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Meine Seele brennt

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15.07.2009
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Meine Seele brennt

Brennende Seele

Ich sitze in der Dunkelheit. Ich sehe nichts. Also versuche ich zu ertasten, wo ich mich befinde. Ich hebe langsam die rechte Hand, sehr vorsichtig, da ich Angst habe, ich könnte mich an einem unerwarteten Gegenstand verletzen. Doch hier ist nichts. Die Hand sinkt wieder auf den Boden neben mein Becken. Ich bewege die linke Hand, jetzt nicht mehr so vorsichtig. Das einzige, was ich fühle, ist Luft. Also haue ich mit der Hand ein paar Mal nach oben und nach unten – Nichts.
Mein Herz pocht, lauter und schneller als normal. Boom, boom, boom, boom, boom.
Das Pochen klingt ungewöhnlich hohl. So, als würde man etwas auf einen umgestülpten Eimer fallen lassen, und der Eimer ist leer.
Auch ich fühle mich leer. Erst jetzt merke ich, dass mein ganzer Körper zittern muss. Ich fühle mich ziemlich schwach. So, als hätte man Tage nichts gegessen, aber wäre jeden Tag einen Marathon gelaufen. Ich kenne das Gefühl. Mein Blutdruck.
Ich hebe die Hände, um das Zittern zu kontrollieren. Es ist zu dunkel, ich kann nichts sehen, also führe ich die linke Hand an meine Wange, um das Zittern zu spüren. Doch ich spüre nichts. Meine Hand ist ruhig. Woher kommt dann dieses Gefühl in mir?
Auch meine rechte Hand ist völlig ruhig. Nichts zittert. Alles ist total ruhig.
Mein Atem wird automatisch schneller. Ich bekomme Panik. Meine Augen werden nass. Tränen rollen über mein Gesicht und tropfen auf meine Hände.
Was ist hier los? Ich weine, doch ich fühle nicht wieso.
Warum weine ich? Warum habe ich solche Panik?
Hektisch stehe ich auf und laufe durch die Dunkelheit. Meine Hände sind mein Schutzschild, aber hier ist nichts.
Ich möchte los schreien, aber ich kann nicht. Alle meine Schreie werden im Rachen erstickt.
Die Panik steigt, mein Atem und mein Herz überschlagen sich. Boom, boom, boom, boom, boom, boom, boom, boom, boom, boom, boom, boom, boom, boom.
Ich renne weiter. Dahinten brennt ein Licht – ganz schwach, aber ich kann es sehen. Ich renne schneller, schneller, schneller und plötzlich falle ich hin.
Ich möchte aufstehen, aber ich kann nicht. Das Gefühl der Schwäche zieht mich zum Boden. Wieder und wieder. Ich versuche mich zusammenzureißen, doch ich falle immer wieder hin.
Ich möchte schreien, aber ich kann nicht. Ich möchte aufstehen, aber ich kann nicht. Ich möchte schreien, aber ich kann nicht. Ich möchte aufstehen, aber ich kann nicht.
Alle meine Schreie werden im Rachen erstickt. Ich falle immer wieder hin…
Noch nie hat mich etwas so gequält. Ich gebe auf.
Schluchzend rolle ich mich auf dem Boden zusammen. Ich sehe kein brennendes Licht mehr.
Stattdessen starre ich in die Dunkelheit. In die Dunkelheit in meinem Zimmer. Ich liege im Bett.
Und das Einzige was jetzt noch brennt, ist meine Seele.

 

Hallo,

Willkommen auf Kurzgeschichten.de

den Einstand erinnert mich an eine meiner ersten Geschichten. Da habe ich meinen Protagonisten auch durch die Dunkelheit rätseln lassen und auch ich habe mich häufig wiederholt. Das wirkt auf denjenigen, der schreibt, sehr intensiv und real, zum Lesen ist es aber leider ziemlich langweilig.
was aber ganz gut rüber kam, war diese Verlorenheit und eine große Verzweiflung. Insofern fand ich die Geschichte dann auch ziemlich bedrückend.

