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Mein Ballon

Beitritt
09.08.2004
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Mein Ballon

Neun Monate ist es nun her, dass ich Mamas Bauch verlassen musste und mich seitdem mit den Widrigkeiten des Lebens auseinandersetze.
Eine dieser Widrigkeiten sind die Versuche, meinen Eltern die Wünsche und Bedürfnisse so mitzuteilen, dass auch sie dies verstehen. Eigentlich sind sie ja ganz nett, Mama und Papa, aber manchmal, so dünkt es mich, nicht ganz die Hellsten. Sie reden mit mir, als wäre ich ein Baby. Also gut, ich bin ein Baby, aber “buuu..buuuu...buuuuu....” ist selbst für mein, zugegeben, noch nicht ganz voll entwickeltes Gehirn etwas gar banal. Richtig peinlich wird’s aber dann , wenn mein Papi behauptet, ich hätte beim Treffen mit der zwei Monate jüngeren , richtig süssen Nachbarin, nur Augen für den Ballon gehabt, welchen ihr die Eltern ums Handgelenk banden. Und er sagt dies auch noch vor meiner potenziellen Geliebten. Diese hat sich daraufhin natürlich desinteressiert abgewendet, obwohl ich (nebst dem Ballon) ein ehrliches, wenn auch platonisches Interesse an ihr selbst habe.
Für mich zählen nämlich die inneren Werte.
Obwohl...der Ballon war schon toll.

Wir planten an diesem Tag einen Ausflug zum Bodensee. Ohne die Nachbarstochter, und leider auch ohne den Ballon. Aber vielleicht wird’s ja trotzdem ein ganz lustiger Tag (obwohl ohne B..., na gut, lassen wir das). Jedenfalls kaum im Auto, beginnt meine Mami wieder in diesem wirklich schwer verständlichen Kauderwelsch mit mir zu sprechen. Nach endlos langen zwei Minuten versuche ich ihr klar zu machen, dass ich eigentlich in Ruhe die Aussicht geniessen möchte. Das Nichtverstehen scheint gegenseitig. Sie beginnt mit Papi darüber zu diskutieren, welche Gründe meine Unmutsbekundungen wohl hätten.
Bauchweh, Zahnen, Langeweile, zu wenig Schlaf, ein Zuviel an Eindrücken vom Vortag, Zahnen, Bauchweh...!?

Ein Aufschrei meinerseits lässt ihre bislang fruchtlose Konversation jäh enden, um kurz darauf ebenso jäh wieder von vorne zu beginnen.

Am Bodensee angekommen, haben sie sich auf Langeweile geeinigt. So geht’s damit weiter, dass nun beide auf mich einreden:
“buuu..buuuu...buuuuu....”
Es ist nicht zum Aushalten.
Ich beschliesse, mich während des Entenfütterns (Mami und Papi haben unglaublich Freude daran) zu verdrücken und mir eine neue Familie zu suchen.
Das war natürlich ein Witz. Wie soll ich das auch schaffen, ohne Motörchen, eingepfercht und mit noch fehlender Koordination meiner Beinchen.

Dann geschieht es. Ich sehe ihn ! Ein ganz ähnlicher Ballon, welcher schon die süsse Nachbarstochter geschmückt hat, hängt nur wenige Meter von mir entfernt an einem fremden, nun aber plötzlich so unglaublich vertrauten Brückengeländer. Verwahrlost, einsam, nach Liebe und Geborgenheit dürstend. Mir steigen die Tränen in die Augen. Ich versuche, Mami und Papi meine Gefühle, welche ich diesem runden, wunderschönen, weichen Ding entgegenbringe, klar zu machen.

Zahnweh, Bauchweh, Langeweile....!?

Ich habe mit meinen Liebesbezeugungen nur eines geschafft: Sie einigen sich schneller. Diesmal aufs Zahnen. Fluchtartig verlassen wir die Bodenseegegend.

Na ja, vielleicht sehe ich ihn ja bald wieder. Meinen Ballon mit der süssen Nachbarstochter dran...

 

Hallo Rolf und herzlich willkommen! :)

Ein bisschen scheint mir, Du hast versucht, etwas für Humor zu schreiben, udn warst mit dem Ergebnis nicht so zufrieden ... manches wirkt mir zu aufgesetzt. (z.B. die Übertreibung mit “blablablubliblablubla” etc.) Ansonsten...tja, was geht da vor, bei einem 9 Monate alten Kind? Ich fand den etwas sarkastischen, doch liebevollen Blick, den Versuch, die Gedanken zu fangen ganz nett - wenn auch so nicht realistisch. Aber wer weiß? ;)
Was mir richtig gut gefallen hat, waren die Sequenzen mit dem Ballon.

schöne Grüße
Anne

 

Hoi Anne

Vielen Dank fürs Lesen und für die Kritik !
...und fürs Willkommenheissen natürlich auch. :)

So überzeugt, ob's wirklich lustig ist, war ich tatsächlich nicht.
Als wirklich realistisch sehe ich es schon auch nicht, dass die Gedankengänge in diesem zarten Alter bereits so ausgereift sind. Ich wollte mit dieser gewollten Uebertreibung einfach meine Vermutung ausdrücken, dass häufig wohl etwas mehr hinter den Gesten und Lauten eines Babys steckt, als wir Eltern vermuten. Aber was genau....tja...ich frage meinen Buben in ein paar Jahren und werde die Geschichte dann neu schreiben. :)

Aufgesetzten Humor mag ich eigentlich gar nicht...wenn ichs selber lese. Leider ist diese Kritik von dir für meine Geschichte schon angebracht. Beim nächsten Mal versuch ichs besser zu machen.

