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Meine Eltern, meine ärgsten Feinde

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01.07.2001
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Meine Eltern, meine ärgsten Feinde

Meine Eltern, meine ärgsten Feinde
für Sören

Ja, Elter'n', es mag euch überraschen aber ich lebe mit beiden Elternteilen unter einem Dach. Der geneigte Leser mag dies in Zeiten von Lebensabschnittsgefährten und Patchworkfamilien für Luxus halten, ich persönlich halte es für einen Verstoß gegen die Genfer Konventionen; zumindest in meinem Fall.
Oh, versteht mich nicht falsch, ich mag meine Eltern, vermutlich liebe ich sie auch, da bin ich mir allerdings nicht immer so sicher. Sie haben mich großgezogen und mit allem versorgt was ich zum Leben brauchte. Gaben mir Geborgenheit und waren für mich da, wenn ich sie brauchte.
Aber es gibt ein Thema, da kommen wir nicht auf einen gemeinsamen Nenner: meine Homosexualität.
In der Mathematik würde man nach dem kleinsten gemeinsamen Vielfachen suchen aber gerade diese Suche gestaltet sich bei meinen Eltern als nicht so einfach. Es ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen - nur das der Heuhaufen ungefähr die Größe der Insel Grönland hat.
Das Problem fing schon bei meinem Coming Out an.
Gestärkt durch das gute Abschneiden meines besten Freundes Christ - Christ nicht Chris! - mit seinem Coming Out bei seinen buddhistischen New-Age-Eltern, dachte ich bei mir: du tust es auch.
Also ich eines schönen Abend runter ins Wohnzimmer zu meinen Eltern.
"Mama, Papa, ich muss mal mit euch reden."
"Gleich Schatz, Lindenstraße ist fast vorbei."
So, nun stand ich im Wohnzimmer, Marke "Eiche rustikal", wie bestellt und nicht abgeholt. Das Herz schlug mir bis zum Hals und mir war kotz-übel. Zu allem Überfluss hatten sich bei mir auch noch massive Blähungen eingestellt und ich bemühte mich das Wohnzimmer Marke "Eiche rustikal" nicht in "Vorhof zur Hölle" umzugestalten.
Im Fernseher drehte es sich um die Sorgen und Nöte der Bewohner eines deutschlandweit bekannten Straßenzuges. Georg Uecker alias Dr. Carsten Flöter gibt gerade seinem TV-Lebensgefährten Käthe einen Kuss, dann: die Endmelodie. Meine Eltern zeigen keine Reaktion. Weder eine Positive, noch eine Negative. Ein gutes Zeichen denke ich mir insgeheim.
Die Melodie vertönt. Papa schaltet den Fernseher aus. Ich hole tief Luft.
"Mama, Papa, ich bin schwul."
Einen Moment Stille.
"Aber Schatz, das kannst du uns doch nicht einfach so sagen."
Ich war wie vor die Stirn geschlagen. Das kann ich ihnen nicht einfach so sagen?
"Das weist du doch noch gar nicht. Du bist nur enttäuscht, weil du noch kein Mädchen gefunden hast. Aber deshalb wird man doch nicht schwul."
Ich holte tief Luft. Ich war schockiert. Also bitte, ich weis nicht ob ich schwul bin oder nicht? Ich… Aber es kam noch etwas:
"Oder hat dich der Christian angefasst? Bei seinen Eltern und dieser schrecklichen Sekte, bei der die mitmachen ist das ja auch kein Wunder."
Mir blieb die Spucke weg.
"Erstens heißt er Christ, nicht Christian, das habe ich euch schon tausendmal gesagt und zweitens sind die Eltern nicht in irgendeiner Sekte, sondern sie sind Buddhisten."
Meine Mutter schaute mich mitfühlend an.
Ich fühlte, dass ich mich nicht mehr lange beherrschen würde können.
"Ich gehe."
Meine Mutter nickte auf ihre unnachahmliche Art und verzog dabei ihren Mundwinkel, so dass sie besonders mitfühlend aussah.
"Ja Schatz, tu das. Und denk noch mal drüber nach. Du bist ja nicht schwul, dass kann ja gar nicht sein."
Fluchtartig verließ ich den Raum. Sonst hätte ich vermutlich am nächsten Morgen in allen Zeitungen gestanden: "Homosexueller Sohn erdrosselt Eltern mit bloßen Händen"

Ich versuchte noch mehrfach mit meinen Eltern über das Thema zu reden aber stets mit demselben Ergebnis:
"Das ist nur eine Phase."
"Warte, bis du mal ein Mädchen kennen lernst."
"Hattest du denn schon mal was mit einem Mann? Nein? Also, kannst du das nicht wissen."
Als sie merkten, dass diese Argumente bei mir nicht auf fruchtbaren Boden fielen wurden schwerere Geschütze aufgefahren:
"Was haben wir nur falsch gemacht?"
"Du gönnst uns wohl keine Enkelkinder?"
"Was haben wir getan, um das zu verdienen?"

