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Mein 22. Geburtstag

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03.07.2004
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Mein 22. Geburtstag

Aus meinen Tagebuchnotizen:

Gestern habe ich meinen 22. Geburtstag gefeiert. Das Übliche. Nach Arbeitsschluss bin ich mit einigen Kollegen einen saufen gegangen. Nach Currywurst und Bieren wandte sich der Appetit meiner Arbeitsfreunde dem Rotlichtmilieu zu, aber ich bin nach Hause gegangen. Ich habe keine Erfahrung mit dieser Seite des menschlichen Lebens, ich bin tatsächlich immer noch Jungmann. Selbst table-dancing, das doch nachts sogar im Fernsehen läuft, törnt mich nicht an. Wieso, weiß ich auch nicht. Ich bin eigentlich nicht besonders schüchtern, meine ich, aber irgendwie beachten mich die Mädchen überhaupt nicht.

Ich bin ein Einzelkind, aber die Familien in unserer Nachbarschaft hatten durchweg mehrere Kinder und eigenartigerweise fast nur Mädchen. Jungs in meinem Alter lernte ich erst in der Schule kennen. Da war ich schon so in die Mädchenspiele meiner Nachbarinnen eingebunden, dass ich Räuber und Gendarm nur laut, anstrengend und schmutzig fand. Im Sommer planschten alle Kinder nackt in einem alten Waschzuber bei Meiers zusammen mit deren vier Töchtern. Eine von ihnen, Mariele war auch das älteste Mädchen in der Siedlung und die erste, die sich aus den gemeinsamen Spielen zurückzog. Und als ich in die siebte Klasse versetzt wurde, schien ich plötzlich zwischen zwei Fronten zu stehen. Ich konnte mit den Witzen und Flüstereien der anderen Jungs über Mädchen-Entdeckungen nicht viel anfangen. Schließlich kannte ich Mädchen. Küssen fand ich auch nicht gerade spannend und wie Schlüpfer aussahen, konnte ich jeden Freitag an den Wäscheleinen der Nachbarschaft ausgiebig studieren.

Ich wurde älter und langsam doch neugierig. In Büchern, die ich las, wurde von gemeinsamen Erlebnissen der Heldenpärchen berichtet, die ich auch gerne einmal ausprobiert hätte. Aber mit wem? Auch die Mädchen in der Firma beachten mich irgendwie überhaupt nicht. Ich schaue mir seit einiger Zeit die Werbung im Fernsehen genau an und probiere manches aus, was dort angepriesen wird. Leider rauche ich nicht und von Sekt bekomme ich Schluckauf. Auch alle diese Deos, Wässerchen und was weiß ich noch, die dem Mann in der Werbung angepriesen werden, haben mir bisher nicht geholfen.

Deswegen war ich erst einmal misstrauisch, als mein Wohnungsnachbar Peter mich vorhin ansprach: "Klaus, ich habe was ganz Tolles für Dich. Du wirst der Schwarm aller Mädchen sein."

"Ach komm, Peter. Ich weiß, Du arbeitest bei einem großen Kosmetikkonzern, aber eure Deos wirken nur in der Werbung wirklich umwerfend."

"Kein Deo, ganz was Neues. Das ist noch streng geheim, aber wir wollen einige Feldtests durchführen und suchen dafür junge Männer, die bisher bei der Jagd erfolglos waren."

"Also das Wort Jagd gefällt mir gar nicht. Ich bin doch kein Steinzeitprolo oder Playboy."

"Ach komm, ich mein das nicht so. Das wird bestimmt eine tolle Erfahrung für Dich mit unserer neuen Rezeptur."

"Was ist denn das Neue daran. Habt ihr die Duftstoffe anders zusammen gemischt oder habt ihr irgendwo in China die neueste Liebespflanze entdeckt? Oder vielleicht einen alten Hexenalmanach entziffert?" Ich wurde ein wenig ironisch, denn im Grunde stieß mich diese Geschichte immer mehr ab.

"Nein, keineswegs. Wir sind streng nach den neuesten biologischen Erkenntnissen gegangen und haben verschiedene Pheromone so aufbereitet, dass sie mit dem körpereigenen Geruch einen unwiderstehlichen Duft bilden."

"Und dann werde ich von 50 oder mehr Frauen allen Alters erdrückt, die unbedingt an mich heran wollen. Nein, vielen Dank, das ist mir zu blöd." Mit diesen Worten wollte ich mich verabschieden, aber Peter hielt mich am Arm fest.