Noch einige Details:

Die Hand sinkt wieder auf den Boden neben mein Becken.
»die Hand« würde ich ändern in »meine Hand«, oder noch besser den ganzen Satz ändern:
»ich lasse meine Hand wieder auf den Boden sinken.«


Boom, boom, boom, boom, boom.
das ist albern und passt nicht in die Geschichte.


Das Pochen klingt ungewöhnlich hohl. So, als würde man etwas auf einen umgestülpten Eimer fallen lassen, und der Eimer ist leer.
gefällt mir. Das »ungewöhnlich« wäre eigentlich nicht nötig.


Erst jetzt merke ich, dass mein ganzer Körper zittern muss.
das klingt ziemlich schief. Warum nur zittere ich nicht? Ich würde mir eine solche Frage nur dann stellen, wenn es eigentlich wahnsinnig kalt wäre, ich aber nicht friere/zittere. So weit ich aber gesehen habe, hast Du keine Kälte erwähnt.
Die ganze Sache mit dem Zittern, also auch die folgenden damit zusammenhängenden Dinge solltest Du nochmal überarbeiten, das kommt mir ein bisschen zu beliebig vor.

aber wäre jeden Tag einen Marathon gelaufen
wäre aber


Ich renne weiter. Dahinten brennt ein Licht – ganz schwach, aber ich kann es sehen. Ich renne schneller, schneller, schneller und plötzlich falle ich hin.
Ich möchte aufstehen, aber ich kann nicht. Das Gefühl der Schwäche zieht mich zum Boden. Wieder und wieder. Ich versuche mich zusammenzureißen, doch ich falle immer wieder hin.
Ich möchte schreien, aber ich kann nicht. Ich möchte aufstehen, aber ich kann nicht. Ich möchte schreien, aber ich kann nicht. Ich möchte aufstehen, aber ich kann nicht.
Alle meine Schreie werden im Rachen erstickt. Ich falle immer wieder hin…
diese Stelle hier ist wirklich anstrengend. Zu viel Wiederholung. Erst sagst du, da ist ein Licht und dann bestätigst du, dass deine Figur es sehen kann. Das ist unnötig. Wie äußert es sich, dass die Stimme des Protagonisten nicht zu hören ist, dass sie erstickt ist usw.? Kann er sich selbst nicht hören? Ist seine Stimme nur ein quietschen? Was für eine Schwäche ist es, die ihn zu Boden zieht? Wird er müde, fühlen sich seine Glieder bleiern an, meint er, in einem Morast fest zu stecken? zeig mir Bilder, lass mich sehen, was los ist, auch wenn es nur Gedanken des Protagonisten sind, zeigt sie mir. Stolpert er, wird er gestoßen? Für hinfallen gibt es viele Gründe. Da muss mehr Abwechslung hinein und ein paar von den Wiederholungen kannst du einfach komplett entfernen.

der Schluss mit dem im Bett liegen finde ich ein bisschen riskant, durch den guten Schlusssatz ist das aber gerade noch mal gut gegangen, weil es eben keine »und dann wachte er auf und alles war wieder gut«-Geschichte ist.

Herzliche Grüße,
Georg

 

Hallo Caty0605,

ich fand deine Traumschilderung eindrucksvoll. Die Erfahrung der Leere, die erst zu panischer Aktivität und dann zu qualvoller Lähmung führt.

Was ich nicht verstanden habe, ist dieses Zittern und doch wieder nicht Zittern.

Und dieses lautmalerische "boom, boom, boom" hat mir auch nicht so gefallen. Für mich pocht ein Herz eher so: "bumbumm, bumbumm". Aber wahrscheinlich wäre es am besten, das ganz zu streichen oder anders darzustellen.

So, als hätte man Tage nichts gegessen

An dieser Stelle würde ich das Wort "man" durch "ich" ersetzen.

