Mein Ort der Ruhe
Mein Ort der Ruhe
Ich setzte mich in mein Auto, mache das Dach über mir auf, lasse die Fenster herunter, und fahre los. Mein Weg wird mich zu einem bestimmten Ort führen.
Ich habe einen Ort gefunden, an dem ich Ruhe finde, wenn ich sie suche. Kaum jemand kennt diesen Ort, und gerade dadurch kann man dort so schön die Seele gleiten lassen.
Der warme Wind weht mir unter blauem Himmel durch mein Auto, an meinen Wangen vorbei, auf meinem Weg, die Ruhe zu finden.
Hinter Bäumen, Büschen verbirgt sich mein Ziel. Zwischen Blätter und Ästen hindurch führt mich eine Treppe, deren Steine in ihrer Form, einer längst vergangenen Epoche entstammen, als Menschen noch zu erhabenen Königen empor schauten und Kriege um Macht und Glaube führten.
Ich stehe auf kniehohen Mauerresten eines ehemaligen Turms und sehe wie sich Bach und Landstraße zusammen durch das Tal winden. Ein paar Häuser über dem Waldrand vollenden die prächtige Aussicht.
Der umherschweifende Blick fällt auf einen Baum, der sich durch seine skelettartige Erscheinung von den restlichen hervorhebt, fast als wäre er von einen Künstler in Szene gesetzt worden.
Inzwischen habe Ich mich niedergelassen, auf Stufen, die zu einem Monument führen, welches von Vergangenheit und Geschichte erzählt.
Von hier aus hat man einen schönen Überblick über diesen verborgenen Platz.
Die Bäume die diese Lichtung wie einen Rahmen einschließen und die Bäume, die sich dazwischen im Wind wiegen und ein Schattenspiel mit der Sonne treiben, beginnen langsam die Idylle auf mich wirken zu lassen.
Ich höre den hellen Schrei eines Bussards und sehe ihn kurz darauf, über den Baumkronen hinweg, an mir vorbei ziehen. Ich lege mich auf den Moos bewachsenen Boden und sehe noch zwei weitere Bussarde über den Baumwipfeln kreisen. Die Greife eröffnen den Part der belebten Natur und stärken durch ihre Eleganz das Gefühl der Idylle.
Meine linke Hand liegt ausgestreckt über einem flachen Stein und birgt mein stahlglattes, kühles Benzinfeuerzeug, das mich als eine Art Talisman fast überall hin begleitet. Oft dient es dazu meiner Nervosität Einhalt zu gebieten, doch nun es liegt in meiner Hand, ohne jegliche Bewegung.
Eine Ameise klettert über meinen rechten Arm, dessen Hand sich unter meinem Kopf befindet.
Meist versucht man diese schwarzen Sechsbeiner so schnell wie möglich von sich zu bekommen. Doch sie will mir nichts Böses, und es ist ein unerwartet angenehmes, interessantes Gefühl. Ich lasse sie in Ruhe, sie wird ihren Weg selbst von mir herunter finden....
Mein Kopf fällt langsam nach rechts und Ich entdecke ein weiteres Geschöpf.
Ein Kleiber, nur durch seine blauen und grauen Züge vom braunen Holz zu unterscheiden, bewegt sich, scheinbar von den Gesetzen der Natur nicht beeinflusst, quer über den Stamm, eines der wohltuenden Schattenspender. Der kleine Vogel zieht mich durch seine Einzigartigkeit in seinen Bann.
Die Magie dieses kleinen, verborgenen Ortes hat mich endgültig erfasst.
Würde mein Blick jetzt eine Uhr erfassen, dürften sich deren Zeiger kaum bewegen. Denn es scheint als habe sich die Erde für diesen wundervollen Augenblick aufgehört zu drehen.
Für einige Minuten liege Ich nur da, bewegungslos, als Teil der Umgebung, völlig eingebunden in die natürliche Ruhe dieses Ortes.
Langsam holen mich die Geräusche des menschlichen Fortschritts, in Form automobiler Klangkunst zurück. Geräusche, die gedämpft wie diese, nicht störend sind. Doch habe ich sie, noch vor Minuten, nicht wahrgenommen.
Das Gefühl für Zeit ist wieder da. Ich setzte mich auf und lege die Arme um meine Beine. Ich lasse die Ruhe noch ausklingen und mache mich dann über einen Pfad hinaus und fahre an Weinbergen, Obstwiesen und Weizenfeldern vorbei, wieder der Schillerstadt entgegen.