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Martha, warum isst Du denn nichts

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29.01.2010
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Martha, warum isst Du denn nichts

Seit dem Aufstehen fühlten sich die Beine von Jakob schwabbelig an, leichter Schwindel beeinträchtigte sein Gleichgewicht. Auch der Herzschlag schien ihm unregelmässig. Der Kreislauf, ärgerte er sich. An die Tür des Ladengeschäfts hängte er ein Schild mit der Aufschrift «Heute geschlossen». Es kommen ohnehin nur noch vereinzelt Kunden. Vor zehn Jahren gab er die Bestattungen auf und beschränkte sich auf den Verkauf von Grabschmuck. Altersbedingt, wie er seiner Kundschaft mitteilte. Er verschwieg, dass seine Frau bettlägerig geworden war.
«Martha», rief er in Richtung der Treppe zum Untergeschoss, «ich lasse heute den Laden geschlossen. Es fehlt mir nichts, aber ich denke, ich brauche etwas Ruhe.»
Jakob beschäftigte sich in der kleinen Werkstatt, die er behalten hatte. Seine Hände zitterten, doch Grablichter fertigte er noch immer an. Seine Werke waren kunsthandwerklich anspruchsvoll. Aus einer Laune heraus hatte er dies früher als Freizeitbeschäftigung begonnen. Über die Jahrzehnte erwarb er sich dann grosses Geschick darin. Viele Kunden schätzten eben diese Arbeiten, obwohl er die modernen, welche er in Kommission hatte, auch mochte.
Sein Blick fiel auf das Kalenderblatt an der Wand, der Monat war abgelaufen. Er erhob sich und zupfte es umständlich ab. Das neue Bild zeigte eine düstere Novemberlandschaft. In den nächsten Tagen muss ich die Winterbepflanzung am Familiengrab herrichten. Der Tag ist wohl nicht mehr fern, bis ich mit Martha dorthin umziehe.
Ein Klopfen an der Ladentür riss ihn aus seinen Gedanken. Es steht doch, dass geschlossen ist. Heutzutage meinen die Leute man müsse rund um die Uhr verfügbar sein. Der Tod hat schliesslich auch seine Wartezeit. Er horchte, es blieb still.
Das Grablicht zur Hand nehmend, welches er in den vergangenen Tagen bearbeitete, fuhren seine Finger darüber. Die Metallteile fühlten sich glatt an, keine unreine Stellen. Das Läuten der Haustürglocke schreckte ihn erneut auf.
«Das ist doch eine Frechheit!», entfuhr es ihm.
Wohl einer dieser lästigen Vertreter, der mir etwas andrehen will.
Energisch aber unsicheren Schrittes ging er zur Haustür. Frau Gabathuler, eine Nachbarin, stand draussen, ihn besorgt betrachtend.
«Fehlt Ihnen etwas, Herr Bieger?»
«Nein, nein. Ich fühle mich heute nur etwas Müde.»
«Ich dachte nur, weil in letzter Zeit öfters mal geschlossen war. Sie wissen ja, wenn Sie etwas brauchen, rufen Sie mich einfach an. Wenn Sie möchten, können Sie auch zum Mittagessen rüberkommen, oder ich bringe Ihnen etwas.»
«Das ist sehr lieb von Ihnen, Frau Gabathuler. Ich brauche aber wirklich nichts. Erst gestern hatte ich eingekauft, so dass ich ausreichend versorgt bin. Sollte aber doch was sein, werde ich Sie anrufen.»
«Dann bin ich beruhigt. Übrigens hat Irene nach Ihnen gefragt. Sie, aber auch Michael, erkundigen sich immer wie es Ihnen geht, wenn sie mich anrufen oder vorbeikommen.»
Jakob lächelte über ihre Worte. Ihre Kinder, die früher oft zu Martha in die Küche oder in seine Werkstatt kamen, waren ihm in angenehmer Erinnerung. «Das ist schön, wenn man nicht einfach in Vergessenheit gerät. Grüssen Sie Ihre Kinder auch von mir, wenn Sie wieder von ihnen hören.»
«Ach, das Wichtigste habe ich Ihnen ja noch gar nicht erzählt. Irene erwartet ein Kind. Im Frühjahr soll es dann soweit sein.» Ihr Gesicht strahlte vor Freude bei dieser Botschaft.
«Das ist aber schön. Da zeigt sich wie schnell die Zeit vergeht. Es ist doch nicht so lange her als sie noch einen Puppenwagen herumstiess. Ich freue mich sehr für Irene.»
«Ich werde es ihr ausrichten. Doch nun lasse ich Sie, sonst kommen Sie gar nicht zum Ausruhen. Noch einen angenehmen Tag, Herr Bieger, und Sie wissen …»
«Ich wünsche Ihnen auch einen angenehmen Tag, Frau Gabathuler.» Er schloss die Tür. Sie wird wohl umgehend Irene anrufen und ihr erzählen, dass ich Ruhebedürftig sei. So sind nun mal die Frauen. Aber nett ist sie ja und meint es nur gut. Als Martha krank wurde, bot sie ihm an, ihn zeitweise im Haushalt zu unterstützen. «Es bereitet mir überhaupt keine Mühe», meinte sie. «Die Kinder sind nun bald erwachsen. Ich könnte die Wäsche und das Putzen übernehmen. Wenn sie möchten, koche ich auch.»
«Meine Selbstständigkeit ist mir wichtig», erklärte er ihr damals. «Ich war Martha stets in manchen Dingen zur Hand gegangen. So fällt mir die Hausarbeit nicht schwer. Auch brauche ich die Beschäftigung, der Laden allein gibt mir zu wenig Aktivität.» Es reicht schon, dass die Krankenschwester dreimal im Tag nach Martha sehen kommt, waren damals seine Gedanken. Nicht, dass ihre Gesellschaft ihm unangenehm war.

