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Menschen wie Gläser

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09.08.2005
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Menschen wie Gläser

Leise fiel die Tür in ihr Schloss. Es wird wohl das letzte gewesen sein, was ich von ihr sah, hörte, vernahm.
Ich stand im Flur und war wie vollkommen gelähmt. Ich musste mich ablenken, aber wohin um diese Uhrzeit?! Egal! Hauptsache weg von der Erinnerung. Gerade weil sie so schön war, schmerzte es umso mehr.
Ich nahm den Mantel und wollte gerade zum anderen Jackenhaken greifen um einer bestimmten Person in die Jacke zu helfen, als mir auffiel, dass dort keine Jacke mehr hing. Ich stand völlig neben mir, verfehlte mehrmals die Türklinke.
Als ich dann endlich draußen war und der kalte Nachtwind mir entgegen blies, ging es mir schon besser, jedoch nur körperlich. Ich streifte durch die nächtlchen Straßen, auf der Suche nach Leben, welches mir vielleicht Trost spenden könnte. Katzen streunten.
Dort! Eine Bar! Gegenüber ein totes Geschäft. Bereits von draußen konnte man das wenig lebendige Treiben in der Bar beobachten, die bis auf zwei Gäste und dem Barkeeper menschenleer war. Auf dem Tresen stand noch ein einzelnes benutztes Glas.
Ich trat ein. Die drei Personen starrten mich im Moment des Eintretens kurz an, wandten sich dann jedoch wieder ihren Beschäftigungen zu. Nur der Barkeeper fragte freundlich, was ich trinken wolle, woraufhin ich mir ledeglich ein Glas Wasser bestellte.
Ich beobachtete das Paar mir gegenüber unauffällig. Beide wirkten ausgemerkelt. Der Mann guckte etwas mürrisch, oder abwesend? Ich wußte es nicht genau. Jedenfalls zog er ab und zu an seiner Zigarette - Kühler Rauch. Alles eiskalt.
Ein Schauder lief mir über den Rücken, während ich innerlich brannte. Seine Begleitung, eine rothaarige Dame, saß nur neben ihm und mit irgendeinem Fetzen Papier spielend, in die Ferne starrend.
Ihre Hand schob sich langsam in die Richtung der seinen, hielt aber auf halbem Weg inne und weiter bohrten sich ihre leeren Blicke in die Luft.
Ja, und leer war ich, ausgebrannt eben. Es herrschte vollkommene Stille,bis auf das gedämpfte aneinander Schlagen von Gläsern in Spülwasser. Der Barkeeper spülte. Sonst nichts zu hören, lautes Schweigen.
Schweigen, ja, ich glaube so hatte es bei uns auch begonnen. Ich meine, nicht dass wir nicht auch davor geschwiegen hätten, doch dass Schweigen hatte sich mit der Zeit gewandelt. Das Paar war wahrscheinlich noch in der Anfangsphase- gemeinsames einsames Schweigen. Ich hatte nie wahr haben wollen, dass soetwas sein könnte.
So hatte es angefangen- der Anfang vom Ende.
Nun starrte ich in mein Glas, klare Flüssigkeit, durchsichtig schimmernd-wunderschön!
Selbst ein einfaches Glas Wasser erinnerte mich gerade an sie, jedoch durchsichtig war sie nie gewesen. Doch ich kannte sie längst nicht mehr wirklich, was mir auch schon vor dem heutigen Abend klar gewesen war.
Wieso hatte ich nichts unternommen?
Mich erstaunte die Geduld der Barkeepers. Vielleicht kannte er ja auch das Gefühl dieser Hilflosigkeit, sich selbst, seinen Gedanken hilflos ausgeliefert zu sein.
Meine Nase begann vom zurückhalten der Tränen zu laufen. Ich kramte in meinen Jackentaschen nach einem Taschentuch, fand jedoch keines. Ich blickte auf. Sollte ich die Stille durchbrechen? Ich hätte es damals tun sollen.
Ich fragte,ob jemand eines für mich hätte.
Diese gebrochenen Töne passten nicht zur Stille, vielmehr die feine Stimme der Frau, die meine Frage bejahte und ein weißes Papiertaschentuch aus ihrer Handtasche zog. Sie hielt es mir entgegen als ich aufstand.
Wieder Schweigen. Hätte sich etwas geändert, wenn ich mit ihr geredet hätte? Wahrscheinlich nicht.
Doch jetzt schien auch der Barmann genug des Schweigens gehabt zu haben und fragte ob er nun endlich Feierabend machen dürfe.
Der Mann half seiner Frau in ihre Jacke. Das Taschentuch fiel herunter. Zu spät, alles verloren?
Ja..Ich schritt dem Paar hinterher, wieder hinaus in die Nacht. Der Barmann schloss hinter uns ab. Ich hatte das Gefühl zu schwanken- Müdigkeit?...
Nach kurzem durchstreifen der Nacht stand ich nun vor unserem Haus, im Flur brannte Licht. Sie hätte es längst gelöscht.
Ich suchte meine Schlüssel und fand sie in meinem Gedächtnis auf der Kommode im Flur liegend.
Das Mondlicht flutete den Garten.
So bewusst hatte ich lange nicht mehr gesehen.

