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Mülltrennung
Mülltrennung
JA! Wir sind umgezogen! Und jetzt werden wir ganz neue Menschen, solche, die sogar ihren Müll trennen. Vorbei sind die Zeiten in denen ich mit klopfendem Herzen den Tag der Müllabfuhr abwarten musste und zu Gott gebetet habe, dass mein Müllverbrechen auch diesmal wieder unentdeckt bleibt. Alles, wirklich alles hat sich in meiner Mülltonne vereinigt und von Tag zu Tag wurde mein schlechtes Gewissen immer größer und erdrückender. Was war ich nur für ein Mensch!!
Ich konnte zum Schluss nicht mal mehr in die Augen der Müllmänner blicken ohne zu bangen, dass sie mir mein kleines, dunkles Geheimnis ansehen würden.
Aber jetzt wird alles anders, wir haben eine Biotonne, einen Gelbensackhalter mit gelbem Sack, eine Oskartonne für den „normalen (?)“ Müll und eine Klappbox für das Altpapier und damit ist unsere Abstellkammer auch voll. Na, ja für einen guten Zweck nimmt man das eben in Kauf.
Und jetzt? Wo kam noch mal was rein? Klar ist doch ganz einfach, das mit dem grünen Punkt in den gelben Sack, das was mal gelebt hat in die grüne Tonne, Papier in die Box und das was ich nicht weiß in den „Oskar“. Aber so ganz unproblematisch scheint das alles nicht zu sein, denn schon nach einer Woche nagt der Zweifel am System an mir.
Wer hat eigentlich diese braunen Packpapiertüten für die Biotonne erfunden? Und wer zum Teufel schafft es diese aus der Biotonne zu heben ohne das sie zerreißt und sich der gesamte Inhalt in der Küche verteilt?
Der nächste schöne Nebeneffekt der grünen Tonne sind unsere neuen Haustiere, die Obstfliegen. Ich finde es fantastisch wie schnell sie sich entwickeln und gedeihen, aber leider sind sie doch sehr penetrant und die Anschaffung eines Insekten-Ex-Sprays ist somit nur gerechtfertigt, wodurch nicht ausbleibt, dass ich mich und meine Lieben Tag für Tag giftigen Nebeln aussetze. Aber eine gute Sache erfordert natürlich auch Opfer oder nicht?
Gut, niemand hat zu mir gesagt, dass die Mülltrennung einfach wird, aber ich bin noch immer voller Zuversicht und nicht bereit so leicht aufzugeben. Obwohl… früher hatte ich schon noch ein bisschen mehr Freizeit, als ich noch Müllterrorist war.
Heute ist das eben anders, ich muss zweimal am Tag spülen, einmal unser normales Geschirr und danach die Jogurt – und Margarinebecher, sowie die Wurst - und Käseplastikzumachfrischeraromaverpackungen und die Katzenfutterdosen natürlich auch.
Ich muss die kleine grüne Tonne in die große grüne Tonne, die unten im Keller steht, umkippen und danach muss ich die kleine grüne Tonne auswaschen, da doch immer wieder Reste hängen bleiben, durchweichen etc.. Ich muss anhand des Kalenders überprüfen, wann welche Tonne vor die Tür gestellt werden möchte, diese Information weiterleiten und inständig hoffen, dass meine bessere Hälfte diese wichtige Handlung auch nicht vergisst.
Das Altpapier muss kurz vor der Abholung noch mal durchgeschaut werden und die peinlichen Papiere, die der Nachbar nicht sehen soll, müssen nach unten vergraben werden und nur der „Oskar“ lässt mich in Ruhe. Ich weiß, in dem letzten Satz tauchte ziemlich oft das Wort „MUSS“ auf, aber ohne das komme ich hier in dem Thema nicht wirklich zu recht.
Letztendlich leidet meine Beziehung mittlerweile auch ein bisschen, weil jeder den anderen mit Argusaugen bei der Müllentsorgung verfolgt. Wo geht er hin und wohin wirft er was? Ertappt der eine den anderen bei einer Fehlentsorgung stellt er ihn vor Ort und es erstrecken sich wilde Diskussionen und Streitereien darüber, ob das Teil den nun dort oder dort oder dorthin gehört. Oft geben wir es sogar „Oskar“, weil der die Klappe hält und jeden Problemmüll einfach nur schluckt.
Um ehrlich zu sein, die ein oder andere Sorgenfalte hab ich seit der Sache mit dem Müll schon bei mir entdeckt und ganz heimlich träume ich von der guten alten Zeit, in der alles einfach eins war.
Was mir allerdings doch etwas Angst macht ist, dass man von Orten munkelt, an denen mein sorgsam Getrenntes wieder zusammengekippt wird.
Nein, so gemein kann niemand sein!