Eines Freitag-Abends kam es zum Eklat:
Meine Mutter hatte das Essen aufgetragen. Natürlich Fisch, schließlich isst man in einer gesitteten katholischen Familie am Freitag ausschließlich Fisch. Würde man den Sinn dieses Brauches auf die heutige Zeit übertragen, so müsste es zwar Pommes Majo Currywurst geben aber einen lebendigen Dialog mit dem Glauben gibt es in der katholischen Kirche natürlich nicht. Wo kämen wir denn da hin? Sodom und Gomorra!
Gut, wir hatten also Fisch.
Stumm saßen wir am Küchentisch und "genossen" unser Mahl. Das selbe, wie jeden Freitag seit meiner Geburt. Vermutlich hatte meine Mutter dieses Gericht bereits in ihrer Kindheit jeden Freitag gegessen. Wertkonservativ nennt man so was wohl.
"Mama, ich gehe heute Abend mit Christ auf eine Party."
Meine Mutter schaute mich an.
"Auf so eine Homo-Feier?"
Eigentlich wollte ich mit Christ auf den Geburtstag einer gemeinsamen Freundin aber diese "Homo-Feier" ging mir schon quer den Hals runter.
"Wenn du es genau wissen willst, ja."
Ich schaute sie trotzig an. Zumindest bemühte ich mich trotzig auszusehen.
"Kind, warum gehst du immer auf so Feiern? Die schütten dir da Drogen ins Glas und dann bekommst du Aids und so."
Aids und so?! So sprach die pure Unwissenheit.
"Die schütten mir da keine Drogen ins Glas, Mama. Das ist eine 'urban legend'."
Meine Mutter schaute mich an, ihr Blick hatte etwas Schafartiges an sich.
"Sprich Deutsch mit mir, Schatz."
"Stadtlegende, Mama."
Sie winkte ab.
"Und was ist, wenn dich da jemand sieht? Stell' dir mal vor deine Freunde erfahren davon."
"Stell' dir mal vor, Mama, die meisten meiner Freunde wissen, dass ich schwul bin."
Entsetzt schlug sie die Hände vor den Mund. Ich muss gestehen, dass ich in dem Moment so etwas wie Triumph empfand.
"Kind, so was kannst du doch nicht einfach rum erzählen. Was denken die Leute denn jetzt von uns?"
Ich begann ernsthaft sauer zu werden.
"Was sie von MIR denken ist mir ziemlich egal."
"Schatz, du willst doch mal was Anständiges werden. Überleg' dir doch mal, was du dir alles verbaust, wenn du weiter daran festhältst einer von diesen Homos zu sein."
"Mama, als Schwuler kann man heutzutage alles werden. Es gibt schwule Bäcker, Tischler, Bauern, Polizisten und sogar Politiker."
Sie blickte mich wieder mitleidsvoll an.
"Aber Schatz, das ist doch nur im Fernsehen so. Schau dir doch mal deinen Onkel Heinrich an, mit dem will keiner mehr was zu tun haben."
Ja, das leidige Thema Onkel Heinrich. Auf jeder Familienfeier wurde sich stundenlang und mit wachsender Begeisterung das Maul über Onkel Heinrich zerrissen.
Onkel Heinrich war nicht verheiratet und lebte in einer Junggesellen-WG. Das reichte um ihn als schwul abzustempeln. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er nicht schwul ist. Es sei denn er arbeitet als schwule Putzfrau im Bordell am Bahnhof.
"Ihr wollt mit ihm nichts mehr zu tun haben. Die meisten Leute sehen das anders."
Wieder dieser mitfühlende Hundeblick.
"Schatz, das darfst du nicht glauben, das versuchen sie dir auf diesen Homo-Sekten-Feiern weiszumachen mit ihren Hirnwäschemethoden."
Jetzt waren Schwule schon eine Sekte mit Hirnwäschemethoden.
"Geht's dir noch gut?"
"Schatz, in zwanzig Jahren, da werden Schwule vielleicht akzeptiert aber heute ist das noch verdammt schwer. Ich möchte doch nur, dass du weist auf was du dich einlässt, wenn du da mitmachst."
"Mama, ich sage doch nicht, dass alles Zuckerschlecken ist. Ich habe mir nicht ausgesucht schwul zu sein - ich bin es einfach und ich werde mein Leben leben und mich nicht verstecken."
Rationale Erklärungsversuche.
"Wenn du wüsstest; die Welt kann so grausam sein."
Wenn ich wüsste? Langsam aber sicher bin ich davon überzeugt, dass ich mehr von der Welt verstehe als sie.
"Du lebst hinterm Mond, Mama. In meiner Generation haben die meisten kein Problem mit Schwulen."
"Beschimpf mich nicht, Stefan. Ich habe immer noch mehr Lebenserfahrung als du und die werde ich auch immer haben."
Nun meldete sich auch mein Vater zu Wort, dass erste Mal seit meinem Coming Out:
"Genau, beschimpfe deine Mutter nicht, das hat sie nicht verdient."
Genau jetzt wusste ich, dass es keinen Sinn haben würde mit meinen Eltern darüber zu reden. Sie hatten ihre eigene Weltanschauung und würden davon keinen Femtometer abweichen.

