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Mimmofanbergrunter

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12.10.2009
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Mimmofanbergrunter

Le Donjon ist eine beschauliche Stadt in der französischen Mitte.
Beschaulich nur dann, wenn keine 16-jährigen deutschen Austauschschüler in die Stadt einfallen.
Isabelle hieß meine Austauschschwester. Sie war weder hübsch noch klug, rauchte dafür aber zwei Schachteln Marlboro am Tag und pinnte die leeren Schachteln dann stolz an die Wand in ihrem Zimmer. Der Menge an Schachteln und ihrem angegebenen Verbrauch nach müßte sie über den Daumen gepeilt ca. 35 Jahre alt sein, also hat sie sicher die ein oder andere Packung von ihren Eltern verarbeitet, die auch alles für den Erhalt der Tabakindustrie gaben.
Aber das Luder hatte ein Mofa... und was für eins.
Es spielte zwar nicht in der Top Liga der Dorftuningszene mit, aber für mich war es ein Höllengerät. Laut Isa (so nannte sich Isabelle selbst mit einem frivolen Lächeln) ging das Ding volle Lotte - das Wort "Drehzahlbgrenzer" gibt es meines Wissens auch erst seit einigen Jahren im französischen Duden. "Drossel" ist immer noch ein Vogel und gehört sicher nicht in einen Motor. Also auch unbekannt in Frankreich.
Das folgende Gespräch - wie alle weiteren Gespräche - trugen sich in einer Mischung aus deutscher Sprache, gemischt mit französischen Wörtern und französischer Sprache, gemischt mit deutschen Wörtern zu. Der Einfachheit halber bediene ich mich der deutschen Sprache:
Ich: "Isa, dürfte ich mal fahren?"
Isa: (drückt eine Zigarette aus) "Klar, aber gib erst auf dem Asphalt Gas, ok?"
Ein ca. 2 Kilomter langer Feldweg führte von der Straße zu dem Bauernhof, in dem Isa und ihre Familie Wein anbaute und Tabak verzehrte.
Ich: "Ok, kein Problem, ich fahr nur kurz nach Donjon und wieder zurück."
Isa: (steckt sich eine Zigarette an) "Ja, mach das, aber da gehts ziemlich den Berg runter. Pass auf, die Bremsen sind nicht die besten."
Ich: (mit geschwellter Brust) "Jaja... bin ja kein Anfänger. Bei uns in Deutschland haben wir viel schnellere Mofas."
Der Peugeot Einzylinder schnurrte mit etwa 40 Sachen über den Feldweg. Deutsche Mofas klingen bei dieser Geschwindigkeit schon leicht asthmatisch. Der Franzosenkolben machte aber nicht den Eindruck, daß ihm das schon zu schnell auf und ab ginge.
Jeder kurze Gasdreh wurde mit gewaltigem Vortrieb quittiert. Ich ahnte, warum Isa mich auf dem Feldweg zur Mäßigung rief.
"Rue Victor Hugo, das ist die Straße nach Donjon", rief ich und gab dem Franzosensingle Zunder. Was für eine Drehfreude. Der Vergaser sog kubikmeterweise die gute Landluft durch und der Fahrer bekam langsam Atemnot. Victor Hugo neigte sich langsam bergab.
Jetzt aber!
Ich kniff meine Augen zusammen, damit die Tränen schneller abfließen konnten und ignorierte die peitschenden Schmerzen der mit Mach 1 auf meiner Haut explodierenden Fliegen.
La Meule schrie unter mir und es ging immer schneller. Junge, Junge, war das genial.
Ein Renault 4, eine Dauphine, einen 504er und ein Fuego wurden auf dem Weg Richtung Innenstadt von mir passiert. Alle Fahrer reagierten völlig gelassen, das schien wohl normal zu sein in dieser phantastischen Gegend. Ich wollte nie wieder zurück in das gedrosselte Deutschland. Helmpflicht? 25 km/h? TÜV? Non, mom ami.
Mais une mobylette avec beaucoup de cheveux... oui, oui, bien sûr!!!
Der einzige Weg, den ich kannte, war der Weg in die Schule von Donjon. Das heißt runter in die Stadt und dann scharf rechts in die "Avenue irgendwie". Direkt an der Kreuzung stand eine Kneipe, in die wir immer nach der Schule einfielen, denn dort warteten damals sehr angesagte Videospiele auf uns und das Bier wurde auch an uns Kinder reichlich ausgeschenkt.
Doch diese Gedanken hatte ich natürlich nicht, während ich mit unwahrscheinlicher Geschwindigkeit in die Stadt raste.
"Ok, besser jetzt als später bremsen.", dachte ich mir, an Isabelles Worte denkend.
Ich griff zu. Nix!
Ich schraubte meine Handgelenke um beide Griffe... aha... ich spürte, wie sich die Beläge sanft an die Trommeln schmiegten.
Erstaunlich, wieviele Flüche man in Bruchteilen einer Sekunde denken kann, ohne sie auszusprechen.
Die 90 Grad Rechts in der Stadtmitte näherte sich schnell, sehr schnell.
Die Bremshebel drückten Vertiefungen in die Handgriffe, die Bremsbeläge ahnten etwas von der Gefahr und bremsten sich warm.
Zwei meiner Kumpel standen unmotiviert am Straßeneck und überlegten sich die Übersetzung für "Wann ist hier in diesem Kaff endlich mal was los?". Der turbinenartige Sound meines Mofas riss sie aus ihrem Halbschlaf.
"Na gut, dann gehts halt mit dem Speed ums Eck, das wird schon gut geh..."
Den Gedanken konnte ich nicht zu Ende spinnen, denn die kurveninnere Pedale setzte auf dem Asphalt auf. An sich nicht schlimm, aber die Reifen sahen sich außerstande, meine gewählte Linie zu halten. Ich flog ab.
Zum Glück hatte ich ein T-Shirt und eine leichte Stoffhose an, damit konnte man die Wunden prima verbinden.
Der Reibwert meiner Haut war enorm. In wenigen Metern kam ich zum Stehen, nicht ohne eine ansehnliche Bremsspur zu ziehen, leider nicht in schmückendem Schwarz, sondern eher in einem erdfarbenen Ton, mit einigen roten Stellen.
Metall rutscht deutlich länger. Das Mofa knallte an den Randstein, überschlug sich und vernarbte in einem Meter Höhe die Hauswand eines zufällig herumstehenden Hauses.
Es war ruhig in der Stadt. Interessant. Ich hatte mehr Betrieb zu dieser Tageszeit vermutet.
Alle Zuschauer sahen mich an. Der Verkehr kam zum Erliegen.
"Hat gar nicht weh getan!" rief ich meinen Kumpels zu und stand auf. Die Schmerzen nahmen mir fast den Atem.
Der Wirt der Videospelunke kam rausgerannt und brüllte irgendwas französisches herum. Meine Kumpels halfen mir auf einen Stuhl und holten das Mofa aus der Mauer.
Mir sind leider die Namen der Retter entfallen, darum heißen die beiden nun Kumpel 1 und 2.
Kumpel 1: "Mensch Horst, was machst Du denn für Sachen?"
Ich: "Weiß auch nicht. Das Mistgerät hatte keine Bremsen!"
Kumpel 2: (von der anderen Straßenseite) "Leck mich fett, die Karre ist total im Arsch!"
Kumpel 1: "Hast aber ganze Arbeit geleistet. Das Ding ist Schrott und Du blutest überall."
Ich: (vor Schmerzen gekrümmt) "Echt, ich merk gar nix."
Kumpel 2: (immer noch von der anderen Straßenseite) "Wahnsinn, der Eimer ist total hin, krass, da dreht sich nix mehr!"
Ich: "Scheiße, ich hab Isa versprochen, daß ich nix kaputt mache."
Kumpel 1: "Kommt sie im Austausch auch zu Dir?"
Ich: "Nein, da hab ich eine andere."
Kumpel 1: "Da hast ja nochmal Glück gehabt."
Ich: "???"
Isabellas Familie hat mich abgeholt, und kein Wort über Schadenersatz verloren. Sie haben mich gesund gepflegt und mich anschließend zur Hochzeit von Isas Schwester eingeladen, wo ich meinen ersten Blackout infolge eines Herrn Ricard, der sich gern mit Weißwein mischt, erlitt.
Meine Lehrerin gab mir einen Verweis, der daheim vom Direktorat zu einem Direktoratsverweis erhoben wurde, die halbe Schule in Donjon hat sich kaputt gelacht und meine Mutter hat mit meinem Vater Riesenzoff gehabt, weil er mir zu meinem 15. Geburtstag ein Mofa geschenkt hatte. "So ein Höllenteil gehört nicht in Kinderhände!", hörte ich sie noch sagen, bevor ich mich mit meinem Mofa zur Clique aufmachte.

