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Missgeschick

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11.04.2005
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Missgeschick

„Sitzen Sie einigermaßen bequem?“
„Geht so, danke.“
„Nicht zu hart?“
„Nein.“
„War nur’n Spaß. Würden Sie bitte Ihre Arme auf die Lehnen … ja, so ist es gut. Prima.“
„Autsch.“
„Pardon, zu fest zugezogen. Ich lockere es noch ein wenig. Besser so?“
„Ja, danke."
"Möchten Sie, dass wir Ihnen die Augen verbinden?“
„Was macht es schon für einen Unterschied?“
„Naja, manche legen Wert darauf. Oder haben Wert darauf gelegt.“
„Mir wurscht. Ist doch alles egal. Wirklich kein Aufschub?“
„Das Büro vom Gouverneur hat bis jetzt nicht angerufen. Sie wissen ja, Punkt 18 Uhr. Ich glaube, in den verbliebenen zwei Minuten kommt da nix mehr. Man kann ja einige Menschen erschießen, aber doch nicht Senator Rush.“
„Musste sein. Der wäre eine Gefahr für die Menschheit geworden.“
„Woher wollen Sie das wissen? Rutscht der Stirngurt?“
„Nee, passt.“
„So das war’s. Ich muss Sie jetzt allein lassen. Sie kennen das ja. Also ich meine, von den anderen. Ich hoffe für Sie, dass es schnell geht. Möchten Sie noch etwas sagen?“
„Na klar. Beam me up, Scotty.“

Greg Killiano, der leitende Henker des texanischen Todeszellentrakts von Cheers Mountain, verließ den Raum und schloss die schwere Eisentüre.
Die geladenen Zeugen hatten sich um die Glasfenster der Zelle versammelt. Allgemeines Flüstern. „Noch eineinhalb Minuten … der zittert ja gar nicht … cooler Typ, direkt schade um ihn …“
Noch eine Minute. Das Telefon schwieg. Noch dreißig Sekunden … zehn ... null. Durch den Stuhl flossen 2.000 Volt, es zischte, blitzte, qualmte und das Telefon klingelte.
„Hi, hier Stanley aus dem Büro vom Gouverneur. Der Häftling bekommt einen Aufschub.“
„Es ist schon passiert. Warum rufen Sie erst jetzt an … Wie? Nein, unsere Uhr geht nicht vor, vielmehr geht Ihre nach. Es ist eine Minute nach 18 Uhr.“
„Oje, das tut mir aber leid.“
Greg fühlte sich plötzlich seltsam. Wie elektrisiert starrten die Zeugen zum Telefon.

*

„Wo bleibt der Captain, Mister Scott?“
„Wenn die Zylonen nicht den Transporter zerschossen hätten, wäre der Captain schon längst wieder hier. Nun, Mister Spock, wenn Sie es besser können, dann beamen Sie doch mal jemanden mit halber Transporter-Energie zurück, noch dazu aus der Vergangenheit. Das ist wirklich kein Kinderspiel, Sie alter Besserwisser. Ah, ich glaube, da ist er.“
Eine Wolke aus Blitzen erschien auf der Transporter-Fläche. Die Gestalt, die sich schemenhaft abzeichnete, klatschte der Länge nach auf den Boden. Spock zog eine Augenbraue hoch und deutete in Richtung des qualmenden und ziemlich leblos wirkenden Körpers. „Faszinierend. Wir sollten Doktor McCoy zu Rate ziehen, vielleicht kann er noch etwas ausrichten. Mister Scott, hatte der Captain nicht ausdrücklich darum gebeten, bis spätestens 18 Uhr Erdenzeit zurück gebeamt zu werden?“
„Und? Es ist zwei Minuten vor 18 Uhr.“
„Mister Scott, ich stelle mit Bedauern fest, dass Ihre Uhr ein wenig nachgeht. Um drei Minuten, um korrekt zu sein.“
„Oje, das tut mir aber leid. Aber … das ist ja gar nicht der Captain.“
Spock beugte sich über den Gast. „Wer sind Sie?“
„Ich heiße Greg. Wo bin ...“ Der texanische Chef-Henker Greg Killiano hauchte mit einem Röcheln sein Leben aus.
Spock schaute Scotty kühl fragend an. „Halbe Energie? Der da hat mindestens die Dreifache abbekommen. Und dann haben Sie auch noch den Captain verfehlt. Nun sagen Sie bloß nicht wieder, dass Ihnen das Leid tut.“
„Wieso nicht? Es ist doch der Titel unserer letzten Folge.“
Spock zog eine Augenbraue nach oben. „Schon die letzte Folge? Faszinierend.“