Seitdem haben wir eine Art Waffenstillstand. Sie haben eingesehen, dass sie mich nicht von meiner Homosexualität abbringen können, wie gut ihre Argumente auch, ihrer Meinung nach, sein mögen und ich habe eingesehen, dass ich eine liberalere Einstellung nicht zu erwarten habe.
Ist es nicht wunderbar, wenn Eltern einen fundamentalen Teil seines Selbst nicht akzeptieren wollen?
Ich könnte mich stundenlang aufregen aber das wollt ihr vermutlich nicht mit anhören.

Ende

 

Flotter Text, locker und unterhaltsam erzählt. Gefällt mir. Nischt zu meckern.

 

Nachwort von Tolotson:

Ich sehe die Geschichte eher als kleine Gesellschaftsstudie und habe mich daher gegen eine Veröffentlichung in der Rubrik "Jugend" entschieden.

hallo,

Nachworte in der Art bitte immer als Extra Posting unter die Geschichte. Und welcome back :)

 

Hallo Tolotson

besten Freundes Christ - Christ nicht Chris Wenn du damit verdeutlichen willst, dass schon einige andere das Namenskürzel falsch ausgesprochen haben (wie Z.B. die Eltern) dann lass es so stehen. Und ich schätze, darauf wolltest du hinaus.
Ansonsten würde ich die „Aufklärung“ des Kosenamens auf später verschieben.

"Aber Schatz, das kannst du uns doch nicht einfach so sagen." Oh je, das passt irgendwie so gar nicht.
Ich hab mir angewöhnt Geschichten laut zu lesen wenn ich denke, es wäre sinnvoll. Bei deiner war es sinnvoll, und so kann ich diese „ach so beiläufige Äußerung, gespickt mit einem abwertend in die Luft geworfenen Händchen, gar nicht nachvollziehen.
Da steht der Sohn, der seine Homosexualität den Eltern beichten will, und die reagieren, als wären sie ebenfalls vom andern Ufer.

Meine Mutter schaute mich mitfühlend an
Sorry, aber mir kommen die Eltern vor, als seinen sie selbst Homosexuell.
Da ist wenig Information wie er wirklich mit den Eltern klar kommt. Und wie du die ganze Szenerie umschreibst, kann ich erst mal keinen andern Eindruck haben.

Ich fühlte, dass ich mich nicht mehr lange beherrschen würde können. Dass der Sohn zunehmend aggressiver und wütender wird, hast du super rübergebracht nur durch seine Äußerungen. Du hast ohne weitere Erklärungen seine Gefühlslage genial vermittelt.
Und dann bestätigst du den Leser, dass er/sie es richtig interpretiert hat.

Im Großen und Ganzen hat mir die Geschichte gefallen.
Die Reaktionen der Eltern kann ich halt nicht wirklich nachvollziehen.
Eigentlich akzeptieren sie ihren Sohn ja, aber kommen mit äußerst merkwürdigen Verhaltensweisen seinen Erklärungen entgegen.
In die Rolle des Jungen konnte ich mich fabelhaft hineinversetzen, da du seinen Charakter, so ganz ohne Worte, genial zur Geltung gebracht hast.

Tja, mehr möchte ich so gar nicht dazu sagen auf den ersten Eindruck hin.

Gruß
LoC

 

Hallo Tolotson!

