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Meine Mädels
Meine Mädels
1. (... man muss ja wissen worum es geht...)
Susi stand auf und verabschiedete sich von ihren Freundinnen. Besorgt schauten die drei sie an. „Willst du wirklich nach Hause laufen? Nimm dir doch lieber ein Taxi.“
Susi schüttelte den Kopf:
„Quatsch, dafür habe ich kein Geld, außerdem sind es ja nur 3km.“
Ihre Freundin Claudia wurde ernst:
„Ja, aber du musst mitten in der Nacht durch den ganzen Wald.“
„In einer halben Stunde bin ich daheim, dann schreib ich dir noch schnell ne SMS und dann brauchst du dir auch keine Sorgen machen, okay?“
Susi winkte und machte sich auf den Weg.
Sie bog in den Waldweg ein und dachte an den vergangenen Abend, dabei musste sie grinsen.
Begonnen hatte der Abend mit einer neugierigen Fragerunde, alle wollten etwas über ihren neuen Freund wissen und je mehr sie über ihn erzählte, desto lustiger wurde die Runde. Vielleicht lag das auch an die vier Flaschen Wein die in dieser Stunde entwertet wurden.
Meine Mädels, dachte Susi, neugierige Biester.
Kati war noch neu bei der Truppe, sie war erst vor kurzem da reingerutscht. Sie war eher ruhig und hielt sich lieber im Hintergrund, aber saufen konnte die wie ein Gullideckel.
Dann war da noch Klara. Sie war laut, frech und dick, sie machte immer Stimmung.
Und natürlich noch ihre beste Freundin Claudia. Die hatte ihr zwar heute abend ein Glas Wein über ihre Hose gekippt, aber das nahm sie ihr nicht übel.
Susi kam jetzt an den Waldrand. Die dunkle Schotterpiste auf der sie ging verschwand in einem schwarzen Loch. Sie seufzte und ging hinein.
2. (... und nun, mehr Schub...)
Es ging jetzt bergauf, Susi schnaufte und blieb kurz stehen. Sie horchte auf. War da gerade was? Da ist doch gerade irgendwas durch das Laub gestapft! Sie schüttelte den Kopf.
Ach du dumme Nuss, dass hast du dir bestimmt nur eingebildet, ich will jetzt endlich ins Bett, also weiter. Sie ging ein wenig schneller. Das fehlte noch, dass du dich jetzt selber verrückt machst. Ich habe keine Angst und unter Verfolgungswahn leide ich auch nicht, also weiter.
Da! Da war doch was. Dieses rhythmische Rascheln, da rennt doch jemand durchs Laub!
Aber sie konnte in der dunklen Nacht niemanden sehen. Sie ging jetzt so schnell sie konnte, jetzt hatte sie echt Angst. Nächstes mal nehme ich ein Taxi, dacht sie, dass hier mache ich nicht noch einmal. Plötzlich hörte sie hinter sich schnelle Schritte. Ganz deutlich, ganz dicht hinter ihr. Sie fuhr herum und ballte ihre Fäuste. Sich einfach von hinten packen zu lassen kam ihr nicht in den Sinn, ich werde mich wehren, egal wer oder was da jetzt auf mich zugerannt kommt.
Plötzlich stach ein greller Blitz aus der Dunkelheit hervor, unglaublich hell, Susi war geblendet, sie sah nichts mehr. Sie taumelte nach hinten und fiel auf dem groben Schotter. Adrenalin rauschte durch ihre Adern, ihr Herz raste wie noch nie in ihrem Leben zuvor.
Ihre Augen brannten immer noch von dem grellen Blitz, da schoss ein zweiter durch die Nacht. Was ist das bloß? Dann spürte sie eine Hand an ihrer linken Brust und schlug sofort nach dieser Hand: „Finger weg, Du Schwein!“ schrie Sie in die Nacht. Ihre Stimme zitterte, die Augen füllten sich mit Tränen. Auf einmal ging neben ihr eine Taschenlampe an und leuchtete ihr ins Gesicht.
Dann hörte sie plötzlich Gelächter und die Stimmen kannte sie genau.
Klara lachte: „Haha, schau mal, die hat richtig Schiss...“
„Hey Susi, komm runter! Wir sind es doch nur ... deine Mädels ... Kati, Klara und ich.“
Klara fragte: „Na, sind die Fotos was geworden?“
Kati lachte als sie die gerade geschossen Bilder auf dem Display der Digicam sah.
„Die halten wir ihr unter die Nase, wenn sie mal wieder alleine nach Hause gehen will.“
„Hey Susi, geht’s wieder? Wir wollten dir doch nur einen Schreck einjagen, nicht böse sein.“
Susi lag da und konnte es nicht fassen, einerseits war sie erleichtert dass sie nicht mehr in Gefahr war, aber anderseits war sie furchtbar sauer: „Habt ihr sie noch alle? Was soll dieser Scheiß?“ Sie wischte sich die Tränen aus den Augen.
Claudia erklärte es ihr: „Wir wollten dir einen Denkzettel verpassen, weil du immer über uns lachst, wenn wir dir sagen, du sollst nicht nachts alleine durch den Wald gehen. Besser wir jagen dir einen Schreck ein, als wenn das mal jemand macht der dir wirklich etwas böses will. Okay?“
Susi lag immer noch auf den Boden. Verdammt, dachte sie, die Weiber haben dich total verarscht. Doch dann begann sie erneut zu weinen. „Das mit der SMS hättet ihr euch aber sparen können, das war wirklich gemein!“
Claudia sah in die verwunderten Gesichter ihrer Komplizinnen und fragte:
„Was für ne SMS? Wir haben dir keine Nachricht geschrieben.“
„Fünf Minuten bevor ihr mich angegriffen habt, hab ich ne SMS bekommen. Da stand:
*** Schön dass du sicher nach Hause gekommen bist und sei bitte nicht mehr böse, weil ich dich heute Abend bekleckert habe. Gruß Claudi. ***
Könnt ihr euch vorstellen, was ich für eine Angst hatte als ich das gelesen habe?
