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Mittag

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07.02.2007
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Mittag

MITTAG

Über Lana, vorbei am Vigiljoch geht die Bergstraße über einige Serpentinen dem Falschauer Bach entlang nach Sankt Gertraud, einem Tagesziel während unseres Sommerurlaubs in Südtirol.
Bevor man den Talschluss des Ultentals auf 1512 m über dem Meer erreicht, kommt man zwangsläufig am „Edelweiß“ einem schon viele Jahrzehnte dort stehendem Gasthaus in Blockbauweise vorbei.
Das Ultental ist bekannt für die Holzbauweise und manch schönes Haus liegt auf der Strecke.

Da wir selbst ein Holzhaus bewohnen, zieht uns das knorrige, über 100 Jahre alte Haus magisch an.

Wir stoppen unsere Autofahrt und halten Mittag.

Wir, dass sind unsere* drei* Kinder* Marcel,* Inga,* Clara , meine Frau Lieselotte und ich der Erzähler dieser Geschichte.

Wir alle sind seit einer Woche im Urlaub und schon ganz gut erholt, nun aber hungrig und gespannt auf das uns erwartende Ambiente des Gasthauses.
Über eine kleine Holztreppe und eine Veranda gelangen wir in einen kleinen Raum, der vollständig mit Holz ausgekleidet ist.
Neben einem knarrenden Dielenboden, wurden die Wände mit dicken Brettern verkleidet.
An der Decke befinden sich verzogene Balken, die nur durch astige Nut- und Federbretter unterbrochen werden.

Im Gastraum sitzt schon Edi, ein ca. 70-jähriger Senner, der genüsslich eine Nudelsuppe schlürft und neben sich ein halb volles Glas Rotwein stehen hat. Er scheint gerade von der Arbeit gekommen zu sein, da seine schweren Stiefel dreckig und seine Kleidung abgetragen wirkt. Sein Gesicht ist von der Sonne gegerbt und aufgrund fehlender Zähne ist sein hageres Gesicht eingefallen.
Seinen Hut, der ihn sicherlich schon viele Jahre vor der Sonne geschützt hat, ist ausgebleicht und verbeult.
Er behält ihn während der Mittagsmahlzeit auf.
Skeptisch mustert er uns Neuankömmlinge, zumal ich mit in Bozen gekauften Edelweißhosenträgern sicherlich in seinen Augen als typischer Tourist gelten muss.

Edi heißt eigentlich Eduardo und kam als 17-jähriger mit der faschistischen Besiedlungspolitik unter Mussolini von Süditalien nach Südtirol, da ihm hier eine bessere Zukunft versprochen worden war.
Wie so viele Versprechungen in dieser Zeit, traf auch diese nicht zu.
Nun bleibt ihm nichts anderes übrig, als wie schon seit unzähligen Jahren, seine Arbeit als Senner und Knecht zu machen.
Während im Winter die Arbeit etwas geruhsamer ist, muss er bis heute Abend den Steilhang mit der Sense mähen und anschließend rechen, da in diesem steilen Gelände die Arbeit mit einem Mähbalken unmöglich ist. Daneben gilt es auch noch andere Alltagstätigkeiten, die in einem Bauernbetrieb anfallen, an diesem Nachmittag unterzubringen.
Doch jetzt wird erst mal Mittag gemacht.