Deine Geschichte bringt irgendwie nichts Neues. Du beschreibst die Situation, wie sie wahrscheinlich von der Mehrheit der homosexuellen Menschen erlebt wird, gibst aber keine tieferen Einblicke, außer dem Haß, den der Protagonist für seine Eltern verspürt, weil sie so reagieren. Die Eltern einer Multi-Kulti-Familie gegenüberzustellen finde ich übertrieben, da es nicht zwingend notwendig ist, in sämtlichen Lebensbereichen außer der »Norm« zu sein, um die Homosexualität des eigenen Kindes zu akzeptieren. Schöner fände ich da einen Vergleich, wie »normale« Eltern richtig damit umgehen könnten.

Außerdem ist mir die Geschichte auch zu wertend, besonders zum Beispiel an diesen beiden Stellen, die ich komplett aus dem Text streichen würde:

Würde man den Sinn dieses Brauches auf die heutige Zeit übertragen, so müsste es zwar Pommes Majo Currywurst geben aber einen lebendigen Dialog mit dem Glauben gibt es in der katholischen Kirche natürlich nicht. Wo kämen wir denn da hin? Sodom und Gomorra!
Gut, wir hatten also Fisch.
Vermutlich hatte meine Mutter dieses Gericht bereits in ihrer Kindheit jeden Freitag gegessen. Wertkonservativ nennt man so was wohl.

Und warum unterstellst Du zu Beginn dem Leser eine Meinung?:
Ja, Elter'n', es mag euch überraschen aber ich lebe mit beiden Elternteilen unter einem Dach. Der geneigte Leser mag dies in Zeiten von Lebensabschnittsgefährten und Patchworkfamilien für Luxus halten, ich persönlich halte es für einen Verstoß gegen die Genfer Konventionen; zumindest in meinem Fall.
Oh, versteht mich nicht falsch,
Ja, unterstellen ist eine Spur zuviel gesagt, Du schreibst ja »es mag« so sein – aber wozu das Ganze? Der Einstieg in eine Kurzgeschichte sollte direkt ins Geschehen sein, eine Anrede des Lesers ist unnötig.
Genaugenommen würde ich die Geschichte erst hier beginnen:
Gestärkt durch das gute Abschneiden meines besten Freundes Christ - Christ nicht Chris! - mit seinem Coming Out bei seinen buddhistischen New-Age-Eltern, dachte ich bei mir: du tust es auch.
– abgesehen davon natürlich, daß ich sie, wie oben schon erwähnt, ganz normale Eltern sein lassen würde, vielleicht sogar ebenfalls mehr konservativ, denn dann ist es glaubwürdiger, daß der Protagonist aus diesem Fall seine Hoffnung zieht, es könne bei ihm genauso verlaufen.

Insgesamt wirkt die Geschichte auf mich, als würde ein kleines Kind dastehen und weinen: »Aber die andern dürfen alle! Nur ich nicht!«
Nun nehme ich aber nicht an, daß das Deine Intention war. ;)
Ich habe mich natürlich ernsthaft gefragt: Was will er sagen mit der Geschichte? Aber, ehrlichgesagt, finde ich nicht viel. Du klärst weder darüber auf, wie Schwule tatsächlich miteinander leben, daß sie keineswegs ständig in Straps und Leder auf Partys herumlaufen, noch klärst Du darüber auf oder gibst Hilfestellung, wie denn Eltern reagieren könnten, bzw. gibst Du Homosexuellen auch keine Hinweise, wie sie es ihren Eltern denn so beibringen könnten, daß diese es leichter nehmen können.
Man muß ja schon beide Seiten sehen: Natürlich wünsche ich als Mutter mir auch einmal Enkelkinder.

Das Problem, das der Protagonist mit seinen Eltern hat, ist viel tiefer, nämlich die grundlegende Einstellung der Eltern, ihr Sohn hätte ihre Bedürfnisse zu befriedigen und die Nichtakzeptanz einer anderen Meinung. – Sie müssen keineswegs seine Meinung zu kirchlichen Bräuchen übernehmen, um sie als seine Meinung zu akzeptieren. Aber in der althergebrachten Erziehung gibt es eben immer nur ein Richtig, und wenn man dem nicht entspricht, ist man schlecht. Indem der Protagonist alle ihre Gewohnheiten schlechtredet, wie zum Beispiel den Fisch am Freitag, der ja mit seinem Problem wirklich rein gar nichts zu tun hat, und zugleich erwartet, daß sie seine Ansichten teilen, weist er bereits die gleichen Züge auf.

