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Man sieht sich zweimal
Man sieht sich zweimal
Genau vor einer Woche hatte ich Nils Otto wieder gesehen. Zum ersten Mal seitdem er, der umschwärmte Schulcasanova sein Referendariat beendet hatte und mich – damals sechzehn Jahre alt – auf meinen Schulmädchenträumen sitzen gelassen hatte.
Großer Gott, er ist damals eine Wucht gewesen! Jedes Mädchen in der Schule hat seinen athletischen Körper bewundert. Neben ihm verblassten alle. Und er wusste es. Rücksichtslos hat er seinen Charme spielen lassen, den Mädchen den Kopf verdreht und jeder Hoffnungen gemacht.
Ich machte mir keine Illusionen mehr über früher. Ich bin hässlich gewesen. Und so blieb mir – wie den meisten anderen Mädchen – nichts anderes übrig, als ihn heimlich durchs Schlüsselloch der Umkleidekabine nach dem Sportunterricht beobachteten.
Heute war ich mir sicher, dass er gewusst hatte, dass wir ihn beobachteten. Zu oft hatte er sich zur Tür gedreht, obwohl dort keiner der Jungs stand. Posiert, als müsse er seine beste Seite zum Vorschein bringen. Offensichtlich hatte er es genossen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Und kein anderer Mann, den ich seitdem kennen gelernt hatte, hat es so gekonnt verstanden, Mädchenträume zu Frauenträumen umzuwandeln und mich in Erregung zu versetzen.
Letzte Woche hatte ich ihn zufällig in einem Sportgeschäft gesehen. Hatte seine geschmeidigen Bewegungen beobachtet, sein markantes Gesicht mit diesem Hauch Überlegenheit, das Frauen um den Verstand brachte. – Seitdem hatte ich unser Wiedersehen geplant.
Ich betrat den Laden. Das Bimmeln der Türglocke ließ ihn aufblicken.
Sofort galt Nils einnehmendes Lächeln mir. „Hallo!“, begrüßte er mich.
„Hallo! Ich suche ein bequemes Sportoutfit für meine Schwester. Sie hat dieselbe Figur wie ich. Am liebsten schwarz-weiß, kurz“, sagte ich und schenkte ihm Lächeln, das seines noch um Klassen übertraf.
Ich ignorierte seinen scannenden Blick. Immerhin begann er bei meinem Gesicht und arbeitete sich erst dann langsam nach unten hinab und nicht umgekehrt. Ein Punkt für ihn. Hätte er anders herum angefangen, hätte ich mir jede weitere Mühe gespart.
Geistig erhielt er einen zweiten Pluspunkt, als sein prüfend-bewertender Blick wieder bei meinem Gesicht endete. Sein Lächeln schaffte es noch eine Spur freundlicher zu werden, intimer.
Er deutete mit der Hand in eine Richtung und ließ mich vorangehen. Ich wusste, dass er – sicher, dass ich ihn nicht sehen konnte – Stellen beobachtete, die er früher nie bemerkt hatte.
Ich grinste und sah auf die Uhr. Es war fünf vor acht, fünf Minuten bis Ladenschluss. Kein Wort von ihm davon.
„Warum Schwarz-Weiß?“, fragte er.
Ich drehte mich zu ihm um und gab mir keine Mühe zu verbergen, wie sehr mir gefiel, was ich sah. Überlegend befeuchtete ich meine Lippen mit der Zungenspitze. Langsam. Nachdenklich.
Wie gebannt folgte sein Blick meiner Bewegung und flackerte, erst als sie wieder verschwunden war, zu meinen Augen hoch. Auf eine Einladung hoffend, die da trotz einer gewissen Laszivität nicht stand.
„Ich mag es Schwarz-Weiß!“ Ich zuckte mit den Schultern und drehte mich zum Weitergehen um. Ging zwei Schritte und blieb abrupt stehen. So abrupt, dass er dicht hinter mir zu Stehen kam, mich berührend.
Ich drehte mich zu ihm um. Der Anstand hätte geboten, dass er spätestens jetzt einen Schritt zurück trat. Er tat es nicht, sondern sah fragend auf mich herab.
„Meine Güte!“, ich legte genügend Überraschung in meine Stimme, um glaubwürdig zu erscheinen. „Sie sind Nils Otto, nicht wahr?“
Jetzt war die Überraschung auf seiner Seite und er trat doch noch ein Stück nach hinten um mich Stirnrunzelnd zu betrachten: „Woher…?“
Ich gestattete mir ein entzücktes Kichern, das ich mädchenhaft mit einer Hand zurückhielt. „Schule, Sportunterricht.“
Ich beobachtete, wie es in seinem Gesicht arbeitete. Nein, diese verführerisch-gutaussehende Blondine wäre im sicher früher aufgefallen. Ein paar verbotene Flirts, zufällige Berührungen. Aber nein, ich konnte nicht dabei gewesen sein. Er schüttelte den Kopf, als er in Gedanken die Liste seiner Schülerinnen durchging.
