinstinkt?

"(dafür habe ich kurioser- und unvernünftigerweise immer Geld)" lasse bitte diese klammer weg und bette es in den satz ein: "wofür ich kurioserweise immer geld übrig zu haben scheine."

"Hauptsächlich" klein

Ich besuche sie einmal im Monat, spiele aber nie mit dem Hund, ein Schäfer, weil ich noch immer Angst vor den Dingern habe.

das mit dem "Schäfer" verstehe ich nicht

Dann sitze ich zumeist mit ihrer Mutter, also meiner Ex-Verlobten, an einem Tisch ,trinke Kaffee, habe die Kleine auf dem Schoß und unterhalte mich mit ihrer Mutter.

jetzt erst wird der leser informiert, dass die grosse liebe und er eine gemeinsame tochter hat. damit ergibt das verlassen der grossen liebe doch ein ganz anderes bild, was der leser an dieser stelle korrigieren muss. eigentlich müsste der leser wieder von vorne anfangen zu lesen.
die einleitung dient uns dazu, dass wir alle rahmeninfos dort vorababhandeln

in den letzten zwei Jahren habe sie ein zwei kennen gelernt,

hinter "ein" ein komma
davon einmal abgesehen, zehn oder elf, das würde ich verstehen, aber ich wüsste genau, ob es ein oder zwei männer waren.

Ich lerne auch noch immer Frauen kennen, nehme manche mit in meine Wohnung, nur um sie am nächsten morgen wiedr fortzuschicken ohne nach ihren Telefonnummern zu fragen, was ich dann eine Stunde nachdem sie gegangen sind wieder bereue.

und wieder so eine granate
"wiedr" >> "wieder"
"wieder" ist doppelt, das 2. "wieder" könnte auch "bereits" heissen
vor "ohne" ein komma
vor "nachdem" und hinter "sind" jeweils ein komma
"was ich dann eine Stunde, nachdem sie gegangen ist, wieder bereue" das sollte in einem extra satz stehen "Nach einer Stunde bereue ich es."
hinter "nachdem sie gegangen" sollte anstatt "sind" ein "ist" stehen, um nicht den eindruck zu vermitteln, dass er sich mit mehreren frauen gleichzeitig in der wohnung trifft.

Heute zum Beispiel. Inzwischen habe ich mich in mein Bett gelegt und starre ihre Zeichnung an. Ich habe sie mit einem roten Holzrahmen versehen, denn rot ist die einzige Farbe die sie in ihrem Bild nicht verwendet hat.
der charakter einer zeichnung ist die einfarbigkeit. aber das stört nicht wirklich
hinter "Farbe" ein komma

Ich hätte mir etwas bunteres für meine triste Wohnung gewunschen.

"gewunschen" >> "gewünscht"

Es ist eine gewisse Nihilismusform die mich erfüllt, es ist mir egal.

der charakter eines nihilismusses ist die ständige verneinung. nicht aber eine wedernoch-form. eher ambivalenz. aber versuche doch ganz auf fremdwörter zu verzichten, denn deine geschichte sollte eine einheitliche sprache aufweisen.

Früher, in den ersten eineinhalb Jahren der Trennung war ich oft traurig, doch hat das nach meinem zweiten Selbstmordversuch aufgehört.

"eineinhalb" besser >> "anderthalb"
dieser selbstmordversuch ist einfach zu stark, das muss eigentlich in die tiefe gebracht werden

fazit: du hast potentenzial, gute geschichte zu schreiben, dass kann man sehen. du hattest etwas zu erzählen, allerdings fehlt dir die übung, die balance zu finden und die angemessenheit im stil und inhalt zu finden.

bis dann

barde

 

Hmm...
also zu den meisten stilfehlern, geb ich dir recht, nur wegen der Länge der Sätze, na ich weiß nicht.
Klar, kürzere Sätze sind einfacher zu lesen. Klarer Aufbau ebenso, allerdings:
Ich glaube, dass sie eine andere Atmosphäre schaffen. Eine viel zu geordnete, nämlich. Und genau das habe ich zu vermeiden versucht. Die Geschichte soll nicht leicht zu lesen sein, sie soll Bilder erzeugen, aber keine klaren, nein, rauchige Bilder, von der Dunkelheit einer Mansardenwohnung gezeichnet.
Ich denke, dass zu viel Klarheit einer solchen Geschichte (und bedenke, dass im Titel "möglichkeit" vorkommt, was Klarheit auch schon ausschließt) zwar viele Vorteile bringt, aber für mich, der ich mir mal gedanken gemacht hab, wie mein leben in zehn jahren ausschauen kann, würde zuviel Klarheit etwas viel zu künstliches und (im Rahmen meines Verständnisses eigener Texte) unkreatives bedeuten.
Ich denk, das sind zwei Wege auf den Text zuzugehen. (also in dieser Hinsicht) Und wir können gern eine Grundsatzdiskussion beginnen. Ich denk gerade die Komplexität dieses Textes ihn ausmacht.
Ansonsten, danke für die Kritik, werde mir einiges zu Herzen nehmen...

Herzlichst,
NaimED

P.S.: "gewunschen"/"gewünscht", naja...
ich würd sagen das in von Sprachkreis zu Sprachkreis verschieden.

 

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