In der Werkstatt begutachtete er nochmals das fertiggestellte Grablicht. Die Nahtstellen am Ornament sind sauber verlötet. Mit einem weichen Tuch polierte er die Metallteile, obwohl sie keine Makel zeigten. Zufrieden betrachtete er das fertige Werk.
Mit fahrigen Bewegungen rückte Jakob im Laden andere Gegenstände zusammen, um das neue Grablicht im reichlich vorhandenen Sortiment zu platzieren. Ich werde erst wieder Neue machen, wenn es wieder Platz hat.
Er musste sich an der Theke abstützen, ein Schwindelgefühl trat wieder auf.
Ach Martha, es ist wirklich nicht angenehm alt zu werden. Die innere Zwiesprache mit Martha liebte er, sie hatte immer Verständnis für ihn. So war sie immer gewesen.
Ich werde mich nun doch etwas hinlegen. Er begab sich auf unsicheren Beinen ins Wohnzimmer und legte sich auf die Couch, die Augen schliessend. Nach kurzer Zeit war sein Atem gleichmässig röchelnd, nur alle paar Minuten ein Aussetzer.

Jetzt hatte ich doch wirklich geschlafen. Noch benommen schaute er auf die Standuhr, welche mit hellem Klang die zwölfte Stunde ankündete. Er fühlte sich schlapp und wartete noch einen Moment, bevor er sich langsam erhob um das Mittagessen zuzubereiten.
Eine Minestrone reicht, ich habe keinen grossen Hunger. Er stand vor dem offenen Küchenschrank. Das Gemüse gibt mir Vitamine. Umständlich klaubte er zwischen den Suppenbeuteln herum, bis er das gesuchte fand.
Als ein singender Ton den Siedepunkt des Wassers ankündete, schüttete er den Beutelinhalt in die Pfanne und rührte um. Er schnupperte, der Geschmack der Minestrone stieg mit dem Dampf der köchelnden Suppe aus der Pfanne. Ja als Martha noch kochte oder buk, war die Küche immer ein Ort appetitanregender Düfte. Auch das Teewasser sprudelte inzwischen. Er stellte die Herdplatte ab und goss es in die grosse Tasse. Heute nehme ich mal kein Bier oder Wein, ein Weissdorntee ist vernünftiger, der ist gut für Herz und Kreislauf.
Um mit Martha möglichst oft zusammen zu sein, richtete er, als sie langfristig bettlägerig wurde, im Untergeschoss ein klimatisiertes Wohn-Schlafzimmer ein. Das Tageslicht war für sie nicht mehr verträglich. Er deckte den kleinen Tisch und stellte auf Marthas Bett ein Tablett, wie immer liebevoll mit einer Blume geschmückt. Anstatt des Tellers hatte sie eine Schnabeltasse. Ein Scheibe Brot legte er dazu. Da er nicht alles auf einmal tragen konnte, musste er noch einmal die Treppe hoch steigen.

«Martha habe ich Dir eigentlich erzählt, dass Irene, die Tochter von Frau Gabathuler ein Kind erwartet. Im Frühjahr soll es soweit sein. Ha, ich erinnere mich gut, wie die Kleine jeweils zu Dir in die Küche kam, wenn du am Backen warst. Sie wusste genau, du würdest ihr ein Stück abgeben und noch eins für Michael.»
Dass Martha nicht mehr sprechen konnte, daran hatte sich Jakob längst gewöhnt. Ihre Antworten gab er sich selbst, er wusste ja wie sie dachte und worüber sie sich freute. Insofern waren seine Gespräche mit ihr nach wie vor Dialoge, wie sie sie auch früher führten.
«Martha, ich hatte eine Idee. Ich möchte noch einmal etwas ganz Besonderes erschaffen. Lache aber bitte nicht, wenn ich dir sage, was es werden soll. Also, ich dachte an eine Laterne, die für all jene ungeborenen Kinder leuchten soll, die zwar erwünscht, aber dennoch den Weg ins Leben nicht antreten konnten. Was denkst du darüber?»
«Du schmunzelst. Ich wusste, diese Eingebung wird dir gefallen. Ich werde nachher gleich mal Entwürfe anfertigen und sie dir dann zeigen. Bei den Motiven bin ich mir noch nicht ganz sicher. Vielleicht solche aus Kinderliedern, oder was denkst du?»
«Ja, ja paar Gänseblümchen werden auch dabei sein. Ich weiss, es erinnert dich an Irene, als sie noch klein war und ab und zu solche pflückte. Sie kam dann stolz mit ihrem Sträusschen in der Hand zu dir.»
«Wahrscheinlich werde ich verschiedene Metalle hinein verarbeiten, auch etwas Messing, das gibt einen goldähnlichen Ton. So ist es schön auf den Stein unserer Familiengruft abgestimmt.»
Lange Zeit betrachtete er Martha still, wie er es gerne tat. Ihr Gesicht sah friedlich aus, die Augen geschlossen. Das weisse Haar schön gekämmt. Er überlegte, soll ich vielleicht das Licht der Lampe etwas dämpfen? Der Schein verleiht ihrem Gesicht einen Schimmer, der ihr etwas von ihrer natürlichen Schönheit nimmt.
«Martha, warum isst du denn nichts?», fragte er nach einer Weile besorgt. Die Suppe und das Brot waren unberührt. Zart strich er mit seiner Hand über ihre Wange.
Ach ja, du kannst ja nicht. In drei Wochen sind es zehn Jahr her, seit deinem Todestag, erinnerte er sich. Fahrig strich er sich über die Stirn und blickte sie liebevoll an.
In der Familiengruft ruhte in Marthas Sarg eine Steinplatte, etwa ihrem Gewicht entsprechend.
Die Einbalsamierung von Martha hatte Jakob selbst vorgenommen, nach der Salafia-Methode. Der Vorteil dieser Technik war, dass Verstorbene so natürlich wirken, als ob sie noch lebten. Das Wissen und die Handfertigkeit gingen mit den Erfordernissen seines Berufs einher. Bis zu Marthas Tod wandte er aber nur die Thanatopraxie an, dies, wenn die Überführung einer Leiche ins Ausland oder eine mehrtägige Aufbahrung gewünscht war.
Sein Unwohlsein intensivierte sich weiter, noch viel stärker als bisher.
«Martha, bald werden wir wieder endgültig beisammen sein», sagte er mit brüchiger Stimme, aber einem liebevollen Lächeln. Ein Schwindelgefühl liess ihn auf das Bett zu wanken, wo er sich neben Martha legte.