„Mach dürr und leichenblass aus mir“, gestattete ich ihm gönnerhaft.
Er runzelte die Stirn. Konnte sich nicht vorstellen, dass das Geschöpf vor ihm tatsächlich einmal unbeachtet und unscheinbar gewesen sein konnte.
Ich machte mir keine Illusionen. Ich wusste, dass ich heute nichts davon mehr war. „Rote Brille!“, half ich ihm weiter.
Seine Augen wurden groß und sein Mund formte ein „O“. Mein Grinsen wuchs in die Breite, als sein Blick noch einmal über meine Figur glitt, meine Ausstrahlung wahrnahm und ungläubig bei meinem Gesicht verharrte. „Michaela?“, er wirkte fassungslos. „Was hast du gemacht?“
Ich zuckte mit den Achseln und schenkte ihm mein charmantestes Lächeln. „Ich bin erwachsen geworden.“
Seine Stimme klang etwas hektisch, als sein Blick zwischen meinem nahen Gesicht und der Uhr hinter mir hin und her huschte und er in Gedanken seine Chancen ausrechnete. „Ich habe gleich Feierabend.“
Ich drehte mein Lächeln noch ein wenig mehr auf, wusste, dass ich strahlte. „Wollen wir etwas trinken gehen?“
Jetzt befeuchtete er seine Lippen, sinnlich, nachdenklich. Innerlich grinste ich. Er musste nicht nachdenken, tat es auch gar nicht. „Gerne!“
Mit einem Nicken trat ich an ihm vorbei und ging wieder zur Tür. Er folgte mir dicht. Eigentlich zu dicht. Angenehm dicht. Als ich die Tür öffnen wollte, griff er an mir vorbei und hielt sie mir auf.
Wir überquerten die Straße nebeneinander. Schweigend. Das Loco gegenüber war eine dunkle Bar für Künstler mit melancholischer Musik, die die Sehnsucht weckte. Erinnerungen an flüchtige Liebe.
Ich bestellte einen Gin Tonic, er einen Tee. Sehr solide. Aber vielleicht wollte er auch nur einen klaren Kopf bewahren für den Fall, dass er ihn gebrauchen konnte.
„Wieso arbeitest du in einer Sportboutique, ich dachte als Referendar wird man früher oder später Lehrer?“, begann ich unverfänglich.
Er lachte leise, sehr männlich, überlegen. „Es war mir zuviel, mich von kleinen Mädchen anschmachten zu lassen.“
Seine Bemerkung war nicht auf mich gemünzt, trotzdem setzte ich einen schuldbewussten Blick auf und meinte: „Erwischt!“
Sein verwirrter Blick ruhte eine Sekunde länger auf mir, als ihm bewusst war, dann lachte er herzhaft und ungläubig. „Du?“
Ich lachte. Kein leises, zaghaftes Lachen, wie es die meisten Frauen auf Lager hatten, sondern ein echtes. Eines, nach dem sich die Männer in einer Bar umsehen. „Bis über beide Ohren!“
Er nahm meine Hand und drückte sie kurz. Es schien ihm nicht zu gefallen, sie wieder loslassen zu müssen, aber der Anstand gebot es ihm. Für einige Sekunden wurde das Schweigen unangenehm, das Prickeln deutlicher, zu deutlich.
„Mit der Boutique…“, er schwieg einen Moment und kam auf meine Ausgangsfrage zurück. „Ich wollte frei sein, mir meine Träume erfüllen.“
„Und...?“, fragte ich.
Er erwiderte meinen Blick. Seine Augen waren sehr dunkel, die Pupillen groß. „Nein.“ Seine Antwort kam leise, als sei es ihm unangenehm. „Es hat nicht funktioniert.“
Das hatte ich schon vorher gewusst. Um frei sein zu können, war keine Freiheit nötig. Man konnte überall frei sein. Freiheit war eine Einstellungs- eine Gedankensache.
„Oh Mist!“, murmelte ich halblaut, wie in Gedanken.
„Was ist?“ Er klang alarmiert.
