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Mann auf dem Mond

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05.09.2006
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Mann auf dem Mond

Da man in jenem Zeitalter wusste, nichts zu wissen, und die menschliche Unzulänglichkeit in Kriegen und anderen Katastrophen ausfocht, hatten sich die Horizonte, die Regenbögen und die happy places soweit entfernt, dass sogar die lieblichsten Träume vorm garstigen Hier und Jetzt in die Säure der Unsicherheit gezerrt wurden.


Man spürte, wie alles egal war, denn es gab soviel zu tun, aber das änderte nichts am Tod. Es gab alles zu tun, doch man kam dem Glück nicht näher. Wer das Glück eigentlich haben musste, der schaute sich von einer gemütlichen Stelle danach um und kam zu dem Schluss, dass Krieg für sichere Verhältnisse sorgt.


Aber da das Umschauen weiter nichts nutzte und die Kriege sich immer woanders abspielten, erlegte die Keule der Langeweile in regelmäßigen Abständen die Menschen. Einmal von ihr erwischt, konnten sie wieder Sterne sehen, beim Sex, im Rausch oder in der Kirche. Aber nicht für ewig, denn die Langeweile zerstört alles, was sie anfasst.


Wem dieses Welt unser zu Kopfe stieg, der konnte schon mal meinen, das im Erdmittelpunkt ein Ding mit tausend Armen sitzt, das gestern noch an Hebeln, heute aber per touch screen alles Notwendige veranlasst, um den Insassen dieser Welt richtig auf Nerven zu gehen und ihnen das Leben vollends zu vergrämen. Auch die eigenen Gedanken trugen dann das okay dieses Dings und der eigene Kopf konnte so zu einem scheppernden Grab des eigenen Entwurfs werden.


In dieser Welt mit einem solchen Kopf konnte es ein Insasse nicht mehr ertragen, sich denken zu hören. Nicht, dass die Außenwelt schlecht und böse gewesen wäre, nein, er selber war ein willkommenes Rädchen bei der Entklärung der Welt. Irgendwann plötzlich nervten ihn aber die Farben, die Fragen, das Leben, der Regen, die Gunst, die Kunst, die Flora, die Fauna, das Tageblatt, das Fernsehen und alle Stimmen so sehr, dass er schließlich sich selbst für die Verdammung hielt. Ihm fiel damals auf, wie viel Zeit er im Kopf verbrachte, wie viel mehr Zeit er kein Bißchen dachte und vor allem wie schwer es war, sich davon auszuruhen.


Diese Welt und dieser Kopf jagten ihn. Die Enttäuschung darüber, der Überdruss und die Langeweile rieten ihm, er solle zu sich selber finden und die Jagd vergessen. Fast freute er sich über den Rat. Sein Plan stand also fest, er wollte alleine auf den Mond und dort viele die Gewohnheit erweiternde Drogen nehmen.


Auf seiner Station war er ein Wanderer im Reich der Drogen. Er nahm Tabletten und spritzte bis er anfing, zu schielen. Er hatte schon in jeder Ecke gelegen, als er beschloss, nach draußen zu gehen. Einen Weltraumtanz aufführen und Mutter Erde winken. Für gewöhnlich flatterten seine Nerven im Raum, aber darauf konnte er sich nicht mehr besinnen, und dafür war er gekommen. So stieg er im Raumanzug aus und betrachtete lange Mutter Erde.


Es schwankte so zwischen Krieg der Welten und Per Anhalter durch die Galaxis, was er da vor sich sah. Er staunte beklommen. Auf jeden Fall, und das wusste er, wurde die Erde, seine Erde, Mutter Erde, zerstört, ob nun im Ernst oder im Scherz. Sie war am Ende. Vor Schreck versteinert und von den Lichtern verblüfft, hielt er inne. Eine Sekunde lang fühlte er sich leer, so richtig leer. Als er gerade denken wollte, dass dies vielleicht einer Nahtodeserfahrung ähneln könnte, überkam ihn eine heftige Übelkeit, die ihn hin und her schweben ließ, ohne Aber, Wenn oder Ziel, begleitet von Bildern bekannter Heimatwärme.


Von Außen betrachtet sah es wohl wie tänzeln aus. Die Kür in der Schwerelosigkeit. Allein, es war nicht aus Freude daran. Ob er sich nämlich schüttelte oder ob es ihn schüttelte, hätte niemand zu sagen vermocht. So drehte es ihn und schwang von hier nach da. Ein Überlebenskampf als Kunstform. Endlich kotzte er in seinen Raumanzug und kam nicht mehr dazu, noch andere Einsichten zu haben.

