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Menthol in meiner Lunge

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20.08.2006
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Menthol in meiner Lunge

Ein weicher wind sauste mir durchs Haar. Dieselben schwappten mir von einer Seite auf die andere, flogen mir durchs Gesicht, versperrten mir an und an die Sicht auf die nächtliche Stadt weit unter mir und kitzelten meine Nase, sodass ich mich immer wieder kratzen musste. Die Zigarette in meiner Hand wurde kürzer mit jedem Zug, den ich nahm. Der Rauch kratzte mir im Hals, ich musste ständig husten. Es lag allerdings weniger an der Zigarette selbst, sondern viel mehr an den asthmatischen Anfällen, die mir die Kehle zuschnürten und das Atmen nur schwerfällig von statten ging. Ich konnte nicht klar analysieren, wo diese Anfälle ihre Ursache fanden. War es die Katze im Haus, oder die Nüsse im Schokoriegel? Vielleicht war es beides. Eine fürchterliche Kombination, wie ich empfand. Meine Nase war verstopft und tropfte doch beständig vor sich hin. Der Luft blieb nur der Weg durch die immer trockener werdende Mundhöhle. Ich blickte hinab auf die Stadt, in der ich aufgewachsen bin und immer noch lebte. Es sah alles so friedlich aus. Überall konnte man Lichter erkennen, die die Leben der Menschen erhellten. Mich fröstelte es ein wenig. Den ganzen Tag lang war es angenehm warm, gerade so warm, dass man ein kurzärmliges Hemd tragen konnte, ohne zu frieren. Aber nachts ist es kälter als draußen. Ab und an hörte ich Autos von der Hauptstraße vorbeifahren. Am Himmel spielten ein paar Lichter einen Reigen. Sie wurden entsandt, den Wolkenhimmel anzustrahlen und den Leuten mitzuteilen, sie sollten doch hier her kommen und feiern. Viele waren wohl gekommen, wie immer, wenn es Samstag ist. Mir waren solche Orte unangenehm. Diskotheken, Clubs, wie man sie nennt, habe ich selten betreten, meist nur, wenn mich ein paar Kumpel mitgezerrt hatten. An diesen lauten Orten, wo die Lichter nervös von einer Seite des Raumes auf die andere springen und dich manchmal blendend in die Augen treten, fühle ich mich sehr allein, auch wenn der Raum gefüllt von Menschenmassen ist, welche fröhlich zu der Musik ihre Leiber bewegen und auf das andere Geschlecht aufmerksam machen wollen. Dies scheint mir auch der größte Zweck einer solchen Lokalität zu sein. Man geht dort nicht hin, um Spaß zu haben, na gut, auch, aber eigentlich will man doch irgendjemanden anmachen. Mir ist dieses Handeln zuwider.
Die Zigarette war fast gänzlich ausgelutscht und mir wurde immer kälter. Bald würde ich wieder zu den anderen ins mir fremde Haus gehen, mich an meinen Computer setzen und irgendein spaßiges, aber dennoch bedeutungsloses Spiel spielen. Es war ja schließlich eine LAN-Party, eine kleine, aber dennoch feine Party. Mir gefiel es auf diesen kleinen privaten Spielsitzungen, weil ich dann mal aus dem Haus konnte und nicht allein sein musste. Trotz der Ermüdung hatten doch alle viel Spaß. Nur mir ging es zunehmend schlechter. Meine Allergien beherrschten mich völlig und hatten ihren Spaß an mir. Aber wenn man sonst Freude verspürt, sind einem diese Probleme nicht so wichtig. Da saßen wir nun, mitten in der Nacht und spielten Counter-Strike. Ich war und bin immer noch kein großer Fan von Ego-Shootern, aber dieser machte echt Laune. Ich war zwar kein sehr guter Spieler, eigentlich war ich lausig, aber ich hatte Spaß und konnte auch ein paar Frags machen. Nach einer guten Stunde hatten alle erst einmal genug von diesem Spiel und so wechselten wir eben mal das Genre. C&C ZH war angesagt. Sie fragen sich jetzt bestimmt, was diese Abkürzung bedeuten soll, hab ich Recht? Wenn Sie es nicht wissen sollten, dann finden Sie es heraus. Ich muss ja hier nicht alles erklären.
Dann stand ich wieder vor der Tür auf der Straße und schaute den Berg hinab auf die Stadt. Die Lichter waren weniger geworden und die tanzenden Strahlen waren verschwunden. Was blieb, war die kühle Brise, die mein Haar umspielte. Ich kratzte mir die Nase, hustete wie ein in jedem Moment sterbender Mann, und genoss meine Mentholzigarette, die wie mein Leben langsam aber stetig an Länge verlor.

 

Das

und genoss meine Mentholzigarette, die wie mein Leben langsam aber stetig an Länge verlor.
scheint mir die einzige Erkenntnis des Erzählers zu sein, die man als allgemein gültig bezeichnen kann (siehe Regeln zu dieser Rubrik). Eine brennende Zigarette wird ganz so wie unser aller Leben mit der Zeit stets kürzer, niemals länger. Eine Metapher. Keine Philosophie. Zumal der Erzähler keinerlei Konsequenzen aus diesem Vergleich zieht.

Für diese Rubrik ist mir das daher zu wenig. Schlage infolgedessen eine Verschiebung nach "Alltag" vor. Wie schaut's aus?

 

Danke an den Moderator.
Klar doch, verschiebt den Text ruhig in die Kategorie Alltag. MIr ist das egal und wenn es denn besser passt ist das auch gut.

 

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