 

Würde mich über ein oder mehrere Meinungen freuen.
Soll ich weitermachen oder die Schreiberei sein lassen?

Gruß
Horst

 

Hallo Jorel
und willkommen auf kg.de :)

Würde mich über ein oder mehrere Meinungen freuen.
Solche Sätze unter der Geschichte sind obsolet. Wir wollen alle gerne ein Feedback zu unseren Ergüssen, deswegen stellen wir sie hier ein ;)
Das Prinzip eines solchen Formums lautet: Geben und Nehmen.
Die sicherste Art Kommentare abzgreifen, ist, selbst welche zu verfassen :)

Soll ich weitermachen oder die Schreiberei sein lassen?
Mit diesem Text liegt noch einiges im Argen. Stilsicher ist das noch nicht, aber man kommt bis auf einige Holperer ganz gut duch den Text. Hin und wieder blitzt auch ein angenehm schelmischer Humor durch, das gefällt mir.
Leider ist die "Geschichte" insgesamt aber ziemlich belanglos. Kerl leiht sich Mofa und baut einen Unfall. Völlig egal wer, wo, wann. Man kennt ihn nicht und nichts anderes. Merkst vielleicht selbst: Für eine Geschichte sehr dürftig.
Wenn du also Spaß am Schreiben hast (und das merke ich deinem Debut schon an), solltest du dich erstmal dazu bewegen, ein interessantes Thema zu finden, über das du schreiben möchtest.
Dieser Text könnte auch in deinem Tagebuch stehen, insgesamt leider nicht sehr prickelnd.
Störend sind auch die Drehbuch-Einschübe. Bevor man solche Experimente integriert, sollte man erst mal einen sicheren Stil gefunden haben. Und eine erzählenswerte Geschichte ;)

Soweit meine Meinung. Lies dich am besten selbst ein bisschen hier um und bringe dich als Kritiker ein, dabei lernt man unter Garantie am meisten.

grüßlichst
weltenläufer

 

Die sicherste Art Kommentare abzgreifen, ist, selbst welche zu verfassen :)
Bin nicht hier um Beitragsweltmeister zu werden.
Meine Absicht war klar ;)

Stilsicher ist das noch nicht, aber man kommt bis auf einige Holperer ganz gut duch den Text.
Wo sind die Holperer?

Hm, ja, eine belanglose Geschichte.
Könnte tatsächlich aus einem Tagebuch stammen.
Wollte die Geschichte kurz halten, deswegen kein wer, wo, wann.

Danke für Deine Meinung :)

Gruß
Horst

 

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