 

Hallo Anakreon,

jetzt hast Du mich aber erwischt. Während des Lesens dachte ich mehrmals: Was soll das jetzt alles? Warum kriege ich das erzählt?
Eigentlich bekommt Deine Geschichte erst am Ende einen Sinn, erst dann kann man nachvollziehen, was in Deinem Protagonisten vor sich geht. Das war fast eine Pointe.

Ein paar Sächelchen sind mir aufgefallen:

Seine Werke waren kunsthandwerklich Anspruchsvoll.

anspruchsvoll

Er bestellte auch nur, was er selbst Ästhetisch fand.

ästhetisch

Was denkst Du dazu?»

"Was denkst du darüber?" würde mE besser klingen.

Übrigens: "Du", "Dich" und "Dir" schreibt man in Texten klein.

Den Titel der Geschichte finde ich gut gewählt, nur gehört nicht ein Fragezeichen dahinter?

Ansonsten hat's mir aber gut gefallen, obwohl der Text nicht wirklich konfliktreich oder spannungsgeladen rüberkommt.

Schönen sonnigen Sonntag
Giraffe :)

 

Hallo Anakreon,

leider hat mir deine Geschichte nicht so gefallen. Der Stil ist voller Stolperfallen und der Faden ist in meinen Augen nicht straff genug gespannt.
Zudem bleibt die Figur viel zu undeutlich. ANstatt dich mit deinem erzählenden Ton von der Figur zu entfernen, solltest du lieber näher rangehen und einzelne Szenen zeigen, sie erlebbar machen. Da fehlen einfach die Bilder. Und der Konflikt.

der Kreislauf, dachte er.
daraus würde ich einen neuen Satz machen. Ist sonst zu viel, man kommt ins Straucheln

Es kommen ohnehin nur vereinzelt Leute, ausser vor Feiertagen wie Allerheiligen, wenn sie einen bleibenden oder einen neuen Grabschmuck wünschen, ging ihm durch den Kopf
mal ganz ehrlich - das ist eine Info für den Leser. In dieser Form nehme ich dir den Gedanken nciht ab. Sicher findest du eine elegantere Lösung, dem Leser das mitzuteilen, als es als etwas zu verkaufen, dass deinem Prot durch den Kopf geht ;)

«Martha», rief er in den unteren Stock, da befand sich ihr Schlafzimmer,
sehr umständlich formuliert. Warum nicht einfach: rief er nach unten (ins Schlafzimmer) oder von oben. Dass von unten keine Atwort kommt, erfahren wir ja im nächsten Satz.

Doch sie war seine wichtigste Bezugsperson, umso mehr da er nicht mehr so oft unter die Leute kam.
ich bitte dich ... Lass dir das mal auf der Zunge zergehen. In einem Text, in dem gleichsam Worte wie dünkten um Aufmerksamkeit buhlen ;)

Einkaufen ging er jeweils selbst, manchmal auch noch im Restaurant Löwen ein Bier trinken. Viele seiner Bekannten waren jedoch verstorben oder weggezogen. Im Löwen traf er nur noch vereinzelt Leute an, die er kannte und mit denen er sich unterhielt.
hier braucht es B i l d e r!

Frau Gabathuler, ja die war schwer in Ordnung. Sie hatte ihm vor Jahren angeboten, ihn zeitweise im Haushalt zu unterstützen, sie wohnte nur zwei Häuser weiter. Doch dies mochte er nicht, seine Selbstständigkeit sei ihm wichtig, erklärte er ihr. Aber mit ihr unterhielt er sich gerne ab und zu, wenn sie sich auf der Strasse trafen. Meist erzählte sie ihm von ihren Kindern, die nun auch schon ein paar Jahre ausser Haus waren, und die er aufwachsen sah.
das ist nur ein halbes Bild. Weswegen nicht einen Schnippsel der UNterhaltung anbieten? Das wäre viel näher!

doch damit hörte er abrupt auf, als er sich auf den Verkauf von Grabbeigaben beschränkte.
ein gutes Beispiel für unnötige Füllsel. Gehe den Text darauf noch mal durch, da tummelt sich noch das eine oder andere

Er lachte nach den letzten Worten.
frage dich, ist es notwendig, das anzukleben? Nur wenn du plötzlich aus der Chronologie des Geschehens ausbrichst, sind solche Erklärungen notwendig

Er hängte den Telefonhörer ohne weitere Worte auf. Doch, das Gespräch hatte ihm wirklich gut getan, das Unwohlsein war abgeschwächt.
hm. Also das Telefonat ist leider nicht so gelungen. Hier fehlt der Konflikt., Das ist wie ein Paar am Frühstückstisch, dass sich gegenseitig bittet Marmelade, Toast und Eier rumzureichen.
Von dem UNwohlsein des Prots hat man bis Dato noch nichts mitbekommen

In den vielen Jahrzehnten mit Martha ergaben sich ausreichend Gelegenheiten zuzusehen, manchmal auch zur Hand zu gehen.
:hmm:

So erwarb er schon damals die Kenntnis, wie wenigstens einfache Speisen zubereitet werden
hier hilft nur lautes vorlesen

Mir war das Ende zu rasch klar. So ist leider auch das Moment der Überraschung dahin, was dem Text noch einen gewissen Schliff verleihen könnte.
Spontan kam mir dieser Text von den Toten Hosen in den Kopf. ;)

Nee, also das war für mich nix. Hier fehlt Konflikt und Verdichtung.
grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Giraffe

Es freut mich sehr, dass die Geschichte, trotz der von Dir eingebrachten Vorbehalte, Dein Gefallen fand. Der Einblick in das Leben von Jakob erschien mir als Monolog am plausibelsten, um die Figur zu verkörpern, welche ich darstellen wollte. Der Sinn wird erst am Ende transparent, aber es vorher aufzudecken, hätte der Geschichte den Boden entzogen. Sinn, sehe ich selbst an sich auch im aufgezeichneten Lebensausschnitt, der, natürlich ohne Martha, willkürlich auf sehr viele alte Menschen zutreffen könnte. Wahrscheinlich ist es mir aber nicht gelungen, das karge Leben von Jakob mit einem Odem zu füllen, der genug Faszination am Einfachen gibt.