Argumente, die er zum Beispiel bringen könnte: Es bekommen heute viele Leute keine Kinder mehr, auch ohne, daß sie schwul wären. Außerdem hat Kinderwunsch nichts mit Homosexualität zu tun: Es gibt schwul-lesbische Eltern, die, meistens über künstliche Befruchtung, gemeinsam Kinder haben. Dann lebt das Kind eben, wie bei geschiedenen Eltern, normalerweise z.B. bei dem lesbischen Pärchen, und am Wochenende holen es die beiden Männer. Mit dem Vorteil, daß die nicht miteinander streiten, wie das bei Geschiedenen oft ist.
Auch eine Wohngemeinschaft eines schwulen und eines lesbischen Pärchens ist denkbar, wo eben zwei miteinander ein Kind haben. Hauptsache, sie machen das Kind dann glücklich, und da man sich wohl gerade in dieser Situation besonders gut überlegt hat, ob man überhaupt ein Kind haben will, weil es ja sicher nicht zufällig passiert und dann nicht gewollt wird, sehe ich da eigentlich keine Probleme.
Auf sowas würden aber natürlich die konservativen Eltern des Protagonisten nicht von alleine kommen – darauf müßte sie schon der Protagonist selbst bringen… Zugleich hättest Du einen interessanten Aspekt in Deiner Geschichte, statt bloß zu schildern, wie es nicht sein sollte, aber leider sehr häufig ist.

Deine das/dass-, s/ß/ss-, sowie Groß- und Kleinschreibung, und die Anzahl der Mundwinkel der Mutter solltest Du noch einmal überprüfen. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Zunächst danke für die Kritiken. Sie sind immer gern gesehen.

Die Intention des Textes:
Ich habe den Text für einen schwulen Bekannten von mir geschrieben, der gerade in einer ähnlichen Situation wie der Protargonist steckt. Zwar ist er schon länger geoutet aber seine Eltern haben es immer noch nicht zu 100% akzeptiert.
Wir kommen mitten aus dem erzkonservativen Münsterland, wo das blinde folgen von althergebrachten Bräuchen und Moralvorstellungen an der Tagesordnung ist - zumindest in vielen Familien.
Da die Zielgruppe des Textes junge Homosexuelle sind, habe ich auf weitergehende Beschreibungen von Gefühlen und Ängsten, das Coming Out betreffend, verzichtet. Auch Beschreibungen, wie die Eltern besser hätten reagieren können fand ich nicht wichtig und unpassend für den Text.
Der Text soll die Situation beschreiben in der viele junge Homosexuelle leben und dabei leicht ironisch auf den alltäglichen Wahnsinn herabblicken.
Zumindest hoffe ich, dass mir das gelungen ist.

 

Ich habe den Text für einen schwulen Bekannten von mir geschrieben
Das hab ich mir fast gedacht. Trotzdem könntest Du auf die Kritiken eingehen, Deine Antwort liest sich recht 08-15-mäßig, als hättest Du sie vorbereitet gehabt, um sie bei Bedarf zu posten - egal, was in den Kritiken steht.
Genaugenommen hab ich das Gefühl, als hättest Du meine Kritik genau bis zur Hälfte gelesen und dann abgebrochen.
Dafür hab ich sie nicht geschrieben.

 

Es tut mir leid, wenn ich den Eindruck erweckt habe, das war nicht meine Absicht.
Ich habe mir deine Kritik durchaus zu Herzen genommen und sitze bereits seit geschlagenen zwei Stunden vor dem Text und überlege, wie man sie verwirklichen könnte.

 

Wie ist das jetzt zu verstehen, Tolotson?
Meinst du damit, daß du versuchst die Kritiken in der Geschichte umzusetzen, oder daß du noch an einer Antwort auf die Kritiken feilst?
Denn da muß ich mich Susi anschließen. Man macht sich die Mühe, nimmt sich die Zeit, seine Meinung konstruktiv zu äußern, und bekommt keine wirkliche Rückmeldung ob und was der Autor damit tatsächlich anfangen kann.

 
Zuletzt bearbeitet:

@Lady, ich glaub, es handelt sich dabei um eine Überarbeitung. ;)

sitze bereits seit geschlagenen zwei Stunden vor dem Text und überlege, wie man sie verwirklichen könnte.
Freut mich. :) Du kannst Dir ja auch ruhig Zeit lassen damit, es geht mir nicht darum, daß Du sofort alles umsetzt, nur wirkte Deine Antwort so, als würdest Du gar nicht daran denken. Schön, daß es anders ist.