 

Aaaahhh! Jetzt versteh ich! Mr. Scott hat den Greg Killiano hochbegeamt. Fürwahr ein gelungemer Scherz.

*tröööööt* :)

Der Dialog, der durchblicken lässt, dass der Sitzende auf dem elektrischen Stuhl sitzt, hat mir ausgezeichnet gefallen.

Berg

 

Hallo nictita!

Der Dialog am Anfang ist meiner Meinung nach richtig gut, der zweite Abschnitt überzeugt nicht so wirklich und der letzte Teil - außer vielleicht die Pointe - ist schon beinahe schwach.

Weiß gar nicht, ob das überhaupt erlaubt ist, Fan-Fiction - oder wie bezeichnet man das?

„Wo bleibt der Captain, Mister Scott?“
„Wenn die Zylonen nicht den Transporter zerschossen hätten, wäre der Captain schon längst wieder hier. Nun, Mister Spock, wenn Sie es besser können, dann beamen Sie doch mal einen mit halber Transporter-Energie zurück, noch dazu aus der Vergangenheit. Das ist wirklich kein Kinderspiel, Sie alter Besserwisser. Ah, ich glaube, da ist er.“
Wird da absichtlich Star Trek und Battlestar Galaktica gemischt? :)

Beste Grüße

Nothlia

 

Hallo Nictita,

zunächst einmal hatte ich die Geschichte unterschätzt. Situation "Elektrischer Stuhl" war schnell klar, und ich dachte, das wäre die einzige Pointe. Aber nein: Zweimal der Dreh mit der Verspätung (oje, tut mir leid gut eingebaut), genial die lakonische, zum allgemeinen Sprachschatz übergegangene Wendung "Beam me up, Scotty" in die Tat umgesetzt. Über Scifi-Einzelheiten les ich weg und kann dazu nichts sagen, aber insgesamt hat mir die Geschichte gefallen.

Gruß, Elisha

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Nothlia und danke für die Kritik,

Wird da absichtlich Star Trek und Battlestar Galaktica gemischt?
Star Treck? Nie gehört.;)

Weiß gar nicht, ob das überhaupt erlaubt ist, Fan-Fiction - oder wie bezeichnet man das?

So steht es in der Vorgabe geschrieben: "Es gibt keine Längenbegrenzungen, keine stilistischen Einschränkungen, kein gar nichts."

Ich habe mich exakt daran gehalten.:)

Besten Gruß, nic

 

Hallo elisha,

das geht ja wirklich flott hier. Und danke für das Lob. Ich dachte, so ein bissl Enterprise kennt (fast) jeder. Ich kenne nur Teile der alten Serie aus meiner Juchend. Die Spiefilme habe ich nie gesehen.

besten Gruß, nic

 

Hi, nictita.

Faszinierend, das. Gute Idee, auch ordentlich ausgeführt, und die beiden Volten (erstens, dass Du die Situation mit dem elektrischen Stuhl im Dialog etablierst, dann wiederum, dass plötzlich die Enterprise-Crew mit einer ihrer unvermeidlichen Reisen in die Vergangenheit mitmischt) gut eingebaut. Und dass die Enterpriseler ein Gefühl für ihre eigene Episodenhaftigkeit haben, ist eine nette Schlusspointe. Dass Jim draufgeht, ist zwar schade, aber - "it was fun", wie Kirk bei seinem Ableben in Star Trek: Generations verlauten lässt. It was fun.

Gern gelesen.