"Klaus warte, die Wirkung ist viel komplexer. Ich kann Dir das nicht in allen Einzelheiten erklären, aber der Duft wirkt wirklich nur auf Frauen, die zu Dir passen. Nur Menschen, die genau diesen Duft suchen, werden davon angezogen, die anderen bemerken ihn gar nicht. Und nach statistischen Erhebungen kann man davon ausgehen, dass wirklich nur wenige Menschen jeweils zueinander passen. Du weißt doch: Auf jeden Topf gehört ein Deckel oder so."

Bisher hatte ich ja nicht einmal ein Abenteuer erlebt. Und dann gleich die richtige Frau für ein ganzes Lebens finden? Alle diese Irrungen und Wirrungen, die ich aus meiner Lektüre kannte, umgehen? Das klang interessant und ich willigte ein.

Diese Tagebucheintragungen sind jetzt zwei Jahre alt. Das Experiment war ein voller Erfolg und ich lebe seitdem in einer glücklichen Zweierbeziehung. Wir beide sind froh, dass ich den Versuch durchgeführt habe. Denn der Konzern hat seine Forschung eingestellt und leugnet sogar, je auf diesem Gebiet tätig gewesen zu sein. Die Sache war ihnen wohl juristisch und moralisch zu riskant.

Aber ich habe mich selbst entdeckt und Jürgen gefunden und wie gesagt - wir sind glücklich miteinander.

 

Hi Jobär,

eine typische Poinengeschichte, die du klassisch aufbaust. Stilistisch ist dazu nicht viel zu sagen.
Inhaltlich gefällt mir eine Variante nicht, in der das Outing des Prot die Pointe ist. Ich empfinde sie als schwulenfeindlich, auch wenn das bestimmt nicht deine Absicht gewesen ist. In deinem Plot stellt stellt sich die Frage nach den Lebensbedingungen und dem Lebensumfeld, welche es deinem Prot nicht ermöglichen vor seinem 23. Lebensjahr sein eigenes Coming Out zu haben. In der Regel haben die Schwulen das heute oft schon mit vierzehn, was ic natürklich erfreulich finde. :)
Ok, meine inhaltliche Kritik soll ja aber die technische Routine deiner Geschichte nicht schmälern.

Einige Details:

Ich bin doch kein Steinzeitprolo oder ein Playboy."
Müsste sonst ein verneinendes Wort sein. Aber ich würds ganz streichen
Auch komm, ich mein das nicht so.
Wozu Auch?
Die Sache war ihnen wohl juristisch und moralisch zu risikoreich.
ich würde "riskant" wählen, klingt sonst so umständlich.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo sim!

Erst einmal danke für Deie Anmerkungen. Das Auch sollte Ach heißen, habe ich verbessert.

Ich bin davon ausgegangen, dass mein Prot so schüchtern, dass er gar nicht bewußt erprobt, auf welcher Seite er wirklich steht. Das Wundermittel verhilft ihm also nicht nur zu seiner großen Liebe sondern auch zu der Selbsterkenntnis, wo er steht. Und damit ist dieses Mittel vielleicht noch 'gefährlicher'.

Lieben Gruß

Jo

 

hallo
Ich finde den Inhalt sehr gut, und das man nicht erfährt was genau dieses "Experiement" ist gefällt mir sehr. DU sprichst hier ein sehr heikles Thema an und i finde es gut dass du darüber schreibst.
glg
krawutzi 1

 

Hi Jobär,

aus meinen Notizen:
wer tief in der Nacht noch so fleißig liest, freut sich vllt über einen Kommentar

Eine nette Geschichte, vllt ein bisschen blass, aber das richtige als Betthupferl. Der Prot könnte ruhig jünger sein, aber Spät-Entwickler gibt es sicher auch heute noch.

Gruß, Elisha

 

Hallo Elisha!

Um 2.23 schaute ich auf meinen Wecker und sagte mir: Wenn ich jetzt keinen Schlaf finde, komme ich um sechs nicht aus dem Bett. Naja - ich bin dann auch ersdt um 7:230 aus meinem brütend heißen Zimmer in mein brütend heißes Büro gefahren.
Vielen Dank für dein betthupferl. Eigenartigerweise ist diese Geschichte (die ich auch nicht soo gut finde) die meistgelesene. Thats life.

Liebe Grüße

Jo

 

Hallo Jobär,

ich habe die Pointe schon sehr früh geahnt, weswegen Sie bei mir natürlich nicht gewirkt hat.
Insgesamt ist es schon eine nette Geschichte, für meinen Geschmack allerdings etwas zu blass. Dein Prot. kommt nicht richtig rüber. Hier hätte man mMn mehr machen können... vielleicht beschrieben, welche Erfahrungen dein Prot. bisher hinsichtlich Mädls hatte und wie er sich dabei fühlt.

Lieben Gruß, Bella

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Bella!