Ich frage mich zum Beispiel: Wenn Du die Geschichte für einen Freund schreibst, willst Du ihm sicher helfen, die Situation möglichst gut zu meistern, und ihm nicht nur sagen, daß er Scheiß-Eltern hat. Das weiß er wahrscheinlich eh schon.
Dazu paßt die Anrede des Lesers, "Ja, Elter'n', es mag euch überraschen aber", zum Beispiel überhaupt nicht. Denn wenn Du die Leser, die Eltern sind, ansprichst, erwarte ich mir eine Information, die auf das Verständnis der Eltern abzielt, was aber im Gegensatz zu Deiner Intention steht.

Und dann überleg doch mal, ob es Deinem Freund wohl leichter fällt, wenn Du ihm einen neuen Denkansatz lieferst, der ihm Hoffnung gibt, daß vielleicht doch noch alles gut wird, oder ob Du ihn nur darin bestätigen willst, daß er es nie schaffen wird, sie zu etwas Verständnis zu bewegen.
Im Grunde bringen ihn die Eltern ja praktisch in eine Situation, in der er sich zwischen ihnen, bzw. dem guten Einvernehmen mit ihnen, und seiner Sexualität entscheiden muß. Wenn er ihnen klar machen kann, wie dumm das ist :D, wozu er natürlich selbst erkennen können muß, wie die Fäden laufen, dann hat er gewonnen.
Aber eigentlich geht die Eltern das gar nichts an, mit wem er ins Bett geht, jemand, der heterosexuell ist, gibt auch nicht jeden Bettpartner bekannt. Ich sehe das so, daß ein Homosexueller, der es selbst so darstellt, als hätte er etwas zu beichten, sich selbst ein Eigentor schießt. Wäre ich in der Situaton, würde ich einfach so tun, als sei alles ganz normal (also mich einfach mit Christ treffen und ihn einladen), und wenn sie fragen, ob denn da mehr dahinter ist, ist immer noch Zeit, sie aufzuklären.

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Tolotson,

soso, da postest du nach einem jahr mal wieder eine Geschichte in einer anderen Rubrik und hast es schon wieder mit einem schwulen Moderator zu tun. ;)
"Christ" kommt mir ja noch sehr bekannt vor aus der letzten Geschichte, die ich von dir gelesen habe. Leider ist diese hier nciht ganz so amüsant, wenn du sie auch in einem schön leicht ironischen Tonfall geschrieben hast.
Allerdings bin ich vielleicht zu optimistisch, wenn ich glaube, dass solche Gespräche heute in den meisten Fällen besser ablaufen. Anderrseits weiß ich, dass die Akzeptanz Homosexueller in den letzten Jahren wieder gesunken ist, auch wenn kaum einer das im Zuge der politischen Korrektheit all zu offen zugeben würde. Anonyme Umfragen sprechen da aber leider eine andere Sprache, da helfen auch Westerwelle und Wowereit nicht.
Auch habe ich bei meinen Geschichten hier schon manches mal erlebt, dass es zu Verwirrungen führte, wenn ich meine Protagonisten zu selbstverständlich schwul sein ließ, ohne es auch noch explizit zuerwähnen. Vielleicht sind also diese Art Coming Out Stories noch immer nötig.
Nur leider verpufft deine Geschcihte leider. So wie der Dialog zwischen Eltern und Sohn als Waffenstillstand einfach abgebrochen wurde, so wirkt auch deine Geschichte ein bisschen abgebrochen. Und das Schlimme daran ist. Oft werden solche Dialoge wohl auch einfach abgebrochen und die Orientierung zwar stillschweigend akzeptiert aber nicht wirklich angenommen. Ich denke, so ging es deinem Kumpel. Schade, dass es heute noch so ist. so bleiben solche Themen leider immer gleich und der nicht unberechtgte Vorwurf, die Geschichte bringe keine neuen Erkenntnisse muss auch daher rühren, dass sich nichts geändert hätte, was auf neue Erkenntnisse schließen lasse. Trotz schwuler Spitzenpolitiker.

Details:

Sonst hätte ich vermutlich am nächsten morgen in allen Zeitungen gestanden
am nächsten Morgen
dass versuchen dir die nur auf diesen Homo-Sekten-Feiern weiszumachen
eher: das versuchen sie dir nur auf ...