Vielen Dank und liebe Grüsse Rolf

 

Hallo Rolf,

auch ich hatte den Eindruck, dass die Geschichte eher in Humor statt in Alltag stehen sollte. Nichtsdestotrotz hat sie mir gut gefallen.
Wäre manchmal sicherlich interessant zu wissen, was die kleinen Würmchen so denken.

Nette Geschichte!

Eine Kleinigkeit, die mir aufgefallen ist.

Also gut, ich bin ein Baby, aber “blablablubliblablubla” ist selbst für mein, zugegeben, noch nicht ganz voll entwickeltes Gehirn etwas gar banal.

"Etwas" und "gar" so kurz hintereinander klingt für mich etwas komisch.

LG
Bella

 

Hoi Bella

Vielen Dank fürs Lesen und deinen Kommentar ! Es hat mich gefreut, dass dir die Geschichte gefallen hat ! Da es mein erster Beitrag hier auf kg.de war, ist es mir doppelt wichtig, dass die Geschichte einigermassen gefällt. Motiviert für weitere Taten…

„etwas gar banal“ ändere ich auf „etwas zu banal“. Liest sich dann vielleicht etwas besser. Danke !

Liebe Grüsse Rolf

 

Hallo Rolf,

ich fand's ganz süß. Natürlich sind die Gedankengänge für ein so kleines Kind zu hoch. Aber deine Intention kommt schon gut rüber. Ich hab mich (bei meinen kleinen Cousinen, ich selbst hab ja noch keine Kinder) auch schon oft gefragt, ob wir die nicht alle falsch verstehen. Besonders bei Familienfesten, wo dann sechs Leute um die herum stehen - alles erfahrene Eltern - und jeder einen anderen Vorschlag hat, was dem Kind fehlt. Manchmal dachte ich: "Vielleicht ist sie ja einfach nur genervt", aber es scheint, als dürfen das kleine Kinder nicht... ;)
Die "blabla..." Stellen fand ich allerdings auch ein wenig übertrieben. Vielleicht magst du die ja durch irgendwelche Ausdrücke in der Baby-Sprache ersetzen (die ich furchtbar nervig finde, schließlich will ich ja nicht, dass mein Kind nachher "Wauwau" statt "Hund" sagt und so was... ;) )

Sonst hat's mir echt gut gefallen.

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hoi Ronja

Vielen Dank fürs Lesen und deine Rückmeldung ! Es freut mich, dass dir meine kleine, einfache Geschichte gefallen hat !

Den etwas übertrieben ausgefallenen Teil mit der Baby-Sprache ändere ich schnurstracks. Auch wenn ich, und dafür schäme ich mich etwas, bei der Ueberprüfung unserer Kommunikation mit unserem Kind, gemerkt habe, dass wir teilweise noch viel schlimmer und kindischer mit unserem Buben reden. Auch das “Wau wau” ist in unserem Repertoire fest verankert. Aber ich gelobe Besserung...:)
(Du glaubst gar nicht, was man für ein Lächeln vom eigenen Baby täte...man würde sich, wenn nötig, stundenlang auf den Kopf stellen und die Luft anhalten. Lebensgefahr hin oder her). Und da wundert man sich, dass man spätestens ab der Pubertät von den eigenen Kindern für nicht mehr ganz voll genommen wird. :)

Liebe Grüsse Rolf

 

Hoi Marius

Schön, dass du meine kleine Geschichte “ausgegraben” hast.

Neu ist diese Sichtweise tatsächlich beileibe nicht. Siehe “Hört mal wer da spricht I”, “Hört mal wer da spricht II”, “Hört mal, wer da auch noch spricht”, usw. :)
Wie du aber richtig erkannt hast, habe ich mich aus aktuellem Anlass inspirieren lassen.

Jetzt ist es passiert. Ich habe gehofft, mich des Problems “Doppel-S” noch eine Weile nicht annehmen zu müssen. Also gut, ich stelle mich ihm. ;)

Nach deiner Erklärung ist nun auch mir als Schweizer klar, wann “ss” , resp. “ß“ gebraucht wird. Ich kann mir vorstellen, dass das für die meisten Leser hier ein „Stolperer“ ist und wohl auch als Fehler gilt. Das einzig lästige ist, dass meine Tastatur „ß“ nicht kennt. Dem kann man ja mit „kopieren“ und „einfügen“ Abhilfe schaffen. Ich werde jedenfalls meine drei Texte in dieser Hinsicht nochmals durchgehen.

Danke für deinen Tip und freut mich, dass du meine Geschichte unterhaltsam gefunden hast!


Gruß Rolf

 

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