Ja, es ist eine meiner ersten Geschichten und ich finde sie nach zwei Jahren Übung auch nicht mehr gut. Ich glaube, ich werde sie mir noch mal vornehmen.

Und das habe ich jetzt getan. Der Anfang ist etwas erweitert, vielleicht wird es dann ein wenig farbiger.

Lieben Gruß

Jo

 

Hallo Jobär,
aus meinen Notizen:
Da war aber schon jemand fleißig heute! Leider hat es gestern ja nicht hingehauen, wie ich mir das gedacht habe: Ein Jobär klickt nochmal auf die "neuen Beiträge", denkt: "den Titel kenn ich doch? - Oh, ist ja meine Geschichte! - Wer liest die denn mitten in der Nacht?"

Jungs in meinem Alter lernte ich erst in der Schule kennen und da war ich schon so in die Mädchenspiele meiner Nachbarinnen eingebunden, dass ich Räuber und Gendarm nur laut, anstrengend und schmutzig fand.
Bandwurmsatz, besser zwei draus machen

Im Sommer planschten alle Kinder nackt in einem alten Waschzuber bei Meiers, die hatten vier Töchter, und Mariele war das älteste Mädchen in der Siedlung. Sie war dann auch die erste, die sich aus den gemeinsamen Spielen zurückzog, und als ich in die siebte Klasse versetzt wurde, stand ich plötzlich zwischen zwei Fronten.
Besser fänd ich:
Im Sommer planschten alle Kinder nackt in einem alten Waschzuber bei Meiers, zusammen mit ihren vier Töchtern. Mariele war das älteste Mädchen in der Siedlungund sie war dann auch die erste, die sich aus den gemeinsamen Spielen zurückzog .

Ja, schöne Bilder hast du da entwickelt, und auch die Überleitung gut gekriegt zu seinem Jungmann-Sein.
Küssen fand ich auch nicht gerade spannend und wie Schlüpfer aussahen, konnte ich jeden Freitag an den Wäscheleinen der Nachbarschaft ausgiebig studieren.

Und zu seiner Suche nach der Richtigen.
Ich wurde älter und langsam doch neugierig. In Büchern, die ich las, wurde von gemeinsamen Erlebnissen der Heldenpärchen berichtet, die ich auch gerne einmal ausprobiert hätte. Aber mit wem?

Also, hat sehr gewonnen!

Eigenartigerweise ist diese Geschichte (die ich auch nicht soo gut finde) die meistgelesene.
Liegt bestimmt am Titel. Es gibt so viele Dreiundzwanzigjährige. *g*

Gruß, Elisha

 

Hi Elisha!

Freut mich, dass die Geschichte jetzt besser ist. Ich hab deine Vorschläge eingearbeitet. Will ja schließlich die vielen Dreiundzwanzigjährigen nicht allein lassen.

Gruß

Jo

 

Jo, Bär,

und wieder eine vom Schreibstil her gute Geschichte.

Der Inhalt gefällt mir dieses Mal jedoch weniger (muss es ja auch mal geben ;) ). Einerseits, weil es schon nach dem ersten Absatz klar ist, dass der Prot 'vom anderen Ufer' ist. Andererseits ... hm, kann ich nicht mal sagen. Vermutlich liegt doch alles an der Vorhersehbarkeit, oder doch zumindest ein ganz großer Teil.

Was mich aber noch interessiert: Wieso hat der Konzern die Forschungen eingestellt? Das wird mir nicht ganz klar, ich meine, wo genau sollten denn die juristischen Probleme liegen? Moralische vielleicht, aber das würde doch einen Konzern nicht am Geldverdienen hindern?

Hau rein

Tserk

Fehlerliste:

Gestern habe ich meinen 22. Geburtstag gefeiert. Das übliche.
Übliche
"Klaus, ich habe was ganz tolles für Dich. Du wirst der Schwarm aller Mädchen sein."
Tolles
"Was ist denn das Neue daran. Habt ihr die Duftstoffe anders zusammen gemischt oder habt ihr irgendwo in China die neueste Liebespflanze entdeckt?
?
Mit diesen Worten wollte ich mich verabschieden aber Peter hielt mich am Arm fest.
verabschiedenKOMMA

 

Hallo Tserk!

Vielen Dank für deine Kritik. Eine kleine alte Geschichte, und wie du schon sagst. Manchmal ist der Inhalt halt recht banal.
Aber warum die Firma die Forschung eingestellt hat? Ganz unter der Hand: Das Mittel sollte die Pheromenon-Rezeptoren sensibilisieren und die körpereigenen Pheormenone intensivieren. Die Idee war gut, aber leider kam es bei einer Anzahl zu Versuchspersonen zu unangenehmen Wirkungen, die nicht nur die moralischen Schranken überschritten.:D

Gruß

Jo

 

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