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Metamorphose

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03.07.2002
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Metamorphose

Die Ampel steht auf Rot. Es bahnen sich nun andere Autos ihren Weg. Warten. Geduld. Den Fuß auf der Kupplung, mit dem Gas spielend, den Knüppel der Gangschaltung in seiner Hand hin und her gleiten lassend, sieht er zu dem Nebenauto hinüber; Ein Frau. Teilnahmslos. Beide Arme ineinander verschränkt, auf das fortlaufende Verkehrsschauspiel starrend, wartet sie auf das erlösende Signal. Sein Blick streift für einen Moment die Ampel, um dann das Radio zu begutachten. Rauschen. Störgeräusche. In seiner Gedankenwelt versunken, am Rädchen drehend, Sender suchend, nimmt er ein Geräusch hinter sich wahr. Die Ampel steht auf grün und er setzt sich in Bewegung. Die letzte Adresse für Heute ist die von Frau Mood. Sie benötigt ihre Insulinspritze.
An der Haustür angekommen, beobachtet er bereits das Licht, das aus ihrer Wohnung einladend zu ihm hinunter strahlt. Frau Mood erwartet ihn bereits an der Türschwelle mit einem warmen Lächeln. Sie schätzt seine Besuche sehr. Er tritt in die Wohnung ein. Im Hintergrund flimmert Dr. Jekyll und Mr. Hyde auf dem Fernseher. Eine komische Zeit für solche Filme. Sie reicht ihm die Hand. Smalltalk. Unbedeutende Alltagsfloskeln. Sie aber genießt sichtlich jede Minute seiner Anwesenheit. Er setzt die Nadel mit einer chirurgischen Genauigkeit und versorgt sie sanft mit ihrem lebensnotwendigen Elixier. Frau Mood ist Rentnerin. Ihr Mann starb im 2. Weltkrieg. Dort habe er tapfer gekämpft, das zumindest erzählt sie ihm gerne und oft. Sie würde ihm sicher nachträglich eine Ehrenmedaille verleihen, wenn sie könnte. Frau Mood lebt schon sehr lange alleine und weiß es daher umso mehr zu schätzen, dass ein so liebenswerter und aufmerksamer Mann so oft zu ihr kommt und ein Gefühl der Geselligkeit in die Tristes des einsamen Alltags bringt. Er wiederum mag seinen Job. Der Nachmittag bricht herein. Der Abschied verläuft, ganz in gewohnter Manier, mit einem Handkuss, mit dem er Frau Mood, die morgen ihren 84. Geburtstag feiert, lächelnd zurück lässt. Endlich Feierabend. Zeit für sich. Momente der eigenen Entfaltung. Im Altenzentrum angekommen, steigt er aus seinem Dienstwagen, sperrt diesen ab und begibt sich frohen Mutes auf den Weg nach Hause.
Drei Stunden später: Das Adrenalin treibt das Blut durch den Körper. Jeder Muskel ist angespannt. Den drei Männern, die er umgebracht hat, trauert er nicht nach. Er kann den Rest von ihnen nicht sehen aber er weiß, dass sie da sind. Er blutet. Er versteckt sich. Er könnte sterben. Das Messer in der einen Hand wechselt häufig mit der Waffe in der anderen. Abwarten. Geduld. Eine unheilvolle Stille begleitet ihn. Ein Gefühl von Stärke lässt ihn schließlich handeln. Als er jedoch seinen Kopf heben will, um die Situation, in der er sich nun befindet, zu analysieren, wird sofort das Feuer auf ihn eröffnet. Das ohrenbetäubende Geräusch von Maschinengewehrsalven hallt durch alle Räume. Beinahe hätte es ihn erwischt. Was tun?
Sie alle töten, umbringen, eliminieren! Dies jedenfalls verrät sein ernster und entschlossener Gesichtsausdruck, der sich nun auf seinem Gesicht entfaltet. Nachdem er sich gänzlich seiner Lage bewusst geworden ist, legt er sich auf den Boden und beginnt rückwärts zu dem, sich hinter ihm befindenden, Container zu kriechen. Langsam. Lautlos.
Als er angekommen ist, schaut er vorsichtig am seitlichen Rand hinaus und erblickt einen von ihnen. Dort steht ein Soldat auf einer Kiste, das Gewehr im Anschlag, bereit den tödlichen Schuss abzugeben. Doch er zielt dort hin, wo sich längst kein Mensch mehr befindet. Idioten! Die Anspannung in seinem Gesicht weicht nun einem wahnsinnigen Ausdruck. Es formt sich ein Lächeln in dieser düsteren Miene. Er bringt seine Pistole nach vorne und genießt, den Kopf des Gegners genau im Visier, den tollen Moment der Überlegenheit, den er sich selber verschafft hat. Er drückt ab. Ein gewaltiger Knall ertönt. Das Blut rinnt aus der Wunde zwischen den Augen, während das Gewehr mitsamt dem toten Körper zu Boden fällt. Einer Weniger! Ein Wohlgefühl, Genugtuung und Macht durchdringen seinen Körper. So wird das gemacht!
Man hört Schritte. Sie kommen, um ihren Kameraden zu suchen. Die Falle jedoch wartet erneut darauf zu zuschnappen. Die Pistole trachtet nach neuen Opfern. Der Wahnsinn in seinen Augen nimmt erschreckende Konturen an. Vorfreude. Verwirrt stehen die anderen Soldaten vor ihrem toten Kameraden, nur um dann unkoordiniert umher zu laufen und sich wieder bei der Leiche zu sammeln. Dumme, seelenlose Figuren!. Er nimmt einen der beiden ins Visier. Schuss! Oder doch nicht? Sie leben noch, sind aber sichtlich irritiert von dem schnappenden Geräusch, das sie wahrgenommen haben. Keine Kugeln mehr.
Sie kommen auf den Container zu. Adrenalin. Herzklopfen. Alles oder nichts! Sie kommen um den Container herum. Jetzt oder nie! Mit dem Messer in der rechten Hand fällt er sie an. Wie ein wildes Tier sticht er auf sie ein. Das Blut spritzt in alle Richtungen. Ein Schuss löst sich und verwundet ihn, doch er lässt die Klinge immer schneller durch das gegnerische Fleisch rasen. Er ist gut, grazil, schnell, erbarmungslos. Sie haben keine Chance. Wie im Rausch sticht er in die, bereits am Boden liegenden, Soldaten. Nichts regt sich mehr. Er aber fühlt sich gut, erhaben, unantastbar. Blutrausch. Er will mehr! Er will töten! Das Lagerhaus scheint sicher zu sein. Er nimmt sich ein Gewehr und munitioniert auf. Ein Medizinkasten wäre jetzt wirklich von Vorteil. Langsam, humpelnd, begibt er sich zur Tür. Wo sind sie?
Mit einer Mischung aus Vorfreude, Hass und Wahnsinn hastet er, das Gewehr im Anschlag, nach draußen, wo ihn eine Schar von Geschossen durchsiebt. Blut überströmt sackt er in sich zusammen, während vier Soldaten zu ihm hergelaufen kommen.
Der Hintergrund verblasst langsam und ein Symbol erscheint auf dem Monitor. Es wird auf den letzten Speicherpunkt hingewiesen. Der Herzschlag senkt sich. Die ernsten und entspannten Gesichtszüge ziehen sich langsam zurück und machen Platz für Enttäuschung und Missmut. Wieder konnte er das Level nicht beenden. Aber wenigstens hat er sich teuer verkauft. Mit einem Hauch Zufriedenheit beendet er das Spiel und legt sich ins Bett. Morgen gibt es wieder viel zu tun. Vielleicht backt Frau Mood ja morgen einen Kuchen. Gelassen, den Wecker für den nächsten Tag bereits gestellt, lässt er sich von seinen Gedanken berieseln und schläft, mit dem Geruch von Apfelkuchen in der Nase, friedlich ein.