 

hallo herr silie

die Regenbögen und die happy places soweit
bin mir nicht sicher, aber ich würde das entweder so schreiben: "Happy Places" oder klein. oder groß ohne ausführungszeichen:lol:
gemütlichen Stelle danach um und kam zu dem Schluss, dass Krieg für sichere Verhältnisse sorgt.
sorgte
kein Bißchen dachte
ss
Jagt vergessen. Fast freute
d

wieder so eine geschichte, wo keine richtige handlung ist, und wo das rätsel raten beginnen soll. meinst du nicht, die geschichte passt besser in seltsam oder sonstige? anscheinend nicht, sonst hättest du es nicht hier gepostet.:)

Da man in jenem Zeitalter wusste, nichts zu wissen, und die menschliche
das rätsel ist gelöst. :p wir befinden uns also in der antike, wo man weiß, dass man nichts weiß. entweder habe ich falsch gelesen oder du hast den text bewusst nicht chronologisch gestaltet.:hmm:
Aber da das Umschauen weiter nichts nutzte und die Kriege sich immer woanders abspielten, erlegte die Keule der Langeweile in regelmäßigen Abständen die Menschen. Einmal von ihr erwischt, konnten sie wieder Sterne sehen, beim Sex, im Rausch oder in der Kirche. Aber nicht für ewig, denn die Langeweile zerstört alles, was sie anfasst.
dieser absatz hat mich etwas verwirrt. entweder weißt du nicht, dass die antike nach der steinzeit war. oder mit diesem absatz beschreibst du das mittelalter?
Sein Plan stand also fest, er wollte alleine auf den Mond und dort viele die Gewohnheit erweiternde Drogen nehmen.
60iger bis 70iger. dann kommen die achtziger und das umweltbewusstsein wird größer.
in gesellschaft erwarte ich immer geschichten die zu der gesellschaft eine kritische stellung nehmen. sei es positiv oder negativ. bei deiner weiß ich nicht genau woran ich bin. sie ist negativ. aber was willst du damit aussagen? das die menschen in jeder zeit fehler gemacht haben, daraus gelernt haben und dann doch nicht.
ich bin für seltsam, denn wenn man jetzt engstirnig wäre, dann würde man sagen, das ist ja gar keine geschichte.

nichts für ungut peter

cu J:baddevil:

 

Hallo Peter Silie

Huh, harter Tobak. Ich hab kaum verstanden worum es eigentlich geht. Alles springt von einer Phrase zur nächsten und im Grunde passiert nichts. Ich würde JoBlack zustimmen und sagen, dass du die Geschichte vielleicht unter einer anderen Rubrik posten solltest.
Mein Geschmack trifft das ganze leider gar nicht. Es ist mir einfach zu gewollt und zu viel auf einmal. Teilweise gefallen mir die Gedanken und Bilder, aber du gehst auf keinen wirklich ein und so bleibt es oberflächlich und hohl. Na ja, ist einfach nicht mein Ding.
So viel zu meiner bescheidenen Meinung. Die Textstellen, die verwirrend waren, hat JoBlack schon beschrieben.

Gruß, Skalde.

 

Schön, gefragt zu werden.

Danke für die Korrekturen und Fragen. Man weiß ja selbst nie so genau, wie andere die Geschichte lesen. Aber erstaunt hat mich erstmal die Antike. Es ist richtig, dass ich auf Sokrates anspiele, allerdings ist das "jenem" als kirtisch ironische Distanz zu unsere Zeit zu verstehen. Ein Kniff: alle Zeitalter nach der Antike wissen auch, dass sie nichts wissen. Doch gerade in unser Zeit der Wissensexpansion, gibt es zwar mehr wissen, aber auch mehr zu wissen, aber gleich wenig zu verstehen.

Warum in der Rubrik Gesellschaft? Das lässt sich auch leicht beanworten, obwohl natürlich auch seltsame elemente enthalten sind: Es geht darum, dass sowas wie die Gesellschaft einen Menschen dazu bringt, auch unabhängig und ohne ihre direkte einwirkung, unter den gewohnten Denk-, Handlungs und Wahrnehmungsmustern zu leiden. Das spielt auf Foucault an: man schafft es, sich selbst zu regieren (gouvernementalité), schafft man es nicht, so wird auch der Apparat zurückschlagen. Er rangiert aus, um es zugespitzt zu sagen und man selber ist sein Handlanger. Die Hauptperson stirbt natürlich.

Ist es eine Geschichte oder keine? Gute Frage. Naja, es ist ein erzählendes Textstück, was das Bedürfnis an stringenter Handlung nicht bedient. Dafür sorgt aber die oberflächliche ansicht dafür, dass mehrere stadien oder ebenen durchquert werden können, um ein mögliches ende dahinter zu klemmen. Aber natürlich ist es nicht meine absicht, irgendwas zu schreiben, was leute von mir wollen. das macht doch keiner. erstmal musste das geschrieben werden. vielleicht taugt es für eine seltsam gesellschaftsreflektierende novelle. aber zeit ist ein kostbares gut.

mfg
petri

 

Achja, über das "sorgt" oder "sorgte" kann man sich streiten. Es steht im Präsenz, um die annahme und das Verständnis dieser zeit als allgemeingültig und natürlich darzustellen, was man ja von seinen Ideen glaubt.

Auch wäre denkbar, datt ganze in den konjunktiv zu setzen, weil es eine meinung ist. (in der art des subjonctif) was meint man dazu?

 

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