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Makelhaft

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19.02.2006
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Makelhaft

Die Kunst ist eine in Form gebrachte Forderung nach Unmöglichem.
(Albert Camus)
Die Kunst ist ein Mittel, die Dinge der Welt in Besitz zu nehmen – sei es durch Gewalt, sei es durch Liebe.
(Arnold Hauser)

Irgendjemand hat einmal gesagt, der Schlaf wäre des Todes kleiner Bruder. Ich erlebe den Augenblick des Erwachens als kleinen Tod. Die ersten fünf Minuten fühle ich mich wie ein Baby, das kein Verständnis von Raum und Zeit hat, jeden Augenblick als absolut erlebt, nicht weiß, dass der Schmerz vorüber geht.
Für eine zeitlose Ewigkeit bin ich phasenverschoben, halb Traum, halb Wirklichkeit. Bis die Phasen soweit deckungsgleich sind, dass mein Verstand die Oberhand gewinnt und mir diktiert, was Wirklichkeit ist und was Traum, hat sich der Kosmos einmal um die Erde gedreht, das Chaos justiert.
In diesem Zustand nehme ich bereits die Konturen der mich umgebenden stofflichen Welt wahr - und doch sind diese Anker an manchen Tagen nicht stark genug, um mich restlos überzeugen zu können.
Selbst wenn ich das Licht angeknipst habe, bleibt manchmal ein Zweifel zurück, der mich Bad und Küche kontrollieren lässt.
Nie lauert mir mein Vater irgendwo auf.
Ob ich mich wieder von ihm verfolgt gefühlt habe oder nicht – die erste Zigarette des Tages ist ihm gewidmet. Das Kratzen in meiner Kehle lässt mich endgültig in der Realität ankommen. Sie schmeckt nach Befriedigung.
„Wenn du jemals mit dem Rauchen anfängst, Junge, dann prügle ich dich windelweich.“ Vaters Kippe wippte dabei im Mundwinkel auf und ab. Ein Schauspiel, das ich immer bewundert habe.
„Auf dich, Paps!“
Nach der Toilette proste ich ihm erneut zu, diesmal mit Glenfiddich.
„Junge, nach getaner Arbeit kann man sich schon mal einen gepflegten Drink gönnen.“
Der Whisky brannte furchtbar, doch ich würgte ihn tapfer herunter. Als mir Tränen in die Augen stiegen, lachte mein Vater und schlug mir auf den Rücken. Der Whisky war rau, Vaters Lachen war rau, der Schlag war rau, alles an meinen Vater war rau. Doch ich freute mich über diese seltenen Momente der Zuneigung.
Also protestierte ich nicht, als er mir ein zweites Glas einschenkte.
„Echte Männer erkennt man daran, was sie vertragen können“, sagte er mit einem verschwörerischen Blinzeln und strubbelte mir durch das Haar. Ich atmete seinen rauen Duft, eine Melange aus Schlachthof und Tabak und für einen Moment schien die Welt in Ordnung zu sein.

„Mit wem sprichst du?“
Ich glotze die Erscheinung im Türrahmen an und bin froh, ein Glas Whisky in der Hand zu haben, an dem ich mich festhalten kann. Vielleicht ist es auch umgekehrt.
Verdammt, ich könnte ihr Vater sein, schießt es mir durch den Kopf. Gleichzeitig verspüre ich das Verlangen, das mich gestern hat Gedanken solcher Art ausblenden lassen. Und es wieder tut.

„Und – weißt du noch meinen Namen?“, fragt sie und lächelt Sünde.
„Was ist schon ein Name?“
„Nun, deiner ist in aller Munde.“
„Ich hoffe, in deinem Mund ist gleich etwas anderes.“
Sie lacht, dreht sich um, lässt den Bademantel von ihrer makellosen Haut gleiten. Ein Zwinkern ihres Hinterns und sie schwebt zurück ins Schlafzimmer.
Ich ficke sie, als wäre ich in der Blüte meiner Jahre. Ich bin in der Blüte meiner Jahre! Ich bin Meister über die Zeit, ich banne sie auf Leinwand. Ich bin Künstler!
„Wenn du ein richtiger Mann sein willst, dann solltest du auch die Arbeit eines Mannes verrichten!“
Die Ohrfeige meines Vaters schmettert mich zu Boden.
Als ich wieder zu mir komme, schwebt das Engelsgesicht über mir. Doch es ist gar kein Engel. Der Augenblick der Magie ist vorüber. Jetzt erkenne ich ihren Makel. Die Lippen sind einen Strich zu dünn, das Grün ihrer Augen bräunlich verwaschen. Und sie riecht nach Angst.
„Meine Güte, ich hatte schon Angst du krepierst mir. Was war denn los?“
Ich schubse sie grob von mir, erhebe mich taumelnd.
„Raus!“
Als flüchte ich vor ihr, stürme ich die Treppe zu meinem Atelier empor, schmeiße die Tür ins Schloss, werfe mich mit dem Rücken dagegen. Zittere.
„Ich flüchte vor niemandem!“, will ich schreien – und flüstere doch nur. „Ich habe es geschafft! Von 40 Bildern 32 verkauft. Das soll mir einer nachmachen.“

„Ich bin die Reinkarnation von da Vinci und van Gogh in einer Person.“
Bessere Presse hätte ich mir kaum machen können.
Natürlich zerrissen sich die Schmierfinken das Maul, nannten mich einen Hochstapler und Possenreißer – aber über meinen Erfolg konnten sie nicht hinwegsehen. Über Nacht zum Star, das mussten sie zugeben. Selbstverständlich waren die Prophezeiungen meiner Zukunft eindeutig: Mein jetziges Leuchten war nur die Summe gebündelten Restlichts, das ich mir überall zusammengestohlen hatte und bereits morgen erloschen sein würde.

Erfolg, weil ich es der richtigen Frau anscheinend richtig besorgt habe. Vitamin B. Bums-Vitamin. Das Geschäft ist schmutziger geworden, sagen viele. Aber ich sehe da keinen Unterschied. Pollock hat es mit Peggy Guggenheim getrieben, um seine Ausstellung zu bekommen. Ich habe es Martha besorgt.
In meinem Leben hat es viele Marthas gegeben. Frauen, die immer Pech mit Männern hatten und bei mir plötzlich glaubten, das große Los gezogen zu haben.
Es den Menschen recht zu machen habe ich von meiner Mutter gelernt; mich von den Dingen abzuwenden, wenn sie nicht länger meiner Sache dienlich sind, von meinem Vater. Beides allerdings erst sehr spät.

Ich schlurfe durch das Atelier. Tanke Kraft aus dem Werk, das meinen Ruhm festigen soll. Das Gesicht meines Vaters starrt von den Leinwänden herab. Mein Vater, reitend auf dem Kadaver eines Rinds, in der in den Himmel gestoßenen Hand ein Schlachtermesser. Mein Vater, in Badekleidung im Kühlhaus, den kopfüber hängenden Schweinen mit einem Cocktailglas zuprostend. Mein Vater, einem ausblutendem Lamm zärtlich den Rücken streichelnd. Mein Vater, in einer riesigen Lagerhalle mit seinem Sohn verstecken spielend, ein Metzgerbeil hinterm Rücken verborgen. Mein Vater, den durchtrennten Hals einer Gans mit der Glut seiner Zigarette versiegelnd.
Seine Posen sind meist gütig, er lächelt; doch seine Augen sind so kalt wie das tote Fleisch, das ihn umgibt. Eisgrau.