Lieben Gruß, sim

 

Ich stehe vor einem Dilemma.
Während der Tenor hier (Häferl und Lady of Camster) so war, dass ich mehr auf die Gefühle des Protargonisten eingehen sollte und mehr beschreiben soll, wie Homosexuelle leben und denken; so ist die Reaktion in homosexuellen Kreisen eher, dass sie genau richtig ist.
Nun muss ich aber sagen, dass die Leute, die ich bisher zu der Geschichte gefragt habe allesamt keine Spezialisten auf dem Gebiet der Kurzgeschichten/Erzählungen sind.

Das Dilemma das ich nun habe ist folgendes: Während Homosexuelle im Allgemeinen sagen, dass die Geschichte konzentriert und auf den Punkt gebracht ist; so finden scheinbar heterosexuelle Frauen, dass sie zu wenig in die Tiefe geht.

Nun frage ich mich: Was tun?

Ich habe inzwischen einige Experimente mit der Geschichte gemacht um ihr etwas mehr Tiefe zu verleihen, allerdings sind alle Versuche bisher misslungen. Daher habe ich mich dazu entschlossen die Geschichte in diesem Zustand zu belassen (von kleineren Schönheitskorrekturen abgesehen), da sie auch eigentlich für ein schwules Publikum gedacht war.

In einer ähnlichen Zwickmühle steckte ich bereits in meiner vorran gegangenen Geschichte, die Sim hier erwähnte, und auch bei der fand ich keinen möglichen Kompromiss. Es scheint einfach nicht möglich beide Seiten ausreichend zu befriedigen.

Ich bedanke mich trotzdem für die bisherigen Kritiken, die nicht ungehört verhallt sind. Vielleicht schreibe ich demnächst mal eine Geschichte über Schwule für Heterosexuelle.

@Sim
Ich werde am Schluss nochmal arbeiten. Da war ich bisher nicht zu gekommen aufgrund der o.g. Problematik. Allerdings sind Schlüsse schon immer mein Schwachpunkt gewesen ... naja, mal schau'n was ich machen kann.

PS: Ich frage mich ernsthaft: Muss denn jedes Thema neu sein? Das es über das von mir geschriebene Thema schon x Geschichten gibt ist mir klar (selbst von mir) ... ich bemühte mich jedoch dem alten Thema ein neues Gewand zu geben. Ob mir dies gelungen ist müssen andere entscheiden.

 
Zuletzt bearbeitet:

Während der Tenor hier (Häferl und Lady of Camster) so war, dass ich mehr auf die Gefühle des Protargonisten eingehen sollte und mehr beschreiben soll, wie Homosexuelle leben und denken; so ist die Reaktion in homosexuellen Kreisen eher, dass sie genau richtig ist.
Nun muss ich aber sagen, dass die Leute, die ich bisher zu der Geschichte gefragt habe allesamt keine Spezialisten auf dem Gebiet der Kurzgeschichten/Erzählungen sind.

Das Dilemma das ich nun habe ist folgendes: Während Homosexuelle im Allgemeinen sagen, dass die Geschichte konzentriert und auf den Punkt gebracht ist; so finden scheinbar heterosexuelle Frauen, dass sie zu wenig in die Tiefe geht.

Nun frage ich mich: Was tun?

Die Frage ist doch viel mehr, was Du selbst mit der Geschichte erreichen willst bzw. was der Leser mit der Geschichte anfangen soll.

Gut, Du erreichst, daß andere Homosexuelle ihre eigene Situation darin wiederfinden. Daß den von Dir Befragten die Gefühle des Protagonisten ausreichend dargestellt sind, liegt vermutlich daran, daß sie die Situation eben aus eigener Erfahrung kennen und ihre eigenen Gefühle und Gedanken hineinprojizieren – aber ist damit einem von ihnen geholfen? Oder einem, der die Situation noch vor sich hat?
Ist Deine Geschichte als resignierendes »So ist es und es läßt sich nicht ändern, da brauchst du dir keine Hoffnung machen« zu verstehen?

Was erreichst Du bei heterosexeullen Lesern damit? Meiner Meinung nach ist für aufgeschlossene Menschen bzw. solche, die die Situation durch einen Freund oder Bekannten kennen, weder ein neuer Denkanstoß drin, noch ist sie so erzählt, daß ich mit dem Protagonisten wirklich mitfühlen könnte oder mir gar denken würde, man sollte sich öfter öffentlich für die Homosexuellen einsetzen (in Gesprächen etc.), oder vielleicht selbst eine Geschichte zum Thema schreiben.

