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- 10.03.2007
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Malen und Ich
Malen und Ich
Ich bin allein. Niemand hilft mir. Ich stehe vor dem Zimmer 330. Malens Zimmer. Eine normale Tür aus grauem Sperrholz, mit einer ganz normalen Messingklinke. Ich drücke sie herunter. Langsam öffne ich dir Türe. Ich halte kurz inne. Ich gehe in sein Zimmer. Da liegt er. In seinem Bett. Er schläft wie ein kleines Baby. Ich gehe zu ihm. Setze mich aufs Bett. Eine Zeit lang starre ich ihn nur an. Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen. Ich beuge mich über ihn. Ich küsse ihn. Ich spüre, wie meine Augen sich mit Tränen füllen. Den Brief. Ich lege ihn neben Malen. Er wird es nicht verstehen. Es muss sein! Leb wohl, Malen. Leb wohl. Ich renne aus dem Zimmer. Ich laufe immer weiter. Immer weiter weg von Malen. Ich kann nicht mehr. Ich breche zusammen. Meine Tränen haben freien Lauf. Er wird mir fehlen. Ich kann nicht mehr aufhören. Ich muss einfach weinen. Malen und ich. Wir beide sind ein super Gespann gewesen. Seit der Kindheit kennen wir uns. Ich war neu in der Stadt. Niemand wollte was mit mir zu tun haben. Mir, einem unehelichen Kind. Alle waren gegen mich. Außer Malen. Er war immerzu da. Immer an meiner Seite. Malen. Mein bester Freund. Malen und ich. Wir beide waren einsam. Meine Mutter arbeitete den ganzen Tag. Malen war Waise. Trotzdem immer fröhlich. Aber wir beide hatten uns. Wir waren nicht mehr allein. Seit dem Tag unsere Begegnung. Schicksal. Für ihn war es Schicksal. Schicksal, dass wir uns trafen. Wir trafen uns täglich. Unter der großen Weide. Jeden Tag. Nur Malen und ich. Wir lagen dort nur. Redeten über Gott und die Welt. Waren glücklich. Wir hörten oft Musik. Aus meinem Radio. Es war alt, schon halb verrostet. Der Wind, der Himmel, ganz sicher. Das ist unser Lied. Wir hörten es immer. Ob ich es noch mal hören werde? Mit Malen? Traurig. Einfach nur traurig ist das Lied. Oft musste ich wegen dem Lied weinen. Malen tröstete mich. Eines Tages. Da hatten wir Streit. Warum? Das weiß ich nicht mehr. Es war schrecklich. Wir redeten nicht mehr miteinander. Ein Jahr lang. Dann kam Malen. Er entschuldigte sich bei mir. Ich nahm es nicht an. War zu stur. Schickte ihn weg. Wollte ihn nicht mehr sehen. Brauchte ihn nicht. Lüge. Alles nur Lüge. Ich brauchte ihn. Ich brauche ihn immer noch. Er ist alles. Alles für mich. Am nächsten Morgen. Ich bekam ein Paket. Ein Paket von Malen. Ich öffnete es. Ein Brief. Eine Spieluhr. Ich öffnete die Spieluhr. Diese Melodie. Ich kannte sie. Unser Lied. Das war unser Lied. Dann nahm ich den Brief. Meine Hände zitterten. Ich lass den Brief:
"Hi Prinzessin!
Es tut mir leid. Ich wollte es dir sagen. Gestern.
Aber du hast mich fortgeschickt. Ich komme in ein anderes Waisenheim.
Um 10Uhr werde ich abgeholt.
Du wirst mir fehlen.
Leb wohl,
Malen"
Nein! Das konnte nicht wahr sein. Wie spät?! 9.30Uhr. Ich musste zu ihm. Ich rannte los. Immer noch im Nachthemd. Ohne Schuhe. Aber das war egal. Hautsache zu Malen. Ich spürte, wie der harte Asphalt meine Fußsohlen aufriss. Aber das war egal. Ich musste zu Malen. Am Rathaus vorbei. An der Schule vorbei. Am Supermarkt vorbei. Da vorne war es! Das Waisenheim. Da! Da war Malen! Was machte er dort? Er stieg in ein schwarzes Auto. Ich schrie. Ganz laut. Er hörte mich. Stieg wieder aus. Starrte mich an. Ich schrie wieder. Er lächelte. Er lief mir entgegen. Ich lief in seine Arme. Wunderschön. Ich sagte nur: "Bleib. Bleib bei mir. Geh nie fort." Er hob mein Kinn. Ganz vorsichtig. Ich schloss meine Augen. Er küsste mich. Und sagte: "Okay. Ich werde bleiben. Bei dir. Für immer." So war es auch. Malen ging nicht. Seitdem sind wir ein Paar. Seit fünf Jahren. Ich bin jetzt 19. Malen ist 22. Wir sind durchgebrannt. Alle sind gegen uns. Ich bringe ihm nur Unglück. Sein Lächeln. Das habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Ich bin Schuld. Bin nicht gut für ihn. Deswegen gehe ich fort. Weg von ihm. Weg von allem. Weg von den Problemen. Ich bin feige. Nicht wie Malen. Er hat Mut. Er ist stark. Beschützt mich jeden Tag. Ich bin feige. Ich bin schwach. Bin eine Last. Er wird mich schnell vergessen. Eine neue Liebe. Die wird er finden. Und dann endlich glücklich sein. Ich weine. Immer noch. Dieses Lied. Wo kommt es her? Ich kenne es? Unser Lied. Malen und meins. Ich dreh mich um. Malen. Wie kommt er hierher? Ich wende meinen Blick von ihm ab. Er beugt sich. Nimmt mich in den Arm. "Ich lass' dich nicht gehen, meine Prinzessin." Ich klammere mich fest. Ich will was sagen. Doch es gelingt mir nicht. Malen hält meinen Mund zu. Drückt mich fest an sich. Sagt still und leise: "Ich liebe dich für immer." Er küsst mich. Wie sehr ich seine Küsse liebe. Süß. Bitter. Leidenschaftlich. Sanft. Zärtlich. Stark. So fühlen sich Malens Küsse an. Er soll nie mehr aufhören mich zu küssen. Er soll ewig so weitermachen. "Willst du jetzt immer noch gehen? Wir beide stehen das durch." "Nein, Malen. Ich werde bei dir bleiben. Für immer." Malen und ich. Zwei menschen. Zwei Charaktere. Zwei Leben. Aber eine Zukunft. Eine Seele. Ein Schicksal. Eine Liebe. Malen und ich.