Ich trete unsanft Kisten zur Seite, Farbtuben scheppern im Chor mit Bier-, Wein-, und Whiskyflaschen.
Es dauert einen Moment, bis ich eine Flasche finde, deren Inhalt mir noch vertrauenswürdig erscheint. Kein Glas in Sicht, das nicht als Pinselhalter, Aschenbecher oder Farbverdünner missbraucht wurde.
Ich proste meinem Vater auf dem Rind zu und setze die Flasche an die Lippen.
Der Whisky brennt. Er brennt immer wieder. Immer noch. Ich koste das Gefühl aus, es schmeckt nach Wahrheit. Ich fische in meinem Morgenmantel, finde Kippen und Feuer, inhaliere tief. Jaaa. Kratzig und brennend. Rau. Das wahre Leben.

„Ein echter Mann braucht seine Portion Fleisch!“
Ich huste.
„Iss deinen Teller leer! Glaubst du, ich reiße mir umsonst den Arsch auf? Schaffe von früh bis spät, damit meine Familie was zu beißen hat – und du bist dir zu fein dafür?“
Ich würgte das Steak hinunter, aber es wollte nicht unten bleiben.
Ein Schwall heißer, stinkender Brühe ergießt sich auf den Boden. In der Lache schimmern alle Farben des Kosmos, spiegeln das Chaos.
„Selbst die Kotze eines Künstlers ist Kunst“, murmle ich und will lachen, werde aber von einem erneuten Hustenanfall geschüttelt.

„An dir klebt ein Makel, den du nicht von mir haben kannst! Du bist tuntig, weich, scheust wahre Arbeit, bist der Abklatsch eines Mannes!“
Mein Vater hatte einen sehr einfachen Wortschatz, in den Wörter wie Makel nicht hineinpassten. Umso tiefer brannte sich dieses Wort in mir ein. Makelhaft.

Unwillkürlich fahre ich über die Narbe an meiner Stirn.

„Wie kann ich nur einen solchen Schwächling zum Sohn haben?“
Mein erstes Aufbegehren endete kläglich. „Wenn du schon den Mann markieren willst, dann tu es richtig!“
Natürlich hatte ich mir meinen Widerstand wirkungsvoller vorgestellt. Nur hatte ich nicht mit dem Heizungsrohr gerechnet. Ein Unfall; meine Schuld, ich habe den Stoß provoziert.

In der Schule musste ich erzählen, ich sei die Kellertreppe hinabgefallen. Heute, aus der Distanz betrachtet, kann ich nicht sagen, was mehr geschmerzt hat, die Schädelfraktur oder der Spott meiner Mitschüler.
„Schön langsam die Treppen gehen, kleiner Träumer.“

Ich gefalle mir darin, mir ihre dämlichen Gesichter vorzustellen, wenn sie heute meinen Namen in der Zeitung lesen. Am besten mit einem Bild von mir, auf dem meine Narbe glüht. Früher habe ich mich ihrer geschämt, heute trage ich sie mit Stolz.

Andersrum ärgere ich mich darüber, dass ich überhaupt an sie denken muss. Insbesondere wenn sich Detlef Schweizer in meine Gedanken drängt. Dann brennt meine Narbe. Aber das Brennen ist nicht das Schlimme. Das Schlimme ist, dass ich den Reflex nicht unterdrücken kann, daran zu reiben.
Detlef Schweizer. Ein Metzger wie er im Buche steht.
„Na, du fleischloses Gerippe? Hat dein Vater seinen Job verloren, oder warum kriegst du zuhause nix zu fressen?“
„Wenn ich dein Vater wäre, würde ich mich schämen, solch ein Gerippe zum Sohn zu haben.“
Ich verstand es selbst nicht. Immer wenn Detlef meinen Vater verhöhnte, machte es mich wütend.
„Lauf, dein Essen wird noch welk!“
Die Wut stieg an, bis es irgendwann einfach so aus mir herausbrach: „Wenigstens sehe ich nicht aus wie ein fettes Schwein.“
So unoriginell wie töricht. Das Gelächter erstarb. Schweinsäuglein weiteten sich, ungläubiges Schnaufen.
„Glaubst du echt, du Sohn eines Unkrautfressers kannst mir schräg kommen?“
Die Schläge waren hart, aber beinahe noch schlimmer war dieses Schnaufen, dieses schwitzige, klebrige Schnaufen.
„Hättest heute Morgen ein Roccola-Blatt mehr futtern sollen, Schlappschwanz“, schnaufte Detlef zwischen den Hieben.
„Es heißt Rucola“, wollte ich sagen, doch ich spuckte nur Blut.
Ich sah alles durch einen roten Schleier, sah Detlef Schweizer durch einen Vorhang des Blutes, sah das Schwein an einem Haken baumeln, sich ergießend, dabei zappeln und schnaufen. Diese Vision brachte mich zum Glucksen, zum Kichern, brachte mir neue wütende Hiebe ein, brachte mich ins Krankenhaus.
Mein Vater schüttelte nur den Kopf.
„Ich hoffe, diese Lektion hilft dir. Werde endlich ein Mann!“

„Er hat es nicht so gemeint. Ich hoffe, du weißt das.“
Selbst als Mutter noch da war, wirkte sie wie eine verblassende Erinnerung.
Es gibt keine Fotos von ihr, doch ich weiß, dass sie wie ein Engel aussah. Ein Engel mit grünen Augen. Jadegrün. Diese Augen, dieser Blick, Magie in reinster Form. Sie ließ Schmerzen vergehen und tauchte selbst die hässlichsten Momente in einen reinen Schein.
Engel haben immer etwas Trauriges an sich. Darüber täuscht auch nicht deren Lächeln hinweg. Wie können sie auch nicht traurig sein, wenn sie unser unbeholfenes irdisches Dahinstolpern betrachten? Ja, Mutter war ein Engel, ein trauriger Engel. Zu rein für diese Welt.

Früher quälte mich nicht selten die Frage, wie ein solch vollkommenes Wesen einen solch dunklen Fleck wie mich hatte in die Welt setzen können.
Heute weiß ich die Antwort. Die Antwort liegt in dem, was ich erschaffe. Nur durch die Erfahrung des Makels bin ich in der Lage etwas Makelloses zu schaffen.

„Sie malen stets Ihren Vater, weshalb tritt in den Bildern nie ihre Mutter auf?“
„Das tut sie. In jedem einzelnen.“
Natürlich konnte das der Pressefuzzie nicht verstehen. Selbst wenn ich ihn nicht stehen gelassen und es ihm erklärt hätte, hätte er es nicht verstanden. Wie auch?
Sie ist der Glanz, der den Bildern ihre Makellosigkeit verleiht; die Magie, die sie aus dem Gefängnis der Darstellung löst, sie über die Gesetze des Bildes erhebt und lebendig werden lässt.

Schönheit zu malen ist Kitsch. Immer. Hässlichkeit zu malen ist plump. Der Hässlichkeit Schönheit zu verleihen - das ist Kunst.
Wenn der Betrachter nicht weiß, ob er sich hingezogen oder abgestoßen fühlt, dann ist er in den Dialog eingetreten.

Ich stelle mich vor das Rind, proste meinen Vater erneut zu.