Danke für Deine Hinweise auf die Tippfehler, da hatte meine Aufmerksamkeit mich wohl verlassen. :shy: Dein Verbesserungsvorschlag darüber statt dazu finde ich treffend und habe ihn übernommen.

Das Du gab schon mehrmals zu Diskussionen Anlass. Gemäss Duden, 23. Auflage, wird es auch in Briefen [Texten] kleingeschrieben. In der 25. Auflage von Duden wurde dies dahingehend berichtigt, dass dort erwähnt wird: In Briefen kann »du« gross oder klein geschrieben werden. Mir persönlich erscheint die Grossschreibung in einer direkten Anrede höflicher, aber es ist natürlich auch eine Frage der Gewohnheit. Sollte es also wirklich grundsätzlich falsch sein, würde ich mich natürlich dieser Bestimmung beugen.

Den Titel schrieb ich erst auch mit einem Fragezeichen, löschte dieses jedoch kurz vor der Veröffentlichung. Der Grund ist, dass Satzzeichen in Titeln bei andern Geschichten kritisiert wurden.

Danke für Deine Kommentierung.

Guten Wochenstart

Anakreon

--

Hallo weltenläufer

Danke für Deine ausführliche Kritik.

Voltaire entgegnete einmal einem seiner Kritiker: «Ich verabscheue was Du sagst, aber das Recht es zu sagen, werde ich bis zu meinem Tode verteidigen.» ;)

Es tut mir leid, dass ich mit dieser leisen Geschichte Deinen Erwartungen nicht erfülle und Du nichts Positives darin ausmachtest. Es war mir klar, dass weder das Thema noch der Stil jedermann ansprechen wird. Ich erwartete auch nicht, dass es der grosse Wurf ist. Doch zumindest ein Gegenpol in einer Zeit, in der Sinngebung sich auf der Jagd nach Superlativen verläuft.

Dies steht in keinem Widerspruch dazu, dass ich Deine angebrachte Kritik schätze und Deine Sichtweise noch minutiös prüfen werde, um der Geschichte Konflikt und Vertiefung zu geben. Bei einigen Deiner Anmerkungen konnte ich spontan zustimmen. Bei andern, eröffnete sich mir aber eher eine zwiespältige Hinterfragung derer. Ich werde wohl einige Zeit daran zu nagen haben, bis ich zu all den aufgeworfenen Einwänden mir ein abschliessendes Bild machen kann, wie es für den Leser spannender dargestellt werden kann, ohne dass die Figur ihre Eigenart verliert.

Guten Wochenstart

Anakreon

 

Hallo Anakreon,

mir hat der Text ganz gut gefallen. In der Mitte dachte ich zwar "da hat er aber mit seinem Titel zu viel verraten", da ich direkt vermutete, dass Marta tot ist. Allerdings dachte ich eher, sie wäre gerade erst gestorben, so hat mich das Ende dann doch überrascht. Fand ich gut und der Titel passt also doch ganz prima :)
Für mich hätte der Mittelteil ein wenig gestrafft werden können, sprich, das Telefonat etc. aber ansonsten fand ichs gut.

lg
Engelchen

 

Hallo Engelchen

Ich freue mich, dass Dir der Text ganz gut gefallen hat. :) Es überrascht mich, dass der Titel schon bald Marthas Tod preisgibt. Ich stellte mir vor, es lasse offen was mit ihr ist, ob sie allenfalls krank und bettlägerig ist. Aber ich sehe, so leicht lassen sich Leser nicht hinters Licht führen.

Bei den Inhalten zu Geschichten versuche ich stets abzuwägen, was sollte hinein, damit es nicht einfach ein Schnellablauf eines Geschehens ist, und was soll einzig zwischen den Zeilen durchscheinen. Diese Ausgewogenheit immer treffend zu finden, ist wohl insbesondere bei der Kurzgeschichte eine Gratwanderung.

Nun, ich werde den Text überarbeiten, und bin selbst gespannt inwiefern mir diese Änderungen gelingen werden, ohne dass es in seinem Gehalt verliert.

Danke für Deinen Kommentar.

LG Anakreon

--

Hallo Maria

Ich musste schmunzeln, dass es Dir das Alltagsgeschichtengeschwätz Deiner Oma assoziierte, auch wenn Du dies als eher lästig interpretierst. Der Figur von Jakob setzt Du Deinen Opa, der trotz Krankheit lebensfroh und agil war, entgegen. Ich erachte es schon als einen Pluspunkt, wenn eine Geschichte solches zu bewirken vermag. Dass es dir nicht gefallen hat, bedaure ich. :(

Traurig stimmen soll die Geschichte eigentlich nicht, vielleicht sentimentale Gefühle wecken, aber vorwiegend unterhalten. Ob die Leser und wie viele entsprechend angesprochen sind, hängt einerseits von ihnen selbst ab, andererseits natürlich wie sich der Stoff präsentiert und was er hergibt.

Danke für deine Kommentierung der Geschichte. Ich konnte daraus durchaus entnehmen, was für Dich ein Hindernis war daran Gefallen zu finden.

LG Anakreon

 

Hallo Anakreon,

ich bin zwie, zum einen mag ich den ruhigen, unaufgeregten Ton der durch die Geschichte führt, ich mag sogar diesen liebevollen Alten als Figur (nur leider kommt er etwas blass daher) und auch wenn relativ schnell klar wird, in welche Richtung die Geschichte verläuft, war das jetzt nicht so tragisch. Ich finde, dass kann der Leser ruhig untergründig spüren, weder Ton noch der Alte vertragen eine wirkliche Pointe am Ende. Also, meiner Meinung nach.
Aber auch wenn der Ton sehr nüchtern und ruhig daherkommt, gibt es ihm lange noch nicht das Recht, derartig berichtend zu sein ;).

Textkram:

Seit dem Aufstehen litt Jakob unter körperlichem Unbehagen. Seine Beine fühlten sich schwabblig an, leichter Schwindel beeinträchtigte sein Gleichgewicht, der Kreislauf, dachte er. Doch auch der Takt seines Herzschlags schien ihm unregelmässig.