 

Hallo Aeluin und herzlich willkommen hier.

Die einsamen Menschen in der Bar, die sich ihre Einsamkeit ins Gesicht schweigen, sind natürlich in Geschichten schon derbe überstrapaziert. Immerhin brichst du diese Klischee etwas, indem dein Prot nur Wasser trinkt anstatt sich volllaufen zu lassen.
Der Plot ist also schon mal nicht sehr originell.
Leider vermeidest du durch Satzbau und Gestaltung auch, dass die Emotion den Leser erfasst. Die Grübeleien, ja selbst die Erinnerungen werden immer wieder in den Kopf transporteirt und als Sinneseindrücke verkauft. Dadurch fehlt es diesem kurzen Text mE an Spannung:

Details:

Ich stand im Flur und war wie vollkommen gelähmt.
wie gelähmt oder vollkommen gelähmt, sonsts hakts irgendwie. ;)
Gerade weil sie so schön war, schmerzte es umso mehr.
schmerzte sie umso mehr (bezieht sich grammatisch in jedem Fall auf die Erinnerung)
wollte gerade zum anderen Jackenhaken greifen um einer bestimmten Person in die Jacke zu helfen
hier butterst du eine im Grunde schöne Idee selber unter, zum Beispiel durch "bestimmte Person" und durch das Verstecken im Nebensatz.
Ich streifte durch die nächtlchen Straßen
nächtlichen
Bereits von draußen konnte man das wenig lebendige Treiben in der Bar beobachten, die bis auf zwei Gäste und dem Barkeeper menschenleer war.
Auch hier baust du mit deiner Satzkonstruktion mE Atmospäre ab, die du aufbauen möchtest. Vorschlag: Bereits von draußen konnte man sehen, dass in der Bar nichts los war. Nur zwei Gäste hockten gelangweilt vor der Theke.
wandten sich dann jedoch wieder ihren Beschäftigungen zu.
Glas zum Mund heben? Nur der Barkeeper kann beschäftigt sein. Beschreibe wie er mit einem Lappen den Tresen putzt oder Gläser abtrocknet.
Ein Schauder lief mir über den Rücken
Schauder
vollkommene Stille,bis auf das
fehlendes Leerzeichen
das gedämpfte aneinander Schlagen von Gläsern in Spülwasser.
Du warst noch nie in einer Bar, oder? Gläser können dort nicht im Spüöwasser aneinander schlagen. Sie werden einzeln über eine Spülbürste gestülpt, die auf Druck Wasser freigibt.
jedoch durchsichtig war sie nie gewesen. Doch ich kannte sie längst nicht mehr wirklich
liest sich auch so wie eine Wiederholung.
was mir auch schon vor dem heutigen Abend klar gewesen war.
auch hier fehlt mE das Timing fürs Gefühl. Durch diese Rationalisierung. Eher fragt man sich doch, wieso es einem trotz der Zeichen nciht klar gewesen ist.
Mich erstaunte die Geduld der Barkeepers
Warum? Dazu ist er da.
Meine Nase begann vom zurückhalten der Tränen zu laufen.
persönlich würde ich ja substativierte Verben möglichst immer meiden. Hier klingt es besonders blöd. Und Zurückhalten wird, als Substantiv gebraucht, natürlich groß geschrieben.
Ich fragte,ob jemand eines für mich hätte.
fehlendes Leerzeichen
Ja..Ich schritt dem Paar hinterher
Ja ... Ich
zu schwanken- Müdigkeit?...
zu schwanken - Müdigkeit ...?
Nach kurzem durchstreifen der Nacht
Wieder ein substantiviertes Verb. Und wieder wird es groß geschrieben, wenn du es denn nicht vermeiden willst.
So bewusst hatte ich lange nicht mehr gesehen.
Von diesem bewssten Sehen wird uns leider gar nichts vermittelt. Wo findet es statt? Und welches Bewusstsein eröffnet sich ihm? Dass er nicht in die Wohnung kommt, weil er den Schlüssel auf der Kommode liegen lassen hat?