Gruß
bvw

 

Dass Jim draufgeht, ist zwar schade, aber - "it was fun", wie Kirk bei seinem Ableben in Star Trek: Generations verlauten lässt. It was fun.
Kirk ist tot? :eek:

 

Kirk ist tot?

Genaugenommen ist er noch nicht mal geboren. Aber tot ist er auch inzwischen. Spock war ja sogar tot und wurde dann wiedergeboren. Faszinierend?!

 

Hi nictita,

kurz&gut: Zucker. Ein Heidenspaß! Jedes weitere Wort wäre Zerredung dieses Werkes! ;)

Nur das war noch witziger:

Situation "Elektrischer Stuhl" war schnell klar, und ich dachte, das wäre die einzige Pointe.
:rotfl:

Gerne gelesen, habe mich sehr gut amüsiert! :) *Stimme versprech*

Tserk

 

Hallo nic

Jepp, dass war jetzt aber wirklich - moment Zucker hatten wir schon, ok, dann halt Créme!

Greg fühlte sich plötzlich seltsam. Wie elektrisiert starrten die Zeugen zum Telefon.
Wir denken uns natürlich erst, das ist die Folge des Missgeschicks und Greg wird nur blass im Gesicht. Doch dann kommt der zweite Erzählstrang und dann wurde da doch tatsächlich James.T.Kirk verdampft und Greg wurde hochgebeamt und - ach was rede ich hier ...

Fazit: kurz&genial!
Einziger Wehmutstropfen, und da wird mir Susi&Tserk vollumfänglich zustimmen: Thema verfehlt, denn bei keinem "Oje, das tut mir aber leid!" findet sich ein "!" :p

Aaaach, nur Spass, gerne gelesen,
für mich ein Favorit für den Titel.

Gruss
dot

 

Tja, da ich Star-Trek-Anti-Fan bin, werde ich meinen Daumen bei der Abstimmung wohl nicht heben. Ich fands nicht lustig, aber das liegt wohl daran, dass ich gegen die Todesstrafe bin und da auch wenig Spaß verstehe.

LG

Jo

 

Aaahh,
nach zweitem Lesen hab ichs auch geschnallt.
Nun, so super witzig fand ichs nicht, aber unterhaltsam alle Male.
Liegt vll daran, dass Star-Trek-Verulkungen mit der Weile ja ein bisschen abgedroschen sind. Und das Kirk draufgehen muss, ist natürlich unverzeihlich. Aber gut mit entsprechender Zeitreise könnte er vielleicht auch wieder auferstehen....:hmm:

Nun sagen Sie bloß nicht wieder, dass Ihnen das Leid tut.“
„Wieso nicht? Es ist doch der Titel unserer letzten Folge.“
Spock zog eine Augenbraue nach oben. „Schon die letzte Folge? Faszinierend.“
das EndeENde habe ich nicht kapiert...:dozey:

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo nictita,

wenn ich mich unter meinen diversen Talenten so umsehe, entdecke ich da leider keinerlei Fähigkeiten, witzig zu schreiben oder gar eine Pointe locker aus dem Ärmel zu schütteln. Tja, damit muss ich wohl leben. :D

Um jetzt auf den Punkt zu kommen: meine Hochachtung denjenigen, die das können. Habe mich köstlich amüsiert. Auch über das Endeende. :lol:

Liebe Grüße
melisane

 

Vielen Dank allseits für die Beachtung und das überwiegende Wohlwollen!

wo sind noch Fragen offen?

@ jobär: Als "Star-Trek-Anti-Fan" wäre Deine Stimme in diesem Fall also geradezu Verpflichtung, meine ich. ;) Zumal ich auch ganz und gar gegen die Todesstrafe bin. Warum muss wohl der Henker am Schluss dran glauben? Eben deswegen. Zur Strafe.
(Moment mal, ich muss gerade nochmal in mich gehen ...:hmm: )

@ weltenläufer: brudervomweber hat das mit dem Ende sehr schön beschrieben: "ein Gefühl für die eigene Episodenhaftigkeit" der Enterpriseler.