Brauchst doch nicht erst sagen, dass er sich unbehaglich fühlt, wenn Du es im nächsten Satz zeigst ;).
Seit dem Aufstehen fühlten sich Jakobs Beine ...
Und was macht den dieses "doch" da? Das ist doch da nicht richtig. So sinngemäß.

Nur die Beigaben wollte er weiterhin noch verkaufen, damit er nicht nur untätig herumsitzen würde.

Füllsel *Kopfschüttel* und diese "würde" Konstruktion, tse-tse-tse ;)

Von unten kam keine Antwort.

Streichen!

... anstelle der modernen Gebilde, obwohl ihn diese auch nicht reizlos dünkten. Er bestellte auch nur, was er selbst ästhetisch fand. Immerhin sollte ein Grab ja würdevoll sein, den Respekt und die Liebe für die Verstorbenen zeigen.

Das hier mal raus - bringt weder Handlung noch den Charakter weiter und dafür ein paar Werkstattdetails - wie er den Wachs in Formen gießt, oder Dochte zurechtschneidet, oder was weiß ich. Jedenfalls Tätigkeiten, von mir aus, kann er auch die gestern fertiggestellten irgendwie umständlich einsortieren - so was halt.

«Martha, ich hatte eine Idee. Ganz spontan kam mir der Gedanke, ich möchte noch einmal etwas ganz Besonderes erschaffen. Lache aber bitte nicht, wenn ich Dir sage, was es werden soll. Nun, uns waren ja leider Kinder verwehrt. Es war meine Schuld, aber Du hast Dich nie beklagt. Also ich dachte an eine Laterne, die für all jene ungeborenen Kinder leuchten soll, die zwar erwünscht, aber dennoch den Weg ins Leben nicht antreten konnten. Was denkst Du darüber?»

Glaubst Du wirklich so redet er zu ihr? Sie weiß doch selbst das sie keine Kinder und so ... ne, so spricht er nicht.
Eher so: Martha, was denkst du über Laternen, die für ungeborene Kinder ...
Und die erste, stellen wir auf die Veranda.
Es blieb still im Haus, Martha ewiderte nichts und Jakob setzte sein Schaffen fort, er hatte sich an Marthas Schweigen gewöhnt.

Doch sie war seine wichtigste Bezugsperson, umso mehr da er nicht mehr so oft unter die Leute kam. Einkaufen ging er jeweils selbst, manchmal auch noch im Restaurant Löwen ein Bier trinken. Viele seiner Bekannten waren jedoch verstorben oder weggezogen. Im Löwen traf er nur noch vereinzelt Leute an, die er kannte und mit denen er sich unterhielt.

weltenläufer hat es auch schon angeführt - das ist berichtend, da spürt man nichts, das liest man wie den Wetterbericht.

Das Telefonat solltest Du wirklich kürzen. Eigentlich solltest Du es rausschmeißen und ihm beim Kochen zeigen. Wie die Zwiebel ihm in die Augen beißt und ihm Tränen in die Augen treibt, wie das Schnitzel in der Pfanne vor sich her zischelt, wie der Ölgeruch sich in der Küche ausbreitet und er die Fenster öffnen muss - ach, durch Kochen kann man so schöne Charaktere zaubern ;). Er kann für Martha die Kartoffeln stampfen, weil sie es so lieber hat - mir fällt da glatt ne Menge zu ein :).
Okay - meine Vorlieben. Geb ich gern zu.

«Martha, warum isst Du denn nichts?»,

du - klein

Lange Zeit betrachtete er Martha einfach, wie er es oft tat. Ach ja, sie konnte ja nicht Essen. Es sind jetzt zehn Jahre her, dass sie verstorben ist.

Nach zehn Jahren ist das kein - Ach ja - Effekt mehr und gehört deswegen nicht in den Text ;) Ich würde den ganzen "Ach ja"Satz kicken.

So, ich hab jetzt mal fertig rumgekritelt. Ich finde es schade, dass hier so viel aufs berichten gesetzt wird. Ehrlich.

Beste Grüße Fliege

 

Hallo Fliege

Danke für Deine Auseinandersetzung mit dem Stück und die fundierte Kritik daran.

… zum einen mag ich den ruhigen, unaufgeregten Ton der durch die Geschichte führt, ich mag sogar diesen liebevollen Alten als Figur …
Es freut mich sehr, dass diese Teile Dich anzusprechen vermochten. :)

Aber auch wenn der Ton sehr nüchtern und ruhig daherkommt, gibt es ihm lange noch nicht das Recht, derartig berichtend zu sein.
Instinktiv zog ich ob dem von mir begangenen Unrecht den Kopf ein.

In einem Entwurf habe ich die Inhalte aufgrund der vorgehenden Kritiken bereits überarbeitet, bin damit aber noch nicht glücklich. Dann kam Deine Kritik und ich wusste, der Entwurf wird wohl zu Makulatur, da Du weitere Punkte aufgreifst. Also werde ich nochmals in die Rolle des Alten schlüpfen, um seine Empfindungen, Gedanken, Handlungen und Gespräche neu aufzuspulen und den Leser miterleben zu lassen, statt zu berichten.

Brauchst doch nicht erst sagen, dass er sich unbehaglich fühlt, wenn Du es im nächsten Satz zeigst. … Und was macht den dieses "doch" da? Das ist doch da nicht richtig.
Da hast Du vollkommen Recht.

.. tse-tse-tse
:lol: Entschuldige bitte, ich musste lachen als ich diese Worte las. Boshafter Weise gingen sie mir vorgehend in einfacher Verdoppelung durch den Kopf. Deren Piek spürte ich, dabei hat es entgegen der Meinung er sei einschläfernd, eine wachrüttelnde Wirkung.

Glaubst Du wirklich so redet er zu ihr? Sie weiß doch selbst das sie keine Kinder und so ... ne, so spricht er nicht.
Aber doch, dieser inkriminierte Satz erscheint mir wirklich plausibel für Jakob, seine Wesensart. Aber ich werde ihn ändern, denn wenn es beim Lesen stört, ist es nicht passend.

weltenläufer hat es auch schon angeführt …
Ja ich erachte es auch als überflüssig und habe es bereits rausgekippt.