Ihm gegenüber sitzt ein Ehepaar mit kleinem Kind und versucht die Wartezeit bis zum Servieren mit Kinderspiel und einer Zigarette zu überbrücken.
Während er, ein bärtiger Mittvierziger mit dem Gesichtsausdruck eines verdrießlichen Professors gelangweilt an der Zigarette zieht, versucht seine jüngere Frau das Einzelkind so gut es geht zu
beschäftigen. Neben seinem eigentlichen Spielzeug bekommt er auch noch die bereitliegenden Bierdeckel und die Speisekarte zum Spiel zur Verfügung gestellt, da ein quengelndes Kind, dem mit bayerischem Akzent sprechenden Paar äußerst peinlich wäre.
Wie bei so vielen Deutschen, hat sich Dr. Müller erst nach der Hochschulkarriere und der Anschaffung eines Hauses zu Familie und Kind entscheiden können.
Auf einem Wissenschaftskongress in Konstanz hat er seine Frau, eine gelernte Dolmetscherin kennen gelernt und nach zweijähriger Ehe haben sie sich auf ein Kind geeinigt.
Seitdem arbeitet sie nicht mehr, sondern ist nur noch Hausfrau und Mutter.
Nachdem er viele Jahre nur in seinem professoralen Elfenbeinturm in München gelebt hatte, war ihm der unleidige zweijährige Daniel nun doch manchmal recht lästig.
Eigentlich, so sagte er in vorfamiliären Zeiten, beginne der Mensch erst mit Abschluss des Abiturs, doch bis dahin vergingen ja noch einige Jahre und er musste dieses unfertige Wesen, das sein Kind war, zwangsläufig ertragen.

Links neben dem Professor sitzt ein junges Paar, Anette und Georg, dass* neben dem Kartenstudium noch massenhaft Grußkarten fertigt.
Beides Studenten der Sozialpädagogik aus Kassel, die sich erst vor kurzem in einem Seminar über Feminismus am Ende des 20.Jahrhunderts aus soziologischer Sicht* begegnet sind.
Es war zwar keine Liebe auf den ersten Blick, doch hatten sie aufgrund gemeinsamer Ansichten Interesse füreinander entwickelt.
Aufgrund ihrer Vorliebe an intakter Natur kamen sie nun zum Wandern ins Ultental.
Von St. Gertrud aus soll es nach Weißbrunn zu einem aufgestauten Bergsee gehen. Wie sie aus dem ADAC-Spezialheft über Südtirol erfahren haben, würden sie dort auch auf ein besonderes Restaurant treffen, zu dem sich an manchen Tagen Mailänder Manager mit dem Hubschrauber zum Mittagessen bringen lassen.
Obwohl beide aufgrund ihres Studiums und ihrer Einstellung eigentlich kein Interesse an solchen privilegierten Vergnügungen haben, hat der Gedanke am Ende des Tales ein solches Restaurant zu finden, doch etwas faszinierendes gehabt, sodass sich vor allem Georg der Versuchung, dieses Ziel mit anzusteuern, nicht entziehen konnte. Die Bedienung die inzwischen aus der Küche kommend, den Gastraum betritt, gibt uns die Karte und Edi dem Senner, einen weiteren Rotwein den er kurz vorher per Zuruf bestellt hatte.

Da betritt ein weiterer Gast den Gastraum.

Es ist Ossi, stolzer Besitzer eines Kleinsthofes, wirtschaftlich zwar nicht mehr rentabel, aber zu stolz um seine Selbständigkeit aufzugeben. Der Ertrag seines Hofes wirft gerade soviel ab, dass er sich davon ernähren kann. Seine Kartoffeln holt er vom Acker. Salat, Kohl und Kraut holt er aus seinem kleinen Gemüsegarten, der sich hinter seinem 150-jährigen Hof befindet. Milch, Fleisch und Eier liefern seine zwei Kühe, die vier Ziegen und etliche Hühner, die sich relativ frei auf seinem Hof bewegen können.
Vom Obstanbau, wie er vor allem zwischen Meran und Bozen betrieben wird, hält er wenig.
Die beiden Männer begrüßen sich in Deutsch und Ossi bietet Edi, der inzwischen seine Suppe ausgelöffelt hat, eine Zigarette an.
Edi nimmt dankend an und lädt seinerseits Ossi zu einem Roten ein, indem er sein Glas hebt und auf Ossi zeigt.
Die Bedienung nickt und hat verstanden.
Sogleich bringt die Tochter des Wirts das gewünschte Glas. Da es heuer auch in Südtirol keinen richtigen Sommer gegeben hat und der viele Regen der Ernte schadet, kommen die beiden über das Wetter ins vertiefte Gespräch. In einem Südtiroler deutsch, das österreichische, bayerische und schwäbische Elemente enthält, bekomme ich mit, dass Ossi mit der wirtschaftlichen Lage seines Bauernstandes nicht einverstanden ist.
" Uns Bauern geht es nicht besser als nach dem Krieg, eher schlechter. Mein jüngster Bruder ist Landmaschinenmechaniker geworden und verdient zehnmal soviel in einer Stunde als ich mit meinem Bauernkram. Hätte ich nicht die Touristen, für die ich das Obergeschoss ausgebaut habe, könnte ich nicht existieren. "
Edi stimmt nickend zu und beide prosten einander zu.