Diesmal brennt der Whisky so sehr, dass ich husten muss, mich verschlucke.
Vater blickt höhnisch auf den Zwölfjährigen herab. „Noch immer ein Weichei.“
„Ich bin mehr Mann, als du es je gewesen bist!“, schreie ich ihn an. „Was hast du denn schon groß geleistet? Tagein, tagaus Fleisch in Stücke hacken. Du warst derjenige, dem der Makel anhaftete. Das einzig Makellose in deinem Leben hast du unter deinen Händen wegsterben lassen!“
Das Bild schweigt.
„Du hast ihr die Magie geraubt mit deinem Makel. Der Geruch des Todes, der dir immer angehaftet hat, ließ sie verwelken. Du hast sie umgebracht!“
Schweigen.
„Ich mache sie unsterblich – in meinen Bildern lebt sie weiter!“
Ich nähere mich dem Bild, stehe so dicht davor, dass meine Nase beinahe die Leinwand berührt, starre meinem Vater in die Augen. Eisiges Grau.
Es hat mich lange Zeit gekostet, diesem Blick standzuhalten. Selbst den gemalten Augen nicht auszuweichen hat mich viel Kraft gekostet. Kostet mich noch immer Kraft. Aber heute ist es irgendwie anders. Der Anstrich der Veränderung flimmert in der Luft.
Heute erwidere ich den Blick länger als je zuvor. Ich fühle mich stark, überlegen. Ich spüre plötzlich, dass ich auf meinen Vater herabblicken kann. Euphorie. Das Flimmern nimmt zu, ein gewaltiger Rausch und dann – das Unfassbare:
Das Eisgrau blitzt kurz auf, leuchtet in überirdischem Grün – ja, für einen Augenblick funkelt das makellose Jadegrün meiner Mutter in den Augen meines Vaters – und wird dann von dem Eisgrau verschluckt. Einfach so. Weg.

Ich taumele zwei Schritte zurück. Ein seltsam dumpfer Laut zerplatzt in der Stille des Ateliers. Der Whisky vermengt sich mit dem Erbrochenen, zerläuft in höhnischen Fratzen.
Vater lächelt. Es ist ein brutales Lächeln, das über die übliche raue Note hinaus greift. Ein eiserner Griff, der mir den Atem nimmt.

„Was hast du mit ihr getan?“, brülle ich das Bild an. „Wo ist sie?“
Vater verzieht keine Miene, lächelt nur sein grausames Lächeln. Das Schlachtermesser wirft seinen Schatten auf mich, schneidet mir ins Fleisch, sucht mein Herz.

Das Bild glänzt nicht länger seinen übernatürlichen Glanz, krankt an dem Makel eines jeden Bildes: Es ist und bleibt nur ein Bild.
Die Farben sind Farben, ich erkenne ihre Zusammensetzung, sehe das Mischungsverhältnis. Ich rieche die Farbe, nicht länger den rauen Duft toten Fleischs und abgestandener Zigaretten.
Das Bild ist ein Bild, erschöpft sich darin, eine Illusion zu sein. Die Magie, die es darüber erhoben hat, ist fort. Mutter ist fort.

„Du hast sie mir genommen, du hast sie mir genommen!“ Ich kralle meine Hände in die Leinwand, schäle die Farbe ab.
Vater grinst, sagt nichts, grinst.
Ich nehme ihm sein Augenlicht, reiße ihm das Grinsen aus dem Gesicht und lege doch nicht mehr frei als raue Leinenfasern.

 

Hej Weltenläufer,


eine gut erzählte Geschichte. Gefällt mir sehr.

Die ständige Last oder Bedrohung, der der Sohn durch den Vater oder die Erinnerungen an ihn ausgesetzt ist und die fehlende Mutter als Kontrapunkt schildern mMn gut die Kräfte, die in dem Künstler wirken.
Ewige Kritik des Vaters, ewige Sehnsucht nach der Mutter als Herausforderung und Ansporn und dazwischen, davor, dahinter, darüber und darunter der Künstler.

Kleinigkeiten:

Für eine zeitlose Ewigkeit bin ich Phasenverschoben
phasenverschoben klein

Der Whiskey war rau, Vaters Lachen war rau, der Schlag war rau, alles an meinen Vater war rau. Doch ich freute mich über diese seltenen Momente der rauen Zuneigung.
Das rau vor Zuneigung würde ich rausnehmen

In diesem Moment weiß ich, wie sich Harry Potter fühlt wenn Voldemort naht.
Das empfinde ich als FURCHTBAR unpassend.

Viele Grüße
Ane

 

Hej Ane,
Tack så mycket!

Dein Kommentar verschafft mit ungeheure Erleichterung, hatte ich doch Angst, dass die von dir beschriebenen Punkte nicht klar werden oder in sich nicht stimmig ankommen könnten.

phasenverschoben klein
oh, finde das Wort so toll, dass ich es unbedingt groß schreiben musste ;)
Wird ausgebessert

Das rau vor Zuneigung würde ich rausnehmen
ja, hast Recht, ist gekauft.

In diesem Moment weiß ich, wie sich Harry Potter fühlt wenn Voldemort naht.
Das empfinde ich als FURCHTBAR unpassend
hmm ... da brauche ich noch ein, zwei, drei furchtbar mehr, um mich von Trennen zu können ;)

Also, hab vielen lieben Dank fürs Lesen und kommentieren (ist ja wieder etwas länger geworden), hast meinen Tag versüßt

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo weltenläufer!

Nach der Toilette proste ich ihm erneut zu, diesmal mit Glenfiddich.
In Geschichten wird immer Whisky getrunken, immer! Ich frag mich echt, wieso, das Zeug ist doch schweineteuer, wenn man sich besaufen will, vor allem, wenn man sich regelmäßig besaufen will, trinkt man doch keinen Whisky. Nur weils gut klingt halt. ;)
Ich glotze die Erscheinung im Türrahmen an und bin froh ein Glas
froh, ein Glas
„Was ist schon ein Name?“
„Nun, deiner ist in aller Munde.“
„Ich hoffe in deinem Mund ist gleich etwas anderes.“
Für den Spruch hab ich mich für deinen Erzähler fremdgeschämt, aber lass ihn nur drin. :D
über meinen Erfolg konnten sie nicht hinweg sehen.
hinwegsehen
das ich mir überall zusammen gestohlen hatte
zusammengestohlen
Mein Vater, in einer riesigen Lagerlage mit seinem Sohn verstecken spielend, ein Metzgerbeil hinterm Rücken versteckend.
Nicht eher die Lagerhalle? Und für meinen Geschmack übertreibst du es mit den Partizipien in dem Absatz, zumindest aus dem "versteckend" könnte man ein "versteckt" machen. Klingt besser und falsch ist es auch nicht.
das nicht zum Pinselhalter, Aschenbecher oder Farbverdünner missbraucht wurde.
Ich kenn nur xy als etwas missbrauchen.
Ein Schwall heißer stinkender Brühe
heißer, stinkender
„An dir haftet ein Makel, den du nicht von mir haben kannst! […] Mein Vater hatte einen sehr einfachen Wortschatz, in den Wörter wie Makel nicht hineinpassten.
Da bin ich hängengeblieben. An dir haftet ein Makel sagt jemand mit einem sehr einfachen Wortschatz? Wörtliche Rede ist doch sowieso schon einfacher als die auktorialen Passagen, und da lässt der Vater sowas los? Nee, find ich unglaubwürdig. Überhaupt ist mir die wörtliche Rede an einigen Stellen zu abgehoben um plausibel zu sein. Die unterscheidet sich kaum vom erzählenden Teil, nur, dass halt Anführungsstriche davor sind.
ich sei die Kellertreppe herab gefallen.
hinabgefallen, wenn schon. Würde aber eher "heruntergefallen" schreiben.
In diesem Moment weiß ich, wie sich Harry Potter fühlt wenn Voldemort naht.
Streichen! Fuuurchtbar! :D
Engel haben immer etwas Trauriges an sich. Darüber täuscht auch nicht deren Lächeln hinweg. Wie können sie auch nicht traurig sein, wenn sie unser unbeholfenes irdisches Dahinstolpern betrachten? Ja, Mutter war ein Engel, ein trauriger Engel. Zu rein für diese Welt.
Die Stelle find ich bisschen unangenehm, da kitschig. Vergleiche mit Engeln sind eigentlich immer kitschig.
„Sie malen stets ihren Vater, weshalb tritt nie ihre Mutter in ihren Bildern auf?“
Ihren groß. Und bisschen viele Ihren da drin, nicht? ;)
Vater blickt höhnisch auf den zwölfjährigen herab.
Zwölfjährigen
Tag ein Tag aus Fleisch in Stücke hacken.
Tag ein, Tag aus
„Du hast ihr ihre Magie geraubt mit deinem Makel.
Das ihr - ihre liest sich nicht gut. Warum nicht "Du hast ihr die Magie geraubt ..." ?
Ich nähre mich dem Bild,
nähere
Es hat mich lange Zeit gekostet diesem Blick standzuhalten.
gekostet, diesem
Ich spüre plötzlich, dass ich auf meinem Vater herabblicken kann.
meinen
Es ist und bleibt nur ein Bild
Punkt.