… beim Kochen zeigen. Wie die Zwiebel ihm in die Augen beißt und ihm Tränen in die Augen treibt, wie das Schnitzel in der Pfanne vor sich her zischelt, wie der Ölgeruch sich in der Küche ausbreitet …
Das hast Du wirklich sehr schön beschrieben, aber zu seinem Unwohlsein passt das Menü nicht. Ich weiss, es soll nur die Richtung einer möglichen Szene umschreiben. Ja, ich werde da in mich gehen, und das Telefonat durch anderes Erleben ersetzen.

du - klein
Na gut, ich beuge mich ab sofort der neuen DUDEN-Logik. Dieser führt über Die Höflichkeitsgroßschreibung aus: «Duzt man jemanden, so besteht eigentlich kein Anlass, durch Großschreibung besondere Ehrerbietung zu bezeugen.» Wenngleich …

Nach zehn Jahren ist das kein - Ach ja - Effekt mehr …
Da tu ich mich etwas schwer. Natürlich hast du recht mit dem Zeitrahmen. Was ich Jakob jedoch andichte ist, dass er an einer partiell dissoziativen Störung in Bezug auf Martha leidet. Ob sich eine solche im beschriebenen Rahmen vollziehen kann, ist nicht belegt und meiner Fantasie entsprungen. Doch von den auslösenden Faktoren her scheint es mir plausibel. Aber ich werde mir noch Gedanken dazu machen, vielleicht finde ich noch eine andere Wendung.

Nun denn, ich werde Jakobs Lebensabschnitt nochmals unter die Lupe nehmen, erst mal streichen und die Trümmer dann neu kitten und die Lücken ergänzen. Im Moment bin ich mir noch nicht im Klaren, wie dieses Neugebilde dann wirkt. Meine Ärmel sind bereits hochgekrempelt, trotz offenem Fenster und kühlem Luftzug.

Gruss

Anakreon

 

Hallo niname


Danke für dein Feedback, welches ich gespannt und gern las.

Dass der Titel Anstoss erregt, überrascht mich. Andere hatten dies auch schon erwähnt. Entgegen meiner sonstigen Gewohnheit, ein Thema aufzugreifen und zu entwickeln, gab mir diesmal der Titel Inspiration. Dieser setzte sich unverhofft als Gedanke in meinem Kopf fest. Ein Thema dazu musste ich dann erst mal finden. Vielleicht ist es diese umgekehrte Technik, welche es mir schwierig machte die Inhalte anzureichern. - Ich bin noch am Brüten darüber, aber mein Gefühl sagt mir, eine Titeländerung bringe keine Qualitätssteigerung.

Indirekt schmeichelt es mir, wenn du erwähnst, dass du schon bessere Geschichten von mir gelesen hast. Vor zwei Monaten schrieb der österreichische Schriftsteller Arno Geiger einen Artikel für den Zürcher «Tages-Anzeiger», «Die Bibliothek des Misslungenen». Darin zeigte er auf, wie auch arrivierte Autoren manchmal scheitern, und so mancher Roman vor Vollendung zu Makulatur wird. Gogol etwa verbrannte ein Werk und Goethe verriss seine Jugendgedichte. Peter Stamm hingegen bewahrt seine Totgeburten auf. – Mein Fehler im vorliegenden Fall ist wohl, dass ich auf den Titel fixiert war und die inhaltlichen Schwächen nicht in ihrem Ausmass erkannte. Sonst hätte ich sie nicht publiziert.

Die Kurzfassung deiner Kritik deckt sich mit andern, gibt mir aber zugleich klare Hinweise woran Leser sich stören. Es ist mir insofern für die Überarbeitung sehr hilfreich, auch wenn ich mich an dieser noch sehr, sehr schwer tue.

Du erwähnst da eine Komponente:

… dass er sich seit zehn Jahren ein Bett mit der Leiche teilt und sich dabei wohl fühlt …
Köstlich, eigentlich dachte ich an separate Schlafzimmer, aber wenn es so rüberkam, beflügelt es mich direkt und schenkt mir neue Inspiration.

Die Dialoge/Monologe an denen du nörgelst, stellen mich in diesem Stück wahrlich vor eine Herausforderung. Mir fehlt die Erfahrung, wie man mit einer Leiche spricht. [Deshalb meine Zuflucht zu einem nicht beschriebenen dissoziativen Persönlichkeitsanteil. Dies erlaubt aufgrund einer belastenden Erfahrung die Ausbildung eines einzelnen Symptoms, das lokal eine irreale Wahrnehmung und Verhaltensweise provoziert, ohne dass es Betroffene im pathologischen Verständnis mit einer Störung auszeichnen muss.] Ich werde an diesen Gesprächen und Gedanken noch feilen.

Das ‚dünkten‘ ist im Überarbeitungsentwurf bereits rausgekippt, mit vielem andern, auch dem Telefongespräch. Auch versuche ich die Hinweise auszumerzen und die Eigenart des Schlusses zu kaschieren, durch ein ganz normales Geschehen.

Trotz des vielen Meckerns habe ich die Geschichte gern gelesen. Ich freue mich auf die nächste.
Dies freut mich wirklich sehr. Zwar nahm ich mir vor, der pragmatischen Einstellung von Arno Geiger vermehrt nachzuleben, der sagte: «Ich muss nicht alles veröffentlichen.» Die drei Manuskripte welche ich noch in Arbeit resp. der Schublade habe, werde ich mir vorerst nochmals gründlich zu Gemüte führen, bevor ich eine nächste zu bringen wage. Aber es kommt bestimmt wieder eine.

Lieben Gruss

Anakreon

 

Hallo niname

Haha, so arg ist es nicht, dass Kritik mein Herz zerreissen könnte. Da würde ich eher die Aussage von Peter Bichsel beherzigen, der erwähnte, «Literatur hat mich streitbar gemacht». :lol: Doch machte ich auch schon Stücke zu Makulatur. :( Aber sinnvoller ist es doch, solche Fehlgeburten zu bewahren, vielleicht lässt sich später mal eine darin doch gelungene Idee oder eine elegante Wendung, ja später mal wieder anderswie verwenden. – Doch ärgern kann ich mich auch, vor allem über mich selbst, desgleichen aber auch lachen.

