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Mobbing mit katastrophalen Folgen
„ Luisa, du musst keine Angst haben. Du wirst in der neuen Schule sicher sehr viele Freunde finden.“, meinte meine Mutter Lilyane. Ich versuchte daran zu glauben, dass ich in der neuen Schule gut aufgenommen werde und konnte einschlafen.
Am nächste Tag machte ich mir wieder Gedanken, ob ich in der neuen Schule gut ankomme. Ich zog meine beste Kleidung an und machte mich auf den Weg. Als ich in der Schule ankam, versuchte ich positiv zu denken, obwohl es mir schwerfiel. Als es läutete, kam ich mit Herzrasen die Treppe hoch. Wie würden die andere auf mich reagieren?
Eine Weile später durften wir ins Klassenzimmer rein. Ich schaute mich erst ein Mal um. Es sah recht ordentlich aus. Die Wände waren hellblau gefärbt und der Raum war sehr groß. Als mich meine neue Lehrerin vorstellte, lächelte ich. Doch ich sah wie meine Klassenkameraden tuschelten.
Aber ich behielt mein inzwischen falsches Lächeln. Das musste doch gut ankommen. Nachher durfte ich mir einen Platz aussuchen. Es war nur ein Platz in der ersten Reihe und einem Mädchen, das tuschelte frei. Ich wusste, dass es nicht gut ankommen konnte, sich dahin zusetzen, aber ich wollte sicher nicht die Freundin einer Lästerqueen werden, die mich gleich nicht leiden konnte. Immer diese Vorurteile!
In der Schulpause lief ich alleine herum. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und ging auf eine Clique los. Ich wollte wissen: „Hallo...Wollt ihr mich vielleicht...besser kennenlernen?“ Doch statt einer freundlichen Antwort, erhielt ich folgende: „Dich, wer bist du denn hier? Etwa Madona? Ha,ha,ha,ha,ha! Warum sollten wir dich kennenlernen wollen? Geh bei deiner Mutter weinen!Du denkst doch nicht wirklich, dass wir dich in unsere Gruppe aufnehmen, oder? Ha, ha,ha,ha! Schau dich doch nur ein Mal an! Du hast überhaupt keinen Style und du stinkst! Wann hast du das letzte Mal geduscht?“ Ich war echt sauer. Was stimmte nicht mit meiner Kleidung? Und ich hatte doch an diesem Morgen geduscht. Was wollten die Mädchen von mir? Traurig setzte ich mich an eine leere Bank. Ich sah, wie die Clique sich über mich schlapp lachte, aber was habe ich denn falsch gemacht? Ich hatte schon befürchtet, dass ich in der neuen Klasse Probleme haben werde, aber mit so krassen Worten nicht. Es war doch so fies. Die Leute kannten mich doch gar nicht! Wie konnten sie denn nur so über mich reden? Ich war die Außenseiterin in der Schule.
Jede Nacht weinte ich, weil ich mich so verlassen und allein fühlte. Alle hassten mich. Jedes Wort, dass ich sagte, wurde blöd nachgeäfft. Immer, wenn mich Leute meiner Klasse sahen, machten sie mich blöd an. Ich wäre hässlich, würde stinken, hätte keinen Style. Und ich müsste mich umbringen. Denn damit würde ich allen einen guten Gefallen tun. Das waren die härtesten Worte, die ich je gehört habe. Ich versuchte die Tränen zurückzuhalten, aber ich konnte nicht. Keiner war neben mir! Keiner war auf meiner Seite, alle gegen mich! Natürlich war ich nun die offizielle „Heulsuse“, was meinen Zustand nicht gerade beliebter machte. Ich versuchte die Leute zu ignorieren, doch es ging nicht. Auch, wenn ich so tat, als wäre es mir egal, hinterließ jede Beleidigung eine große Narbe in meiner Seele. Es tat so weh, auch wenn mich die Leute nicht einmal anfassten.
Aber richtig schlimm wurde es, als meine Mitschüler anfingen, mich an den Haaren zu ziehen, zu schubsen und zu treten. Es tat zwar kaum weh, aber es nervte richtig. Und ein Mal ich schlug zurück, weil ich es mir nicht gefallen lassen wollte. Dann spürte ich, wie die Hand meines Gegenüber mich berührte und fiel zu Boden. Das war einfach zu viel. So viel konnte ich nicht verkraften. Niemand war bei mir, niemand! Ich konnte mit keinem reden, weil ich keine Freunde hatte. Dann rastete ich vollkommen aus. Ich wusste nicht mehr, was für einen Sinn mein Leben noch hat, aber etwas hielt mich ab, aus dem Fenster zu springen, obwohl es doch so einfach wäre. Aber, nein! Diese Freude wollte ich meinen Klassenkameraden nicht bereiten! Das hatten sie nicht verdient!
Es kam dazu, dass ich Angst hatte, in die Schule zu gehen. In meinem Kopf waren nur noch diese Zeilen: „Bring dich um, du hässliches Mädel,damit tust du uns allen einen großen Gefallen. Du hast es nicht verdient geboren worden zu sein!“ Warum hatte man das mir nur gesagt? War das ernst gemeint? Ich dachte schon.. Jahre später wurde ich verrückt von den negativen Gedanken und konnte einfach nicht mehr. Ich wollte es allen heimzahlen, allen! Da kam ich mit einem Messer in die Schule mit dem Ziel alle Mitschüler umzubringen. Als ich Leylchen, die Person, die mir gesagt hatte, dass ich mich umbringen soll, sah, nahm ich das Messer aus meiner Tasche und ging auf sie los. Sie betete um Verzeihung, doch diese Gnade hatte sie nicht verdient! Ich war steinhart und stach auf sie ein. Als die Lehrerin davon Wind bekam, wurde ich von der Polizei abgeholt. Ich war einfach am Ende meiner Nerven. Die Kontrolle war weg! Später erfuhr ich, dass ich meine Feindin umgebracht habe und lachte wie eine Verrückte.
Ich musste mit einer Spezialklinik klarkommen.. Ich schrie, klopfte gegen die Scheiben, doch keiner reagierte. Wie gerne würde ich mich umbringen, aber es gab keine Möglichkeit dazu.
Jahrelanger Aufenthalt in der Klinik machte mich wieder gesund. Aber die Schuldgefühle waren zu viel für mich. Ich habe ein Mädchen umgebracht. Welchen Sinn hatte mein Leben denn noch? Ich war früher ganz anders gewesen. Ich verstand nie, warum es Mörder gab. Natürlich war ich mir sicher nie eine Mörderin zu werden, aber es ist passiert. Wer war ich denn? War ich noch das liebe Mädchen, dass ich früher war? Ich konnte mich nicht wiedererkennen. Ich war nicht mehr ich selbst und hatte Angst von dem, was aus mir geworden ist. Hätten mich die Kinder damals nur nicht so behandelt, so wäre das alles nie passiert!
Jetzt stehe ich vor der Straße. Es ist rot. Soll ich auf die offene Straße laufen, und mich überfahren lassen, bevor ich noch mehr Schaden anrichte? Das Mädchen, dass jemanden umgebracht hat, bin nicht mehr ich! Nein, das bin ich nicht. Ich bin schon längst tot. Und das was von mir übrig geblieben ist, ist ein Teufel. Ich werde auf die Straße laufen.