Inzwischen haben wir gewählt und neben den obligatorischen „Pommes mit Würstel“ für die Kinder, bestelle ich eine „Gerstsuppe“ und meine Frau einen „Kaiserschmarrn“.
Unsere Kleinste hat inzwischen Blickkontakt mit Daniel aufgenommen, der seine Nudelsuppe essen soll. Da ihm der Blickkontakt mit Clara wichtiger erscheint, muss seine Mama ihn füttern, was Daniel überhaupt nicht recht ist. Sein Vater, der Kraut und Wurst isst, versucht Daniel für sein Gericht zu interessieren, indem er ihm etwas Kraut mit aufgespießter Wurst unter die Nase hält.
Auch dieses Verhalten seines Sohnes ist ihm sichtbar widerwärtig.
Da seine Frau ihm kopfschüttelnd etwas zuflüstert, wandert die Gabel schnell in den eigenen Mund.

Inzwischen betritt ein älterer, weißhaariger Herr in Radfahrerkleidung den Raum und er setzt sich an den freien Tisch zwischen den Einheimischen und der Familie mit Einzelkind.
Er muss schon vorher da gewesen sein und vermutlich die Toilette aufgesucht haben, da ich erst jetzt seinen Rucksack, der unter dem Tisch steht, entdecke.

Dr. Lüders ist Marketingdirektor einer mittelständischen Firma im Sauerland und verbringt seinen ersten Radurlaub alleine ohne seine Frau Marianne, die zu Hause geblieben ist, da sie den ausgebrochenen Gesundheitswahn ihres Mannes nicht gut heißen kann.
Dr. Lüders hat sich ein Leichtmetallmountainbike für 7000.- Euro gekauft und will sich mit der Radtour einen Jugendtraum erfüllen. Das Beste ist immer gut genug sagt er, daher trägt er die neuesten Designersportschuhe, wovon ein Schuh gelb und der andere blau ist. Diese Farben setzen sich auch in seinem Shirt und seiner Radlerhose und dem auf dem Rucksack liegenden Helm fort. Als Dr. Lüders aus seinem Rucksack die Tourenkarte herausholt, entdecke ich, dass auch seine halbe Lesebrille, die er nun aufsetzt, in denselben Farben gehalten sind, wie seine sonstige Kleidung.

Inzwischen ist unser Essen und das Trinken auf dem Tisch und meine Aufmerksamkeit wendet sich den dampfenden Genüssen und meiner Familie zu, die schon das nächste Ziel, einen Besuch auf Schloss Tirol, besprechen.

Die Südtiroler haben den zweiten Roten bestellt und unterhalten sich vertieft.

Die Professorenfamilie aus München hat inzwischen gespeist und die Frau muss zur Toilette.

Da Daniel nun vollends das Interesse am Essen verloren hat, will er die Gaststätte näher erforschen.
Dem Professor ist dies allerdings etwas peinlich und er hält Daniel so ungeschickt von seinem Expeditionsvorhaben ab, dass Daniel eher durch dieses Halten ermuntert wird das Weite zu suchen, indem er sich ganz schnell aus dem Griff seines Vaters herauswindet und von der Bank springt.
Dabei blickt der Professor zu uns, und da ich die Szenerie beobachtet habe, wächst die Peinlichkeit für ihn ins Unermessliche.
Gott-sei-Dank kommt in diesem Augenblick seine Frau von der Toilette zurück und nimmt ihren Sohn auf den Arm.
Nun winkt er der Bedienung, um rasch bezahlen zu können.