Danke für das verbale Trostpflaster. :sealed: Neugierig bin ich über Deine Anna, ein Palindrom-Name, ob sich wohl etwas Doppelbödiges dahinter verbirgt.

LG

Anakreon

 

Liebe Leser und Kritiker

Die Schonzeit ist vorbei für mich, die weitgehend überarbeitete Fassung der Geschichte aufgeschaltet. Ich habe eure Einwendungen und Bedenken bestmöglich umzusetzen versucht, ohne den Geist der Geschichte zu zerstören. Wieweit es mir in diesem Sinne gelungen ist, obliegt eurem Urteil.

Ich erwarte nicht, dass es jedermann ansprechen kann. Es ist und bleibt eine stille Geschichte, eine Sequenz aus dem Leben eines etwas sonderlichen Zeitgenossen, der Feder eines einfachen Poeten entsprungen. Doch vielleicht schenkt es dem einen oder anderen ein Schmunzeln, eine Assoziation, oder einfach ein sympathisches Gefühl für Jakob und Martha.

Vor dem Lesen allfälliger Kommentare, werde ich mir dann eine Augenbinde umlegen, und vorsichtig darunter hervorblinzeln. Also halbwegs gefasst auf das kommende. :D
Seid gegrüsst

Anakreon

 

Hallo niname

Danke für Deine positive Einschätzung der neuen Fassung, was mich natürlich freut. Ich habe sie auch erst freigegeben, als ich mich als Autor damit wieder identifizieren konnte, nach Abwägungen verschiedener möglicher Varianten.

Deine sprachlichen Einwendungen las ich mit Interesse. Wahrscheinlich hast Du da Recht, auch wenn meine Gefühle bei schroff noch rebellieren, und schwabblig auch bei Übervater Duden eine gültige Form ist. Doch ich werde Deine Einsprüche setzen lassen und morgen in einer ruhigen Minute mir die Geschichte nochmals zu Gemüte führen. Denn, so um die Geisterstunde habe ich nicht selten geistvolle Gedanken, doch ab und zu lösche ich sie am nächsten Tag entgeistert wieder, da sie mir dann eher hirnverbrannt erscheinen. :lol: Also Korrekturen folgen in wachem Zustand noch und merci für das nochmalige Lesen und die Anregungen.

Ja, das Kalenderblatt … die Natur bietet doch immer wieder Analogien zu Lebensphasen.

Ich denke, der Schluss ist nun überraschender, nicht als Pointe, braucht es ja auch nicht wie Fliege meinte, aber als eher unerwartete Situation sich für den Leser natürlich einwebend.

LG

Anakreon

 

Der Tag ist wohl nicht mehr fern, bis ich mit Martha dorthin umziehe.

Passend zur Jahreszeit ein beklemmendes Thema,

lieber Anakreon,

wenn es heißt, Abschied zu nehmen. Es ist – selbst für mich Spund - schon bedenkenswert, wenn die Einschläge ums eigene Geburtsdatum in Todesanzeigen immer näher rücken und dann der Kreis der Altersgenossen enger wird. Überhaupt scheinstu mir einen Hang zum friedhöflichen Umfeld zu haben … Gleichwohl behutsam und mit feiner Ironie wird dieses seltene Still-Leben erzählt und ich bin mir sicher, dass Martha nicht vermarktet wird und nicht einmal an v. Hagens Lebenswelten geleast.

Mehr fällt mir im Augenblick nicht ein ...

Die Kleinkrämerseele muss wohl Hunger leiden ...

Um mit Martha möglichst oft zusammen zu seinKOMMA richtete er, als sie bettlägerig wurde, das Schlafzimmer auch zum Wohnraum ein.

Gruß

Friedel

 

Lieber Friedel

Ah, schön, dass du wieder in die literarisch-virtuelle Welt eingetreten bist. Ich wähnte Dich schon auf längerer Studienreise, etwa in kakophonischen Unterwelten oder einer Insel im Süden, meisterliche Materialien und Eindrücke sammelnd, abgeschnitten von dort noch nicht zeitgemässen Internetcafés.

Aber, ich kann es beinah nicht fassen, es ist mir gelungen dich mit diesem Stück hungern zu lassen, ein einsam fehlendes Komma, als einziges Krümelchen Fleisch am dünnen Knochen.

Ja der düster-liebliche November. Es war eigentlich nicht meine Absicht, eine Einstimmung zum Winterblues zu verfassen. Gemäss den mir vorliegenden Zahlen, weisen unter den darunter Leidenden auch nur ein 1 % das SAD-Syndrom (Saisonal abhängige Depression) auf. Es würde also nur das Geschäft mit dem Tourismus an die Sonne begünstigen.

Überhaupt scheinstu mir einen Hang zum friedhöflichen Umfeld zu haben …

Bei den Spaziergängen zwischen Grabsteinen, vermisste jemand, dass aus dem am Ende erwähnten fiktiven Buch Dahindens etwas offengelegt wird. Ich zeige zwar deshalb keine Anzeichen von Schuldgefühlen aber entschloss ich mich doch etwas aus dem ungeschriebenen Buch zu spinnen. Meine nekrophilantropischen Neigungen sind auch nicht so ausgeprägt, dass ich darüber nun ein Buch füllen müsste.

Dass du die feine Ironie zu Jakob und Martha registriertest, ist mir ein freundlicher Lichtblick, der jeden Winterblues vertreibt. Aber dein Satz danach, nein, also wirklich, Friedel. Sag, dass du nicht einen Sekundenbruchteil in Erwägung zogst, jemand könnte Martha in Hagens Lebenswelten leasen. … Und doch, dieser morbide Gedanke hat etwas Inspirierendes, die Grundlage einer neuen Geschichte. … Aber nein, die geschätzte Horror-Moderatorin würde es mir nie verzeihen, wenn ich Hagen eine Leiche klaute und in die Welt der Poesie entführte. Ich lass es glaub ich besser bleiben und feile weiter an einem neuen brav-ironischen Stück, aufgrund einer realen Beobachtung.