Hmm, mir gefällt die Geschichte, auch wenn ich viel zu kritisieren hab, nicht dass wir uns missverstehen. Das Meiste hab ich schon gesagt, die wörtliche Rede gehört nicht gerade zu den Glanzpunkten in der Geschichte, der Whisky ist Klischee ohne Ende, und an einigen Stellen trieft es ein bisschen. Überhaupt spielt der Text schon ein wenig mit Klischees, was ich (den Whisky ausgenommen) aber nicht störend finde. Das ist alles sehr plastisch dargestellt, starke Bilder, manchmal einen Tick zu pathetisch, aber nicht so, dass es mir die Schuhe ausziehen würde. Ist also alles im Maß. :p
Über Detlef Schweizer hab ich mich bisschen gewundert, wer ist das? Er spielt zwar keine tragende Rolle, sodass man auch mit den Informationen auskommt, die du gibst, aber vielleicht könnte man noch nen Nebensatz irgendwo anzwacken.
Was mir gut gefallen hat waren die ganzen Zeitebenen, die bei deinem Erzähler verschwimmen, sodass man nicht weiß, ist er durchgedreht oder schlicht besoffen? Oder beides? Und trotzdem kommt man hinterher, es wird nicht wirr und bleibt verständlich.
Gern gelesen.

Liebe Grüße,
strudel

 

Hey Strudel,

Hmm, mir gefällt die Geschichte, auch wenn ich viel zu kritisieren hab, nicht dass wir uns missverstehen.
wir verstehen uns schon :naughty:

die wörtliche Rede gehört nicht gerade zu den Glanzpunkten in der Geschichte
Hm, meinst du, weil die Aussagen des Vaters eben wie Sprüche klingen? Das zumindest soll natürlich so sein. Oder hapert es auch am Anfang mit der Fremschämstelle?

Das ist alles sehr plastisch dargestellt, starke Bilder,
das freut mich
manchmal einen Tick zu pathetisch
das weniger, habe ich doch schon bewusst gedrosselt, das ganze :(
Ist also alles im Maß
üärgs, Todesurteil

Was mir gut gefallen hat waren die ganzen Zeitebenen, die bei deinem Erzähler verschwimmen, sodass man nicht weiß, ist er durchgedreht oder schlicht besoffen? Oder beides? Und trotzdem kommt man hinterher, es wird nicht wirr und bleibt verständlich.
Puh, darüber bin ich sehr erleichtert. Habe da ganz pingelig drauf geachtet, wann und wie sich die Ebenen überschneiden und fürchtete schon, das käme zu schwammig.
Bei den Absätzen war ich mir manchmal nicht ganz sicher, aber da sie an keiner Stelle als misslungen empfunden worden sind, belass ich es mal dabei.

Da bin ich hängengeblieben. An dir haftet ein Makel sagt jemand mit einem sehr einfachen Wortschatz
habe ich jetzt durch klebt ersetzt, reicht das? :shy:
das mit dem einfachen Wortschatz ist natürlich etwas unglücklich, vll sollte ich es rausnehmen?!

Streichen! Fuuurchtbar!
Finger abzähl. Eins, zwei ... fehlt noch eine Stimme :D

Für den Spruch hab ich mich für deinen Erzähler fremdgeschämt, aber lass ihn nur drin
diesen Satz könnte man jetzt noch viel fremdschämender auslegen :sealed:

In Geschichten wird immer Whisky getrunken, immer! Ich frag mich echt, wieso, das Zeug ist doch schweineteuer, wenn man sich besaufen will, vor allem, wenn man sich regelmäßig besaufen will, trinkt man doch keinen Whisky
Wenn man sich mit Stil betrinkt, taumelt man nicht so sehr :silly:

Einen dicken Dank für deinen Kommentar. Für die Fehlerliste schäme ich mich, aber auch dafür ein großes Danke. Ist alles ausgebessert.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hi Weltenläufer!

Bin ich froh, dass inzwischen Stru kommentiert und mir die Fehlerliste erspart hat! :D Auf so jmden hab ich gewartet!
Also, mein Meckern jetzt (tw. mach ich’s mir leicht und bezieh mich auf stru’s Kritik):

Warum zwei Zitate zu Anfang? Das ist unelegant. Eins verleiht der Geschichte Würze, Tiefe, eine Richtung auch, zwei sind wie: „Doppelt hält besser!“ und Ausdruck von Unsicherheit. Die passen zwar zueinander, sagen auch Ähnliches aus (anders betrachtet sicherlich), aber ich kann mir nicht helfen, in meinen Augen sieht das wie ne Zitatensammlung aus.

Ich erlebe den Augenblick des Erwachens als kleinen Tod. Die ersten fünf Minuten fühle ich mich wie ein Baby, das kein Verständnis von Raum und Zeit hat, jeden Augenblick als absolut erlebt, nicht weiß, dass der Schmerz vorüber geht.

Das ist jetzt ein wenig Kleinkrämerei, aber diese Zeitlichkeit könnte klarer sein: Um was geht es hier genau, um den Augenblick des Erwachens oder um die Augenblicke danach? Oder um beides?
Ich erlebe den Moment des Erwachens als kleinen Tod. Die ersten fünf Minuten danach fühle ich mich dann aber wie ein Baby, das kein Verständnis von Raum und Zeit hat, jeden Augenblick als absolut erlebt, nicht weiß, dass der Schmerz vorüber geht.
So vielleicht?


„zeitlose Ewigkeit“ – ist das nicht schon etwas abgegriffen?

Das mit dem Whisky hat mich nicht gestört, trotzdem musste ich bei stru’s Kritik grinsen – Unrecht hat sie nicht! :D Ich würde richtige Männer auch immer Whisky trinken lassen, dann aber nicht Glenfiddich, sondern … nein, verrate ich nicht, brauche ich schließlich noch! *g

Dann fällt er um! Warum? Was bringt das der Geschichte? Die Frau fand ich auch schon etwas unmotiviert, hab sie aber dann als Ornament akzeptiert ;), aber das Umfallen macht mich ratlos!