„Ich habe das Outfit für meine Schwester vergessen!“ Ich schlug theatralisch die Hände über den Kopf zusammen. „Sie hat morgen Geburtstag.“ Dann sah ich verwirrt auf. „Wann öffnest du wieder?“
„Sei nicht albern!“, tadelte er. „Es ist doch nur über die Straße.“
„Bist du dir sicher?“ Ich nagte schuldbewusste an meiner Unterlippe. Sein Blick sagte mir, dass er sich wünschte, es wären seine Zähne, die sich langsam in das rosige Fleisch gruben und daran nippten.
„Natürlich! Ich habe sogar schon eine Idee, was dir gefallen könnte.“
Er bezahlte die Rechnung, ohne mich zu fragen und wir gingen in wortlosem Einverständnis nach Draußen. Ich nahm seinen Arm und ließ mich von ihm über die Straße führen.
„Macht es dir wirklich keine Umstände?“, hakte ich noch einmal nach.
„Ach was!“ Er schenkte mir einen tiefen Blick. „Ich bin froh, dass du dich ausgerechnet in meinen Laden verirrt hast.“
Er schloss die Tür auf und wir traten ein; dass Schellen der Glocken klang überraschend hell in dem stillen Laden, als er hinter uns wieder abschloss. Er ließ den Schlüssel stecken und schaltete das Licht ein.
Ich folgte ihm in den hinteren Teil des Ladens, wo er mir einen kurzen Zweiteiler reichte. Sein Blick, der mir in die Umkleidekabine folgte, war sehr intim, fragend.
Ich zog den Vorhang hinter mir zu und zählte langsam die Sekunden, während ich das Sportoutfit an die Seite legte. Bei neun wurde der Vorhang zurückgezogen. Und ich atmete aus.
„Du hast überhaupt keine Schwester!“, murmelte er. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände.
„Stimmt genau!“, gab ich unumwunden zu.
Seine Augen wurden größer, ungläubiger. Dann war er mit einem Schritt bei mir, fiel raubtierartig über meinen Mund her, während seine Hände über meinen Rücken strichen und mich zu ihm zogen.
Langsam verstärkte ich den Druck meiner Abwehr, testend. Als er meine Ablehnung spürte, ließ er mich los. Sein Blick war irritiert, sein Gesichtsausdruck eine einzige Frage. „Aber…“
„Psst!“, ich legte meinen Zeigefinger an seine Lippen. „Deswegen bin ich hier!“, gestand ich leise.
Mit meiner freien Hand zog ich ein Halstuch aus meiner Jackentasche. Seine Augen weiteten sich. „Was hast du vor?“ Seine Stimme war leise.
„Vertrau mir!“, bat ich leise, nachdrücklich.
Er ließ mich los und gestattete mir, ihm das Tuch um die Handgelenke zu legen und so zu verknoten, dass er an der Vorhangsstange gefesselt war.
Seine Augen waren groß, dunkel. Er zitterte leicht. Vor Angst und Erregung. Er wusste, er gestattete mir damit die dominante Position einzunehmen, musste sich aufgeben, konnte sich nun nur noch aufgeben.
Ich zog ein weiteres Tuch aus meiner Tasche. Er blinzelte, sagte aber nichts, sondern ließ mich die Augenbinde in seinem Nacken festknoten.
Ich trat einen Schritt zurück und bewunderte mein Werk. Seine Atmung ging heftig und als sekundenlang nichts geschah, stöhnte er leise. Ein herrlich erregender Laut. Es ist das Versprechen der Leidenschaft, das Menschen in den Bann schlägt. Das Versprechen, das ich so sehr liebe. Was mich mindestens so erregte, wie ihn.
Erst, als ich mir sicher war, dass seine volle Aufmerksamkeit auf mir ruhte, berührte ich ihn, streife die nackte Haut seines Halses, flatterte mit den Fingern weiter nach unten, bis zu dem offenen Hemd, bis ich vom ersten Knopf gestoppt wurde. Ich öffnete ihn, ließ meinen Atem der Berührung folgen und arbeitete mich langsam nach unten vor.
Er zitterte. Ich wusste, er verzehrte sich danach, berührt zu werden. Aber er stellte sich diese Berührungen anders vor, als ich. Minutenlang ließ ich meine Finger über seinen immer noch wundervollen Körper tanzen, so sanft, dass er glaubte, es nicht mehr aushalten zu können, wenn ich ihm nicht endlich mehr zugestünde.
Es ist nicht die Lust, sondern das Versprechen von Lust, das Menschen zur Ekstase bringt. Und es ist der Kampf dagegen, der mich erregt. Immer. Die süße Qual, während ich Männer an ihre Grenzen bringe und dort halte bis ich ihnen Erlösung gewähre. Das waren die Momente, für die ich lebte. Der Sinn meines Lebens.