Gruß

tomtom

 

hallo caty,

die Schilderung der Unsicherheit im Dunkeln finde ich gut beschrieben. Das mit dem Boom, glaube ich, kannst du weglassen. Das nervt nur beim lesen. Es erinnert mich zu sehr an eine Bombe. Was den Inhalt betrifft: jemand ist im Dunkeln, fühlt sich unsicher, sieht Licht, will zum Licht, fällt hin, kommt nicht vorwärts, wacht auf in seinem Bett. Geschichten leben von speziellen Dingen, die tiefer unter die Oberfläche gehen. Also Fragen wie warum er diesen Traum hat, wer er ist und sowas, die möchte man immer wissen.

mfg mantox

 

Hey Caty0605,

und einen Willkommensgruß von mir an dieser Stelle.

Ich sehe in Deinen Zeilen eigentlich weniger einen Traum. Für mich sind sie die Beschreibung eines Gefühlszustandes, klar, in einen Traum verpackt, aber für mich hätte all das, auch ohne das Ende im Bett funktioniert.

Und Du schaffst es, mich mit hinein zu ziehen, in dieses Dunkel. Mir die Angst zu vermitteln.
Dennoch frage ich mich die ganze Zeit, wofür diese Angst steht. Einsamkeit?, Empfundene Unzulänglichkeit? Ziellosigkeit? Eine gewisse Ohnmacht gegenüber etwas? Es kann so viel sein und das finde ich schade, denn so wirkt es ein wenig beliebig alles.

Ich möchte schreien, aber ich kann nicht. Ich möchte aufstehen, aber ich kann nicht. Ich möchte schreien, aber ich kann nicht. Ich möchte aufstehen, aber ich kann nicht.
Alle meine Schreie werden im Rachen erstickt. Ich falle immer wieder hin…

Eigentlich haben ja Wort- und Satzwiederholungen immer etwas unschönes an sich. Für mich funktioniert es aber hier bei Dir. Sie wirken auf mich wie ein Strudel, der sie hinabzieht.
Allerdings stören mich dann die kursiv gesetzten Sätze. Weil, das nur noch eine platte Wiederholung ist, die es nicht bedürfte, sie haben keine Wirkung mehr.

Schöne Bilder, die Du transportierst. Da kann man doch gespannt sein, was dem noch folgen mag, aus Deiner Feder.

Beste Grüße Fliege

 

Hallo ihr Lieben.
Erstmal vielen Dank für eure Reaktionen und eure ehrliche Kritik.
Es ist wirklich so, dass ich mit diesem Text nicht unbedingt auf die Beschreibung eines Traumes abgezielt habe, sondern tatsächlich auf Empfindungen und Gefühle, die sich halt erst im Traum zeigen. Ist es nicht öfter so, dass man im Alltag einige Dinge am liebsten verdrängt und diese Dinge dann meistens erst auf solchem Wege an die Oberfläche kommen? Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich beim Schreiben einfach durch meine eigenen Gefühle und Erfahrungen leiten lassen und sie somit verarbeitet.
Wofür die Angst steht und woher sie eigentlich kommt, habe ich deshalb nicht beschrieben, weil dieser Text nur eine Art "Prolog" darstellt. Die eigentliche Geschichte, die hinter diesem Traum und diesen Empfindungen steckt, schreibe ich gerade. Allerdings ist das keine Kurzgeschichte mehr :) (also wie ihr merkt, es sollte der Anfang eines "Romans" sein) Ich wollte aber einfach mal wissen, wie es so ankommt. Und jetzt bin ich euch sehr dankbar für eure Anmerkungen.
Jemand hat geschrieben, dass er/sie die Sache mit dem Zittern und dann doch nicht zittern nicht versteht...ehm, vielleicht habe ich das nicht ganz gut dargestellt, sollte es wohl dann nochmal überarbeiten:
es sollte einfach diese INNERE Leere, Verzweiflung und Verlorenheit darstellen, die sich halt nicht nach außen hin zeigt.
Der ganze Traum baut ja quasi darauf auf, dass der Protagonist etwas erlebt hat, was ihn zerbrochen hat. Daraus ergibt sich die Verzweiflung, die Verlorenheit, die Leere, die im Traum rausbricht. Deshalb der letzte Satz "Und das Einzige, was jetzt noch brennt, ist meine Seele." Dadurch sollte der Zusammenhang zwischen Traum, Wirklichkeit und Empfindung deutlich werden.
Also, nochmal Danke für eure Reaktionen :)

 

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