Die einzigen Personen die wussten, dass ich in diesem Wald bin schreiben mir
...Schön dass du sicher nach Hause gekommen bist...
Was sollte das?
Jetzt lachte keiner mehr.
Claudia stammelte: „Das habe ich nicht geschrieben. Mein Handy ist seit gestern in Reparatur.“
Klara mischte sich ein:
„Von uns war das keiner, aber es gibt Handys die senden ne SMS mit falscher Absendernummer, also könnte es jeder gewesen sein der eure beiden Handynummern kennt.“
„...und woher weiß der Unbekannte das Claudia mich bekleckert hat?“
Klara überlegte:
„Tja, das kann er nur wissen, wenn er uns den ganzen Abend belauscht hat.“
Claudia wiedersprach:
„Das kann nicht sein, sogar wenn er Susi gesehen hat, wie sie das Haus verlassen hat und wir ihr dann gefolgt sind, wusste er immer noch nicht wann er die SMS abschicken muss. Sie kam genau im richtigen Moment, oder? Wie konnte er den Zeitpunkt so genau wissen?“
„Ganz einfach“, flüsterte Susi, „wir sind hier nicht alleine im Wald!“
3. (... noch mehr Schub...)
„Was...“ Claudia riss die Augen auf, „ ... du meinst er ist uns bis hierhin gefolgt?“
Auch Kati wurde es jetzt zuviel: „Ich will aus diesem Wald raus! Sofort!“
Susi griff die Taschenlampe und leuchtete einmal um sie herum, aber außer Bäumen die sich leise im Wind bogen war nichts zu erkennen. Batsch! Die vier jungen Frauen hörten ein metallisches Geräusch, das von plötzlicher Dunkelheit begleitet wurde. Susi hatte die Taschenlampe fallen lassen.
Sie zog den Kopf ein, „Ups...Tschuldigung“
Kati schnauzte sie an: „Ups? ... wie Ups? So etwas kannst du sagen, wenn du jemand anrempelst aber nicht, wenn du unsere einzigste Lichtquelle zerstörst, du dusselige Kuh!“
Claudia mischte sich ein: „Hört auf, wir gehen jetzt hier raus, wir fassen uns an den Händen, dann geht auch keiner verloren. Los jetzt!“ Ihr Tonfall ließ keine Diskussion zu. Susi ergriff noch einen dicken Stein, bevor sie Klaras Hand nahm und so setzten sich die vier Frauen in Bewegung. Ihre Hand war von kaltem Angstschweiß überzogen, außerdem hatte sie einen Puls auf den jeder Extremsportler neidisch wäre. Nachdem die vier Frauen fünf lange Minuten durch die Dunkelheit flüchteten blieb Susi abrupt stehen.
„Habt ihr das auch gehört?“
„Was?“
„Rechts von uns ... da war ein Geräusch, ich bin mir ganz sicher.“
Jetzt war es Claudia, der die Nerven durchgingen:
„Oh Gott ... niemand weiß das wir hier sind, niemand wird uns suchen, wir kommen hier niemals heile raus und ich habe doch nächste Woche Geburtstag. Scheiße!“
Klara hatte sich wieder unter Kontrolle und wollte die anderen drei beruhigen:
„Also, ich habe eine Idee. Wir denken jetzt alle an etwas schönes und gehen einfach weiter, in 10 Minuten sind wir hier raus, okay?“
Kati und Claudia stimmten zu, nur Susi fing an zu grinsen und warf den Stein, den sie immer noch in der Hand hielt, in die Richtung aus der sie angeblich ein Geräusch gehört hatte. Krachend schlug der Stein gegen einen Baum.
Die drei anderen schrieen auf und hielten sich gegenseitig fest im Arm. Susi grinste jetzt noch breiter. Jaja, meine Mädels. Sie sind so leicht zu beeinflussen. Eine mysteriöse SMS, die es nie gegeben hatte. Klaras Gedanke, dass irgend jemand sie wohl belauscht haben musste hatte es ihr möglich gemacht den anderen einzureden, dass sie beobachtet werden. Dann noch die kaputte Taschenlampe, die sie absichtlich auf den Schotterweg hatte fallen lassen. Und natürlich immer dieses subtile Lauschen „Ist da was? War da gerade was? Habt ihr das auch gehört?“ Susi musste sich zusammenreißen um nicht laut loszulachen. Ich werfe jetzt noch 2 oder 3 Steine und dann greife ich mir die Kamera und dann werde ich mal ein paar Fotos machen. Fotos vor drei kreischenden Mädels, die versucht haben ihre Freundin zu erschrecken.
Aber irgendwie sind sie doch süß, oder?
Jaja, meine Mädels.
Plötzlich piepste ihr Handy und als sie dann die Nachricht auf ihrem Display las, glaubte sie ihre Beine würden den Dienst versagen. Angeblich war die Nachricht von Claudia...
Du hast mich mit dem Stein nur knapp verfehlt ...
Keiner von euch wird diesen Wald lebend verlassen.
PS: Buuuh...!
...