 

Salve coolspott,

leider sagt mir Deine Geschichte gar nicht zu.
Zum einen ist sie nur ein Handlungsgerüst; so in etwa würde ich einen Entwurf für eine Geschichte formulieren.
Zum anderen weiß ich nicht, auf was Du abhebst.
Willst Du den Leser im Glauben lassen, der Pfleger sei in seinem zweiten Leben tatsächlich ein Killer? Bei der Computerspielszene merkt man dazu viel zu schnell, um was es eigentlich geht.

Oder willst du eine vermeintliche Diskrepanz zwischen Berufs- und Feizeitleben aufzeigen? Dann muss das viel tiefer gehen, viel deutlicher werden. Ein Pfleger, der in seiner Freizeit in die virtuelle Ballerwelt eintaucht, wird für mich noch lange nicht von Dr. Jekyll zu Mr. Hyde (allzumal es in dem Film auch um viel mehr geht, als die Metamorphose an sich).

Außerdem haben ein paar Absätze noch nie der Lesbarkeit geschadet, aber signalisieren Höflichkeit gegenüber dem Rezipienten.

LG, Pardus

 

Salü coolspott,

nein, das hat mich weder von der Form überzeugt, noch vom Stil und vom Inhalt auch nicht. Dann spiele ich schon lieber selber, als hier nur so darüber zu lesen.
Schau Dir das nochmal an:

sieht er zu dem Nebenauto hinüber; Ein Frau.

An der Haustür angekommen, beobachtet er bereits das Licht, das aus ihrer Wohnung einladend zu ihm hinunter strahlt.

beobachtet er wirklich? Wieso das denn?

Die Pistole trachtet nach neuen Opern.

Hier hab ich echt lachen müssen. Das ist gut :lol:

Lieben Gruss,
Gisanne

 

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