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Aeluin und herzlich willkommen! :)

Auch mich lässt der Text leider mit einem Schulterzucken zurück, er weckt keine Emotionen. Wie sim schon aufgeführt hat, liegt das vor allem am Stil. Man kann die Leute da sitzen sehen, aber sie lassen einen ihre Einsamkeit nicht fühlen.
Ein Detail habe ich noch:

Beide wirkten ausgemerkelt.
:lol:
war das Absicht?! Eigentlich schreibt man es mit g. ;)

Und der Titel hat mir sehr gefallen. Er passt auch. :)

schöne Grüße
Anne

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Aeluin,

die Einsamkeit nach einer Trennung, und wie immer findet dein Prot nicht den Grund, weshalb es geschehen ist.
Aber der Leser bleibt über das Vorleben deines Ich-Erzählers im Dunkeln. Er weiß nicht, wie lange das Paar zusammengelebt hat, ob es oft Streit gab usw. War er verheiratet oder wohnten sie nur so zusammen?
Es sind viele Fragen, die offen bleiben. Hier solltest du vielleicht etwas Abhilfe in Form von einigen Rückblenden schaffen.
Auch schien es mir so, als litt dein Prot nur an der Einsamkeit. Er verspürt keinerlei Wut, dass ihn seine Partnerin verlassen hat?
Er beobachtet eigentlich nur die Menschen in der Bar, aber auf sein eigenes Leben geht er überhaupt nur an einer Stelle ein und zwar als er das Schweigen des Paares in der Bar mit dem Schweigen in seiner Beziehung vergleicht.

Außerdem sind mir auch noch ein paar Kleinigkeiten aufgefallen:


Es wird wohl das letzte gewesen sein, was ich von ihr sah, hörte, vernahm.

das Letzte

Hauptsache weg von der Erinnerung.

Welche Erinnerung, um was geht es hier?

Ich nahm den Mantel und wollte gerade zum anderen Jackenhaken greifen um einer bestimmten Person in die Jacke zu helfen,

Komma nach greifen

Katzen streunten.

Der Satz sagt zu wenig aus.
Entweder weglassen oder vielleicht ändern in:
Aber nur streunende Katzen begegneten mir.

Ich trat ein. Die drei Personen starrten mich im Moment des Eintretens kurz an, wandten ...

Ich ging hinein. (Damit fällt das doppelte eintreten weg)

Seine Begleitung, eine rothaarige Dame, saß nur neben ihm und mit irgendeinem Fetzen Papier spielend, in die Ferne starrend.

Seine Begleitung, eine rothaarige Dame, saß nur neben ihm und spielte mit irgendeinem Fetzen Papier und starrte in die Ferne.
(aktive Sätze klingen mE besser)

Ja, und leer war ich, ausgebrannt eben.

Ja, auch ich war leer, ausgebrannt eben. (Bezieht sich doch auf den vorherigen Satz, daher passt das "auch" hier ganz gut, weil es dem Prot genauso geht)

Es herrschte vollkommene Stille,bis auf das gedämpfte aneinander Schlagen von Gläsern in Spülwasser. Der Barkeeper spülte.

Es herrschte vollkommene Stille, bis auf das gedämpfte Blubbern, das der Barkeeper beim Spülen der Gläser verursachte. (eine Möglichkeit die Wiederholung des Wortes "Spülwasser/spülte" zu vermeiden und gleichzeitig das Aneinanderschlagen der Gläser herauszunehmen, das nach Meinung von Sim nicht passiert)

Ich meine, nicht dass wir nicht auch davor geschwiegen hätten, doch dass Schweigen hatte sich mit der Zeit gewandelt.

das Schweigen

Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass mE dem Leser zuviel Information vorenthalten wird und die Gefühle deines Prot zu wenig geschildert werden.

Viele Grüße
bambu

 

Hi Aeluin,
leider hat mir deine Geschichte nicht so gut gefallen. In dem Gedanken, dass Schweigen das erste Zeichen für das Abkühlen einer Beziehung ist, liegt Potenzial, finde ich.
Ansonsten hat Sim schon das meiste angemerkt.

Noch zwei Kleinigkeiten:

Dort! Eine Bar! - kurze Satzteile mit Ausrufezeichen erhöhen das Tempo

Gegenüber ein totes Geschäft. - warum tot? finde ich unangemessen

Gruß, Elisha

 

Guten Abend Aeluin,

Ich bin heute auf deine Geschichte gestoßen, habe mir auch sehr aufmerksam die Kritiken dazu durchgelesen und würde gern anders als die anderen gerade das Momentane deiner Geschichte loben. Natürlich gibt es immer ( ich glaube in jeder Geschichte, die ich bis jetzt hier gelesen habe) sprachliche Verbesserungen, aber darüber wurde schon ausführlich geschrieben. Mir gefällt, dass die Situation etwas Stumpfes, Betäubtes vermittelt. Ich konnte z.B. sehr gut nachvollziehen, wie sich dein Protagonist durch die Bilder, wenn ich es so bezeichnen darf, bewegt. Rückblenden sind meiner Meinung nach Ballast zumindest würde ich das so empfinden. Gerade das Ausgeklingt Sein, das Umherstreunen und die kurzen Gedankenstränge passen sehr gut.
Danke für deinen Beitrag, ich hab ihn gern gelesen.

Liebe Grüße
choc

 

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