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Mörder
Jagd ist oft eine langwierige Angelegenheit. Man sitzt stundenlang im Gebüsch, um dann hinterrücks irgend eine hilflose Gazelle zu ermorden. Nein, da kommt mein Blut kaum noch in Wallung. Darum jage ich jetzt Menschen. Die Menschen sind raffiniert und verschlagen, sie sind die Gefahr pur – aber nur, wenn sie dich bemerken, bevor du sie töten kannst. Viele Menschenjäger rühmen sich ihres Mutes, und dabei haben sie entweder einen Arglosen überfallen, oder eine schwache Frau in die Enge getrieben und getötet.
Mir genügt aber auch so ein 'Spaß' nicht mehr. Ich suche mir die Stärkeren aus, und kündige ihnen an: 'Ich bin gekommen, um dich zu töten. Versuche doch, dich zu wehren, oder deine Freunde zur Hilfe zu rufen. Versuch' es, es schadet dir nicht. Du bist so oder so in fünf Minuten ein toter Mann'. Das gibt dann einen Kampf! Und manchen gelingt es sogar, zu fliehen oder mir wehzutun. Einmal hatte man mir eine ziemliche Fleischwunde zugefügt. Gott, war ich da sauer. Ich hab' dann seine Innereien in der ganzen Umgebung verteilt - das hat bei vielen Leuten, die da vorbeiliefen dann für regelrechte Brechanfälle gesorgt. Ich hab' das alles gesehen und konnte das Kichern kaum unterdrücken. Na, nicht mehr so cool, Großer?
Aber wenn ich das dann jemandem erzähle, sagt man mir, ich würde spinnen. Angeblich wird man wegen Leuten wie mir ganz genau aufpassen und andere Menschenjäger schnappen. Ich bin also sowas wie ein verrückter Verrückter. Das wegen mir aber mehr auffliegt lass ich nicht gelten. Meine sogenannten Kollegen sind ja selber schuld. Was müssen die auch zehn Jahre lang an einem und demselben Ort jagen? Städte sind überall, Menschen sind überall. Es wäre wohl ziemlich schwierig, die Menschen ganz zu meiden. Da greift man sich doch einen und lässt ihn bluten. Aber nein, die anderen müssen die Menschen so jagen, als ob das Gazellen sind und nicht gemeine Missgeburten. Da wundern die sich noch, dass sie dann hinter Gitter kommen oder sogar erschossen werden.
Die Meisten aber tun nichts dergleichen und jagen einfach ihre Zebras und andere Tiere, werden aber trotzdem geholt, weil der Mensch uns in Käfige sperren und anstarren möchte oder unser Fell bei sich im Wohnzimmer haben will. Er meint wohl, er sei jetzt der König der Tiere. Ich werd's ihnen schon... Still, da ist einer. Der wagt es, in meinem Revier einen offenen Jeep zu fahren! Verzeiht mir, meine Damen und Herren, aber ich muss jetzt los, eine der arrogantesten Spezies zu belehren. Verkriecht euch jetzt, wenn ihr Angst habt, oder schaut zu, wie der wahre Monarch der Fauna an seine Mahlzeit kommt.