„Ich hoffe in deinem Mund ist gleich etwas anderes.“
Stru war wohl so schockiert, dass sie vergessen hat, auf das fehlende Komma hinzuweisen. *g

Harry Potter RAUS! - Sonst kann ich deinen Künstler niemals ernstnehmen!

„Wenn der Betrachter nicht weiß, ob er sich hingezogen oder abgestoßen fühlt, dann ist er in den Dialog eingetreten“.
Das ist auch so was! „In den Dialog mit den Bildern treten“ schmeckt mir ehrlich gesagt nach Möchtegern. Klar sagen das Kunstkritiker, intellektuelle Kunstliebhaber, Galeristinnen und Kunstlehrer ;), aber der Künstler selbst? Der will berühren, wirken, einnehmen, und oft genug ist er so egozentrisch, dass er nur sich selbst und seine Welt darstellen will. Meine Sicht. - „In Dialog treten“ ist mir zu meta.

Die Auseinandersetzung mit dem fetten Jungen fand ich überflüssig. Denke, die Geschichte wäre genauso verständlich, aber stringenter ohne. Aber Geschmacksache.


Generell aber las ich die Geschichte gern. Also diese Vaterfixierung, das Trauma, die Unfreiheit des „Helden“ trotz seiner Kunst sind überzeugend. Natürlich sind das bekannte Topoi, aber was kennt man denn schon nicht. *g Die Mutter, die immer durchschimmert allerdings, das hat wirklich was – vielleicht ist das die große Idee im Text! Gut an der Geschichte ist, dass sie sich irgendwie rauschhaft liest, also dass der Stil zum Inhalt passt. Also, um zum Schluss zu kommen: Hat mir … bis auf die angesprochenen Stellen und trotz alter Motive gefallen.

Gruß
Kasimir

PS: Protokollier: 3te Stimme gegen Harry Potter! :D

 

Hm, meinst du, weil die Aussagen des Vaters eben wie Sprüche klingen? Das zumindest soll natürlich so sein. Oder hapert es auch am Anfang mit der Fremschämstelle?
Nö, die Sprüche des Vaters sind okay. Ich meine eher so Sachen wie:
„Ich habe es geschafft!
statt "Ich habs geschafft" z.B., klingt halt so korrekt. Vor allem, wenn man den Kontext beachtet.
oder der Spott meiner Mitschüler.
„Schön langsam die Treppen gehen, kleiner Träumer.“
Das hört sich auch eher an, als würde es eine Tante sagen, nicht irgendwelche Mitschüler. So fies wirken die da gar nicht, eher harmlos.
„Du hast ihr die Magie geraubt mit deinem Makel. Der Geruch des Todes, der dir immer angehaftet hat, ließ sie verwelken. Du hast sie umgebracht!“
Also ab hier eigentlich. Paaathos! Und wer spricht schon im Präteritum? Und so weiter.
diesen Satz könnte man jetzt noch viel fremdschämender auslegen
:D Sind wir ja quitt!

 

Hey Kasimir,

schön von dir zu lesen :)

Warum zwei Zitate zu Anfang?
Ich geb zu, ich war mir nicht ganz sicher, welches Zitat ich nehmen sollte. Obwohl sie einen ähnlichen Kern haben, sprechen sie beide doch andere Aspekte an und beide Aspekte finden sich in der Geschichte wieder. So fand ich das eigentlich eine schöne Ergänzung.
Auch hier fehlen jetzt nch zwei Stimmen :D

Das ist jetzt ein wenig Kleinkrämerei, aber diese Zeitlichkeit könnte klarer sein: Um was geht es hier genau, um den Augenblick des Erwachens oder um die Augenblicke danach? Oder um beides?
Hmm, ich hatte den Augenblick jetzt einfach gedehnter betrachtet. Deswegen auch der Vergleich mit dem Baby. Das Baby lebt vollkommen im Augenblick. Es hat keine Erinnerung und begreift die Zukunft nciht. Alles was ist, ist der Augenblick. So sollte das eigentlich rüberkommen ...

„zeitlose Ewigkeit“ – ist das nicht schon etwas abgegriffen?
aber es passt so schön :shy:

Das mit dem Whisky hat mich nicht gestört, trotzdem musste ich bei stru’s Kritik grinsen
Nun, das ist der einzige Whiskey von dem ich behaupten kann wie er schmeckt, deswegen habe ich den genommen. Vorher noch mal schlau gemacht, und ist ja nicht beleibigste.
Welche Sorte bei dir aufgetischt werden würde, bin ich gespannt demnächst zu lesen ;)

Dann fällt er um! Warum? Was bringt das der Geschichte?
Wollte damit den Einfluss des Vaters/ der Verangenheit deutlich machen. Einhergehend mit seiner Gesundheit, um die es ja nicht zum besten bestellt ist. Ist das zu dick, ja?

ie Frau fand ich auch schon etwas unmotiviert, hab sie aber dann als Ornament akzeptiert
hehe

Harry Potter RAUS!
menno :Pfeif:

In den Dialog mit den Bildern treten
Ja, so ganz glücklich war ich damit auch nicht. Gib mir noch kurz Bedenkzeit, fliegt aber bestimmt raus

Die Auseinandersetzung mit dem fetten Jungen fand ich überflüssig. Denke, die Geschichte wäre genauso verständlich, aber stringenter ohne. Aber Geschmacksache.
Dachte, der Input käme dann zu einseitig. Denke aber noch mal drüber nach.

Die Mutter, die immer durchschimmert allerdings, das hat wirklich was – vielleicht ist das die große Idee im Text! Gut an der Geschichte ist, dass sie sich irgendwie rauschhaft liest, also dass der Stil zum Inhalt passt
:bounce:
und diesmal kein "Pathos-Vorwurf" von deiner Seite :gelb:

Musste viel schmunzeln beim Lesen deines Kommentars. Danke fürs Lesen und deine Gedanken dazu.


Hey strudel
noch mal

Ich habs geschafft
ah, okay, da besser ich nach
So fies wirken die da gar nicht, eher harmlos.
mja, geht fieser, da hast du recht ...
Also ab hier eigentlich. Paaathos! Und wer spricht schon im Präteritum? Und so weiter.
ich geh noch mal drüber *keinlaut sei*

Sind wir ja quitt
;)

Danke für die erneute Rückmeldung

grüßlichst
weltenläufer

 

Heii.
Erstmal: Klasse Geschichte! Ich habs sie sehr gern gelesen. Ich könnte jetzt alle Kritikpunkte von vorher wieder ausführen, aber ich lass es lieber. Man kann so richtig die Verzweiflung deines Protagonisten rauslesen. Man fühlt mit ihm und hat das Gefühl, in seinen Abgrund hinein gezogen zu werden. Wie hast du gesagt- man tritt mit der Geschichte in den Dialog. Sie beschäftigt mich auch jetzt noch.
Nur eins: Voldemort muss raus..damit wären es schon 4 stimmen...

glg
crazy

 

Hey Bird,

auch dir einen Dank fürs Lesen und das Lob. Ich hoffe, die Geschichte beschäftigt dich nicht zu sehr. Denk dran: Alkohol ist keine Lösung ;)

Und ja, Voldemort kommt raus. Ist schon draußen.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo werweltenläufer!

So, nach längerer Absenz auf kg.de hatte ich wieder mal Lust eine Geschichte hier zu lesen. Und ich muss sagen, es hat sich gelohnt. :) Klar, es gibt noch einige Punkte, die noch nicht perfekt sind, aber in den Grundzügen finde ich die Geschichte sehr schön (im Sinne von "die Schönheit im Hässlichen").