Für einen konservativen Leser ist es auch nur eine beschriebene Situation, die er vielleicht sogar mehr aus Sicht der Eltern betrachtet und ihnen Recht gibt, weil er ja gar keine andere Meinung aus der Geschichte heraus kennenlernt. Er sieht nur das Oberflächliche, das ihm immer schon so fremd ist, daß er sich davor fürchtet und es deshalb nur bekämpfen kann. Durch deine Geschichte nimmst Du ihm nichts von seiner Angst und seinen Vorurteilen, dabei wäre eine Geschichte doch eine gute Möglichkeit, das zu erreichen. Und mit mehr Akzeptanz in der Bevölkerung wäre schließlich ja wieder den Homosexuellen selbst geholfen, vor allem jenen, die ihr Outing erst vor sich haben.

Eine andere Möglichkeit, Mißstände aufzuzeigen, wäre eben auch, überzeugend zu erzählen, wie es sein könnte oder wie man es gerne hätte. Daß es nicht so ist, merkt der Leser ja ohnehin selbst; da könnte sogar eine böse Satire draus werden…

Und wäre es nicht für den einzelnen homosexuellen Menschen auch leichter, die Situation mit den Eltern zu akzeptieren, wenn ihm klar würde, daß sie eigentlich nur aus Angst so reagieren? Ich hab ja geschrieben, daß Dein Protagonist so ein wenig den Eindruck eines Kindes auf mich macht, das dasteht und »Alle anderen dürfen, …« weint – wäre er sich aber der Angst der Eltern und ihrem Unvermögen, die anerzogenen Denkschablonen endlich abzulegen, bewußt, müßte er sich doch gleich in einer ganz anderen Position sehen, aber aus der einmal eingenommenen Kind-Position führt Deine Geschichte ihn nicht heraus, sie schafft kein Bewußtsein, mit dem ein Betroffener den Eltern gegenüber selbstsicherer auftreten könnte.

Das wäre natürlich nur eine Möglichkeit, mit so einer Geschichte etwas zu erreichen bzw. auszusagen. Eine andere Möglichkeit wäre, auf die Herkunft der Ängste und Vorurteile der Eltern einzugehen.
Es ist ja noch nicht so lange her, daß Schwule von den Nazis verfolgt und kastriert wurden, oder sogar deshalb ins KZ kamen – Eltern damals hatten ja tatsächlich allen Grund, Angst zu haben, daß die Nachbarn etwas merken, weil ja der Propagandaapparat Homosexualität als etwas besonders Schlechtes dargestellt hat, und dazu die Angst, dem eigenen Kind könnte deshalb »etwas passieren«… Gesellschaftlich und in der Erziehung wurde das aber auch nach dem Krieg noch fleißig weitergegeben (wie andere Meinungen aus jener Zeit ebenfalls), auch Witze über Schwule gehören da dazu, und so haben Eltern heute noch immer Angst davor, daß die Nachbarn was von dieser Schande merken könnten, weil sie ja ihr von der Kriegsgeneration übernommenes Denkschema nie hinterfragt haben und auch nicht hinterfragen werden, wenn man ihnen eine andere Sicht nicht menschlich verständlich nahebringt, sondern sie einfach nur als Feinde abstempelt.

Eine weitere Möglichkeit, der Geschichte ein Thema zu geben, das über die oberflächliche Darstellung hinaus geht, wäre eben auch die Frage, ob es denn überhaupt notwendig ist, vor den – insbesondere solchen – Eltern eine derartige »Beichte« abzulegen. Das heißt ja nun auch nicht, daß die Geschichte unbedingt ein Nein als Antwort geben muß – es gibt ja auch das Bedürfnis nach Anerkennung, und gerade das führt ja vermutlich in solche Situationen – jedenfalls stelle ich mir das so vor, wie es wirklich ist, was jemanden dazu bringt, es überhaupt den Eltern zu sagen, könntest Du mir als Leser ja näher bringen. Und wer weiß, vielleicht bringt gerade die Thematisierung dieses menschlichen Bedürfnisses das ein oder andere konservative Elternpaar zum Nachdenken?

Das sollen natürlich nur Denkanstöße sein, ich kann Dir nicht sagen, was Du tun bzw. wie Du deine Geschichte schreiben sollst, ich kann Dir nur sagen, was mir dazu einfällt. Du solltest wissen, was Du willst, dann kannst Du überlegen, wie Du es am besten erreichst. :)

Jedenfalls sehr unglücklich finde ich immer noch diesen »Ja, Elter'n', es mag euch überraschen«-Einstieg. Den Leser als irgendetwas anzureden, wovon Du gar nicht weißt, ob er das ist, ist wohl bei keinem Thema optimal. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

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