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Meine Schwester
Meine Schwester
Er hat es schon wieder getan. Schon wieder mit Ihr. Schon wieder von hinten.
Sie hat geweint und gefleht. Ihre Augen brachen. Sie waren weit vor Zeitpunkt bereits tot, als ich es das erste Mal sah. Damals im Bad, vor der Badewanne. Sie wehrte sich kaum, es wirkte so, sie wolle es.
Am Abendsbrotstisch beten wir immer. Mein Vater bittet dann immer für unser Seelenheil. Die Tochter, mit den toten Augen, wirkt in diesen Moment immer etwas abwesend. Vielleicht betet sie in diesem Moment auch für ihr Seelenheil. Gestorben ist sie schon vor langer Zeit. Ihr körperlicher Tod wäre nur noch eine Formalität. Die Mutter sitzt immer am Ende des Tisches, mehr oder minder abwesend. Sie ist stark gealtert, wirkt eingefallen und isoliert. Wie wirke ich mit meinen 15 Jahren? Mit meinen Pickeln, Selbstzweifeln und explosiven Wissen? Ich will es gar nicht wissen, die Wahrheit ist wohl zu zerstörend. Das wird sich wohl auch die Mutter so denken.
Die Sonntage sind nicht zum Ausschlafen geeignet. Da gehen wir immer in die Kirche. Mein Vater ist da ein ganz hohes Tier, verwaltet die kirchliche Kindertageseinrichtung, seit Jahren. Es kam nie eine Klage. Er ist angesehen, deswegen wagt niemand zu fragen, was mit seiner Frau los ist. Deswegen tuschelt man, redet ihr Affären nach. Sie weiß und es zerstört sie, jedes mal von neuem. Ob sie es ahnt? Seit ihrer Totgeburt, ist es nicht mehr so wie es vorher war. Fickt der Vater seit diesem Zeitpunkt mit seiner 17-jährige Tochter?
Wenigstens haben diese Tage immer etwas Gutes, da sehe ich immer meine Flamme. Ich glaube, sie mag mich. Sie lächelt immer mich wieder an. Das ist schon ein gutes Zeichen. Sie erinnert an meine Schwester. Ich sollte sie bald mal ansprechen, ansonsten läuft sie mir noch weg.
Nach dem Gottesdienst wollte meine Mutter mit noch Schuhe kaufen gehen, Winter steht bevor. Doch ich glaube, das gegen diesen Winter die besten Schuhe nicht helfen. Er wird wohl seine Opfer finden. Ich spürte, das er es schon wieder tat. Schon wieder mit Ihr. Schon wieder von hinten. Sie weint und fleht.
Am Abend ging ich zu meiner Schwester. Sie wirkte ausgeblichen und wie ihre Großmutter, die seit 5 Jahren tot ist.
“Was willst du?“ ,fragte sie.
„Mit dir reden“,meinte Ich.
„Über was?“
„ Na, über Pa und so.“
„Geh weg. Ich will mit dir darüber nicht reden. Außerdem gibt es da nichts zu besprechen.“
„Sicher?“
„Ja!“
„ Ich habe euch gesehen, ganz oft.“
„Das macht dich wohl, du kleiner Spanner.“
„Willst du es?“
„ Was soll das? Willst du mich fertig machen?“
„Magst du es von hinten? Warum nicht mal anders?“
„ Das darf er nicht, sagt er dann immer. Hier, du willst mich doch verletzten! “ Sie gab mir ein Feuerzeug und machte ihren Arm frei. Ich hielt das Feuerzeug dran und löste es aus. Ich weiß nicht wie lang, doch der Schmerz schien sie nicht weiter zu stören. Sie war es gewohnt.
In mir rumorte es gewaltig. Wie konnte ich meiner Schwester weh tun? Bin ich genauso pervers wie mein Vater.
Noch am selben Abend traf ich mich noch mit meiner Flamme. Es war wunderschön. Wir aßen und tranken gut. Im weiteren Verlauf des Abends landeten wir dann in ihrem Bett – ohne Kleidung.
Sie wollte mit mir schlafen, ich wollte es auch. Dann, als wir dabei waren, sah ich in ihr Gesicht. Es erinnerte mich an meine Schwester. Ich musste daran denke, was ich sah, wie ich meine Schwester verletzte. Ich ließ von ihr ab und ging.
Als ich nach Hause kam, war meine Schwester nicht mehr da. Ihr Fenster stand offen. Sie war geflohen. Im Zimmer klebte überall Blut. War es ihr eigenes? Wenn nicht, von wem sonst.
Ich ging weiter durch das Haus. Im Sessel saß mein Vater. Ich sprach in an, er reagierte nicht. Als ich näher kam sah ich, das er voller Blut war. Sein Körper war noch warm, doch starr.
Ich rief nicht den Krankenwagen, er war tot und verdiente keine Hilfe.
Noch in der Nacht kam die Polizei mit meiner Schwester. Man nahm meine Mutter, meine Schwester und mich aufs Revier. Meine Schwester durfte nicht mehr gehen.
Der Staatsanwalt erhob Anklage wegen Mord. Meine Schwester gestand alles in der Gerichtsverhandlung, erzählte alles was geschah. Meine Mutter vernahm alles ohne Regung.
Man glaubte ihr nicht, das konnte nicht der Mann getan haben, der jahrelang die Kindertagesstätte verwaltet hatte. Man verurteilte sie zum Tode. Jahre später starb sie durch die Spritze. Ihr Tod war nur noch eine Formalität, sie war schon lange innerlich Tod.