Der Anfang hat mir besonders gut gefallen, der ist auch sprachlich sehr dicht.

Was die Klischees betrifft ... ich finde es in Ordnung. Der Kunstmarkt und die Kunstwelt sind so. Dazu gehören auch die Phrasen.

Wenn der Betrachter nicht weiß, ob er sich hingezogen oder abgestoßen fühlt, dann ist er in den Dialog eingetreten.
Lass das drin! Ich behaupte mal, das sagen nicht nur Kunsthistoriker und Konsorten. Das ist einfach eine Tatsache (:D). Ich finde, es unterstreicht schön die Haltung des Künstlers, Hauptsache erfolgreich sein und ein bisserl provozieren damit. Was sich dann als tatsächlich Motivation herausstellt, der er sich nicht entziehen kann, beschreibst du ja sehr schön im Rest des Textes. Das ist ein Teil des Konflikts.

„Ich bin die Reinkarnation von DaVinci und Van Gogh in einer Person.“
Da würde ich andere Künstler nehmen, solche die gut UND erfolgreich waren. Jedenfalls, wenn du diesen Satz davor hast:
„Ich habe es geschafft! Von 40 Bildern 32 verkauft. Das soll mir einer nachmachen.“

Detlef Schweizer fand ich auch ein bisschen verwirrend, im Text kommen sonst fast keine Namen vor. Entweder du baust hier noch ein bisschen aus, oder lässt den Namen weg. Jetzt ist ein Zwischending, mit dem ich nichts anfangen kann.

Und dann noch der liebe Harry Potter ... also ehrlich, ich fand die Stelle super :D. Völlig absurd und fehl am Platz. (Übrigens musste ich schon das erste Mal, wo du die Narbe erwähnst, an ihn denken). Wenn die Geschichte von der Stimmung her noch ein bisschen abgefahrener wäre, würde ich ihn drin behalten. Aber der Grundton ist doch sehr ernst und der Bruch zu krass, der Vergleich selber hinkt auch ein bisschen. Oder du lässt deinen Künstler noch über die Lächerlichkeit dieses Gedankens reflektieren, dann wäre es wieder ok. (Hmm, ich sehe gerade, du hast die Stelle schon rauseditiert)

Puh, mehr Konstruktives kann ich im Moment nicht dazu beitragen. Hoffe, du kannst mir das verzeihen. :)

Liebe Grüsse,
wersirwen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hmm, ich hatte den Augenblick jetzt einfach gedehnter betrachtet. Deswegen auch der Vergleich mit dem Baby. Das Baby lebt vollkommen im Augenblick. Es hat keine Erinnerung und begreift die Zukunft nciht. Alles was ist, ist der Augenblick. So sollte das eigentlich rüberkommen ...

Jaaa, aber das Baby erzählt nicht, das sind Reflexionen des Erzählers, die dürfen auch reflektiert sein. ;)

Wollte damit den Einfluss des Vaters/ der Verangenheit deutlich machen. Einhergehend mit seiner Gesundheit, um die es ja nicht zum besten bestellt ist. Ist das zu dick, ja?

Da verlangst du doch etwas zuviel vom Leser. - Hab ich das gerade gesagt? :Pfeif: :D - Also entweder baust du da nen kleenen Hinweis ein, oder lässt dir was anderes einfallen als Grund, die Frau rauszuschmeißen - weil der Rausschmiss natürlich bleiben muss!

Nachtrag:

und diesmal kein "Pathos-Vorwurf" von deiner Seite
Hast dich merklich damit zurückgehalten diesmal ... :)

 

Hallo Weltenläufer!

Ich fand die Geschichte schön erzählt. Auch die Figur des Protagonisten ist gut gezeichnet, finde ich. Was ich mir gewünscht hätte, wäre nur, etwas mehr an seiner Verzweiflung teilzuhaben. Obwohl du viele Worte dazu verlierst, bin ich nicht in der Person drin. Das ist in der Geschichte erst einmal nicht tragisch, da man auch aus der Distanz heraus alles gut erkennen kann. Nur am Ende, wo die Verzweiflung ja sehr tragend wird, hat es mich gestört, da könnte der Effekt größer sein und mehr Wirkung haben.

Und die Zitate habe ich gelesen, ich fand sie allerdings etwas zu dick aufgetragen. :)

Insgesamt also sehr schön.

Schöne Grüße,

yours

 

Hui Sam,

dich hätte ich beinahe übersehen, war wohl ein Crosspost mit einer Antwort auf den Strudel.

Lagerlage
? (Kann ich auch nichts mit anfangen.)
Das ist witzig. Ich habe die Stelle 4x lesen müssen, bevor ich sehen konnte, dass ich nicht Lagerhalle, sondern Lagerlage geschrieben habe. Dachte die ganze Zeit über: Häh, kennen die keine Lagerhalle? :schiel:

Seine Posen sind meist gütig
gütig? In dem Zusammenhang ist das ein sehr skurriles Adjektiv
ja, hier legst du den Daumen in die Wunde.
Das war die erste Formulierung. Dann habe ich es umformulier, war nicht mit zufrieden und hab mir noch mal die Posen angeschaut. Bis auf das Bild mit dem Rind könnte man die Posen tatschlich als gütig bezeichnen. Letztlich geht es ja auch um den Kontrast hässlich/ schön, gütig/ böse.
Aber da gehe ich noch mal drüber

Selbst wenn ich ihn nicht stehen gelassen und es ihm erklärt hätte, hätte er es nicht verstanden.
.hätte / hätte - vielleicht umformulieren?
nicht gesehen, das ist natürlich unschön, wird korrigiert

Sie lacht, dreht sich um, lässt den Bademantel von ihrer makellosen Haut perlen.
perlen? Das Verb passt hier garnicht, finde ich. Flüssigkeiten perlen, aber Stoffe ...?
hm, hoffte, das weiche Bild würde dadurch unterstrichen werden. Wenns ins Auge springt, muss es natürlich raus

und lächelt Sünde.
das klingt albern.
:(
Ein Zwinkern ihres Hinterns und sie schwebt zurück ins Schlafzimmer.
Guter Satz.
:)
ja: Vielleicht ist mir der Erzähler nicht sympathisch.
Dann sind wir doch schon zwei. Mir ist er auch nicht sympathisch. Auch aus den von dir genannten Gründen. Aber das ist, was meine Lebenserfahrung oft genug widerspiegelt. Oft kommen Menschen unsympathisch rüber und man ist mir Urteilen wie "Komm mal aus dem Knick" rasch bei der Hand - ohne deren Geschichte und damit die Gründe zu kennen, die dies vielleicht unmöglich machen. In der GEschichte erfährt man etwas über den Hintergrund der Person. Vielleicht wird sie dadurch nicht sympathischer, aber ich hegte die Hoffnung, dass so etwas wie Mitleid odr gar Verständnis aufkommt ...

Es ist am Ende doch die ewige Wiederkehr des Klisches vom Künstlerleben mit all seinen Licht- und Schattenseiten, seinen Ursachen und Wirkungen.
Das trifft den Kern: Die ewige Wiederkehr des Clichés. Clichés entstehen nicht einfach so, sie haben durchaus ihre Wurzeln in der Realität ud wiederholen sich und wiederholen sich.
Wenn das jetzt, auf die Geschichte bezogen, langweilig wirkt, weil alles schon etliche Male genauso präsentiert bekommen, dann habe ich natürlich etwas falsch gemacht. Hm.

Wie gesagt, ich habe die Geschichte gerne gelesen, sie ist gut geschrieben.
Danke dafür, das freut mich wirklich.