Gruss

Anakreon

 
Zuletzt bearbeitet:

Muss doch an der Jahreszeit liegen –

lieber Anakreon -


denn wie auf Bestellung hat sich Ende letzter Woche Christo, wenn auch unwissentlich, zu Deiner Geschichte, vor allem aber zu seiner eigenen mit J.-C. geäußert, mit der er auch noch kommuniziere. Dabei beruft er sich m. E. auf Erhaltungssätze der Physik in geradezu volkstümlicher Weise, wonach ja nix verloren ginge, unterschlagend, dass die Erhaltungssätze für geschlossene Systeme gelten.

Das nun wiederum stellstu in der räumlichen Begrenzung der Symbiose von Leben & Tod wunderbar dar!

Gruß

Friedel

PS: Dann lass ich doch noch'n bissken den Kleinkrämer raus:

Wahrscheinlich durch das Schild mit der neudeutschen Formulierung "closed" bewirkt:«ich lasse ..., ich brauche etwas Ruhe».
Punkt am Ende der wörtl. Rede vorm auslaufenden Gänsefüßchen.

Ja als Martha noch kochte oder backte, war die Küche
Kochte verführt wahrscheinlich zum backte. Buk klingt hier aber in jedem Fall zeitgemäßer ...

« ... Vielleicht solche aus KinderliedernKOMMA oder was denkst du.»
Komma, da der Nebensatz vorweg marschiert und durch einen Fragesatz fortgeführt wird (darum auch noch'n Fragezeichen zum Schluss).

 

Ich sehe schon, für Martha gibt es noch keine Totenruhe.

Lieber Friedel

Wie konnte ich so dreist sein anzunehmen, du würdest an der neuen Lackierung keine Kleckse finden. Also werde ich deinem kritischen Fingerzeig folgend, die Pinselstriche der Perfektion vornehmen. Obwohl bei backte versus buk, klingt es für mich beinah wie Dialekt, doch wähle ich den dialektischen Ansatz, wenn es zeitgemäss ist, soll es so sein.

Dass Christo und ich uns über dieser Geschichte verpackungskünstlerisch so nahe kommen, hätte ich nie geahnt. Da bleibt nur anzumerken, damit die Initialen J.-C. nicht blasphemisch missdeutet werden, des einen Martha ist des andern Jeanne-Claude.

Gruss

Anakreon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo niname

Behafte mich nicht darauf, aber ich glaube es ist log.

Doch wo habe ich Lügenbold eine solche Untat begangen, ausser der eine unwahre Geschichte zu verbreiten? Die Methoden waren dafür äusserst korrekt.

LG

Anakreon

PS:
Nochmals ich, denn ich wurde mir meiner Schandtat bewusst. In der Eile, ich musste einen Termin wahrnehmen, reagierte ich schnell auf deine Frage. Später setzte sich dann der zweite Teil deiner Mitteilung bei mir in Sinn und Verstand ab. Aber da hatte ich schon gegen ein eigenes Prinzip verstossen, nämlich erst zu denken und dann zu handeln. Nun ein verschlimmbesserter Versuch es Wett zu machen.

ich spräche die Unwahrheit (…), behauptete ich, ich könne euch jederzeit folgen.
Es hat aus meiner Sicht eine Parallele zu den Jugendlichen, die um ihr Taschengeld zu sparen, ihre SMS in Hieroglyphen = Abkürzungen verfassen. Zwar bin ich nicht hieroglyphisch orientiert, doch entschlüssle ich zuweilen auch Kryptisches d. h. ordne Stichwörtern reaktiv Sinn zu, ohne deren ganzen Gehalt zu kennen. Ob in diesen Fällen meine Antworten dann auch immer ins Schwarze treffen, sei dahingestellt.

Bei was du exakt entgleist bist, weiss ich nicht. Rückblickend auf die vorgehenden Ermahnungen von F. und meine Rechtfertigungen, mutmasse ich, es könnten vielleicht Hagen, Christo und J.-C. sein. Nun dieses Geheimnis ist einfach zu lüften, mit Hagen ist nicht die Stadt im Ruhrgebiet gemeint, sondern der Pathologe(?) aus Heidelberg, der menschliche Körper in Scheibchen zerschnitten zur Schau stellt. Christo ist jener bulgarische Künstler, welche monumentale Objekte verpackt, etwa Brücken, ganze Landschaften oder auch Flüsse. J.-C. war seine Partnerin. Vor fünf Tagen jährte sich ihr erster Todestag. Seine Zwiesprache mit J.-C. kenne ich nicht, da müsste dir F. mehr sagen, doch es gibt den Bezug zu Martha und Jakob.

 

Da wären wir nunmehr im Trio,

ihr zwo.

Will ma' nich' über die Bildung des Konjunktiv irrealis plaudern, aber so viel, dass "buk" fürs backen schon nach Arbeit stinkt, insofern es durch die Umlautung schon nah beim Bücken ist Und wer bückt sich schon gern, wenn er gleich büke - und wär's ein Butterkuchen?

Löge wird korrekt sein: lügen - log - löge (wozu'n Betriebswirt heutigentags alles herhalten muss, statt Leute ordentlich übern Tisch zu ziehen! Oder Staatsgelder einsacken, um sie nachher wieder gegen ordentlich Zins an den Staat zu verleihen ... Ach wo, sind doch nur Bürgschaften ...).

Immer weiter machen
Soll so sein, Niname (Groß- oder kleinschreibung beim ersten Buchstaben?!)

Ist denn was vom Butterkuchen übriggeblieben?

Gruß

Friedel

 

@niname:

Es ist mir ein Bedürfnis, das nur mal so ohne Sinn und Verstand rein zu werfen in den Käfig voller Autoren.
das ist aber nicht Sinn und Zweck eines Kommentars unter einem Text

@friedrichard:

Will ma' nich' über die Bildung des Konjunktiv irrealis plaudern
bitte plauder doch via Pm weiter, hie bitte nur noch Kommentare, die sich direkt auf die Geshcichte beziehen- und zwar inhaltlich :rolleyes:

 

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