Das studentische Paar nützt die Gelegenheit und bezahlt gleichfalls. Beim Hinausgehen hat es den Anschein, dass sich die Beiden etwas gestritten haben müssen, da sie schnell, genervt und überhastet den Raum verlässt und Georg der Hinauseilenden nur noch ein " Anette ! " mit Ausrufezeichen hinter her rufen kann, was diese aber sichtbar überhört.

Da die Gaststätte nun leerer geworden ist und der erste Hunger und Durst gestillt werden konnte, wandert mein Ohr wieder zu den beiden Einheimischen.

Edi sagte zu Ossi, " dass er jetzt noch schnell den Zaun reparieren müsse, damit die Schafe seines Bauern nicht weglaufen könnten, " Da die beiden nun bemerken, dass ich zu Ihnen hinüberschaue, sagt Edi in Italienisch etwas zu Ossi, was diesen zum lachen veranlasst. Vielleicht ist es meine übertriebene Tracht mit den Hosenträgern, die Ossi zum Lachen bringt, vielleicht aber auch nur ein Witz in Italienisch, der durch die Kunst der Zweisprachigkeit den allzu neugierigen Touristenohren verschlossen bleibt.

Inzwischen nervt auch meine kleine Tochter und ich rufe die Bedienung um bezahlen zu können.
Statt Ihrer kommt allerdings der Wirt und kassiert die Rechnung.

Beim Hinausgehen streift mein Blick nochmals den Einheimischentisch.
Ossi und Edi sitzen vor einem weiteren vollen Glas und unterhalten sich angeregt weiter. Dabei rauchen sie eine Zigarette nach der anderen.
Beim Radfahrer sehe ich, wie er sich ebenfalls zum Aufbruch rüstet indem er noch den Füllstand seiner Trinkflasche überprüft.
Beim Hinausgehen fällt mir noch das Bild einer alten Frau, vermutlich die „Großmuata“ des Wirts auf, die in ihrer Ortstracht auf der Bank vor dem Haus sitzt und nun lächelnd über der Theke hängt und sich über die mittäglichen Begegnungen sicherlich still und leise amüsieren konnte.

Hans Ulrich

 

Hallo Hans Ulrich,

willkommen hier. Na, dann will ich mal ...:shy:

Beim Hinausgehen fällt mir noch das Bild einer alten Frau, vermutlich die „Großmuata“ des Wirts auf,* die in ihrer Ortstracht auf der Bank vor dem Haus sitzt und nun lächelnd über der Theke hängt und sich über die mittäglichen Begegnungen sicherlich still und leise amüsieren konnte.
Hmm, Du bist sehr leicht zufriedenzustellen. Kann auch sein, dass ich eine andere Vorstellung von Amusement habe, aber ich wurde an keiner Stelle in Deine Geschichte hineingezogen, konnte an keiner Stelle ansatzweise lächeln und hatte niemals ein Bild von Deiner mittäglichen Jause im Kopf.

Du erzählst bis ins kleinste Detail, aber Du dringst nicht zum Leser durch. Außerdem begehst Du einen entscheidenden Fehler: Du bist nicht der omnipotente Erzähler, der alles weiß, sondern Du bist als Erzähler Teil dieser Geschichte, Du beobachtest als Gast im Gasthaus das Geschehen. Dafür lässt Du allerdings viel zu viele Informationen einfließen, die Dir gar nicht bekannt sein können. Edi ist dafür ein Paradebeispiel. Woher kennst Du seine Geschichte?

Du versuchst, so ziemlich alle Klischees in Deine Geschichte zu packen, die man sich in so einer Situation vorstellen kann, aber mir ist das eindeutig zu viel. Vielleicht wäre es besser gewesen, nur eines davon anzupacken und dafür auszuarbeiten.

Sorry für den Verriss, aber mir fiel da jetzt wirklich nichts Positives ein. Ein paar Rechtschreibfehler sind auch noch drin und was die vielen Sternchen dem Leser sagen sollen, hat sich mir beim besten Willen nicht erschlossen.

Liebe Grüße
melisane

 

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