Letztlich wünsche ich mir wohl stärkere Motive oder auch eine originellere Kombination von Motiven
Mein Kommentar davor soll nicht so wirken, als nähme ich mir deinen Gedanken nicht zu Herzen. Vielleicht habe ich tatsächlich zu wenig in Altbewährten gewühlt und dabei die Realität vor die Fiktion gestellt, was einer Geschichte manchmal abträglich ist.
Das ist auf jeden FAll ein Impuls, dem ich das nächste Mal mehr Raum geben werde.

Also, hab einen ganz großen Dank fürs Lesen, Kommentieren und warten :)


Hey wersirwen,

schön, dich mal wieder zu lesen.

So, nach längerer Absenz auf kg.de hatte ich wieder mal Lust eine Geschichte hier zu lesen. Und ich muss sagen, es hat sich gelohnt
das ehrt mich, danke :)

Was die Klischees betrifft ... ich finde es in Ordnung. Der Kunstmarkt und die Kunstwelt sind so. Dazu gehören auch die Phrasen
Ja, so war der Gedanke, schön, dass du die Sache so annimmst - dennoch hat Sam natürlich nicht unrecht

Lass das drin!
1:1 :D

„Ich bin die Reinkarnation von DaVinci und Van Gogh in einer Person.“
Da würde ich andere Künstler nehmen, solche die gut UND erfolgreich waren
Das ist natürlich auf eine Art und Weise ein berechtigter Punkt. Allerdings habe ich die beiden Künstler nicht einfach so gewählt. So wie die ganze Geschichte sich mehr oder weniger an Archetypen bedient, sind auch diese beiden Künstler der Inbegriff von Kunst und Genie. Da gibt es nichts dran zu rütteln. Zudem wird hier der Größenwahn des Prots deutlich, zum anderen auch die Unvereinbarkeit der zwei Strömungen angedeutet.

Detlef Schweizer fand ich auch ein bisschen verwirrend, im Text kommen sonst fast keine Namen vor. Entweder du baust hier noch ein bisschen aus, oder lässt den Namen weg. Jetzt ist ein Zwischending, mit dem ich nichts anfangen kann.
Noch eine Stimme in diese Richtung.
Detlef stand die ganze Zeit auf wackligen Füßen. Habe die Rolle schon weiter ausgebaut, als eigentlich gedacht. Ich fürchtete nur, ohne ihn käme der Leidensdruck des Künstlers zu sehr von einer Seite. Eigentlich war Schweizer stellvertretend für seine Erfahrungen außerhalb des Elternhauses gedacht.

Puh, mehr Konstruktives kann ich im Moment nicht dazu beitragen. Hoffe, du kannst mir das verzeihen.
Das war doch eine ganze Menge. Danke dafür, hat mich gefreut.

Hey KAsimir nochma

Jaaa, aber das Baby erzählt nicht, das sind Reflexionen des Erzählers, die dürfen auch reflektiert sein.
hmpf, mach mir doch meinen tollen Einstieg kaputt! ;)

Also entweder baust du da nen kleenen Hinweis ein, oder lässt dir was anderes einfallen als Grund, die Frau rauszuschmeißen - weil der Rausschmiss natürlich bleiben muss!
ähm, da stehe ich gade auf dem Schlauch. Welchen Hinweis meinst du bitte ?

Hast dich merklich damit zurückgehalten diesmal ...
zugegeben, zum Ende wirds etwas mehr, aber ansonsten habe ich die Zügel bemüht straff gehalten.

Danke, für deine nochmalige Rückmeldung :)


Hey yours

danke auch für deine Meinung. Hm, das mit der Verzweiflung lässt mich etwas ratlos zurück. Wie genau meinst du denn das?

Und die Zitate habe ich gelesen, ich fand sie allerdings etwas zu dick aufgetragen.
in der Doppelung, oder jedes für sich?
Und: die Zitate an sich oder auf die Geschichte bezogen?

Insgesamt also sehr schön.
Danke

Euch allen einen dicken Dank für die Mühen

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Weltenläufer,

du hast <Vaters Schwächling> stark rübergebracht!

Eindringliche Bilder „malst“ du und hast mich mit deinem verkorksten Protagonisten erreicht.
Du ziehst den Leser ins Geschehen, lässt ihn schmecken, riechen, husten.

Da ist einer, der verzweifelt Bilder malt, um die Bilder in seinem Kopf loszuwerden.
Künstler-Klischee?
Künstler sind so, sie müssen an etwas kranken, an etwas leiden, sonst können sie sich nicht die Seele aus dem Leib malen und taugen nur für Landschaften.

Da ist Einer, der seine Fassade lebt, aber auch einer, der sich seine Würde bewahren ..oder sie zurückerobern will.

Genial gelungen finde ich die Rückblendeneinschübe.
Immer an den Stellen, wo es im Jetzt schmerzt, haut die Vergangenheit noch einmal erbarmungslos drauf.

Die Narben der Kindheit und Jugend sind nur übermalt; sie brechen bei der leisesten Berührung (Geruch, Geschmack, Wortfetzen, Sprüche) wieder auf.

Sehr subtil in ihrer Bildhaftigkeit fand ich auch die kurze Szene des Rauswurfs der jungen Frau.
In der Besucherin, spiegelt sich zum Zeitpunkt seines Verlangens unterschwellig die geliebte Mutter: das Jadegrün ihrer Augen, das Engelsgesicht, ihr Schutz.
Nach dem Akt verblasst diese verklärte Sicht ebenso, wie das „Bild“ der Mutter im Glanz der Gemälde hinter den eisgrauen Augen des übermächtigen Vaters verschwindet.
Zitat: “Der Augenblick der Magie ist vorüber. Jetzt erkenne ich ihren Makel. Die Lippen sind einen Strich zu dünn, das Grün ihrer Augen bräunlich verwaschen. Und sie riecht nach Angst.“

Und sie sagt das Falsche: „Meine Güte, ich hatte schon Angst du krepierst mir.“
Da ist es dann wieder, da redet wieder einer von Schwäche, kratzt an seiner mühsam aufgebauten Fassade von Stärke, die er seinem Vater nie beweisen konnte.

Seine seelischen Verletzungen sitzen so tief, dass alleine ein solcher Satz ausreicht, um alles wieder hochkommen zu lassen.

Ebenso beeindruckend fand ich die Beschreibung der Gemälde, die –trotz ihrer Kürze – Gestalt annehmen. Abscheulich schön!

Als kleine Textschwäche erscheint mir die etwas zu <heilige> Passage der Mutterbeschreibung und der lange Absatz mit dem langen Kampf zwischen dem jungen Protagonisten und Detlef Schweizer. Ich kann dir nicht genau sagen, was mir daran nicht ganz behagt, vielleicht ist es nur die Länge.


Bei einem so starken Text sollten auch die sprachlichen Feinheiten stimmen.
Daher ein paar kleine Anmerkungen:

Irgendjemand hat einmal gesagt, der Schlaf wäre (exakter=> sei) des Todes kleiner Bruder.

„Gleichzeitig verspüre ich das Verlangen, das mich gestern hat Gedanken solcher Art ausblenden lassen.“
hat…ausblenden lassen?
Klingt nicht flüssiger:
<..das mich gestern Gedanken solcher Art ausblenden ließ.>

Sie lacht, dreht sich um, lässt den Bademantel von ihrer makellosen Haut perlen =<gleiten? schwinden?

Ich ficke sie (Komma) als wäre ich in der Blüte meiner Jahre.