Niemand, der ein durchorganisiertes Leben führt wird das je verstehen können. Die Intensität jener Momente, jede Sekunde ausgenutzt, gelebt, als sei sie die letzte. Vollkommen.
Sein Gürtel klirrte leise, als ich ihn öffnete. Und schon dieses winzige Geräusch sorgte dafür, dass er scharf die Luft einsog. Ich schob sanft die Jeans nach unten. Er trat aus ihr heraus und hob seine Füße, einen nach dem anderen, um mir zu gestatten, ihm die Socken auszuziehen.
Ich sog seinen Duft ein, ließ ihn einen Moment lang in meiner Nase verweilen, sich festsetzen und seinen Weg in mein Gehirn prickeln. Unverwechselbar, Unverkennbar. Für immer in meiner Erinnerung.
Genau wie sein Gesichtsausdruck, als ich meine Hände seine Beine nach oben gleiten ließ.
„Bitte“, flüsterte er. Er wollte, dass ich ihn berührte.
Doch nein, dass wollte er nicht wirklich. Er wollte, dass ich dieses Spiel weitertrieb. Ihm die Erlösung schenkte, von der er sein ganzes Leben geträumt hatte. – Von der fast jeder insgeheim träumte.
Die wenigsten Menschen schaffen das, denn sie lassen sich fast nie völlig los. Sogar beim Sex zeigen sie einem nur das, was sie einen sehen lassen wollen. Bis du sie an den Rand bringst. Dort sind sie jenseits jeder Vernunft, jenseits aller Zurückhaltung. Ihre zivilisierte Maske fällt von ihnen ab. Und genau da wollen sie sein. Dort finden sie ihre Erlösung.
Deswegen darf ich jetzt nicht schwach werden. Und trotz seiner Bitte weiß auch er es. Gerade für Männer ist es schwer sich loszulassen. Sie haben gelernt, dass es wichtig ist, immer die Kontrolle über alles zu haben. Menschen, Situationen. Macht.
Ich hauchte Nils meinen Atem über die seidigen, braunen Brustwarzen. Sie wurden sofort hart. Er schluckte sichtbar. Mein Blick wanderte zu der Boxershorts. Es war das einzige, was er noch am Leib hat. Ich rollte sie langsam nach unten.
„Hast du einen Kühlschrank im Laden?“, hauchte ich in sein Ohr.
Er nickte und ergänzte: „Hinten.“
Ich trat aus der Kabine und ging in die Richtung, ins Hinterzimmer.
Glücklicherweise hatte er tatsächlich Eiswürfel im Gefrierfach, Ich füllte sie in ein großes Glas und nahm sie mit.
Als ich durch den Vorhang huschte, wirkte sein Gesichtsausdruck alarmiert. „Was…?“, weiter kam er nicht, weil ich die Würfel leise gegen das Glas klirren ließ, bevor ich den ersten Eiswürfel von der kleinen Pyramide im Glas nahm.
Ich hielt den Eiswürfel, bis er in meinen Händen zu schmelzen begann und ließ Tropfen um Tropfen auf seinen makellosen Körper fallen, eine gerade Spur bis zu den Haaren zwischen seinen Beinen.
Den zweiten Würfel bewegte ich mit langsamen, kreisenden Bewegungen sein Bein empor, bis zum Knie. Dasselbe wiederholte ich an dem anderen Bein. Erst dann wanderte ich höher, über das Knie hinaus, seinen Schenkel hinauf.
Der Wechsel zwischen Anspannung, Entspannung und neuerlicher Anspannung auf seinem Gesicht war wunderschön ehrlich und ich konnte sehen, wie seine Selbstbeherrschung schwand. Aber er blieb still stehen, ohne ein Wort.
Langsam senkte ich den Eiswürfel, bis er seine Brustwarze berührte, bis er begriff. Dann begann ich, das Eis hin und her zu bewegen. Langsam, eine Fingerbreite in jede Richtung, wobei ich nur die Spitze seiner Brustwarze berührte, sonst nichts.
Die Brustwarzen von Männern sind oft empfindlicher als die von Frauen. Die meisten Frauen wissen das nicht, oder ignorieren diese Erkenntnis. Ich nicht.
Ich bewegte den Eiswürfel etwas schneller, doch immer noch nur die Spitze streifend. Er wölbte sich mir entgegen. Empört über diese Anspielungen von flammender Leidenschaft, empört ob der Unbefriedigung seiner Wünsche. Doch ich hob meine Hände soweit, dass der Druck konstant bleibt.
