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Missgeschick
„Sitzen Sie einigermaßen bequem?“
„Geht so, danke.“
„Nicht zu hart?“
„Nein.“
„War nur’n Spaß. Würden Sie bitte Ihre Arme auf die Lehnen … ja, so ist es gut. Prima.“
„Autsch.“
„Pardon, zu fest zugezogen. Ich lockere es noch ein wenig. Besser so?“
„Ja, danke."
"Möchten Sie, dass wir Ihnen die Augen verbinden?“
„Was macht es schon für einen Unterschied?“
„Naja, manche legen Wert darauf. Oder haben Wert darauf gelegt.“
„Mir wurscht. Ist doch alles egal. Wirklich kein Aufschub?“
„Das Büro vom Gouverneur hat bis jetzt nicht angerufen. Sie wissen ja, Punkt 18 Uhr. Ich glaube, in den verbliebenen zwei Minuten kommt da nix mehr. Man kann ja einige Menschen erschießen, aber doch nicht Senator Rush.“
„Musste sein. Der wäre eine Gefahr für die Menschheit geworden.“
„Woher wollen Sie das wissen? Rutscht der Stirngurt?“
„Nee, passt.“
„So das war’s. Ich muss Sie jetzt allein lassen. Sie kennen das ja. Also ich meine, von den anderen. Ich hoffe für Sie, dass es schnell geht. Möchten Sie noch etwas sagen?“
„Na klar. Beam me up, Scotty.“
Greg Killiano, der leitende Henker des texanischen Todeszellentrakts von Cheers Mountain, verließ den Raum und schloss die schwere Eisentüre.
Die geladenen Zeugen hatten sich um die Glasfenster der Zelle versammelt. Allgemeines Flüstern. „Noch eineinhalb Minuten … der zittert ja gar nicht … cooler Typ, direkt schade um ihn …“
Noch eine Minute. Das Telefon schwieg. Noch dreißig Sekunden … zehn ... null. Durch den Stuhl flossen 2.000 Volt, es zischte, blitzte, qualmte und das Telefon klingelte.
„Hi, hier Stanley aus dem Büro vom Gouverneur. Der Häftling bekommt einen Aufschub.“
„Es ist schon passiert. Warum rufen Sie erst jetzt an … Wie? Nein, unsere Uhr geht nicht vor, vielmehr geht Ihre nach. Es ist eine Minute nach 18 Uhr.“
„Oje, das tut mir aber leid.“
Greg fühlte sich plötzlich seltsam. Wie elektrisiert starrten die Zeugen zum Telefon.
*
„Wo bleibt der Captain, Mister Scott?“
„Wenn die Zylonen nicht den Transporter zerschossen hätten, wäre der Captain schon längst wieder hier. Nun, Mister Spock, wenn Sie es besser können, dann beamen Sie doch mal jemanden mit halber Transporter-Energie zurück, noch dazu aus der Vergangenheit. Das ist wirklich kein Kinderspiel, Sie alter Besserwisser. Ah, ich glaube, da ist er.“
Eine Wolke aus Blitzen erschien auf der Transporter-Fläche. Die Gestalt, die sich schemenhaft abzeichnete, klatschte der Länge nach auf den Boden. Spock zog eine Augenbraue hoch und deutete in Richtung des qualmenden und ziemlich leblos wirkenden Körpers. „Faszinierend. Wir sollten Doktor McCoy zu Rate ziehen, vielleicht kann er noch etwas ausrichten. Mister Scott, hatte der Captain nicht ausdrücklich darum gebeten, bis spätestens 18 Uhr Erdenzeit zurück gebeamt zu werden?“
„Und? Es ist zwei Minuten vor 18 Uhr.“
„Mister Scott, ich stelle mit Bedauern fest, dass Ihre Uhr ein wenig nachgeht. Um drei Minuten, um korrekt zu sein.“
„Oje, das tut mir aber leid. Aber … das ist ja gar nicht der Captain.“
Spock beugte sich über den Gast. „Wer sind Sie?“
„Ich heiße Greg. Wo bin ...“ Der texanische Chef-Henker Greg Killiano hauchte mit einem Röcheln sein Leben aus.
Spock schaute Scotty kühl fragend an. „Halbe Energie? Der da hat mindestens die Dreifache abbekommen. Und dann haben Sie auch noch den Captain verfehlt. Nun sagen Sie bloß nicht wieder, dass Ihnen das Leid tut.“
„Wieso nicht? Es ist doch der Titel unserer letzten Folge.“
Spock zog eine Augenbraue nach oben. „Schon die letzte Folge? Faszinierend.“