Besten Gruß, nic

 

Hallo nictita!

Also erst hab ich ja auch gedacht, wie kann man denn über so ein Thema eine Humorgeschichte schreiben (wobei meine ursprüngliche Idee für die Themenvorgabe noch schlimmer gewesen wäre ... :D), aber dann hat sich das schlagartig geändert. Eine schön böse Geschichte jedenfalls, hat mir gut gefallen! :)

Zwei Sachen:

Spock schaute Sotty kühl fragend an.
Dem Sotty fehlt das c zum Scotty.

"Möchten Sie, dass wir Ihnen die Augen verbinden?“
„Was macht es schon für einen Unterschied?“
„Naja, manche legen Wert darauf. Oder haben Wert darauf gelegt.“
Das ist eigentlich nicht korrekt, da den Todeskandidaten die Augen nicht auf Wunsch verklebt werden, sondern weil sie sonst herausspringen würden. Auch mit verklebten Augen sieht das noch grauslich genug aus, die Augäpfel drücken gegen das Klebeband und Blut rinnt überall raus ... Er könnte ihn fragen, ob er die Augen lieber offen oder geschlossen haben will, bevor er sie zuklebt. (Guten Morgen und Mahlzeit, übrigens ... :) :hmm:)

dotslash schrieb:
da wird mir Susi&Tserk vollumfänglich zustimmen: Thema verfehlt, denn bei keinem "Oje, das tut mir aber leid!" findet sich ein "!"
:lol: - Was aber viel schwerwiegender ist, ist, daß Herr dotslash Tserk und mich als eine Person zu betrachten scheint ("wird" statt "werden"). Daß Tserk das widerspruchslos hinnimmt, versteh ich ja, aber ...

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Susi und danke für die Hinweise wg. der Augenbinde und "Sotty". Zumindest den Namen habe ich korrigiert. Das andere lass' ich mal gewissermaßen als Enterprise-Drehbuch-Schwäche so stehen...

Besten Gruß,
nic

 

Hi Nicita,

ich fand deinen Text ganz gelungen.
Den ersten Absat fand ich spitze. Er hat mir richtig gut gefallen. Danach verflacht die Geschichte mMn aber immer mehr. Den Schluss fand ich total öde.

Da ich Startrek und das ganze andere Weltraum Zeug einfach blöd finde, konnte mich der Schluss deiner Geschichte auch nicht wirklich bei der Stange halten, geschweige denn das ich ihn witzig fand.

Somit verschwand das Grinsen aus meinen Mundwinkeln mit zunehmender Lesedauer.

lg neukerchemer

 

Hallo neukerchemer,

Da ich Startrek und das ganze andere Weltraum Zeug einfach blöd finde, konnte mich der Schluss deiner Geschichte auch nicht wirklich bei der Stange halten,
Die Geschichte ist weder für die geschrieben, die Weltraumzeug toll finden, noch für die, die das blöd finden. Mich interessiert das Ganze auch nicht besonders. Ich habe mal in meiner Jugend die eine oder andere Folge Enterprise gesehen (in schwarz-weiß). Ich kenne keinen einzigen Star-Trek-Film, die Star-Wars-Trilogie kenne ich nur vom Hörensagen etc.
Bei der Geschichte geht es am allerwenigsten um die Abenteuer der Enterprise, sie ist nur Mittel zum Zweck. Schon erstaunlich, wie sich an so etwas die Geister scheiden können.

:) Besten Gruß,
nic

 

Die Geschichte ist weder für die geschrieben, die Weltraumzeug toll finden, noch für die, die das blöd finden. Mich interessiert das Ganze auch nicht besonders.
Ja, das glaube ich dir gerne. Nur bei mir ist es so, dass ich Sci-Fi einfach langweilig finde, bzw mich überhaupt nicht darauf einlassen kann. Les ich in einer Geschichte etwas von beamen, schreit mein Verstand schon vorher "langweilig", aber dafür kannst du ja nichts. Ist nur mit ein Grund warum mir das Ende nicht gefallen hat.

 

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