Er rückte wieder zurück. Erst jetzt verstärkte ich den Druck langsam, wurde schneller. Nur ein bisschen. Nicht genug. Trotzdem entkam ihm ein leises Stöhnen, ein kurzes Seufzen der Dankbarkeit.
Ich nahm meine Hände weg.
„Ich kann nicht mehr!“, flüsterte er leise.
Aber er muss. Das sind die Momente für die ich lebe. Die Momente, die ich in einer festen Beziehung nie erreichen könnte, weil die Einmaligkeit fehlen würde. Weil der Mann es immer wieder und wieder haben wollen würde. Wenn ich es ihm verweigerte, würde er unbefriedigt bleiben und wenn ich ihm den Wunsch erfüllen würde, würde sich die Einmaligkeit zur Gewöhnlichkeit gesellen. Sich das Wunderbare zum Alltäglichen degradieren.
Denn genau das war es jedes Mal: Ein Wunder. Ein Wunder inmitten der Gleichförmigkeit, eine Erinnerung die in den Männern fortlebt und mich unsterblich machte. Mann für Mann, Erinnerung für Erinnerung.
Ich gestand Mark ein wenig mehr Druck zu. Dann keinen Druck mehr. Mehr Druck, dann keinen. Druck, Nichts. Eine Minute lang.
Er seufzte leise. Seine Erregung war größer, als er es je für möglich gehalten hätte. So etwas gab es nur in Filmen, Träumen. Und bei mir.
Und wenn ich ihm doch nur mehr geben würde, könnte er endlich frei sein. Viel brauchte er ja nicht mehr. Ja. So war es fast genug.
„Lass mich mit dir schlafen!“, flüsterte er leise, außer Atem.
Ich zögerte einen Augenblick. Die Versuchung war groß. Aber nein. Es waren nur Kinderträume. Meine Unschuld war eine andere Sache.
Ich antwortete nicht, sondern begann von vorne. Ließ das Eis von seinen Schultern ausgehend über seine Haut gleiten. Immer auf seine Mitte zu.
Schließlich bewegte ich den Eiswürfel in kleineren Kreisen. Begann näher an der Mitte und kam ihr näher.
Er war kurz davor seine Fassung zu verlieren, als ich den letzten Eiswürfel zwischen seine Beine gleiten ließ und ihn dort bewegte.
Als ich die richtige Stelle gefunden hatte und dort rieb, durchlief ihn ein Beben und er schrie. Abgerissene Schreie. Schreie der Ekstase und mehr. Ich verschaffte ihm Erlösung. Erlösung, weil ich ihn endlich dort berühre, wo er berührt werden musste, indem ich sein Verlangen stillte, dass ich in der letzten Stunde aufgebaut hatte.
Ich saugte den herrlichen Anblick in mich auf: Die verspannten Muskeln, die schweißnassen Haare. Kein Anstand, keine Sozialisation, nur er und ich. Die wahrhaftigsten Momente des Lebens. Echte Momente.
Die ekstatischen Schreie wichen den Erleichterten. Endlich konnte er nachgeben. Er versuchte mehr zu bekommen, sich mir entgegenzudrängen. Ich hielt ihn still. Mein Tempo. Nur mein Tempo.
Die Geräusche, die über seine Lippen kamen, waren magisch, ebenso wie sein Gesicht. Ich beobachtete jeden Zug, jedes Detail seines Gesichtes. Wie es sich anspannte, als ich ihm jetzt endlich Freiheit gewährte.
Er war wunderschön. Jeder Mann am Rand ist wunderschön. Und ich beobachtete die Männer immer. Bis zum Ende. Ich beobachtete ihr Gesicht und registrierte jede Einzelheit ihrer Erregung, jedes Detail ihres Kommens. Ich erinnerte mich an jeden Mann. Ihren Duft, ihre Wölbungen, das Gefühl ihrer Haut und weiß, in ihrer Erinnerung werde ich für immer leben.
Erst als sich ein Seufzer der Erleichterung zwischen seinen Lippen hervorstiehlt, nahm ich ihm das Tuch von den Augen.
Seine Augen waren offen und ihm dämmerte langsam, dass die vollkommenste Verführung seines Lebens vorbei war. Wir würden einander niemals wieder sehen, er mich niemals besitzen und keine Frau würde mir gleichwertig sein, keine es je können. Ich war die erste, die ihn dazu gebracht hat, sich fallen zulassen und der Ekstase auszuliefern.
Nur eine Erinnerung. Unsterblich.