Whiskeyflaschen / Whiskey => Whisky

warum kriegst du zuhause (=> zu Hause) nix zu fressen?“

Seine Posen sind meist gütig => gefällig?)

einen solch dunklen Fleck (Flecken?) (Komma) wie mich (Komma) hatte

Nur durch die Erfahrung des Makels bin ich in der Lage (besser hier: Komma) etwas Makelloses zu schaffen.

Diesmal brennt der Whiskey (Whisky) so sehr, dass ich husten muss, mich verschlucke.
Logik!
Reihenfolge überlegen: Verschluckt er sich nicht zuerst und hustet danach?

Tag ein, Tag aus (=> tagein, tagaus) Fleisch in Stücke hacken.

Der Whiskey (Whisky) vermengt sich mit dem Erbrochenem => mit dem Erbrochenen),

Ein gewaltiger Schlusssatz mit bitterer, doppeldeutiger Erkenntnis:

„Ich nehme ihm sein Augenlicht, reiße ihm das Grinsen aus dem Gesicht und lege doch nicht mehr frei als raue Leinenfasern.“


Deine Geschichte ist mal ne feine Sache, da habe ich mich so richtig reinsetzen können!

Danke fürs Lesen und großes Lob!

Gruß
Kathso

P.S.: "Sie lächelt Sünde" sei albern, las ich heute, als ich mich mal durch Kommentare gewühlt habe. Irgendwie finde ich diesen Satz sprachlich sehr originell. Lass ihn drin!

 

Hallo Weltenläufer,

"Wenn der Betrachter nicht weiß, ob er sich hingezogen oder abgestoßen fühlt, dann ist er in den Dialog eingetreten."
Da war ich die ganze Geschichte lang; sehr intensiv.

Gruß Set

 

Hallo weltenläufer,

in einem sich häufig wiederholenden Albtraum meiner Kindheit hing ich mit gefesselten Beinen kopfüber zwischen Rindervierteln an einem Gestänge in einem Kühllaster. Vor mir meine Mutter, die, ungeachtet meiner Schreie, mit einem Messer meinen Leib vom Schritt bis zum Kopf halbierte. Dabei war doch mein Vater Schlachter von Beruf.
Du kannst dir vorstellen, dass ich deine Geschichte über den Künstler, der seine Kindheit als Sohn eines Metzgers in der Kunst verarbeitet, nicht unvoreingenommen lesen kann.
Für mich ist die Geschichte bis hin in die Klischees stimmig. Sicherlich mag man streiten, ob erst das erfahrene Leid der Kunst die Leidenschaft verleiht, die sie über andere Kunstwerke erhöht. Denn letztlich hieße das, der Künstler müsse diesem Leid und dessen Verursachern dankbar sein, nähren sie doch die kreative Kraft genau wie die Selbstzerstörung. Aber ganz von der Hand zu weisen ist der Gedanke nicht.
Ein anderer Aspekt deiner Geschichte liegt in der Fähigkeit zur Achtung, die deinem Prot ganz abhanden gekommen zu sein scheint. Weder achtet er sich noch seine Kunst noch andere. Die schwarze Pädagogik hat also ganze Arbeit geleistet, die du für mich in deiner Geschichte realistisch und eindrucksvoll ausgedrückt hast.

Mehr leider nicht von mir. Hat mir "gefallen".

Lieben Gruß
sim

 

Hallo Weltenläufer!

danke auch für deine Meinung. Hm, das mit der Verzweiflung lässt mich etwas ratlos zurück. Wie genau meinst du denn das?

Ich habe jetzt ein wenig überlegen müssen, um es in Worte fassen zu können. Aber ich habs jetzt. Am Anfang empfinde ich Mitleid mit dem Protagonisten, denke mir, er ist ein armer Kerl, der Schlimmes erlebt hat und immernoch darunter leidet. Aber das wandelt sich, gegen Ende hin empfinde ich Abscheu, weil er sich nicht wehrt, weil er sich so gehen lässt und weil absehbar wird, dass er verliert. Und dieser Wandel in der Idendifikation lässt mich am Ende kalt werde gegenüber dem erzählten Text. Das hat aber wohl etwas mit mir zu tun und ist keine grundsätzliche Schwäche des Textes. :)
in der Doppelung, oder jedes für sich?

Und: die Zitate an sich oder auf die Geschichte bezogen?

Ich finde Zitate am Beginn einer Geschichte immer sehr pathetisch. Da schmückt man sich mit Worten von anderen Leuten. Meistens lese ich sie deshalb nicht. Bei dir habe ich sie gelesen und fand sie zu schwülstig für den Text.

Schöne Grüße,

yours

 

Salü weltenläufer,

wie schon öfters bei Deinen Geschichten, bin ich wieder in diese Geschichte hineingefallen und habe Mühe, mich herauszuwinden. Daher auch erst jetzt mein Kommentar - ohne das ich die anderen gelesen hätte. Da gibt es dann wohl Überschneidungen. :)
Ich rieche Terpentin und Verdünnungsmittel, abgestandenen Rauch, den Alkohol, die Kotze. Ich sehe und höre diesen plumpig rauen Vater, die stille, leise Mutter, den kleinen sensiblen Sohn und dann den Maler, der sich duckt und aufbäumt. Seine hilflose ‚Prahlerei’ über die verkauften Bilder und dann auch gleich wieder die Antworten, die er für die Kritiker seiner Kunst parat stellt. Der Vater, immer und allmächtig der Vater.
Sehr eindringlich und beeindruckend dicht erzählt. Gut eingesetzte Weinerlichkeit, nachvollziehbare Wut - bis zur Vernichtung des Vater-Bildes. Sogar das Husten kommt bei mir als Versuch an‚ psychosomatisch auf die Dauerpräsenz des Vaters ‚zu Husten’.

Noch ein paar Sachen, die ich mir rot angekreuzt habe:

lässt den Bademantel von ihrer makellosen Haut perlen.
> Wenn Perlen von der Haut perlen, dann klickern sie zu Boden und hüpfen in alle Richtungen. Mit dem Abgleiten eines Bademantels hat das nicht viel Ähnlichkeit :)

von DaVinci und Van Gogh > da Vinci und van Gogh / 'DaVinci' wäre dieser Codename und den meinst Du hier sicher nicht?

Mein Vater, in einer riesigen Lagerlage mit seinem Sohn verstecken spielend, > LagerhalleVerstecken spielend,

Das Bild ist ein Bild, erschöpft sich darin, eine Illusion sein zu wollen.
> Das Bild wird sicher keine Illusion sein wollen?
Aber: Das Bild ist ein Bild, erschöpft sich darin, eine Illusion zu sein. > Das wär mir plausibler.

:thumbsup: Heute erwidere ich den Blick länger als je zuvor. Ich fühle mich stark, überlegen. Ich spüre plötzlich, dass ich auf meinen Vater herabblicken kann. Euphorie. Das Flimmern nimmt zu, ein gewaltiger Rausch und dann – das Unfassbare.
Das Eisgrau blitzt kurz auf, leuchtet in überirdischem Grün – ja, für einen Augenblick funkelt das makellose Jadegrün meiner Mutter in den Augen meines Vaters – und wird dann von dem Eisgrau verschluckt. Einfach so. Weg.

Nach ‚das Unfassbare’ würde ich einen : setzen.

Diese Stelle fand ich ganz besonders gut, erschreckend und erschütternd. Sie leitet sehr gut den verzweifelten Schluss ein!

Lieben Gruss,
Gisanne

 

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